• Was ist ein Wanderritt?

    Wanderreiten kann man in verschiedenen Ausprägungen, so wie ich es mache, heißt es:

    Transport des gesamten Gepäcks zu Pferd (kein Gepäcktransport mit dem PKW) – es wird auf jeden Fall auch geritten nicht nur geführt (das wäre dann Säumen und ist auch recht beliebt). Übernachtet wird meist im Zelt, mit Pferd daneben im mobilen Paddock.

    Warum ist das Gewicht wichtig?

    Ein Pferd kann nur begrenzt Gewicht tragen, man sagt ca. 20 % des Eigengewichtes. Auf jeden Fall muss die Tragkraft des Rückens trainiert werden – je besser trainiert und je weniger körperliche Mängel ein Pferd hat um so mehr kann es leisten.

    Ich versuche in allen Bereichen Gewicht zu sparen, beim Sattel (meiner wiegt nur 9 KG) und natürlich bei allem, was ich mitnehmen. Meine Packliste ist vergleichbar mit den UL Listen, die man im Forum findet.

    Hinzu kommt die Ausrüstung für Pferd: Satteltaschen für hinten und vorne, Erste Hilfe, ggf. Ersatz Hufeisen/Notbeschlagsset, Möglichkeit Futter mitzunehmen (nur wenn unbedingt erforderlich, da Futter sehr schwer ist, max. für 2 Tage möglich, wenn man kein Packpferd hat), Putzzeug/Hufkratzer, Insektenschutz (Spray, oder Decke) und natürlich Sattel, Trense, Vorderzeug (wenn‘s in die Berge geht). Mobilen Paddock (selbst gebaut aus leichten Zeltstangen) , kleines Weidezaungerät.

    Für mich Reitrock (regenfest), um auch auf dem Pferd alles Regensicher abzudecken + wasserfeste Gaiter (die von Vaude finde ich gut 😊 )

    Was ist der Unterschied zum Wandern?

    Das Gepäck trägt das Pferd 😊

    Man muss sich auch um das Pferd und dessen Bedürfnisse kümmern, diese gehen immer vor.

    Viele Wege kommen nicht in Frage:

    Zu schmal (enge Felsdurchgänge z.B.)

    Stege, Brücken, die ein Pferd nicht tragen, Trittsteine über Flüsse/Bäche … Oft mein Endgegner, denn die Stabilität einer Brücke oder einzelner Bretter der Brücke zu beurteilen ist wirklich schwierig ||, allerdings gibt es manchmal kaum Alternativen – mein bester Freund: Fotos auf Komoot, Google – so bekommt man wenigstens einen Eindruck

    Umgefallene Bäume – jeden Tag mindestens einer … zu hoch, so dass das Pferd nicht drüber springen kann, zu niedrig, um unterdurch zu kommen, zu dick um sie zu sägen (ach ja, Handsäge immer dabei, auch UL), Seiten zu steil um sie zu umgehen

    Moor, sumpfige Stellen, Treibsand: Oft nicht zu erkennen, man selbst geht drüber, das Pferd kann sofort bis zum Bauch drin stecken – richtig gefährlich.

    Kein Wasser – mitschleppen kann man es nicht, wir reden von täglich ca. 20 Liter

    Aber … trotz aller Widrigkeiten macht es viel Spaß, man hat einen tierischen Partner dabei. Es ist für die Pferde sehr nah an der ursprünglichen Lebensweise, als Steppentiere ziehen sie täglich viele Kilometer umher. Mein Pferd blüht beim Wanderreiten auf, löst selbst Probleme und spielt die Bergziege in den Bergen. Nur steil bergab auf Schotter oder Asphalt, das findet sie richtig doof.

    Wenn euch das Thema interessiert, schaut auf meiner Web-Seite, da findet ihr noch mehr Infos und auch Rittberichte: https://www.pferdefrauen.de/

    Oder bei YouTube, da habe ich viele Infos-Videos zum Thema gemacht und auch Vlogs meiner Ritte. (Kanal Pferdefrau unterwegs)

    Fragen beantworte ich auch gerne hier :)

  • caficon 9. Oktober 2024 um 18:58

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich selbst hab so überhaupt keine Beziehung zu Pferden. Stadtkind halt.

    Aber ich hab eine Cousine in den USA,Wisconsin, die ist vor anderthalb Jahren auf so eine "Wanderreittour" gegangen, soweit ich mich erinnere, in Idaho. Natürlich hatte sie da nicht "ihr" Pferd dabei, es war eine Tour mit sechs Leuten und Guide, mit, wie sie schrieb, sehr gemütlichen Pferden, und Packpferd dazu. (Sie war da auch schon 71)Wir waren da gerade zu Besuch und ich hab die beinahe schon ultraleichte Ausrüstung bewundern dürfen, die sie zusammengestellt hatte, reduce to the max! Anscheinend hat es ihr richtig Spaß gemacht, mir alles zu zeigen - ihre Familie hatte dafür nicht so unbedingt Interesse, ich fand's toll!

    Die Bilder allerdings, die sie uns dann danach geschickt hat, sahen nach allem anderen als "gemütlich" aus! Der Wahnsinn, wo die überall noch geritten sind, schràg die Berge hoch usw.

    Hat mich mächtig beeindruckt!

    Was mich am meisten an UL gemahnt hat - meine Cousine, die sonst schon sehr auf schick und posh steht (die haben auch richtig Geld) hat sich sowas von eingeschränkt, konnte ich mir erst gar nicht vorstellen. "Weglassen", "Double- oder Multi-Use", vom Feinsten. Scheint auch da zu gelten, dass man aufs Gewicht und auch auf die Ausmaße des Gepäcks achten muss.

  • Ich denke, Becks will nicht wirklich was lernen, sondern einfach seine Meinung raushauen und dabei möglichst machohaft tönen ("der Gaul", UL nicht nötig). Natürlich werden Mulis in eigentlichen Karawanen zu Transportzwecken eingesetzt, in den USA werden damit die Nationalparks unterhalten, in Montana und Wyoming werden damit Jagdcamps eingerichtet, ist Big Business da. Von Thru-Riding Logistik hat er offensichtlich keine Ahnung. Auch ein Muli braucht Wasser und Nahrung, egal ob auf 500 m oder 4000.

    schrenz Je nach Länge der Tour benötigt man zwingend ein zweites Pferd. Der PCT wurde zwar extra pferdefreundlich geplant. Trotzdem hat bis heute kein einziges Pferd alleine die ganze Strecke in einem Thru-Ride bewältigt, da für ein einzelnes Pferd die ganze Strecke zu anstrengend wäre. Man würde es schlicht zu Boden reiten.

    Deshalb muss man die Pferde abwechseln. Und ja, das geht so richtig ins Geld. Thru-Rider in den USA reiten von Kind auf und verfügen meist zumindest über die Logistikausrüstung (Pferdeanhänger) wenn Du nun aus Europa kommst, musst Du das alles entweder mieten oder kaufen.

  • Trotzdem hat bis heute kein einziges Pferd alleine die ganze Strecke in einem Thru-Ride bewältigt, da für ein einzelnes Pferd die ganze Strecke zu anstrengend wäre. Man würde es schlicht zu Boden reiten.

    Tatsächlich führt man sehr viel auf so einem Ritt, daher kann von "zu Boden reiten" keine Rede sein. Das Packpferd benötigt man, da man einfach mehr Verpflegung, ggf. auch für das Pferd mitnehmen muss. Man hat meist ein Reit- und ein Packpferd manchmal wird gewechselt. Die Abenteuerreiter (hatte ich in der Vorstellung verlinkt) haben nicht nur den PCT sondern auch den CDT geritten. Allerdings nicht so sportlich wie die Wanderer sondern über mehrere Jahre.

  • mars_hikes Danke für den PCT Hinweis, ich bin erstmal von Marens/ Pferdefrau unterwegs Touren ausgegangen, die mich total beeindrucken.

    Gerade das stell ich mir in unseren zugebauten und dicht besiedelten Land echt schwierig vor.

    Danke:)

    Meistens frage ich vor Ort, wo ich meine Paddock aufstellen kann, denn jeder Zipfel Land gehört ja jemanden. Bis jetz hat sich meist ein Plätzchen gefunden. Gutes Gras gibt es auch mehr als man denkt.

  • Wie viel frische Pflanzen / frisches Gras muss ein Pferd mit der Belastung des Wanderreitens zu sich nehmen und wie lange dauert das in etwa?

    Wie lange muss ein Pferd ruhen /schlafen, um ausreichend zu regenerieren ?

    Und wie lange kann man das Pferd somit dauerhaft belasten und welche Strecke schafft man in der Zeit?


    Merkt man das ich gar keine Ahnung habe? :/


    Danke, ich finde das immer noch mega spannend

    Skills are cheap - Passion is priceless

  • Das ist ganz unterschiedlich, es gibt Pferde, die sehr gut Futter verwerten (z.B. Islandpferde, Norweger) und andere die das nicht machen und auf jeden Fall zusätzliches Kraftfutter brauchen (Hafer, Müsli). Alle 2-3 Stunden sollten die Pferde mindestens 30 Minuten grasen können, damit das Verdauungssystem gut funktioniert. Je länger die Tagesetappe um so mehr Pausen sind erforderlich. Da das Pferd in der Ruhezeit (Ankunft ziel bis zum Abritt) ja auch schlafen muss (ca. 6 Std. mind.) - ich versuche immer Kraftfutter zusätzlich zu füttern, eben damit das Pferd genug ruht und nicht nur frisst.

    Je länger ich unterwegs bin, um so kürzer werden die Tagesetappen, obwohl das Pferd dann viel Kondition hat. Wenn man zwei Wochen unterwegs ist, kann das Pferd sich im Anschluss regenerieren, d.h. man kann Tagesetappen von 20-50 km machen ( je nach Höhenmeter). Wenn man länger als drei Wochen unterwegs ist, würde ich im Schnitt bei 20-30 km liegen und auch regelmäßig Pausentage einschieben. - Also, ist man mit dem Pferd nicht schneller als ein nomaler Langstreckenwanderer :)

  • Wenn man länger als drei Wochen unterwegs ist, würde ich im Schnitt bei 20-30 km liegen und auch regelmäßig Pausentage einschieben. - Also, ist man mit dem Pferd nicht schneller als ein nomaler Langstreckenwanderer :)

    Irgendwie ernüchternd 😂, aber immerhin sieht man daran auch, wie leistungsfähig der Mensch als Lauftier eigentlich ist.

    ich versuche immer Kraftfutter zusätzlich zu füttern,

    Ich nehme an, dass du versuchst unterwegs nachzukaufen?

  • Gab es hier einen Beitrag von Becks, der gelöscht wurde? Vielleicht wiederhole ich mich ja.

    Vorangestellt: Für mich sind Pferde schöne Tiere und ich finde diese Reisemethode mega interessant, aber da sowohl hier als auch auf der blauen Wiese die Diskussion, ob ein E-Bike UL-Kriterien erfüllt, aufkam, möchte ich das zumindest kritisch beäugt wissen.

    Ich schaffe die gleichen und nach einer längeren Tour sogar weniger Kilometer, wie zu Fuß, habe aber durch Futter, Wasserversorgung und umfangreiches Equipment einen wesentlichen Mehraufwand. Es gehört sicherlich Fitness zum Reiten dazu, aber nach nem Anstieg hat die meiste Arbeit wohl das Pferd gehabt. In meinen Augen widerspricht das deutlich der UL-Herangehensweise.

    Ich verstehs nicht. Die leichtest verfügbare Ausrüstung in Form Sattel, Säge etc. macht doch eine Tour nicht UL. Wenn ich den leichtest verfügbaren Kühlschrank mit Solarmodul mit auf Tour nehme ist die auch nicht UL.

    Es ist bestimmt wundervoll seinen Pferdekumpel dabei zu haben und diesen auch was von der Welt sehen zu lassen, aber ich denke das ist kein Forumsthema.

  • masui_ , im Grundsatz hast du ein Stück weit recht, natürlich wäre es nicht UL, einen Kühlschrank mtzunehmen, selbst wenn man dabei unter 5kg bliebe. Allerdings ist hier die Sachlage etwas anders: es geht darum, den Gedanken des UL-Trekkings auf andere Outdoorgebiete bzw. andere Fortbewegungsmittel zu übertragen. Daher eben auch dieses Unterforum, damit sich das nicht mit dem Schwerpunkt dieses Forums vermischt. Die Aktivität hält sich hier ja auch in Grenzen, sodass ich im Moment keine Verwässerungsgefahr sehe. Sollte sich das eines Tages ändern, müsste man darüber neu nachdenken.

    Es wurde hier ein Beitrag ausgeblendet, wegen Verstoß gegen die Netikette.

  • Vielleicht noch als Ergänzung, ich bin in diesem Forum, weil ich eben bei meinem Equipment viel aus dem UL Bereich nutze sowohl auf Wanderungen, als auch auf Wanderritten. Ich stehe nicht alleine da, in den Wanderreitforen wird sich sehr aktiv zu Equipment ausgetauscht - was braucht man wirklich, wo gibt es kleinere, leichtere oder smartere Lösungen etc. - so erhoffe ich mir hier Tipps und Anregungen und hoffe auch das eine oder andere beizusteuern.

    Wer sich nicht für das Thema Wanderreiten erwärmen kann - der hat ja im Forum genügend andere interessante Beiträge - vielleicht ja sogar einen über UL-Kühlschränke;)

  • In meinen Augen widerspricht das deutlich der UL-Herangehensweise.

    Was ist UL-Herangehensweise?

    Wenn ich aus reiner Faulheit nicht schwer schleppen will und deshalb ein Sammler von grenzwertigem UL-Kram bin (und deshalb Steve E. von Suluk46 alle zwei Monate ein Burn-Out beschere), auf Tour aber im wesentlichen meine (Bier)Sommelier-Kenntnisse vertiefe und grosse Trails vor allem platinum-blaze und uber-blacke, ist dies dann UL?

    Oder gehört da eine sportliche Wanderweise (höher, schneller, weiter) dazu?

    Möglichst jede Nacht im hinteren Bereich unter der Gürtellinie frieren, weil man 100 Gramm Daune gespart hat aber dadurch sogar im blauen Forum mit der Lighterpack-Liste auftrumpfen kann?

    Schon aus Tierschutzgründen empfiehlt sich UL auch beim Wanderreiten - wenn ein Pferd weniger schleppen muss, geht es auch schneller voran und der Komfort für Ross und Reiter erhöht sich wohl massiv.

    In alten, hochdokumentarischen Western, schlafen die Cowboys jeweils in den Kleidern auf dem nackten Boden, die Revolver gegürtet. Dies kommt wohl dem UL-Gedanken am nächsten: Was man nicht dabei hat, wiegt auch nichts.

  • Pferdefrau unterwegs Ich reite auch (habe zwei Ponys), komme aber aus dem Distanzsport (wettkampfmäßiges Lamgstreckenreiten), daher mein Tipp:

    Schau dich mal bei den Distanzreitern um. Da war schon immer der Fokus auf leicht, praktisch und schnell.

    Du hattest eingangs geschrieben "Hufeisen". Ich bin ein riesen Fan von Plastics; besserer Grip, Gelenkschonender und deutlich leichter!

    Auch die typischen Sättel aus dem Distanzbereich sind deutlich leichter als die von dir erwähnten 9 kg.

    Zopiclon Ein Pferd läuft in freier Wildbahn ca. 30 km am Tag, um die diversen Bedürfnisse (Nahrungsaufnahme, Wasseraufnahme, Wetterschutz suchen etc.) zu befriedigen. In der Regel ist das Pferd dabei im Schritt (gehend) unterwegs oder langsam traben (joggend). Galoppiert wird eigentlich nur auf der Flucht vor Fressfeinden. Die meisten Pferde schlafen mehrmals am Tag für kürzere Phasen. Wichtig ist, dass sich das Pferd dabei sicher fühlt, sonst wird es sich nicht richtig erholen. In einem Herdenverband wird sich hierzu abgewechselt, so dass immer jemand aufpasst.

  • Wie viel frische Pflanzen / frisches Gras muss ein Pferd mit der Belastung des Wanderreitens zu sich nehmen und wie lange dauert das in etwa?

    Wie lange muss ein Pferd ruhen /schlafen, um ausreichend zu regenerieren ?

    Und wie lange kann man das Pferd somit dauerhaft belasten und welche Strecke schafft man in der Zeit?

    ...

    Das hängt sehr vom Pferd, der AUfzucht, der Umgebung und seiner Rasse ab.

    Die die ich erlebt habe waren sehr kräftig (immerhin bringe ich gut 100 kg auf die Waage), robust und ausdauernd und dabei sehr genügsam. Futter mitzunehmen fällt keinem Mongolen auch nur im Traum ein und man rastet wo es Wasser und etwas Gras gibt.

    Zur Regeneration alle 5 bis 7 Tage ein Ruhetag bei Tagesetappen von bis zu 30 km. Nacht halbfreies weiden (lang angebunden bei gefesselten Vorder- und Hinterläufen) und natürlich unterwegs bei jeder Pause oder wenn was in "Fressnähe" kam. Das ist die Touristenversion. Die Einheimischen reiten auch gerne mal 40 km+, ein solider Teil davon im Trab oder auch Galopp.

    Ich habe schon so viel aus meinen Fehlern gelernt. Ich gedenke noch weitere zu machen.

  • Ich finde es schön, wenn UL sich nicht auf Trekking beschränkt, verschiedene Sportarten voneinander lernen und profitieren können. Die Metalllegierung für das neu erfundene UL-Hufeisen ist vielleicht die Grundlage für die nächste Generation Grödel.

    Bei (UL-)Wanderreiten würde mich aber eine andere Frage interessieren: Wie verträgt sich das mit "Leave No Trace"? Gerade die besonders schönen Wandertouren verlaufen ja häufig durch Naturschutzgebiete, wo Pflanzen pflücken, Wege verlassen usw. ja eigentlich tabu ist und man der Umwelt und anderen Wanderern zuliebe die eigenen Hinterlassenschaften entweder mitnehmen oder zumindest vergraben sollte. Funktioniert das mit einem Pferd (zumindest zu einem gewissen Grad)? Oder gibt es besondere Wanderreitstrecken, wo Grasen am Wegesrand explizit erlaubt ist?

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