Langer Thru Hike oder angereihte Hikes?

  • Hallo zusammen,

    ich habe bald ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub, da ich mal eine temporäre Pause des drehenden Hamsterrads benötige.

    In den letzten Jahren bin ich viel gewandert und hatte schöne mehrtägige bis vier wöchige Touren in schwedischen Wäldern, portugiesischen Küsten, den Highlands in Schottlands, dem hügeligen Irland oder auf dem E1 bzw. NST. ;)

    Wenn ich Bücher lese oder Videos über die klassischen "Thru-Hikes" von dem AT oder PCT schaue, kommt natürlich einiges an Inspiration an. Die Magie der Wege ist nachvollziehbar.

    Allerdings stelle ich mir ganz ehrlich und nüchtern betrachtet die Frage, ob für mich die Magie so groß ist, diese Vorhaben tatsächlich anzugehen. Ich hätte einerseits die Zeit und die finanziellen Rücklagen das Thema anzugehen, aber es fehlt im Moment irgendwie noch an endgültiger Überzeugung. Ich würde irgendwie alles "auf eine Karte" setzen. Es gibt allerdings auch in Europa einige Ecken, die ich gerne wandern und sehen würde. Das wäre natürlich kein klassischer "Thru-Hike", sondern viele aneinander gereihte Wege in verschiedenen Ländern.

    Vielleicht wäre ein klassischer Thru-Hike für mich auch eher so ein Ego-Ding, anstatt sich zwischendurch auch ein paar Ruhepausen zu gönnen oder auch die unterschiedlichen Kulturen der verschiedenen Länder näher kennenzulernen.

    Hier sind ja einige im Forum, die einen der beiden oder beide Wege gegangen sind und ggf. meine Bedenken oder Vorbehalte (?) nachvollziehen können.
    Der NST reizt mich z. B. auch weniger, da ich das Bedürfnis habe, mal aus meinem eigenen Land heraus zu müssen.

    Vielen Dank und viele Grüße
    Nordi

  • In Spanien gibt es so einige Fernwanderwege, die für dich interessant sein könnten.

    Der GR1 oder die Gran Senda de Malaga.

    Beide noch nicht selber gelaufen, aber die klingen echt prima!

    Vor allem der GR1, mit zig verlassenen Dörfern, in denen man übernachten kann.

    Ich schlage die vor, da sie zwar lang, aber nicht so lang sind, wie der PCT z.B.

    Und so überlaufen, wie die Top Trails der USA sind die auch nicht.

  • Ich persönlich würde vermutlich eher die mehrere Hikes Variante wählen. Am Ende ist beides auch organisatorischer Aufwand, aber mehrere (auch nicht kleine) Unternehmungen erscheinen mir auf den ersten Blick reizvoller. Vorteil für mich wäre auch, dass es nicht nur Wandern sein müsste, sondern auch mal das Fahrrad ins Spiel kommen könnte. Auf der anderen Seite ist das Argument für den einen großen Hike natürlich, dass sich die Chance dazu vlt. nie wieder bietet.

    PS: wenn es bei mir denn doch der ganz große Hike werden würde, wäre es für mich wohl der CDT

  • Ich hatte einen ähnlichen Zeit & Geld Luxus diesen Sommer. Umständehalber habe ich dann keinen großen Thru machen können, sondern war in Italien, Schottland und Frankreich länger unterwegs.

    Ich habe diesen Sommer gelernt, dass ich kein zielorientierter thruhiker bin. Ich bleibe auch gern mal ein paar Tage an einer Stelle oder gehe ganz woanders hin als geplant. Beispiel, der Hebridean Way auf den outer hebrides dauert 10-12 Tage je nach Endpunkt. Ich war vier Wochen auf den Hebriden wandern und es fehlen mir sogar noch Etappen von dem Weitwanderweg. 8) Dafür habe ich die Inseln viel intensiver erlebt und habe das angesehen was ich wollte und zum Wetter passte. Anstatt bei Sauwetter durch unter Wasser stehende Sumpflandschaft zu wandern. Nur um alle Etappen zu wandern, die sich mal jemand ausgedacht hat.

    Ich würde es wieder so machen. Die Flexibilität war für mich maximal entspannend. Hätte ich vorher übrigens nichts so gedacht. Hatte den ersten Monat minutiös geplant, bis der Strich durch die Rechnung ums Eck kam. Danke Strich durch die Rechnung! ^^

  • Ich hatte einen ähnlichen Zeit & Geld Luxus diesen Sommer. Umständehalber habe ich dann keinen großen Thru machen können, sondern war in Italien, Schottland und Frankreich länger unterwegs.

    Ich habe diesen Sommer gelernt, dass ich kein zielorientierter thruhiker bin. Ich bleibe auch gern mal ein paar Tage an einer Stelle oder gehe ganz woanders hin als geplant. Beispiel, der Hebridean Way auf den outer hebrides dauert 10-12 Tage je nach Endpunkt. Ich war vier Wochen auf den Hebriden wandern und es fehlen mir sogar noch Etappen von dem Weitwanderweg. 8) Dafür habe ich die Inseln viel intensiver erlebt und habe das angesehen was ich wollte und zum Wetter passte. Anstatt bei Sauwetter durch unter Wasser stehende Sumpflandschaft zu wandern. Nur um alle Etappen zu wandern, die sich mal jemand ausgedacht hat.

    Ich würde es wieder so machen. Die Flexibilität war für mich maximal entspannend. Hätte ich vorher übrigens nichts so gedacht. Hatte den ersten Monat minutiös geplant, bis der Strich durch die Rechnung ums Eck kam. Danke Strich durch die Rechnung! ^^

    Das wären auch exakt meine Bedenken. Gerade zB entlang von PCT und CDT gibt es so viel weiteres zu sehen. Ich würde mich glaube ich gnadenlos verzetteln. Super, dass du den richtigen Weg (pun intended) für dich gefunden hast. Aber wie schon jmd hier geschrieben hat, den kann man dann am Ende nur selbst finden, auch wenn man sich natürlich uach die Argumente von anderen anhören kann.

  • Allerdings stelle ich mir ganz ehrlich und nüchtern betrachtet die Frage, ob für mich die Magie so groß ist, diese Vorhaben tatsächlich anzugehen. Ich hätte einerseits die Zeit und die finanziellen Rücklagen das Thema anzugehen, aber es fehlt im Moment irgendwie noch an endgültiger Überzeugung.

    Ich bin ja selbst den PCT schon gewandert und kenne mittlerweile sehr viele, die ihn auch gegangen sind. Bereut hat es meines Wissens niemand. Die Magie ist schon verdammt groß. Und Abstecher muss man wirklich keine machen - ja, es gibt noch tausende sehenswerte Dinge unweit des Trails, aber man sammelt eh fast jeden Tag epische Eindrücke und tolle Erinnerungen. Und man lernt in allen Belangen - z.B. wo die eigenen Grenzen sind, dass die Menschheit tatsächlich überwiegend gut ist, und dass Geduld sich auszahlt. Für mich persönlich hat sich auch irgendwann nach 1500km am Stück erst so richtig herauskristallisiert, was meine echten Grundbedürfnisse (beim Wandern und ganz allgemein) sind. So ein langer Trail ist schon ein Ego-Ding, aber weniger im Sinne von "schaut her, ich bin Held", sondern durch die gemeisterten mentalen und physischen Herausforderungen, durch die vielen unplanbaren Notwendigkeiten und die verrückten Zufälle, die einem Selbstbewusstsein, Gelassenheit und in manchen Belangen einen Blick aufs Wesentliche geben. Die Regionen in Europa, wo man gleichermaßen in der Natur von der Zivilisation entkoppelt wandern kann, bieten leider bei weitem nicht das Spektrum, das man auf den großen US-Trails an geologischen und klimatischen Variationen erlebt.

  • Man sollte denke ich nicht unterschätzen, wie schön es ist lange ohne weiteres Ziel wandern zu gehen. Man hat den trail, kümmert sich drum wie lange das Essen bis zum nächsten resupply reichen muss und ansonsten nichts. Das können einen kleine hikes wo man immer sich schon fragen muss wann das Ende ist, und die entsprechende Orga haben muss nicht leisten.


    In der EU kann man da z.b. die via dinrica laufen, oder West Highland way mit cwt im Anschluss (für das Kontrastprogramm)

  • Ich persönlich sehe absolut nicht ein, warum ich zuerst 12 Stunden (?) fliegen soll um danach mit hunderten anderen Wanderern einige tausend Kilometer zu wandern. Aber mich schreckt dieses ganze "Thru-Hike" und Getue um die amerikanischen Fernwanderwege ohnehin ab. Meine Meinung, muss keiner Teilen und ich wil da auch keine Diskussion anzetteln. Soll jeder machen wie er will.

    Als ich 2022 die Schweiz umrundet habe, bin ich vor der Haustüre gestartet und die Wanderung hat 89 Tage später auch wieder dort geendet. Ich werde diese Wanderung nie vergessen und alleine schon die Planung dafür hat total Spass gemacht, weil ich etwas eigenes gemacht habe, was so noch keiner gemacht hat. Im nächsten Jahr werde ich mit dem Zug an den Startpunkt meiner vier monatigen Wanderung fahren. Diese setzt sich aus vier Fernwanderwegen oder Teilen davon zusammen und die Lücken dazwischen werden mit normalen Wanderwegen geschlossen. Auch etwas, was in der Form vermutlich noch keiner gemacht hat.

    Fernwanderwege gibts in Europa wahrlich genug. Die einzige Herausforderung dürfte wohl sein in den sechs Monaten nie in den Schnee zu kommen:D. Ein Blick auf Waymarkedtrails, Startpunkt setzen und jahreszeitabhängig schauen wos hinführt. Bei sechs Monaten wäre für mich aber ohnehin der Sentiero Italia gesetzt8)

    So oder so. Ich wünsche dir viel Freude bei der Planung/ Vorbereitung und danach unterwegs.

  • Da ich schon mit einem kleinen bisschen Neid auf die großen Thruhikes schaue, würde ich eher zu einer großen Wanderung tendieren. Im Bereich 2-6 Wochen kann man Trails auch als Tarifsklave immer mal noch in der normalen Urlaubsplanung unterbringen, 6 Monate geht vielleicht nur einmal oder wenige Male im Leben.

  • Ich hätte einerseits die Zeit und die finanziellen Rücklagen das Thema anzugehen, aber es fehlt im Moment irgendwie noch an endgültiger Überzeugung. Ich würde irgendwie alles "auf eine Karte" setzen. Es gibt allerdings auch in Europa einige Ecken, die ich gerne wandern und sehen würde. Das w

    Entscheiden musst du das schon selber. Ich würde da schrenz zustimmen; es ist ja meist nicht so einfach, sich ein halbes Jahr auszuklinken...

    Und ich gebe noch was zu bedenken - irgendwann ist einfach die Zeit für solche langen Unternehmungen "abgelaufen". (Merke ich schmerzhaft an mir) Dann reicht die Kondition/Kraft/Gesundheit nicht mehr. Oder der Planungsaufwand wird so immens, dass schlussendlich die Lust fehlt.

    In Europa wandern kann man ja immer noch, auch, wenn man älter wird, weniger aufwendig, kürzere Anreise...

    Ein Grund, weshalb ich in den letzten zwei Jahren meinen ökologischen Fußabdruck dermaßen durch Langstreckenflüge in Richtung "du kommst unweigerlich in die Hölle" verschoben habe, war der liebevolle Ansporn durch meine Traumfrau:" Lass uns das jetzt machen, bevor der Trolley, den du hinter dir herziehst, deine Reiseapotheke ist!"

  • halbes Jahr einfach so... boah ey!

    Wenn Du nicht ohnehin schon auf die Trails in den USA schielst: die Sache mit den Permits und Losglück-haben würde mich nerven.

    Wenn ich halbes Jahr wandern will und einfach los: +1 für Sentiero Italia. Trödeln. Sprache lernen. Nebenher Buch schreiben. Vorher alle alten Freunde hier mal besuchen, mit Fahrrad.

    Wenn ich Länder angucken will: China, Japan, Korea. Chile und Feuerland. Nepal.

    Die Bude aufräumen. Den Garten mal wieder in Ordnung bringen. Mehrere Nächte hintereinander Trinken gehen.

    Bei alten Freunden vorbeischauen, die weiter weg leben. Neufundland, Nationalpark-Ranger. Und ich war noch nicht da...

    Wenn ich den stream of consciousness jetzt weiter laufen liesse, käm ich morgen nicht zur Arbeit.

  • Ich würde dir ganz klar zu einem langen Amerikanischen Thru Hike raten. Ein großes offenes Zeitfenster ist eine Chance die sich evtl. nicht so oft ergibt. Meiner Meinung nach sind die USA für Fernwanderungen Europa um Längen überlegen. Europa ist eng, dicht bevölkert und hat nur winzige, verstreute Flecken an Wildnis. USA und Kanada haben die brillante Kombination dass es erste Welt Länder sind, in denen es noch weite, wenig berührte Naturlandschaften gibt. Zudem gibt dort eine Fernwanderkultur und Gemeinschaft die mir so in Europa noch nicht begegnet ist. Es gibt außerhalb der Triple Crown noch duzende hochinteressante Trails.

    Lange Wanderungen bieten die Chance in ein besonderes Lebensgefühl einzutauchen. Dies hat seine Vor und Nachteile.

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