Rucksäcke ohne Hüftgurte tragen

  • Finde es auch interessant, immer mal wieder zu hinterfragen „Brauche ich das wirklich“?

    Bin aber auch ganz klar pro Hüftgurt. Um auf die konkrete Frage zu antworten, meine Gewichtsgrenze ist da schon jenseits der Tageswanderung mit klassischem Daypack, und selbst da nutze ich einen „Taillengurt“ (meine Daypacks sind kürzer und kleiner). Ich denke, so bei 5 bis max 6kg läge da schon meine Schmerzgrenze.

    Für mich ist das immer sooo ein „Aaaah!-Moment“, wenn ich den Trekkingrucksack aufsetze und diesen dann auf die Hüften „abstelle“. Für mich ist ein Kilo RS-Gewicht auf der Hüfte wie 3kg auf den Schultern. Und ich betreibe Krafttraining und habe ein für eine Frau sicher überdurchschnittliches „V“. Trotzdem nervt mich Gewicht auf den Schultern sehr schnell total, da bekomme ich Kopfschmerzen und schlechte Laune von.

    Ich frage mich gerade, ob wir Frauen vielleicht sogar von Mutter Natur / Evolution her noch etwas prädestinierter sind, Gewicht auf den Hüften abzusetzen. ;) Ich bin auch ein Fan von Hüfttragetaschen. Was immer ich mir um die Hüfte gürte, stört mich rein gar nicht in meinen Bewegungsabläufen, wirklich null.

    Finde allerdings, dass man oft suboptimal (diplomatisch ausgedrückt) sitzende Hüftgurte sieht. Sehr oft finde *ich* sie zu hoch. Muss halt auch passen und korrekt eingestellt sein.

    Also, Fazit für mich - Hüftgurt weglassen, kein win.

  • Na da bist Du mit Deiner angenommenen Gewichtsgrenze doch ziemlich nah an dem Bereich, den die, die ohne unterwegs sind, auch als Grenze angeben - das ist ja erst mal kein Widerspruch.

    Probier es doch mal konkret mit bewusst dem Gewicht aus, dann weißt Du, wo die Grenze tatsächlich liegt - und wie viel darüber für wie lange in Ordnung geht. Da sind wir nicht weit auseinander. :thumbup:


    Dass es dann irgendwann darüber hinaus keine Option mehr ist, ist ja klar, auch ohne Dein sonst übliches Rucksackgewicht zu kennen - und darum ging es ja auch gar nicht.

    "Not all those who wander are lost"

    Einmal editiert, zuletzt von questor | hangloose (8. Oktober 2024 um 11:33)

  • Naja, „ausprobiert“ habe ich das insofern schon verschiedentlich, als man mit einem Tagesrucksack unterhalb der genannten Gewichtsgrenze einfach immer mal vergessen oder versäumt hat, den Hüftgurt wieder zu schliessen (Klassiker: Rucksack abnehmen, auf Karte schauen, denken, ach, da vorne ist es gleich, da mache ich dann in Ruhe Pause - Rucksack nur noch ohne Hüftgurt „überwerfen“, dann ist‘s aber doch noch weiter…) . Mir wird das dann ausnahmslos bald bewusst, weil es mich stört, und ich schließe den unteren Gurt wieder und empfinde dabei Erleichterung.

    Hat für mich auch zusätzlich mit dem festen Sitz und dem Vermeiden von Pendeln / Schwingen zu tun, ich habe den Rucksack am liebsten „wie ein Körperteil angewachsen“ - nicht nur bei Kletterpartien.

    Was ich aber wirklich gerade denke: Vielleicht wissen Männer mit ihrer in der Regel ja sehr geraden Hüfte, an der eh alles runterrutscht ;) , gar nicht, was das für ein Komfortgewinn sein kann, auf einer weiblichen, in den Schaufeln ja leicht „ausrotierten“ Hüfte abzustellen! Meine ich ernst. Ich lese immer mal wieder was von rutschenden Hüftgurten, kommt bei mir einfach nicht vor. Natürlich muss man dann eng schnüren, und natürlich ergibt sich eine ganz andere Beeinträchtigung des Fortbewegungsvorganges, wie oben von Dir geschildert. Bei mir sitzt ein passender Hüftgurt so, dass ich da in keiner Weise gegenarbeiten muss.

  • Nochmal für alle, die hier pro Hüftgurt argumentieren:

    Das ist hier ein Ultraleicht Trekking Forum!

    Es geht hier um Frage , ob es nicht eine Option ist, ohne Jüftgurt zu Wandern.

    Es ist nicht verwerflich, einen Hüftgurt zu verwenden. Ab einem gewissen Gewicht benutze ich das auch.

    Aber darum geht es hier nicht!

    Es geht ja auch nicht wirklich darum, einen Rucki, der auf Hüftgurtlänge, d.h. relativ weit nach unten, Richtung Hintern, gebaut ist, mit offenem Gurt zu laufen, sondern um solche Rucksäcke, wie dem Huckepacks Packl, die viel kürzer sind. Dadurch verhalten sie sicham Rücken völlig anders, als andere.

    UL hat etwas mit Ausprobieren zu tun!

    Hinterfragen von lieb gewonnenen Gewohnheiten!

    Und nicht zuletzt damit, Dinge weg zu lassen!

    Give it a try!

  • Ich hab, was das Thema Hüftgurt angeht, einen etwas anderen Ansatz als die meisten hier, scheint mir.

    Mich hat schon früh genervt, dass der Hüftgurt meiner Ruckis mit dem Gurt meiner Bauchtasche kollidiert. Und eine extra Bauchtasche hab ich einfach zu gerne, um da mein Telefon, meinen Geldbeutel (wenn der Rucki mal verloren geht oder geklaut wird, hab ich den noch, um zur Not nach Hause zu kommen) und Snacks zu verstauen.

    Deswegen hab ich den Hüftgurt am Rucksack weg gemacht. Ich trage daher am Anfang, sowohl der Tour (wenn der Rucki schwer ist) als auch des Tages (wenn die Schultern noch fit sind) den Rucksack anfangs nur auf den Schultern. Wenn die Schultern dann anfangen zu schmerzen oder, so ging es mir am Wochenende erst wieder, der Nacken anfängt zu schmerzen, weil er wegen dem leichten Schultern hochziehen verspannt, dann mache ich meinen Rucksack über zwei Schnallen (Annex Schnallen von Extremtextil... klick) während des Gehens am Hüftgurt der Bauchtasche fest. Damit entlaste ich zeitweise die Schultern. Wenn ich dann den Rucksack zwischendurch bei Pausen oder so abnehme, mache ich die Schnallen auf. Beim wieder aufsetzen überlege ich dann, ob ich ihn wieder festmache- je nachdem, wie ich mich fühle. So spiele ich immer, je nach Bedarf, mit den beiden verschiedenen Trageweisen.

    Das geht, weil bei meinem Huckepacks der Hüftgurt abmontiert werden kann, und dann dort so ein Stummel Hüftgurtband übrig bleibt, bei dem ich die Steckschnalle anbringen kann. Und die Hüfttasche von Huckepacks so modifiziert werden kann, dass der Hüftgurt der Tasche durchläuft (danke für den Tipp HUCKEPACKS ).

    Aber prinzipiell wäre bei mir auf Dauer ein Tragen des Rucksacks ohne Hüftgurt das Ziel. Ich finde nämlich auch das Gehen ohne Hüftgurt angenehmer. Dafür sind aber meine Schultermuskeln wohl nicht trainiert genug bzw. ich verkrampfe dabei (unnötig?) die Schultern.

    Hike light, das Leben ist schwer genug!

  • Ich muss Micha in allen Punkten zustimmen. Am meisten stört mich, dass die gegenläufige Bewegung von Schulter und Hüfte behindert wird.

    Und warum hat mein großer Rucksack dann trotzdem einen Hüftgurt? Weil ich den das Gewicht einfach gerne nah und fest am Rücken trage. Für mich ist es ein großer Komfortgewinn, wenn sich der Rucksack anfühlt, wie ein fester Bestandteil meines Körpers und nicht wie ein am Körper baumelndes Stück Gepäck. Hüftgurt und Loadlifter helfen dabei ungemein. Der Hüftgurt (2x 25mm Gurtband) ist nur mittig am Rucksack angenäht, wodurch sich ein Drehpunkt bildet, um den sich der Rucksack mit der Bewegung der Schultern dreht, ohne der Bewegung der Hüfte entgegen zu wirken.

    mfg

    der Ray

  • Damit ist natürlich das pack weight insgesamt gemeint, nicht nur das Tragegefäß.

    Sicher? Ich lese das auch wiederholt völlig anders. Deswegen will ich auf den Rest mit allerlei Vorwurf rhetorischer Stilmittel bis hin zur Infragestellung meiner Expertise gar nicht eingehen.

    Mein Kernpunkt ist: Lohnt sich ein Hüftgurt, oder nicht? (Andersrum: Lohnt es sich den wegzulassen?") Ist effektiv dieselbe Frage.

    Mein Kernpunkt ist NICHT: Ist ein Hüftgurt nötig?

    Klar kann man den weglassen. Er wurde ja schließlich erst irgendwann dazu erfunden. Machen ja auch viele und kommen damit klar.

    Btw, das meiste Gewicht hab ich mit einem Bundeswehr-Jägerrucksack durch die Landschaft geschleift. Damals war die Norm (für mich) nochmal anders. 15kg plus sonstiges Gerödel. Mir ist also sehr bewusst, dass man sogar viel Gewicht ohne Hüftgurt tragen kann.

    sind für uns eben genau die um - und bei 1kg - Rucksäcke bereits das "Vergleichsobjekt", dass "schlimm genug" ist.

    Ich habe in meinen Rechnungen 700g Differenz verwendet. Gibt es damit ein Problem?

    eine durchaus beachtliche Gewichtsdifferenz

    Das Ausmaß der Beachtlichkeit habe ich debattiert und eine (hier alternative) Sichtweise dazu erörtert. Tue ich immer noch. Ist offenbar der Knackpunkt hier.

    dass das Systemgewicht, auf das Du ja im folgenden absetzen möchtest, so weit reduziert ist, dass mehr nicht nötig ist

    Das Systemgewicht wird durch ein Gurtsystem nur um vielleicht 500-700g erhöht. Dicke Trekker lassen wir außen vor. Was man darin packt ist aber auch außen vor (auch wenn es innen ist). Man kann auch einen UL-Inhalt in einen "schweren" Rucksack packen, sinnhaft oder nicht. Der Rucksack selbst und seine Masse sind imo nur ein Teilaspekt, der eben imo "nicht so sehr ins Gewicht fällt".

    Ich weiche hier jetzt ganz bewusst von der UL-Doktrin (Lupe/Brille abnehmen) ab und schneide es nicht ab, nur weil es nicht nötig ist, sondern rechne mir Kosten zu Nutzen aus.

    Ich kann die hier als Negativpunkt angeführte Bewegungseinschränkung der Hüfte nicht nachvollziehen. Deswegen kann ich das nicht als Negativpunkt werten. Der dürfte aber auch geringer ausfallen, je geringer das Rucksackgewicht ist, oder?

    Und dafür sollte man, wenn man UL ernst meint, dankbar sein - eine Idee, eine andere Perspektive, die einem Möglichkeiten eröffnen könnte, auf die man ggf. selbst noch nicht gekommen ist.

    Als hier im Faden eingestiegen bin, habe ich diese andere Perspektive geliefert. Das war/ist mein Ziel.

  • Die Diskussion ist sehr anregend und ich nehme hier einiges mit, was ich gerne testen werde. Nichtsdestoweniger freue ich mich auf meinen neuen Gestell-Rucki von KS mit großzügigem Volumen. Für andere wäre dies ein sinnloses Packmonster, aber ich freue mich darauf bei weniger Gepäck die Last flach / hoch zu packen und alles an den Rücken komprimieren zu können.

    Ich glaube, es gibt recht viele Tragesysteme, mit denen man individuell glücklich werden kann. Warum sollte ich da nicht über den Tellerrand schauen wollen? Ob und wie ich andere Konzepte adaptiere, bleibt mir ja vollkommen selbst überlassen.

    Grundsätzlich ist für die menschliche Anatomie eine Gewichtsverringerung bei allem, was man so mitschleppt, von Vorteil.

    VG. -wilbo-

  • Als hier im Faden eingestiegen bin, habe ich diese andere Perspektive geliefert. Das war/ist mein Ziel.

    Wenn ich den Thread so verfolge, beschleicht mich wieder ein komisches "Bauchgefühl", wie ich es aus dem blauen Forum kenne.

    Der TO micha90 hat den Thread mit einer bestimmten gut erläuterten Meinung eröffnet. exULgäuer hat mit einer vollkommen entgegengesetzten Meinung, die er ebenso genau erklärt hat, geantwortet.

    Wo ist das Problem?

    Sollte jetzt ein neuer Thread aufgemacht werden mit denen, die den Hüftgurt bevorzugen?

    Im jeweiligen Thread "klatschen" sich dann die Protagonisten auf den Bauch und beweihräuchern sich gegenseitig?

    Sorry, aber ich muss jetzt erstmal an die frische Luft und mich beruhigen...

  • Der Frage Hüftgurt oder nicht wollte ich mich dieses Jahr intensiver stellen und hatte mir dafür im letzten Winter einen Rucksack mit kurzem Rücken und Trailrunningvest-Schultergurten genäht.

    Nun nach der Nutzung auf drei Mehrtagestouren bin ich von dem Konzept begeistert. Das andere Schultergurtsystem verteilt das Gewicht perfekt auf den ganzen Brustkorb und meine Schultern verspannten sich erst gegen Nachmittag mal, wenn überhaupt. Und das mit etwa 3,8kg Baseweight, Essen für vier Tage und drei Liter Wasser. Von dem Wasser ist jedoch 1 Liter vorne in den Schultergurten verstaut. Die Hüfte bleibt frei beweglich und der Rucksack wird mehr ein Teil des Körpers. Ein Nachteil ist jedoch, dass man relativ stark am Rücken schwitzt...

    Ich werde auf jeden Fall weiter in der Richtung ausprobieren !

  • Sehe ich das richtig: GirlOnTrail ist hier die einzige Frau, die sich zu Wort meldet? Ich habe schon öfters von Männern gehört gelesen, die bei Mehrtagestouren mit Zelt auf einen Hüftgurt verzichten, aber noch nie von einer Frau. Gibt es hier Frauen, die freiwillig darauf verzichten und daraus mehr Vorteile als Nachteile ziehen?! Es kommt mir nämlich wie ein Männerthema vor!

    Ich empfind es sehr ähnlich wie GirlOnTrail . Bei Gewichten von z.B. 7 oder 8kg fühle ich mich durch einen Hüftgurt überhaupt nicht eingeschränkt. Das fängt erst so bei 10kg an, weil da der Hüftgurt fester sitzen muss, da er sonst rutscht. Naja und weil das Gewicht selbst einfach mehr spürbar ist. Wobei wirklich gestört hat er mich selten, ich spüre ihn dann einfach mehr.

    Beim Tragen von Rucksäcken ohne Hüftgurt habe ich überwiegend schlechte Erfahrungen gemacht, daher für mich bisher auch nur eine Option für Daypacks. Positive Erfahrungen habe ich mit einer Trailrunning-Veste aus China gemacht. Mit der kann ich problemlos 3kg tragen, allerdings sitzt sie sehr nah am Rücken und hat zumindest eine Art Bauchgurt, da sie dort und an der Brust zugemacht wird. Mit rund 500g ist sie aber nicht sonderlich leicht im Vergleich zum Volumen. Mehr Gewicht passt gar nicht rein, daher weiß ich nicht, ob nicht auch 4kg gehen würden. Das würde vom Gewicht zumindest für Hüttentouren ausreichen, wobei das Volumen insg. nur 12l beträgt und somit doch zu knapp ist. Da würde ich gerne weiter herausfinden, ob auch ein Modell mit 20l Volumen möglich ist, mit dem ich 5kg tragen könnte.

    Rucksäcke, die klassisch bloß aus einem Sack mit Schultergurten bestehen, fand ich nie wirklich angenehm. Für ein oder zwei Stunden kann ich auch mal 5kg ohne Hüftgurt tragen, aber gut fühlt sich das nicht an. Daher ist sowas für mich maximal für Daypacks eine Option. Aber auch da bevorzuge ich Modelle, die zumindest einen Hüftriemen oder so haben.

  • Sehe ich das richtig: GirlOnTrail ist hier die einzige Frau, die sich zu Wort meldet? I

    Ja - und mit dir und mir sind es jetzt schon 3 und auch ich bevorzuge einen Hüftgurt, könnte also sein dass es mit der Anatomie zusammenhängt. Tragen "können" ohne Hüftgurt geht schon, aber fühlt sich auch bei mir nicht gut an, und je nach "Modell" vom Rucki, merk ich es dann an der Verspannung des Rückens etc. - konkret, auch ich bevorzuge einen Hüftgurt - ich will ja die Wanderungen genießen! und nicht kaputt und(oder mit Schmerzen weiter gehen... (Vorteile etc. hat ja ULgäuer u.a. schon genannt)

  • Ich bin eher schlank und nicht zu dick gepolstert um die Schultern. Das könnte bei den Damen hier ähnlich sein und trägt sicher dazu bei, dass man Schultergurte allein als eher unangenehm empfindet.

    Trailrunningvest-Schultergurten

    Das Prinzip finde ich auch interessant. Hatte einen erweiterten Laufrucksack (Salomon Peak 20 oder so), der Mesh-Taschen für Flaschen an den Schultergurten vorne hat. War sehr gut für Tagestouren. Gewicht nach vorne verlagern/verteilen ist ne tolle Sache. Ich verlagere es halt auch gerne noch auf die Hüfte nach Möglichkeit. Hauptsache weg von den Schultern.

    Vor meinem UL-Erwachen habe ich mir für meine erste Mehrtageswanderung einen Pseudo-Militärrucksack mit Molle-System auch vorne am Hüftgurt gekauft. Dort habe ich dann verhältnismäßig große Molle-Taschen angebracht und darin Wasserflasche und Sonstiges verstaut. Hat sehr gut funktioniert und ich würde das liebend gerne auch in leicht haben. Herkömmliche Taschen an Hüftgurten sind leider eher klein.

    Mein persönlicher Idealrucksack hätte einen "Transportgurt" als Basis mit Erweiterung zum Rucksack mit Schultergurten wie eine Trailrunning-Weste, so dass man sein Zeug mehr oder weniger gleichmäßig am Körper verteilen kann.

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