Kauf dich glücklich oder die Hedonistische Tretmühle

  • Um dem Black Friday Wahnsinn zu entkommen, frage ich mich:

    ▪ Wird die Verwendung dieser Ausrüstung meine Zeit im Freien erheblich verlängern oder mein Vergnügen erhöhen, während ich draußen bin?
    ▪ Wie oft werde ich das neue Teil im Jahr verwenden? Wie oft in den nächsten 5 Jahren?
    ▪ Hilft es mir, Dinge zu tun, die ich jetzt nicht tun kann?
    ▪ Ersetzt es etwas, das kaputt ist oder nicht meinen Anforderungen entspricht?
    ▪ Wie oft tritt dieses Problem auf?
    ▪ Kann ich das Problem mit einer Reparatur, Änderung oder Umstellung der Verwendung selber beheben?
    ▪ Ist das Problem lebensbedrohlich, unangenehm oder nur ärgerlich?
    ▪ Brauche ich wirklich das Beste oder Teuerste? Was wäre eine gute zweite Wahl?
    ▪ Kann ich mir das leisten?
    ▪ Wenn ich das kaufe, was kaufe ich stattdessen nicht, wie ein oder drei weitere Reisen?

    VG. -wilbo-

  • wilbo s Liste kann doch eigentlich das ganze Jahr über Anwendung finden!

    Ich muß derzeit sehr aufpassen, mein Kaufverhalten im Griff zu halten, daher danke für die Erinnerung!

    Ich habe festgestellt, dass ich umso mehr Zeug kaufe, dass ich nicht brauche, je weniger ich aktiv bin. Egal ob aktiv im sportlichen / outdoormäßigen Sinn oder im "geistigen" Sinn, also ob ich ein Bastel Projekt austüftel oder eine Fortbildung für Kollegen vorbereite o.ä.

    Eine andere "Konsumbremse" war für mich immer wieder auch die "umgekehrte 4%-Regel" aus der FIRE Community. Die 4% Regel besagt, dass man etwa 4% aus dem Depot entnehmen kann, um dauerhaft davon zu leben. Mit einem relativ begrenzten Risiko über einen 30-Jahreszeitraum pleite zu gehen. Ein Depot-Wert von z.B. 300.000 Euro bedeuten also monatliche Einnahmen von 1000 Euro (300.000x4%=12.000 Euro/Jahr).

    Umgekehrt bedeutet das dann: jede 300 Euro, die ich heute ausgebe, einen Einnahmeverlust von 1 Euro/Monat. Also ein Kredit an mich selbst bis an mein Lebensende ;)

    Möglicherweise ist die 4% Regel etwas zu optimistisch aber die Grundidee bleibt trotzdem erhalten. Man kann das ja durchrechnen und vielleicht liegt das dann für die weniger Risiko-affinen Menschen halt bei 3,25%...

  • Ich überlege meist auch noch, was vom Alten für das Neue rausfliegt. Ich mag das Anhäufen nicht.

    Und es hilft mir ein paar Tage zu warten, ehe man kauft. Bis dahin sind die ersten Kaufrausch-"Highs" abgebaut.

  • Beitrag von mars_hikes (26. November 2024 um 17:47)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (26. November 2024 um 19:13).
  • Ich habe mir für das ganze Draußenzeug auf einer Wunschzettelseite einen Wunschzettel angelegt und da landet alles drauf, was mir online und offline interessant vorkommt.
    Also ganz egal, ob ich ich Netz etwas entdecke oder in irgendwelchen Läden, alles kommt erstmal auf den Zettel. Inklusive Link zum Shop.
    Den Wunschzettel halte ich im Blick, heißt: ich schaue zwischendurch immer mal wieder darauf.
    Und dann gehe ich danach, woran ich am häufigsten hängenbleibe, wo ich immer wieder über einen Kauf nachdenke.
    Das dürften dann wohl die dringensten Wünsche sein.
    So lässt sich recht gut herausfiltern, was als nächster Kauf anstehen könnte.
    Die Fragen oben sind dabei natürlich auch immer irgendwie im Kopf, aber "abklappern" tu ich sie nicht bewusst.

    So habe ich auch den Black Friday ohne größeres Shopping überstanden, denn von meinem Wunschzettel war so gut wie nichts in der Aktion und wenn, dann mit lachhaften Reduzierungen. eine Stirnlampe habe ich mir zugelegt um meinen Klopper zu ersetzen. Die Empfehlung stammte aus einem Magazin und der Preis was eh nicht so hoch.

  • Ich habe gestern meinen Beitrag zu Decathlon wieder gelöscht, muss aber heute trotzdem nachtreten.

    Ich weiss natürlich, dass einige hier Decathlon schätzen und manche Artikel sind in der Tat besser als das Original oder es gibt keinen Grund, 400 Euro in eine Goretex Jacke zu versenken, wenn jene vom Decathlon ohne Goretex und für 50 Euro die Anforderungen wesentlich besser erfüllt (nämlich über Monate ununterbrochen wasserdicht zu sein). Es gibt offensichtlich auch Schuhe bei Decathlon, die wesentlich wirtschaftlicher sind, als die ewigen Hokas oder Topos.

    Mit einem Rucksack für 2 Franken zu locken, ist trotzdem nicht in Ordnung (Decathlon macht das gerade in der Schweiz).

    Es gibt halt wirklich Menschen, die kaufen sich gleich 3 davon. Einer landet dann im Müll und Decathlon will die Menschen damit auf ihre Webseite oder in die Läden locken. Dort finden sich dann weitere Artikel, die 50 % günstiger sind.

    Am Schluss kauft man sich viele Dinge, die man nicht braucht. Schon hat man Fast Fashion im Outdoorbereich.

    Es ist so günstig, dass man plötzlich den Schrank voller Dinge hat, von denen man gar nicht mehr weiss, dass man sie besitzt. Schon türmen sich die Müllberge und je mehr man hat, desto nachlässiger behandelt man sein Zeug. Der Fleck geht bei 40 Grad nicht beim ersten Mal vollständig weg? Ab in den Müll, ich habe die Hose schliesslich 5 x.

    Dann kommt aber auch schon bald wieder irgendein:e supertolle:r Influencerkasper:in auf YT und sagt, weshalb das neue Model viel besser ist. Stimmt, die alten kriegen immer irgendwo Löcher auf Tour, also los, bald habe ich auch 3 x die neue - usw.

    Das ist dann wirklich das Gegenteil von LNT. Da nützt es dann auch nicht viel, wenn man seinen Müll nicht gleich im Wald auf den Boden schmeisst.

  • mars_hikes Ich bin ein wenig neugierig. Wer ist denn dieser “man”? Ist das mehr eine Ich-Botschaft, hast du jmd im Kopf, oder ist das mehr Abrechnung mit “den Anderen” (tm)?

    Dein Text liest sich gleichzeitig allgemein und seltsam konkret. ;)

    UL wobei das L auch für Luxus stehen kann 😅

  • Dein Text liest sich gleichzeitig allgemein und seltsam konkret. ;)

    Ich war schon mehrmals hier in Zürich im Decathlon, gekauft habe ich trotzdem gar nix. Auch an Schwarzen Freitagen kaufe ich gar nix und auch nicht, wenn irgendwelche Marken oder Cottages ihr Zeug verscherbeln.

    Ich habe nur langlebiges Zeug, dass ich jahrelang nutze, ausser es gibt vorher den Geist auf, z.B. Zelte und Rucksäcke - halten halt unter 5000 Meilen, es gibt eigentlich nichts, was ich dagegen tun kann. Vielleicht weniger wandern, was ich gerade tue ;( Aber ich habe einen Plan :*

  • Ich finde die Langlebigkeit ist genau der Zielkonflikt bei UL

    Sehe ich gar nicht so. Natürlich zielen einige Cottages in die Richtung, aber das ist nicht Zwangsläufig der Fall. Beim Ultraleicht Trekking spart man ja hauptsächlich Gewicht durch Weglassen. Zum Beispiel ist mein Granite Gear Virga 2 aus exakt den selben Materialien, wie die alte ACT-Reihe von Deuter. Der Virga hat aber nur 1/3 bis 1/4 des Gewichtes, weil ganz viele Teile einfach weggelassen wurden, wie das Tragesystem, massive Polsterung, Deckelfach, Schlafsackfack, Reißverschlüsse, Futter, ...

    Hab auch Teile von Decathlon, die schon ~10 Jahre und etliche hundert Kilometer halten, wie die leichte Runningshorts (~60g?), die einfach keine Taschen, keine Innenhose und auch sonst keinen Schnickschnack hat.

    mfg
    der Ray

  • Falls sich dein Beitrag mars_hikes auf meinen Beitrag im Decathlon-Schuhe-Thread bezog, möchte ich hierauf gerne antworten, auch wenn ich nicht denke, dass ich mich hier rechtfertigen muss.

    Ja, ich habe besagten Schuh zweimal. Das liegt daran, dass eines meiner Hobbys meine zwei Ponys involviert, und da sehen Schuhe nach kurzer Zeit eben aus wie Sau (oder Pony) und ich bin echt zu faul, die jedes Mal wieder in einen zivilisationsfähigen Zustand zu versetzen. Daher habe ich den Schuh noch einmal in einer neueren Version. Wenn die alten, die mittlerweile mindestens 4 Jahre auf dem Buckel haben (und wahrscheinlich noch mindestens ein weiteres durchhalten) das Zeitliche segnen, dann rückt das aktuelle "gute" Exemplar nach und für "gut" gibt's dann ein neues. Kaufe ich dadurch mehr Schuhe, als wenn ich nur ein Paar hätte oder haben sie dadurch eine geringere Einsatzdauer? Ich denke nein, wahrscheinlich ist sogar das Gegenteil der Fall.

    Behandle ich meine Decathlon Schuhe anders als andere, nur weil sie günstiger waren? Nein. Für mich sind die 100 Euro tatsächlichen viel Geld.

    Und ja, ich habe auch noch die wasserdichte Version, aber die tatsächlich nur einmal. Die hält jetzt auch mindestens 4 Jahre (ich vermute eher 6).

  • Sehe ich gar nicht so.

    Das kann man so sehen, wenn das Base Weight das hauptsächliche Kriterium ist. Absolut richtig.

    Allerdings geht es mmn eher um Wert darauf zu legen, die leichteste und geringste Menge an Ausrüstung zu tragen, um sein Tourenziel zu erreichen.

    Und das leichteste sind dann eben nicht die typischen max 5 (4,5) UL kg , sondern auch Mal weniger, je nach Tour. Und das leichteste hat auch nun einmal eine sehr begrenzte Lebenszeit.

    Und ja, die Nutzungsart hat einen großen Anteil an der Haltbarkeit.

    Skills are cheap - Passion is priceless

  • Ich finde die Langlebigkeit ist genau der Zielkonflikt bei UL

    Das ist ein Problem. Aber was soll ich machen? Ich habe Menschen getroffen, die mit nem Hilleberg Enan den CDT gewandert sind. Der Rest der Ausrüstung war entsprechend. Gewicht war etwa dreimal, was ich getragen habe.

    Was immer noch leicht ist, verglichen zu früher. Da hatte man im Winter auf dem AT mal eben 65 Pfund auf dem Rücken. Es gibt eine Mary Badass (bekannt aus Backpacker Radio), die wandert heute noch und hat dies eben früher (1982) so gemacht (halbes Körpergewicht zusätzlich). Entsprechend sind jetzt ihre Gelenke. Ich bin sehr glücklich über den Umstand, dass ich das nie so machen musste und quasi die Gnade der späten Geburt mir eben leichtes Zeug zur Verfügung stellt. Dinge wie die Uberlite sind zum Glück selten aber es gibt schon Bekleidung mit der Reissfestigkeit von Papier.

    Und es gibt noch sehr viel Potential zur Abfallvermeidung. Man denke nur an Schuhe: Es wäre kein Problem, diese modular zu gestalten, so dass man die Dinge austauschen könnte, die kaputt sind oder man könnte den Oberschuh je nach Witterung tauschen etc. Die Entwicklung von dauerhafteren Zelten mittels Ultra TNT kommt offenbar auch nicht richtig vorwärts. Bislang gibt es dass nur in schwereren Zelten.

  • Falls sich dein Beitrag mars_hikes auf meinen Beitrag im Decathlon-Schuhe-Thread bezog, möchte ich hierauf gerne antworten, auch wenn ich nicht denke, dass ich mich hier rechtfertigen muss.

    Du musst dich überhaupt nicht rechtfertigen, im Gegenteil. Auf der CYTC hielten meine Schuhe nicht mal einen Monat lang. Zwar konnte ich die jeweils mit gutem Gewissen in die Tonne schmeissen, aber die Menge an Abfall, der dadurch entstand war wirklich ein grosses Problem und entsprechend habe ich halt auch nach gekauft. Hoka, Topo, Altra, Salomon, Brooks und was es sonst noch so an sehr tollem Mist gibt. Und ja, da stehe ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor...

  • Ich finde die Langlebigkeit ist genau der Zielkonflikt bei UL

    Ich schätze, der scheinbare Gegensatz von Langlebigkeit und Leichtigkeit ist ein hausgemachtes Problem.
    Die meisten ul-Wanderer sind Solo unterwegs oder haben sich so ausgestattet, dass sie völlig autark sein können.
    Teilt man sich innerhalb einer kleinen Gruppe bestimmte Dinge, kann man selbst mit einem Baumwoll-Feuerzelt, rustikaler Kleidung und langlebigen Schuhen unterwegs sein.

    Die eigentliche Frage ist, an welcher Stelle ist man bereit Kompromisse einzugehen.

    VG. -wilbo-

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