Fahrradtransport im Zug - mit der MYOG-Rinko Bag

  • Als Gravelbiker stehe ich regelmäßig vor dem Problem, wie ich nach einer Radtour mit dem Zug wieder nach Hause komme - bzw. anders herum, wie ich per Zug zum Ausgangspunkt einer geplanten Gravel-Tour gelange. Die raren Stellplätze im ICE sind meist keine Option, weil die lange vorher reserviert werden müssen und regelmäßig ausgebucht sind. Die Lösung besteht deshalb in einer Fahrradtasche, japanisch Rinko-Bag, die das Rad zum ganz normalen kofferähnlichen Gepäckstück macht, das mir alle Optionen offen lässt und obendrein nichts kostet.

    Die diesbezüglich angebotenen Produkte (Decathlon 690 g, Ostrich 340 g) sind mir jedoch alle zu groß und schwer, da blieb nur die Option, eine - perfekt ans eigene Rad angepasste - Tasche selbst zu nähen. Zunächst muss man sich klar machen, dass der Begriff Tasche insofern irreführend ist, als eine Rinko Bag kein richtiger Behälter ist, der seinen Inhalt abpolstert und schützt. Es geht vielmehr darum, den Anforderungen der Bahn Genüge zu tun und das Fahrrad so zu verpacken, dass sich niemand daran verletzen, schmutzig machen oder sonstwie Anstoß nehmen kann. Es handelt sich also eher um eine Hülle, die dem Rad den Anschein eines Gepäckstücks gibt.

    Als erstes geht es darum, das Rad so zu verschnüren, dass man es am Rahmen greifen und - auch ohne Tasche - sicher transportieren kann. Wichtig ist außerdem, dass man die geforderten Transportmaße einhält und zugleich möglichst wenig am Rad demontieren muss.

    Meine Lösung sieht so aus, dass ich die Laufräder rausnehme, den Sattel versenke, den Lenker quer stelle und daraus mit vier Gurten ein handliches Paket schnüre, das von alleine steht.

    Die Räder werden um die Tretkurbeln geklettet und anschließend hinten und vorne mit zwei längeren Gurten verzurrt, der Lenker quer gestellt - das wars!

    Und um dieses Paket habe ich aus leichtem Silpoly eine passende Hülle geschneidert, die um das Rad gelegt und oben mit einem 3c-Zipper geschlossen wird.

    So sieht das bei mir aus, wobei ich den Schultergurt inzwischen weglasse und das Rad nur am Rahmen trage. Die ganze Hülle passt in eine kleine Tasche, die unter 100 g wiegt.

    Und so sieht das Ganze dann im ICE aus.

    Wie löst ihr das Fahrradproblem beim Zugtransport?

  • Bisher habe ich immer eine 230x120 20d Silnylon-Plane benutzt. An die Seiten hat meine Frau in regelmässigen Abständen Schlaufen genäht und in die Ecken Linelocs. So habe ich zusammen mit etwas 3 mm Shockcord ein schönes Multifunktionsteil: Groundsheet / Rinko-Plane / Mini-Tarp / Decke. Dazu dann den Rinko-Ständer von Ostrich mit einem DIY-Achsspacer.


    Machmal bleiben Lenker & Gabel auch drin:



    Durch die Schockcord wird der Stoff entlastet, trotzdem treten natürlich punktuelle Belastungen auf. Gewichtstechnisch ist da noch Luft: Plane & Shockcord alleine wiegen ~160 und mein komplettes Rinko-Kit inklusive Gurten, Riemen, Bremsspacern liegt bei 313 g.

    In jedem Fall empfehle ich, das Schaltwerk abzubauen: Mir ist es dieses Jahr auf der Hinreise verbogen und ich hatte 2 Wochen Ärger damit.

    So weit zum Status Quo. Für nächstes Jahr arbeite ich gerade an einer Variante des Rinko-Roller, wo das zerlegte Rad also rollbar ist.

  • Rinko-Roller

    Uh, spannend!

    Erzähl doch schon mal, wie Du das umsetzen möchtest. Kenne da nur dieses tolle rinko roller Projekt, für das es dann allerdings die passenden Naben, eine extra lange custom Steckachse und eine entsprechende Aufnahme im Rahmendreieck braucht

    Ab in den Sack, rein in den Zug – so wird das Rad zum Handgepäck | Fahrradzukunft 34

    In Asien, wo Räder im Zug oft nur verpackt erlaubt sind, nutzen viele im Faltrad Bereich nur einen nach unten offenen Überwurf. Einfacher zu verpacken und stünde dem Rollen auch nicht im Weg. E.g.https://a.aliexpress.com/_EHdGMA4

    "Not all those who wander are lost"

  • Erzähl doch schon mal, wie Du das umsetzen möchtest. Kenne da nur dieses tolle rinko roller Projekt, für das es dann allerdings die passenden Naben, eine extra lange custom Steckachse und eine entsprechende Aufnahme im Rahmendreieck braucht.

    Ja, das ist das Vorbild.

    Da ich mein Rad aber sehr mag, weder schweißen kann noch möchte und was die zerlegten Maße angeht ambitionierter bin werde ich es anders machen.

    Das ist der aktuelle Stand:



    Es funktioniert gut, aber ein längerer Test steht noch aus.

  • Uhuu - interesante Idee! Und so einfachv umsetzbar, coole Idee! 8)

    Ließe sich ggf. ja auch wie beim Roller-Vorbild auf den Kopf umsetzen. :thumbup:

    Danke! Einfach ist relativ. In Vergleich zum dafür extra geschweißten Rad auf jeden Fall. Mein Ansatz ist halt nachrüstbar. Es hat aber auch so noch einige verworfene Prototypen gebraucht bis ich erstmal zufrieden war. Darüber hinaus steckt der Teufel im Detail. Und wie gesagt: Der Test steht noch aus.

    Ich will hier aber nicht den Thread sprengen, hier gehts ja um Rinko in der Tasche.

    Ich mach die Tage mal nen eigenen Thread auf, da können wir weiter über den Roller reden.

  • Beitrag von mtb_squirrel (31. Dezember 2024 um 15:17)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (31. Dezember 2024 um 15:18).
  • Der Vorteil von mtb_squirrel 's Konzept ist, dass das Rad auf dem Transportweg rollbar und damit leichter transportfähig bleibt als bei meinem Modell, das ich tragen muss. Trotzdem kann ich den Vorteil dieser Lösung nicht ganz nachvollziehen. Es geht ja nur darum, das Rad in jedem Zug mitnehmen zu können. Ich radele bis zum Bahnhof, schiebe das Rad bis zum Bahnsteig und baue erst dort die Taschen ab, nehme die Räder raus und verschnüre das Rad zum Bündel, über das die Tasche kommt.
    Nach der Ankunft am Zielbahnhof baue ich das Rad direkt nach dem Aussteigen auf dem Bahnsteig wieder zusammen und kann sofort starten. Das dauert jeweils 10 Minuten. Die Gabel auszubauen wäre für mich zu umständlich und zeitraubend. Der einzige Vorteil des rollenden Pakets ist doch, dass man beim Umsteigen zwischen den Bahnsteigen das Rad nicht tragen muss. Aber ist es nicht ein bisschen viel Aufwand, dafür eine extra Halterung zu konstruieren, die dann auf der Tour auch noch dranbleibt?
    Das kommt mir ein bisschen so vor, als ließe man ein Flugzeug mit permanent ausgeklapptem Fahrwerk fliegen, um immer auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein...

  • Die Gabel muss ja nicht raus, das macht's lediglich noch kompakter.

    Die Räder müssen ja eh raus. Wenn man die dann nicht irgendwie verzurren muss, und das Paket dann auch noch rollbar ist, ist das im Zweifel schneller und praktischer. Und konstruiert ist die Tasche ja auch.

    Aber ich bin als häufiger Brompton-Roller auch einfach voreingenommen ^^

    "Not all those who wander are lost"

  • „Normales“ Rinko (immer noch weit vom Mainstream entfernt, deswegen die „“) ist und bleibt super und wird immer das kleinstmögliche Packmaß in einer Dimension haben: Wenn sich die Räder nicht drehen müssen können sie näher an den Rahmen.

    Ebenso hat es für alle Räder ohne Titan-Rahmen den immanenten Nachteil, dass die an den Rahmen gegurteten Laufräder scheuern. Je mehr das Rad bewegt wird desto mehr. Das ist an lackiertem Alu wie bei mir nur doof, bei Carbon kann es aber ein echtes Problem werden.

    Was deine Einsatz-Schilderung angeht, Cross Hammock so ist sie sehr streamlined. Ich fahre schon zum nächsten Hub (Köln) mit dem Zug, muss also mindestens 1x umsteigen. Oft kommt näher am Ziel auch noch eine Nahverkehrs-Verbindung dazu. Meine relativ kurze Anreise zum Forumstreffen beispielsweise kommt auf der Hinreise mit 3 Zügen aus, auf der Rückreise war die beste Option (Zeit, Preis) eine mit 4. Umstiege sind nicht oft am selben Gleis, gerade zwischen Nah- und Fernverkehr ist es üblicherweise weiter. Zwischen Umstiegen plane ich immer Zeit um Verspätungen aufzufangen, vor allem am Anfang. Das heisst ganz oft dann halt Zeit im bzw um den Bahnhof herum verbringen (mit entsprechender Wegstrecke) und machmal trotzdem noch rennen um den nächsten Zug zu kriegen. Und im letzteren Fall steige ich in den ersten Wagen neben der Treppe, nicht den leersten oder den mit meiner evt. Sitzplatz-Reservierung. Das ist dann einer der Fälle für Strecke im Zug, wo es oft eher eng ist.

    Kann man jetzt durch das alles sein Rad & Gepäck schleppen? Klar, habe ich bisher ja auch immer gemacht. Ist das aber angenehm? Nein.

    Und das ist alles noch der Easy-Mode, wo alles weitestgehend nach Plan läuft. Wenn ich jetzt noch das Fass aufmachen würde, was nur bei meinen eigenen Bahnreisen mit Rad schon komplett schiefgegangen ist … das würde hier zu lang, erzähle ich gerne am Lagerfeuer.
    Ein Kapitän A.D. der Handelsmarine und ich waren uns auf einer dieser Reisen jedenfalls einig, dass man nicht nur auf hoher See und vor Gericht in Gottes Hand ist sondern auch in der Bahn ;)

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