Grundsätzlich bin ich persönlich auch im Alpinen Raum absoluter Fan von "Fast&Light". Gerade bei Hochtouren ist Geschwindigkeit nicht zuletzt auch Sicherheit, da man schneller aus dem "Gefahrenbereich Berg" wieder heraus ist.
Die Tourenplanung & -ausrüstung ausschließlich an der Höhe festzumachen ist, wie bereits erwähnt, aber nur begrenzt sinnvoll, da hier weit mehr Aspekte reinfallen:
Objektiv:
- Technische Schwierigkeiten (Hochtouren- oder Wanderskala, (Eis-)Kletterschwierigkeiten)
- Konditionelle Schwierigkeiten (Tourenlänge iSv Kilometer und Höhenmeter, Höhenlage)
- Aktuelle Verhältnisse (iSv Wetterlage, zu erwartenden Temperaturen & gefühlten Temperaturen, Schnee-/Gletscherstände, Lawinenrisiko und derlei)
- Logistische Aspekte (Hüttennetz, Wasserversorgung und Ernährung, Zivilisationsnähe, Rettungs- und/oder Rückzugsmöglichkeiten)
- Fähigkeiten / Skills (Gehen mit Steigeisen, Umgang mit Eisaxt/Pickel, Seiltechniken, Selbstrettung/Partnerrettung, Navigation)
- Exposition und Schwere der Konsequenzen bei Unfällen
- Gruppengröße und -erfahrung (Gibt es einen Bergführer, Mitglieder mit Fachkunde aus Kursen etc.)
- Gesundheitszustand (Grunderkrankungen etc.)
Subjektiv:
- Kompetenz mit Fähigkeiten / Skills - auch in Stresssituationen (Etwas grundsätzlich können und etwas aus dem Effeff beherrschen sind zwei paar Schuhe)
- Umgang mit Exposition (ergo Trittsicherheit, Schwindelfreiheit etc.)
- Erfahrung im entsprechenden Terrain (Cave! Selbstüberschätzung) - in dem Zusammenhang auch die Fähigkeit des "Routenlesens", da Wegmarkierungen rar sind oder mitunter vollends fehlen
- Stressresilienz und physische Belastbarkeit
- Gruppendynamik (Erfahrene Personen im Team - auch in Führerrolle? Waghalsige Personen im Team? Unvernünftige Personen im Team? Kompetenzgefälle? Leistungsgefälle?)
- Eigenes Sicherheitsbedürfnis
- Adaptionsfähigkeit (iSv Fähigkeit, auch während der Tour die richtigen Entscheidungen zu treffen, was auch ein Abbruch sein kann)
- Improvisationstalent
Manches davon ist, wie man sicher auch sieht, irgendwo subjektiv und objektiv in einem. Das macht die gesagten Themen so komplex und die Ausrüstungsauswahl nicht ganz einfach. Solide "übermotorisierte" Ausrüstung kann dabei mitunter Kompetenzgefälle ausgleichen oder umgekehrt eine grundsolide Technik & Erfahrung Ausrüstungsdefizite (iSv z.B. Trailrunner im Alpinen) negieren.
Besonders die Zusammenstellung von Gruppen für alpine Touren kann zu einer echt komplexen Aufgabe werden. Das kann ich selbst nur zu gut bestätigen, da ich über die Jahre etliche meine Freunde in die Freuden des Kletterns und Alpinismus eingeführt habe.