Wie viel Wasser schleppen ist sinnvoll?

  • Dazu anregen, drüber nachzudenken wie viel Wasser pro Km bzw pro Zeit man benötigt (sei es mit Puffer!) ist doch wesentlich sinnvoller als eine Pauschale Menge zu tragen.

    Über den Ansatz, x L. Wasser/10 km (oder pro Stunde), bei einer bestimmten Intensität und Temperatur, hab ich meinen Bedarf an Wasser fürs Trinken noch nicht geplant.

    Das ist sehr interessant.

    Ich hatte eh vor, bei zukünftigen Touren mein Wassermanagement zu optimieren. Da kommt mir der Thread gerade recht. Auch wenn ich eher zu der Fraktion „lieber ein bisschen Reserve“ statt „eine Stunde vor der nächsten Quelle den letzten Tropfen trinken“ gehöre: so lässt sich das dann doch besser planen.

    Statt pi mal Daumen, z.B. 3 Liter mitzunehmen, zu sagen:

    20 km Strecke, bei den gegebenen Bedingungen brauche ich dafür 1L./10km.

    Macht 2 L. zzgl. 0,5 L. Reserve.

    Das spart immerhin 0,5kg.

    Danke für den Thread und den Anstoß.
    Da werd ich mal ein bisschen was austüfteln.

    Hike your own hike.

  • Genau das "nach Bauchgefühl" würde ich durch "ich weiß wie viel ich etwa benötige und wo die nächsten Quellen sind" zu ersetzen versuchen.

    Das geht leider nur, wenn Du über Kartenmaterial verfügst, dass die nächste Wasserquelle zeigt und ev. sogar wie der Zustand deren ist. Im urbanen Raum hier steht zwar ab und an ein Brunnen, aber ob der Trinkwasser liefert steht auf einem anderen Blatt. Dann gibt es Brunnen mit einem fetten "Kein Trinkwasser" Schild, ein Einheimischer, denn Du um Wasser fragst sagt aber, dass sei nur aus Haftungsfragen dort. Er habe 30 Jahre lang bei der Gemeinde gearbeitet, Wasserproben gingen ständig ans Labor. Immer feinstes Schweizer Alpenmineralwasser etc.

    Oder es gibt ein herzig aussehendes Bächlein, das Wasser gluckert allerliebst. Erst 10 Minuten später fällt dir auf, dass die Kuhweide unmittelbar darüber von dicken Brummern belegt ist, die fröhlich in ihrer eigenen usw. stehen und das herzige Bächlein mitten durch den Kuhmorast fliesst.

    Mittlerweile komme ich mir jedoch dumm vor, wenn ich jeweils bei der Quelle feststelle, dass ich die letzte halbe Stunde 1 Liter Wasser für nichts geschleppt habe und ich versuche darum, so viel Wasser dabei zu haben wie ich bis ca. eine halbe Stunde vor der nächsten Quelle benötige. Wenn ich denn weiss, wo die nächste Quelle ist.

    Oftmals habe ich mehrere verschiedene Flüssigkeiten dabei: Kaffee am Morgen (natürlich immer coldbrew), Isotonisch/Elektrolyte und z.B. Mio Acai Berry Storm. Tagsüber überlege ich mir mindestens einmal, wieviel ich heute schon getrunken habe. Ich wache sonst mitten in der Nacht mit Kopfschmerzen auf oder habe ein Durst-Gefühl und der Mund trocknet aus etc. Wenn es extrem windig ist, trocknet auch der Wind deinen Mund aus, dann hilft nur irgendwas darüber.

    Im Winter habe ich schon tagelang "on the Rocks" getrunken. Man versorgt das handwarme Wasser aus dem Schlafsack in der PET-Flasche am Rucksack, zwei Stunden später hat man eine Schicht Eis darauf. Oder man trägt die Flasche unter der Jacke, das Eis nimmt dennoch zu. Also muss man die Flasche unter den Fleece packen etc. Sollte ich mich noch einmal in die Gegend verirren, werde ich einen Sport BH dabei haben und den über den Baselayer anziehen, damit die blöde Flasche nicht ständig herum fällt.

  • Das geht leider nur, wenn Du über Kartenmaterial verfügst, dass die nächste Wasserquelle zeigt und ev. sogar wie der Zustand deren ist.

    Da gebe ich dir auf jeden Fall recht.

    Am wichtigsten ist es jedoch erstmal überhaupt zu wissen, wie viel Wasser man braucht. Das ist die Grundlage jeder Planung.

    Deshalb würde ich auf diesen Thread bezogen, die Stelle „… und wo die nächsten Quellen sind.“ aus dem von dir zitierten Satz von micha90 erstmal streichen.

    Denn wie bei der Tourenplanung zuhause möglichst sicher, wirklich verlässliche Wasserquellen gefunden werden, und dann vor Ort beurteilt werden können, dass ist fast nochmal einen eigenen Thread wert.

    Hike your own hike.

  • Habt ihr gute Daumenregeln um wenig Wasser zu schleppen? Mal versucht wie weit ihr trocken kommt ohne zu dehydrieren? Ich möchte niemanden dazu auffordern sich aktiv in Gefahr zu bringen, vermute aber mal, dass sich hier der/ die ein oder andere mal mit dem Thema und den eigenen Grenzen auseinander gesetzt hat und was Spannendes berichten kann!

    Ich trage immer noch meistens zu viel Wasser - In der Regel zwischen 0,5 und 2,5 L

    Es hängt halt auch stark von der Tour ab wie viel man so braucht. 0,5 L in einer Softflask reicht hierzulande meistens aus zum starten - wenn man nach einiger Zeit - ich sag mal 2-3h wieder auffüllen kann. Wenn eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Wasserversorgung im nächsten Abschnitt da ist, nochmal 0,5l in einer zweiten Flask. Wo wir beim Knackpunkt wären: Tourplanung und Speed bzw. Distanzen. Wenn ich weiß ich klettere die nächsten 6-8h auf einem trockenen Grat herum, nehme ich etwas mehr mit, als wenn ich gute Bäche, Seen, Quellen und/oder Einkehrmöglichkeiten alle halbe Stunde habe. In dem Fall kann man auch gar nix tragen.

    Auf dem PCT hab ich auch mal 4L Wasser gebraucht in einem Abschnitt. Das weiss man dann aber bei sorgfältiger Planung. Hat man sich doch mal etwas verkalkuliert und das Wasser geht vorzeitig aus ist das nicht angenehm, aber durch Rationierung und z.B. Nighthiking anstatt der geplanten Nacht an Spot X eine zeitlang verschmerzbar. (Hab ich zweimal machen müssen, weil ein Cache leer war, auf den ich mich leider verlassen hatte bzw. eine Quelle trocken). Bei der Rationierung kann es für eine kurze Dauer helfen. ein Stück Süßigkeit - etwa ein Bonbon im Mund zu haben, um das Durstgefühl etwas zu reduzieren (Speichelfluss), ansonsten sollte man durch die Nase atmen und eine moderate aber konstante Pace an den Tag legen (keine Pausen, keine starke Anstrengung).

    Was auch noch ein Punkt ist: Kochen braucht Wasser - Essen, das rehydriert werden muss braucht Wasser. Wenn man das den ganzen Weg tragen muss (oder unnötigerweise trägt) vernichtet man den Gewichtsvorteil dieser Nahrung ein Stück weit. Aus dem Grund bin ich i.d.R. (und weils mir mehr taugt) stoveless unterwegs. Tortillas, Sandwiches, Riegel, Snacks und co. gehen halt auch so runter ;)

    Außerdem in puncto Mineralien: Gletscherschmelzwasser ist extrem Mineralarm quasi wie destilliertes Wasser. Ohne Elektrolytzufuhr nicht auf Dauer eine Empfelung, mitunter aber die einzige Wasserquelle. Aus dem Grund nehme ich immer Elektrolyttabletten mit, auch wenn die nicht billig sind. Bei mir reduziert das Trinken von mineralarmem Wasser auf anstrengenden Touren das Durstgefühl kaum oder garnicht, während ein Schluck Elektrolytbrühe hier sofort Wirkung zeigt.

  • Am wichtigsten ist es jedoch erstmal überhaupt zu wissen, wie viel Wasser man braucht. Das ist die Grundlage jeder Planung.

    Das weiss man leider nicht. Oder zumindest ich nicht.

    Es ist unmöglich, im voraus zu wissen, wie das Wetter sein wird. Am selben Ort kann es unangenehm schwül sein oder ein Gewitter ging gerade runter etc. Ist man selbst für die Menge Flüssigkeit, die man zu sich nimmt zuständig, muss man sich wirklich selbst immer wieder kontrollieren, um sicherzustellen, dass man genug getrunken hat. Ein eigentlich schneller Abschnitt kann sich innert Stunden in eine üble Kletterei verwandeln.

    Vom Aufstellen einer Formel und dem Berechnen derselben halte ich gar nichts. Was ist, wenn ich Vorabend eine Pizza gefressen habe und dazu ein Weizenbier? Dann muss ich mir Gedanken darüber machen, wie viel Salz diese Pizza wohl gehabt haben mag. Hatte es Salami drauf? Oder nur hastig geraspelte Möhren?

    Was ist wenn ich an Trail-Magic vorbei komme? Meine ganze Planung zum geschlossenen Fenster raus. Vielleicht gibt es Gatorade oder vielleicht nur Bier oder hausgemachte Holunderblütten Limonade, die ich so gut finde, dass ich davon eigentlich zu viel saufe. Die ist dann aber eher klebrig, also braucht mein Körper wieder Flüssigkeit, um diese Zuckerbombe zu verbrennen etc.

  • Habt ihr gute Daumenregeln um wenig Wasser zu schleppen?

    Die Frage ist für mich ähnlich präzise wie „was ist die passende Kleidung?“ oder „welchen Schlafsack brauche ich?“

    Es hängt schlicht von sehr vielen Umgebungsvariablen ab.

    In dicht besiedelten Gegenden oder auf gut kartografierten/erschlossenen Wanderwegen mag das planbar sein. Zudem ist das Dehydrations-Risiko auf gut frequentierten Wegen geringer als in unbekanntem/schlecht erschlossenem Terrain oder in Gegenden wo es schlicht sehr wenig verfügbares Trinkwasser gibt.

    Deshalb schleppe ich hierzulande außentemperaturabhängig meist irgendwas zwischen 0,5 und 1,5 Liter mit. Wenn ich dann irgendwann irgendwo trockenlaufe, was hin und wieder passiert, dann gibt‘s halt einen kleinen Umweg über die nächste Ortschaft.

    Fundamental anders war das beispielsweise im Winter in Nordschweden (war alles andere als UL, spielt hier aber keine Rolle). Zwar lag da überall Schnee, aber Trinkwasser daraus muss aufwendig gewonnen werden. Das klappt auch je nach äußeren -bedingungen unterschiedlich leicht. Da starte ich dann bei Schönwetter gerne mit 2 Liter, um genügend Sicherheits-Reserve zu haben.

  • Vorab: 0.75l flasche und 2l platy bladder (aka 2.4l), dh trabsportkapazitäten von 3.15l sind vorhanden.

    Ich selber sehe das nicht so eng. Ich lauf immer mit der flasche voll von quelle zu quelle. Manchnal istbsie bis dahin leer, manchmal ist sie noch ganz voll. Mache es ähnlich wie schrenz erstmal ein gefühl für den trail bekommen: dh die umgebung nach wasser checken, auf locus bachläufe sichten und in mich horchen.

    Ich camelup/ trinke an sovielen möglichkeiten wie der trail bietet. Und fülle die falsche auf. Einen psychologischer notfallschluck bleibt meist drin. Was ich aber ok finde für mich.

    Dazu führe ich auch "wassertagebuch", dh ich merke mir ca was ich getrunken habe, das passe ich je nach schwitzen an, und damit kann ich auch durststrecken gut "überbrücken" - vorausgesetzt ich habe zuvor genug getrunken.

    Bei den meisten dland-trails habe ich keine wasserplanung. Zugleich ist das eine form dee optimierung die nicht so rigde sehe, da ich eh in der grundausstattung nur 750gr wasser dabei habe.

    Wenn das mal schiefgeht mit der wasserplanung und das ist es schon ein paar mal - aka mit nur zwei schlucken wasser ins camp und der ungewissheit, wann morgens das nexte kommt. Mantra dazu: "spackiger mund und pippi gelb" so lange der kopf nicht dizzy wird, der rest wird über zuversicht und improvisation, sowie ggf umwege gecoped.

    Lange rede kurzer sinn: keine faustformel micha90 zuversicht das das schon gut geht, etwas planung und arbeiten mit dem was da ist.

    Auf der Negev Sec auf dem INT ist es jedoch sukkzeasive geplant worden 😄

  • Auf der Negev Sec auf dem INT ist es jedoch sukkzeasive geplant worden 😄

    Die hatten da sogar ausserhalb der Wüste Ranger stationiert, die einem angehalten und sicher gehen wollten, dass man die notwendige Ausrüstung dabei habe. Er hatte nur noch nie etwas von InReach und Iridium gehört. Ich musst ihn mit meinem Telefon anrufen, damit er mir glaubte, dass es sogar in Israel internationales Roaming gibt....:/

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