Ich habe gestern einen anderen Prototypen von mir umgesetzt, ein Flysheet, 2,5 m lang x 1 breit (hinten) x 2,2 m (vorne), bei 1,2 m Aufbauhöhe. Es besteht aus zwei identischen Stücken, die ich mittig mit einem Balkenschweißgerät geschweißt habe. Da ich durch einen Flüchtigkeitsfehler die Überlappung zu gering gewählt habe, ist es nur eine Schweißnaht geworden, statt der angedachten zwei. Dafür habe ich es mit einem 2,5 cm breiten Klebeband über die ganze Länge verstärkt.
Inkl. Schnüren (vorkonfektioniert) wiegt es 116 g, dazu kommen noch 6 Carbon-Herine, also insgesamt knappe 130 g.
An der Firstnaht habe ich einen Catcut von 4 cm, an den Seiten war er auch geplant, allerdings war das dafür gekaufte Kantholz (1 cm breit) mit seine 2,2 m Länge zu kurz, und auf die Schnelle habe ich auch kein längeres organisiert bekommen. Daher muss der Catcut an den Seiten später ergänzt werden.
Es lässt sich sehr straff abspannen, und steht auch gut im Wind. Am Wochenende steht die erste Tour damit an, wobei ich ich mit dem ursprünglich grob zusammengeklebten Vorgänger schon 4 Tage auf dem Forststeig unterwegs war, und daher etwa weiß was auf mich zukommt.
Zu den Abspannpunkten: Da ich dieses Tarp für strengeres Wetter als meine anderen nutzen will, habe ich besonderen Wert darauf gelegt, dass die Abspannpunkte kräftige Böen wegstecken können. Das Poller-artige Design der Plastikstücke soll durch das direkte anliegen unten an der Kante des Filamentklebebandes ein Herausreißen verhindern. Diese sind aus 1mm dickem PE, was nur wenig flexibel ist.
Die Stangenauflage besteht aus drei Schichten, einmal zwei überlappende Streifen Filament, darauf die PE-Scheibe, und dann wieder eine größere, sehr flexible Scheibe aus einer Käseverpackung. Von der anderen Seite kommt auch wieder Filament zur Abdeckung darauf.
Die größere Scheibe wird auch einmalig mit einem Transferklebeband vor dem Herumrutschen bei großer Belastung fixiert:
Beim hinteren Lifter habe ich auch eine Kombi aus 1 mm PE sowie einer flexibleren Scheibe aus eine Lebensmittelverpackung, allerdings kleiner:
Die Konstruktion ist so gedacht, dass der vorderste Abspannpunkt nur bei starkem Wind genutzt werden muss, es steht also auch ohne diesen stabil.
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Eines ist mir noch ein Anliegen: Wer Folientarps nutzt, MUSS damit sorgsam umgehen. Wer von vornherein aufgrund der Dicke des Materials etc. starke Bedenken hat, oder sonst nur mit sehr starken Tarps unterwegs ist, die auch einen Sturm aushalten, der wird damit keinen Spaß haben.
Wer hingegen Lust am Tüfteln hat, und das Material als das nimmt, was es ist, nämlich eine superdünne Folie, der wird sich damit sehr gute Lösungen für spezifische Aufgaben basteln können. Die Fläche an sich kann sehr stark belastet werden, aber die Weiterreißfestigkeit ist sicher nicht das, was man von anderen Materialien im Outdoor-Bereich gewöhnt ist.
Wenn man aber damit umgehen kann, dann hat man ein Material mit einzigartigen Eigenschaften. So wie es für viele Wanderer unvorstellbar wäre, mit superdünnen Zeltmaterialien oder leichten Trailrunning-Schuhen statt schweren Bergstiefeln loszugehen, oder Rucksäcken, denen sofort Zerbrechlichkeit unterstellt wird, wenn sie einer Brombeerhecke begegnen - genauso stehen Folientarps im Ultraleicht-Bereich für mich für eine neue Perspektive auf Ausrüstung.
Es geht um Präzision statt Robustheit, um intelligentes Design statt plumper Kraft. Ein Ansatz, der Leichtigkeit nicht als Schwäche, sondern als Stärke begreift. Wer das nachvollziehen kann, der wird seine Folientarps lange nutzen 