(Ambitionierte) Fotografie auf Tour: Wie handhabt ihr das?

  • Hallo zusammen,

    in Anlehnung an diesen Thread einmal die Frage, wie ihr denn auf Touren für gute Bilder sorgt, wenn es jetzt nicht gerade nur Handybilder sein sollen?

    Ich hatte vor wenigen Jahren immer eine Spiegelreflexkamera dabei (Canon EOS 5D Mark III), die in Kombination mit einem Tilt & Shift 24 mm und einem 100er Teleobjektiv mitsamt Filterset relativ viele Aspekte der Landschaftsfotografie abdecken konnte. Leider ist diese Kamera nun zwischenzeitlich etwas überholt, weshalb ich nach Alternativen schaue. Irgendwann hat noch eine kleine Kompaktkamera mit fester Brennweite den Weg zu mir gefunden, die jedoch aufgrund des viel zu starken Weitwinkels in der Landschaft nicht mehr so universell einsetzbar ist. Bis heute ist diese Kamera meine "immerdabei"-Variante, was sich aber leider auch in einer schlechteren Motivvielfalt wiederspiegelt. Nun bin ich am Hadern, ob ich noch einmal auf ein ordentliches System mit Wechselobjektiven umsteige, oder eine Kompaktkamera mit besserem Sensor wählen sollte.

    Vor wenigen Tagen hat Fujifilm die GFX100RF vorgestellt, die tatsächlich einen Meilenstein darstellen könnte.

    • Mittelformatsensor mit 43,8 mm × 32,9 mm
    • 102 MP
    • Festbrennweite mit 35 mm (entspricht im Kleinbildformat etwa 28 mm)
    • Integrierter Graufilter mit 4 Stufen
    • Abmessungen (B x T x H): 133,5 mm x 90,4 mm x 76,5 mm
    • Gewicht mit Akkus und Speicherkarte: 735 g

    Über den Preis reden wir besser nicht. ;( Dennoch könnte diese Kamera aufgrund der kompakten Größe vielleicht auch zum Bikepacken geeignet sein.

    Wie sieht euer Setup für ambitioniertere (Landschafts-)Bilder aus, wenn ihr unterwegs seid?

  • Genau mein Thema! :)

    Meiner Meinung nach führen drei wesentliche Fragen zur passenden Kamera-Lösung:

    • Was fotografiere ich? Weit, nah, tagsüber oder auch nachts, Stilles oder auch Bewegung?
    • Wie fotografiere ich? Unterwegs und als Reaktion auf das Gesehene (beim Laufen knipsen), oder geplant und statisch (da und da zelte ich und stelle die Kamera aufs Stativ)?
    • Wofür fotografiere ich? Landen die Bilder nur auf Handy & Instagram, drucke ich sie, verkaufe ich sie?

    Mit den Antworten kann ich dann das passende Setup zusammenstellen. Denn jetzt weiß ich: Brauche ich mehrere Objektive? Brauche ich Bildstabilisierung? Brauche ich ein Stativ? Reicht ein kleiner Sensor, oder lieber APSC bis Vollformat, vielleicht sogar ein Star-Tracker, um ein perfekt sauberes Bild der Milchstraße für den großen Druck zu schießen? Die Antworten lassen sich natürlich teilweise erst nach den ersten Touren beantworten, wenn Interessen sich herausstellen und der Stil verfeinert. Und sie können sich natürlich über die Jahre verändern.

    Bei mir sieht es so aus:

    • Ich mag einerseits das minimalistische, abstrakte Bild und reduziere auf kleine Details. Ich mag 400mm sehr gern und croppe sogar noch häufig. Außerdem mag ich Nachtaufnahmen, Sternenhimmel, Milchstraße. Hier liege ich eher im weitwinkligen Bereich, komme aber mit 50mm gut aus und kann für weitere Aufnahmen ein Panorama machen. So langsam ändert sich mein Blick und ich mag auch weite Aufnahmen, wo wir leider bei 24mm landen ...
    • Ich fotografiere sehr viel unterwegs, kann kaum ein Motiv links liegen lassen – ich muss es knipsen, damit es aus dem Kopf geht. Gleichzeitig versuche ich mir Zeltplätze mit möglichst schönen Blicken zu suchen, um das Abend-, Nacht- und Morgenlicht voll auszukosten.
    • Ich habe zeitweise nebenberuflich ein paar Prints verkauft und drucke meine Bilder für mich auch sehr gern. Bin am Ende aber auch kein Pixel-Peeper und drucke auch nicht riesig.

    Das heißt für mich: Ich möchte einen Bereich von 24mm bis 400mm abdecken, unterwegs praktisch ohne anzuhalten ein gutes Bild schießen, gern auch mal aus der Hand einen Wasserfall mit 1/5s schießen, abends/nachts/morgens dann länger nach einem guten Komposition suchen und mein Stativ aufstellen. Ich brauche aber keine krass schweren 400mm f/2.8 Objektive oder dergleichen, um die Gams, das Schneehuhn, den Fuchs perfekt freizustellen. Gleichzeitig die große Herausforderung: Wie bleibt das Setup so leicht wie möglich?

    Bei mir:

    • Kamera: Aktuell Canon EOS R5 (646g). Leichter wären die RP oder R8, aber da ich ständig das Objektiv wechsle, hatte ich immer einen staubigen Sensor. Die R5 bringt den Sensorschutz mit, außerdem interne Bildstabilisierung, einen zweiten Speicherkartenslot als Backup, und ich kann durch mehr MP mehr croppen. Idee von Vollformat war für mich die beste Qualität mit den Nachtfotos zu erreichen, mittlerweile könnte ich auch mal in Richtung APS-C überlegen. Spannend und leicht im Bereich Vollformat ist auch die Sony A7C-Serie.
    • Objektive: RF 24-105 mm f/4-7.1 (Kitobjektiv) ist standardmäßig drauf, deckt eine Menge ab (410g). RF 100-400 mm f/5.6-8 ist mein Lieblingsobjektiv und kommt sehr häufig drauf, wiegt mit 675g für das, was es tut, extrem wenig. Beide haben zusätzliche Bildstabilisierung. RF 50 mm f/1.8, das "Nifty-Fifty", kommt abends und nachts drauf und ermöglicht die Sternenbilder (190g).
    • Stativ: Ein AOKA CMP163CL mit MYOG-Verlängerung (kopiert von hier). 485g.

    Die nächste große Frage ist: Wie transportiere ich das Kamera-Setup? Erreichbarkeit ist für das Wichtigste auf Tour. Wie viele Bilder ich schon verpasst habe, nur weil das zweite Objektiv im Rucksack verstaut war ... und als ich es endlich auf der Kamera hatte, war das Licht weg, das Tier weg, der Moment vergangen. Ich habe alle Objektive gern so schnell wie möglich zur Hand. Darum hab ich ja angefangen, meine ersten Taschen zu nähen (Prozess siehe: Evolution meiner ultraleichten Kamerataschen). Entsprechend trage ich meine Kamera-Ausrüstung in meinem Leichtmut Roamer (180g) vor die Brust geschnallt.

    Wenn wir noch einen Akku (80g) in den Mix werfen, lande ich bei 2.666g. Ja, manche tragen das insgesamt. Ich on top. Aber darum ist der Rest ja ultraleicht ;)

    Ich verlinke noch den passenden Faden aus dem blauen Forum: Ultralight & Fotografie.

    Ich hänge mal ein paar meiner Lieblingsbilder an. :)

  • Vielleicht helfen dir ja auch meine Fragen weiter, die richtigen Antworten für die Auswahl deiner Kamera zu finden. Denn ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie

    Irgendwann hat noch eine kleine Kompaktkamera mit fester Brennweite den Weg zu mir gefunden, die jedoch aufgrund des viel zu starken Weitwinkels in der Landschaft nicht mehr so universell einsetzbar ist. Bis heute ist diese Kamera meine "immerdabei"-Variante, was sich aber leider auch in einer schlechteren Motivvielfalt wiederspiegelt

    sich mit

    Festbrennweite mit 35 mm (entspricht im Kleinbildformat etwa 28 mm)

    verträgt.

    Außer du möchtest mit den 105 MP einfach nur drauf los knipsen und das Motiv später am Bildschirm finden und croppen. ^^

  • Bei Touren von über 6 Monaten am Stück: Leica Q3 oder Q2. Der Preis verlangt nach einer eher sitzenden zur Kenntnisnahme (sonst haut es einem um), allerdings gibt es keine Kamera, die stabiler ist.

    "Rainstorm" auf dem AT? Kamera locker und lässig am Peakdesign Clip ohne jeden Schutz (ich sehe gerade, es gibt jetzt einen flashy orangen - ohne traue ich mich nicht auf den Trail...) Es schneit den ganzen Tag? Dito. Am Morgen in der Wüste gibt es Sand wirklich überall (Nase, Ohren etc...)? Kamera kurz abwischen, fertig.

    Nach meiner einjährigen Tour verkaufte ich die Kamera wieder und kriegte 3000 dafür. All die Sony, Canon, Nikon etc User mussten wesentlich mehr Geld in die Hand nehmen, weil ein vergleichbares Setup wie bei einer Leica wird einem leider nirgendwo nachgeschmissen.

    Nach 3 - 4 Monaten waren aber die anderen geschlissen.

    Besonders betrüblich ist hier die Sony RX100. Das ausfahrende Objektiv hält meist unter 3 Monaten, obwohl die Kamera eigentlich für Wandertouren wie gemacht wäre.

    Wer sich eine Fuji für 5000 kaufen kann, für den sollten die 1000 mehr für eine Leica auch noch drin liegen.

    Nach einer Longdistance-Wanderung kann man die Leica auch wieder auf den Markt werfen (sogar über die Leica Stores, da gibts immerhin einen Espresso gratis...) und wird feststellen, dass man kameratechnisch ziemlich preiswert unterwegs war, obwohl man eigentlich mehr als einen ganzen Hike herum getragen hat.

  • Vielen Dank für eure Antworten! :)

    Wer sich eine Fuji für 5000 kaufen kann, für den sollten die 1000 mehr für eine Leica auch noch drin liegen.

    Über die Q3 bin ich tatsächlich auch schon häufiger gestolpert, auf dem Gebrauchtmarkt wäre die mit etwas Glück sogar noch bezahlbar. Meine Erwartungen an die Fuji sind vielmehr, dass der Sensor aufgrund seiner neueren Generation (im Vergleich zur Q3) vielleicht auch einen etwas höheren Dynamikumfang besitzt, was bei Sonnenauf- und untergängen hilfreich sein dürfte. Bei meiner 5D III war ohne Grauverlaufsfilter ganz schnell Ende...

    Zudem wäre die GFX100RF eine Mittelformatkamera, was bei spektakulären Lichtstimmungen noch einige Möglichkeiten für die spätere Weiterverwendung ermöglichen dürfte. Ein Tilt & Shift passt aber auch da wieder nicht dran, obwohl ich diese Objektive eigentlich so sehr mag. :saint:

    Ist die Q3 wirklich so robust und wetterresistent, wie Du oben beschreibst? :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Trinolho (23. März 2025 um 19:36)

  • Ich fotografiere auf Tour so gut wie nie.
    Es sei denn als Auftragsarbeit, für Eigenwerbung oder meine Produktfotografie.
    Vielleicht kann ich aus 30 Jahren Fotodesign trotzdem etwas beitragen.

    Anwendungsbezogene Kameratechnik:

    Wofür fotografiere ich? Landen die Bilder nur auf Handy & Instagram, drucke ich sie, verkaufe ich sie?

    Das bestimmt meine Chipgröße. Bleibe ich im digitalen Workflow von Bildschirm zu Bildschirm, komme ich mit wenig gut aus.
    Mittelformat-Chips waren im Job gesetzt, weil das Ergebnis immer auch 18/1tel-fähig sein sollte.

    iPhone 13 Pro Max.

    Sowas kann natürlich vollkommen ausreichen.
    Aber, ich habe mir gerade den aktuellen Preis herausgesucht und würde das (viele) Geld anders investieren.

    ... dass der Sensor aufgrund seiner neueren Generation (im Vergleich zur Q3) vielleicht auch einen etwas höheren Dynamikumfang besitzt, was bei Sonnenauf- und untergängen hilfreich sein dürfte.

    Damals galt unter seriösen Reportagefotografen, wer einen Sonnenuntergang fotografiert, spendiert einen Kasten Bier für die Agentur.

    Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich mir bei einer RAW-Entwicklung in CaptureOne noch wünschen sollte. (Und ich arbeite mit den alten 20er und 22er-Programmen). Der Dynamikumfang ist mit der Lichter- und Tiefenregelung so hoch, dass alles darüber hinaus für mich in Richtung 90er Jahre HDR-Ästhetik gehen würde.

    Ein weiteres, Problem mit den hochauflösenden Sensoren ist, dass man dazu entsprechend fein zeichnende Linsen haben müsste. https://www.docma.info/blog/die-50-me…ollformat-luege Und das wird schwer und teuer.

    Das Phänomen der gleichbleibenden Ausgabequalität bei höherer Pixeldichte habe ich jahrelang bei meiner kleinen, alten Sony Nex verfolgt.
    Bei 16 MP wollte ich immer gerne eine höhere Auflösung und habe viele Modelle bis zu 24 MP direkt verglichen.

    (Dazu einfach mit Stativ aus dem Fenster fotografiert und einen identischen Ausschnitt, mit gleichen Blenden- und Isowerten erhalten. Auf dem großen Bildschirm kann ich in der 100 % Ansicht Schärfe, Auflösung und Rauschverhalten beurteilen).

    Die Ergebnisse waren durchweg ernüchternd. Entweder war keine oder nur eine sehr geringe Auflösungs-Steigerung festzustellen. Oder bei den Besten ein Qualitätssprung, den ich ebenfalls mit einer kleinen Skalierung erreichen konnte.
    So habe ich viele hochgelobte Kameras an den Händler zurückgesandt, bis die erste Sony A7r herauskam. Das war eine Qualitätssteigerung, für die ich gerne etwas mehr Geld in die Hand genommen habe.

    ... einmal die Frage, wie ihr denn auf Touren für gute Bilder sorgt, ...

    Was ist ein gutes Bild?

    Eins was mich, in welcher Hinsicht auch immer, berührt.
    Und das ist komplett unabhängig von der jeweiligen Technik.

    VG. -wilbo-

    Edit:
    Beurteilung von Sensorauflösung.

  • Wie ich es handhabe: Genau wie mit Kaffee. Ich mache irgendwo Urlaub, weil ich dort morgens einen guten Kaffee trinken möchte. Und ich mache irgendwo Urlaub, weil ich dort fotografieren möchte. Es ist für mich undenkbar, eine Reise so zu planen, dass diese beiden Dinge nicht passieren. Dementsprechend nehme, abhängig von der Kaffeekultur vor Ort, Zeug mit um Kaffee so zuzubereiten, wie ich ihn mag. Und ich nehme eine angemessene Fotoausrüstung mit. Das ganze Ultraleichtzeug mache ich u.A. genau dafür, dass die Fotoausrüstung eben auch noch mit kann.

    In meinem Fall ist das:
    -in ausgesuchten Fällen meine Fuji X100F (falls Packmaß/Gewicht wirklich kritisch, Tour einfach wiederholbar, absehbar keine Bedingungen für andere Brennweiten, und so weiter)
    -sonst immer Fuji X-T5
    -entweder das 16-55, oder das 16-80, abhängig von den Lichtverhältnissen
    -wenn 16-80, dann tendenziell noch das 18/2 oder das 23/1.4 dazu
    -falls Sternenhimmel absehbar: 12 mm, müsste ich mal durch was kürzeres (oder ein Fisheye) ersetzen
    -Capture-Clip, wenn es nicht um Bikepacking geht
    -Stativ: wenn, dann Pedco Ultra-Pod 2, das kann man irgendwo festbinden
    -2 Speicherkarten mit 64 GB müssen reichen (wohnen parallel in der Kamera)
    -1 Akku reicht, ich lade den direkt in der Kamera


    Noch zum Dynamikumfang: Wenn man von einer 5D kommt (egal welche...), dann ist alles ein gewaltiger Sprung. Da braucht man sich keinen Kopp machen, was genau man innerhalb der aktuellen Sensoren auswählt. Und gerade die GFX100RF lässt ihren Formatvorteil aufgrund des Objektives zu Hause. Wenn es eine Fuji sein soll, dürften die allermeisten Leute mit einer X100 besser fahren, sofern der leicht andere Bildwinkel trotzdem passt. Die Leica-Qs stehen offenbar auch nicht schlecht da, im Vergleich. Leica ist mir aber aus Prinzip nix.

  • Vor wenigen Tagen hat Fujifilm die GFX100RF vorgestellt, die tatsächlich einen Meilenstein darstellen könnte.

    Eine Kamera mit Blende 4, dafür ohne Stabilisator? Dann musst du ein Stativ mitnehmen, das mindestens das Dreifache der Kamera wiegt, sonst nützt dir die Auflösung/Bildqualität in den interessanten Lichtsituationen gar nichts. Und das soll dann noch mit UL zu tun haben? Vielleicht bräuchten wir dafür noch eine Rubrik „Quadratur des Kreises“.

  • Bei mir war es 10 Jahre die

    Sony RX 100 II (1 Zoll Sensor, f/1.8, Zoom, 287 g)

    und seit 3 Jahren die

    Ricoh GR IIIx (APS-C, 24 MP, DNG, 257 g) 

    Vorteile: Schnelligkeit, Vielfalt der Features, Connectivität, Gewicht, Außenmaße, Bokeh,

    Bildqualität bei beiden sehr gut, ich entwickele meistens die RAW-Bilder in Lightroom.

    Ansonsten reichen, wenn man ehrlich ist, fast immer die Handy´s, bei mir z.Zt. Xiaomi13

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