Meine erste längere Wanderung hatte ich mit meinem Üla Ohm 2.0 Rucksack angetreten. Grundsätzlich war ich mit ihm sehr zufrieden, 2 Sachen haben mich aber ziemlich gestört.
Erstens: Die Farbe. Er war komplett schwarz. Aussen würde es ja gehen, aber innen ist es auch so dunkel. Und dann ist es erheblich schwieriger etwas drin zu finden. Etwas Abhilfe hat dann ein ganz weißer Müllbeutel geschaffen. Der war aber mit 76g relativ schwer.
Das zweite kam dann erst während der Wanderung. Der Hüftgurt hat an sich sehr praktische Taschen, wo auch einiges reingeht. Dadurch stehen sie etwas ab. Und meine Arme sind beim Gehen immer wieder dran entlang geschrappt. Nur im T-Shirt wurde das mit der Zeit ganz schön unangenehm.
Und die vielen MYOG Projekte die es so zu bewundern gibt, haben mich auf den Geschmack gebracht.
Schnittmuster sollte das TH50 von Stitchbackgear werden. Ich wollte auf jeden Fall wieder einen mit der Möglichkeit einen Frame zu integrieren.
Nachdem ich mich im Jahr drauf ziemlich spontan entschieden habe, wieder auf Wanderung zu gehen, weil sich eine gute berufliche Lücke ergab, hatte ich nicht mehr so viel Zeit.
Deswegen konzentrierte ich mich im ersten Schritt auf den Hüftgurt. Da sind sich der Üla Ohm 2.0 und der Stitchbackgear vom Konstruktionsprinzip her sehr ähnlich, nämlich mit Klettverschluss hinter einem Polster.
Der vom Stitchbackgear ist gerade geschnitten, der vom Ohm geschwungen. Das wollte ich auf jeden Fall wieder haben und passte deswegen das Schnittmuster auf Grundlage vom Ohm an. Ausserdem hat der Ohm die doppelte Hüftgurtschliesse, dadurch lässt er sich noch etwas besser festzurren. Auch das wurde übernommen.
Taschen sollte er auf jeden Fall wieder bekommen. Nur viel flachere. Reissverschluss war nicht unbedingt notwendig. Die wichtigen Sachen hab ich eh in der Bauchtasche. Diese sind aus Ultrastretch, oben am Abschluss ist noch ein Gummiband mit eingenäht, damit es nicht so leicht ausleiert. Ausserdem zusätzlich noch die zwei Verbindungen zum Frame hin, dh er ist nicht nur über den Klett verbunden sondern noch zusätzlich damit.
Insgesamt wurde der Hüftgurt etwas niedriger wie der Ohm, die Höhe etwas zu stark reduziert, da ich unterschätzt hatte, dass er durch die Polsterung auch etwas Höhe verliert. Knackpunkt war auf jeden Fall das Wenden mit der Polsterung. Da hab ich einige Versuche gebraucht, bis diese auch wirklich ganz außen war.
Er hat dann hervorragend mit dem Ohm harmoniert und meine Arme fanden es viel angenehmer. Leider hatte ich auf einer Seite beim Hüftgurt nicht weit genug Überstand beim Annähen genommen, so dass er etwas ausfranzte an der Naht entlang. Da mir das beim Wandern kritisch erschien, hab ich es rausgetrennt und mit nun deutlicher Sicherung händisch angenäht. Das hielt und hält seitdem Bombenfest. Schaut nur nicht mehr ganz so schön aus. Kann man unten auf dem Bild links sehen.
Ich liebe es bunt, deswegen war für mich klar, wenn ich dann den restlichen Rucksack auch noch nähe, dann muss der helle Farben haben.
Die verwendeten Materialien waren:
Ultrastretch, Ultragrid 210, Ultra TX50, für die Taschen 4way stretch mesh von adventure expert
Folgendes sollte auch noch angepasst werden: In vielen Videos / Berichten sah ich immer wieder die Trinkflaschen an den Schultergurten und wollte das auch. Und am besten integriert, diese fand ich zu dem Zeitpunkt am ansprechenden.
Er sollte viele Befestigungspunkte erhalten. Die Aussentaschen etwas höher, eine noch mehr wie die andere, weil es mich genervt hat, dass die große Trinkflasche bzw mein Stuhl leicht gekippt sind und sich die zusätzliche Befestigung beim Ula nicht so gut hat verwirklichen lassen.
Und oben einen Y-Gurt um etwas mehr Auflagefläche zu haben, wenn man was festzurren will. Das Schnittmuster und der Üla haben nur einen grade drüber laufenden.
Was das Schnittmuster nicht hat, mein Ohm aber schon: Abflusslöcher an den Aussentaschen. Also kamen die auch mit rein.
Ausserdem habe ich bei einigen Rucksäcken ein Bodenfach gesehen und stellte mir das recht praktisch vor, deswegen wurde es auch noch ergänzt (ich habe es genutzt, aber nicht so oft, wie ich vorher dachte, dass ich es tun würde).
Um Gewicht zu sparen wurde der Teil oberhalb von den Loadliftern im UltraTX50 Material gemacht. An der Stelle kommt keine große Belastung mehr drauf, also ist es da gut möglich. Im Originalschnittmuster wäre das vorne ein durchgehendes Teil.
In zwei DIY-Berichten die ich dazu gefunden hatte, meinten beide, dass die richtige Positionierung der Schultergurte oben eine Herausforderung war, v.a. auf welcher Höhe sie sein sollten.
Die eine hat sie 3-mal rausgetrennt – das tut diesem Stoff definitiv nicht gut.
Um das zu vermeiden, machte ich einfach das Hüftpolster, wo der Gurt durchläuft 3 cm höher. Dadurch hab ich mehr Spielraum für die Positionierung, passt es oben nicht super, kann ich es durch eine andere Höhe des Hüftgurtes gut ausgleichen.
Die Anleitung von Stitchbackgear ist gut bebildert und beschrieben, so dass ich keinerlei Probleme hatte. Ich denke, auch jemand mit wenig Erfahrung kommt da gut mit.
Geflucht hab ich trotzdem öfters. Z.B. hier: Nicht aufgepasst beim Aufnähen der vorderen Gurte und schon war ein Stück vom Oberteil mit festgenäht. Das einzig gute dran war, dass es im TX50 Teil war. Der lässt sich wenigstens abkleben mit Tape, ganz im Gegensatz zum Ultragrid. Also waren die Löcher gleich wieder verschlossen.
Eigentlich sollte man oben im Abschluss unter das Ripsband einen dünnen Streifen einer aufgeschnittenen Colaflasche o.ä. mit einnähen um das ganze zu versteifen. Den hatte ich mir auch zurecht geschnitten. Weil sich der aber andauernd so klein zusammengerollt hat, hatte ich schnell keine Lust mehr und hab beschlossen, dass es auch so ausreichend versteift ist.
Tricky ist auch das Annähen des Rückenpaneels. Man näht die Polsterung mit fest und das Spacermesh ist auch dicker. Und nah genug kommt man nur mit dem Reissverschlussfuss hin, der wiederrum nicht so gut runterdrückt. Das ging auch nur im Schneckentempo um es einigermassen ordentlich zu bekommen (auch wenn man es später nicht sieht) und dann noch einen zweiten Durchgang, um durchgehend ranzukommen. Davor war die Naht schon sehr wellig. Denn der RV Fuss rutscht gerne weg und schon hat man einen Zacken in der Naht.
Was am schwierigsten war, war das Wenden der Schultergurte. Durch die S-Kurve hat man viele Rundungen und es soll gleichzeitig auch der Schaum mit rein. Da war ich ein paarmal davor, alles aus dem Fenster zu werfen. Die Schwierigkeit lag ähnlich wie beim Hüftgurt daran, dass der Schaum auch wirklich bis ganz unten geht. Und das auf doch ca. 40 cm. Ich habe viele Versuche gebraucht. Zumindest auf der ersten Seite. Die zweite ging dann etwas leichter. Der Schlüssel war, den Schaum von Anfang an mit draufzutun und von oben her immer sofort sicherzustellen, dass er noch ganz in der Spitze drinsitzt. Ein Kochlöffel war dabei sehr hilfreich.
So schaut das Innenleben aus. Es gibt auch Halterungen für einen Trinksack, die hab ich aber nicht hergenommen, weiß nicht, ob ich sie nochmals anbringen würde.
Soweit das UMPWE Klebeband gehalten hat, wurden die Nähte von mir noch damit abgeklebt. Hält auf dem Gridstop aber nur bedingt, auch wenn ich es lange ganz fest gerollert habe.
Ich hatte mir von Anfang an am Rückenteil kleine Schlaufen angenäht, damit ich am Rücken ggf was spannen kann, um eine Matte unterzubringen. Hatte ich ursprünglich nicht vor, eine zusätzliche mitzunehmen. Denn im Rückenbereich ist eine dünne Schaumstoffmatte als Polsterung.
Doch beim Probetragen hat sich v.a. das wieder zurücktun mit vollem Gepäck als ziemlich schwierig erwiesen. Und was zum schnellen hinsetzen auf feuchtem Gras oder Felsen wollte ich doch. Nachdem noch eine billige Sitzmatte vom Tchibo rumlag, diese auseinandergeschnitten und diese hinten befestigt. Das war beim Tragen echt angenehm, da durch die Noppen es nicht komplett am Rücken anlag.
Im Schnittmuster selbst ist nur die Vorlage für eine einfache Aussteifung mit dabei, aus 2 oder 3mm starken HDPE. Ich hatte mir zuerst das 3mm bestellt und das auch mit viel Kraft ausgeschnitten. Aber das war mir dann doch zu schwer und zu dick. Denn auf der Homepage im Blogbereich entdeckte ich dann noch eine Abänderung: Ein geformter Frame. Das wollte ich dann doch ausprobieren. In der einfachen Variante mit nur einer Stange. Weil man mit der Nähmaschine das Gurtband drauf festnähen soll, bestellte ich dann doch noch eine 2mm Platte. Das Nähen ging dann phasenweise recht gut – alles mit dem Handrad. Aber dazwischen waren dann doch einige ausgelassene Stiche. Das Ende vom Lied war, dass ich dann alles mit der Hand nachgenäht habe – immerhin waren die Löcher dann schon in den richtigen Abständen. Die Aluflachprofil ist 20mm breit und 3mm stark, es kam schon in der benötigten Länge, so dass ich nur die Ecken abrunden musste. Auch das Biegen auf das Rückenprofil hat richtig gut funktioniert, sogar ohne Hilfe. Die ersten beiden Runden mit der Hilfe von einer Schraubzwinge, die Details gingen dann so.
Die Frame wiegt so 275 g, inklusive des Schaumstoffes. Fürs Tragen war der Toll, das hat sich im Rücken richtig gut angefühlt, v.a. im Kombi mit der Noppenmatte. Da hab ich das zusätzliche Gewicht gerne in Kauf genommen. Die Klebebänder sind deswegen dran, um das ganze leichter in das Fach zu bekommen. Der Schaumstoff war sonst etwas widerspenstig.
Mein Arbeitszeitraum betrug mehr als 3 Monate – ich habe immer wieder Pausen davon gebraucht und hab mich dann mit einfachen anderen Sachen zwischendurch bei Laune gehalten.
Und was hier im Forum wohl das wichtigste ist: Das Gewicht ohne den Frame beträgt 700 g. Würde ich einige Gummibänder wegmachen, dann würde noch etwas wegfallen.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Bin bei meiner Wanderung im September ein paarmal angesprochen worden, was ich denn für einen schönen Rucksack habe.
Doch weil man immer neue Projekte braucht, werde ich mir dieses Jahr noch einen nähen. Denn die Taschen, die ich erhöht habe, sind mir zumindest auf der einen Seite zu hoch. Keine Chance im Laufen die Flasche reinzustecken. Rausholen ging grad noch so. Da war eher die Schulter verrenkt, als die Flasche in der Tasche.
Ausserdem weiß ich jetzt, wie ich die Schultergurte genau positionieren muss, bzw wo der Hüftgurt läuft. Also kann ich die Polsterung in dem Bereich niedriger machen. Die Schultergurttaschen würde ich nicht mehr machen, sondern mehrere Abschnitte an den Schultergurten, damit ich flexibel bin. Ggf kann ich mir dann immer noch welche hinhängen. Genutzt hab ich sie nämlich nur einmal um dann festzustellen, dass mir das nicht taugt.
Und jetzt juckt es mich, den zweiten anzugehen. Da bin ich mir nur noch nicht ganz schlüssig wegen dem Material. Eigentlich wollte ich die Aussenseite aus Ultra100 machen und den Rückenteil aus Gridstop. Aber es gibt nur noch das Ultra100X, das ist schwerer und nochmal teurer. Vielleicht dann doch wieder so eine Kombi wie bisher. Bei einem Shop in GB habe ich farbiges Ultrastretch entdeckt, das wäre auch noch was. Mal schaun.
Ach ja, und wer noch wissen will, wo die Fotos entstanden sind: Auf meiner diesjährigen Wanderung auf dem SWCP.