Hier eine aktualisierte Wieder-Vorstellung meines ersten selbstgenähten Zeltes.
Nach langer und harter Arbeit möchte ich euch mein (Meister-)Stück vorstellen. Die Planung lief über ein Jahr. Zuerst sollte es ein Einbogenzelt a la TT Scarp 2 werden, aber ich bin dann wegen dem Fläche-Höhe-Gewichtsverhältnis doch zum Lavvu umgestiegen.
Als Stoff habe ich für das Außenzelt das 55g Silnylon verwendet. Das habe ich zuerst mit Elastosil mit 1cm Überlappung geklebt und dann als Kappnaht zusammengenäht. Ich muss sagen, dass das Vorkleben Gold wert war! Nichts desto trotz bleibt es unter der Maschine eine rutschige Angelegenheit. Die Kappnähte sind zumindest zum Großteil annähernd parallel geworden. Einen großes Dankeschön an @HAL23562 für seine gute Dokumentation des Hexhex, der Kappnähte und des Catcuts. Das hat mir doch an vielen Stellen das Leben leichter gemacht.
Für die Spitze habe ich ganz nach Hal einen Kreis oben eingesetzt. Nur dummerweise habe ich beim Zuschnitt nicht ganz aufgepasst und den von ihm vorgeschlagenen Durchmesser als Radius genommen. Das hat ja anscheinend auch funktioniert. Das einzige Problem das ich damit hatte, ist dass die Aufstellstange oben auf diesem Kreis wandert und tendenziell immer auf die Naht rutschte. Dieses Problem habe ich lange einfach wegignoriert. Nach langer Planung bin ich es letzte Woche endlich angegangen und habe den Kreis durch einen Kegel ersetzt. Von innen habe ich Gridstop, von außen 36g-Silnylon angenäht. Die Faltenbildung an der Spitze sieht etwas speziell aus, dürfte aber wegen des seitlichen Versatzes von Innen- und Außenstoff stabil genug sein. Seitdem steht das Zelt wirklich besser und nicht mehr so einseitig.
Bei der RV-Abdeckung habe ich mich an Innovationen probiert und statt Klettverschluss anzunähen kleine Täschchen mit Magneten (die von den Gizeh-Papers – zum Glück gibts Freunde, die bei jeder Gelegenheit sowas sammeln) integriert. In der Abdeckung sind diese einfach eingenäht und an der Tür habe ich von innen kleinen Täschchen angeklebt, in die ich vorher den Magneten eingenäht hatte. Leider funktioniert das aus 2 Gründen nicht ganz so gut: die Magneten treffen sich nur schwer von alleine - das ist eher ein Glücksspiel und zum Anderen hat die Abdeckung die Tendenz, sich immer senkrecht aufzustellen. Da habe ich den Catcut als Verdächtigen im Blick.
Die Hutze habe ich recht großzügig geplant. Dabei hat mir @Andreas K.s Hutzenschnitt die Daten geliefert. Als Verstärkung kommt hier recht steifes Miederband zum Einsatz. Damit bin ich soweit sehr zufrieden. Die Hutze lässt sich von innen mit einer Schnur zuziehen, um bei Sturm nicht zu viel Luft zu bekommen. Mit der Konstruktion der Hutze bin ich sehr zufrieden.
Die Ecken sind natürlich gedoppelt. Die Linelocs sind an 10mm Gurtband mit Reflektor-Aufdruck festgemacht. Reflektoraufdruck hat auch die Schlaufe für Sturmabspannungen/Lifter neben den Türen. Die restlichen sind ohne Reflektions-Zeugs. Zur RV-Zugentlastung habe ich einen kleinen Karabinerhaken aus Alu genommen. Der ist ein wenig fummelig zu bedienen, aber ich denke mit einem Blitzverschluss wäre das von Innen aufgrund der Position auch nicht viel besser. Beim schnellen rein- oder rausgehen schlüpfe ich durch den RV, ohne den Karabiner zu öffnen.
Das Innenzelt habe ich dann nach einiger Pause relativ schnell zusammengenäht. Irgendwie wollte ich mal fertig werden und die Wohnung von all dem rumliegenden Zeugs befreien. Und außerdem wusste ich, dass das schwierige und exakt zu arbeitende Außenzelt ja was geworden ist.
Zum Einsatz kam der 26g 2. Wahl IZ-Stoff, das 25g-Moskitonetz und der 90g Zeltboden (den 65g Zeltboden gab es zu der Zeit noch nicht).
Der IZ-Stoff ist nicht so schlimm zu verarbeiten, wie ich erwartet hatte. Man sollte es nur nicht zu oft nach dem Zuschnitt von einer Seite des Zimmers in die andere umverteilen, weil es dann doch sehr schnell anfängt wie ein Strohstern auszusehen. Von der Verarbeitung war das Moskitonetz jedoch angenehmer. Das ließ sich gut legen um dann damit eine „gerollte Kappnaht“ zu machen.
Da das IZ 2/3 der Fläche bedecken soll, muss die Aufstellstange ja in das IZ. Das stellte mich vor die Frage, wie hoch ich denn nun genau aufbauen können will. Bisher hatte ich immer bei 155-160 geplant. Ich entschied mich, für gute Belüftung es etwas größer zu planen. Das stellte sich dann beim ersten Aufbau des IZ als große Entttäuschung raus, weil eigentlich alles nur hing... Mittlerweile habe ich mit elastischen Bändern an den Ecken ein wenig Zug erzeugt und es steht etwas besser. Aber dennoch hängt das Innenzelt immer durch. Hinzu kommt, dass in Argentinien auf dem Zeltplatz (verflucht seien die Argentinischen Grillstellen!) sich Ratten durch das Innenzelt fraßen und des nachts neben mir ein Mahl veranstalteten. Die provisorische Flickstelle mahnt mich bis heute bei jedem Aufbau.
Damals noch nicht so leicht unterwegs, nahm ich Reepschnur für die Linelocs und Abspanner. Die klemmt zwar richtig gut, ist aber doch ein schwerer Brocken. Die werde ich wohl auch nochmal austauschen.
Mit dem Außenzelt bin ich sehr zufrieden. Es war in den fast 7 Jahren auf einigen Touren auch über längere Zeit im Einsatz. Es hat vom skandinavischen Starkwind über normale Bedingungen, heimischen Schneefall bis hin zu karibischer Sonne oder einer frostigen Nacht im französischen Gewerbegebiet, als ich dort beim Trampen gestrandet bin, einiges mitgemacht.
Da es beim Selbernähen aber nie bei einem Zelt bleibt, ist irgendwann ein leichterer Ersatz gekommen. In den letzten Jahren wurde das Lavvu dann nur noch für kurze Touren oder Overnighter verwendet. Aber gerade für Touren in denen ich Platz im Zelt brauche oder zum Paddeln, ist es immernoch meine Nummer 1.
Und jetzt noch ein paar Zahlen:
- Höhe: ca. 160cm
- Breite AZ: 285cm
- Länge AZ: 250cm
- Gewicht AZ: 679g
- Gewicht IZ: 717g
Also textiles Gesamtgewicht unter 1,5kg... damit war ich damals sehr zufrieden. Mittlerweile dürfte es gerne einiges weniger sein.
Eine Frage bleibt aber für mich noch: ich stelle immer wieder mal fest, dass die Unterkante auch bei straffem Aufbau leicht locker ist. Das überträgt sich auch in den unteren Bereich der Fläche. Hat jemand eine Idee, woher das kommt? Muss ich die Abspannleinen noch länger machen? Wäre das die einzige gangbare Lösung? Und für künftige Projekte: würde es sich mit einem höheren Catcut an den unteren Kanten stärker vermeiden lassen?