Eine Ausrüstung für alles

  • Vor nun knapp 5 Jahren war ich auf der Suche nach Zelt + Schlafsack, bzw. musste einen Großteil meiner Ausrüstung neu kaufen. Von UL hatte ich nie gehört, ich hatte generell keine große Ahnung von Ausrüstung, bzw. mir war das auch recht egal, ich hab halt immer genommen, was mir grad über den Weg gelaufen ist oder was ich mir von Familie und Freunden zusammenleihen konnte und bin damit wunderbar über die Runden gekommen. Einigermaßen gewichtsbewusst war ich immer, aber stark geprägt durch weglassen von Dingen, nicht durch Ersetzen mit leichteren Sachen. Aber dann kam ich eben an den Punkt, dass ich mein eigenes Zeugs haben wollte, das machts einfach einfacher. Weniger tragen macht einfach Spaß :D

    Nun, warum dieser Faden? Mehrere Anstöße: Zum einen hatte ich schon immer ein Setup für alles, bzw. wäre nie von selbst auf die Idee gekommen, mehrere Zelte, Schlafsäcke etc. für verschiedene Bedingungen anzuschaffen (so dermaßen unterschiedlich sind meine Touren auch nicht). Zum anderen hatte ich auch keine Lust, so viel Geld auszugeben und so viel Platz zu schaffen. Als Schwabe betrachte ich das ganze natürlich auch von der finanziellen Seite, und da erscheint es mir einfach nicht sinnvoll, 3 Schlafsäcke für je 300-500 Euro zu haben, die ich dann jeweils nur 5-10 Nächte im Jahr nutze, oder vielleicht einen auch mal gar nicht, je nach dem, wann ich so rauskomm. Gleiches gilt für Zelt etc. Daher hatte ich bei meiner Recherche immer das Ziel, nur je einen Gegenstand zu kaufen, und diesen auch nicht regelmäßig zu ersetzen. Die Anschaffungen sollten jeweils einige Jahre halten, und zwar sowohl passend zur Anwendung, als auch haltbar sein. Es hat fast geklappt :D Und nachdem das Thema des "Ersetzen von funktionierender Ausrüstung durch leichteres" ja grade wieder aufkam, dachte ich, ich schreib auch mal was dazu.

    Es ist völlig klar, dass dieses Prinzip an Grenzen stößt: Wintertouren sind da nur schwer mit abdeckbar, ebenso Hochtouren mit Zelt oder Expeditionen. Aber für vieles der hier bzw. für mich gängigen Sachen, sprich viel Mittelgebirge in Deutschland, bisschen Skandinavien, bisschen Alpen, Pyrenäen o.ä., oder auch einiges in den USA sollte es funktionieren.

    Zugegebenermaßen bin ich tatsächlich nicht mit allem völlig zufrieden, und teilweise war es selbst bei meinen Anforderungen nötig, zwei Gegenstände derselben Kategorie zu haben, konkret Rucksack und Zelt, aber dazu unten mehr. Auch habe ich im Lauf der Jahre doch noch den ein oder anderen Gegenstand ausgetauscht.

    Mein BW liegt je nach Tour und Wetter bei 2,6-4,1kg, ersteres im Sommer bei Overnightern, zweiteres war jetzt auf dem HRP inkl. Eispickel und Grödel. Meist pendelt es sich bei ca. 3,5kg für Mehrtagestouren ein. Es ist völlig klar, dass das noch einiges leichter ginge, aber halt nicht oder nur begrenzt mit so einem großen Spielraum. Und da ich damit nur selten über 8kg Gesamtgewicht und nie über 10kg komme, ist das für mich völlig i.O. Zumal die 10kg nur durch viel Wasser erreicht werden, und viel Wasser heißt meistens, dass es schnell weniger wird :)

    So, wie sieht das nun konkret aus?

    Schlafsack: WM Megalite. Dank full zip konnte ich damit wunderbar in heißen Sommernächten drin schlafen, hab ihn einfach als Decke benutzt. Andrerseits hab ich auch schon in dünnen Baselayern bei -4°C drin gepennt, und da dürften noch ein paar Grad nach unten drin sein.

    Rucksäcke: Bonfus Altus 38L und einen Custom Dandee Pack mit ca. 16L + Netztaschen. In ersteren kann ich mein Geraffel + ca. 7 Tage Essen reinstopfen, in zweiteren bis zu 3 Tage. Den hab ich aber in erster Linie für Hüttentouren gekauft, dafür verwende ich inzwischen meist aber einen OMM 8L Rucksack. Angefangen hab ich mit einem GG Virga 2, aber der war viel zu groß und hat inzwischen eine neue Besitzerin.

    Isomatte: 6 Panele Zlite. Manchmal ists von unten trotz Rucksack unter den Beinen etwas frisch, in seltenen Fällen hatte ich deswegen für die Beine eine 3mm EVA dabei.

    Behausung: SMD Skyscape Trekker und ein 9x6 DCF flat tarp von Trekkertent. Tatsächlich nehme ich, seit ich das Tarp habe, nur noch das hier mit; gelegentlich überlege ich, dass Trekker zu verkaufen, wobei es ab und zu doch mal praktisch ist, bei Forentreffen z.B.

    Heringe: Hier habe ich viel rumprobiert. Meist hatte ich für die Hauptpunkte Groundhogs dabei, und für die restlichen Punkte hab ich diverses probiert, Easton Nano, Swisspiranha, etc.. Seit kurzem bin ich mit Groundhog minis für die Hauptpunkte unterwegs, für die Nebenpunkte hab ich in den Pyrenäen mal so 1g Titannägel von EOE ausprobiert, das hat besser funktioniert als gedacht. Leider verliert man die echt schnell :(

    Kochen: "MYOG" Spiritus Kocher (Aludose mit Carbonfilz drin), mit einem selbstgebauten Cone aus 0,5mm Alublech + Fahrradspeichen als Topfschutz / Windständer. Als Topf benutz ich einen Toaks 650ml. Allerdings bin ich inzwischen fast immer no cook unterwegs, nur wenns schon früh dunkel wird, nehm ich noch Kochzeugs mit.

    Regenjacke: Habe damals die OR Helium II gekauft, die ist inzwischen allerdings über den Jordan gegangen. Seit ein paar Monaten hab ich eine OMM Halo Plus, mit der bin ich aktuell zufrieden. Beim nächsten Mal will ich eine membranlose Jacke probieren.

    Puffy: Cumulus Climalite Pullover. Ist manchmal auf Dauer zu kalt beim Pause machen, ich träum ja von einem timmermade Pullover... und ich fürchte, beim Traum wirds nicht bleiben :D Aber im Prinzip komm ich damit klar, ich kann lange genug Pause machen, dass ich nicht umkippe, und wenns kalt ist, ist der Tag nicht so lang, da sind kürzere Pausen vorteillhaft, weil ich dann trotzdem fast so weit komme wie im Sommer :D

    Schlafklamotten: Im Sommer ein Patagonia Capilene Cool light und eine 10D Strumpfhose ausm Kaufhof, ansonsten ein ärmelloses Shirt und eine lange Unterhose aus Polypropylen von Liod.

    Windjacke: Cumulus Windy-Wendy. Super teil, im Frühjahr, Herbst und im Gebirge hab ich die ziemlich viel an. Ersetzt mir auch das Fleece, kann damit bis knapp über 0°C laufen, ohne dass es mir zu kalt wird. Drunter kommt dann die Regenjacke statt Windjacke zum Einsatz.

    Sonstige Kleidung: Ersatzsocken, Merino Beanie, dünne Propylen Liner Handschuhe, manchmal wasserdichte Handschuhe

    Ansonsten ist halt noch das übliche dabei, Elektronik, Zahnputzzeug, Bidet, kleines erste Hilfe Paket.

    Gibts hier noch andere, die das so handhaben? Oder habt ihr alle einen Extraraum für eure Wanderausrüstung? Werde ich jetzt rausgeworfen, weil ich absichtlich nicht noch (wesentlich) leichter werde? :P

  • Bei mir ist es Ähnlich: minimalistisch, so, wie ich’s im Alltag auch versuche.

    Zelt: ich besitze als Behausung das Bonfus Solus, das war’s.

    Rucksack: Z-Packs Nero 38L, das war’s.

    Matten: TAR xlite in L oder ne EVA, das war’s. Ach im Winter noch ne KFZ Frostfolie für unter die TAR.

    Quilt: Liteway Apex Sleeper Quilt für Schlechtwetter und EE Revelation Quilt für relativ gut Wetter und im Winter beide zusammen. Das war’s.

    Klamotten: ja, so dies und das, aber nicht übermäßig viel. 3 Shorts, 1x longjohns, div. Boxer und Socken, 1x Fleece, 1x Daunen Puffy, 1x Alpha90 Hoody, 2x Windjacke, 1x Merino Mütze, Buff und 1x Handschuhe. Momentan nur 1x Regenponcho oder nen Regenschirm.

    Kleinkram: z.B. 1x Stirnlampe, 1x T-Lampe, diverse Stuffsacks(da hab ich ne Macke und ziemlich viele), 3x Sitzpad. Usw.

    Mir reicht es. Zum einen hab ich nicht immer die Qualderwahl, zum anderen muss ich nicht immer alles raussuchen und zu letzt hab ich zuHaus auch garnicht den Platz dafür. dort ist der Pack auch immer im groben vorgepackt, so das ich nur alle stuffsacks reinpacken muss, wenn ich den Quilt unten reingestopft habe, es sei denn ich verreise oder muss auf Montage, da hab ich so einiges kleinzeug auch mit dabei.

    Einmal editiert, zuletzt von JayJay (20. Oktober 2024 um 12:15)

  • Also ich habe lange gebraucht, mich auf unter Fünf Kilo zu drücken!

    Bin aber nach unten bei minimal 4,5kg hängengeblieben.

    Ich habe aber auch devinitiv mehr Kleidung mit.

    Alles zwei Mal, außer der langen Hose, sofern ich eine anhabe.

    D.h. Ich trage das eine am Körper, das andere habe ich im Rucki.

    Was den Platz angeht, braucht man gar nicht so viel.

    Meine 3 Quilts beanspruchen eine der seitlichen Schubladen unterm Bett. Unten drunter meine Flexmat Plus.

    Die Bettwäsche haben wir woanders. (Haben aber auch insgesamt nur zwei Bezüge.)

    In einer Ikea Komode, die mir bis zur Brust geht, mit 4 Schubladen, brauche ich zwei davon für Zelte (zur Zeit 2), Muftmatrazen (2), Heringe, etc… also für alles.

    Einzig die Fizanstöcke stehen im Keller in einer Ecke und meine UL Kleidung, befindet sich in den gleichen Schubladen, wie meine „normalen“ Kleidungsstücke.

    Ach quatsch, das ist ja noch nicht alles.

    Es fehlen noch meine 3 Ruckis. Die hängen an der Wand im „Treppenhaus“, jeweils einfach an einem Nagel.

    D.h., das ich tatsächlich nur 2 große Schubladen für mein Gear benötige!

    Ich verkaufe aber auch regelmäßig Gear. Ich bin nämlich ein klein wenig Gear Junkie.

    Aber was durchfällt, wird im Forum oder über den Kleinanzeiger, weiter verhökert!

    Das lässt den Platz, den man braucht, im kleineren Bereich!

    Übrigens auch das Portmonee. Denn nur einmal benutztes UL Zeugs, bekommt man häufig für den gleichen Preis wieder verkauft!

  • Ich mag deinen pragmatischen Ansatz sehr. Auch bei mir steht Vielseitigkeit über spezialisierter Leistung. Ich hatte lange Zeit nur einen Quilt (Cumulus Quilt 450) und habe mir nach langem Überlegen einen leichten für wärmere Nächte (Cumulus Aerial 180, 280g) dazugekauft. Bei unter -10 Grad kommen beide mit.

    Meine Ausrüstung bleibt überschaubar: Ich trage immer dieselbe Hose (Pinewood mit Belüftungsschlitzen) oder eine kurze von Decathlon. Mein Hikenture-Rucksack (400g) und mein MYOG-Spirituskocher begleiten mich egal wohin, sowohl in die Alpen als auch nach Südeuropal, in die Wärme ebenso wie in kalte Regionen. Auch beim Shelter bin ich treu: Meistens kommt das gleiche MYOG-Tarp (xfoil, 1,6x2,4 m) mit, obwohl ich aus Bastelspaß noch einige andere xfoil-Varianten wie Tarptents gebaut habe.

    Ich verstehe es völlig, wenn jemand spezialisierte Ausrüstung für bestimmte Bedingungen bevorzugt, aber ich setze lieber auf Einfachheit. In den letzten Jahren habe ich auch immer dieselben Schuhe - sogar im Winter - (Merrell Vapor Glove 6) getragen. Für mich ist es wichtig, möglichst wenig zu besitzen, und wenn ich etwas Neues kaufe, verkaufe ich die alte Ausrüstung direkt. Nur ein MYOG-Alpha-Hoodie hat meine Sammlung kürzlich erweitert. Die wenige - immergleiche - Ausrüstung hat auch den Vorteil, dass ich jedes Teil genau kenne, und den Umgang damit.

    Gewichtstechnisch bin ich mit 3-5 kg unterwegs, im Winter kommen noch Sachen wie die Daunenjacke, eine lange Unterhose, oder mein Kindle dazu. Natürlich ist es verlockend, sich immer mehr Gear zuzulegen, aber ich schätze die Einfachheit. Manchmal bedeutet das auch, eine unruhige Nacht im Tarp zu überstehen, anstatt direkt am nächsten Tag nach einem Zelt zu gucken.

  • Zum einen hatte ich schon immer ein Setup für alles

    Das finde ich das Spannende hinsichtlich Ausrüstung auf langen Thruhikes. Da braucht man eine möglichst universelle Ausstattung, die sich für verschiedene Jahreszeiten und Landschaften eignet. Bei kurzen Mehrtagestouren kann man sich viel einfacher spezialisieren.

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