Produktionsbedingungen in anderen Ländern

  • Aus 2019 für Italien:

    Die Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten und Nähstuben sind oft vergleichbar mit denen asiatischer Textilfabriken.

    Dies galt zumindest teilweise für das Industrieviertel Macrolotto in Prato


    Dieser Faden ist inspiriert von dem Unterhosen Thema.Wer kennt weiteres zu Arbeitsbedingungen?

    Skills are cheap - Passion is priceless

  • Ein super wichtiges Thema finde ich. Ich finde das Thema ist oft mit Vorurteilen überfrachtet. Die Arbeitsbedingungen in einer Branche oder Region hängen in der Regel stark von den finanziellen Ressourcen ab, die Auftraggeber bereit sind zu investieren. Dabei ist die Bereitschaft, faire Löhne und humane Bedingungen zu schaffen, oft direkt mit dem Preis verbunden, den Konsumenten am Ende zu zahlen bereit sind. Ein eindrucksvolles, aber auch erschreckendes Beispiel dafür sind die ausgedehnten Gewächshauslandschaften rund um Málaga in Südspanien. Dort, wo ein Großteil unseres Gemüses unter Plastikplanen gedeiht, arbeiten viele Menschen unter Bedingungen, die mit moderner Sklaverei vergleichbar sind. Fehlender Arbeitsschutz, ausbeuterische Bezahlung und inakzeptable Unterkünfte sind dort leider Realität. Viele hier werden das evtl. auch schon mit eigenen Augen gesehen haben.

    Dieses Bild macht deutlich, dass schlechte Arbeitsbedingungen kein geografisches oder kulturelles Problem sind, sondern ein systemisches, das überall auf der Welt auftreten kann, wenn der Fokus allein auf maximalem Profit liegt.

    Aus diesem Grund halte ich es für falsch und undifferenziert, asiatische Länder pauschal als Orte schlechter Arbeitsbedingungen abzustempeln. Dieser Vorwurf ist oft von einem eurozentrischen Überlegenheitsdenken geprägt, das ignoriert, dass auch in Europa und anderen westlichen Ländern zahlreiche Missstände existieren. Zudem wird übersehen, dass sich die Bedingungen in vielen asiatischen Produktionsstätten, besonders bei Unternehmen mit internationalem Qualitätsanspruch, deutlich verbessert haben. In manchen Fällen bieten sie sogar bessere Perspektiven als vergleichbare Alternativen vor Ort.

    Hier exemplarisch ein Beispiel aus dem "Luxussegment": https://www.puls24.at/news/entertain…s-labels/334078

    Von diesen Artikeln könnte ich noch zig hier reinposten. Mit Osteuropa sowie Südamerika möchte ich gar nicht anfangen.

    Ich würde noch mit aufnehmen, dass das ebenso für die Produktqualität gilt. Firmen produzieren meist in der Qualität, die vom Auftraggeber bezahlt wird. Die Produkt-Qualität ist als m. M. nach nicht von der Geographie abhängig, sondern von den Qualitätsvorgaben. In ein und derselben Firma kann sehr hochwertige Qualität direkt neben absolutem Müll produziert werden. Deshalb finde ich es auch gut, dass hier Aliexpress-Links erlaubt sind. Fast jeder "westliche " Hersteller lässt in Asien produzieren, und oft mit sehr hohem Qualitätsstandart. Pauschale Plagiatsvorwürfe gehören für mich in dieselbe Kategorie, auch das ist heutzutage weltweit verbreitet.


    Hier sind meine persönlichen Strategien zur Orientierung:

    Meine Recherche-Strategie: achte auf Transparenz der Unternehmen, prüfe internationale Zertifizierungen, informiere mich über Nachhaltigkeitsberichte, recherchiere kritische NGO-Studien, bin bereit für ethische Produktion mehr zu zahlen, hinterfrage unrealistisch günstige Preise, vermeide geografische Pauschalisierungen

    Meine Prüf-Kriterien: Fair Trade Siegel, ISO-Standards, detaillierte Herstellerangaben, Unternehmenstransparenz, konkrete Arbeitsbedingungsangaben, unabhängige Zertifizierungen

    Realistischer Ansatz: kann und will nicht bei jedem Kauf recherchieren (ich verbringe sowieso oft zu viel Zeit mit der Recherche wenn ich mir was kaufen will), der zeitliche Aufwand muss passen, Hauptaugenmerk auf größere Anschaffungen

    Haupterkenntnis: Qualität und ethische Produktion sind keine Frage des Landes, sondern der Unternehmensphilosophie

    xfoil.shop - gewerblich

  • Ich versuche hier in Europa zu kaufen. Hier können sie wenigstens für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen.

    Anbieter gibt es genug. Dann muss das Gewicht halt mal die "Zweite Geige" spielen. Preislich sind die Sachen auch okay oder günstiger.

  • Ich versuche hier in Europa zu kaufen. Hier können sie wenigstens für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen.

    Ich bezweifle, dass die Arbeiter*innen aus dem Link aus dem vorherigen Beitrag auf die Straße gehen können. Und während in China sich die Löhne in den letzten Jahren vervielfacht haben, kann die Lohnentwicklung in vielen europäischen Ländern kaum mit der Inflation mithalten.

  • Ich würde noch mit aufnehmen, dass das ebenso für die Produktqualität gilt. Firmen produzieren meist in der Qualität, die vom Auftraggeber bezahlt wird. Die Produkt-Qualität ist als m. M. nach nicht von der Geographie abhängig, sondern von den Qualitätsvorgaben.

    Ein positives Beispiel ist Tentipi, die einen Großteil ihrer Produktion nach China auslagern mussten. Nach einem schlechten Start mit den buchbaren Produktionsketten haben sie mit entsprechendem Leidensdruck ihre eigene Produktion mit festen Mitarbeitern aufgemacht. Ab diesem Zeitpunkt erbrachte die Qualitätskontrolle auch wieder durchweg positive Ergebnisse, die mit ihrer inländischen Produktion vergleichbar waren.

    VG. -wilbo-

  • die EU könnte in den nächsten Jahren hinsichtlich besserer Arbeitsbedingungen einiges bewegen:

    Dazu müsste man aber die Kontrolle erhöhen und nicht nur Vorschriften formulieren, denn kriminelle Hirne halten sich nicht ans Recht.


    halte ich es für falsch und undifferenziert, asiatische Länder pauschal als Orte schlechter Arbeitsbedingungen abzustempeln. Dieser Vorwurf ist oft von einem eurozentrischen Überlegenheitsdenken geprägt

    Genau so, allerdings ist die Kontrolle in der nicht Ersten Welt bei Arbeits Bedingungen noch übler ...

    Skills are cheap - Passion is priceless

  • Ich bezweifle, dass die Arbeiter*innen aus dem Link aus dem vorherigen Beitrag auf die Straße gehen können. Und während in China sich die Löhne in den letzten Jahren vervielfacht haben, kann die Lohnentwicklung in vielen europäischen Ländern kaum mit der Inflation mithalten.

    So findet jeder wieder seine Begründung das zu kaufen was er möchte. Ich kaufe auch in China. Aliexpress kommt derzeit fast täglich. Und nicht zu vergessen das viele andere Produkte dort hergestellt werden.

    Bei Textilien gelingt es mir Dank trigema, tilak, directalpine, attiq, nalehko, epesa und vielen anderen ganz gut mich in der Umgebung einzudecken. Die Löhne kann ich dort aber nicht überprüfen.

  • Genau so, allerdings ist die Kontrolle in der nicht Ersten Welt bei Arbeits Bedingungen noch übler ...

    Hmm, das ist halt schwierig pauschal zu bewerten, es gibt sehr große Unterschiede zwischen Ländern. Es gibt ja verschiedenste Indizes die versuchen, ein globales Bild bzgl. Arbeitnehmerrechten zu zeichnen. Deren Problem ist meist, dass sie halt Faktoren auswerten, die oft nur auf dem Papier existieren. Wenn Staaten einem Staatenverbund beitreten, gehört dazu meist eben auch, dass verpflichtend Arbeitnehmerrechte gestärkt werden. Ob die dann wirklich gelebt werden, ist eine andere Frage.

    World Bank – Doing Business Index, Social Progress Index (SPI), OECD Employment Protection Legislation (EPL) Index, ILO-Berichte, etc. Wenn man einen sucht, der reale Bedingungen (Fokus auf tatsächliche Verletzungen von Arbeitnehmerrechten in der Praxis, z. B. Unterdrückung von Gewerkschaften, Gewalt gegen Arbeiter, Streikverbot) auswertet, dann ist der ITUC Global Rights Index 2024 eigentlich ganz gut. 

    Dort werden Länder in 6 Kategorien eingeteilt, von 1 (sehr gut) bis 6. Und wer würde damit rechnen, dass z. B. die USA oder auch UK dort in Kategorie 4 landen (systematische Verletzung von Arbeitnehmerrechten), während Länder wie Ghana, Malawi, Moldau oder auch Barbados in Kategorie 2 landen. Und hier geht es wie gesagt eher um Themen wie "was wird in der Realität wirklich umgesetzt"...

    xfoil.shop - gewerblich

  • Grundsätzlich leben wir hier im Westen Europas immer noch auf Kosten von anderen Menschen, anderswo auf der Welt. Menschen in Vietnam, welche Rucksäcke für Mammut nähen, können sich kaum einen solchen leisten. Kaffeebauern, die den Kaffee z.B. für Nespresso anbauen, haben kaum eine Nespresso Maschine in ihrer Küche.

    Dieses System geht aber noch weiter. Wer sich einen AirTag Halter von Hermes für 300 Euro zulegt, denkt wohl, der sei in Paris von einer stolzen Französischen Lederspezialistin angefertigt worden. Realität sieht ziemlich anders aus, auch wenn es Hermes wohl schafft, die "Made in France" Anforderungen zu erfüllen. Italien beispielsweise exportiert seit Jahren mehr Tomatenprodukte, als das realistischerweise Tomaten auf deren Feldern wachsen.

    Von Fair-trade Zertifizierungen halte ich gar nichts, diese zementieren den Status Quo und geben den Arbeiter:innen höchstens einen kleinen Zusatz. So als würde man hier 20 Euro im Monat mehr Lohn erhalten. Für die Hersteller ist der aber Gold wert. Arc'teryx etwa, stellt die Fotos von ihren Produktionsstätten direkt auf die Webseite. Jede Wette, diese Arbeiter:innen haben zu Hause den Schrank gestossen voll mit ihren Kreationen.

    Ich kaufe mir lieber einen Cottage Rucksack aus England als einen Arc'teryx Rucksack aus den Philippinen. Für mein sauer verdientes Geld erhalte ich aus England funktionell wesentlich mehr, ein besseres Gewissen gibts obendrauf.

    Leider gibt es noch nicht alles, was ich brauche, aus wirklich nachhaltiger Produktion. Viele werben nun mit "Made in Europe". Hierzu muss man einfach wissen: Auch Rumänien und Bulgarien sind Mitgliedsländer der EU, das Lohnniveau dort ist aber derart mies, dass sich Frauen von dort in Westeuropa prostituieren müssen, Menschenhandel inklusive.

    Wer sich ein T-Shirt für 5 Euro kauft, sollte einfach wissen: Ein viertel der Lieferketten im Baumwollbereich basiert auf Sklaverei. Fast Fashion ist ein Verbrechen an der Umwelt. Niemand schleppt sein altes Auto einfach in den Wald und schiebt es dort diskret hinter die nächste Tanne. Oder nimmt seinen Hausmüll mit auf Tour und schmeisst ihn einfach in den ersten Strassengraben - warum nicht grad aus dem Fenster auf die Strasse?

    Kleidung macht logischerweise nur einen Teil der Handelsströme aus. Die Rohstoffe in unseren Smartphone werden nicht von Schwedischen Jägern auf der Elchjagd als Beifang im Wald aufgelesen.

    Alle diese Dinge sind seit Jahrzehnten bekannt.

    Trotzdem haue ich mir nun einen Starbucks-Kaffee aus der Glasflasche rein. Mit sehr viel Liebe im sonnigen Dänemark bei der Firma Arla sorgfältigst hergestellt, ich stelle mir hübsche Däninn:en vor, die mit rhythmischen Bewegungen die Milch rühren, fast so toll wie unsere Nationalheiligen, die Maître Chocolatiers. Dann von einem kundigen Lastwagenfahrer umsichtig durch ganz Deutschland in die Schweiz gefahren und von meinem bevorzugten Supermarkt in meiner Nähe angeboten. Wer kann da schon nein sagen?

  • Ich habe mich damit noch nicht beschäftigt, aber die EU könnte in den nächsten Jahren hinsichtlich besserer Arbeitsbedingungen einiges bewegen: https://www.bmuv.de/themen/nachhal…ichtlinie-csddd

    Als davon schon teilweise Betroffener... ich habe Zweifel dass das außer in Einzelfällen mehr bringt als noch mehr administrativen Aufwand und verbrauchtes Papier. In vielen Ländern ist es immer noch nicht unbedingt unüblich alles mögliche zu zertifizieren, dokumentieren und bestätigen und davon in der Praxis wenig bis nichts umzusetzen.

    Als Beispiel wie "gut" das funktioniert nehme ich immer gerne den Dodd Frank Act (vulgo: Konfliktmineralien). Ist aus 2007, seit mehr als eine Dekade auch in der Praxis durchaus relevant. Alle Firmen die ich kenne füllen jedes Jahr ein Formular aus in dem sie bestätigen dass sie keine Mineralien aus den betroffenen Gebieten einsetzen. In den betroffenen Gebieten werden diese Mineralien nach wie vor abgebaut. Irgendwo müssen sie also nachgefragt werden... ein Schelm wer böses dabei denkt.

  • Zertifizierungen halte ich gar nichts, diese zementieren den Status Quo und geben den Arbeiter:innen höchstens einen kleinen Zusatz. So als würde man hier 20 Euro im Monat mehr Lohn erhalten. Für die Hersteller ist der aber Gold wert. Arc'teryx etwa, stellt die Fotos von ihren Produktionsstätten direkt auf die Webseite. Jede Wette, diese Arbeiter:innen haben zu Hause den Schrank gestossen voll mit ihren Kreationen.

    Du hast mit vielem natürlich Recht. Und ja, Fair-Trade-Zertifizierungen haben Schwachstellen, aber sie stellen dennoch einen kleinen Schritt in die richtige Richtung dar. Sie sind definitiv kein Allheilmittel, und das lässt sich durchaus mit der Bio-Zertifizierung vergleichen. Beide Systeme sind nicht perfekt, beide können Missbrauch und Betrug ermöglichen und werden oft auch im Marketing genutzt. Aber trotz dieser Mängel haben sie eine Berechtigung.

    Warum? Weil sie eine Möglichkeit bieten, sich im Dschungel der Produktionsbedingungen besser zu orientieren. Für viele Menschen, die sich nicht intensiv mit den Herstellungsprozessen und Arbeitsbedingungen auseinandersetzen können oder wollen, bieten diese Zertifizierungen zumindest eine Orientierungshilfe. Sie sind eine Art Einstieg in den bewussteren Konsum.

    Um es anders zu sagen: Es ist definitiv besser, ein Produkt mit Fair-Trade-Zertifizierung zu kaufen als ohne. Es ist nicht perfekt, aber es ist ein Schritt, der in eine bessere Richtung geht. Und das gleiche gilt für Bio-Produkte. Beide Siegel geben uns als Verbraucher eine Handlungsoption, auch wenn sie sicherlich nicht das Ende der Fahnenstange in Bezug auf nachhaltige und gerechte Produktion darstellen.

    Das System kann verbessert werden, aber in der Zwischenzeit ist es immer noch eine nützliche Möglichkeit, zumindest einen Teil des Marktes ein Stück weit gerechter zu gestalten.

    xfoil.shop - gewerblich

  • Und das gleiche gilt für Bio-Produkte

    Hier in der Schweiz sind wir stolz darauf, dass unser eigenes Bio-Label, die Knospe, weiter geht als das Bio-Siegel der EU. Leider beträgt der Eigenversorgungsgrad der Schweiz mit Lebensmitteln unter 50 %. All die netten Bilder auf der Webseite da, blenden halt aus, dass viele Dinge importiert werden. Da ist dann der Sinn und Zweck des Bio-Labels möglicherweise nicht vollständig zu 100 % erfüllt.

    Rein chemisch gibt es erstaunlich viele Dinge, die ohne weiteres den Bio-Standart erfüllen. Lachs aus Norwegen etwa. Die jungen Lachse dort fressen freudig zu 100 % natürliches Fischmehl, ohne Chemie, biologischer geht es nicht, den Antibiotika Bedarf haben sie wahrscheinlich nun auch im Griff. Fischmehl ist dann viel zu effizient (Leerfischung) produziert von Chinesischen Unternehmen in Afrika. Wunderbar, ein so reines Gewissen hatte ich schon lange nicht mehr.

    Oder die super ethische Mandelmilch. Wer will schon eine friedliche Kuh belästigen und missbrauchen? Gut, die Mandeln brauchen möglicherweise ein ganz klein wenig Wasserzufuhr und auf dem PCT habe ich keinen Mandelbaum gesehen, wahrscheinlich bin ich zu blöd (80 % der Mandeln kommen aus Kalifornien) aber die Farmer werden schon schauen, dass da alles wunderbar klappt. 100 % biologisch.

    Avocado Produktion senkt blöderweise den Grundwasserspiegel. Den Leuten in Mexiko ist das aber ganz sicher egal, sie vertrauen völlig zurecht auf Spezialisten z.B. von Nestlé oder Danone, wenn es um ihre eigene Wasserversorgung geht. PET ist ja rezyklierbar, zumindest in der Schweiz klappt dies tatsächlich. Also, kein Problem, alles 100 % biologisch. Und es füllt unsere Kasse. What can go wrong?

    Mein lieber Mitbewohner hier programmiert im Schweisse seines Angesichts Apps für iPhones. Damit seine grauen Zellen bei Laune bleiben, gönnt er sich hin und wieder ein Smoothie mit Açai-Beeren (hinter dem Paywall, Der Spiegel). 100 % biologisch, da die Palmen in der Wildnis wachsen, eine Win-Win-Win Situation. Den Kindern wird es nicht langweilig, die Familien erzielen sehr wahrscheinlich ein geiles Einkommen, der Handel verdient und mein Mitbewohner ist glücklich und zufrieden. Das Leben ist schön (wenn man am richtigen Ort wohnt und wie sagte schon Herr Brecht: Der Pass ist der edelste Teil eines Menschen).

  • Wie geschrieben, natürlich gibt es Betrug, wird vor allem fürs Marketing genutzt etc., da wird dir niemand widersprechen. Hatte ich ja vorhin schon geschrieben. Und deswegen ist das Bio-Label gar nichts wert? Deshalb soll ich beim Einkauf auf Bio-Lebensmittel verzichten? Ich weiß nicht was das reine Zertifikat-Bashing bringen soll, wenn die Nachteile doch bekannt sind. Oder ich verstehe nicht genau, was du sagen willst

    xfoil.shop - gewerblich

  • Ich weiß nicht was das reine Zertifikat-Bashing bringen soll, wenn die Nachteile doch bekannt sind. Oder ich verstehe nicht genau, was du sagen willst

    Es bringt mehr, Lebensmittel lokal zu kaufen, als auf Labels zu vertrauen. Natürlich kann ein Bio-Label dabei helfen, ein Produkt Nachhaltiger zu machen.

    Ich kenne jedoch genügend Menschen, die das nur zur Beruhigung ihres Gewissens verwenden. Für drei Tage Joga nach Balli, durstige Autos (mehr als 5) in der Garage, Skiferien in Aspen etc. Aber man lebt ja bewusst, weil der Kühlschrank voller Bio-Zeug ist.

    Leider ist dies aber auch eine Luxus-Diskussion. Theoretisch wäre es ja schön, man könnte dem Handel vertrauen und Nestlé würde nichts anbieten, dass die Leute dort nicht selber auch essen würden. Wirklich gesund und nachhaltig zu essen oder grundsätzlich zu konsumieren ist sehr zeitaufwendig bis unmöglich. Diese Zeit muss man sich zuerst leisten können.

    Es gibt sogar die These, wonach Übergewicht ein Armutsproblem sein soll. Menschen mit fettem Bankkonto haben die Zeit ins Fitnessstudio zu gehen, ausgiebig zu joggen und sich schöngeistige Nahrung zu besorgen. Für Einkommensschwache bleibt dann der Bifi-Riegel aus dem Automaten.

  • Stimme ich dir grundsätzlich zu, aber auch hier wäre die Frage: Was ist regional? Wir haben z. B. einen großen Wochenmarkt. Dort werden Obst und Gemüse von heimischen Betrieben verkauft bzw. wirkt es anch auße so. Wenn die nur ihr eigenes Zeug verkaufen würden, was würde es geben? Größtenteils Kohlprodukte sowie Wurzelgemüse. Aber was gibt es da im November? Alles, 10 Sorten Tomaten, Paprika, Bananen etc.


    Dasselbe in den Hofläden. Der Hof hier um die Ecke hat vor allem Hühner, Schweine und Walnüsse. Im Laden hingegen gibt es alles, schön drapiert mit Stroh, Holz-Schweinchen mit Schleife etc., damit alle mit gutem Gewissen einkaufen, und dafür zahlt man auch gerne mehr. Egal ob Hofladen oder Marktstand, das allermeiste kommt aus dem Großmarkt, und seltenst aus Deutschland.


    Den Laden will ich sehen, der nur das verkauft, was er aktuell erntet bzw. eingelagert hat. Es ist einfach zum verzweifeln.

    Inzwischen habe ich für mich - jedenfalls bei Gemüse - die solidarische Landwirtschaft für mich entdeckt, da gibt es aktuell wirklich fast nur Kohl und eingelagertes. Einmal die Woche bekomme ich eine Kiste mit verschiedensten Gemüsen. Das reicht dicke für die Woche, und ist mit 10 € die Woche günstiger als im Discounter. Jede zweite Woche fahre ich auf den Hof, und helfe mit.

    xfoil.shop - gewerblich

  • Grundsätzlich leben wir hier im Westen Europas immer noch auf Kosten von anderen Menschen, anderswo auf der Welt.

    Nun, das Verhältnis dreht sich gerade um, denn nun finanzieren die fleißigen Europäer immer mehr Menschen anderswo auf der Welt.

    Menschen in Vietnam, welche Rucksäcke für Mammut nähen, können sich kaum einen solchen leisten. Kaffeebauern, die den Kaffee z.B. für Nespresso anbauen, haben kaum eine Nespresso Maschine in ihrer Küche.

    Genau so wie viele deutsche Arbeitnehmer sich vieles nicht leisten können und ihre Kinder in Schulen mit nicht funktionierenden Toiletten schicken, während von deren Steuern das Leben anderer vollfinanziert wird.

    Mit der Moralkeule in Richtung billiger China-Produkte zu schwingen, entbehrt daher nicht einer gewissen Ironie!

  • Nun, das Verhältnis dreht sich gerade um, denn nun finanzieren die fleißigen Europäer immer mehr Menschen anderswo auf der Welt.

    Diese Aussage ist nicht nur faktisch falsch, sondern auch zutiefst zynisch, und eine Täter-Opfer-Umkehr.

    • Europa profitiert weiterhin massiv von der Ausbeutung von Arbeitskräften und Ressourcen im globalen Süden. Der Wohlstand hier beruht auf jahrhundertelanger Kolonialgeschichte und unfairen Handelsstrukturen (siehe EU-Freihandelsverträge).
    • Von "fleißigen Europäern" zu sprechen, während die Produkte, die hier konsumiert werden, von unterbezahlten Arbeiterin Asien, Afrika und Lateinamerika hergestellt werden, ist blanke Heuchelei.
    • Es wird suggeriert, dass Europa Opfer ist, während es weiterhin die größten Profiteure des globalen Systems stellt. Diese Täter-Opfer-Umkehr ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, da sie Ressentiments schürt.

    Die Realität: Die "Finanzierung" geht andersherum – auf Kosten anderer, nicht zugunsten.

    Ich mag mich irren, und deinen Beitrag falsch verstanden haben, dann entschuldige ich mich schon einmal prophylaktisch.

    "Genau so wie viele deutsche Arbeitnehmer sich vieles nicht leisten können und ihre Kinder in Schulen mit nicht funktionierenden Toiletten schicken, während von deren Steuern das Leben anderer vollfinanziert wird."

    Boah, das ist wirklich so rechtspopulistischer Unsinn, den ich gar nicht weiter kommentieren will.

    xfoil.shop - gewerblich

  • Kannst Du gern bei offiziellen Quellen nachlesen. Offiziell, also vom Staat selbst. Ganz ohne Populismus, Verschwörungstheorien oder Schwurbeleien. Natürlich kannst Du auch Deine Augen davor verschließen und schweigen. Zeitgleich aber Billig-Ware aus China zu kritisieren, ist blanker Hohn.

  • Kannst Du gern bei offiziellen Quellen nachlesen. Offiziell, also vom Staat selbst. Ganz ohne Populismus, Verschwörungstheorien oder Schwurbeleien. Natürlich kannst Du auch Deine Augen davor verschließen und schweigen. Zeitgleich aber Billig-Ware aus China zu kritisieren, ist blanker Hohn.

    Ich soll offizielle Quellen zu was lesen? Und welche genau? Wenn du sowas grenzwertiges schreibst, dann bitte mit entsprechenden Quellen. Und ich weiß jetzt schon, dass es diese Quelle schlicht nicht gibt, denn dafür sind die Aussagen zu allgemein, und obendrein faktisch falsch. Auch wenn du von "staatlichen Quellen" schreibst, ohne sie zu nennen.

    Alleine schon dass du von "fleißigen Europäern", "von deren Steuern das Leben anderer vollfinanziert wird" schreibst, zeigt mir wessen Geistes Kind du bist.

    xfoil.shop - gewerblich

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!