Zelte im Starkwind (Sammlung)

  • outdoorrama ein zweites Kestrel, auch gern zum Ausleihen, auch gern über Wochen, ist hier vorhanden.

    Ich bin zwar nicht angesprochen aber erlaube trotzdem mal zu fragen was das Gerät wiegt?

    Spiele schon seit Jahren mit dem Gedanken und auf Wintertour ist das Zusatzgewicht verkraftbar…

    Wanderrentner dürfte ich ganz frech fragen, ob das Angebot nur an outdoorrama persönlich gerichtet ist? :D

    Einmal editiert, zuletzt von Bohnenbub (6. Dezember 2024 um 17:26)

  • "Das Slingfin ist unglaublich wiederstandsfähig, quer angeblasen hielt es bis 180 km/h stand, bis die Apsis minimal eingedrückt, längs sogar bis weiter über 200 km/h"

    Bei 200 km/h (das sind 125 mph so als Vergleichswert zu einigen der hier geposteten Youtube Videos) liegt meine ich die Grenze der Windmaschine. So wie ich das verstanden habe, ist es in Längsrichtung selbst bei maximaler Leistung der Windmaschine nicht mal deformiert. Das ist schon sehr, sehr beeindruckend bei lt. meiner Waage 2.410 g für Innenzelt, Außenzelt und Packsack.

    Ich muss zugeben, dass ich das irgendwie kaum glauben kann. Also gar nicht, dass ich an dem Test zweifel, aber es will nicht so richtig in meinen Kopf rein, dass das möglich ist mit den verwendeten Materialien. Aber offensichtlich schon und das ist wirklich krass beeindruckend!

    Bohnenbub Kannst du etwas zu dem Webtruss System erzählen? Laut der Beschreibung auf der Slingfin Seite trägt das maßgeblich zur Stabilität bei. Würdest du das auch sagen? Und wie viel machen die unterstützenden Trekkingstöcke aus?

    Danke auf jeden Fall fürs Teilen! :)

  • Moin nivi gerne.

    Im Prinzip ist das Windsaber ein klassisches Innenzelt-Zuerst Zelt. Mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass die Gestänge-Kanäle nicht fest mit dem AZ oder IZ verbunden sind, sondern für sich alleine eine Einheit bilden – Webtruss genannt.

    Bei allen normalen Wetterbedingungen ist das Webtruss (also das Gestänge-Kanäle-Konstrukt) mit Clips fest mit dem Innenzelt verbunden. Du steckst die Gestänge rein und das Innenzelt richtet sich auf. Außenzelt drüber und fertig. Mit dem typischen Nachteil, dass der Aufbau etwas längert dauert als beim "skandinavischen Stil" und es derweilen potentiell dem Regen ausgesetzt ist.

    Der Webtruss hat meiner Einschätzung nach zwei Vorteile:

    1.) Bei Starkwind ist die größte Chance bei quasi allen Zelten Schäden am Gestänge oder Stoff zu erleiden beim Auf- oder Abbau, wenn die Struktur des Zeltes noch nicht hergestellt ist. Der Webtruss erlaubt dir nun das Zelt an allen Boden-Abspannpunkten festzupinnen und dann den Webtruss (ohne das eingeclipte IZ) alleine aufzustellen. D.h. beim Einschieben der Stangen richtet sich der Webtruss (mit seinem nur minimalen Windwiderstand) auf. Das Innenzelt liegt noch flach am Boden und hat keinen Windwiderstand. Dann bringt man den Webtruss mit 4 Zurrgurten auf Spannung, sodass die zwei Hauptgestänge stramm stehen. So entsteht ein Zeltgerippe, ein Gerüst sozusagen, welches bereits die nahezu volle strukturelle Stärke wie das ganz Zelt hat, aber einen vernachlässigbaren Windwiderstand. Dann kannst du entweder IZ oder AZ unterm oder überm bestehenden "Baugerüst" hochziehen.

    2.) Das Gestänge wird über das Webtruss unter große Spannung gesetzt und nicht nur über das Außenzelt. Ich bilde mir ein, dass es etwas Stress vom Außenzelt-Gewebe nimmt. Bzw. eine stärkere Spannung erzeugt werden kann. Es wird mit 10.65mm DAC Gestänge aufgebaut, die über einen recht kleinen Radius die Kuppel bilden. Indem dort der Webtruss die Kuppel unter Spannung bringt, kann man sich vorstellen, wieviel Spannkraft in dem Paket steckt.

    Zwei weitere wichtige Features sind die Interne Abspannung die die Nutzung der Trekkingstöcke.

    Die Trekkingstöcke unterstützen das Dach-Stummel-Gestänge. Wenn das Gewicht keine Rolle spielt, würde man den Dachstummel ja einmal in voller Länge über das Zelt laufen lassen, um so die Apsiden aufzuspannen. Der Dachstummel in Kombination mit den Trekkingstöcken ersetzt quasi die Notwendigkeit eines kompletten Gestänges. Der Stummel ansich und alleine ist recht schwach. Wenn man auf die Enden der Stummel drückt, verbiegt sich alles ganz ordentlich. Man kennt es von den typischen Leicht-Kuppel-Zelten. Mit Stöcken sieht das anders aus:

    Einerseits wird Last, die direkt von oben wirkt (Schneelast) direkt gegen den Kraftvektor abgestützt. Zweitens kann man sich dadurch die Apsis wie eine kleine Mini-Pyramide vorstellen. Mit zwei Panels. Die aber nur 1m oder so hoch ist. Die Windlast, die seitlich auf die Apsiden kommt, möchte (genau so wie bei einem Mid) die Spitzen der Dach-Stummel nach unten drücken. Wenn man dort einen Stock einbaut, wird aus den zwei Panels der Apsis eine extrem kompakte Halbpyramide.

    Zur internen Abspannung gibt es einen ganz interessanten Artikel auf deren Website: https://www.slingfin.com/blogs/the-beta…wind-resistance

    Im Prinzip geht es darum die Bewegungsmöglichkeiten des Gestänges durch Abspannungen so weit es geht in alle Richtungen einzuschränken. Und zwar nicht nur durch Zug nach außen, sondern auch durch Zug nach drinnen. Ich vermute, dass dadurch insbesondere stark böiger Wind sehr gut abgefangen wird.
    Wenn nun eine starke Böe von der Seite angreift, kommt nicht nur die Abspannleine aus der Windrichtung nach Außen unter Zug. Sondern gleichsam eine weitere Abspannleine im Inneren, welche die windabgewandte Seite mit einem windzugewandten Bodenhering verbindet. Quasi doppelte Abspannung.

    Einmal editiert, zuletzt von Bohnenbub (6. Dezember 2024 um 18:01)

  • Was man bei SlingFin nie wirklich sieht in den Videos, ist der "High-Wind-Pitch". Und vermutlich nicht ohne Grund.

    Das IZ wäre ausgeklippt am Boden und die Stangen kommen in den "Web-Truss". Dann wird das Außenzelt Stück für Stück mit Ringen und Knebeln drangeknüpft für die Verbindung von Abspannpunkten und Gestänge. Das ist ein derartiges Gefummel, dass mit Handschuhen schon eher gar nicht geht. Und wenn dann der Wind noch die ganze Konstruktion schüttelt wird es sehr schwer werden. Das Innenzelt dann wieder einzuklippen ist dann fast schon eine Entspannung. Auch wenn man gezwungenermaßen drauf kniet, denn die Enden müssten fest verbunden sein.

    Die Maschine bläst erstmal aufs Kopfende. Ich würde das Fußende in den Wind stellen. Dann ergibt sich aber das Problem, dass das Zelt beim Öffnen des Eingangs zum Windsack wird. Einfach die Liegeosition im Zelt drehen ist vermutlich nicht so einfach, denn das Fußende müsste schmäler sein, wie bei der Hotbox auch.

    Wenn es mal steht, ja dann ist großes "Hurra"!

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    Er geht da auch ein bisschen drauf ein.

    3 Mal editiert, zuletzt von Carsten K. (6. Dezember 2024 um 22:56)

  • outdoorrama ein zweites Kestrel, auch gern zum Ausleihen, auch gern über Wochen, ist hier vorhanden.

    Ich bin zwar nicht angesprochen aber erlaube trotzdem mal zu fragen was das Gerät wiegt?

    Spiele schon seit Jahren mit dem Gedanken und auf Wintertour ist das Zusatzgewicht verkraftbar…

    Wanderrentner dürfte ich ganz frech fragen, ob das Angebot nur an outdoorrama persönlich gerichtet ist? :D

    Kestrel 2000, 99 Gramm.

    Man könnte das Kordel abschneiden und den Schutz durch ein Brillenetui o. ä. ersetzen. Mach ich aber nicht. Das Kordel lässt sich nicht herausziehen.

  • Carsten K.

    Es ist ja nur eine zusätzliche Option es so aufzubauen. Ich selber habe es noch nie getan. Andere Zelte geben die Option einfach nicht. Es ist ohne Frage eine Menge extra Gefummel. Ein Hilleberg Staika/Soulo steht auf jeden Fall schneller. Wiegen halt pro Nase fast das die Hälfte bis das Doppelte mehr und erreichen zumindest im Fall des Staika nicht die gleiche End-Stabilität.

    "Ich würde das Fußende in den Wind stellen."

    Bei diesem Zelt wäre das unklug :D Das Kopfende ist das mit der Stange verstärkte Bollwerk. Das Heck ist im Prinzip "nur" eine reguläre Kuppel.

    Du kannst dich bei Bedarf schon andersrum reinlegen. Kopf und Fuß sind gleich breit. Nur ist die Verbreiterung auf 150cm für die Ellenbogen und fürs Raumgefühl halt auf Ellenbogenhöhe der Kopfseite. Geht schon, macht aber keinen Sinn.

    Ich will das aber gar nicht glorifizieren, es hat alles sein Für und Wider. Mir ging es auch gar nicht darum in diesem Forum ein Zelt zu diskutieren, was nur sehr am Rande Fokus dieses Forums ist. Ich hatte mich nur mit Wilbo am Telefon darüber unterhalten, dass es einfach sehr eindrucksvoll ist was bei der richtigen Konstruktion, ohne augenscheinliche Schwachstellen in der Dimensionierung, an Windstabilität überhaupt zu erreichen ist.

    Danke für das Gewicht des Windmessers. Das ist ja sehr überschaubar! Ist das das Gerät was man als Wanderer haben möchte?

    Einmal editiert, zuletzt von Bohnenbub (7. Dezember 2024 um 06:18)

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    Sehr komprimiertes Video mit Test bei gemessenen max. 72 Km/h Böen:

    • Tarptent Arcdome Ultra - keine Probleme
    • Samaya 2.0 - leicht verbogenes Stangenelement
    • Nemo Dragonfly 2P - Stangenbruch
    • Durston X-Mid Pro 2+ - wurde leider wieder abgebaut
    • Durston X-Dome - verbogene Einsteckhülse (Aluhülse) am Gestänge - Dan hat bereits kommentiert, hier weitere Abspannpunkte zu ergänzen
    • Zpacks Plex Solo - keine Probleme

    2 Mal editiert, zuletzt von Breaze (7. Dezember 2024 um 09:39)

  • Ah cool, das ist das Video, von dem vor einiger Zeit verlinkten Reddit Preview, oder?

    Edit: Wirft gar nicht mal so ein gutes Bild auf die Windstabilität der Durston Zelte...

    Einmal editiert, zuletzt von Bohnenbub (7. Dezember 2024 um 10:00)

  • Sehr komprimiertes Video mit Test bei gemessenen max. 72 Km/h Böen:
    Durston X-Dome - verbogene Einsteckhülse (Aluhülse) am Gestänge - Dan hat bereits kommentiert, hier weitere Abspannpunkte zu ergänzen

    Vielen Dank für den Link!

    Zitat aus dem Video:

    Zitat

    Mit ein paar Änderungen am Zelt und an meinem Aufbau könnte der X-Dome meiner Meinung nach, problemlos Windgeschwindigkeiten von 100 km/Std standhalten. Was wirklich sehr aufregend ist.

    Ich fände das ebenfalls spannend, aber aus anderen Gründen. :saint:

    Zitat

    Zpacks Plex Solo - keine Probleme

    Schön, dass er zu Schluss nochmal den Lifter ordentlich stramm zieht!

    VG. -wilbo-

  • Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! :) Bin ziemlich begeistert von den ganzen Details und wie die Spannung des Gestänges erzeugt wird.

    Sehr komprimiertes Video mit Test bei gemessenen max. 72 Km/h Böen:

    Im Video sieht der Wind gar nicht so stark aus, wie ich bei 70km/h erwarten würde. Meine Intuition ist beim Schätzen von Windgeschwindigkeiten einfach mal komplett daneben. Vielleicht ist so ein Windmesser keine schlechte Idee, um das mal zu trainieren ^^


  • Das Zelt gefällt mir ebenfalls sehr gut. Am Kopfende ist halt auch der Lüfter. Und wenn das Kopfende auf der Wetterseite ist, suppt es eher rein.

    Ob jetzt ein Staika wirklich schlechter da steht? Die fehlenden Trekkingstöcke kann es kaum ersetzen. Aber signifikant schwächer?

    Auf dem Papier sind 10,25 NSL und 10,65 PL-Gestänge ähnlich stark.

    Aber jetzt zum Windmesser: Der 2000 misst Windgeschwindigkeit, speichert Max., misst die Temperatur und berechnet den Windchill.

    Natürlich bekommt man die Kestrel auch als Ballistikcomputer, der vermutlich die Erdrotation mit einberechnet. Gegen einen bestimmten Aufpreis natürlich. ;)

  • Die fehlenden Trekkingstöcke kann es kaum ersetzen.

    Aber wenn die Stöcke eingesetzt werden, sind es ungewöhnlich starke Zeltstangen.
    Ich habe mal versuchsweise bei einer 3F-Kuppel solche Halterungen angenäht. Mit Unterstützung der Stöcke steht das Wackelzelt plötzlich ganz ordentlich da.

    Ja, ich würde sagen, einen guten Trekkingstock kriegt man so schnell nicht klein.

    Das gibt wohl auch den Mids ne ordentliche Stabilität. Und allem voran die Heringe.

    Ich denke das ist das am öftesten unterschätzte Thema. Gestänge, Material, Konstruktion....

    Längere Leinen, Zusatzleinen, längere stabile Heringe? Selten ein Thema habe ich den Eindruck.

  • Ich meine, diesen Klassiker mit Abbruch hatten wir noch nicht - "Ultralight Backpacking Tent 65 MPH - Midnight Bailout from a Spring Alpine Storm (Field Notes)":

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  • Das Tarptent Notch (vermutlich noch die 30d-Silnylon- Version).

    Mit Windmesser.


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  • https://www.ultraleicht-trekking.com/forum/topic/18…&comment=827978
    Das Statement kennst Du sicherlich.
    Aber Dich interessiert wahrscheinlich nur die Konstruktion ...

    Die Kommunikation ist ja scheinbar wirklich nicht das was ich erwarten würde.

    Die Undichtigkeit scheint auch nicht die Regel zu sein.

    danobaja hat ja auch eins. Ein wasserdichtes.

    Ich kann dazu auch etwas beitragen, ich hatte das Samaya Inspire 2 zum testen. Sehr Windstabil ist es durch die zahlteichen Abspannmöglichkeiten .... aber es wird als UL angeboten, tatsächliches Gewicht weicht stark von den Angaben des Herstellers ab (all in 1810 g). Es ist geräumig mit großen Apsiden. Größter Kritikpunkt (neben Gewicht) ist, dass sich extrem Kondens gebildet hat, weil jegliche Durchlüftung fehlt, wenn man die Apsiden schließt (Test im Hochsommer).

    Hier ein Video dazu: https://youtu.be/jKg9ySk25VE

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