Kungsleden 2023 Hemavan - Abisko

  • Tag 14

    Meine heutige Etappe ist bis zur Aktse Fjällstuga geplant. Ich freue mich schon darauf, da es heute größtenteils durch den Sarek Nationalpark gehen wird.

    Aber zuerst ist die übliche Morgenroutine dran und dann mache ich mich auf den Weg. Zunächst geht es weiter durch den niedrigen Wald mit der sehr herausfordernden Wegbeschaffenheit, aber bald wird es etwas besser und es geht wieder bergauf Richtung Fjäll. Über ein paar Felsen und ich bin wieder über der Baumgrenze. Über eine Art kleinen Pass laufe ich auf Fjällhöhe auf ein Flusstal zu.

    Der Weg verläuft weiter parallel zum Flusstal und es entwicklen sich immer spektakulärere Aussichten:

    Immer wieder muss ich stehenbleiben und staunen, versuche die fantastische Aussicht auf Foto zu bannen. Aber alles wirkt nicht ansatzweise so gut, wie in echt vor Ort.

    Leider hat dieser sensationelle Höhenweg nach ca. 4km auch sein Ende und es geht wieder hinunter in den Wald und alles Aussicht ist weg. Immerhin sind gelegentlich in der Ferne noch Bergspitzen auszumachen, hinter denen sich der berühmte Skierfe im Dunst verbirgt.

    Nach etwa 5km durch den Wald erreiche ich das Seeufer. Bis ans andere Ufer sind es grob 3km, also scheidet Rudern für mich aus und ich warte auf das Motorboot. Es fängt kräftig an zu regnen und ich bin froh, dass es wieder eine kleine Schutzhütte zum warten gibt. Als das Boot ankommt, haben sich noch ein paar mehr Wanderer eingefunden und wir alle besteigen in voller Regenmontur das Boot. Auf der anderen Seite geht es noch gut 800m durch sehr hohes Gras und Blumenwiesen zur Aktse Hütte. Inzwischen bin ich durch das längere Warten, die Bootsfahrt und den Regen ziemlich ausgekühlt. Alles trieft vor Nässe und im Umfeld der Hütte gibt es nur noch wenige freie Zeltflächen.

    Jetzt gewinnt mein innerer Schweinehund die Oberhand und ich Frage nach einem freien Bett. Und ich habe tatsächlich Glück - eines ist noch frei! Also ziehe ich in die zugewiesene Hütte ein, freue mich am warmen Ofen und hänge meine durchgeweichten Klamotten zum Trocknen auf. Mit im Raum sind noch sieben andere Wanderer*innen, darunter auch der junge Franzose A. und sein Kumpel, die ich seit dem Sami-Dorf immer wieder treffe. Er ist von seinem Zuhause in der Bretange aus losgegangen und möchte bis zum Nordkap. Wir machen es uns gemütlich, quatschen und kochen.

    Ich habe mir noch etwas Brot, Preiselbeeren und Wurst im Hüttenshop gekauft. Dann wird es langsam Bettchen-Zeit und alle verziehen sich so langsam in die Doppelstock-Betten.

    Das Bett ist bequem, es ist warm und trocken, draußen prasselt der Regen. Alles gut? Nein. Leider sind zig Mücken in der Hütte und ständig ist das hohe Summen zu hören und man wird attackiert. Schließlich gebe ich es auf, die Biester erschlagen zu wollen, es sind zu viele und ich will die anderen nicht noch mehr mit meiner Jagt stören. So versuche ich mich bestmöglich im Quilt zu verstecken und schlafe irgendwann ganz spät auch endlich ein.

  • Vielen Dank für den schönen Bericht! Ich bin schon mal vor den Mücken an der Aktse Hütte geflohen, auf der anderen Seite des Sees aufgestiegen bis wir gegen Mitternacht über der Baumgrenze waren und der Wind die Mückenwand um uns herum auflöste. Das Glücksgefühl ist mir auch nach über 20 Jahren präsent. Wir hatten allerdings T-Shirt Wetter, was Anbetracht der Mückendichte kein wirklicher Vorteil war.

  • Ich bin schon mal vor den Mücken an der Aktse Hütte geflohen, auf der anderen Seite des Sees aufgestiegen bis wir gegen Mitternacht über der Baumgrenze waren und der Wind die Mückenwand um uns herum auflöste.

    Oh oh, so schlimm war es bei mir zum Glück nicht, auch wenn die Biester rund um die Hütte schon ziemlich zahlreich und nervig waren...

  • Tag 15

    Ziemlich gerädert geht es morgens ans Frühprogramm. Ich habe mindestens 5 Mückenstiche im Gesicht. Das ist der Moment, in dem ich mir schwöre, nur noch in absoluten Notfällen in einer Hütte zu übernachten.

    Das Wetter hat sich leider nicht wirklich gebessert, es regnet immer noch kräftig. So lasse ich mir Zeit beim Frühstücken und Packen. Als der Regen endlich etwas nachlässt, starte ich wieder auf den Weg. Es geht direkt in die Steigung zum Fjäll hinauf und mir wird sehr warm in den Regenklamotten. Die miese Blutsaugerbrut hat sich direkt nach der Hütte auch an meine Fersen geheftet und ich bin leicht genervt. Richtung Baumgrenze wird der Wind zum Glück stärker und die Mistviecher weniger.

    Dann taucht der Wegweiser zum Skierffe auf. Aber leider ist es so grau, nass und wolkig, dass ich null Aussicht in das berühmte Tal haben würde. Also gehe ich mit einigem Bedauern weiter gerade aus. Die Strecke über das Fjäll ist recht kurz, kaum oben angekommen, geht es wieder in den Abstieg. Am höchsten Punkt steht ein Schild mit den nächsten Bootszeiten, denn es geht wieder eine lange Strecke übers Wasser. Die reguläre Bootsfahrt geht erst wieder abends. Da aber nur 4km bis zum Boot vor mir liegen und ich nicht Stunden warten möchte rufe ich dort an und buche gegen Aufpreis eine Sonderfahrt am späten Mittag. Das Telefonat war ziemlich schwierig, bei dem Wind und Regen... Es geht weiter, runter vom Fjäll zum See!

    Zum Glück gibt es unten am Bootsanleger wieder eine Schutzhütte, in der ich mir dann erstmal Pasta Bolognese mit Parmesan zubereite und mich wieder aufwärme. Bis dann das Boot ankommt, sind noch ein paar weitere Wanderer aufgeschlagen und das Boot wird voll.

    Nach der kalten und teuren Überfahrt möchte ich noch ein paar Kilometer Richtung Saltoluokta laufen.

    Gott sei Dank wird das Wetter endlich besser und ich kann die Regensachen ausziehen und so langsam abtrocken. Da es wieder ins Fjäll hoch geht, wird mir auch wieder mollig warm.

    Plötzlich taucht vor mir wieder wieder so ein Mini-Tal in der vermeintlichen Ebene auf. Dort findet sich ein beachtlich dickes Altschneefeld.

    Schließlich biegt der Kungsleden in ein Flußtal ein und man läuft parallel zum Fluß in einer beeindruckenden Landschaft. Wieder muss ich öfter stehenbleiben und staunen. Leider gelingt es mir sehr schlecht diese Großartigkeit in ein Foto zu bannen.

    Eine super krasse Kulisse! Ich laufe immer weiter, aber meine Kraft ist eigentlich zu Ende. Also, warum nicht hier Übernachten? Mit einem kleinen Traubenzucker-Boost geht es noch weiter bis zu einer guten Zeltmöglichkeit mit Wasserzugang.

    Jetzt erst merke ich, wie stark ich schon erschöpft bin. Mit Mühe baue ich noch mein Zelt auf und mache mir noch was zu Essen mit Aussicht. Gute Nacht!

  • Tag 16

    Für heute erwarten mich nur so ca. 8km leicht bergab. Dann bin ich an der Fjällstation Saltoluokta, wo ich den Rest des Tages mit Einkaufen, Erholung, Essen, Waschen und Duschen verbringen möchte.

    Doch beim Aufwachen stelle ich fest, dass es sehr kalt ist und so bleibe ich noch eine Weile im warmen Quilt liegen. Als ich dann doch mal die Nase aus dem Zelt stecke, weiß ich auch warum es so kalt ist: Ich bin mitten in den Wolken. Also Zelt wieder zu und Frühstücken im Quilt.

    Aber die Annehmlichkeiten der Fjällstation rufen und so mache ich mich doch auf den Weg. Es geht weiter an dem Fluß entlang, immer leicht bergab. Die Wolken hängen immer noch tief, aber es regnet nicht.

    Der große langgestreckte See Langas, an dem die Fjällstation liegt, kommt immer besser in Sicht.

    Wie immer dauert dann der einfach und kurz geglaubte Weg dann doch länger und ich bin froh, als ich endlich die Fjällstation erreiche. Hier gibt es zahlreiche Gebäude und die Orientierung fällt mir schwer. Ich ich finde dann doch das Hauptgeäude und buche mir erstmal einen Stellplatz auf dem Zeltgelände.

    Dann wird erstmal geduscht und gewaschen. Leider gibt es keinen Trockner und keinen Trockenraum, zumindest fand ich keinen für die Camper. Aber das Wetter ist gut und ich verteile die Wäsche auf den Ästen rund ums Zelt. Eine Parzelle vor mir ist ein riesiger Hilleberg-Tunnel aufgebaut. Aber statt einer ganzen Familie wohnt dort nur ein Mann mit Hund. Naja, kann man machen, meins wärs nicht! ;)

    In dem kleinen Shop neben der Rezeption kaufe ich dann noch das Nötigste ein, aber auch ein paar unnötige Sachen :) Dann buche ich die Teilnahme am Abend-Buffet, auch wenn es sehr teuer ist, und den Bootstransfer für morgen früh. Nebenbei läd die Powerbank.

    Füße hoch!

    Gegen Abend kommt sogar noch richtig die Sonne raus und ich schlendere noch ein wenig über das Gelände und warte auf den Beginn des Abendbuffets.

    Dann geht es endlich los mit dem Abendessen. Am Eingang zum Speisesaal gibt es erstmal eine Namenskontrolle und man wird zu einem Platz geführt. Ich lande an einem Tisch mit zwei deutschen Ladys, die auch solo unterwegs sind und wir tauschen uns zu den bisherigen Tourerlebnissen aus. Der erste Gang wird von dem Küchenteam stolz auf schwedisch vorgestellt. Ich verstehe zwar fast nix, aber es wird lecker. Leider habe ich inzwischen vergessen, was serviert wurde... Letzter Tagesordnungspunkt ist nach dem Nachtisch satt und entspannt auf die Xlite zu sinken. :sleeping:

  • Mir gefällt dein Reisebericht total gut. :thumbup: Ich war noch nie auf dem Kungsleden und dein Bericht macht Lust auf diesen Trail, auch wenn mein geliebtes Norwegen sehr nah ist. ;) Toll geschrieben!

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Der Rest soll laut Gerüchten vollkommen überlaufen sein. Mal sehen, wie du es erlebt hast.

    :?:Eine Frage habe ich: Welches Zelt ist das? Die Kombi aus winddichtem Stoff und Mesh beim Inner (?) wirkt verlockend. Sollte es kein echtes Inner sein, könnte genau dies ein leichter Kompromis zwischen einwandigem Zelt und Schutz vor kaltem Wind sein.

  • Mir gefällt dein Reisebericht total gut. :thumbup: Ich war noch nie auf dem Kungsleden und dein Bericht macht Lust auf diesen Trail, auch wenn mein geliebtes Norwegen sehr nah ist. ;) Toll geschrieben!

    Dankeschön! Ich bin aber echt kein literarisch begabter Mensch, aber ich finde man kann bei einem solchen Reisebericht noch mehr die "innere Wahrnehmung" transportieren, als es mit z.B. dem Video möglich war.

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Der Rest soll laut Gerüchten vollkommen überlaufen sein. Mal sehen, wie du es erlebt hast.

    Kommt demnächst ;)

    :?: Eine Frage habe ich: Welches Zelt ist das? Die Kombi aus winddichtem Stoff und Mesh beim Inner (?) wirkt verlockend. Sollte es kein echtes Inner sein, könnte genau dies ein leichter Kompromis zwischen einwandigem Zelt und Schutz vor kaltem Wind sein.

    Das Zelt ist selbst gemacht --> klick. Ich hatte es primär für den Kungsleden konzipiert. Sehr leicht, windschnittige Form, wasserdichte Bodenwanne für modderigen Boden, teilweise Stoff-Inner gegen Wind und Kondenz. Hat sich bewährt! :)

  • Wow! Damit hätte ich nicht gerechnet, so professionell wie es aussieht. :huh::thumbup:Schade aber auch, denn einfach nachkaufen ist nicht möglich.

    Bezieht sich das Gewicht aufs komplette Zelt inkl. Inner? Ich habe das DCF-Außenzelt von Capere nachgebaut, aber noch nicht in der Praxis getestet. Nur mit Silnylon als Boden wieg es knapp unter 300g. Ob dein Inner auch dazu passen würde?

  • Bezieht sich das Gewicht aufs komplette Zelt inkl. Inner?

    Nein, das Inner wiegt nochmal ca. 240g glaube ich. Hier gibt es einen extra Faden dafür.

    Ich habe das DCF-Außenzelt von Capere nachgebaut, aber noch nicht in der Praxis getestet. Nur mit Silnylon als Boden wieg es knapp unter 300g. Ob dein Inner auch dazu passen würde?

    Cool, das ist doch schon mal super! Für mich wäre das DCF-Zelt von Capere zu kurz mit seinen ca. 240cm bei 120cm Höhe. Meines hat 254cm bei 130cm Höhe und das ist mit dicker Luftmatte schon recht knapp, und ich bin nur 178cm groß. Entsprechend wäre mein Inner zu groß für den Schnitt von Capere, aber man könnte es runterskaliert natürlich so bauen, dass es rein passt.

  • Ah ok. Ich bin "nur" 173cm und muss noch herausfinden inwiefern das Tarp von der Größe her passt. Ich hatte dazu ganz leichte mini Clam Cleats und 1mm Schnur bei extrex gekauft. Nur hält die Schnur nicht so gut, wie erhofft. Kurze Zeit später hat ExTex die Info ergänzt, dass die Schnur nicht zusammen mit den Clam Cleats verwendet werden sollte. :rolleyes:

    Die Idee war es, das Tarp als minimalistischen Wetterschutz zu nutzen und mit einem Boden zu kombinieren. Nur über den Insektenschutz bin ich noch unsicher. Ganz ohne wäre mir zu wenig Schutz. Vielleicht wird es doch wie das Original von Capere ein Single Wall Zelt.

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