Rucksäcke ohne Hüftgurte tragen

  • Nutzt ihr Hüftgurte an euren Rucksäcken? 59

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    Die Diskussion um Rückenlängen von Rucksäcken, Lastverteilung und "Loadlifter" kommen ja immer wieder auf und sorgen für Diskussions- und Gesprächsbedarf.

    Wie bei so vielen Ausrüstungsteilen dreht sich natürlich auch beim Rucksack die "Glücksspirale" (als pos. Gegenstück zum Teufelskreis) steht's nach oben.

    Ich selbst habe mich bereits vor ca 10 Jahren vom Hüftgurt am Trekkingrucksack verabschieden können und möchte euch natürlich motivieren auch dieses Teil zu überdenken.

    Vorteile

    • Kein Hüftgurt wiegt deutlich weniger als ein Hüftgurt
    • Ein Tragesystem mit Gestänge etc wird ebenfalls überflüssig
    • Die Rückenlänge des Rucksacks spielt quasi keine Rolle mehr - damit ist die Bandbreite/ Auswahl an Modellen breiter
    • Die Hüfte kann sich frei bewegen, da kein Gewicht auf dem Becken sitzt. Das spart Energie, fühlt sich angenehmer an und reduziert dadurch Ermüdung in Bein- und Hüftmuskulatur
    • Der Rucksack kann beim Tragen sehr dynamisch bewegt werden, zB zeitweise auf nur einer Schulter um die Last mal anders zu verteilen, den Rücken zu lüften oder ohne Halt an zB die Meshtasche vor dran zu kommen
    • Bessere Ventilation des Oberkörpers, weniger Schweiß
    • Ein relativ niedriges Rucksackgewicht ist die Vorraussetzung, also hohe Motivation den Pack leicht zu bekommen/ halten

    Nachteile

    • Ein relativ niedriges Rucksackgewicht ist die Vorraussetzung, also evtl noch Arbeit am Baseweight
    • Keine Taschen mehr dran
    • Könnte in schwierigem Gelände oder sehr dynamischem Wandern (rennen?) umherwackeln:/

    Das Rucksackgewicht ist natürlich ein ausschlaggebender Punkt. Bei den meisten kleinen Touren mit kurzen Abständen zwischen Orten der Versorgung (so alles unter 3 Tagen) sollte mit niedrigem Baseweight kein Thema sein. Wenn's mehr wird ist entsprechend vorherige Konditionierung sicherlich sinnvoll.

    Bei längeren, autarken Touren ist wie immer ein Kompromiss nötig: am Anfang einen bequemeren Rucksack, der hohes Gewicht besser trägt, aber nach einigen Tagen überdimensioniert ist, oder ein Pack der die ersten Tage nicht so bequem ist, aber insgesamt leichter.

    Die Seitentaschen sind bei vielen Leuten beliebt, lassen sich aber einfach kompensieren. Taschen an den Schulterträgern und am Boden des Rucksacks sind längst etabliert, in meinem Augen noch zu selten sind Rucksäcke, deren Seitentaschen einfach ohne Verrenkungen erreichbar sind.

    Bei Strecken mit dynamischer Bewegung reicht auch ein einfacher, leichter Gurt aus Band um das wackeln zu unterbinden.

    Mir ist natürlich klar, dass es immer auch Menschen mit diversen formen körperlicher Einschränkungen


    Meine persönliche Erfahrung damit:

    Nach anfänglicher Skepsis hatte ich es einfach getestet und bin Streckenweise einfach mit offenem Gurt gelaufen. Für mich was das sofort eine Offenbarung, insbesondere beim bergauf gehen. Mit Gurt arbeitet man bei jedem Schritt mit der Bein- und Beckenmuskulatur gegen den Gurt und das Rucksackgewicht, selbst wenn der Rucksack nicht zu schwer ist, ist der Gurt eine physische Einschränkung gegen die man ankämpft. Auch bei mir waren die Seitentaschen der größte Verlust, was wie oben genannt durch Rucksäcke mit großen, tief geschnittenen Seitentaschen problemlos kompensiert wurde.

    Also: versucht es einfach mal, macht den Gurt (sei es auch nur eine kleine Weile) mal auf und fühlt was euer Becken so macht.

    Zum Thema Gewicht: ich finde untrainiert bis ca 4-5kg noch gut über längere Zeit komfortabel. Mit etwas Training (zB Rucksack im Alltag tragen) geht der Schwellenwert schnell höher. Bis 7 oder 8kg ist das für mich zumindest zeitweise noch gut tragbar, darüber nur mit Training oder für nur kürzere Zeiträume. Das entspricht bei 3kg Baseweight problemlos 4 Tage Essen und einem Liter Wasser - und das natürlich nur am ersten Tag der Tour, danach ist das Essen ja schon wieder ein Stück weniger geworden 😁

    Vor meiner ersten langen Tour hatte ich sogar aktiv trainiert und schrittweise das Gewicht im Rucksack auf 14 oder 15kg erhöht, mit dem ich täglich zur Arbeit gelaufen bin. So schwer war mein Rucksack auf keiner Wanderung und er fühlte sich dadurch immer gut und leicht an, die Muskulatur in Nacken und Schultern machte bei mir keine Zicken wie ich es von anderen Leuten mit bekam.


    Wie sieht's bei euch so aus? Bei welchen Gewichten findet ihr Gurte unnötig bzw ab welcher Masse über welchen Zeitraum seht ihr es als vorteilhaft an einen Bauchgurt zu tragen?

    3 Mal editiert, zuletzt von micha90 (9. Oktober 2024 um 10:46) aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Ich bin voll deiner Meinung. Nur ganz manchmal, wenn’s kletteriger wird und ich das Gefühl habe, der Rucksack rutscht gleich über den Kopf runter, dann vermisse ich den Gurt. Dann vermisse ich aber auch eine gerade Strecke, das hat dann oft die höhere Priorität.

  • stimme dir voll und ganz zu. Ich merke ab etwa 8kg Gesamtgewicht, dass meine Schultern sich nach einer Weile bemerkbar machen, ist aber alles auszuhalten. Das von dir erwähnte Dilemma habe ich für mich klar mit "lieber ein paar Stunden unbequem als ein paar Tage zu viel geschleppt" beantwortet. Mehr als 8kg habe ich eigentlich nur dem Rücken, wenn ich mal recht viel Wasser tragen muss. Und das wird meistens recht schnell weniger.

  • Ich stimme voll und ganz dagegen.

    Gewicht auf der Hüfte ist weitaus angenehmer als auf den Schultern, selbst wenn es nur wenig Gewicht ist. Man braucht sicher keinen so dicken Gurt wie an 75 Liter Trekking Monstern verbaut und man braucht auch kein 3 kg schweres Tragegestell, aber Hüftgurt ist imo klar besser als kein Hüftgurt. Die Masse dieses Gurtes ist gut investiert.

    Es gibt reichlich Situationen, da will man das Gewicht fest am Körper haben, z.B. alles was mit klettern oder einfach nur balancieren zu tun hat. Dafür braucht es aber nicht zwingend einen Hüftgurt.

  • Ich habe zwar an meinem derzeitigen Rucksack noch einen Hüftgurt, bin aber meine Wanderung auf dem Padjelantaleden im August auch quasi mit offenem Gurt gelaufen, um meine Hüftmuskulatur vor Überlastungen zu schützen. Hat deshalb hervorragend funktioniert, da ich Mia im Zelts patentierte Unterbrustgurt-Idee angewandt habe^^. Damit konnte ich die sieben Tage des Wanderns zu 95 % ohne Schmerzen im Rücken- und Schulterbereich gehen, obwohl ich zu Beginn der Wanderung bei ca. 11 kg Rucksackgewicht war.
    Da jetzt bald ein neuer (und vermutlich kostspieliger) Rucksack angeschafft werden soll, bin ich ernsthaft am Überlegen, ob ich einen mit abnehmbarem Hüftgurt suchen sollte (auf meinen Fjälltouren werde ich halt in näherer Zukunft vermutlich nicht unter 9 kg Startgewicht inklusive Essen kommen, weshalb ich unsicher bin, ob es tatsächlich ein Rucki komplett ohne Hüftgurt werden sollte)..

  • *Hach - ein Plädoyer für Hinterfragen, Trauen und Ausprobieren statt fetter Reserven für den Fall der Fälle - wie lange habe ich sowas schon nicht mehr lesen dürfen? :love:

    Auch Team hüftftei, auch ähnliche Komfortgrenzen bis 7/8kg etwa.

    Und wenn es an dieser Obergrenze über längere Zeit langsam unbequem wird, hilft variieren. Rucksack mal stramm weiter oben, mal sackig lang tragen, wahlweise in Kombination mit minimal-Brustgurt schließen und darauf etwas Last ableiten. Oder auch Arme hinter dem Rücken verschränken und wie Obelix den Hinkelstein den Rucksack darauf etwas ablasten. Vorne getragen habe ich auch schon etc.

    Das Gefühl, dass es zu sehr schlackert, habe ich nicht - und ich habe definitiv einen Hang zu fragwürdigen Kraxeleinlagen. Vernünftig packen, was Gewichtsverteilung angeht ist natürlich die halbe Miete. Da muss man wirklich schon fest Kopf stehen, sprich auf allen Vieren auf einem abfallenden Grat oder eine Rinne lang, dass sich das nennenswert was störend bewegt, aber selbst das ist eigentlich kein Problem.

    Und - festzurren kann man den Rücken ja immernoch, wenn einen das sehr lockere stört.

    Sprich, einen Hüftgurt zur Stabilisierung bräuchte ich auf keinen Fall. Und um das Gewicht wirklich effektiv auf die Hüfte zu bringen, braucht es eben ausreichend steife Hüftgurt Konstruktionen - da sind wir dann aber direkt in ganz anderen Gewichtsklassen.

    Und - micha90 hat das ja gar nicht weiter quantifiziert, von was wir hier reden - ein Rucksack ohne den ganzen Schnickschnack liegt - auch mit üppigem Volumen - deutlich unter 300g.

    Wo landet man im Minimum, wenn man wirklich das Gewicht auf die Hüfte übertragen will? Ich würde mal behaupten, bei mehr als dem doppelten, eher dreifachen?!

    "Not all those who wander are lost"

  • Nachteile


    Könnte in schwierigem Gelände oder sehr dynamischem Wandern (rennen?) umherwackeln :/

    Das ist in meinen Augen der einzige problematische Punkt, wenn man hin und wieder ausgesetzte Kraxeleien drin hat, dann leidet die Balance unter dem fehlenden Hüftgurt spürbar. Ein kleiner Trailrunningrucksack funktioniert dagegen auch ohne Hüftgurt super in schwierigem Gelände.

    Wie sieht's bei euch so aus? Bei welchen Gewichten findet ihr Gurte unnötig bzw ab welcher Masse über welchen Zeitraum seht ihr es als vorteilhaft an einen Bauchgurt zu tragen?

    Diesen Sommer in den Tetons hatte ich nur einen Running Vest Style Pack (Marke Eigenbau) Beim Start der Etappe in Yellowstone hatte ich 6 Tage Essen drin. War unbequem, aber wie du schreibst muss man da eben abwägen wo die eigene Priorität liegt. Ein kleiner Hüftgurt aus 25mm Gurtband bringt schon einiges, gerade für die ersten zwei, drei Tage. Ich würde tendenziell bei häufigeren Versorgungsabschnitten > 5 Tage zumindest einen rudimentären Hüftgurt bevorzugen.

  • ein Rucksack ohne den ganzen Schnickschnack liegt - auch mit üppigem Volumen - deutlich unter 300g.

    Definitiv, mein leichter für Sommertouren ist so um die 160g, der größere für dickeren Schlafsack mit Platz für mehrere Tage Essen müsste so um die 220g liegen.

    Das ist aber noch nicht mal der Punkt auf den ich persönlich hinaus möchte - die Freiheit ohne Hüftgurt zu gehen hat unabhängig vom Gewicht einfach noch so viele Vorteile für mich. Freie Hüft- und Beckenbewegung spart massiv Energie, die ansonsten bei jedem Schritt in den Gurt gedrückt wird. Ich würde das analog zum Thema Schuhe nehmen, hier heißt es ja auch "Jedes Pfund an den Füßen ist wie 10 im Rucksack" Energie bei jedem Schritt zu verschwenden summiert sich in meinen Augen sehr schnell auf.

    Auch bei Kraxeleien hab ich da nie Probleme und schnüre den Pack genau so einfach mal fester oder mal tiefer.


    @Craftsman 6 Tage Essen in einem Vest-Pack klingt spannend! Vielleicht hast du ja Lust mal einen Faden mir Bildern und Erfahrungen dazu aufzumachen 🤩

  • Die Hüfte kann sich frei bewegen, da kein Gewicht auf dem Becken sitzt. Das spart Energie, fühlt sich angenehmer an und reduziert dadurch Ermüdung in Bein- und Hüftmuskulatur

    Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Der Hüftgurt sitzt da, wo ein herkömmlicher Gürtel sitzen würde, eventuell sogar noch etwas darüber. Das schränkt alles darunter überhaupt nicht ein.

    Der Rucksack kann beim Tragen sehr dynamisch bewegt werden, zB zeitweise auf nur einer Schulter um die Last mal anders zu verteilen, den Rücken zu lüften oder ohne Halt an zB die Meshtasche vor dran zu kommen

    Wenn das Gesamtgewicht gering genug ist, geht das vielleicht. Dann kann ich das aber auch mit Hüftgurt. Den kann man ja schließlich aufmachen. Man kann auch mit geschlossenem Gurt die Schultergurte lockern und so den Rücken lüften. Wo Problem?

    Bessere Ventilation des Oberkörpers, weniger Schweiß

    Wenn man Lüftungsmaßnahmen betreibt, die im Prinzip mit allen Rucksäcken möglich sind. Siehe eins weiter oben.

    Ein relativ niedriges Rucksackgewicht ist die Vorraussetzung, also hohe Motivation den Pack leicht zu bekommen/ halten

    Wenn man herkömmliche 3 kg Rucksäcke als Basis des Vergleichs zieht vielleicht. Ich habe einen 3F UL Rucksack mit nominell 46L Volumen, kein Tragegestell, aber Hüftgurt. Der wiegt um die 900g. Verglichen mit meinem nominell 40L Katabatic Knik mit 400g ohne alles sind das ca. 500g für den Gurt, extra Volumen und bisserl Ausstattung. Die 500g spüre ich nicht, den Gurt aber sehr wohl und zwar positiv. Der Knik ist ein guter Rucksack mit breiten Schultergurten, aber selbst mit nur halber Ladung (3 Tage Bergwandern mit Übernachtung im Hotel) hab ich einen Hüftgurt vermisst. (War kein Problem, aber schöner ist halt besser und besser macht alles andere schlechter.)

    Mit Gurt arbeitet man bei jedem Schritt mit der Bein- und Beckenmuskulatur gegen den Gurt und das Rucksackgewicht,

    Wie schon gesagt, das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Kannst Du das irgendwie näher erläutern, wie das funktionieren soll?

    ULgäuer Hast du es mal versucht ohne? Wie im Eingangspost schon gefragt: ab welchem Gewicht macht das für dich so Sinn?

    Siehe oben. Schwer da ein konkretes Gewicht zu spezifizieren. Je weniger, desto weniger vermisst man einen Gurt natürlich, aber das geht schnell. Andersrum betrachtet verstaut man geringe Gewichte bei geringem Volumen ausschließlich in einem Gurt anstatt sich den Rücken unnötig zuzuhängen. Ich habe letztens im Sale eine Hüfttasche mit Erweiterungsmöglichkeit zum Rucksack aus der Bikepacking-Kooperation von Fjällräven und Specialized gegönnt. Das Ding ist super und wird auch als Daypack genutzt. Ich bin voll Fan des Konzeptes "Hüftgurt first".

    Und um das Gewicht wirklich effektiv auf die Hüfte zu bringen, braucht es eben ausreichend steife Hüftgurt Konstruktionen - da sind wir dann aber direkt in ganz anderen Gewichtsklassen.

    Eben nicht. Es benötigt nur eine gewisse Steifigkeit, die auch mit nicht allzu viel Masse und Packtechnik erreicht werden kann.

    Wie gesagt, mir scheint, hier wird exklusiv von großen Trekkingrucksäcken mit 3 kg Eigengewicht ausgegangen und leichtere Alternativen ausgeblendet. Wenn man sich das Vergleichsobjekt schlimm genug zeichnet, gewinnt man natürlich immer deutlich. Der "Wahrheit" kommt man damit aber nicht unbedingt näher.

  • Mein Huckepacks Special Custom, wiegt satte 370g, 26 Liter und ohne Hüftgurt!

    War auch anfänglich sehr skeptisch und habe das Teil nur für Day Trips benutzt.

    Dann war ich damit auf dem Fishermenstrail in P unterwegs, allerdings ohne Zelt, mit ca. 3Kg Basisgewicht.

    Mit 2 Litern Wasser also morgens 5Kg!

    Was soll ich sagen, es ging super!

    Ich bin mir sicher, das es auch mit 4,5Kg Basisgewicht, inkl. Zelt, Quilt und Luma, prima gehen sollte!

    Aber alles darüber hinaus, geht mit Hüftgurt besser, meiner Meinung nach.

  • Moin!

    Erstmal vielen Dank, dass Du die Information auch schon ins Wiki geschrieben hast.

    Zum Thema Gewicht: ich finde untrainiert bis ca 4-5kg noch gut über längere Zeit komfortabel.

    Bei der Gewichtseinschätzung war ich überrascht. Ich hätte angenommen, dass die Einstiegslast eher bei den 7-8 kg liegt.
    So ist das für mich vollkommen klar und nachvollziehbar, dass dabei kein Hüftgurt notwendig ist.

    Mit etwas Training (zB Rucksack im Alltag tragen) geht der Schwellenwert schnell höher. Bis 7 oder 8kg ist das für mich zumindest zeitweise noch gut tragbar, ...

    Auch hier vielen Dank für die Klarstellung, dass einem die Aufnahme einer höheren Last nicht geschenkt wird. (Ich bestelle mir einfach einen „ultraleicht Rucksack“ und damit muss ja alles funktionieren)

    Beim stufenweise Anheben der Rucksacklast werden einem wahrscheinlich die kleinen Anpassungsdefizite im Design klar. Mein Ah-ha-Erlebnis war ja die Erkenntnis, wie wichtig der Winkel am Ansatzpunkt der Schultergurte ist. Ich kann mir vorstellen, dass es bei der Distanz zwischen den Ansatzpunkten und der Schultergurtbreite / Form auch ein individuell unterschiedliches Optimum gibt.
    Vermutlich, bewegt man sich da schnell in Richtung einer Maßschneiderei. ;)

    ... darüber nur mit Training oder für nur kürzere Zeiträume.

    Und hier finde ich mich als untrainierter wieder und sehe bestätigt, wie sinnvoll ein Hüftgurt für mich sein kann. Aber auf der anderen Seite ist gut zu erkennen, dass Tragekomfort nicht nur mit einem mehr an Ausrüstung, sondern auch mit persönlichem Engagement erreicht werden kann.

    Vielen Dank für Dein erhellendes Statement!

    VG. -wilbo-

  • exULgäuer Erstmal vorne weg: wenn du lieber mit Hüftgurt wanderst ist das völlig in Ordnung und niemand erwartet eine Rechtfertigung dafür.

    Punkt des Threads ist es, mal zu hinterfragen ob man das Teil braucht bzw ab wann es nicht mehr nötig ist. Auch der Unterschied von einem 900g Gestellrucksack zu einem leichten rahmenlosen Pack sind nun mal ohne Probleme 600-700g - in meinen Augen eine massive Gewichtsersparnis!

    Dann kann ich das aber auch mit Hüftgurt.

    Der Zweck des gesamten Forums hier ist es doch weniger dabei zu haben und genau anders herum an Dinge heranzu gehen. Hier fragt man ja nicht "Kann man ne Tour auch machen, wenn man zusätzlich Gegenstand XY einpackt?" Sondern "Brauche ich das wirklich, oder ist es möglich das auch weglassen?" Klar kann man auch MIT Hüftgurt wandern gehen. Das kann man auch mit 2kg Hanwag Stiefeln oder einem Backstein im Rucksack. Und nochmal, wenn für dich die Antwort ist "brauche ich", dann ist das fein.

    Kannst Du das irgendwie näher erläutern, wie das funktionieren soll?

    Klar! Das Becken ist beim Gehen kein statisches Ding aus dem unten zwei Stengel wackeln ohne, dass es sich selbst bewegt. Beim Gehen "kreist" die Hüfte auf und ab. Drückt das Rucksackgewicht aufs Becken wird dieses "Kreisen" eingeschränkt bzw muss durch erhöhte Aktivität der Muskeln betrieben werden um noch normal gehen zu konnen. Ist schwieriger das verbal zu formulieren als bildlich, vielleicht gibt's beim Wintertreffen ja einen guten Punkt da drüber zu sprechen 😅

    Der "Wahrheit" kommt man damit aber nicht unbedingt näher.

    Welcher Wahrheit? Meine Aussage ist, dass ich es angenehmer finde und ein Hüftgurt mehr wiegt als kein Hüftgurt. Das hat für mich die oben genannten positiven Effekte.

    Wie im Eingangspost geschrieben möchte ich zum Nachdenken motivieren um leichter und unbeschwerter unterwegs zu sein ☺️


    Liebe Grüße

    Micha

  • Moin,

    ich bin auch Fraktion: kein Hüftgurt.
    Aber pro-Brustgurt.

    Ich fühlte mich mit Hüftgurt immer so eingeschnürt, wie bei so nem Exo- Skelett.
    Ich fand es dann ohne sehr befreiend und laufe seid dem seid Jahren ohne.

    Und mit der lastverteilung nur auf die Schultern: naja, ich bin ja nen kräftiges Kerlchen, da hab ich noch nie Probleme bekommen.

    in diesem Sinne.

  • Punkt des Threads ist es, mal zu hinterfragen ob man das Teil braucht bzw ab wann es nicht mehr nötig ist.

    Die Frage "nötig oder nicht" stelle ich nicht. Meine Frage lautet: Ist es besser oder nicht? Diese Frage kann sicherlich jede/r für sich beantworten und zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen, aber ich halte es für klüger diese Frage zu stellen und nicht nur die nach der Notwendigkeit. Die Fragestellung beeinflusst das Ergebnis entscheidend.

    Auch der Unterschied von einem 900g Gestellrucksack zu einem leichten rahmenlosen Pack sind nun mal ohne Probleme 600-700g - in meinen Augen eine massive Gewichtsersparnis!

    300g für einen Rucksack sind das Extrem. Weniger geht nicht mehr. Den als Maßstab herzunehmen ist ähnlich fernab, wie sich am anderen Ende auf "ultraschwere Trekking-Monstersäcke" bzw. Lastenkraxen einzuschießen. Für die Relation besser ist es, das Systemgewicht zu betrachten, also Mensch + Zeugs = 100%. Leicht gerechnete 100kg Systemgewicht (z.B. 90+10kg) machen aus 700g Differenz noch 0,7%. Bei 85kg Systemgewicht als Basis sind es 0,82%. 700g sind ne mittelgroße Flasche Wasser, die man so in ein paar Stunden durchschwitzt. Legt man die UL-Lupe mal beiseite ist das "nichts". Und man bekommt ja etwas dafür. Ich halte diesen Tausch für durchaus gerechtfertigt bis deutlich gewinnbringend.

    Der Zweck des gesamten Forums hier ist es doch weniger dabei zu haben und genau anders herum an Dinge heranzu gehen.

    UL setzt Dir eine Brille auf bzw. sogar eine Lupe. Es kann aber leicht sein, dass man ohne Lupe/Brille wieder besser sieht, ist die Situation entsprechend. Die Brille kann einem sogar die Sicht komplett verderben. Man sollte sie also mit Bedacht aufsetzen. Ein "leichter als Selbstzweck" ist für mich nicht sinnvoll. Masse und Volumen sind Währungen. Man gibt sie nicht aus, man investiert sie. Der Nutzen sollte die Kosten überwiegen.

    Drückt das Rucksackgewicht aufs Becken wird dieses "Kreisen" eingeschränkt bzw muss durch erhöhte Aktivität der Muskeln betrieben werden um noch normal gehen zu konnen.

    Das Gewicht verschwindet ja nicht mit(also ohne) dem Hüftgurt. Es geht halt dann über die Schultern auf die Hüfte. Ich kann die angebliche Bewegungseinschränkung der Hüfte nicht nachvollziehen. Die Muskeln dort sind mit die stärksten am menschlichen Körper bei kürzesten Hebeln und Hüftgurte nicht wirklich starr.

    vielleicht gibt's beim Wintertreffen ja einen guten Punkt da drüber zu sprechen

    Sicher nicht mit mir, weil ich da nicht sein werde. Wir müssen uns also hier verständigen. (Müssen wir natürlich nicht, aber noch hab ich Lust dazu, wobei im Prinzip alles gesagt ist.)

    Welcher Wahrheit? Meine Aussage ist, dass ich es angenehmer finde und ein Hüftgurt mehr wiegt als kein Hüftgurt. Das hat für mich die oben genannten positiven Effekte.

    Die Begründungen kann ich teilweise nicht nachvollziehen. Jede/r darf machen was er/sie möchte, nur bei den Begründungen begründet sich oft die Diskussion. Wenn man etwas als Vorteil deklariert, hat man gewertet. Diese Wertung wird debattiert. Ich debattiere oft genug nicht um den Gegenredner zu überzeugen, sondern um Dritten die andere Seite darzulegen. Ich will Dich also gar nicht zum Hüftgurt bekehren, aber ich will halt auch nicht die Anti-Hüftgurt-Sicht alleinig hier stehen lassen.

  • Danke! Ein echtes UL Thema, endlich mal wieder! Dass meine alten Augen das noch einmal lesen dürfen! 🤣

    Ich gehöre allerdings auch zur Hüftgurtfraktion, seit ich in den letzten Jahren wieder etwas schwerer unterwegs bin. Mein letzter MYOG Rucksack hat sogar ein 50g Gestell aus Carbonrohren bekommen... Meine 250-300g Rucksäcke sind schon lange in Rente...

    Aber für eine Rückbesinnung und Hinterfragen des eigenen Handelns ist es ja nie zu spät. Back to the roots!

  • exULgäuer - Dich will ja genauso wenig jemand bekehren.

    Aaaber - zum einen missverstehst Du an einigen Stellen etwas, e.g. Micha's Aussage zum Rucksackgewicht

    Ein relativ niedriges Rucksackgewicht ist die Vorraussetzung, also hohe Motivation den Pack leicht zu bekommen/ halten

    Damit ist natürlich das pack weight insgesamt gemeint, nicht nur das Tragegefäß.


    Was Du dann hier dementsprechend als Strohmann zuerst unterstellst - um es dann zu kritisieren, geht folglich komplett in's Leere

    Wenn man herkömmliche 3 kg Rucksäcke als Basis des Vergleichs zieht vielleicht.

    Wie gesagt, mir scheint, hier wird exklusiv von großen Trekkingrucksäcken mit 3 kg Eigengewicht ausgegangen und leichtere Alternativen ausgeblendet. Wenn man sich das Vergleichsobjekt schlimm genug zeichnet, gewinnt man natürlich immer deutlich. Der "Wahrheit" kommt man damit aber nicht unbedingt näher.

    Die hast Du eingeführt. Mehrfach ausgeführt hier im Thread - vor - und nach Deinem Beitrag sind für uns eben genau die um - und bei 1kg - Rucksäcke bereits das "Vergleichsobjekt", dass "schlimm genug" ist.

    Vorher:

    Wo landet man im Minimum, wenn man wirklich das Gewicht auf die Hüfte übertragen will? Ich würde mal behaupten, bei mehr als dem doppelten, eher dreifachen?!

    Nachher:

    Auch der Unterschied von einem 900g Gestellrucksack zu einem leichten rahmenlosen Pack sind nun mal ohne Probleme 600-700g - in meinen Augen eine massive Gewichtsersparnis!


    Und dann nach dem Strohmann, es würde nach oben ein Extrem angenommen, dass allerdings Du in den Raum gestellt hast - auch noch auf der anderen Seite die durchaus ernstgemeinten Vergleichsobjekte als "extrem", "fernab" und was nicht abzutun, ist goalpost shifting par excellence und "der Wahrheit" nun wirklich nicht zuträglich, da diskutierst Du mit Dir selbst in bester no true Scotsman Manier.

    300g für einen Rucksack sind das Extrem. Weniger geht nicht mehr. Den als Maßstab herzunehmen ist ähnlich fernab, wie sich am anderen Ende auf "ultraschwere Trekking-Monstersäcke" bzw. Lastenkraxen einzuschießen.


    Denn - believe it or not - uns ist nicht gerade einfach nur langweilig und wir "schießen" uns nicht krampfhaft auf irgendeinen "realitätsfernen" texas sharpshooter edge case ein, um "die Wahrheit" zu pachten und irgendeine Diskussion "zu gewinnen".
    Da das anscheinend aus Deiner Perspektive so unvorstellbar ist, dass es zu derartigen Missverständnissen kommt und es also wohl explizit noch mal gesagt werden muss: Das sind die Rucksäcke, mit denen die, die hier schreiben tatsächlich und ziemlich ausschließlich unterwegs sind - seit vielen Jahren und über weite Distanzen. Das ist der absolut ernstgemeinte Maßstab, der hier dementsprechend bierernst angelegt wird - und woraus sich eine durchaus beachtliche Gewichtsdifferenz ergibt, auch ohne irgendwelche Rucksäcke gegenüberstellen zu müssen, die mehrere Kilo wiegen.


    Voraussetzung ist - auch um das noch mal zu sagen - eben, dass das Systemgewicht, auf das Du ja im folgenden absetzen möchtest, so weit reduziert ist, dass mehr nicht nötig ist - damit es sich - wie nun hier bereits von mehreren beschrieben - für sie angenehm laufen lässt.

    Das abzutun ist wenig förderlich - genauso, wie auch Dir niemand Deine eigenen Vorlieben in Abrede stellen würde - sondern allenfalls noch mal hinterfragt wurde, ob Du es denn schon probiert hast - mit entsprechendem Rucksack und passendem Gewicht.
    Mit entsprechendem Rucksack anscheinend nicht, denn mit einem Rucksack mit deutlich kürzerem Rücken etc. der nicht auf einen Beckengurt ausgelegt ist, läuft es sich eben doch noch mal etwas anders als mit einem mit zum Beckengurt passend langem Rücken, der dann aber mit offenem Beckengurt durch die Hüfte in Bewegung viel zu viel in Bewegung gerät. Und - was nun "halbe Ladung" bei Dir heißt, wissen wir auch nicht, insofern ist es schwierig, Deine Erfahrung damit zu beurteilen. Aber müssen wir auch nicht - denn diese hin- und her Diskussion warum das für jemanden aber nichts ist, führt zu nichts und die will hier auch niemand führen.


    Damit ist eigentlich alles gesagt, hoffentlich dann auch bald von allen - denn sonst driftet das in Diskussionsspiralen, in denen es wirklich nur noch wenig um den eigentlichen Inhalt geht - aber wie man sie trotzdem allzu oft beobachtet.
    Denn auch niemand muss hier von einem Beckengurt überzeugt werden. So ziemlich jeder dürfte aus UH-Zeiten dort her kommen, es ist die Norm - und die meisten Rucksäcke haben einen.
    Aber genau deshalb hinterfragt man derartiges nunmal oftmals nicht. Und genau dafür ist der Anstoß und das Plädoyer hier da. Und dafür sollte man, wenn man UL ernst meint, dankbar sein - eine Idee, eine andere Perspektive, die einem Möglichkeiten eröffnen könnte, auf die man ggf. selbst noch nicht gekommen ist.
    Ob man das dann selbst annimmt oder nicht, ob man es ausprobiert - oder so überzeugt ist von der eigenen Perspektive, dass man es direkt abtut - das ist alles einem selbst überlassen. Das es möglich ist - dass es ggf. Vorteile bietet - oder keine nennenswerten Nachteile, ist ja in dem Moment durch diejenigen, die das in der Praxis so leben belegt. Eine Argumentation dagegen erübrigt sich also. Öffentlich rechtfertigen, warum das für einen selbst nichts ist - oder kategorisch unmöglich und ganz doll schlimm ist, ist ein wenig hilfreicher reflex. Das muss man allenfalls vor sich selbst und mit dem Selbstbild ausmachen, dass da manchmal etwas angekratzt erscheint, dass da so ein Rechtfertigungsdruck erzeugt wird.
    Folgt man der UL-Philosophie wird es doch gerade dort interessant - und ein Innehalten und sich selbst hinterfragen, warum das so ist wäre gerade hier angebracht, um ggf. mal wieder die eigene Schere im Kopf und die eigenen Überzeugungen anzugehen.

    "Not all those who wander are lost"

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