Kungsleden 2023 Hemavan - Abisko

  • Tag 14

    Meine heutige Etappe ist bis zur Aktse Fjällstuga geplant. Ich freue mich schon darauf, da es heute größtenteils durch den Sarek Nationalpark gehen wird.

    Aber zuerst ist die übliche Morgenroutine dran und dann mache ich mich auf den Weg. Zunächst geht es weiter durch den niedrigen Wald mit der sehr herausfordernden Wegbeschaffenheit, aber bald wird es etwas besser und es geht wieder bergauf Richtung Fjäll. Über ein paar Felsen und ich bin wieder über der Baumgrenze. Über eine Art kleinen Pass laufe ich auf Fjällhöhe auf ein Flusstal zu.

    Der Weg verläuft weiter parallel zum Flusstal und es entwicklen sich immer spektakulärere Aussichten:

    Immer wieder muss ich stehenbleiben und staunen, versuche die fantastische Aussicht auf Foto zu bannen. Aber alles wirkt nicht ansatzweise so gut, wie in echt vor Ort.

    Leider hat dieser sensationelle Höhenweg nach ca. 4km auch sein Ende und es geht wieder hinunter in den Wald und alles Aussicht ist weg. Immerhin sind gelegentlich in der Ferne noch Bergspitzen auszumachen, hinter denen sich der berühmte Skierfe im Dunst verbirgt.

    Nach etwa 5km durch den Wald erreiche ich das Seeufer. Bis ans andere Ufer sind es grob 3km, also scheidet Rudern für mich aus und ich warte auf das Motorboot. Es fängt kräftig an zu regnen und ich bin froh, dass es wieder eine kleine Schutzhütte zum warten gibt. Als das Boot ankommt, haben sich noch ein paar mehr Wanderer eingefunden und wir alle besteigen in voller Regenmontur das Boot. Auf der anderen Seite geht es noch gut 800m durch sehr hohes Gras und Blumenwiesen zur Aktse Hütte. Inzwischen bin ich durch das längere Warten, die Bootsfahrt und den Regen ziemlich ausgekühlt. Alles trieft vor Nässe und im Umfeld der Hütte gibt es nur noch wenige freie Zeltflächen.

    Jetzt gewinnt mein innerer Schweinehund die Oberhand und ich Frage nach einem freien Bett. Und ich habe tatsächlich Glück - eines ist noch frei! Also ziehe ich in die zugewiesene Hütte ein, freue mich am warmen Ofen und hänge meine durchgeweichten Klamotten zum Trocknen auf. Mit im Raum sind noch sieben andere Wanderer*innen, darunter auch der junge Franzose A. und sein Kumpel, die ich seit dem Sami-Dorf immer wieder treffe. Er ist von seinem Zuhause in der Bretange aus losgegangen und möchte bis zum Nordkap. Wir machen es uns gemütlich, quatschen und kochen.

    Ich habe mir noch etwas Brot, Preiselbeeren und Wurst im Hüttenshop gekauft. Dann wird es langsam Bettchen-Zeit und alle verziehen sich so langsam in die Doppelstock-Betten.

    Das Bett ist bequem, es ist warm und trocken, draußen prasselt der Regen. Alles gut? Nein. Leider sind zig Mücken in der Hütte und ständig ist das hohe Summen zu hören und man wird attackiert. Schließlich gebe ich es auf, die Biester erschlagen zu wollen, es sind zu viele und ich will die anderen nicht noch mehr mit meiner Jagt stören. So versuche ich mich bestmöglich im Quilt zu verstecken und schlafe irgendwann ganz spät auch endlich ein.

  • Vielen Dank für den schönen Bericht! Ich bin schon mal vor den Mücken an der Aktse Hütte geflohen, auf der anderen Seite des Sees aufgestiegen bis wir gegen Mitternacht über der Baumgrenze waren und der Wind die Mückenwand um uns herum auflöste. Das Glücksgefühl ist mir auch nach über 20 Jahren präsent. Wir hatten allerdings T-Shirt Wetter, was Anbetracht der Mückendichte kein wirklicher Vorteil war.

  • Ich bin schon mal vor den Mücken an der Aktse Hütte geflohen, auf der anderen Seite des Sees aufgestiegen bis wir gegen Mitternacht über der Baumgrenze waren und der Wind die Mückenwand um uns herum auflöste.

    Oh oh, so schlimm war es bei mir zum Glück nicht, auch wenn die Biester rund um die Hütte schon ziemlich zahlreich und nervig waren...

  • Tag 15

    Ziemlich gerädert geht es morgens ans Frühprogramm. Ich habe mindestens 5 Mückenstiche im Gesicht. Das ist der Moment, in dem ich mir schwöre, nur noch in absoluten Notfällen in einer Hütte zu übernachten.

    Das Wetter hat sich leider nicht wirklich gebessert, es regnet immer noch kräftig. So lasse ich mir Zeit beim Frühstücken und Packen. Als der Regen endlich etwas nachlässt, starte ich wieder auf den Weg. Es geht direkt in die Steigung zum Fjäll hinauf und mir wird sehr warm in den Regenklamotten. Die miese Blutsaugerbrut hat sich direkt nach der Hütte auch an meine Fersen geheftet und ich bin leicht genervt. Richtung Baumgrenze wird der Wind zum Glück stärker und die Mistviecher weniger.

    Dann taucht der Wegweiser zum Skierffe auf. Aber leider ist es so grau, nass und wolkig, dass ich null Aussicht in das berühmte Tal haben würde. Also gehe ich mit einigem Bedauern weiter gerade aus. Die Strecke über das Fjäll ist recht kurz, kaum oben angekommen, geht es wieder in den Abstieg. Am höchsten Punkt steht ein Schild mit den nächsten Bootszeiten, denn es geht wieder eine lange Strecke übers Wasser. Die reguläre Bootsfahrt geht erst wieder abends. Da aber nur 4km bis zum Boot vor mir liegen und ich nicht Stunden warten möchte rufe ich dort an und buche gegen Aufpreis eine Sonderfahrt am späten Mittag. Das Telefonat war ziemlich schwierig, bei dem Wind und Regen... Es geht weiter, runter vom Fjäll zum See!

    Zum Glück gibt es unten am Bootsanleger wieder eine Schutzhütte, in der ich mir dann erstmal Pasta Bolognese mit Parmesan zubereite und mich wieder aufwärme. Bis dann das Boot ankommt, sind noch ein paar weitere Wanderer aufgeschlagen und das Boot wird voll.

    Nach der kalten und teuren Überfahrt möchte ich noch ein paar Kilometer Richtung Saltoluokta laufen.

    Gott sei Dank wird das Wetter endlich besser und ich kann die Regensachen ausziehen und so langsam abtrocken. Da es wieder ins Fjäll hoch geht, wird mir auch wieder mollig warm.

    Plötzlich taucht vor mir wieder wieder so ein Mini-Tal in der vermeintlichen Ebene auf. Dort findet sich ein beachtlich dickes Altschneefeld.

    Schließlich biegt der Kungsleden in ein Flußtal ein und man läuft parallel zum Fluß in einer beeindruckenden Landschaft. Wieder muss ich öfter stehenbleiben und staunen. Leider gelingt es mir sehr schlecht diese Großartigkeit in ein Foto zu bannen.

    Eine super krasse Kulisse! Ich laufe immer weiter, aber meine Kraft ist eigentlich zu Ende. Also, warum nicht hier Übernachten? Mit einem kleinen Traubenzucker-Boost geht es noch weiter bis zu einer guten Zeltmöglichkeit mit Wasserzugang.

    Jetzt erst merke ich, wie stark ich schon erschöpft bin. Mit Mühe baue ich noch mein Zelt auf und mache mir noch was zu Essen mit Aussicht. Gute Nacht!

  • Tag 16

    Für heute erwarten mich nur so ca. 8km leicht bergab. Dann bin ich an der Fjällstation Saltoluokta, wo ich den Rest des Tages mit Einkaufen, Erholung, Essen, Waschen und Duschen verbringen möchte.

    Doch beim Aufwachen stelle ich fest, dass es sehr kalt ist und so bleibe ich noch eine Weile im warmen Quilt liegen. Als ich dann doch mal die Nase aus dem Zelt stecke, weiß ich auch warum es so kalt ist: Ich bin mitten in den Wolken. Also Zelt wieder zu und Frühstücken im Quilt.

    Aber die Annehmlichkeiten der Fjällstation rufen und so mache ich mich doch auf den Weg. Es geht weiter an dem Fluß entlang, immer leicht bergab. Die Wolken hängen immer noch tief, aber es regnet nicht.

    Der große langgestreckte See Langas, an dem die Fjällstation liegt, kommt immer besser in Sicht.

    Wie immer dauert dann der einfach und kurz geglaubte Weg dann doch länger und ich bin froh, als ich endlich die Fjällstation erreiche. Hier gibt es zahlreiche Gebäude und die Orientierung fällt mir schwer. Ich ich finde dann doch das Hauptgeäude und buche mir erstmal einen Stellplatz auf dem Zeltgelände.

    Dann wird erstmal geduscht und gewaschen. Leider gibt es keinen Trockner und keinen Trockenraum, zumindest fand ich keinen für die Camper. Aber das Wetter ist gut und ich verteile die Wäsche auf den Ästen rund ums Zelt. Eine Parzelle vor mir ist ein riesiger Hilleberg-Tunnel aufgebaut. Aber statt einer ganzen Familie wohnt dort nur ein Mann mit Hund. Naja, kann man machen, meins wärs nicht! ;)

    In dem kleinen Shop neben der Rezeption kaufe ich dann noch das Nötigste ein, aber auch ein paar unnötige Sachen :) Dann buche ich die Teilnahme am Abend-Buffet, auch wenn es sehr teuer ist, und den Bootstransfer für morgen früh. Nebenbei läd die Powerbank.

    Füße hoch!

    Gegen Abend kommt sogar noch richtig die Sonne raus und ich schlendere noch ein wenig über das Gelände und warte auf den Beginn des Abendbuffets.

    Dann geht es endlich los mit dem Abendessen. Am Eingang zum Speisesaal gibt es erstmal eine Namenskontrolle und man wird zu einem Platz geführt. Ich lande an einem Tisch mit zwei deutschen Ladys, die auch solo unterwegs sind und wir tauschen uns zu den bisherigen Tourerlebnissen aus. Der erste Gang wird von dem Küchenteam stolz auf schwedisch vorgestellt. Ich verstehe zwar fast nix, aber es wird lecker. Leider habe ich inzwischen vergessen, was serviert wurde... Letzter Tagesordnungspunkt ist nach dem Nachtisch satt und entspannt auf die Xlite zu sinken. :sleeping:

  • Mir gefällt dein Reisebericht total gut. :thumbup: Ich war noch nie auf dem Kungsleden und dein Bericht macht Lust auf diesen Trail, auch wenn mein geliebtes Norwegen sehr nah ist. ;) Toll geschrieben!

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Der Rest soll laut Gerüchten vollkommen überlaufen sein. Mal sehen, wie du es erlebt hast.

    :?:Eine Frage habe ich: Welches Zelt ist das? Die Kombi aus winddichtem Stoff und Mesh beim Inner (?) wirkt verlockend. Sollte es kein echtes Inner sein, könnte genau dies ein leichter Kompromis zwischen einwandigem Zelt und Schutz vor kaltem Wind sein.

  • Mir gefällt dein Reisebericht total gut. :thumbup: Ich war noch nie auf dem Kungsleden und dein Bericht macht Lust auf diesen Trail, auch wenn mein geliebtes Norwegen sehr nah ist. ;) Toll geschrieben!

    Dankeschön! Ich bin aber echt kein literarisch begabter Mensch, aber ich finde man kann bei einem solchen Reisebericht noch mehr die "innere Wahrnehmung" transportieren, als es mit z.B. dem Video möglich war.

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Der Rest soll laut Gerüchten vollkommen überlaufen sein. Mal sehen, wie du es erlebt hast.

    Kommt demnächst ;)

    :?: Eine Frage habe ich: Welches Zelt ist das? Die Kombi aus winddichtem Stoff und Mesh beim Inner (?) wirkt verlockend. Sollte es kein echtes Inner sein, könnte genau dies ein leichter Kompromis zwischen einwandigem Zelt und Schutz vor kaltem Wind sein.

    Das Zelt ist selbst gemacht --> klick. Ich hatte es primär für den Kungsleden konzipiert. Sehr leicht, windschnittige Form, wasserdichte Bodenwanne für modderigen Boden, teilweise Stoff-Inner gegen Wind und Kondenz. Hat sich bewährt! :)

  • Wow! Damit hätte ich nicht gerechnet, so professionell wie es aussieht. :huh::thumbup:Schade aber auch, denn einfach nachkaufen ist nicht möglich.

    Bezieht sich das Gewicht aufs komplette Zelt inkl. Inner? Ich habe das DCF-Außenzelt von Capere nachgebaut, aber noch nicht in der Praxis getestet. Nur mit Silnylon als Boden wieg es knapp unter 300g. Ob dein Inner auch dazu passen würde?

  • Bezieht sich das Gewicht aufs komplette Zelt inkl. Inner?

    Nein, das Inner wiegt nochmal ca. 240g glaube ich. Hier gibt es einen extra Faden dafür.

    Ich habe das DCF-Außenzelt von Capere nachgebaut, aber noch nicht in der Praxis getestet. Nur mit Silnylon als Boden wieg es knapp unter 300g. Ob dein Inner auch dazu passen würde?

    Cool, das ist doch schon mal super! Für mich wäre das DCF-Zelt von Capere zu kurz mit seinen ca. 240cm bei 120cm Höhe. Meines hat 254cm bei 130cm Höhe und das ist mit dicker Luftmatte schon recht knapp, und ich bin nur 178cm groß. Entsprechend wäre mein Inner zu groß für den Schnitt von Capere, aber man könnte es runterskaliert natürlich so bauen, dass es rein passt.

  • Ah ok. Ich bin "nur" 173cm und muss noch herausfinden inwiefern das Tarp von der Größe her passt. Ich hatte dazu ganz leichte mini Clam Cleats und 1mm Schnur bei extrex gekauft. Nur hält die Schnur nicht so gut, wie erhofft. Kurze Zeit später hat ExTex die Info ergänzt, dass die Schnur nicht zusammen mit den Clam Cleats verwendet werden sollte. :rolleyes:

    Die Idee war es, das Tarp als minimalistischen Wetterschutz zu nutzen und mit einem Boden zu kombinieren. Nur über den Insektenschutz bin ich noch unsicher. Ganz ohne wäre mir zu wenig Schutz. Vielleicht wird es doch wie das Original von Capere ein Single Wall Zelt.

  • Die Idee war es, das Tarp als minimalistischen Wetterschutz zu nutzen und mit einem Boden zu kombinieren. Nur über den Insektenschutz bin ich noch unsicher. Ganz ohne wäre mir zu wenig Schutz. Vielleicht wird es doch wie das Original von Capere ein Single Wall Zelt.

    Tja, wenn man erstmal mit MYOG angefangen hat, eröffnen sich einem soooooo viele Möglichkeiten... ;)

  • Tag 17

    Dank Toilette und Küche verläuft das Morgenprogramm easy und angenehm.
    Dann wird es Zeit mich Richtung Bootsanleger auf den Weg zu machen.

    Das Wetter ist ruhig und bewölkt, insgesamt ganz angenehm. Das Boot nach Kebnats liegt schon am Steg und wird schon mit dem Müll der Fjällstation beladen. Dann dürfen wir auch einsteigen und los geht es.

    Am anderen Ufer in Kebnats steigen alle aus. Insgesamt werden es so ca. 25 Wanderer sein, also einsam ist es hier nicht mehr. Wir warten alle auf den Bus, der uns die bevorstehenden 30km bis zum nächsten Einstieg in den Kungsleden bei der Vakkotavare Fjällstuga bringen soll. Nach ca. 15 Minuten kommt er dann auch um die Ecke gekurvt, die Rucksäcke werden eingeladen und wir steigen ein.

    Schön faul lasse ich mich durch die Gegend kutschieren und genieße die motorgetriebene Fortbewegung. Der Bus macht noch einen Zwangsstop in Stora Sjöfallet, wo man die Touris wie bei einer Kaffeefahrt für eine knappe Stunde bei einer Art Restaurant rauswirft, damit die dort ihr Geld ausgeben. Ich freue mich primär über die Toilette.

    In Vakkotavare angekommen halte ich mich nicht lange an der Hütte auf, sondern schnappe mir meinen Rucksack und mache mich an den Aufstieg ins Fjäll, bevor ich in der großen Gruppe da hochstiefeln muss. Nun erwarten mich erstmal knapp 14km Wanderung über das Fjäll, bevor die nächste Bootsüberfahrt gemeistert werden muss.

    Da ich bisher fast nur motorisiert unterwegs war, nimmt der Bewegungsdrang überhand und ich gebe Gas. Die Strecke ist landschaftlich wieder sehr schön, aber man muss weiterhin gut auf seine Füße aufpassen bei dem felsigen Weg. Dass mir jemand entgegen kommt passiert nun deutlich häufiger, aber nicht so häufig, dass es mich stören würde.

    Es wird später Nachmittag und so langsam kommt der nächste See in Sicht.

    Am Ufer angekommen setze ich das Zeichen für das Motorboot, da es 1. ziemlich aufgefrischt hat und 2. kein Ruderboot mehr an meinem Ufer vorhanden ist. Leider muss ich noch etwa eine gute Stunde auf das Motorboot warten. Ich vertreibe mir die Zeit mit Essen. Der Wind kühlt mich immer stärker aus und ich ziehe immer mehr Klamotten an. Eine Schutzhütte sehe ich leider keine. Immerhin habe ich Gesellschaft bekommen von einem deutschen Pärchen und wir Quatschen etwas.

    Auch ist es ganz unterhaltsam den Leuten zuzugucken, die sich trotz des Windes ans Rudern wagen.

    Die Hütte am gegenüber liegenden Ufer kann man schon gut sehen, auch den Wasserfall, neben dem gleich der nächste Aufstieg verläuft. Endlich ist es soweit, das Motorboot naht. Schnell gehe ich zum Steg, damit ich auch einen Platz im Boot bekomme. Inzwischen sind bestimmt 10-15 Wanderer angekommen, aber niemand hat so lange warten müssen wie ich.

    Kurzer Blick zurück nach der Überfahrt. Schnell gehe ich zur Hütte, um die Überfahrt zu bezahlen, dann geht es an den Aufstieg. Ich möchte heute noch bis zur Kaitumjaure Fjällstuga laufen, das sind noch knapp 9km und es ist schon früher Abend.

    Wieder geht es eine schöne Strecke über das Fjäll. So langsam geht aber mein Energievorrat zu Ende, es war einfach ein langer Tag. Um die letzten Kilometer noch durchzuhalten stöpsele ich mir noch ein Hörbuch in die Ohren und träume mich voran. Schließlich gilt es nochmal einen Rentierzaun zu durchqueren, dann ein imposanter Fluss zu überqueren.

    Die letzten Meter vor der Hütte sind dann wie immer auch die längsten, aber endlich bin ich dann doch da. Es ist kurz vor 22 Uhr. Leider sind alle guten Zeltplätze schon belegt, so dass ich nur noch eine abschüssige Fläche mit wenig Gestrüpp zum Campen finde.

    Trinken, Essen, Zähneputzen, gute Nacht!

  • Tag 18

    Mein Plan für heute sieht vor etwa 24km bis zur Sälka-Hütte zu laufen. Landschaftlich geht es dabei entlang einer Art Hoch-Flusstal auf dem Fjäll. Insbesondere die Ecke um Sälka herum soll super schön sein.

    Das Wetter ist wieder recht wolkig und angenehm kühl, aber leider hatte sich in der Nähe ein Schwarm Krähen nieder gelassen, die die ganze Nacht durch rumgekrächts haben... Sch*** Natur! ;) Naja, der Körper hat sich trotzdem erholt und nach dem Frühstück geht es wieder los.

    Ein Blick zurück, bevor es Richtung Norden ein paar Höhenmeter zu machen gilt:

    Den Fluss, der mich jetzt den ganzen Tag begleiten wird, kann ich schon bald durch die niedrige Vegetation erspähen. Wieder dieses krasse blaue Gletscherwasser! :)

    Immer wieder sind große und kleine Zuflüsse zu queren, manchmal auch der große Strom selbst.

    Gegen Mittag treffe ich an der Singi-Hütte ein. Ich freue mich über Tisch und Bank für die Pause, das Klohäuschen kommt auch sehr gelegen. Dann geht es weiter durch eine wirklich sehr schöne Landschaft mit sanften Hügeln, tollen Blicken auf Flussarme und Bergkuppen. Nun trifft man auch deutlich mehr Wanderer, da bei Singi der stark frequentierte Weg zum höchsten Berg Schwedens, den Kebnekaise, Richtung Nikkaluokta abzweigt. Die Begegnungen stören mich nicht, da ich ja schon einige einsame Wochen hinter mir habe. Aber etwas befremdlich ist es schon, dass man nun wie in einer Großstadt ohne Gruß aneinander vorbei geht, mein "Hej" wird immer seltener beantwortet und bald spare ich es mir auch. Auf dem südlichen Abschnitten grüßt man sich, hält einen Smalltalk und auf den wildesten Abschnitten hat man sich sogar nach dem Wohlbefinden der anderen erkundigt, falls Hilfe benötigt wird.

    Wenn es bewohnbare Plätzchen gibt, sind sie auch immer öfter mit zahlreichen Zelten belegt.

    Leider verschlechtert sich das Wetter zum Nachmittag hin. Die Kamera bleibt seit dem leider verpackt, da ein hartnäckiger Nieselregen einsetzt. Ich entscheide mich zuerst gegen die Regenkleidung, da mir durchs marschieren sehr warm ist. Leider verpasse ich den richtigen Zeitpunkt dann doch die Regenjacke anzuziehen, als der Nieselregen in richtigen Regen übergeht. Ziemlich durchnässt erreiche ich die Sälka-Hütte. Dort suche ich mir erstmal einen Zeltplatz, was bei dem durchnässten Boden zwischen den ganzen Wasserläufen rund um die Hütten gar nicht so einfach ist. Schließlich finde ich aber doch ein ebenes Plätzchen mit noch annehmbarer Entfernung zum Klo. Der Boden ist zwar auch durchweicht, aber mit meinem DCF-Boden kein Problem. Dann gehe ich in die Zelterküche mit Trockenraum, wo ich meine nassen Sachen aufhänge. Es ist schon gerammelt voll, aber jemand Nettes macht mir einen Platz in der Küche am Tisch frei und ich kann mir mein Essen köcheln. Lustiger Weise sitzen an meinem Tisch nur Deutsche, so fällt ein Schwätzchen leicht.

    Nach dem Essen setzt dann auch die Müdigkeit ein, leider sind meine Klamotten aber nicht wirklich trocken geworden. Immerhin konnte ich den heftigsten Regen in der warmen Küche verbringen und es regnet nur noch leicht. Egal, die wichtigsten Klamotten hänge ich im Zelt nochmal auf und kuschel mich in den Quilt. Der Flussarm 5 Meter neben mir singt das Gute-Nacht-Lied...

  • Tag 19

    Am Morgen erwartet mich eine Überraschung: Die Sonne scheint! Blauer Himmel mit ein paar Wölkchen... toll, meine Garmin Inreach Wettervorhersage hatte mir mieses Wetter prophezeit und meine Erwartungen waren entsprechend gering.

    Um so fröhlicher starte ich in den Tag und auch Fotos sind wieder ohne Nässeschutz möglich:

    Ich verlasse die Sälka-Hüttenansammlung weiter Richtung Norden entlang des Flusstals. In ca. 8km gilt es den Tjäktja-Pass zu erklimmen, den höchsten Punkt des Kungsleden. Allerdings liegt der Weg entlang des Flusstals sowieso schon ziemlich hoch, so dass deutlich weniger Höhenmeter anstehen als sonst auf den meisten Etappen.

    Links und rechts begleiten einen weiterhin die beeindruckenden Berge, zum Teil garniert mit Altschnee, zahlreiche Bäche mit kleinen Wasserfällen rauschen zu Tal. Entsprechend oft gibt es auch wieder Flüsschen, Bäche und großflächig überspülte Bereiche zu queren. An einer Stelle, an der das Tal besonders schmal zwischen den Bergen entlang führt, fliegen einige Möven herum und stoßen ihre markanten Rufe aus und ich fühle mich ans Meer gebeamt, nur ohne Meer ;).

    Auf dem kargen Boden rund um den Pass liegt die Schönheit auch in so manchem Detail:

    Der Pass selbst hat zwar ein paar schöne Aussichten, die ich allerdings nur im Film versucht habe festzuhalten, aber keinen klaren merkbaren höchsten Punkt und so bin ich schon wieder im Abstieg, bevor ich gemerkt habe, dass der Pass schon geschafft ist. Naja, die Landschaft voraus ist auch super, also weiter! Zunächst gilt es den Abstieg über eine weglose, sehr steinige Fläche zu bewältigen. Erst Richtung Tjäktja Fjällstuga entwickelt sich wieder ein Trail. Die Hütte auf der anderen Seite des Flusses lasse ich aber im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und suche mir lieber in Richtung meines heutigen Tagesziels, der Allesjaure Hütte, einen sonnigen Platz zum Pausieren.

    Auf den gewünschten Pausenplatz muss ich nicht lange warten, als ich aus dem Schatten der Berge heraus komme. Ein flacher Fels läd zum Sitzen ein und ich breite mein nasses Zelt zum Trocknen aus.

    Bald geht es wieder weiter, das schöne Wetter hält an und ich cruise entspannt den Weg entlang.

    Plötzlich sehe ich in der Ferne die nächste Hütte. Irritiert gucke ich auf die Karte. Tatsächlich, das ist schon die Alesjaure-Stuga. Bis ich dann wirklich dort bin dauert es dann zwar noch eine Stunde, aber gegen 16 Uhr bin ich dann schon an meinem Tagesziel angekommen. So schnell war ich sonst nie bei einer 25km-Etappe. Da scheint langsam ein Trainigseffekt einzusetzen.

    Die Hütte liegt hinter einer Brücke auf einer felsigen Anhöhe. Ich sichere mir aber einen wunderschönen Zeltplatz vor der Brücke, da es an der Hütte direkt nur sehr wenige Stellplätze geben soll und man sieht schon einige Zelte.

    Bald darauf treffen der Franzose A. und sein Kumpel ein und suchen sich auch ein Plätzchen. Dann gehen wir erstmal zur Hütte hoch, um uns ein Bier und Süßigkeiten zu kaufen. Das Bier kostet zwar 6€ die 0,33l Dose, aber sie kommt aus einem Kühlschrank! Krass, die anderen kleineren Hütten hatten sonst keinen Strom. Wir genießen das Bier noch direkt an der Hütte mit Aussicht, auf der anderen Seite kann man eine kleine Sami-Siedlung und weitere Zeltplätze sehen.

    Dann geht es zurück zu den Zelten. Das klare blaue Wasser lädt an diesem warmen, sonnigen Tag zum Baden ein.

    Was so einladend aussieht, ist allerdings eiskalt. Klar, ist ja auch alles Schmelzwasser von Schneefeldern und Gletschern. Der harte Hund A. schafft es in die Fluten, ich nur bis über die Knie. Ich bin eindeutig zu sehr ein Weichei. Aber ich erfrische mich mit meinem Lappen etwas.

    Den Rest des Tages hängen wir ab, kochen etwas und beobachten, wie sich die noch freien Zeltplätze immer weiter mit Zelten füllen. Abends erscheint dann noch ein ganzes Rudel Pfadfinder, die rund um unsere Zelte auch noch den kleinsten Platz belegen. Es ist sehr unterhaltsam, wie die Truppe so ihre Standard-Zelte aufbaut. Irgendwann verkrümele ich mich dann ins Zelt und höre noch etwas Hörbuch vor dem Einschlafen. Gute Nacht!

  • Tag 20

    Das schöne Wetter hält an. Ich stehe früh auf, bevor die Bewohner der vielen Zelte um mich herum munter werden. Hier der Blick zurück im Aufstieg zur Alesjaure Hütte, hinter der der Trail weiter nach Norden geht.

    Es wartet wieder eine recht entspannte Etappe von ca. 20km fast ohne Höhenmeter auf mich.

    Zuerst geht es ca. 8km am Ufer des grün-blauen Sees entlang. Man könnte hier auch einen Motorboot-Trip buchen, aber ich möchte natürlich laufen.

    An wenigen Stellen läuft man direkt am Strand des Sees entlang, was mir bei dem sonnigen Wetter einen surrealen Eindruck von Strandurlaub vermittelt. Auch sonst ist die Landschaft faszinierend und es gibt viele abwechslungsreiche Ausblicke auf den langgestreckten See.

    Schließlich erreiche ich das Ende des Sees, wo ein Fluss über breite Stromschnellen weiter nach Norden fließt. Dort ist auch der Bootsanleger samt Wartehäuschen und nacktem Tipi.

    Dann führt der Weg weg von der schönen Wasserlandschaft und die weite grüne Fjälllandschaft dominiert. Aber nicht weit, da liegt rechts unterhalb das nächste Tal, in dem ein Flüsschen rauscht. Etwas gequält schiele ich auf das Wasser, das so nah und doch unerreichbar ist, denn mein Trinkwasser ist alle. Die Sonne lässt mich schwitzen, aber es gab schon länger kein erreichbares Gewässer mehr und so geht es mit immer größer werdendem Durst weiter. Laut Karte muss ich noch 5km durchhalten, bis der Trail wieder einen Fluss kreuzt. Puhh, ich ärgere mich, dass ich nicht besser aufgepasst habe. Doch das Universum ist mir gnädig und nach etwa 1km kommt links vom Berg ein kleines Bächlein herunter. Freudig fülle ich meine Flasche auf, doch das Wasser ist so dermaßen kalt, dass ich es kaum trinken kann.

    Etwa eine Stunde später fällt der Weg ab hinunter zu einer Brücke, die dann den großen Fluß quert. Es geht weiter in ein Birken-Wäldchen, hier beginnt der Abisko Nationalpark.

    Bis zu meinem heutigen Tagesziel, der Abiskojaure-Hütte, sind es jetzt nur noch etwa 2,5km. Plötzlich gibt es einen mächtigen Donnerschlag, der mich furchbar erschreckt. Überall ist blauer Himmer, nur links schräg hinter mir hat sich zwischen zwei Berggipfeln plötzlich ein kleines Gewitter gebildet. Ich lege einen Zahn zu. Zum Glück kommt mir der Wind entgegen, so dass es recht unwahrscheinlich ist, dass ich in das Gewitter hinein gerate. Kurz vor der Hütte gibt es dann nochmal einen großen Fluß über eine große Hängebrücke zu queren.

    An der Hütte angekommen sichere ich mir erstmal einen netten Zeltplatz.

    Es ist erst früher Nachmittag, aber bei den vielen Wanderern hier kann man das nicht früh genug machen. Dann gibt es nicht mehr viel zu tun, außer zu relaxen. Ich kaufe mir im Hüttenshop ein paar Süßigkeiten und ein überteuertes Bier und genieße die Sonne auf einer Bank liegend.

    Dann erkunde ich noch ein wenig das Umfeld der Hütte. Es gibt einen kleinen "Badestrand", aber zum Baden ist mir das Wasser zu kalt.

    Außer Abendessen ist dann auch nicht mehr viel los. Morgen erwartet mich dann nach einer kurzen Strecke das Finale in Abisko.

  • Danke für die Beschreibung und ausführliche Bebilderung! Ich bin den Kungsled (genauer gesagt: einen Teil davon) vor 21 Jahren sobo von Abisko bis Nikkaluokta gelaufen - mit Hüttenübernachtung und abgebrochenem Besteigungsversuch des Kebnekaise. Bei deinem Bericht bekomme ich glatt Lust, auch den südlichen Teil irgendwann noch mal zu laufen.

  • Tag 21, 22, 23

    Es ist soweit. Der letzte Tag meiner Tour ist angebrochen. Nur noch etwa 13km bis Abisko.

    Das Wetter begrüßt mich mit Nieselregen. Tja, irgendwas ist immer. Ich frühstücke noch entspannt und räume dann langsam alles in den Rucksack. Trotzdem komme ich ziemlich früh los, es hat sich offenbar eine effektive Routine eingestellt. Schade, dass ich diese neue Routine und Kondition nicht mehr für weitere Etappen nutzen kann ;(.

    Erstmal geht es südlich am Rande des großen Sees entlang, an dem die Abiskojaure Hütte liegt. In ein paar hundert Metern Entfernung knattern ein paar ATVs den Weg entlang, auf den ich auch gleich komme. Nicht so schön, die Zivilisation rückt wieder näher. Etwas später folgt noch ein Helikopter. Also dieser Motorenlärm hat mir überhaupt nicht gefehlt.

    Nach etwa zwei Kilometern endet der See, aber ein Fluss entspringt hier dem See und der Kungsleden folgt ihm mit mehr oder weniger Abstand bis nach Abisko. Und so langsam ist mir auch das Wetter gnädig. Der Nieselregen und Dunst verschwindet und der Himmel reißt langsam auf. Dafür bin ich jetzt noch sehr dankbar, da der nun folgende Abschnitt am Fluss noch viel schöner ist.

    Wenige Kilometer vor Abisko zwängt sich dann der Fluss durch enge Felsformationen und es ergibt sich ein faszinierendes Spiel aus zum Teil karibischen Farben und Wasserstrudeln.

    Ich bleibe immer wieder stehen und muss staunen und die Natur bewundern. Versuche die Schönheit digital zu bannen und mit nach Hause zu nehmen. Was für ein Finale meiner Tour!

    Bald kommt jedoch eine große Straßenbrücke und der Bahndamm in Sicht, ich bin zurück in der Lappländischen Zivilisation. Fühlt sich etwas surreal an. Und dann ist sie schon da, die brühmte Bretterwand, die den Start/Zielpunkt markiert.

    Hier herrscht reger Menschenverkehr, daher halte ich mich hier nicht lange auf, sondern gehe weiter zur Abisko Fjällstation. Mein Zug nach Stockholm geht übermorgen und ich möchte mir zum Ende ein Zimmer mit Bett gönnen. Leider stellt sich bald heraus, dass nur noch "Premium"-Einzelzimmer für 170€ pro Übernachtung frei sind, ansonsten Schlafsaal. Puhh, nein. So buche ich dann einen Stellplatz auf dem Zeltgelände, so habe ich wenigstens etwas Privatsphäre. Und mein Zelt ist ja auch gemütlich und mir ein richtiges Zuhause geworden.

    Der Zeltplatz liegt etwas abseits und so laufe ich an diesem Tag noch erheblich mehr, als die 13km der Etappe. Zuerst zum Platz, Zeltaufbauen, Klamotten sortieren. Zurück zur Fjällstation, Wäsche waschen. Zurück zum Zeltplatz, Sachen zum Duschen packen, zurück zum Sanitärhäuschen und Duschen. Zurück zum Zelt, warten, zur Waschmaschine, Wäsche in den Trockenraum, zurück zum Zeltplatz.

    Dann geht es ans Einkaufen. Der Supermarkt ist etwa 1,5km vom Zeltplatz entfernt, los geht´s. Dort angekommen bin ich etwas überfordert und gleichzeitig enttäuscht von dem Angebot. Schwierig was Passendes für meine kulinarischen Gelüste zu finden. Am Ende kaufe ich ein paar Fertig-Sandwiches, Cocktailtomaten, Bier, Wasser und noch ein paar Sachen, die ich nicht mehr erinnere.

    Zurück am Zelt wird der Einkauf erstmal verstaut, dann die Wäsche vom Trockenraum in der Fjällstation eingesammelt. Danach ist endlich Zeit fürs gemütliche und ausgiebige Abendessen. Und endlich nicht mehr rumlatschen, am Ende waren das bestimmt auch über 25km mit dem ganzen hin und her.

    Entspannt gehe ich dann irgendwann schlafen. Doch leider steht mir keine erholsame Nacht bevor. Mir wird langsam aber sicher übel. So ein Mist. Bald ist es so schlimm, dass ich nur noch für kurze Erholungsphasen im Zelt liege, den Rest der Zeit verbringe ich auf dem Klo im Sanitärhäuschen. Gott sei Dank gibt es hier ein solches. Mit fließend Wasser. Was sich genau auf der Toilette abspielt, möchte ich hier nicht weiter detaillieren. Ich achte aber darauf, dass ich trotzdem immer etwas Wasser trinke, um nicht zu dehydrieren. Morgens wird es dann endlich etwas besser, so dass ich auch mal zum Schlafen komme. Etwas Fieber habe ich wohl auch und so verbringe ich den Tag zwischen Wachen und Schlafen in einem leichten Delirium. Zum Glück geht mein Zug erst morgen und ich habe meine Wäsche und Reisevorbereitungen schon erledigt.

    Gegen Abend kann ich mir einen Tee kochen und esse etwas trockenes Brot. Es bleibt drin! Yeah! Ich grüble schon länger, was mir dieses Elend eingebrockt hat. Ob es die Fertig-Sandwiches waren? Die nächste Nacht kann ich durchschlafen.

    Morgens bin ich noch sehr schwach, aber nicht mehr krank. Glück im Unglück, gestern in dem Zustand wäre ich nicht reisetauglich gewesen. Im Schneckentempo geht es zum Bahnhof.

    Der Zug ist pünklich, los geht es Richtung Heimat. In irgendeinem Ort ist nochmal Umsteigen angesagt. Hier ist der Anschluss leider verspätet und die Warterei ist in meinem schwachen Zustand etwas belastend. Aber dann ist es auch hier soweit, mein Platz im Schlafabteil ist auch schnell gefunden. Schnell komme ich mit einem Mitreisenden ins Gespräch. Als er hört, dass ich vom Kungsleden komme, fragt er sofort ob ich auch krank war. Etwas irritiert, dass es das weiß, frage ich nach mehr Infos. Offensichtlich ist auf dem Kungsleden unter den Wanderern eine kleine Noro-Virus Epidemie ausgebrochen. In Hütten wurden Quarantäne-Bereiche eingerichtet, manche kranken Wanderer mussten auch schon mit Hubschraubern ausgeflogen werden. Später wurden die Hütten dann sogar für ein paar Wochen komplett geschlossen. Man vermutet eine verseuchte Wasserquelle, von der dann wohl auch ich getrunken hatte. Es ist also auch auf dem Kungsleden ratsam immer das Wasser zu filtern.

    So hatte ich dann doppelt Glück im Unglück, dass mich der Noro-Mist nicht auch noch auf dem Trail erwischt hat, sondern erst in der Zivilisation.

    Ende :)

  • Oh nein, so ein unerfreuliches Finale! 😖 Das ist übel. So etwas ist mein echter Alptraum auf dem trail. Gut, dass es Dir wenigstens recht bald wieder besser ging!

    Gegen ein Virus hätte ja wahrscheinlich auch das Filtern nicht geholfen.

    Wie schade, jetzt ist‘s vorbei mit Deiner schönen Berichtsserie. Vielen Dank für‘s Mitnehmen! So schöne Fotos und eine einfach unglaubliche, fast surreale Naturkulisse. Die letzten Bilder vom Karibik-Fluss sind wirklich unglaublich. Ich glaube, ich hätte mich einen Tag nur an das kiesige Ufer gesetzt und den Ort in mich aufgesogen.

  • Gut, dass es Dir wenigstens recht bald wieder besser ging!

    Ja, war zwar sehr unangenehm, aber es hat sich zum Glück alles in den geplanten Rahmen gefügt und hatte keine negativen Konsequenzen.

    Gegen ein Virus hätte ja wahrscheinlich auch das Filtern nicht geholfen.

    Vermutlich nicht, wenn es wirklich ein Virus war. Einen Filter hatte ich allerdings sowieso nicht mit, sondern die chemische Keule "Lifesolution DUO", also Chlordioxid-Tropfen. Sowas müsse eigentlich auch gegen Viren helfen, oder?

    Die letzten Bilder vom Karibik-Fluss sind wirklich unglaublich. Ich glaube, ich hätte mich einen Tag nur an das kiesige Ufer gesetzt und den Ort in mich aufgesogen.

    Das wäre auch mein Plan für den "Warte-Tag" gewesen, aber den habe ich dann leider krank im Zelt verbringen müssen. Das Wetter hätte jedenfalls mitgespielt!

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