4 Monate auf dem Panorama-Fernwanderweg Sentiero Italia - Apennin-Halbinsel & Sizilien

  • Hallo an alle im neuen Forum,


    Im November 2022 habe ich meinen Thruhike auf dem Sentiero Italia (kurz: SI) beendet und möchte hier von meinen Erfahrungen auf diesem doch noch sehr unbekannten Trail berichten. Nach und nach werde ich zu den einzelnen Abschnitten meiner Wanderung schreiben. Meine Infos zur Planung der Wanderung habe ich von dieser sehr informativen Website bezogen. Dort findet man GPX-Tracks, Tipps zu Unterkünften und Beschreibungen der Tagesetappen. Der komplette Sentiero Italia ist 7850km lang und kann grob in vier Bereiche unterschieden werden: die Alpen, die Apenninhalbinsel sowie die Inseln Sardinien und Sizilien. Ich bin im Örtchen Garessio im Piemont gestartet und auf dem Festland bis Reggio Calabria. Somit habe ich die Apenninhalbinsel von Nord nach Süd durchquert. Von Reggio Calabria aus bin ich mit der Fähre nach Sizilien gefahren und habe dort meine Wanderung in Trapani beendet.


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    Hier ein paar Daten:

    Zeitraum: 19.07.-21.11.2022

    Von/Bis: Garessio - Trapani

    Kilometer: 3111 km

    Höhenmeter: 119.700 hm bergauf

    Nächte: 126 (80 im Zelt, 32 in B&Bs, 8 in Biwakhütten, 3 in Rifugios und 3 auf Campingplätzen)

    Ruhetag: 9

    Durchwanderte Regionen: Ligurien, Toskana, Emilia-Romagna, Umbrien, Marken, Latium, Abruzzen, Molise, Kampanien, Basilikata, Kalabrien und die Insel Sizilien

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    Kurze Zusammenfassung:

    Der Sentiero Italia führt durch grandiose und oftmals gleichzeitig einsame Berglandschaften über Wege, die meistens mehr oder weniger gut markiert sind. Nicht nur aufgrund der Höhenmeter ist der Weg anspruchsvoll, auch der Weg selber hält einige Herausforderungen bereit. Obwohl Italien ein dicht besiedeltes Land ist, führt der SI überwiegend zivilisationsfern und bietet somit tolle Naturerlebnisse. Alle paar Tage führt der Weg durch pittoreske Dörfer und seltener durch Städte, in denen man Lebensmittel einkaufen kann. Dort hat man, wenn man eine Unterkunft findet, auch die Möglichkeit einen Ruhetag einzulegen.

  • Die Ausrüstung und deren Bewertung: 

    Mein Baseweight betrug beim Start der Wanderung 5,2kg. Dies ist meine Packliste.


    Big 4:

    Rucksack: Benutzt habe ich den Exped Lightning 60 in der Damen-Variante. Dies war für mich der größte "Flop", da der Rucksack spätestens wenn er insgesamt 10kg oder mehr gewogen hat, irgendwo gedrückt hat. Meistens bekam ich Verspannungen im Nackenbereich, manchmal tat auch die Hüfte im vorderen Bereich weh. Ich war jedes Mal heilfroh, wenn ich ihn absetzen konnte. Egal wie ich den Rucksack eingestellt oder komprimiert hatte, es half nichts. Erst als ich den Gürtel meiner Trekkinghose an das Rückenteil vom Rucksack montiert hatte, konnte ich die Schultern entlasten, indem ich den Rucksack mit dem Gürtel am Oberkörper befestigte. Vom Volumen her hätte ich keine 60 Liter gebraucht, 45 hätten auch gereicht. Jedoch besaß ich keinen anderen Rucksack in passender Größe.

    Zelt: Benutzt habe ich das Solus von der kleinen Firma Bonfus in der 0,75er DCF-Variante. Von der Größe her bot es mir und meiner Ausrüstung immer genügend Platz. Wenn ich gewollt hätte, hätte sogar noch der leere Rucksack irgendwie Platz gefunden. Auch die Sitzhöhe ist angenehm, nur aufgrund des Aufbaus mit zwei unterschiedlich hohen Trekking-Stöcken ist die Sitzhöhe nahe der Apside deutlich höher.

    Es gab insbesondere im Herbst einige heftige Regenfälle, die das Zelt gut ausgehalten hat. Ich blieb immer trocken, nur bei sehr starkem Regen können an der Rückseite kleine Spritzwassertröpfchen über die Rückseite ins Mesh gelangen. Am Eingang hingegen ist der Abstand zwischen "Innenzelt" und Außenwand groß genug. Kondenswasser entsteht bei Regenwetter, Nebel oder feuchter Luft wie bei einwandigen Zelten üblich in größeren Mengen. Durch eine geschickte Zeltplatzwahl konnte ich dies meistens verhindern. Die Nächte waren zwar oftmals windig, aber aufgrund der ausgedehnten Wälder in Italien, hatte ich meistens einen guten Windschutz. Wenn jedoch mal der Wind kräftig von vorne gegen das Zelt blies, zeigen sich die Nachteile der Tür ohne Reißverschluss. Die Tür lässt sich nämlich nicht so straff abspannen, dass starke Winde keine Lücken zwischen beide Stoffbahnen entstehen lassen. In Gebieten, wo man mit häufigem Regenwetter in baumlosen Gebieten rechnet, finde ich das suboptimal. Auf dem SI war das aber nie ein Problem, daher würde ich das Zelt für solche Fernwanderwege wieder nutzen.

    Leider traten schon in den ersten Nächten in Ligurien winzige Risse an einer Stoffbahn auf. Da diese Minirisse im weiteren Verlauf immer wieder nur auf der gleichen Stoffbahn aufgetaucht sind, vermute ich einen Fehler im Material. Da DCF kinderleicht zu reparieren ist, konnte ich das Zelt trotzdem uneingeschränkt weiternutzen. Das Zelt hatte ich nach der Tour bei Bonfus eingeschaltet. Mir wurde dann ein Ersatz angeboten, welchen ich auch in Anspruch genommen habe. Nach ein paar Monaten Wartezeit (ich wusste es und brauchte das Zelt zu der Zeit nicht), wurde mir ein neues Solus zugeschickt. Dieses hat nun auch einen Reißverschluss, was ich eindeutig als Verbesserung empfinde. Der Kundenservice von Bonfus ist top.

    Isomatte: Die Kombination aus Therm-a-Rest Xlite small und 3mm Evazote in Körperlänge hat sich bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt bewährt. Da ich fast immer auf der Seite schlafe und die volle Breite der Matte mehr im Hüftbereich als im Schulterbereich benötige, habe ich sie falsch herum benutzt. So konnte ich deutlich besser schlafen. Die 3mm Evazote habe ich zudem mehrfach täglich in den Pausen genutzt. Durch die vielen stacheligen Pflanzen am Wegesrand ist die Matte jetzt leider stark zerfetzt.

    Schlafsack: Benutzt habe ich einen selbstgenähten Hybrid aus Schlafsack und Quilt. Er hat eine offene Fußbox, die sich bei Bedarf zuschnüren lässt. Da ich sehr empfindlich auf Zugluft reagiere, habe ich ihn mit einem halben Reißverschluss ausgestattet, der auf eine Abdeckung verzichtet, da es vorgesehen ist, dass dieser Reißverschluss sich unter mir befindet. Zudem besitzt er keine Kapuze, sondern nur einen Kordelzog, mit dem man ihn eng um den Hals ziehen kann. Als Ersatz für die Kapuze habe ich eine selbstgenähte mit Daunen gefüllte Mütze benutzt. Diese habe ich auch als normale Mütze genutzt, selbst wenn meine Haare vom Regen nass waren.

    Bei den Temperaturen, die immer (geschätzt) über dem Gefrierpunkt waren, hat mich der Schlafsack-Hybrid warm gehalten. Anfangs als die Nächte so langsam kälter wurden, musste ich mich erst daran gewöhnen mich nicht bloß zuzudecken und habe dann doch mal gefroren. Im geschlossenen Zustand war es dann wieder warm. Richtig feucht geworden ist er nur einmal, als ein unerwartetes heftiges Gewitter die meisten meiner Heringe aus dem lockeren Boden rausgerissen hat und Regen ins Zelt kam. 5 Minuten in der Sonne haben den Loft dann wieder deutlich erhöht. Manchmal ist das Fußteil durch Kondenswasser feucht geworden, aber auch da hat die Sonne oder auch einfach die Nutzung der eigenen Körperwärme sehr geholfen.


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    Fortsetzung folgt...

  • Bewertung der Ausrüstung Teil 2:


    Kleidung und Schuhe:


    Wanderkleidung: 

    Als Wanderkleidung hatte ich von Juli bis zum Beginn vom Oktober eine kurze Laufhose und ein T-Shirt dabei. Die kurze Laufhose war für den Sommer eine gute Entscheidung, da die Tage oft sehr warm waren und so eine luftige Hose angenehmer ist als eine dicke Trekking-Hose.

    Spätestens ab Oktober wurde mir das jedoch zu kalt, v.a. da ich als Option für kühlere Tage nur eine Wind- oder Regenhose anziehen konnte. Insbesondere an regnerischen Tagen klebte die Regenhose auf der nackten Haut und kühlte stark aus. Deshalb hatte ich mir eine warme Zip-Hose bestellt. Um diese Entscheidung war ich froh, denn gerade in den frühen Morgenstunden war es oft kalt und windig. Zudem half der robuste Stoff, wenn die Wege mal wieder mit allerlei Stachelgestrüpp überwuchert waren. Da es mir an regnerischen Tagen nur mit T-Shirt unter der Regenhose zu kalt war, hatte ich ebenfalls ein dünnes Fleece mitbestellt. So musste ich an solchen Tagen weniger frieren. Ich hatte zwar einen Pullover von Woolpower dabei, doch den wollte ich nicht bei Regen tragen, da ich ihn im Zelt im trockenen Zustand benötige.

    Als T-Shirt trug ich zuerst ein Modell aus Kunstfaser, doch die enorme Geruchsentwicklung störte mich schon in den ersten Tagen. Nach etwas mehr als zwei Wochen hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit in eine Decathlon-Filiale zu fahren und legte mir dort ein Merino-Shirt zu, welches ich bis zum Schluss getragen hatte. Die Geruchsentwicklung war positiv gering und der Tragekomfort sehr gut. Leider haben sich an der Stelle, wo meine Trinkflaschenhalter am Stoff scheuern, kleine Löchlein gebildet.


    Kleidung für Pausen und Abends:

    In den ersten Wochen war es auch abends und nachts noch so warm, dass ich wenig Kleidung benötigte. Kühler wurden die Temperaturen erst gegen Ende August. Meinen Woolpower-200-Pullover trug ich dann fast jeden Abend und auch öfters mal in der Pause. Auch meine MYOG-Apex 100-Jacke kam dann immer mal wieder zum Einsatz. Umso näher der Herbst rückte, umso häufiger nutzte ich sie. Nachts stopfte ich sie in den Packsack von meinem Schlafsack und nutzte sie so als Kopfkissen. Auch die Schlafkleidung, bestehend aus Merino-Langarm und Kunstfaser Leggings hat die ganze Tour über gut funktioniert. Als Schlafsocken hatte ich ein Paar dicke Wintersocken mit hohem Merinoanteil dabei. Diese trug ich nur nachts oder an Pausentagen. Meine Füße blieben so immer warm und aufgrund des hohen Merinoanteils musste ich sie nur selten waschen.

    Die Fleece-Handschuhe brauchte ich ab September manchmal tagsüber, wenn es kalt, nass oder sehr windig war. Das war selbst an manchen sonnigen Tagen der Fall. Im Zelt brauchte ich sie hingegen selten. Stattdessen kamen im Zelt mein MYOG-Daunenschal und meine MYOG-Daunenmütze ab dem Herbst häufiger zum Einsatz. Auch wenn ich vom Regen feucht war, leisteten sie mir gute Dienste.


    Regenschutz:

    Als Regenjacke habe ich die Montbell Storm Cruiser mitgenommen, welche leider ein ziemlicher Flop war. Die Goretex-Membran hat dicht gehalten, ebenso die Nähte. Leider kam an Tagen mit Starkregen oder Dauerregen immer wieder Wasser durch den Reißverschluss nach innen. Manchmal konnte ich richtig spüren, wie einzelne Tropfen ihren Weg ins innere bahnten. Das finde ich sehr enttäuschend. Im Prinzip hätte ich da auch meine Quick-and-Dirty MYOG-Regenjacke aus PU-Nylon mitnehmen können, denn die leistet genauso viel wie die teure Jacke von Montbell. Nur die Atmungsaktivität fällt da schlechter aus.

    Als Schutz für die Beine hatte ich eine MYOG-Regenhose aus dünnem Silnylon mitgenommen, die nur 61g wiegt. Diese hatte ich so konstruiert, dass sie sich dank weitem Schnitt und Gummizug ohne ausziehen der Schuhe anziehen lässt. Das hat auch immer super funktioniert. Wenn es mäßig regnete hat diese einen guten Schutz geboten. Wenn es jedoch stärker regnete, nahm der Stoff Feuchtigkeit auf und gab sie irgendwann auch an die darunterliegende Schicht weiter. Für einen Trail, wo es aber oft sonnig und nicht zu kalt ist, würde ich diese Hose aufgrund ihres geringen Gewichts wieder mitnehmen.

    Im Rucksack hatte ich einen Nylofume-Packliner, denn der Rucksack selber ist überhaupt nicht wasserdicht. Im Gegenteil, bei Starkregen oder Dauerregen steht unten richtig Wasser drin. Leider hat selbst der Packliner nicht mehr ausgereicht um den Inhalt trocken zu halten. Den Schlafsack hatte ich aus dem Grund immer im Packsack, denn oft genug habe ich abends nasse Kleidung aus dem Liner rausgeholt. Bei Touren im milden Süden oder im Sommer finde ich das noch vertretbar, aber bei Touren in regnerischen Gebieten werde ich daher in Zukunft zusätzlich einen Regenüberzug mitnehmen, wenn der Rucksack nicht schon selbst fast wasserdicht ist.


    Schuhe: 

    Auf der ganzen Tour habe ich immer Trailrunner mit niedrigem Schaft getragen. Gestartet bin ich mit Salomon XA Takeo. Diese waren zwar durch das Quicklace-Schnürsystem sehr einfach zu bedienen, aber wenn es steil bergab ging, bin ich immer etwas vorgerutscht. Schon nach ein paar Tagen bekam ich viele Blasen an den Zehen, obwohl ich eine Kombination aus Injinji Linersocken und Darn Tough Merinosocken trug. Auch eincremen mit Melkfett half an den Zehen nicht, wohl aber an der Ferse.

    Im Abschnitt Marken/Umbrien bin ich auch Hoka Speedgoat 5 umgestiegen. Die haben zwar eine deutlich engere Zehenbox, doch ich rutschte zumindest etwas weniger. Die Blasenprobleme minimierten sich ab dem Tag, wo ich diese Schuhe trug. Ich vermute es liegt an der starken Dämpfung, die die empfindliche Haut an meinen Zehen entlastet. Die Sohle von denen war jedoch nach rund 1400km komplett platt, sodass ich erneut neue Schuhe brauchte. Da ich in der Stadt keine Hokas fand, probierte ich stattdessen die Asics Ziruss 5, die beim Anprobieren ebenfalls eine sehr gute Dämpfung aufwiesen. Diese funktionierte auch ganz gut, trotzdem bekam ich im späteren Verlauf mit ihnen noch die ein oder andere kleinere Blase. Die Sohle hielt bedeutend länger als die von Hoka, war jedoch auch etwas weniger griffig. Der Grip hat aber für den Trail ausgereicht.


    Sonstiges:

    Als Trekking-Stöcke habe ich die Leki Sherpa XL benutzt, welche sehr robust aber nicht gerade leicht sind. Dies stört mich aber nicht, da ich sie fast ausschließlich in der Hand und nicht im Rucksack habe. Da mein Zelt mit Trekking-Stöcken aufgestellt wird, wollte ich hier keine Kompromisse eingehen. Leider ist die Spitze von einem der beiden Stöcke abgebrochen und musste ersetzt werden. Das Bestellen von Ersatzteilen war unkompliziert möglich, die Montage hingegen war ein einziger Kampf. Ohne Werkzeug und Muskeln wie Meister Proper hat Frau da keine Chance die alte Spitze zu entfernen. Irgendwie habe ich es mit viel Gewalt und heißem Wasser dann doch noch geschafft, dabei ist aber ein kleiner Plastik-Nüpsel abgebrochen.

  • Ligurien


    --> Garessio - Passo Cento Croci

    --> 258 Kilometer & 10900 Höhenmeter

    --> 10 Tage


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    Die Anfahrt erfolgte mit dem Zug. Natürlich ging es nicht ohne die übliche Verspätung, die so eine Bahnfahrt mit sich bringt. Gerade noch so erwischte ich in Turin den letzten Zug nach Ceva, wo ich mir eine Nacht in einer Unterkunft reserviert hatte. Denn bevor es mit der Wanderung auf dem Sentiero Italia losgehen konnte, musste ich am nächsten Tag den lokalen Bus nehmen, um ins kleine Dorf Garessio zu gelangen. Hier beginnt nämlich der Teil vom SI, der Ligurien durchquert. Dieser folgt der "Alta via dei Monti Liguri" oder zu deutsch "Ligurischer Höhenweg". Dieser sehr gut beschilderte und markierte Fernwanderweg führt wie der Name schon sagt durchgängig oben am Berg entlang und bietet dadurch jeden Tag viele grandiose Aussichten. Erstaunlicherweise habe ich keinen einzigen anderen Fernwanderer gesehen, der diesen Weg gegangen ist. Selbst Tageswanderer waren nur in der Nähe von Parkplätzen anzutreffen.

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    Schon am Vorabend um 22 Uhr als ich mit dem Zug in Ceva ankam, war es draußen noch sehr warm. Ich wusste, mir würden eine Menge Höhenmeter bevorstehen, doch bei dieser Hitze hatte dies eine ganz andere Qualität als daheim vor dem Computer. "Vielleicht ist es doch eine beknackte Idee im Hochsommer durch Italien zu laufen?" fragte ich mich. Nun war ich aber schon da und es ging tatsächlich los. Die ersten Kilometer waren ein Segen, denn es ging durch dichten Wald. "Wälder sind schon was tolles, denn sie spenden Schatten." dachte ich mir und so fühlte sich die Wärme gar nicht mehr so schlimm an. Sobald sich der Wald allerdings lichtete, was immer mal wieder vorkam, brannte die Sonne erbarmungslos vom Horizont. Die Mittagspause fiel bereits am ersten Tag zwei Stunden lang aus. Um 17 Uhr lief ich weiter und entschied, dass es immer noch zu warm ist. So ging es dann erst um 18 Uhr weiter. Dafür lief ich dann auch bis 22 Uhr, obwohl ich eigentlich schon etwas eher einen Zeltplatz suchen wollte. Doch Wassermangel trieb mich weiter.

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    Die nächsten Tage ging war es weiterhin heiß und trocken. Noch nie habe ich so viel geschwitzt wie in den Tagen auf dem SI in Ligurien. Mittags machte ich zwischen zwei und drei Stunden Pause - um der Hitze zumindest ein wenig zu entfliehen. Jedes Wölkchen am Himmel flehte ich an, sich zu vermehren und Regen zu bringen. Doch erst am 5. Tag war es zumindest bewölkt - regnen tat es aber nicht. Der kam stattdessen am Morgen des 6. Tages, doch nach wenigen Minuten war der Schauer schon wieder vorbei. Erfrischend war es trotzdem. Wenn es mal ein wenig geregnet hatte, rochen die Wälder intensiv würzig. Gegen Ende der Etappe sah ich nachts auffällig häufig Wetterleuchten. Der Himmel zuckte nur so vor fernen Blitzen - doch abgesehen von einer Nacht blieben die Gewitter fern. Das sollte sich in den südlicheren Regionen ändern.

    Am dritten Tag passierte mir ein Malheur. Es war mal wieder ein furchtbar heißer Tag und der Weg führte ausgerechnet zur Mittagszeit nicht durch schattigen Wald, sondern über eine breite Wirtschaftsstraße, an deren Rand gerade neue Windkrafträder aufgestellt wurden. Einen Platz für die Pause fand ich auch nicht und so schleppte ich mich schwitzend voran, bis ich endlich den rettenden Wald erreichte. Doch die Mittagspause endete in einem Frust, denn ich stellte fest, dass die Flüssigkeit meiner Wasserdesinfektion ausgelaufen war. Das Ergebnis war ein kaputtes Feuerzeug - die warme Mahlzeit fiel aus. Um mir ein neues Feuerzeug zu kaufen, stieg ich am nächsten Tag nach Masone ab, wo ich mir ein B&B reserviert hatte. Doch als ich einchecken wollte folgte der 2. Schock: Booking hatte meine Buchung automatisch storniert, da die App automatisch meine alte Kreditkarte belasten wollte, statt meine neue. Da das Zimmer noch frei war, konnte ich trotzdem einchecken. Das war der erste und einzige Moment, wo ich am liebsten nach Hause gefahren wäre.


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    An den wenigen Tagen, wo der Himmel bewölkt war oder es sogar ein klein wenig geregnet hatte, fiel mir das Wandern bedeutend einfacher. Abends konnte ich oft noch lange draußen sitzen und die Aussicht genießen, wenn ich einen Zeltplatz mit entsprechender Aussicht gefunden hatte. Die Nächte waren durchgängig warm - so warm, dass ich mich nur notdürftig mit meinem Schlafsack-Hybriden zudeckte. Da der Weg sehr einsam war, war es für mich einfach einen Platz zum wildzelten zu finden. Nur wenn der Weg in der Nähe von Siedlungen oder Bauernhöfen entlang führte, musste ich genauer schauen.

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    Die Siedlungen am Wegesrand sind oft dermaßen winzig, dass es dort nichts zum Einkaufen gibt. Dazu musste ich fast jedes Mal kleinere Umwege in Kauf nehmen, wollte ich doch nicht unnötig viel Gewicht in Form von Lebensmitteln mit mir rumtragen. Aufgrund der warmen Witterung trug ich regelmäßig 3,5 Liter Wasser.

    Die Landschaften in Ligurien sind von den südlichen Ausläufern der Alpen und dem nördlichen Apennin geprägt. Am 2. Tag überquerte ich den "Colle di Cadibona". Dieser Pass ist zwar optisch unscheinbar, hat aber eine besondere Bedeutung, denn hier enden die südlichen Alpen und gehen in den nördlichen Apennin über. Mir war es bei der Planung der Tour wichtig, diesen Pass mitzunehmen, damit ich den kompletten Verlauf vom Apenningebirge bis in den Süden begehen konnte. An den Hängen der Berge wächst dichter Laubwald und da die Berge hier nicht sonderlich hoch sind, reicht dieser manchmal bis zum Gipfel hoch. Es gibt jedoch genügend Lichtungen im Wald, sodass weite Fernblicke garantiert sind.

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    Die Wege sind überwiegend gut gepflegt und meistens leicht zu begehen. Manchmal führen sie aber auch über schmale Grate oder sind sehr steil angelegt.

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    Es gibt Abschnitte, die mit Pflanzen überwachsen sind, doch in Ligurien sind dies bloß Farne oder hohes Gras. So kam ich trotzdem gut voran, musste mich aber jeden Abend intensiv nach Zecken absuchen. Denn von den kleinen Biestern gibt es in Ligurien viele. Säugetiere wie z.B. Rehe, Hasen, Wildschweine und Füchse sah ich einige, insbesondere in den Morgen- und Abendstunden.

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    Am Abschluss dieser Region, fuhr ich vom Passo Cento Croci mit dem Bus nach Varese Ligure herunter. Doch die Busfahrt war schwieriger als geplant, denn statt vom Passi Cento Croci fuhr dieser nur noch ab dem Ristorante Alpini ab. Dort konnte ich mich nicht mal mit einer warmen Mahlzeit belohnen, denn das Ristorante hatte geschlossen. Die Besitzerinnen waren zwei alte Damen, die mich netterweise mit Wasser und Obst versorgten, als ich auf den Bus wartete. Der Kauf einer Fahrkarte war auch ein Mysterium für sich, denn die Tickets muss man vor der Fahrt kaufen. Bloß sind nicht alle Haltestellen mit Ticket-Shops ausgestattet. Die beiden Damen vom Ristorante Alpini hatten zu meinem Glück eine Fahrkarte und gaben sie mir. Die Fahrt nach Varese Ligure war nicht nur aufgrund meines dortigen Ruhetages strategisch wichtig, sondern auch, weil es die letzte Resupply-Möglichkeit für die nächsten 6 Tage in der neuen Region war.

  • Toskana und Emilia Romagna


    --> Passo Cento Croci - Bocca Trabaria

    --> 394 Kilometer & 15500 Höhenmeter

    --> 14 1/2 Tage


    Der Ruhetag in Varese Ligure tat richtig gut. Da ich ein paar Tage zuvor meine Sonnenbrille verloren hatte, musste ich mir in dem Dorf eine neue kaufen. Zur Auswahl hatte ich nur eine mit 15€ überteuerte und billige. Diese hielt auch nicht sonderlich lange, denn die Beschichtung rieb sich rasch ab und die Sonnenbrille musste im weiteren Verlauf der Tour erneut ersetzt werden.

    Der Sentiero Italia verläuft immer an der Grenze zwischen der Toskana und Emilia Romagna und wechselt immer wieder zwischen beiden Regionen hin- und her. In diesem Abschnitt verläuft der SI zu 90-95% gleich mit der "Grande Escursione Appennica", die auch markiert ist. Noch häufiger sind allerdings die Markierungen vom E1, der in diesem Abschnitt außerordentlich gut markiert ist. Die Markierungen vom Si findet man selten, eigentlich nur dann, wenn der Weg anders verläuft als die GEA.

    Ab Varese Ligure erfolgte für mich der längste Resupplyabstand auf dem ganzen Trail, denn ich musste für sechs Tage Lebensmittel einpacken. Zusammen mit 3,5 Litern Wasser wog mein Rucksack mehr als 12kg. Viel zu schwer für dieses Modell, wie ich spätestens dann feststellen musste. So richtig auf der Hüfte lag das Gewicht nicht und an dem ersten Tag taten ständig meine Schultern weh. Dies führte zu zahlreichen kurzen Pausen, einfach um den Rucksack absetzen zu können. Auch war es eine Motivation viel zu essen, um das Gewicht zu erleichtern.

    Natürlich ging es anfangs fast nur bergauf - das ist ja irgendwie immer so. Zumindest führte der Weg überwiegend durch schattigen Wald, was bei den sommerlichen Temperaturen ganz angenehm war.

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    Am nächsten Tag ging es dann in die Berge - aber nicht für ein paar Stunden, sondern für mehrere Tage. So lange sollte ich oben auf baumlosen Hängen und über aussichtsreiche Gipfel wandern. Doch zuerst musste ich noch den Passo della Cisa überqueren - ein bei Motorradfahrern sehr beliebten Pass. So beliebt, dass es mir vorkam, als würde dort eine Großveranstaltung stattfinden. Die Auswahl in den kleinen Läden am Pass war sehr bescheiden.

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    Die Landschaft war nur kurz "toskanatypisch", danach ging es bergauf in die Berge. Zuerst noch durch Wald, welcher bald mit Gras und Heidelbeeren bewachsenen Hängen wich. Diese verführten ebenfalls zu vielen kleinen Pausen. Da die Tage noch sehr lang waren, musste ich mich nicht zu sehr beeilen um mein Tagespensum zu schaffen.

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    Die Pfade führten häufig oben am aussichtsreichen Grat oder durch breite Hochtäler und waren oftmals sehr steil, doch selten schwierig. Da die Sonne mehrere Tage am Stück durchgängig schien und Wolken nur zu Dekorationszwecken am Himmel zu finden waren, war es schwierig einen schattigen Platz für eine längere Pause zu finden. Der Versuch mit meiner 3mm-Evazote Schatten zu erzeugen, misslang aufgrund des Windes. Auch wenn die Wetterapp für die Talorte immer noch Temperaturen um 30 Grad anzeigte, fand ich es hier deutlich angenehmer als in Ligurien. Die Berge sind etwas höher und zudem wirkte der leichte Wind erfrischend.

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    Eine besondere Erfrischung aber waren die Bergseen, die es in diesem Abschnitt gab. Nach einem Bad fühlte ich mich frisch und sauber - zumindest bis der nächste Anstieg erfolgte. Die Anstiege waren meistens sehr steil aber nur ein paar hundert Höhenmeter lang. Trinkwasser konnte ich häufiger auffüllen als in Ligurien. Neben den Bergseen gab es auch ein paar Bäche.

    Der Skiort Abetone liegt ein klein wenig abseits vom Trail, doch nach fast sechs Tagen ohne Einkaufsmöglichkeit gibt es keine Alternative. Auf eine Übernachtung verzichtete ich, da die Hotels dort mit über 100€ pro Nacht sehr teuer waren. Anschließend ging es natürlich mal wieder viele Höhenmeter steil bergauf.

    Im Gegensatz zu Ligurien waren hier deutlich mehr andere Wanderer unterwegs. Auf vielen Gipfeln teilte ich mir die Aussicht zusammen mit italienischen Wanderern. Da die Italiener selten Englisch sprechen erfolgten Gespräche mit Händen und Füßen - auch wenn ich vor Beginn meiner Tour ein paar Worte Italienisch gelernt hatte. Zudem sah ich in diesem Abschnitt auch ein paar Pfadfindergruppen, die sich mich sehr großen Rucksäcken die Berge hochschleppten. Südlich von Toskana und Emilia Romagna sah ich sie nicht mehr.

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    Die meisten Nächte zeltete ich wild oder neben verschlossenen Hütten. Einmal sah ich dabei einen ganz besonders imposanten Sonnenuntergang.

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    Immer wieder sah ich Plätze, die wie inoffizielle Zeltwiesen aussahen. Neben flachen Stellen mit plattem Gras gab es auch einige Feuerstellen.

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    Eine Nacht verbrachte ich in einem Rifugio, nachdem ich dort mehrfach angerufen hatte. Interessanterweise sah ich auch neben den Rifugios immer wieder ein paar Zelte stehen. Nach der Nacht im Rifugio passierte ich meine erste Schafsherde. Da diese eingezäunt direkt neben einer Forststraße in Laufweite von zwei Berghütten weidete, machte ich mich zunächst keine Sorgen. Die Herdenschutzhunde entdeckten mich (und ich sie) erst, als ich schon fast an der Herde vorbei war. Bevor ich reagieren konnte, hatte bereits ein Hund zugebissen. Zum Glück traf er nur mein Hosenbein. Geschockt und zitternd machte ich mich auf den Weg. Die weiteren Herden in diesem Abschnitt waren zum Glück weiter weg oder wurden von menschlichen Schäfern begleitet.

    Im Dorf Pracchia nahm ich den Zug und fuhr in die Stadt Pistoia, wo ich ein Ruhetag im Hotel machte. Auf dem Trail selber war es schwer eine Unterkunft zu bekommen, da im August ganz Italien Ferien hat und die meisten Hotels & B&Bs restlos ausgebucht sind. Übrig bleiben nur noch ein paar teure Hotels oder die Städte. Das Hotel weigerte sich meine Wäsche zu waschen. Dies sollte mir in Italien noch häufiger passieren. Zwar gibt es in vielen Ortschaften Wäschereien mit Selbstbedienungswaschmaschinen, doch wenn die Anleitung nur auf Italienisch ist, kann dies tückisch sein.

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    Südlich von Pracchia führt der SI wieder vermehrt durch bewaldete Abschnitte und es sind auch weniger Touristen unterwegs als zuvor. Trotzdem gibt es immer wieder tolle Aussichten, da die Pfade gerne an Hanglagen verlaufen. Die Einkaufsmöglichkeiten nehmen ebenfalls zu, was den Rucksack merklich erleichtert.

    Auch das Wetter wurde angenehmer, gab es doch den ein oder anderen erfrischenden Schauer. Die Gewitter waren jedoch nie gefährlich, da die dichten Buchenwälder einen guten Schutz boten.

    Rund um das Dorf Varghereto, wo ich eine Nacht im sehr empfehlenswerten Astro Camp zeltete, wurde die Landschaft richtig spektakulär. Zwar war die Landschaft immer noch stark bewaldet, doch die grauen Hügel aus feinem grauen Gestein sahen sehr interessant aus. Gesehen habe ich so eine Landschaft sonst noch nirgendwo in Europa.

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    Zumeist hatte ich diese Pracht auch noch für mich alleine. Auch die Berggrate bestanden manchmal aus diesem Gestein.


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    Bocca Trabaria ist eine Passstraße, die bei Motorradfahrern beliebt ist, aber für Wanderer nichts zu bieten hat. Es gibt nicht mal eine Bar oder ein Restaurant. Doch hier endet der Abschnitt in Toskana und Emilia Romagna, denn die Region Marken beginnt dort.

  • Umbrien und Marken


    --> Bocca Trabaria bis San Martino di Acquasanta

    --> 323 Kilometer & 13800 Höhenmeter

    --> 12 1/2 Tage


    Vor meinem Thruhike in Italien habe ich den Namen der Region Umbrien zumindest schon mal gehört, den von Marken aber nicht. :oops: Ab hier folgte der Sentiero Italia nicht mehr anderen bekannten und etablierten Weitwanderwege. Dieser Abschnitt versprach schon allein deshalb abenteuerlicher und wilder zu werden als die beiden bisherigen. Das hat sich auch erfüllt, doch insgesamt hat mich dieser Abschnitt extrem positiv überrascht. Es ist schwer zu sagen, welchen Abschnitt ich am schönsten fand, den alle waren auf ihre Art und Weise schön, doch Marken und Umbrien sind mein Favorit. Doch lest selbst:

    Auch diesmal bewegt sich der Fernwanderweg Sentiero Italia immer wieder zwischen beiden Regionen hin und her. Der erste Tag war wenig spannend, denn es ging den ganzen Tag an einer Forststraße entlang, wo jedoch keine Autos fuhren. Immerhin war es flach und ich kam schnell voran. Am Abend fand ich dafür einen sehr idyllischen Zeltplatz an einer Art Mini-Gipfel in der nähe einer ungenutzten Kirche. Manchmal fand ich die Zeltplätze an Tagen, wo ich nicht damit gerechnet hätte.

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    Schon am nächsten Tag wurde es spannender, denn es ging zuerst hinauf auf den Monte Nerone (1525m). Der Weg bergauf war top gepflegt, das Wetter perfekt zum wandern, doch es war niemand unterwegs. Zwei bewirtschaftete Hütte unterhalb waren jedoch rappelvoll. Kein Wunder: Parkplätze gab es direkt daneben.

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    Bergab ging es ins winzige Bergdörfchen Pieia, wo es nicht mal eine Bar gibt. Der anschließende Weg führte an einem Berghang vorbei, der für mich ein großes landschaftliches Highlight darstellt. Zuerst ging es durch zwei brückenförmige Gesteinsformationen (ital.: Arco), wie ich sie bisher nur in den USA gesehen habe.

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    Der anschließende Hangweg bot weite Aussichten auf die gegenüberliegende Bergkette. Trotz der Jahreszeit August waren manche Bäume richtig stark orange gefärbt, was einen tollen Kontrast zu den übrigen grünen Bäumen ergab. Mein Zelt baute ich an einer kleinen Stelle am Hang auf.

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    In Ligurien und Toskana/Emilia Romagna waren die Wege fast immer sehr gepflegt, in Umbrien und Marken änderte sich dies deutlich. Bevor es hinab ins Dorf Cagli ging, musste ich den Berg Monte Petrano bezwingen. "Bezwingen" im wahrsten Sinne des Wortes, denn der kleine Pfad bergauf wird sehr selten begangen und ist insbesondere in steilen Abschnitten stark überwuchtert - viele Brombeeren machen einem das Wanderleben schwer. Aus der Beschreibung vom SI wusste ich, was auf mich zukommt, und hatte sicherheitshalber alles innen im Rucksack verstaut. Das Foto zeigt den "Wanderweg":

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    Oben gab es als Belohnung eine Pause bei toller Aussicht. Überwachsen waren die Wege häufiger, aber im späteren Verlauf nicht mehr so schlimm. Wenn es sich bei den invasiven Pflanzen nicht um dorniges Gestrüpp handelt, stört es mich weniger.

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    Laut Beschreibung wäre es zwischen Cagli und Cantiano noch schlimmer geworden - in der Beschreibung wird ausdrücklich davor gewarnt den originalen Weg zu begehen. Daher plante ich an meinem Ruhetag eine Alternative ohne Cantiano über den Weg Nr. 260. Dieser Weg war in gutem Zustand, nur manchmal verlor sich die Pfadspur auf den weiten Weideflächen. Schon seit ein paar Tagen waren die Wiesen mit violetten Blumen überwuchert, die zwar schön anzusehen, aber sehr stachelig sind.

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    Auch in diesem Abschnitt führte mich der SI häufig über Wege an Graten oder entlang von Berghängen, was mir persönlich besonders gefällt. Gemeinsam haben beide Arten das Panorama während des Gehens. Hier z.B. mit Rückblick auf ein Kloster.

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    Oder mit Fernblick auf die hohen Berge wie z.B. den Monte Vettore.

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    Anfangs hatte ich aufgrund der teils sehr niedrigen Lage der Dörfer befürchtet, die Temperaturen würden noch heißer werden als in Ligurien. Bewahrheitet hat sich dies überhaupt nicht, es war stattdessen meist angenehm. Häufig war der Himmel bewölkt und ich erlebte einige zum Teil heftige Gewitter. Ein Tag ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, denn es war ein Tag, an dem sogar in den deutschen Medien von heftigen Unwettern in Italien berichtet wurde. Am Abend zuvor war es noch schön, doch schon in der Nacht hatte es gewittert.

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    Auch am Vormittag war es zuerst nur bewölkt und windig. Da der Weg extrem schön war, hatte ich sehr gute Laune. Der Kontrast zwischen den schroffen Felswänden, den grünen Wäldern und den vereinzelten orange gefärbten Bäumen überwältigte mich.

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    Doch dann regnete es so stark, dass Bäume überhaupt keinen Schutz mehr boten, da von deren Stämme Wasserfälle nach unten flossen. Am Boden hatte sich der Pfad in einen Bach verwandelt. Unterstandsmöglichkeiten fand ich leider nicht. Völlig durchnässt lief ich im strömenden Regen weiter. Erst am späten Abend nach zwei weiteren Gewittern klarte der Himmel ein wenig auf.

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    Der anschließende Gratweg war sehr anstrengend zu begehen, da ein sehr starker Wind wehte und die Sicht in den Wolken gleich null war. Im Rückblick sah der Abschnitt spektakulär aus. Erschöpft schlug ich für eine Pause mittags irgendwo im Nirgendwo mein Zelt auf, um etwas Schutz vor der Witterung zu haben. Dann konnte ich zumindest die nasse Kleidung ausziehen.

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    Oftmals führte mich der SI über einsame Bergwiesen, auf denen Pferde oder Kühe weideten. Das Gras war überwiegend gelb gefärbt, was mir persönlich sehr gut gefällt. Seltener war es grün. Andere Wanderer traf ich abgesehen von kleineren Hotspots selten, es war insgesamt sehr einsam.

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    Kulturell haben Marken und Umbrien auch einiges zu bieten, denn es gibt viele Dörfer, die z.B. 2016 durch mehrere heftige Erdbeben völlig zerstört wurden. Bis heute sieht man einiges davon, denn manche Häuser sind immer noch kaputt.

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    Im Dorf Campi wurde ein Fußballplatz in einen Campingplatz umgewandelt, um Besucher anzulocken, den auch Wanderer spontan nutzen können. Die Nacht dort empfand ich als sehr angenehm, gab es doch auch einen Container mit Duschen. Außer mir waren hauptsächlich Jugendgruppen da, die in riesigen Zelten von Decathlon schliefen.

    Wasserquellen gab es reichlich am Wegesrand, auch wenn viele nicht in der Karte eingezeichnet waren. Auch jedes noch so kleine Dörfchen hatte mindestens einen Brunnen.

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    Die Wälder bestanden in Ligurien und Toskana/Emilia Romagna zu einem großen Teil aus Buchenwald. Ab diesem Abschnitt wurde der Baumbestand vielfältiger. Insbesondere Eichenwälder gab es häufig. Manchmal war der Bewuchs so dicht, dass es richtig wie im Dschungel aussah.

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    Ein ganz besonderes Highlight war der Aufstieg zum Monte Vettore, welcher stattliche 2476m hoch ist. Der Tag zuvor war mit 2000 Höhenmetern und 30km weniger anstrengend als ich erwartet hatte, da es weder warm noch steil war. Mäßig ansteigend schraubten sich ein gut gepflegte Wege in die Höhe bis zum Monte Patino. Kurioserweise verfolgte mich den ganzen Aufstieg ein Hund aus dem Dorf. Irgendwann verließ ich wohl sein Territorium und er verfolgte mich dann irgendwann doch nicht mehr. Darüber war ich froh, denn ich wollte schließlich niemandem seinen Hund wegnehmen. Die Aussieht vom Monte Patino wirkt auf mich gar nicht wie das Italien, was ich bisher kannte.

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    Hinter dem touristischen Dorf Casteluccio ging es erneut mäßig ansteigend, bis der Pfad auf einem Grat entlang mit grandiosen Aussichten in alle Richtungen weiter bis zu einem Bivacco ging. Die Wälder hatte ich aufgrund der großen Höhe schon längst zurück gelassen. Auf dem Weg zum Bivacco sah ich zum ersten Mal in meinem Leben Edelweiß. Schon lustig, in den Alpen habe ich diese berühmt berüchtigte Pflanze noch nie erblickt.

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    Erst am nächsten Tag ging es direkt in der Früh hinauf zum Gipfel des Monte Vettore, wo ich die Aussicht ganz alleine genießen konnte. Am Weg bergab strömten mir Heerschaaren an Ausflüglern entgegen, doch die waren zu spät, denn kurz nach meinem Abstieg hüllte sich der Gipfel in Wolken.

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    Dahinter war es nicht mehr sehr weit bis zur nächsten Region, die der SI durchquert.

  • Latium und Abruzzen


    --> San Martino di Acquasanta bis Bivacco Campitelli

    --> 326 Kilometer & 14500 Höhenmeter

    --> 12 1/2 Tage


    Der Beginn dieser Etappe war nass, denn es gewitterte mal wieder. Die Regenmenge war ausreichend um für sehr nasse Wege zu sorgen.

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    Das ist dann immerhin ein Grund sich in der Mittagspause eine Pizza zu gönnen. Wenn es schon mal die Möglichkeit gab, wollte ich diese nutzen. Solche Möglichkeiten gab es nämlich eher selten. Zwar führte der SI durch zahlreiche Dörfer, doch insbesondere Mittags sind viele Lokale geschlossen oder aber sie haben zwar auf, haben es aber nicht nötig, Gäste zu bewirten. Solche Gespräche laufen dann ungefähr so ab:

    Mia sieht eine Ristorante, wo groß das Wort "Pizzeria" zu lesen ist. Daneben befindet sich ein Aushang mit der Speisekarte.

    Mia: "Guten Tag, ich würde gerne eine Pizza essen."

    Kellner: "Nein, Pizza gibt es erst ab 19 Uhr!"

    Mia: "Und Pasta?"

    Kellner: "Erst ab 13 Uhr!"

    Mia schaut auf die Uhr, da es erst 12 Uhr ist, beschließt sie weiterzulaufen. Das alles dann natürlich auf italienisch.


    Auch in den Regionen Abruzzen und Latium bewegt man sich auf dem SI immer wieder zwischen beiden Regionen hin und her. Dabei werden die Berge mit Rang und Namen mitgenommen und man befindet sich immer in einem Nationalpark. Bloß der Name vom Nationalpark ändert sich, man bemerkt es dann an der Beschilderung. Besonders beliebt ist der Corno Grande, welcher mit 2912m der höchste Berg vom Apennin auf dem Festland darstellt. Der Weg bergauf hat es nicht nur von der Anzahl der Höhenmeter in sich. Genussorientierte Wanderer können sich per Seilbahn ca. 600 davon sparen. Der letzte Abschnitt bergauf ist nicht nur sehr steil, sondern auch technisch anspruchsvoll. Es gibt ein paar seilversicherte Stellen und generell ist es mehr eine Kraxelei als wandern. Gut, dass meine Schuhsohlen noch frisch waren. Zusammen mit zahlreichen Ausflüglern kämpfte ich mich den Berg hoch.

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    Am Gipfel soll man eine ganz tolle Aussicht haben. Danke Wolken sah ich nichts davon. Als dann die Luft auf einmal elektrisch geladen war, machte nicht ich mich rasch auf den Weg nach unten. Noch während des ersten Teils vom Abstieg fing es an zu donnern.

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    Der Regen hielt zum Glück nicht lange an und weiter unten war die Aussicht trotz der dunklen Wolken grandios. Ich kam mir vor, wie in den Alpen.

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    Für die Nacht hatte ich mir eine Übernachtung im Rifugio duca degli Abruzzi reserviert und konnte mich erholen. Kurz nach Ankunft gewitterte es erneut. Ein Gewitter reicht in Italien wohl einfach nicht aus. Eine italienische Familie, die dort ebenfalls übernachtete, sorgte für heitere Stimmung.

    Im mittelalterlich wirkenden Dorf Santo Stefano hatte ich mir zwei Nächte in einem B&B mit riesigem Zimmer gemietet. Die Unterkunft hatte sogar eine Küche, doch leider war die Auswahl an Lebensmitteln im örtlichen Dorfladen mehr schlecht als recht. Es gab nicht mal Obst oder Gemüse. Da ich an dem Ruhetag dann auch noch meine kaputte Trekkingstock-Spitze auswechseln musste, bekam ich nur wenig Erholung. Das auswechseln der Spitze gestaltete sich nämlich sehr schwierig. Vorsorglich hat Leki die Spitze so fest montiert, dass wohl nur Meister Proper sie ohne Probleme entfernen kann. Immerhin entging ich einem heftigen Unwetter.

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    Der Weg nach Santo Stefano war zwar überwiegend flach, aber trotzdem anstrengend. Ungefähr eine Millionen Fliegen kreisten stundenlang um mich herum und raubten mir damit den letzten Nerv. Da wäre mir Regen dann doch lieber gewesen...

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    Der Corno Grande war natürlich nicht der einzige hohe Berg, den ich bestieg. Im Prinzip wechselte der Trail immer zwischen Tagen mit sehr vielen Höhenmetern Anstieg und Tagen, an denen es überwiegend bergab ging. Manchmal gab es auch flache Abschnitte wie z.B. zwischen Santo Stefano und Populi. In den tieferen Lagen war die Landschaft stark von der mediterranen Landwirtschaft geprägt.

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    Auch diese eher karge Natur gefiel mir. Die Dörfer (unten: Pacentro) zeigten sich überwiegend sanft in die Natur eingebettet und störten das Landschaftsbild weniger als die Dörfer in Deutschland. Ansonsten ist es mir nämlich lieber, wenn ich vom Berg aus keine Zivilisation sehe.

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    Unterkünfte zu bekommen war immer noch schwierig. Auf meine Anfragen bekam ich, so wie z.B. in Pietracamela, überwiegend Absagen. Pietracamela ist das Dorf, welches ich am Tag des Aufstiegs zum Corno Grande durchquert habe.

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    Hinter Populi ging es rund 2000 Höhenmeter auf gut markierten und schmalen Pfaden bergauf bis zum Monte Rotondo. Ganz einfach war der Weg zwar nicht, aber dafür umso schöner. Es ging an einem schmalen Grat entlang. Solche Gratwege gefallen mit ganz besonders.

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    Genauso wie dieser. Am Gipfel war ich dann mal sogar nicht alleine, denn eine italienische Wandergruppe war auch dort.

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    In einer schön gelegenen Biwakhütte übernachtete ich, bevor es am nächsten Tag hinauf zum Monte Morrone ging.

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    Doch bevor ich zum Monte Morrone lief, sah ich einen Gipfel mit christlichen Statuen neben dem Gipfelkreuz. Diese gefielen mir so sehr, dass ich einfach querfeldein hinauf lief.

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    Wie man sehen kann, hat sich die Optik der Berge im Vergleich zu denen in Marken und Umbrien merklich verändert. Das Gras ist überwiegend grün statt gelb und es gibt häufiger felsige Abschnitte.

    Generell fühlte ich mich oft, als wäre ich "dahoam" in den Alpen, denn optisch könnte ich die nicht immer vom Apeninn unterscheiden. Wie z.B. hier:

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    Grandiose Aussichten waren insbesondere nach langen Anstiegen garantiert, wie z.B. hier mit Blick auf den Lago Campotosto. Die dunklen Wolken kündigten ein (weiteres) Gewitter an und so genoss ich den Ausblick nur kurz. Der Weg bergab zum See war ein richtiger Genuss.

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    In diesem Teil vom Sentiero Italia lernte ich die, wie ich sie nenne, "weglosen Wege" kennen. Diese kommen im südlicheren Verlauf vom SI häufiger vor und zeichnen sich überwiegend durch das das nicht Vorhandensein von einem Pfad aus. Allerdings sind diese meistens sehr gut markiert, wie z.B. in diesem steilen Abstieg durch den Buchenwald.

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    Wenn man von einer Markierung bis zur nächsten läuft, ist die nächste meistens irgendwo in der Ferne erkennbar. Hin und wieder fehlten aber auch die Markierungen, wie z.B. in diesem Abschnitt oberhalb der Baumgrenze. Da hilft dann nur noch GPS. In den Beschreibungen der einzelnen Etappen wird auf den Umstand der fehlenden Markierung oder der fehlenden Wege hingewiesen. Zwar sieht man manchmal "Pfade", doch sollte man es meiden, diesen zu folgen. Fast immer führen sie ins nichts. Öfters mal bin ich ihnen gefolgt und musste mich mit GPS zurück zum Trail navigieren.

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    Manchmal sind die Wege zwar vorhanden, aber mit Pflanzen überwuchert und daher kaum zu erkennen. Wenn es aber nur Farne sind, kommt man trotzdem gut voran.

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    Nicht nur die Wege zu den besonders hohen Gipfeln können anspruchsvoll sein. Manchmal sind es eher die unscheinbaren Wege, die in ein kleines Dorf hinab führen. Bergab nach Cesacastina war der Weg nicht bloß schwer zu erkennen, sondern ich musste auch um steile Felsvorsprünge herum navigieren.

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    Nicht nur fehlende Wege oder Wegmarkierungen können einem das Wanderleben erschweren. Als noch viel nerviger empfand ich die Schafsherden mit ihren mindestens fünf riesigen Herdenschutzhunden. Diese reagieren sehr aggressiv auf alles, was sich auch nur grob in die Nähe ihrer Herde bewegt. Meistens suchte ich mir einen weiten Weg drum herum, wo es nicht selten durch wegloses Gelände ging. Wenn der Schäfer bei der Herde war, war es viel einfacher, denn dieser rief seine Hunde zurück und so konnte ich passieren.


    Auch die Wälder fand ich wieder sehr schön. Aufgrund der hohen Lage gab es einen hohen Anteil an Buchenwald, der von vielen Wegen durchzogen ist. Die suche nach einem Zeltplatz empfand ich im Buchenwald als besonders unkompliziert.

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    Manchmal wachsen die Bäume an interessanten Stellen.

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    Aber die schönsten Zeltplätze fand ich lustigerweise in Regionen, wo die Suche mir schwieriger erschien.

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    Aufgrund des nahenden Herbstes fand ich am Wegesrand einige interessante Pilze.

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    Seltener sah ich auch schöne Blümchen.

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    Zu Beginn der Etappe sah ich einen sehr schönen Wasserfall. Im Vergleich zu den Alpen sieht man diese im Apennin seltener.

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    Am Ende der Etappe, traf ich mit Ulf den ersten anderen Fernwanderer in Italien. Er prophezeite mir, dass er auch der letzte bleiben werde. Wo er recht behielt...

    Erfreut darüber, nach so langer Zeit mal jemanden aus Deutschland zu treffen, mit dem man ein längeres Gespräch führen kann, entschieden wir uns dazu, ein paar Tage gemeinsam zu laufen. Die erste Zeltnacht verbrachten wir nach einem heftigen Gewitter mit Hagel direkt auf dem Wanderweg. Nach dem Gewitter wurde es dann auch wieder gemütlicher. Er war im Gegensatz zu mir weniger ängstlich gegenüber den Herdenschutzhunden und lief einfach mitten durch eine große Herde. Es ging alles gut, aber der Schäfer war auch in der Nähe. Dieser empfahl uns ein nahegelegenes Café. Wir beide freuten uns schon auf einen heißen Kaffee, doch leider war das Café geschlossen. Bevor wir die Region Molise betraten, überquerten wir noch einen idyllischen Pass.

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  • Molise


    --> Bivacco Campitelli bis Campitello Matese

    --> 83 Kilometer & 3400 Höhenmeter

    --> 3 1/2 Tage


    Der Abschnitt in Molise fiel sehr kurz aus, da sich hier der Sentiero Italia in zwei verschiedene Varianten aufgabelt. Eine Variante geht noch ein Stück weiter durch Molise, um sich dann in Apulien fortzusetzen. Ich nahm stattdessen die zweite Variante, die südlich nach Kampanien führt. Die Gabelung findet in der offiziellen Etappe 208 statt.

    Zunächst wanderte ich noch weiter gemeinsam mit dem E1-Wanderer Ulf. Dies war eine nette Abwechslung nach der vielen Einsamkeit in der vorangegangenen Zeit. Doch so ganz passte unser Wanderstil nicht zusammen, im Gegensatz zu mir war er gemütlicher und auch mit etwa 20kg+ ziemlich schwer unterwegs. Da ich aber in der Stadt Isernia einen Ruhetag einlegen wollte und es bis dahin nicht mehr weit war, passte dies ganz gut. So ließen wir es ruhig angehen.

    Molise begann sehr spektakulär mit schmalen abschüssigen Pfaden durch eine imposante Schlucht. Leider sind mir hier nur zweitklassige Fotos gelungen. Währenddessen regnete es.

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    An einem idyllischen See schlugen wir abends unsere Zelt auf und genossen die Ruhe. Die nächsten beiden Tage waren landschaftlich zwar weiterhin durchaus schön, es ging aber vermehrt über Wirtschaftswege und Asphaltstraßen. Diese waren immerhin kaum befahren und es gab genügend Möglichkeiten Lebensmittel und Wasser aufzufüllen. Im Dorf Fornelli wurde Mario, ein in die USA ausgewanderter Italiener auf uns aufmerksam und führte uns durch sein pittoreskes und sehr verwinkeltes Heimatdorf. Das war so ein kleines Highlight am Wegesrand.

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    Eine laue Nacht verbrachten wir auf einem Olivenhain zeltend. Abends wirkte der noch ziemlich verlasse, doch morgens parkte ein Auto in der Nähe. Etwas ängstlich traute ich mich erst aus dem Zelt, als das Auto wieder weg war. Der restliche Weg bis Isernia führte auf Asphalt an zahlreichen landwirtschaftlich genutzten Flächen vorbei. Zwischendrin gab es ein wenig Natur.

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    In Isernia trennten sich unsere Wege wieder und ich verbrachte einen erholsamen Ruhetag in einem B&B. So konnte ich auch mein kürzlich kaputt gegangenes Kindle ersetzen.

    Als ich wieder aus der Stadt raus war, wurde der Weg wieder etwas natürlicher. Am Wegesrand besichtigte ich die Wallfahrtskirche Castelpetroso.

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    Auf dem Weg dahinter waren lauter christliche Szenen mit Statuen nachgestellt.

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    Es ging wieder bergauf ins Gebirge. Juhuu! Da kamen dann auch wieder einige Höhenmeter zusammen. Außer mir war dort natürlich keiner unterwegs. Zwischendrin hörte der Weg einfach auf - um dann ein paar 100m weiter wieder anzufangen.

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    An Roccamandolfi lief ich vorbei, hatte aber einen richtig tollen Zeltplatz mit Blick von oben auf das Dorf. Obwohl es nur unweit davon lag, wirkte der Ort einsam und die Wege dahin wenig begangen. Dank der Bänke konnte ich den Abend mit Komfort genießen.

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    Erneut ging es bei bestem Wetter steil hinauf ins Gebirge und bot tolle Weitblicke. Eine Schafsherde umrundete ich weglos. Auf dem "Weg" um sie herum sah ich ein totes Schaf, was noch ganz "frisch" aussah - kein schöner Anblick. Ob da wohl ein Wolfsrudel gejagt hat?

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    Campitello Matese ist ganz offensichtlich ein im Winter sehr touristischer Skiort - erkennbar an den Skischulen, Skiverleihs, Skihotels etc. Im Sommer war dort außer einer Baustelle gar nichts los.

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    Die Wege in Molise waren abgesehen von den Asphaltabschnitten durchaus schön und führten immer mal wieder durch Wälder.

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    Manchmal waren sie aber auch massiv mit Brombeergestrüpp usw. überwuchert. Sowas ist richtig unangenehm zu gehen und zum Glück sind diese Abschnitte nicht lang. Die Markierungen waren dann aber hervorragend.

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  • Kampanien


    --> Campitello Matese bis Fortino

    --> 352 Kilometer & 16000 Höhenmeter

    --> 15 Tage


    Kurz nachdem ich Kampanien betrat und das Skigebiet hinter mir ließ, verschwand der Weg auch schon. Also musste ich mir mit Komoot den nicht mehr existierenden Weg suchen. Natürlich ging es einen Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder runter. Im Tal befand sich ein schöner See, an dem ich im Anschluss vorbeigehen sollte.

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    Glücklicherweise weideten alle drei Schafsherden gerade nicht auf dem Wanderweg, sodass ich problemlos passieren konnte. Bevor ich Piedimonte Matese erreichte, musste ich erneut einen Berg überqueren. Oberhalb vom Ort fand ich noch einen netten Zeltplatz, doch die vielen Mücken vertrieben mich schnell ins Innere des Zeltes.

    Der Monte Crocella am nächsten Morgen bot eine besonders tolle Aussicht. Da lohnte sich die Pause doppelt.

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    Der Himmel zog leider immer weiter zu und schon bald regnete und gewitterte es. Erst am Abend klarte der Himmel auf. Doch da ich zwar in den späteren Stunden zivilisationsnah aber bloß nahe von zahlreichen Bauernhöfen unterwegs war, gestaltete sich die Zeltplatzsuche schwieriger. Erst auf einem verwaisten Olivenhain fand ich ein Plätzchen, welches am Abend noch ganz idyllisch gewirkt hat.

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    Hätte ich in die Zukunft sehen können, wäre ich stattdessen lieber bis in die nächste Stadt durchgelaufen und hätte mir ein Hotelzimmer gesucht. Denn nachts um 5 Uhr fing es an zu gießen und zu gewittern. Der Boden weichte innerhalb von Sekunden so stark auf, dass meine Heringe nicht mehr hielten. So waren vier von sieben Heringen flogen raus und ich musste das Zelt festhalten, damit es nicht reinregnete. Versuche die Heringe erneut zu befestigen schlugen fehl. Nebenbei packte ich meinen Kram in den Rucksack und machte mich bei strömendem Regen auf den Weg. Der Boden war inzwischen so matschig, dass sich große Klumpen an meinen Schuhen gesammelt hatten. Da auch die Straße weiter unten sehr nass war, wurden meine Schuhe immerhin wieder "sauber". Eine Unterführung, unter die ich durch musste, stand komplett unter Wasser. Bis zu meinen Waden reichte es, als ich durchwatete. Auch die Wege in einem kleinen Waldgebiet vor Telese Terme, waren teils überflutet.

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    In Telese Terme rettete ich mich in eine Bar und buchte mir ein Zimmer für den nächsten Tag. Während ich in der Bar saß, warnte mich meine Wetter-App nachträglich über heftige Unwetter in Italien, die in manchen Orten zu überfluteten Dörfern geführt haben. Es soll teilweise bis zu 400 (!) Liter in 30 Minuten geregnet haben.

    Der Rest des Tages verlief dann vergleichsweise unspektakulär. Es ging mal wieder steil einen Berg hinauf. Im Wald entdeckte ich einen Feuersalamander, der im Gegensatz zu mir das Wetter zu schätzen wusste.

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    Bergab bis zu einem Picknick-Platz, wo auch Zelten erlaubt ist, ging es auch ein Stückchen durch mit Brombeeren zugewucherte Wege.

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    Das schlechte Wetter ging weiter, denn es waren weitere Gewitter und Starkregenfälle vorhergesagt. Doch diesmal boten die großen Eichen einen guten Schutz. Einen weiteren überwucherten Weg kürzte ich über die Asphaltstraße ab.

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    Erst war es noch lange Zeit sehr nebelig, doch dann klarte es auf und die Sonne schien. Dann sieht man auch mal, wie schön es eigentlich ist.

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    Die nächsten Tage in Kampanien wechselten zwischen Sonnenschein und starken Regenfällen hin- und her. An schönen Tagen hatte ich immer wieder grandiose Aussichten. Aufgrund der südlichen Lage, konnte ich inzwischen sogar Inseln in der Ferne erkennen. Oben am Berg wurde es insbesondere wenn es windig war, selbst tagsüber empfindlich kühl. Hinauf auf den Monte Polveracchio lief ich sogar mit Handschuhen.

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    Andere Gipfel boten stattdessen Aussicht auf die umliegenden Buchenwälder, die nun zart anfingen sich zu verfärben.

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    Einen ganz besonderen Aufstieg gab es hinter dem Ort Serino. Der Weg bergauf zum Monte Terminio war nämlich sehr gut markiert, aber völlig weglos. Stattdessen musste ich mich durch hohes Gras und Büsche bergauf kämpfen. Manchmal war der "Weg" zudem sehr steil. Weiter oben wurde ich dafür mit atemberaubenden Szenerien belohnt. Es ist natürlich klar, dass ich da oben abgesehen von ein paar Kühen völlig alleine war.

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    Da die Rifugios inzwischen bereits verschlossen waren, baute ich in Kampanien häufiger mein Zelt daneben auf.

    Auch in den nächsten Tagen waren (mal wieder) heftige Unwetter angekündigt. Vorsichtshalber hatte ich mir diesmal zwei Nächte in einem Hotel in Piaggine gebucht, um abwettern zu können. Aber es kam, wie es kommen musste. Das Unwetter kam bereits früher. Am Tag vorher war es noch angenehm. Da der Weg an dem Tag anspruchslos war, nahm ich noch einen weiteren Gipfel mit. Durch dichten Wald lief ich sanft bergauf, bis ich über felsiges Gelände zum Gipfel des 1465m hohen Monte Puglie aufstieg.

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    Am Abend hatte ich dann großes Glück. Ich hatte mein Zelt vor einem verschlossenen Rifugio aufgestellt, als zwei Hüttenwirtinnen vorbeikamen, da dort am Tag zuvor eine Gruppe übernachtet hatte. So konnte ich die sehr verregnete Nacht im trockenen verbringen. Die letzten 9km bis Piaggine waren am nächsten Tag trotzdem ein Kampf, den die Wege, die teils weder erkennbar noch markiert waren, waren völlig aufgeweicht oder überflutet. Trotz Regenkleidung kam ich völlig durchnässt in Piaggine an.

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    Hinter Piaggine ging es hoch auf den Monte Cervati, wo es zum Schluss weglos hinauf ging.

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    Auch am Tag nach dem Ruhetag blieb das Wetter nicht lange schön. Am Nachmittag fing es erneut an zu regnen. Eigentlich hätte ich noch weiter laufen wollen, doch da ich spontan ein Biwak entdeckte, beendete ich den Wandertag frühzeitig. Am nächsten Tag regnete es nur noch wenig und die Wälder rochen saftig.

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    Die ständigen Regenfälle in Kampanien hatten auch Tage später noch zur Folge, dass insbesondere Forststraßen manchmal sehr matschig waren. Durch die schweren Forstfahrzeuge, hatten sich tiefe Gräben gebildet, in denen sich das Wasser sammelte.

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    Das Dörfchen Senerchia bestand zum Teil aus zerstörten alten Häusern. Doch das eigentliche Hindernis war ein 2m-hoher Bauzaun, den ich überqueren musste.

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    Die Dörfer in Kampanien sahen lieblich gestaltet aus. Mir gefiel das Flair dort sehr. Doch aufgrund der Sprachbarriere gab es selten längere Gespräche. Trotzdem kamen mir die Menschen in Kampanien ganz besonders freundlich vor. In den Dörfern wurde ich immer wieder gefragt, wo ich hingehe und man reagierte mit anerkennenden Gesten.

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    Die Wegmarkierungen waren nicht mehr durchgängig so gut, wie in den bisherigen Bundesländern, aber insbesondere in schwierigen Abschnitten waren sie häufig ausgezeichnet. Selbst wenn die Markierungen fehlten, war dies nie lange. Nach ein paar Kilometern tauchten sie ganz plötzlich wieder auf. Manchmal hat sich jemand richtig Mühe gegeben, wie z.B. hier:

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    In Kampanien fand ich häufiger sehr große Kiefernzapfen. Die gibt es nicht nur in den USA.

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    Die Wege waren überwiegend gepflegt, aber manchmal auch mehr oder weniger überwachsen. Wenn der Bewuchs aus hohem Gras oder Zweigen von Bäumen besteht, störte mich dies nicht so sehr. Die mit Brombeeren oder Ähnlichem überwucherten Abschnitte sind in der Beschreibung angegeben und können teilweise umgangen werden.

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    Es gab auch ein paar Kilometer, die ich auf mehr oder weniger stark befahrenen Asphaltstraßen zurücklegen musste. Diese Abschnitte waren aber meistens nicht mehr als +- 5km lang.

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    Zum Abschluss dieser Etappe gibt es noch ein Foto von einem schönen Sonnenuntergang:

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  • Basilikata


    --> Fortino bis Piano Paudolino

    --> 170 Kilometer & 7980 Höhenmeter

    --> 7 Tage


    Im Bundesland Basilikata, durch welches der Si mit vergleichsweise wenigen Kilometern durchstreift, wurden die Berge nicht kleiner sondern größer. Die Wälder waren nun ganz eindeutig herbstlich verfärbt und die Wanderwege wie gewohnt sehr einsam.

    Der Abschnitt begann gleich am ersten Tag mit der Querung eines Berges, wo reichlich Salbei wuchs.

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    Zuvor musste ich natürlich wieder ein wenig nach dem Weg suchen und zudem an ein paar Schafsherden vorbeikommen. Wenn der Schäfer da ist, war das meist sehr einfach.

    Bevor ich im Dorf Rivello einkaufen konnte, musste ich noch bergab durch eine kleine Schlucht laufen.

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    Die Suche nach einem Zeltplatz war in Basilikata nicht immer ganz einfach, doch ich fand immer ein Plätzchen. Manchmal sogar ein ganz schönen, wie diesen hier:

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    Einmal war die Suche besonders schwer und ich musste direkt auf dem Weg zelten, was aufgrund der vielen Brombeeren am Wegesrand nicht einfach war.

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    In einer kleinen und auf der Karte nicht verzeichneten Kirche wurde mir nicht nur Wasser, sondern auch Lebensmittel gegeben. Ich bekam den Eindruck, die Italiener werden umso freundlicher, umso südlicher ich komme. Wie üblich sind die katholischen Kirchen in Italien kunstvoll gestaltet und manchmal wie z.B. hier werden Heiligtümer aufbewahrt.

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    Die Wanderwege waren vielfältig und überwiegend gut markiert. In den flacheren Passagen ging es auch öfters Mal über Forststraßen und hin- und wieder auch ein paar Kilometer auf Asphalt entlang. Besonders nervig waren solche Forststraßen, die mit schweren Forstgeräten befahren werden, denn diese produzieren tiefe Gräben auf dem Weg. Wenn es geregnet hat, sind diese noch tagelang matschig.

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    Langweilig wurde es nie. Waren die Wege unschwierig, stand auch mal einfach so ein Karussell am Wegesrand. Warum auch immer jemand auf die Idee kommt an solch einem verlassenen Ort ein Fahrgeschäft aufzubauen, bleibt ein Rätsel.

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    Meistens waren die Wege aber in gutem Zustand und zudem naturnah angelegt wie z.B. hier:

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    Es gab aber auch Abschnitte, wo der Weg stark überwachsen war und ich mich genau konzentrieren musste, um mich nicht zu verlaufen. Irritierenderweise wirkt der Weg auf der Karte dann oft ganz einfach, weil dort nur ein einziger Weg eingezeichnet ist, in der Realität es aber mehrere Abzweigungen gibt. Kurzzeitig musste ich sogar ein wenig kraxeln.

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    Die Wälder bestanden überwiegend aus Buchen, die auch mal eine sehr imposante Größe erreichen können, wenn man sie denn lässt.

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    Täglich habe ich viele frei weidende Rinder gesehen. Manche von ihnen hatten imposante Hörner:

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    Auch diese lieblich bewachsene Brücke hat mir sehr gut gefallen:

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    Das Wetter war zwar überwiegend sonnig, aber auf meiner gesamten Reise hatte ich im Bundesland Basilikata die kühlsten Tage und Nächste. Auch war es tagsüber in den höheren Lagen immer windig. In einer Airbnb-Wohnung in Latronico hatte ich mein Paket von Decathlon entgegen genommen, welches eine Zip-Trekkinghose und ein Fleece enthielt. Über meine nun wärmere Kleidung war ich heilfroh, lief ich nun doch fast jeden Tag ein paar Stunden mit langer Hose. Einmal lief ich an einem sonnigen Tag mit blauem Himmel plötzlich für ein paar Minuten durch Nebel.

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    In Basilikata wechseln sich die anspruchsvollen Tage mit Gipfelbesteigungen und vielen Höhenmetern bergauf ab mit einfachen Wandertagen auf flachen Wegen durch Wälder und an Weideflächen vorbei. Alle drei großen Gipfel in diesem Abschnitt waren spektakulär, wenn auch der erste aufgrund des Wetters nicht so wirkte. Denn auf dem Weg hoch zum Monte del Papa auf 2005m war es so nebelig, dass ich nichts sehen konnte. Zudem wehte ein starker Wind.

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    Dafür lichtete sich der Nebel auf dem Weg bergab zu einem verschlossenen Rifugio ein wenig. Die Liftanlagen weisen darauf hin, dass hier im Winter Skibetrieb stattfindet. Zur Skisaison öffnet das Rifugio Cervati dann auch wieder.

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    Der zweite große Gipfel war der Monte Santa Croce mit 1893m. Hier zeigte sich das Wetter dann von seiner (beinahe) besten Seite, auch wenn es kühl und windig war.

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    Der dritte Gipfel Monte Pollino war mit seinen 2220m auch der höchste. Schon am Abend zuvor hatte ich an meinem Zeltplatz eine tolle Aussicht auf den von der Abendsonne angestrahlten Bergbuchenwald.

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    Sobald die Sonne weg war, wurde es empfindlich kalt. Unweit von meinem Zeltplatz fand ich am nächsten Morgen Raureif am Gras und ein paar zugefrorene Pfützen. Nicht ohne Grund suchte ich mir auf der Höhe einen Zeltplatz unter Bäumen. Die ersten Kilometer empfand ich eher als lustwandeln denn als wandern, so sehr gefiel mir die herbstlich bunte Landschaft.

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    Doch irgendwann ging es mal wieder steil hinauf - irgendwie musste ich ja die 2220m auch erklimmen. Der Weg zog sich, doch es hatte sich definitiv gelohnt, denn ich hatte fernen Meerblick zu allen Seiten. Italien ist im Süden sehr schmal, sodass die Luftlinie von einer Küste zur nächsten nicht weit ist.

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    Die Aussichten blieben bis zum Piano Gaudolino, einer namentlich benannten Weidewiese, grandios.

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    Das ist der Blick hinüber ins nächste Bundesland: Kalabrien

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  • Kalabrien


    --> Piano Paudolino bis Reggio Calabria

    --> 572 Kilometer & 15700 Höhenmeter

    --> 19 Tage


    Die ersten Tage in Kalabrien begannen abenteuerlich. Zuerst hatte ich aufgrund der inzwischen kurzen Tage und der langen Siesta der Supermärkte nach meinem Einkauf in Morano Calabro nur noch etwa eine Stunde Zeit um mir noch einen Zeltplatz zu suchen. Lange Zeit war das Gelände im dichten Wald sehr uneben, bis ich bei Sonnenuntergang eine flache Wiese fand, wo ich mein Zelt aufschlagen konnte.

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    Diese Nacht wird mir immer in Erinnerung bleiben, denn nachts hörte ich Wölfe heulen. Am nächsten Morgen sprintete ein Hirsch in den Wald, als ich mein Zelt verlies. Zuvor schien mein Zelt das Tier nicht so gestört zu haben.

    Die Herausforderung des Tages war die Überquerung von einem Stacheldrahtzaun ohne Öffnung. Drüber klettern oder drunter krabbeln war nicht möglich, sodass ich mich außen rum durchs (stachelige) Gebüsch kämpfen musste. Dabei musste ich dann weitere Stacheldrahtzäune überwinden, wo ich immerhin drunter durch krabbeln konnte... In Italien habe ich einen regelrechten Hass auf Stacheldrahtzäune bekommen. Diese sind dort in der Landwirtschaft sehr verbreitet, haben zwar oftmals Tore, doch nicht selten taugen die mehr als Deko, denn als wirkliches Tor. Man könnte meinen, weder Weidetiere noch Menschen sollen durch kommen.

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    Als Belohnung gab es an dem gleichen Tag noch eine sehr schöne Aussicht.

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    Am nächsten Tag sah ich mehrere Rotten Wildschweine, von denen ich manche aus der Ferne in Ruhe beobachten konnte. Der Weg an sich verlief beschaulich durch Wald.

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    Beim Abstieg in die Zivilisation verfolgte mich dann ein Hund, den ich bei einer Herde Kühe und zwei Allradfahrzeugen antraf. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hunden ließ sich dieser streicheln und war gar nicht aggressiv. Doch "mitnehmen" wollte ich den fremden Hund dann doch nicht und machte mir immer wieder Gedanken darüber, wie ich dem Hund "erklären" kann, dass er nicht mitgehen kann. Schließlich gehe ich nicht mehr zurück zu seinem Zuhause. Doch als ich die Asphaltstraße erreichte, verfolgte er mich dann doch nicht mehr.

    Das war für den Tag noch nicht genügend Action, denn zum späten Nachmittag folgte ein Abschnitt auf einem sehr schmalen Pfad im Wald, der steil hinauf zu einem Tafelfelsen führte. Dieser Teil war nur anstrengend, aber ansonsten ok. Der weitere Verlauf war viel schwieriger, denn im Gegensatz zur Beschreibung lagen nicht nur vereinzelte Bäume auf dem Pfad am Steilhang, sondern teilweise der halbe Wald. Da bin ich dann stattdessen auf dem Po runtergerutscht, um auf die andere Seite zu kommen. Das Bild zeigt leider nicht, wie steil der Hang war.

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    Das nächste Abenteuer am Tag darauf war ein tief eingeschnittener Canyon, der durchquert werden musste.

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    Nach etwas Kampf mit Brombeergestrüpp überquerte ich unzählige Male einen Bach, der nach und nach breiter wurde. Dabei musste ich auch eine 2-Meter hohe Stufe erklimmen. Hin und wieder waren hilfreiche Wegmarkierungen angebracht. Aber es gab ohnehin keinen echten Weg, aber auch keine Abzweigung.

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    Als ich es bis zur Forststraße geschafft hatte, hatte das Abenteuer dann kurzzeitig eine Unterbrechung, denn der Weg verlief viele Kilometer lang auf breiten Forststraßen, die hin- und wieder Ausblicke ins Tal gewähren ließen. Da Sonntag war, war ich nicht alleine unterwegs, sondern wurde mehrmals von Motorcross-Fahrern überholt. Jedes Mal, wenn sie mich sahen, beschleunigten sie extra stark und der Motor heulte laut röhrend auf...

    Bevor ich am Abend ein Waldgebiet erreichte, wo ich laut Beschreibung zelten müsse, kam ich an ein paar kleinen malerisch wirkenden Seen vorbei.

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    Das nächste Abenteuer folgte unfreiwillig, denn das Wetter am war am Tag darauf so richtig mies. Anfangs war es bloß nebelig und führte durch den an sich ganz schönen Wald. Dann fing es immer mehr an zu regnen und als der Regen stärker wurde, hielt meine Regenjacke natürlich mal wieder nicht durch. Nach einer halben Stunde war der Bereich unterhalb vom Reißverschluss total durchnässt.

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    An dem Tag sah ich duzende Feuersalamander, denen das Wetter offensichtlich viel besser gefiel als mir.

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    Nachdem es kurz aufgehört hatte, fing es gleich wieder an und der Regen wurde irgendwann extrem. Kurz zuvor war ich an einem Haus mit überdachter Terrasse vorbeigelaufen. Es hätte sich ideal als Unterstand angeboten, wäre nicht der zwei Meter hohe Zaun drumherum gewesen. Innerlich verfluchte ich diesen dämlichen Zaun und lief weiter. Es regnete so stark, dass ich kaum noch etwas sehen konnte. Vergeblich versuchte ich mich unter einem Baum unterzustellen. Die Kühe in der Nähe gesellten sich zu mir und wirkten ziemlich bedröppelt. Hin- und wieder erklang Donnergrollen. Dabei sollte die Gewittersaison doch im Oktober eigentlich schon vorbei sein, könnte man meinen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich auch im November noch von Gewittern begleitet werden sollte. Am Boden unter mir rauschten neu entstandene Bäche ins Tal. Fotos machte ich bei dem Wetter aber keine.

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    Es ging im Regen weiter auf einen Berggipfel mit null Aussicht. Mir wurde trotz Regenjacke kalt und so nutzte ich eine Fast-Regenpause um mir mein Fleece anzuziehen. So war es halbwegs warm. Abends suchte ich mir am Wegesrand einen Zeltplatz im Nebel. Erst am nächsten Tag klarte es langsam auf und ich konnte meine Sachen trocknen. Diesmal folgte der SI immer wieder den Schildern, die auf eine unter der Erde verlaufende Gasleitung hinweisen.

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    Am späten Nachmittag gab es dann noch eine sehr große Schafs- und Ziegenherde, die ich "überwinden" musste. Da sie so groß war, wurde sie von rund 15 Herdenschutzhunden begleitet. Viel hilft viel... In der Ferne hörte ich menschliche Stimmen, doch wollten diese einfach nicht näher kommen. Vorsichtig und langsam näherte ich mich und hob immer wieder drohend einen Stein um die Hunde auf Abstand zu halten. Nach und nach kamen immer mehr von ihnen in meine Richtung. Irgendwann konnte ich dann den Schäfer herbeirufen, der mir dabei half unverletzt vorbei zu kommen.

    Bis Piano Lago musste ich noch sechs Kilometer am Rand einer Schnellstraße laufen. Zwischen dort und Pedace ist im SI eine Fahrt mit einer alten Schmalspurbahn enthalten. Da diese aber auch bis Cosenza fährt, fuhr ich erst dorthin und verbrachte einen Pausentag in einem B&B.

  • Als ich durch den vergleichsweise langen Abschnitt Kalabrien lief, war es bereits Oktober und somit auch oftmals nicht mehr so warm. Die Nächte waren aber meistens angenehmer als noch in Basilikata. Anfangs war das Wetter noch sehr wechselhaft, mit viel Regen. Zum Schluss hin hatte ich das Glück eine dreiwöchige Schönwetterperiode erwischt zu haben, die mich auch noch auf Sizilien begleitete.

    Diese machte das Wandern angenehmer. Sowieso verliefen die nächsten Tage beschaulicher als bisher. Die Höhenmeter wurden etwas weniger und die Wege waren überwiegend breit und einfach zu begehen. Zwischendurch fand ich das ganz angenehm und erholsam. Durch die späte Zeit im Jahr waren die Wälder an vielen Stellen wunderschön gelb und die Sonne angenehm mild.

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    Wenn ich die Möglichkeit hatte, den Wald von außen zu überblicken, sah es ganz besonders toll aus. Etwa wenn ich Wiesenflächen überquerte, die vom Wald umschlossen waren.

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    Ganz besonders gut gefallen hat mir in dieser Hinsicht das Val di Tacina:

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    Auch kurz dahinter blieb es malerisch schön, auch wenn die Wiesen morgens noch mit Reif überzogen waren. Oft flossen am Wegesrand Bäche mit klarem Wasser.

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    Aufgrund der einfachen Wege schaffte ich auch mehr Kilometer pro Tag als zuvor. Hatte ich zuvor etwa 25-30 Kilometer pro Tag geschafft, waren es nun +- 35.

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    In den tieferen Lagen wuchsen viele Esskastanien, im Oktober lag manchmal der ganze Weg voll damit.

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    Die Berge in Kalabrien sind nicht mehr ganz so hoch, wie die in Basilikata, trotzdem lief ich im Norden noch an ein Skigebiet vorbei. Aufgrund des dichten Waldes gab es zwar weniger Ausblicke als bisher aus dem SI, aber trotzdem genügend.

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    Oftmals waren die Wege breit, manchmal auch schmal, aber immer gut erkennbar.

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    Die üblichen kurzen Brombeereinlagen dürfen natürlich nicht fehlen:

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    Die sehr gute Wegmarkierung in Kalabrien sticht positiv hervor. Manchmal war gefühlt jeder zweite Baum markiert. Da haben sich die Wegewarte richtig Mühe gegeben. Verlaufen kann man sich auf dem SI in Kalabrien kaum.

    Am Wegesrand konnte ich viele hübsche sowie außergewöhnliche Pilze bewundern.

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  • Zeltplätze fand ich oft im Wald, der in Kalabrien überwiegend aus Buchen oder Esskastanien besteht.

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    Einmal fand ich einen ganz besonders tollen Platz, denn ich fand abseits vom Weg einen verlassenen Obstgarten. Da die meisten Früchte bereits reif waren, konnte ich mich an dem süßen Obst statt essen. Schmeckte auch irgendwie viel besser als die Ware aus dem Supermarkt.

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    Am Ufer vom Lago Arvo war es sehr touristisch, da fuhr doch tatsächlich eine Bimmelbahn extra für Touristen durch die Gegend. Von der Bahn aus winkte mir Minnie-Maus zu... Abends konnte ich ganz alleine einen atemberaubenden Sonnenuntergang beobachten, bevor ich mich ins Zelt verkroch.

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    Vor Tiriolo wurde der Weg zwischendurch etwas ruppiger, aber auch besonders schön. Solche Pfade am Grat entlang gefallen mir besonders gut, auch wenn ich da langsamer unterwegs bin. Aufgrund der vielen Wolken checkte ich zwischendurch die Wetterapp, doch es war kein Regen vorhergesagt.

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    Hinter Tiriolo wartete eine nervige Herausforderung auf mich: 40 Kilometer Asphaltstraße, immer in der Nähe der Zivilisation.

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    Dies war einer der blödesten Abschnitte am ganzen Trail, mag ich das Wandern in der Nähe der Zivilisation doch gar nicht. Erst Recht nicht auf Asphaltstraßen. Um mir diesen Abschnitt zu erleichtern, hatte ich die Idee von Unterkunft zu Unterkunft zu laufen. Doch der Plan scheiterte, da ich keine Unterkünfte finden konnte. Die Gegend schien nicht touristisch zu sein. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz war sehr herausfordernd, war doch nirgends ein verstecktes Plätzchen zu finden. Zwar lief ich an ein paar kleinen Olivenhainen vorbei, doch war der Boden überall uneben. Verflixt! Doch dann fand ich doch noch was, nämlich ein altes offenes Haus. Dort legte ich mich mit meinem Quilt und Isomatte auf den Boden. Als ich den Asphalt-Abschnitt erfolgreich bewältigt hatte, war ich froh.

    Hinter dem Ort Serra San Bruno, wo ich einen weiteren Ruhetag einlegte, ging es erneut durch dichten Wald im Aspromonate Nationalpark. Der Nationalpark ist reich an Quellen, so musste ich nur wenig Wasser mitführen. Mit leichterem Rucksack lief es sich dann auch besser.

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    Auf meinem Weg führte es mich durch das laut Beschreibung verlassene Örtchen Villagio Limina. Vor Ort stellte sich heraus, dass dort inzwischen wieder jemand wohnt. Padre Damiano lebt dort zusammen mit einem Kater und lud mich zum Essen ein. Ich freute mich sehr über diese große Gastfreundschaft und wir unterhielten uns auf Italienisch und mit Händen und Füßen. Am Abend musste ich dann noch einen Hund verscheuchen, der ein Loch ins Moskitonetz von meinem Zelt gebissen hatte, um an meine Kekse zu kommen.

    Weit war es nun nicht mehr bis Reggio Calabria. Die Wege blieben schön und einfach. Ein Highlight war eine hölzerne Brücke, die über einen Bach gebaut war.

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    Erst beim Abstieg nach Reggio Calabria wurde die Landschaft wirklich mediterran. Die Vegetation war karg und niedrig, der Sonnenschein wirkte gleich eine Nummer kräftiger. In der Ferne konnte ich die Insel Sizilien erblicken.

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    Beständig ging es bergab, bis der Pfad in der großen Stadt Reggio Calabria mündete. Hier musste ich dann nur noch die restlichen Kilometer bis zum Monument an der Promenade am Mittelmeer zurücklegen. Geschafft!

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    Anschließend ging es mit der Bahn in einen anderen Stadtteil, wo ich eine Unterkunft gebucht hatte. Auf dem Weg dahin musste ich noch ein paar extra Kilometer laufen, da sich die Tür an der gewünschten Haltestelle nicht öffnen ließ. :evil:

    Am nächsten Tag ging es mit der Fähre nach Sizilien.

  • Sizilien


    --> Messina bis Trapani

    --> 631 Kilometer & 22000 Höhenmeter

    --> 24 Tage


    Ich fuhr mit der Fähre von Villa San Giovanni nach Messina. Die Überfahrt dauert bloß etwa 30 Minuten und das Ticket kann man direkt am Fährhafen kaufen. Da die Fähre aber nicht direkt am Startpunkt vom Trail ankommt, musste ich ein paar zusätzliche Kilometer durch die lebhafte Stadt laufen. Im Vergleich zum Festland war es überraschend warm - zu warm für meinen Geschmack. Nachdem ich die Stadt so langsam hinter mit gelassen hatte, ging es wieder zurück in die Natur. Durch einen mediterranen Wald mit Korkeichen und Eukalyptus-Bäumen ging es bergauf. In der Ferne konnte ich nun das Festland sehen.

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    Nach einer kurzen Passage auf Asphalt folgte ein weiteres Waldgebiet. Hier war ich dann auch wieder alleine. An dem ersten Tag auf Sizilien ging es über 1000hm bergauf. Oben war es zwar immer noch warm, aber schon deutlich angenehmer. Selbst am Abend war es draußen angenehm. Auf dem Festland war es mir an vielen Tagen inzwischen bereits abends zu kühl um draußen zu sitzen.

    Am nächsten Morgen lief ich früh los und wurde mit einem grandiosen Sonnenaufgang belohnt, als ich auf dem Weg zur Wallfahrtskirche Dinnamare war. Von dort war der Ausblick sehr schön.

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    Da es wenige Wasserquellen gab, musste ich in den ersten Tagen jeweils 3-3,5 Liter tragen. Doch hin- und wieder fand ich sogar eine Wasserquelle, die in der offiziellen Beschreibung nicht erwähnt wurde. Hinter Dinnamare ging es viele Stunden oben an einem breiten Weg entlang, wo auch PKWs fahren können. Vereinzelt sah ich auch welche.

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    Zwischendurch kam ich an mehreren Ziegen- und Schafsherden vorbei. Es war toll diesmal völlig unbesorgt an den Herden vorbeizulaufen, da sie nicht von Hunden begleitet wurden. Ich nahm den Umweg zum Gipfel Monte Scuderi, welchen man auch auslassen kann, und stieg zu dem flachen Gipfelplateau hoch. Um weniger schleppen zu müssen, ließ ich meinen Rucksack etwa zwei Kilometer weiter unten liegen.

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    Die abendliche Zeltplatzsuche gestaltete sich schwierig, da ich einfach keinen flachen Platz ohne Steine finden konnte. Erst kurz vor Sonnenuntergang fand ich ein Fleckchen Gras, wo mein Zelt gerade so hineinpasste.

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    Der nächste Wandertag wäre ähnlich weitergegangen, doch ich konnte die schöne Landschaft nicht genießen, da ich ziemlich früh ein Schaf, welches sich in einem Stacheldrahtzaun eingewickelt hatte, gesehen habe. Ich versuchte das arme Tier zu befreien, doch es gelang mir nicht. Verzweifelt versuchte ich auf meinem weiteren Weg Hilfe für das Tier zu finden, doch ich fand einfach keine anderen Menschen. Erst etwas später begegnete mir eine Gruppe Motorradfahrer, denen ich die Situation mit meinen mangelhaften Italienischkenntnissen schildern konnte.

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    Die Nacht wollte ich eigentlich auf einem Campingplatz verbringen. Sicherheitshalber hatte ich vorher eine E-Mail geschrieben, doch als ich dort ankam, stand ich vor einem 2-Meter hohen Zahn. Ich fand einen Weg nach innen und suchte das Gelände ab. Dort fand ich tatsächlich jemanden, der den Chef informierte. Dieser hatte meine E-Mail nicht gelesen, doch die Übernachtung klappte. Ich konnte sogar ein eigenes kleines Zimmer beziehen!

    Der nächste Tag versprach besonders herausfordernd zu werden: Der Pfad hinauf und hinab nach Novara Sicilia sollte teilweise völlig zerstört sein. So war es im Aufstieg auch, doch es war nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Vor einiger Zeit muss es gebrannt haben und die Vegetation war somit ausgedünnt.

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    Nachdem ich meinen Proviant aufgefüllt hatte, ging es auf einer langen Forststraße weiter, bis ich das Reservat Malabotta erreicht hatte. Auf dem Weg dahin traf ich auf zwei Fahrradreisende, mit denen ich meine Mittagspause verbrachte. In dem kleinen Waldgebiet Malabotta wachsen stattliche jahrhundertealte Eichen. Am Abend fand ich einen überaus idyllischen Zeltplatz neben einer alten Picknick-Bank zwischen drei riesigen Linden.

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    In den nächsten Tagen umrundete ich den Monte Etna, ein richtiges Highlight auf Sizilien, auf welches ich mich schon lange gefreut hatte. Nachdem ich in Mojo Alcantara erneut eingekauft habe, stieg ich 1400hm auf sehr gepflegten Wanderwegen hoch.

    Oben hatte ich irgendwann die Baumgrenze erreicht und konnte nun zum ersten Mal die unfassbar riesigen Lavafelder rund um den Ätna sehen. Auf diesen ging es weiter bis zu einem sehr großen Parkplatz. In der Nähe des Parkplatzes waren natürlich ganz besonders viele Menschen unterwegs.

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    Eigentlich hätte ich in einer Biwak-Hütte übernachten wollen, doch irgendwie muss ich an ihr vorbeigelaufen sein. Also zeltete ich mal wieder im Wald. Am nächsten Tag hatte ich nur einen kurzen Weg nach Zafferana Etnea vor, der landschaftlich aber alles bisherige überboten hat. In den frühen Morgenstunden leuchteten die gelben Blätter der Birken so richtig im Licht der Morgensonne und boten einen eindrucksvollen Kontrast zum schwarzen Lavasand. Das weiße ich Reif - es wird auf dieser Höhe nachts ziemlich kalt.

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    Zwischendurch hatte ich immer wieder tolle Blicke auf den dampfenden Monte Etna.

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    Ansonsten verlief der Weg immer wieder im Wald.

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    In Zafferana Etnea hatte ich mir eine Unterkunft gebucht und erholte ich den Rest des Tages von der Wanderung. Am Tag darauf wurde der Weg erneut nicht bloß steil, sondern auch anspruchsvoll. Diesmal war der Weg zwar gut markiert, aber teilweise musste ich mit allen Vieren hochklettern.

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    An der Passstraße bei Nicolosi, einer Touristenhochburg unterhalb vom Ätna, kam ich raus und blieb nicht allzu lange. Wie befürchtet war es dort sehr touristisch - ein Souvenirshop reihte sich an den nächsten und dazwischen liefen die Menschenmassen umher. Diesmal fand ich am späten Nachmittag die gesuchte Biwak-Hütte und wärmte mich am Abend an dem Kaminfeuer auf.

    Auch am Tag darauf, dem letzten Tag der Umrundung, zierten leuchtend gelbe Birken den Weg.

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    In der Stadt Randazzo musste ich einen ziemlichen Umweg laufen um zum Supermarkt zu kommen. Immerhin gab es dort einen Lidl! Anschließend ging es natürlich mal wieder bergauf ins Waldreservat Santa Maria del Bosco. Laut Wettervorhersage sollte die inzwischen seit drei Wochen andauernde Schönwetter-Periode nun tatsächlich ein Ende haben. In dem Waldreservat gibt es eine ganz tolle Biwak-Hütte. Die Forstarbeiter haben mich hochlaufen sehen und freundlicherweise schon mal den Ofen angeheizt. Beide waren sehr kontaktfreudig und unterhielten sich länger mit mir, während sie auf den Feierabend warteten. Einer konnte ganz gut Englisch und der andere sprach sogar etwas deutsch. Nur mit dem Ofen haben sie es etwas zu gut gemeint: es war so warm in der Hütte, dass ich nachts kaum einschlafen konnte.

    In der Nacht gewitterte und regnete es in Strömen. Am nächsten Morgen war es in den ersten Stunden noch trocken und ich konnte den wunderschönen Wald bewundern. Dieses Waldgebiet empfand ich als das schönste auf Sizilien.

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    Weiter ging es an zahlreichen Bauernhöfen mit großen Weideflächen vorbei.

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    Es ging in den Parco dei Nebrodi, dem großten Waldgebiet auf Sizilien. Noch hielt sich das Wetter, doch am Vormittag fing es an zu regnen. Es hörte kaum noch auf, erst am Abend wurde es kurzzeitig etwas besser. Laut Wetter-App sollte am nächsten Tag weiterregnen. Na super... Wenn es in Italien regnen, dann meist so richtig. Abends kam ich an einen sehr schönen See vorbei, in dessen Nähe ich mein Zelt aufstellte. Da ich Sichtschutz haben wollte, verzichtete ich auf den Ausblick. Es regnete eh die ganze Nacht...

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    Am nächsten Morgen war ich schon nach weniger als 30 Minuten durchnässt - toll, wenn der Reißverschluss der Regenjacke Wasser durchlässt. :evil: Die kleinen Rinnsäle sind in der Nacht zu größeren Bächen angeschwollen, die ich nur noch nassen Fußes furten konnte. Immerhin sahen sie schön aus. Ganz besonders dieser hier:

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    Ansonsten hatte ich an dem Tag dank des dichten Nebels keine Aussicht. Die Wege waren gut zu gehen und ich kam zwar relativ flott voran, wollte den Wandertag aber trotzdem zeitig beenden, da ich es für Pausen als zu kühl und zu nass empfand. Die einzige Pause machte ich in einem Luxushotel an einer Passstraße. Das ist die einzige Unterkunft, die in dieser Passage am Weg zu finden ist. Zum übernachten bevorzugte ich aber das Zelt, welches ich diesmal bereits um halb vier aufstellte. Es regnete durchgängig.

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    Wie am Vortag schon, sah ich im Nebrodi-Wald eine ganze Menge schwarzer Schweine. Diese Art lebt hier in großer Anzahl und wird von den Einheimischen auch als Delikatesse angesehen.

    Im Dorf Gangi, welches auf einem kleinen Berg erbaut wurde, hatte ich meinen ersten und einzigen Ruhetag auf Sizilien. Der Weg dorthin zog sich aber, denn es ging viele Kilometer an einem Windpark und an Ackerflächen vorbei.

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    Gangi empfand ich als das hübscheste Dorf, welches ich auf Sizilien besucht habe. Die Häuser sind im mittelalterlichen Stil erbaut und alles ist typisch italienisch sehr verwinkelt. Und die katholische Kirche darf natürlich auch nicht fehlen. Dort erwartete mich ein Highlight der besonderen Art: ich wurde von einer einheimischen Familie zum Essen eingeladen. Eine in vieler Hinsicht sehr angenehme Erfahrung.

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    Hinter Gangi ging es zunächst an weiteren Ackerflächen vorbei, bis ich endlich den Madonie-Nationalpark erreichte. Vor meiner Wanderung durch Sizilien hatte ich noch nie etwas von diesem Nationalpark gehört, schade eigentlich. Dieses Gebiet eignet sich super zum wandern und zudem habe ich sehr viele wilde Hirsche gesehen.

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    Insbesondere die herbstlichen Buchen gefielen mir mehr als gut:

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    Das Wetter war zwischenzeitlich auch wieder angenehmer, auch wenn auf der Höhe die Abende doch etwas frisch waren. Bergab ging es ins Dorf Scillato, in welchem ich eine Unterkunft gebucht hatte. Die meisten Nächte auf meiner Wanderung verbrachte ich im Zelt, doch das wilde Zelten wurde auf Sizilien schwieriger und bedarf einer besseren Vorausplanung als auf dem Festland. Im ersten Teil bis incl. dem Nebrodi-Park war es meistens gut möglich, einen Zeltplatz zu finden. Dahinter wurden die Waldgebiete seltener und die zivilisierten Gebiete häufiger. Zum Glück gibt es auf Sizilien in vielen Dörfen und Städten günstige Unterkünfte, sodass dies zumindest finanziell kein Problem darstellt. Und der Komfort einer warmen Dusche nach einem anstrengenden Wandertag ist auch nicht zu verachten.

    Hinter Scillato ging es teils auf Wanderwegen, teils auf Straßen bis ins Dorf Sclafani Bagni. Das Highlight erwartete mich unterhalb auf einem etwas zugewachsenen Wanderweg: Dort gibt es eine (kostenlose) heiße Quelle, direkt am Wegesrand. Natürlich verbrachte ich dort eine ausgiebige Pause von mehr als einer Stunde. Obwohl Wochenende war, blieb ich alleine.

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    Die Nacht daraufhin verbrachte ich somit halbwegs sauber in meinem Zelt, an einer Stelle, die ich mir vorher auf der Karte ausgesucht hatte. Nachts wurde ich dann noch von einem (zum Glück) harmlosen Gewitter überrascht.

    Die beiden Tage danach waren landschaftlich wenig spektakulär, es ging überwiegend an Ackerflächen vorbei. Mir persönlich gefällt dies nicht so sehr, da ich nackte Ackerflächen ziemlich unschön finde. Die Wege waren zudem abschnittsweise matschig. Mit jedem Schritt sank ich ein bisschen in den Erdboden ein.

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    Zudem musste ich unzählige Weidegatter öffnen und wieder schließend. Leider sind die Weidegatter auf Sizilien vielerorts nicht sehr benutzerfreundlich, da sie sich teilweise nur schwer oder gar nicht öffnen lassen.

    Zwischendurch wurde der Weg für ein paar Kilometer aber wieder ganz schön.

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    Bevor ich das Dorf Piana degli Albanesi erreichte, durchquerte ich den letzten größeren Wald. Dort gefiel mir das Wandern gleich viel besser als zuvor. Wenn es den halben Tag nur an Ackerflächen vorbei geht, sinkt meine Stimmung doch ein bisschen ab. Die Luft im Wald ist feucht und würzig und die Natur belebt irgendwie doch mehr als die Zivilisation.

    Hinter Piana degli Albanesi musste ich zu einem Pass hochlaufen, wo die Natur überraschend wild wirkte. In der Steinhütte hätte ich sogar schlafen können... Doch auch aufgrund der kurzen Tage in Verbindung mit der langen Siesta der Supermärkte, ging ich auf Nummer sicher und hatte in einer Unterkunft übernachtet.

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    Die ersten Stunden ging es immer mal wieder bergauf und dann wieder bergab durch schöne Natur mit kargen Bewuchs, die ich sehr genoss.

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    Im Anschluss hatte ich eine lange Passage auf Wirtschaftsstraßen bis in die Stadt Alcamo vor mir. Die Strecke war einfach und langweilig, sodass ich immerhin Strecke machen konnte und die 38,5km des Wandertages hinter mich bringen konnte.

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    In Alcamo angekommen legte ich noch einen drauf und lief noch einen Umweg zum Lidl. Der macht nämlich keine Siesta!

    Hinter der Stadt Alcamo wartete noch ein tolles Highlight auf mich, denn es gab ganz in der Nähe die heißen Quellen von Segesta, denen ich einen Besuch abstattete. Um dorthin zu gelangen musste ich einen Bach überqueren, der mir bis zu den Knien ging. Der Aufwand hatte sich aber gelohnt, denn das Becken mit dem schwefelhaltigen Wasser war richtig schön heiß und sehr angenehm. Blöderweise vergaß ich ein Foto davon zu machen...:oops:

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    Bevor ich im Dorf Calafafimi ankam, durchquerte ich ein kleines Waldgebiet. Die Ferienwohnung in Calatafimi gefiel mir extrem gut, so lieblich wie sie eingerichtet war.

    In der Nacht und am nächsten Morgen goss es in Strömen. Eigentlich hätte ich mir an dem Tag den am Wegesrand befindlichen Tempel von Segesta anschauen wollen, aber da hätte man Eintritt bezahlen müssen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte sich das wahrscheinlich gelohnt, aber bloß für einen Foto-Stop hatte ich keine Lust darauf. Denn an diesem Tag wollte ich meine letzte Nacht im Zelt verbringen, was aber nur mit einem gewissen Aufwand bei der Suche möglich war. Zuvor ging es erneut an zahlreichen Ackerflächen entlang. Die konnte ich inzwischen nicht mehr sehen.

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    Erst in der Nähe von Visicari wurde die Landschaft und die Natur wieder ansprechender, hier wollte ich auch meinen Zeltplatz suchen.

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    Auf dem Foto sieht das noch ziemlich einfach aus, doch der Boden ist dort uneben und zudem wachsen dort viele stachelige Pflanzen. Irgendwann fand ich dann doch noch ein geeignetes Plätzchen.

    Am nächsten Tag stand der Besuch des Zingaro-Naturreservat an. Dies ist eines der wenigen Gebiete, wo man in Italien Eintritt bezahlen muss. Der Sentiero Italia nimmt hier den Pfad, der oben am Hang entlang führt und somit viele grandiose Ausblicke ermöglicht. Auffällig ist die karge Vegetation. Mir hat dieser Abschnitt sehr gut gefallen.

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    Am Ende des Naturreservats ging es bergab in Richtung dem Dorf Macari. Dieses durchquerte ich bis zur Küste und bezog das Tiny-House in Casteluzzo, welches ich mir für die Nacht gemietet hatte. Eine sehr gute Wahl!

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    An meinem vorletzten Wandertag wurde es noch mal so richtig regnerisch und gewittrig. Mehrere Stunden lang blitzte und donnerte es immer wieder. Trotzdem genoss ich den Wandertag sehr, denn es ging durch das Naturreservat Monte Cofano, welches meiner Meinung nach genauso schön ist, wie das beliebte Zingaro-Reservat.

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    In Custonaci machte ich einen Umweg zum Supermarkt und saß einen weiteren heftigen Regenguss in einer Bar aus. Am Nachmittag stand nur noch der steile Anstieg hoch nach Erice an.

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    Bereits in der Dämmerung kam ich in dem auf einem Berg gelegenen Ort an und konnte mein Ferienhaus (ja, richtig) beziehen. Vom Fenster aus sah ich in der Ferne weitere Blitze am Himmel zucken. Und da könnte man meinen, Ende November sollte die Gewittersaison vorbei sein...

    Am letzten Tag standen mir bloß noch 10,5km bergab zur Promenade nach Trapani bevor. Schon von weitem konnte ich mein Ziel erkennen.

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    Als ich in der großen und lauten Stadt angekommen war, beeilte ich mich zum Ziel zu kommen. Doch am Ende des Trails befand sich nichts außer dem Mittelmeer. Kein Monument, keine Statue, nichts. Irgendwie enttäuschend. So setzte ich mich alleine auf eine Bank und aß eine Pizza.

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    Es war ein komisches Gefühl nach einer solch langen Wanderung am Zielort angekommen zu sein. Nun hieß es den Heimweg antreten. Mit Bahn und Fähre ging es in den nächsten Tagen zurück nach Deutschland. Zuhause vermisste ich schon sehr bald die beeindruckende Natur und die angenehm milden Temperaturen.

  • Auch von mir vielen Dank - wir werden jetzt Ende Oktober mal ein Stück rein schnuppern, Einstieg in den Ausläufern Liguriens (Passo Cento Croci).
    Wenn ich hier mal so reinfragen darf - wie war es denn mit Zecken auf dem SI?
    Und - hast Du verlässliche gpx tracks irgendwo auch länger zusammenhängend gefunden? auf der vasentiero Seite gibt's die ja nur Etappenweise - und die CAI-Seite ist ein besonders unübersichtliches Exemplar, über deren nur auf dem Papier existenten Englisch-Modus wir mal besser nicht sprechen ^^

    Danke

    "Not all those who wander are lost"

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