Langlebigkeit und Haltbarkeit von DCF

  • Hallo zusammen,

    nachdem DCF nun schon mehrere Jahre erfolgreich in der Zeltbranche zum Einsatz kommt, würde mich interessieren, wie denn eure Langzeiterfahrungen damit aussehen? Früher(TM) hieß es einmal, dass dünne DCF-Materialien wie DCF5 (0.51 oz/yd2) nur etwa 150 Übernachtungen aushalten, bevor erste Delaminierungen und Pinholes auftreten würden.

    In einem interessanten Artikel von Yama Mountain Gear hatte ich dann kürzlich etwas Spannendes gelesen:

    Zitat

    We primarily use the and 0.8 oz/yd2 variant (CT2E.08) for our tarps and rainflys. Our DCF floors use a 1.0 oz/yd2 variant (CT2K.18).

    At times, we've also offered a 0.51 oz/yd2 variant (CT1E.08) which is probably the more common variant used by other manufacturers. While the 0.51 oz material is a great option, the 0.8 oz material lasts significantly longer and is much stronger. This is due to a much higher number and density of the DCF yarns. To reduce overall waste, and provide the best overall experience, we've chosen the 0.8 oz as our default.

    Note: The 0.8 oz variant is sometimes confused with other, closely weighted variants, that are sometimes used in shelters. These variants have a similar yarn count to the 0.51 oz variant, but use thicker films.

    Wie Yama richtig schreibt, wird aus Gewichtsgründen für das Flysheet von UL-Zelten üblicherweise das DCF-Material mit 0,51 bzw. 0,55 oz/yd² verwendet. Wenige Hersteller bieten auch etwas dickere Materialien an, z. B. das Material mit 0,75 oder 0,8 oz/yd².

    Mir war völlig neu, dass sich die Unterschied zwischen 0,51 bis 0,75 oz/yd² lediglich auf die Filmdicke beziehen, nicht jedoch auf die Faseranzahl. Laut dem obigen Zitat hätte also lediglich das 0,8 oz/yd²-Material eine höhere Faserdichte, während alle darunter befindlichen Laminate "lediglich" eine dickere Filmschicht aufweisen.

    Capere hatte im blauen Forum einmal erwähnt, dass eine größere Laminatstärke möglicherweise sogar kontraproduktiv sein könnte:

    Zitat

    In folgendem Video wird das näher aufgeschlüsselt. Da wird auch der Verdacht geäußert, dass das Material mit dickerem Mylar für Zelte (außer Boden) & Tarps ungünstiger sein könnte.

    Beispiele:

    • Tarptent vertreibt das StratoSpire Li mit 0.51 oz/yd² bzw. 18 g/m² (CT1E.08)
    • Durston fertigt die Zelte der X-Mid Pro-Serie in 0,55 oz/yd²
    • Zpacks vertreibt das Duplex Classic je nach Farbe mit 0,55 oder 0,75 oz/yd²
    • Bonfus bietet das Duos 2P ebenfalls (je nach Farbe) in 0,75 oder gar 0,8 oz/yd² bzw. 26 g/m² (CT2E.08) an
    • Hyperlite Mountain Gear spezifiziert das UltaMid lediglich mit "DCF8", was 0,8 oz/yd² entsprechen müsste
    • Locus Gear nutzt ebenfalls CT2E.08 für das Khufu und Khafra DCF-B, was 0,8 oz/yd² bzw. 26 g/m² gleicht

    Für Böden wird sogar häufig das CT2K.18 verwendet, was 1 oz/yd² bzw. 34 g/m² entspricht.

    Nutzt denn HMG wirklich das CT2E.08-Laminat (also 0,8 oz/yd² bzw. 26 g/m²), oder eine andere Grammatur?

    Edit: Gerade kam die schriftliche Antwort von HMG: Ja, sowohl UltaMid 2 als auch 4 werden mit 0,8 oz/yd² hergestellt, das UltaMid 1 hingegen mit 0,5 oz/yd².

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    Wie sind eure Erfahrungen bezüglich Haltbarkeit, Pinholes und Delamination?

    Besten Dank für eure Beiträge! :)

    6 Mal editiert, zuletzt von Trinolho (3. Januar 2025 um 19:40) aus folgendem Grund: Ergänzungen hinzugefügt.

  • Bzgl. Abreibung ("abrasion") sehr interessante Aussage von Timmermade 

    (Die Rede ist von Kleidung aus DCF, aber dies lässt sich hinsichtlich Transport wohl ebenso auf Zelte übertragen.)

    "I would steer anyone away from using DCF as a primary rainwear garment to be worn under a backpack. This will result in pretty quick degradation and loss of waterproofing in those areas. It appears that abrasion during storage are also a concern for cyclists and runners. For cyclists, it might be better to store a DCF item in a back pocket instead of a bag on the bike that will really jostle it against other things. For runners, it might be totally fine while stored in a running pack as long as it isn’t rubbing against other items. I might recommend that it be stored in its own pocket. Of course, you’d want to make sure you can wear it over top of said running pack, not under.

    Anyone considering DCF clothing should also really consider their use case. If long term durability is a concern, and abrasion is likely to be a factor, siliconized woven fabrics are a much better choice for minimal weight gain."

  • Das mit den 150 Nächten oder ca. 6 Monaten, d.h. ein einziger Thruhike kann ich so bestätigen (nach ca. 8000 Meilen).

    Natürlich habe ich keinerlei Ahnung, welche Dyneema Variante bei TT jeweils verbaut wird, hatte oder habe jedoch ein Notch Li, Aeon Li und nun ein Dipole Li im Einsatz. Im 2026 werde ich ggf. erstmal mit einem Durston X-Mid starten.

    Von was man so hört und sieht ist das X-Mid ziemlich beliebt und ihr wisst ja, dass ich meine mangelnde Motivation gerne mit trendiger Gear zu übertünchen versuche.

  • Trinolho 3. Januar 2025 um 19:22

    Hat den Titel des Themas von „Langlebigkeit und Haltbarkeit von DCF-Laminaten“ zu „Langlebigkeit und Haltbarkeit von DCF“ geändert.
  • Auf Trek-Lite hat Henry Shires (Tarptent) gerade eben eine äußerst hilfreiche Erläuterung verfasst:

    Zitat

    Here is a useful chart, taken from a Reddit thread some time ago, showing the DCF variations. In our testing, 1oz (CT2K.18) has a noticeably longer lifespan than any of the lighter variations but is also the bulkiest. 0.8 oz (CT2E.08) does last longer than 0.51oz (CT1E.08) but in our testing not significantly longer enough to warrant the 60% weight increase. DCF fiber is very strong but the weakness of DCF is the mylar material which suffers puncturing/fracturing and permanent deformation under stress. The more mylar and the thicker the better for lifespan. As you can see 0.8oz DCF has the same around of mylar as 0.51oz DCF and only 44% the amount of mylar as 1oz DCF. The role/utility of the DCF fiber is to limit the stress on the mylar but what what ultimately kills the mylar is deformation--limited by the fiber grid but only when stresses are parallel to the grid lines--and hard creasing which then causes delamination of the fabric. More/thicker mylar delays the breakdown but does not eliminate it. One of the reasons we offer tents in the UltraTNT fabric is that the Dyneema fiber grid lines have an extra dimensionality, lines diagonal to horizontal and vertical lines, which helps reduce the stress on the mylar that occurs under wind load.

    Damit scheint ja sogar das 0.8 oz / 26 g DCF keine wesentlich bessere Haltbarkeit zu besitzen, als das 0.51 oz / 18 g. ?(

    Spannend wäre allerdings zu wissen, was für ein DCF denn dann Yama Mountain Gear verwendet, wo sie doch oben schrieben, ihr 0,8 oz hätte mehr Fasern als das gewöhnliche 0,8er...


    Nachtrag: Dan Durston hat ebenfalls geantwortet:

    Einmal editiert, zuletzt von Trinolho (3. Januar 2025 um 23:16)

  • Wie sind eure Erfahrungen bezüglich Haltbarkeit, Pinholes und Delamination?

    Mein Notch Li hatte nach ca 80 Nächten die ersten pinholes und nach 120 war es einfach Schrott.

    An anderer Stelle schon beschrieben, das mag an einer Reihe stärkerer Stürme gelegen haben, in die ich damit geraten bin. Denke zumindest nicht, dass ich ungebührlich unpfleglich damit umgegangen bin.

    Ich hatte auch einen DCF Regenrock, der war aber schon nach einer 4 wöchigen Wanderung unbrauchbar. Wohl weil er halt in der Netztasche außen am Rucksack war. Aber wo sonst?

    Einmal editiert, zuletzt von PositivDenken (4. Januar 2025 um 21:00)

  • Ich hatte auch einen DCF Regenrock, der war aber schon nach einer 4 wöchigen Wanderung unbrauchbar.

    Beim Regenrock wird ja wahrscheinlich auch die Reibung beim Laufen und eventuell wiederholte Faltenwerfung an den immer gleichen Stellen eine Rolle gespielt haben, oder?:/
    Wegen dieser Befürchtungen habe ich von Gedankenspielen hinsichtlich eines DCF-Regenrocks Abstand genommen, zumal (Achtung: mögliche Triggerwarnung für einige8o) die Gewichtsersparnis von etwa 30 g gegenüber einer SilNylon-Alternative die Mehrkosten von über 100€ aus meiner Sicht im wahrsten Sinne des Wortes nicht aufwiegen.

  • Auf Reddit erschien gerade ein spannender Beitrag zur Schrumpfung von DCF:

    Why I regret choosing the X-MID Pro2+ Dyneema

    Zusammenfassung: Ein User hat ein X-Mid Pro 2+ (DCF mit DCF-Boden) für einen gemeinsamen PCT-Thruhike mit seiner Freundin gekauft. Nach einigen Wochen traten Probleme mit den Reißverschüssen auf und das Zelt wurde über die Dauer des Thruhikes immer enger. Als sie dann am Camp jemanden mit einem identischen Non-DCF X-Mid getroffen hatten, haben sie beim Vergleich festgestellt, dass ihr Zelt trotz angeblich identischer Abmessungen deutlich kleiner war. Es kam der Verdacht auf, dass aufgrund der Bodenbreite von nurmehr ~ 80" vielleicht fälschlicherweise das schmalere X-Mid Pro 2 (ohne +) verschickt worden sein könnte, welches laut Papier tatsächlich 80" haben soll.

    Nachfolgend wurde das Zelt zu Durston eingeschickt und dort überprüft. Stellte sich raus: Es wurde die korrekte Zeltversion geliefert, doch ist das DCF-Bodenmaterial durch die stetige Benutzung von der ursprünglichen Breite von 85" auf gut 80" zusammengeschrumpft, was nun dazu führte, dass ihre Matten nicht mehr sauber nebeneinander darin platziert werden konnten.

    Nach einigem Schriftverkehr folgte dann die Aussage von Dan Durston:

    Zitat

    "Regarding the DCF shrinkage, this would not be the same with the nylon floor as it does not react like DCF does to wrinkling."

    Überlegt euch also gut, ob ihr denn wirklich einen DCF-Boden haben wollt... ;)

  • Zum Eingangspost, und nur anekdotische Evidenz im Gegensatz zu wilbo und anderen. Ich schreib darüber auch nicht zum ersten Mal, weiß nur nicht, wo der andere Post ist im blauen.
    Ich besitze ein Camo-Z-Packs Solplex von 2017 (für Nicht-Verteranen: Vor-Vorgänger vom Plex solo)- das war also dickeres Material, wobei ich nicht weiß, ob das nur wegen der Farbfolie dicker war oder auch stabiler - ich habe keine Specs. Das war mein absolutes Standard-Solo-Zelt von 2017 bis Mitte 22.
    Dieses Zelt hatte ich jetzt auch beim Wintertreffen dabei.
    Ich habe nie Buch geführt, wie viele Nächte ich es genutzt habe, an längeren Touren war dabei: 3 Wochen Norwegen, 5 1/2 Wochen auf dem Colorado Trail, ca. 5 1/2 Monate auf dem PCT *plus* (OT: ohne ihn "zu schaffen") dazu einiges "um die Ecke", nicht nur in 20/21. Ich gehe von irgendwas zwischen 200-250 Nächten aus.

    Aufgetretene Schäden, soweit DCF-related:

    • ganz früh, 2017, durch starken Wind unter der "Tür" hat es an einer Stelle das Material gezogen - hat mich zu dem Zeitpunkt ziemlich gestresst, aber da kann das Zelt nichts dafür - ich hatte einfach keine Ahnung vom Aufbau - und es hat gehalten, mir also meinen Fehler verziehen.
    • relativ früh, Juni 2019 (ja, es regnet manchmal in Kalifornien!), leckte es an den Liftern durch "Missbrauch" - es war nicht vorgesehen, die Lines nach oben wegzuspannen. Habe ich aber wieder dicht bekommen.
    • genau eine Reihe mit 4 Pinholes - da war also das Camo-DCF irgendwie an einer Stelle schwächer. Auch 2019.
    • am DCF-Floor: unten nichts, nada, niente. Ich habe aber auch immer etwas druntergelegt. An den Kanten des Bath-Tubs gibt es Abnutzungserscheinungen - ich würde dem Zelt ohne weitere Klebarbeiten nicht mehr zutrauen, mich in einer 3-cm-Pfütze trocken zu halten.

    wilbo meinte mal, die Lebensdauer des Zeltes sei noch längst nicht am Ende. Er würde dem Zelt durchaus noch einige Abenteuerchen zutrauen. Er gab mir aber den Tipp, wenn ich es wirklich zuendenutzen möchte, vielleicht den hinteren Saum mit Reparaturband zu verstärken. Was ich noch nicht getan habe.

    Meine - nur anekdotisch evidente - Erfahrung sagt: Es geht nicht früher richtig kaputt als Reißverschluss und Mesh.

    "Nichts leichter als das", antwortete Frederick. "Komm mit!"

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