Sinn und Unsinn von Footprints

  • Moin!

    Eine mangelhafte Funktion in ein Produkt zu integrieren, das langfristig nur funktioniert, wenn man zusätzlich ein Verschleiß-Produkt verwendet, klingt für mich nicht nach einem vertrauenswürdigen Konzept, sondern eher nach geplanter Obsoleszenz.
    Anders gesagt: Einen Boden für den Boden mitzunehmen, grenzt für mich schon an Absurdität. Ganz zu schweigen davon, dass es beim Ultraleicht-Konzept ja unter anderem um das Weglassen geht.
    Richtig seltsam wird es für mich, wenn bei einem sogenannten „Ultraleicht-Zelt“ das Gesamtgewicht mit Footprint höher liegt als mit einem normalen Boden.

    Dass es heute angeblich nicht möglich sein soll, funktionstüchtige Zeltböden mit moderatem Gewicht herzustellen, halte ich, gelinde gesagt, für zweifelhaft. Hier geht es wahrscheinlich wieder einmal darum, ein Marketingchefrechtes „Gesamtgewicht“ zu präsentieren, das sich im Ultraleicht-Segment gut verkaufen lässt.

    Die Begründung, dass es sogar besser sei, eine zusätzliche Plane unterzulegen, um den Boden vor Verschleiß zu schützen und damit den teuren Austausch zu vermeiden, klingt auf den ersten Blick vernünftig. Aber warum muss ich einen leichten, aber „defekten“ Boden überhaupt austauschen?

    Oh, ein Loch!
    Bei den meisten Materialien lässt sich so etwas mit relativ wenig Aufwand selbst reparieren. (Es soll sogar Outdoor-Foren geben, die dafür Anleitungen bieten.)
    Doch ich bin jetzt mal ganz verrückt und warte erst einmal ab, wie das Loch meinen Komfort beeinträchtigt:
    Ich lege mich auf eine feuchte Wiese – es passiert nichts. Es schüttet aus Eimern, und alles ist im Dauerregen komplett nass. Wähle ich einen Schlafplatz in einer Senke?
    Sticht mir dummerweise eine Tannennadel genau durch das Loch in meine Luftmatte?

    Mir fallen beim besten Willen keine Szenarien ein, die zu einer Katastrophe führen.

    Um in der Denkweise des „sinnvollen“ Footprints zu bleiben: Wäre es dann nicht am besten, auf einen fest eingebauten Boden ganz zu verzichten? Damit wären die Austauschbarkeit und das geringe Gewicht gewährleistet. Oder mache ich hier einen Denkfehler?

    VG. -wilbo-

  • Hinsichtlich Deiner Gewichtskritik stimme ich Dir voll zu, allerdings benutze ich ein Footprint nicht nur zum Schutz des Zeltbodens vor bösem Untergrund, sondern auch schlichtweg als Schmutzsperre.

    Ein sauberer Zeltboden (auch von unten) reduziert den Siff-Faktor beim Verpacken erheblich und steigert dadurch die Langlebigkeit. ;) Ich kann mir nichts Nervigeres vorstellen, als Sandkörner, die bei jedem Verpacken auf dem Zeltstoff reiben.

    Zudem finde ich es schöner, meine Ausrüstung in der Apside nicht im Dreck verteilen zu müssen, sondern eine saubere Unterlage dafür zu haben.

    Um in der Denkweise des „sinnvollen“ Footprints zu bleiben: Wäre es dann nicht am besten, auf einen fest eingebauten Boden ganz zu verzichten? Damit wären die Austauschbarkeit und das geringe Gewicht gewährleistet. Oder mache ich hier einen Denkfehler?

    Fände ich sehr spannend! ;)

  • Ein sauberer Zeltboden (auch von unten) reduziert den Siff-Faktor beim Verpacken erheblich und steigert dadurch die Langlebigkeit.

    Ich klappe den verschmutzten Boden einfach, »Dreck auf Dreck« zusammen und verpacke das inner ganz normal. Inwieweit dies jetzt die Lebenszeit meines Bodens verkürzt, wage ich nicht zu beurteilen. ;)

    VG. -wilbo-

  • Habe auf der OutDoor mal mit Anna(?) Hilleberg über das Thema gesprochen. Die meinte lachend, dass die Footprints nur für deutsche Kunden herstellen. Sonst hätte niemand so ein Sicherheitsbedürfnis! ^^


    Wäre es dann nicht am besten, auf einen fest eingebauten Boden ganz zu verzichten? Damit wären die Austauschbarkeit und das geringe Gewicht gewährleistet.

    Habe ich gemacht. Eigentlich um den Boden modular zu gestalten und je nach Untergrund unterschiedliche mitnehmen zu können. Tatsächlich habe aber nie irgendwas getauscht, weil selbst leichte Zeltböden nie richtig kaputt gehen. Mache ich nicht wieder.

    Also ja: Footprints = Unsinn!

    mfg
    der Ray

  • Eine Begründung fehlt hier,meiner Meinung nach, noch. Ich lege den verbleibenden Boden vor dem eigentlichen Innenzelt bei meinem F6-Tipi immer mit einem Footprint aus , um den Kondens zu reduzieren. Angenehmer Nebeneffekt ist die saubere Ablagefläche für das übliche Geraffel. Zwar kein echter Footprint, da er ja nicht unter den Innenzeltboden greift, aber schon zusätzliches Gewicht, daß ich aus Komfortgründen in Kauf nehme.

  • Wäre es dann nicht am besten, auf einen fest eingebauten Boden ganz zu verzichten?

    Dann wäre man ja auch in der Lage, den "Boden" zu minimieren:

        

    Nur Liegefläche, noch leichter. Das abgebildete Aricxi-Tarptent lässt sich ja auch geschlossen aufbauen, ist also quasi ein Zelt (nebenbei: mit allen Leinen, 6 Heringen, zwei(!) Karabinern, Packbeutel und groundsheet - 491g)

    Muss aber gestehen, beim Zelt halte ich das genauso wie Trinolho . Schnutzschutz. Dann muss ich nicht lehmigen Schmierakel zu Hause vom Zeltboden abkratzen, sondern kann das Zelt gleich auf den Trockenboden hàngen. Das groundsheet wird dann einfach abgewaschen. 🙄 Ist v.a bei Treffen bequemer - mein Zelt wiegt da eh 2,9 kg, da kommt's auf 95 g Ikea-Folie auch nicht mehr an 😁

    Ich lege den verbleibenden Boden vor dem eigentlichen Innenzelt [•••]

    immer mit einem Footprint aus ,

    Dazu nehme ich meinen Regenrock, so einen Wickelrock. Wenn's regnet, muss der eh draußen bleiben und wird mit der nassen Seite nach unten zum groundsheet. Bei gutem Wetter kann der da ja einfach so rumliegen. Ich hab allerdings auch kein Gepäck dort platziert, das ist im Zelt. Höchstens Wasserflasche und Kocher stehen da, die kann ich schnell "umpacken".

  • Obwohl ich wilbo s Argument einsehe, schleppe ich meist ein schmales Stück Tyvek mit.

    Das vewende ich einfach um bei Pausen darauf rumzuliegen, oder je nachdem auch zum Draufknien vor dem Zelt o.ä. wenn der Boden nass ist.

    Da ich es dann eh mit dabeihabe, schiebe ich es normalerweise nachts unter den Liegebereich und habe so einen Schutz gegen Verschmutzung, und der Zeltboden ist dann meist auch trockener beim Einpacken. Somit mache ich am Ende genau das, was ich eigentlich unnötig finde ;)

  • Habe auf der OutDoor mal mit Anna(?) Hilleberg über das Thema gesprochen.

    Ich glaube, das war Petra. ;)

    Schnutzschutz. Dann muss ich nicht lehmigen Schmierakel zu Hause vom Zeltboden abkratzen, sondern kann das Zelt gleich auf den Trockenboden hàngen. Das groundsheet wird dann einfach abgewaschen.

    Das erinnert mich an ein Kunstprojekt aus Studienzeiten.
    Da wurde uns eine alte, leicht verfallene Brotfabrik für ein Semester zum freien Arbeiten zur Verfügung gestellt. Es sollte dort eine künstlerische Arbeit entstehen, die im Zusammenhang mit diesem Ort stand.

    Das Erste, was fast alle Künstler(innen) ;) gemacht haben, war putzen!

    VG. -wilbo-

  • Ist der Pabst katholisch? Es gibt Zelte ohne Boden oder bloss mit einem Mückennetz am Rand.

    Dann spielt es immer eine Rolle, wohin die Wege mich führen. Ev. will ich Cowboycampen, in der Wüste. Das ist dort, wo man am Morgen ein mehliges Gefühl im Mund hat und es zwischen den Zähnen unangenehm knirscht. Asthmatiker:innen sind mit einem Inhalator dort gut bedient.

    Mein Zelt habe ich ohnehin schon abgeschrieben, für ca. 6000 Meilen benötige ich ohnehin mehrere. Das Argument mit dem Sicherheitsbedürfnis fällt somit flach, aber ich will mich trotzdem nicht ganz direkt in den Sand legen und auch nicht auf mein Zelt.

    Ich frage mich halt, wie lange die Anhänger der reinen Lehre hier schon mal am Stück unterwegs waren. Ein Stück Tyvek kann man in einer Dusche, Badewanne oder falls vorhanden mit einem Gartenschlauch innert nützlicher Frist (d.h. unter 5 Minuten) sauber reinigen. Ein leichtes Zelt würde dabei viel zu nass (ja, es gibt schon mal 2 Wochen Regen am Stück und der Innenraum des Zeltes soll halt trocken bleiben).

    Ich bin daher ebenfalls grosser Anhänger der "Footprints for Hygiene" Bewegung. Es gibt in unseren Wäldern hier wirklich unangenehmer Dreck und Harz von den Bäumen. Das klebt grauenhaft und muss richtiggehend abgeschabt werden. Natürlich kann man DCF Patchen, das ist aber auch Arbeit und meist entsteht ein Loch genau dann, wann man es am wenigsten gebrauchen kann. Dann führe ich kein Sitpad mit (es gibt offenbar "ULer:innen" hier, die tragen Kocher, Pfannen, Gas, Campschuhe, beeindruckende Messer etc. mit). Tyvek kann ich einfach auffalten und z.B. auf einen Baumstamm knallen.

  • Für mich ist es auch Verschleiss auf was anderes verschieben : Wenn ich einen leicht konstruierten Zeltboden mit Bodenplane nutze, kann ich die Tyvek/Polycro austauschen, während der Zeltboden heile bleibt, und spare mir das einnhähen des neuen Zeltbodens, was ja um einiges friemileger ist.


    Bei mir hat bis jetzt immer der Zeltboden als erstes versagt (entweder die Beschichtung, oder irgendwas hat doch gerissen weil ich einen spitzen Stein nicht gesehen habe..., das Mückennetz war soweit immer noch in Ordnung (mit ein paar Reparaturen).

  • Ich mag Bodenplanen einfach. Ob Polycro, Tyvek oder Original, bzw. DIY.

    Die Bodenplane kann ich auch mal zu Hause lassen, den dicken Zeltboden nicht. Ich kann also gemäß der Bedingungen wählen.

    Zudem hat das Zelt bei mir hohe Priorität. Ich will mir nicht den ganzen Tag Gedanken machen, ob ich den geeigneten Aufstellplatz finde. Da muss Zelt und Boden dann ggf. etwas mehr aushalten können.

    Vermutlich bin ich da zu konservativ. Selbst der Austausch eines Zeltbodens sollte kein Vermögen kosten, wenn man es nicht gleich selbst erledigen kann. Ich denke das ist auch eine Sache der Einstellung. Sieht man die Ausrüstung als Verbrauchs- und Verschleißmaterial oder passt man ein wenig drauf auf.

    Ganz nebenbei kann ich mir vorstellen das man sich mit einem weissen Tyvek auch mal gut sichtbar machen kann, z. B. wenn man Hilfe braucht. Speziell wenn man eher "stealthy" unterwegs ist.

    Wenn ich das Innenzelt herausnehme oder bei Seite schiebe, kann ich auf der Bodenplane schon mal "sauber" arbeiten und auch Kochen. Im Innenzelt würde ich eher nicht den Kocher anwerfen.

    Die "Bodenplane" kann ja auch der Poncho sein oder der Regenrock oder was man sonst eh dabei hat und irgendwie unters Zelt passt.

    Ich hab meist einen "Footprint" dabei.

  • Ich bin eindeutig nicht Team kein-fest-eingenähter-Boden - will in der Nacht weder mit Spinnen, Zecken noch anderem Viechzeuch kuscheln. Da pack ich lieber meine fears.

    Ich bin auch nicht Team Polycro - das überlebt bei mir keine 2 bzw. 4 Wochen.

    Ich bin Team Tyvek-Unterlage

    - aus Faulheit: kommt, wenn komplett verdreckt, nach mir in die Badewanne oder auch schon mal in die Waschmaschine, und das ist weniger kompliziert als das ganze Zelt,

    - aus Geiz: Ich behaupte, die Zelte halten länger,

    - aus Gründen des Dual-use: dient auch als Regenrock, als Hitch-Hilfe mit Aufschrift Hiker to trail / hiker to town, als Sitzunterlage, als Tagsüber-chill-Unterlage (weniger wg. Dreck als wg. Zecken und frischem Harz)

    - aus Nostalgie - ich nutze diesen Footprint seit 2019.:saint:

    "Nichts leichter als das", antwortete Frederick. "Komm mit!"

  • frischem Harz)

    - aus Nostalgie - ich nutze diesen Footprint seit 2019. :saint:

    Ich glaub meiner hatte dieses Jahr runden Geburtstag, ungefähr seit 2014, mich beeindruckt immer wieder wie lange so ein Tyvek Lumpen hält.

    Meins ist so eine Semilösung, der Tyveklappen ist gerade etwas größer als eine Neoair in L, beim Cowboy-Camping oder in Schutzhütten unter die Matte, unterm Zelt schützt er ggf. zumindest den mittleren, meist belasteten Bereich.

  • Käme nie auf die Idee nen Footprint mitzunehmen. Habe auch keine Löcher in den Zelten.

    Ich verwende keinen Footprint unter dem Zelt oder Tarp.

    Habe allerdings einen Tyvek-Footprint dabei. Wann immer das Wetter es zulässt, benutze ich den Footprint als Unterlage zum Cowboy-Camping und auf dem Fußboden von Schutzhütten und Unterständen.

  • Zudem finde ich es schöner, meine Ausrüstung in der Apside nicht im Dreck verteilen zu müssen, sondern eine saubere Unterlage dafür zu haben.

    Naja, dreckige Schuhe auf eine saubere Unterlage zu stellen, ist jetzt nicht besonders sinnvoll.

    Bei meinem Zelt ist ne Unterlage dabei, die wie der Zeltboden aus 20D Silnylon besteht. Da ich die sowie so nicht nutzen würde, habe ich sie mal auf verschiedenen Untergründen gequält um zu sehen, was sie ab kann. Enttäuschendes Ergebnis: man hat der Unterlage die ruppinge Behandlung nicht mal angesehen. Bind echt erstaunt, was solch ein dünnes "Fuddelzeuch" alles verkraftet.

  • Ich oute mich. Aus Team Polycryo wurde Team Tyvek wurde Team Groundsheet.

    In erster Linie auch wegen dem Siff und Schmutz. Ich bin der Typ "baby your gear", Schutz ist eher nachrangig. Zweitens dient das Groundsheet als allgemeine Unterlage, zB beim Cowboycamp/Biwak oder mal in der Pause um nicht im Schmutz liegen zu müssen.

    Polycryo war mir zu nervig. Das leichteste Lüftchen verbläst das Zeugs. Nass ist es ein versifftes etwas und dazu nicht wirklich langlebig. Tyvek mag ich eigentlich da zuschneidbar und beabeitbar. Ist aber nich wirklich dicht, recht schwer und schlechtes Packmaß. Das original Groundsheet meines X-Mids hab ich deswegen, da es leichter ist als Tyvek, kompakter ist und meine Anforderungen (siehe oben) erfüllt.

    Und natürlich wird es ins Baseweight einkalkuliert. Fühle mich dadurch nicht getäuscht oder belogen. Ich habe es ja selbst in der Hand mit oder ohne loszuziehen.

    Übrigens habe ich für mich die Erfahrung gemacht auf gewissen Touren ohnehin nicht mehr ohne Bathtub unterwegs zu sein. Tyvek, Polycryo und andere flache Unterlagen sind mir in gewissen Situationen zu wenig Schutz. Erlebnisse bei starken Niederschlägen, welcher flache Unterlagen unter/überströmt oder durch undichtes Tyvek durchtritt und ich dann mit Torso Isomatte und Daunenquilt im Nassen liege haben mich dazu bewogen die paar Gramm mehr für ein leichtes Bathtub mitzunehmen, wenn ich denn nur mit Tarp/Mid unterwegs bin. Das kommt zwar nicht regelmäßig vor, wenn dann bin ich aber kein großer Freund davon. Und nein, die Spots waren meist gut gewählt, manchmal schüttet es eben so stark, da kann man nix machen.

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