Tag 11+12 Siersburg bis Saarschleife (Mettlach)
Die Nacht auf den breiten Bänken der Siersburg direkt unter dem Sternenhimmel war einfach klasse. Der Morgen sollte noch schöner werden. Früh klingelte der Wecker und mein Kumpel und ich mussten uns nur noch aufsetzen, konnten Kaffee kochen und die ersten, zögerlichen Sonnenstrahlen des Tages genießen. Schon bald zog es uns aber aus der etwas versteckten Ecke der Burg nach vorne auf die Burgmauer. Von hier hatten wir ein wunderschönes Panorama über das Saartal mit den Städten Dillingen und Saarlouis. Auch das Saarpolygon konnten wir in der Ferne erspähen. Die Sonne schob sich immer höher über die Berge und wir erlebten einen der schönsten Sonnenaufgänge auf meinen bisherigen Wanderungen. Einfach nur schön!
Aber schon bald darauf brachen wir wieder auf. Immerhin sollte es heute bis zur Saarschleife gehen. Dort würden wir nämlich noch jemanden treffen. So stiegen wir von der Siersburg ab, überquerten schon bald die Nied und bogen ins schöne, wenn auch sehr kurze, Metzerbachtal ein. Dann ging es wieder über die Saargau-typischen Wege des vorherigen Tages. Bei bestem Wetter genossen wir Fernsichten bis tief nach Frankreich hinein. In Mondorf gab es dann auf dem Friedhof eine erste längere Pause.
Nun folgte ein echtes Highlight des Saarlandrundwanderweges: das Naturschutzgebiet Nackberg. Von einer asphaltierten Straße bogen wir auf einen schmalen Singletrail ein und befanden uns direkt in einem dichten Dschungel. Es ging jetzt steil den Berg hinauf. Immer wieder erhaschten wir Blicke auf das bereits gelaufene - Toll! Oben angekommen bot sich uns ein Wahnsinnsblick bis in den Hunsrück hinein. Dort war ich vor knapp zwei Wochen aufgebrochen. Bald war es also geschafft.
In Fitten hatten wir uns ein, laut Google geöffnetes, Braustübl für eine deftige Mittagspause herausgesucht. Nach einem steilen und rund 1 km langem Abstieg standen wir dann vor verschlossenen Türen. So gab es nur eine kurze Erfrischung und frisches Trinkwasser am Dorfbrunnen und wir schleppten uns den Berg wieder rauf. Aber: The Trail provides! Als Nächstes führte uns der Weg an reifen und saftigen Äpfeln und Zwetschgen vorbei. So konnten wir uns nochmal ordentlich stärken.
Es folgten die Überquerung der A8 und ein kurzes Stück entlang einer Landstraße. Auch sowas gehört leider mal zu einem sonst so schönen Wanderweg. Das war aber alles wieder schnell vergessen, als es wieder in den Wald hineinging. Direkt war es wieder einsam und ruhig. Auf der Karte hatte ich gesehen, dass es am Ende des rund 2 km langen Anstiegs eine Pausenmöglichkeit am Johannisbrunnen geben würde. Das gab uns nochmal neue Kräfte. Oben angekommen, konnten wir unseren Augen nicht wirklich glauben. Der Johannisbrunnen entpuppte sich nämlich als steinerne, verwunschene Hütte mit eigener Wasserquelle und tollen Sitzmöglichkeiten. Dazu absolute Stille und Einsamkeit. Wäre unser Ziel nicht die Saarschleife gewesen, wären wir für die Nacht auf jeden Fall hier geblieben.
So ging es aber für uns weiter. Es folgte ein Abstieg zur Saar auf teils breiten Forststraßen und teils völlig verwilderten, schmalen Pfaden durch gigantische Douglasien-Haine. Direkt an der Saar (leider wieder Landstraße) entlang, liefen wir bis zur Saarschleifenlodge, am Fuße der Cloef. Hier gab es endlich wieder eine dringend benötigte Stärkung in Form von Kuchen und Weizen. Auch unsere Powerbanks durften wir hier nochmal laden. Wir kauften noch ein weiteres Bier für den Abend und wollten gerade los, als wir mit den Tischnachbarn ins Gespräch kamen. Er empfahl uns einen anderen Weg, um zur Cloef aufzusteigen, der nicht durch das, ohnehin gesperrte, Steinbachtal führte. So bogen wir auf einen noch deutlich steileren Pfad ein. Der Herr hatte nicht zu viel versprochen. Schon bald standen wir an einem Wasserfall. Klasse!
Am frühen Abend erreichten wir dann unser Tagesziel. Die Schutzhütte an der Cloef, direkt über der Saarschleife. Dieser Ort ist einfach magisch. Das sehen nur leider viele so und so war eigentlich immer was los an der Aussichtsplattform. Aber da war ja noch der angekündigte Besuch! Schon bald stieß niemand geringeres als der NST-Wanderer der Class of 2024 zu uns. Auf seinem NST war er gerade in der Ecke und so passte es perfekt. Es folgte ein toller Abend mit vielen Späßen und Geschichten. Ein perfekter Abschluss also.
Die Nacht war dann etwas suboptimal. Da es Freitagabend war, kamen die ganze Nacht über Menschen zum Aussichtspunkt. Mal nur um noch Bier zu trinken, mal um Sterne zu fotografieren und mal um dort Musik zu hören. Mit Ohropax drinnen, war es aber auszuhalten. Der Morgen und der Sonnenaufgang waren dafür umso schöner!
Am nächsten Morgen liefen wir noch die letzten Kilometer bis Mettlach, frühstückten gemeinsam und stiegen schon bald in den Zug nach Hause.
Als Fazit für den Weg kann ich nur eine Laufempfehlung aussprechen. Mir hat der Weg wirklich hervorragend gefallen! Der Weg bietet viele Singletrails und viele tolle Highlights. Der Wald im Saarland ist zudem noch größtenteils intakt. Die Landschaft ist schön hügelig, sodass es immer wieder tolle Fernsichten gibt. Zudem gibt es jede Menge Schutzhütten. Auch Wasser ist gar kein Problem. Rund um St. Wendel und im Saargau sind viele Asphaltpassagen, aber dafür immer mit einer tollen Aussicht. Abgesehen von Hunsrück (hier wurde der Trail ordentlich überarbeitet, aber noch nicht markiert) ist der Weg super beschildert. Die Mischung aus Industrie, toller Natur und Abgeschiedenheit macht den Weg zu etwas wirklich Besonderem, was es so in Deutschland kein zweites Mal gibt.