Nutzt ihr Hüftgurte an euren Rucksäcken? 59
Das Ergebnis ist nur für Teilnehmer sichtbar.
Die Diskussion um Rückenlängen von Rucksäcken, Lastverteilung und "Loadlifter" kommen ja immer wieder auf und sorgen für Diskussions- und Gesprächsbedarf.
Wie bei so vielen Ausrüstungsteilen dreht sich natürlich auch beim Rucksack die "Glücksspirale" (als pos. Gegenstück zum Teufelskreis) steht's nach oben.
Ich selbst habe mich bereits vor ca 10 Jahren vom Hüftgurt am Trekkingrucksack verabschieden können und möchte euch natürlich motivieren auch dieses Teil zu überdenken.
Vorteile
- Kein Hüftgurt wiegt deutlich weniger als ein Hüftgurt
- Ein Tragesystem mit Gestänge etc wird ebenfalls überflüssig
- Die Rückenlänge des Rucksacks spielt quasi keine Rolle mehr - damit ist die Bandbreite/ Auswahl an Modellen breiter
- Die Hüfte kann sich frei bewegen, da kein Gewicht auf dem Becken sitzt. Das spart Energie, fühlt sich angenehmer an und reduziert dadurch Ermüdung in Bein- und Hüftmuskulatur
- Der Rucksack kann beim Tragen sehr dynamisch bewegt werden, zB zeitweise auf nur einer Schulter um die Last mal anders zu verteilen, den Rücken zu lüften oder ohne Halt an zB die Meshtasche vor dran zu kommen
- Bessere Ventilation des Oberkörpers, weniger Schweiß
- Ein relativ niedriges Rucksackgewicht ist die Vorraussetzung, also hohe Motivation den Pack leicht zu bekommen/ halten
Nachteile
- Ein relativ niedriges Rucksackgewicht ist die Vorraussetzung, also evtl noch Arbeit am Baseweight
- Keine Taschen mehr dran
- Könnte in schwierigem Gelände oder sehr dynamischem Wandern (rennen?) umherwackeln
Das Rucksackgewicht ist natürlich ein ausschlaggebender Punkt. Bei den meisten kleinen Touren mit kurzen Abständen zwischen Orten der Versorgung (so alles unter 3 Tagen) sollte mit niedrigem Baseweight kein Thema sein. Wenn's mehr wird ist entsprechend vorherige Konditionierung sicherlich sinnvoll.
Bei längeren, autarken Touren ist wie immer ein Kompromiss nötig: am Anfang einen bequemeren Rucksack, der hohes Gewicht besser trägt, aber nach einigen Tagen überdimensioniert ist, oder ein Pack der die ersten Tage nicht so bequem ist, aber insgesamt leichter.
Die Seitentaschen sind bei vielen Leuten beliebt, lassen sich aber einfach kompensieren. Taschen an den Schulterträgern und am Boden des Rucksacks sind längst etabliert, in meinem Augen noch zu selten sind Rucksäcke, deren Seitentaschen einfach ohne Verrenkungen erreichbar sind.
Bei Strecken mit dynamischer Bewegung reicht auch ein einfacher, leichter Gurt aus Band um das wackeln zu unterbinden.
Mir ist natürlich klar, dass es immer auch Menschen mit diversen formen körperlicher Einschränkungen
Meine persönliche Erfahrung damit:
Nach anfänglicher Skepsis hatte ich es einfach getestet und bin Streckenweise einfach mit offenem Gurt gelaufen. Für mich was das sofort eine Offenbarung, insbesondere beim bergauf gehen. Mit Gurt arbeitet man bei jedem Schritt mit der Bein- und Beckenmuskulatur gegen den Gurt und das Rucksackgewicht, selbst wenn der Rucksack nicht zu schwer ist, ist der Gurt eine physische Einschränkung gegen die man ankämpft. Auch bei mir waren die Seitentaschen der größte Verlust, was wie oben genannt durch Rucksäcke mit großen, tief geschnittenen Seitentaschen problemlos kompensiert wurde.
Also: versucht es einfach mal, macht den Gurt (sei es auch nur eine kleine Weile) mal auf und fühlt was euer Becken so macht.
Zum Thema Gewicht: ich finde untrainiert bis ca 4-5kg noch gut über längere Zeit komfortabel. Mit etwas Training (zB Rucksack im Alltag tragen) geht der Schwellenwert schnell höher. Bis 7 oder 8kg ist das für mich zumindest zeitweise noch gut tragbar, darüber nur mit Training oder für nur kürzere Zeiträume. Das entspricht bei 3kg Baseweight problemlos 4 Tage Essen und einem Liter Wasser - und das natürlich nur am ersten Tag der Tour, danach ist das Essen ja schon wieder ein Stück weniger geworden 😁
Vor meiner ersten langen Tour hatte ich sogar aktiv trainiert und schrittweise das Gewicht im Rucksack auf 14 oder 15kg erhöht, mit dem ich täglich zur Arbeit gelaufen bin. So schwer war mein Rucksack auf keiner Wanderung und er fühlte sich dadurch immer gut und leicht an, die Muskulatur in Nacken und Schultern machte bei mir keine Zicken wie ich es von anderen Leuten mit bekam.
Wie sieht's bei euch so aus? Bei welchen Gewichten findet ihr Gurte unnötig bzw ab welcher Masse über welchen Zeitraum seht ihr es als vorteilhaft an einen Bauchgurt zu tragen?