12 Tage Saarlandrundwanderweg im August 2024

  • Bereits 2022 auf meinem Thruhike des Nord Süd Trails und auch dieses Jahr auf meiner Osterwanderung auf dem Bliessteig hat mir das Saarland als Wanderregion einfach extrem gut gefallen. Und da ich im Sommer viel Zeit zum Wandern hatte, dachte ich mir, ich laufe einen Weg, der schon länger auf meiner Liste steht. Der Saarlandrundwanderweg ist ein offiziell 273 km langer Rundwanderweg, der einmal, immer innerhalb entlang der Grenze, das Saarland umkreist. Zusätzlich gibt es noch drei optionale Schleifen (Bliesgauschleife 60 km, St. Wendeler Schleife 25,5 km, Moselgauschleife 42 km), die ich zeitlich leider nicht laufen konnte. Der offizielle GPX-Track hat dabei allerdings schon 300 km und 6624 hm. Leider ist der Weg sehr unbekannt und wirklich viele Informationen lassen sich auch Online nicht finden. Das hat aber auch meine Vorbereitung recht einfach gehalten, da es eben nicht viel zum Recherchieren gab. Über OsmAnd habe ich lediglich geschaut, ob es auf dem Weg genügend Schutzhütten gibt, da ich eigentlich immer in diesen schlafe. Und zumindest für den nördlichen Teil des Wegs konnte ich auf die Ressourcen Karte vom NST zurückgreifen, da der Weg dort die meiste Zeit mit dem NST und somit natürlich auch mit Saar-Hunsrück-Steig parallel verläuft. So oder so, hatte ich für die Strecke maximal 13 Tage Zeit. Hier möchte ich nun nochmals die einzelnen Wandertage beschreiben.

    Tag 1: Mettlach bis Scheiden
    Nachdem ich noch Besorgungen in Bonn machen musste, die DB eine Verspätung von fast einer Stunde hatte und ich mir in Mettlach (Laufrichtung im Uhrzeigersinn), meinem gewähltem Startpunkt noch ein Mittagessen gekauft hatte, startete ich erst richtig um 16:00 auf den Trail.

    Von Mettlach bis zum Hunnenring, einer keltischen Ringfestung bei Nonnweiler verläuft der Weg überwiegend parallel mit dem Saar-Hunsrück-Steig und somit auch mit dem NST. Es war total schön, wieder zurück auf dem Weg zu sein. An manche Abschnitte des Wegs konnte ich mich noch gut erinnern, andere hatte ich offensichtlich vergessen. Aber alle hatten gemein, dass es einfach schöne Wege waren. Zunächst ging es steil aus Mettlach auf tollen Singletrails heraus. Und so sollte es fast den ganzen Tag bleiben. Wenn der Weg nicht über schmale Trails in engen Bachtälern führte, dann lief ich oben auf den Hügeln auf etwas breiteren Wegen, die dafür wunderschöne Fernsichten boten.


    Nicht so schön war hingegen die Beschilderung des Weges. Die war hier nämlich so gut wie gar nicht vorhanden. In Mettlach stand noch ein Schild, man solle einfach dem Saar-Hunsrück-Steig folgen bis zu einem gewissen Aussichtspunkt (Name schon wieder vergessen), doch auch danach waren keine Schilder zu entdecken. Nur ganz vereinzelt habe ich Wegweiser gesehen, die aber meistens einen anderen Wegverlauf anzeigen. Der Weg wurde also dem Anschein nach überarbeitet, aber noch nicht entsprechend markiert.

    Mein anvisiertes Tagesziel war die Schutzhütte beim Rehbrunnen, einer Trailmagic-Station des Saar-Hunsrück-Steigs nahe dem Ort Scheiden. Dort wollte ich unbedingt hin, um mir Abends noch ein kühles Bier genehmigen zu können. Die Strecke powerte ich mehr oder weniger am Stück durch, da ich erst so spät losgekommen war. Aber eigentlich wollte ich genau das nicht so auf dieser Wanderung machen. Der Genuss sollte im Vordergrund stehen. Nur dumpf die Strecke runterreißen hatte ich in letzter Zeit oft genug gemacht. Das soll sich für die nächsten Tage auf jeden Fall ändern!

    An der Hütte gab's dann den Supergau. Ich hatte mein Feuerzeug vergessen und mein Ersatzfeuerzeug am Montag aus dem Rucksack genommen und nicht wieder zurückgesteckt. So blieb die Küche kalt und ich musste eine Asiasuppe coldsoaken...nicht wirklich zu empfehlen. Für den nächsten Tag stand also an, ein neues Feuerzeug zu besorgen. Dafür gab es dann statt nur einem Bier, direkt noch ein Radler und ein zweites Bier hinterher. So schlief doch recht schnell ein...

  • Tag 2 Scheiden bis Otzenhausen

    Die Nacht in der Hütte war super, aber schon früh gegen 6:00 vorbei. Also aufstehen und frühstücken. Natürlich hatte ich auch zum Frühstück nur Sachen zum Kochen eingepackt. Daher blieb die Küche nochmal kalt und es gab eine Tafel Schokolade und Erdnüsse. Dazu gesellte sich frisch gefiltertes Bachwasser, was auch nach dem Filtern noch sehr braun blieb - also viele Huminsäuren hat. Die Kombi sorgte bei mir für leichtes Sodbrennen und ein gewisses Fläuegefühl.

    Der Weg ging direkt sehr schön weiter und ich lief auf schmalen Singletrails durch einen mystisch-stillen Wald. Am Kneipbecken am Holzbach tauschte ich das braune Wasser gegen klares Wasser. Das bekam auch meinem Magen besser. Ich folgte weiter den Schilden des Saar-Hunsrück-Steigs, vom Saarlandrundwanderweg war leider immer noch nichts zu sehen. Genauso wenig wie vom Wild im Wildpark Rappweiler. Dafür sah ich den ersten Schwarzspecht in meinem Leben.


    Mein nächstes Ziel war das Freibad in Weißkirchen. Dort sollte es doch bestimmt ein Feuerzeug für mich geben. Erfahren habe ich das leider nie. Ich war noch lange vor den Öffnungszeiten da und nutze nur die öffentliche Toilette, wo ich auch nochmal mein Wasser auffüllen konnte.

    Die nächsten 10 km zogen sich wie Kaugummi. Ich merkte, dass ich kaum was gegessen hatte und quälte mich die eigentlich sehr schönen Wege entlang. Dazu fing es ganz leicht an zu regnen. Aber the Trail provides! Und so lief ich, wie schon 2022 auf dem NST, die tolle Wanderhütte bei Reidelbach an. Hier gab es nicht nur kühle Getränke, sondern auch eine Tüte mit mehreren Feuerzeugen. Ich nahm mir eins mit und schmiss dafür noch etwas Geld in die Kasse. Und jetzt gab es auch endlich was Warmes zu Essen - Couscous-Curry mit Kokosnusspulver, gefriergetrockneten Suppengrün, Röstzwiebeln und Sojaflocken. Das brachte mich wieder auf Touren.


    Seit ein paar Kilometern tauchten auch tatsächlich Wegweiser des Saarlandrundwanderwegs auf. So verabschiedete ich mich vom Saar-Hunsrück-Steig und folgte meinem Weg auf einem direkteren Weg, als der Saar-Hunsrück-Steig, in Richtung Nonnweiler. Auch der Saarlandrundwanderweg nimmt dabei ordentliche An- und Abstiege mit. Zwar mehr auf Straßen und Feldwegen, dafür aber mit tollen Ausblicken.

    In Kastenbach füllte ich am Friedhof nochmal mein Wasser auf. Kurz dahinter war eine Schutzhütte eingezeichnet. Diese sollte es werden. Die nächste gute Schutzhütte käme nämlich erst am Hunnenring in Otzenhausen nochmal 10 Kilometer weiter. Zudem sagte mir meine App, dass es schon bald anfangen sollte zu gewittern. Angekommen an der Hütte entdecke ich eine alte ziemlich runtergekommene Hütte eines Angelvereins mit viel Müll. Hier fühlte ich mich nicht wohl. Also nahm ich die Beine in die Hand und lief weiter.

    Der Anstieg auf den Schreck (535 m) gehörte zu den steileren meiner Wanderkarriere. Oben gab es dann leider keinen Ausblick, dafür aber einen tollen Wald und angenehme Stille. Anschließend ging es durch Nonnweiler durch und hoch zur Talsperre. Hier gab es noch eine kurze Pause und das offene Klo des Kiosks. Mit vollen Wasserreserven griff ich den letzten Anstieg zum Hunnenring an. Oben angekommen, war ich völlig fertig. Knapp 38 km waren einfach zu viel. Als Entschädigung gab es dafür einen wunderbaren Sonnenuntergang und frisch gekochtes (!) Abendessen ganz oben auf dem Ringwall. Anschließend ging es völlig platt in die nahegelegene Schutzhütte, wo ich schnell einschlief.

  • Tag 3 Otzenhausen bis Güdesweiler

    Die Nacht in der Schutzhütte am Hunnenring war klasse und ich konnte sehr gut schlafen. Und das musste ich auch. Den Vortag konnte ich noch deutlich spüren. Erst kurz nach 8:00 war ich richtig wach. Das Wetter vor der Hütte sah zu dem Zeitpunkt nicht sehr wanderfreundlich aus. Die Wetterapp bestätigte das nochmal: bis 12:00 schwere Gewitter. Die Entscheidung den Vormittag an der Hütte abzusitzen fiel mir nicht schwer. Zudem hatte ich mir für diese Tour mal wieder meinen E-Book-Reader eingepackt, denn an diesem Tag erschien das neue Buch meines Lieblingsautors - übrigens gebürtiger Saarländer. Draußen ging also die Welt unter und ich saß eingekuschelt im Quilt und las den neuen Fantasy-Schinken. Gemütlicher ging es kaum.

    Irgendwann musste ich aber los und lief bei leichtem Regen weiter. Hier verabschiedete sich der Saarlandrundwanderweg endgültig von Saar-Hunsrück-Steig. Der Weg war zunächst unspektakulär, bis ich plötzlich von mehreren Rehen besucht wurde. Toll!

    Im nächsten Ort steuerte ich den Friedhof an. Ich brauchte neues Wasser und wollte dem stärker werdenden Regen entkommen. So gab es erst mal Mittagsessen, ehe es nach einer guten Stunde weiter ging. Der Weg verlief nun größtenteils auf Asphalt. Das wunderte mich nicht, denn nun war ich im St. Wendeler Land. Die Wanderwege bieten unglaubliche Panoramen, aber eben oft auf befestigten Straßen. Mich störte es nicht. Am Petersberg unterhalb der Peterskapelle konnte ich am Grindborn frisches Quellwasser tanken.

    Der Weg führte mich als Nächstes zum Bostalsee, dem Ausflugsziel der Region. So erschien es mir zumindest. Der Weg rund um den See führte an mehreren Touriatraktionen, u.a. ein Riesenrad, vorbei, ohne etwas vom See zu zeigen. Dazu noch super viele Menschen. Dann lieber schnell weiter.

    Ein kurzes Stück ging es noch an der Nahe entlang, die hier nur ein kleiner Bach war. Anschließend umrundete ich den Leißberg, einem alten Vulkan (übrigens ein Rhyolith) mit tollen Fernsichten und wollte am Friedhof von Güdesweiler noch kurz Wasser holen. Das Wasser war aber seltsam trüb - nein danke. Ich telefonierte dabei noch parallel mit meiner Freundin als plötzlich die Welt unterging. Ein Gewitter direkt über mir mit sintflutartigen Regenfällen. Ich rettete mich noch unter ein Vordach der Friedhofskapelle und wartete erstmal ab. Bis zur anvisierten Hütte wäre es noch eine Stunde Fußmarsch. Mit klitschnassen Schuhen hatte ich jetzt nicht so wirklich Lust darauf. Egal weiter. 100 m später sehe ich ein großes Schild, das eine Rast für Wanderer versprach. Ich hatte die Hüttenanlage des Güdesheimer Wandervereins gefunden. Und die sah nicht schlecht aus. Als ich dann noch eine offene, saubere und funktionierende Toilette fand, war die Entscheidung gefallen. Ich würde hier bleiben.

  • Tag 4 Güdesweiler bis Münchwies

    Die Nacht in der tollen Hüttenanlage war leider nicht sehr erholsam. Neben mir lebte noch irgendwas im Dach der Hütte (vielleicht ein Siebenschläfer?) und war mehr oder weniger die ganze Nacht aktiv. Ständig war ich wach. Sichtlich gerädert stand ich irgendwann auf und nutze die offene Toilette, um mich und meine Klamotten einmal zu waschen. Etwas frischer und auch wacher zog ich weiter.

    Das St. Wendler Land hatte mir auf dem NST schon unfassbar gut gefallen. Daher freute ich mich sehr auf diesen Abschnitt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Weitblicke, die sich mir boten, waren wahnsinnig schön. Dabei war es mir total egal, dass ich viel auf Asphalt lief. In St. Wendel wollte ich dann eigentlich in ein Café, um Strom laden zu können. Da ich nicht fündig wurde, steuerte ich die Basilika an. Die absolut richtige Entscheidung. Nicht nur, dass ich laden konnte, es wurde auch die Orgel bespielt. Rund eine halbe Stunde gab der Orgelspieler alles und spielte das Instrument rauf und runter. Bei den tiefen Bässen schien die ganze Kirche zu vibrieren. So hatte ich eine Orgel noch nie vernommen. Einfach klasse!

    Als das Orgelspiel vorbei war, zog ich weiter zum Supermarkt, vertrödelte noch Zeit beim Bäcker, um weiter Strom zu laden und machte mich dann weiter. Steil und immer steiler führte mich der Weg aus dem Ort raus, bis ich bei einem Aussichtspunkt einen spektakulären Ausblick über St. Wendel genießen konnte.

    Kurz nach einem Wald und tollen Aussichten erreichte ich Furth, wo ich kurz mein Wasser auffüllte. Hinter dem Ort lief ich zunächst durch einen Dschungelpfad mit tief hängenden Brennnesseln, ehe ich in einen Wald abbog. Und plötzlich stand ich auf einer uralten gepflasterten Straße, die mich steil den Berg hochführte. Oben erfuhr ich, dass dieser Weg wohl rund 450 Jahre alt sein soll. Ein kurzes, aber tolles Highlight des Tages.

    Bis zu meiner anvisierten Hütte waren es jetzt noch drei Kilometer. Der Himmel zog sich immer mehr zu und auch Gewitter konnte ich hören. In einer halben Stunde sollte es losgehen. Das schaffe ich doch locker, dachte ich mir und nahm die Hände in die Hand. An einem Bach nahm ich mir noch Wasser für den Abend mit, ehe es den letzten steilen Berg des Tages hochging. Im Trockenen erreichte ich die Spitzbubenhütte, in der ich schon an Ostern auf dem Bliessteig übernachtet hatte. Ab jetzt verläuft der Weg nämlich parallel mit dem Bliessteig. Von den starken Gewittern gestern wurde ich zum Glück nur gestreift - in der Hütte war ich aber eh geschützt. Und nach einem wahnsinnig schönen Sonnenuntergang ging auch dieser Tag zu Ende.

  • das schaut schön aus. Bei 38km kann ich mir gut vorstellen, dass man ziemlich fertig ist. Hast du dann gar kein Zelt dabei ?

    Und dein Lieblingsautor würde mich jetzt auch interessieren :-).

  • das schaut schön aus. Bei 38km kann ich mir gut vorstellen, dass man ziemlich fertig ist. Hast du dann gar kein Zelt dabei ?

    Und dein Lieblingsautor würde mich jetzt auch interessieren :-).

    Ich habe tatsächlich nie ein Zelt dabei, da ich mich immer direkt in die Schutzhütten reinlege. Davon haben wir in Deutschland so viele, dass (für mich) ein Zelt nur unnötiges Gewicht ist ^^. Ich kann aber gut verstehen, dass das nicht für jeden etwas ist. Manche Hütten sind schon eher dreckig, oder für viele auch zu nah an der Zivilisation. Auf dieser Tour hatte ich noch für den Notfall mein StS Pochotarp dabei, falls es doch mal keine Hütte geben sollte. Das habe ich dann auch an Tag 5 gebraucht.

    Mein Lieblingsautor ist Markus Heitz. Am bekanntesten ist er für seine Fantasy-Bücher über Zwerge. Aber auch seine Horror-Bücher über Vampire, Werwölfe und Co., wo er historisches mit fantastischem vermischt, sind klasse.

  • Tag 5 Münchwies bis Homburg

    Die Nacht in der Spitzbubenhütte war sehr gut und ich konnte ein bisschen Schlaf nachholen. Als ich aber aufwachte, musste ich feststellen, dass in den Morgenstunden eine dichte Nebelsuppe aufgestiegen war und eigentlich alles von mir mit einem Wasserfilm überzogen war. Darauf erstmal einen warmen Kaffee! Bald darauf war ich wieder unterwegs und füllte am Friedhof von Weisweiler nochmal mein Wasser auf. Auch die offenen Toiletten waren hier wieder ein Highlight.

    Da ich nun parallel mit dem Bliessteig lief, wusste ich, dass die kommenden Tage auch bei schlechtem Wetter sehr schön werden. Und so war es auch. Der Weg führt fast nur über Singletrails und andere schmale Pfade. Einfach nur klasse! Da war es auch nicht so schlimm, dass der Höcherbergturm, der eigentlich um 8:00 Uhr öffnen sollte, nicht offen war. Die Wege sind in Vergleich zu Ostern nochmal um einiges wilder und grüner. Das Glantal zog mich wieder schnell in seinen Bann. Auch das moorige Felsbachtal ließ mich immer wieder kurz verweilen.

    Der Königsbruch hingegen hatte mich beim letzten Mal überhaupt nicht überzeugt - besonders, weil man immer die A6 hören konnte. Dieses Mal mit Musik auf den Ohren war es wunderbar!

    An der Peter Schulzen Hütte, einer Hütte vom Pfälzerwald-Verein, entdeckte ich eine funktionierende Steckdose. So entschied ich mich spontan, meine Powerbank etwas zu laden und mein gesamtes nasses Gerümpel in der immer stärker werdenden Sonne zu trocknen. Nach einer Stunde ging es weiter. Ich schaffte es knappe 4 km ehe ich an der Kehrberghütte, einer weiteren Hütte des Pfälzerwald-Vereins, eine erneute Pause einlegte. Dieses Mal mit Erbsensuppe und einem Radler. Diese Region ist einfach super zum Wandern!

    Die letzten Kilometer des Tages führten mich an der Ruine des Karlsberger Schlosses und an der Karlsbergquelle vorbei, bis zum Schloßberg über Homburg. Als ich das letzte Mal an Ostern hier war, zog ich noch drei Kilometer weiter zu einer Schutzhütte. Beim Weggehen, sah ich beim letztes Mal etwas, was wie eine zugige Hütte im hinteren Teil der Burgruine aussah. Das sollte mein Schlafquartier werden! Auf der Burg angekommen musste ich enttäuscht feststellen, dass es sich dabei nur um die Überdachung einer Treppe hinauf zur Burg handelte. Da ich nicht weiter wollte, entschied ich mich dazu mein Ponchtarp im hinteren und nicht einsehbaren Bereich (außer an einer Stelle), aufzubauen. Nach ein bisschen herumprobieren, war ich sehr zufrieden. In der Nacht sollte es leicht regnen. So wäre es aber kein Problem.



    Je später der Abend wurde und je mehr Menschen die Burg verließen, desto mehr Nacktschnecken tauchten plötzlich auf. Das hatte ich so noch nie erlebt. Es wurden immer mehr und gefühlt krochen sie alle auf mich zu. Erst vor kurzem hatte ich mir gegen Viehzeug auch ein Netzshelter besorgt. Da dieses aber viel zu klein war, hatte ich es nicht auf die Tour mitgenommen. Ein Riesenfehler, wie sich noch herausstellen sollte, denn in der Nacht fielen die Schnecken über mich her. Leider war das ich der einzige Grund, weshalb die Nacht extrem bescheiden war...

  • Tag 2 Scheiden bis Otzenhausen

    Die nächste gute Schutzhütte käme nämlich erst am Hunnenring in Otzenhausen nochmal 10 Kilometer weiter.

    Anschließend ging es völlig platt in die nahegelegene Schutzhütte, wo ich schnell einschlief.

    robin_the_hood Hey, toller Bericht und wirklich schöne Bilder. Was man in Deutschland nicht alles machen, entdecken und erleben kann.

    Eine kleine Anmerkung hab ich noch.

    Was das Übernachten in Schutzhütten betrifft, ist es sicher ähnlich wie mit dem übernachten im Wald: eigentlich nicht erlaubt. Wenn sich die Wanderer jedoch benehmen, LNT praktizieren und spät auf- und früh abbauen, wird sich in den seltensten Fällen jemand dran stören.

    Allerdings liegt die von dir genannte Hütte im Nationalpark :rolleyes:

    Da könnte die Sache mitunter etwas anders aussehen. In direkter Nähe (einmal über den Ringwall drüber, bisschen geradeaus und einmal abbiegen) gibt’s ein Trekkingcamp, das gebucht werden kann. So gibt’s dann sicher keinen Ärger.

    Wobei das natürlich voraussetzt, dass man bei schlechtem Wetter ein Zelt dabei hat.

    Bitte seh es nicht als Kritik, sondern als gut gemeinten Tipp. Gerade für Leute, die sich nach deinem schönen Bericht auch auf die Reise machen wollen.

    Hike your own hike.

  • Allerdings liegt die von dir genannte Hütte im Nationalpark :rolleyes:

    Ich hätte es vielleicht noch etwas genauer schreiben sollen. Ich habe nicht in der Hütte direkt oben am Ringwall übernachtet, obwohl diese deutlich einladender ist. Ich bin wieder abgestiegen und zu der Hütte an der Forststraße nahe des Besucherzentrums gelaufen.

  • Tag 6 Homburg bis Kirkel

    Die Schnecken überranten mich und bald war ich, war alles voll mit Schneckenschleim. Sich diesem Schicksal fügend, schloss ich die Augen und schlief tatsächlich fast ein, bis ich merkte, dass meine Hüfte den Boden berührte. Nein, bitte nicht, dachte ich mir. Vielleicht habe ich nur das Ventil nicht richtig verschlossen. Schnell pustete ich die Matte wieder auf und schlief wieder ein. Aber ihr könnt es euch schon denken und nachdem ich nochmal mit der Hüfte auf dem Boden aufgewacht war, hatte ich Gewissheit. Die Matte hatte ein Loch. Zum Glück hatte ich mir den Wecker so gestellt, dass ich zum Sonnenaufgang aufstand. Die Nacht war somit schnell um. Für den Sonnenaufgang ging ich nochmal hoch auf den Hauptaussichtspunkt der Burganlage. Tja, und dann war es bewölkt. Voll mit Schneckenschleim, total gerädert und mit einer Prise Galgenhumor, gab es dann erstmal einen Kaffee. Dann alles zusammen gepackt und los. Es sollte zum Glück noch einer der schönsten Wandertage meiner Karriere werden.

    Dieses Mal konnte ich den Weg laufen, den ich Ostern durch die Übernachtung in der Hütte umgangen hatten. Bis auf einen kurzen steilen Wurzelpfad war unser Weg an Ostern schöner.

    Das alles klang jetzt sehr negativ. Warum soll das dann der schönste Wandertag überhaupt sein? Aus zwei Gründen: dem Weg und dem nächsten Schlafspot. Zunächst zum Weg - dieser ist einfach nur wunderschön! Bis auf ganz wenige Stellen läuft man den ganzen Tag Singeletrails und schmale Pfade. Das erste Highlight war dabei das Lambachstal. Auf einem schmalen Pfad, weit über dem Talgrund, lief ich an vermoosten Buntsandsteinfelsen vorbei. Dabei scheuchte ich in einiger Entfernung eine Rotte Wildschweine auf. Nach einem knackigem Aufstieg zum Berghof Einöd, mit tollen Blicken zurück auf die Burgruine Homburg, ging es durch das nächste schöne Bachtal, dem Pfänderbachtal. Hier hat sich der Bach tief in den Boden eingefressen. Etwas versteckt, konnte ich hier auch einen kleinen Wasserfall entdecken. Es folgte der steilste Aufstieg der Tour zur Klosterruine Wörschweiler. Auch hier gab es einen tollen Blick zurück auf die bereits erwanderte Strecke.

    Das große Finale ist dabei der Schmetterlingspfad kurz vor Kirkel. Für 4 km läuft man durch einen grünen Tunnel. Teilweise kann man nur 3 m den Weg vor und hinter sich sehen. Sonst guckt man in Bäume. Der Weg verläuft mitten am Hang, der Talboden ist dabei nicht auszumachen - zu viele Bäume. Das Gleiche über einem - nur zwischendurch befinden sich über einem Buntsandsteinfelsen. So ungefähr stelle ich mir den Appalchian Trail vor! Habe ich erwähnt, dass ich den 1½ Stunden, die ich auf diesem Pfad war, komplett alleine war...

    Für die letzten Kilometer nach Kirkel wechselt man auf den Felsenpfad (das erste Bild ist noch von Ostern). Eine kleine Höhle in den Felsen gewährte mir noch eine halbe Stunde Unterschlupf vor dem Regen, ehe ich ganz abstieg und mein Tagesziel und den heutigen Schlafspot erreichte: das Naturfreundehaus Kirkel. Wer hier wandert, muss hier einen Pflichtstop einlegen! Das Haus ist einfach toll. Man spürt die Geschichte, die diesem Haus innewohnt, alle sind nett und die Preise sind mehr als günstig.

    Nach den Strapazen der letzten Tage frage ich beim Einchecken, ob ich auch zwei Nächte bleiben könne. Gar kein Problem! Dafür zahle ich mehr als gerne 38€! Direkt ging es unter die Dusche und ich wusch meine Klamotten. Anschließend aß ich unten noch was und fiel todmüde ins Bett. Am morgigen Zero musste ich meine Matte reparieren, einen Resupply machen und die nächsten Tage planen.

    Hier schonmal ein kurzes Zwischenfazit. Der Trail machte es mir auf der ersten Hälfte auf jeden Fall richtig schwer und ich hatte ihn wohl unterschätzt! Viele Höhenmeter, Hitze, Gewitter, Starkregen, Nässe, Schnecken, vergessenes Feuerzeug, kaputte Isomatte und mehr. Aber der Trail war auch jede Sekunde wert! So tolle und schöne Wege, atemberaubende Weitblicke, nette Menschen und eine wunderbare Ruhe. Auf dem Saarlandrundwanderweg ist einfach nichts los und man hat (fast) alle Spots komplett für sich alleine. Einfach nur der Wahnsinn. Die nächsten Tage sollten nochmal richtig anstrengend werden, aber ich freute mich drauf - wahnsinnig sogar!

  • Ich hätte es vielleicht noch etwas genauer schreiben sollen. Ich habe nicht in der Hütte direkt oben am Ringwall übernachtet, obwohl diese deutlich einladender ist. Ich bin wieder abgestiegen und zu der Hütte an der Forststraße nahe des Besucherzentrums gelaufen.

    Ich markiers mal als OT. Die Hütte, die du meinst, ist tatsächlich auch schon im Nationalpark. Wenn auch knapp.

    Der letzte Absatz meines Beitrags oben gilt weiterhin. Also bitte nicht böse sein. Ich meins nur gut.

    Hike your own hike.

  • Ich markiers mal als OT. Die Hütte, die du meinst, ist tatsächlich auch schon im Nationalpark. Wenn auch knapp.

    Der letzte Absatz meines Beitrags oben gilt weiterhin. Also bitte nicht böse sein. Ich meins nur gut.

    Alles gut! Nach 38 km und dem Sonnenuntergang, dachte ich, ich hätte den Nationalpark verlassen. Aber aus Fehlern lernt man. Fürs nächste Mal weiß ich Bescheid. Und andere wissen es jetzt auch. Der Trekkingplatz wäre die bessere Wahl gewesen.

  • Tag 7 Zero in Kirkel

    Der Zero war super und hatte richtig gutgetan. Neben ausruhen und Einkaufen konnte ich erfolgreich meine Isomatte reparieren. Abends gab es oben auf der Burg einen super Sonnenuntergang.

  • Tag 8 Kirkel bis Spicheren

    Früh um 6:00 Uhr klingelte für mich der Wecker. Dann schnell Sachen packen und los. Die zwei Nächte im Naturfreundehaus waren super. Gut erholt ging es aus Kirkel raus und direkt wieder steil den Berg hoch. Kurz hinterm Ortsausgang besuchte ich noch das Pfälzerwald Haus, eine weitere Einkehrmöglichkeit für Wanderer, wo ich mir mein Frühstück zubereitete.

    Zunächst ging es über breite Wege durch einen wunderschönen Wald. Dabei stieß ich noch auf einige Bunkerrelikte des Westwalls. Bei Hassel führten mich wieder schmale Pfade hoch auf den Kahlenberg, wo es mit der Kahlenberghütte eine weitere bewirtschaftete Hütte des Pfälzerwald-Vereins gibt. Die Wege waren richtig toll, leider war jedoch die A6 oft zu hören. Es erinnerte mich irgendwie an den Rheinsteig - tolle Wege, tolle Aussichten, Lärm aus dem Tal.

    Irgendwo auf diesem Abschnitt meckerte plötzlich mein linker Fuß und irgendwas tat weh. In St. Ingbert stieg ich daher kurz in den Bus und fuhr zur nächsten Apotheke. Ausgestattet mit Ibus und keiner Fußgelenksbandage (über 80€ waren mir einfach zu viel dafür) ging es wieder auf den Trail. Für den Rest des Tages nahm ich die Geschwindigkeit nun fast ganz raus. Nun ging es aus St. Ingbert raus, am großem Stiefel, einer Felsformation, vorbei, Richtung Saarbrücken. Die Wege waren jetzt alle etwas breiter, die Singletrails den Mountainbikern vorbehalten - gut, auch die wollen irgendwo fahren. Das absolute Highlight dieses Abschnittes ist der Schwarzenbergturm. Was ein wahnsinniger Ausblick über die Landschaft, der bei gutem Wetter bis in die Vogesen reicht.

    Durch Saarbrücken ging es schnell durch den äußeren Teil der Stadt durch und wieder steil hoch in den St. Arnualer Stiftswald. Hier verließ ich nicht nur den Trail, sondern auch Deutschland und steuerte eine Hütte auf französischer Seite an. Die cabane à Jean-Claude ist eine tolle Hütte zum Übernachten, von der aus man einen tollen Blick über ein französisches Tal hat. Zunächst waren noch ein paar Franzosen vor Ort, mit denen ich mich mit Händen und Füßen unterhielt. Es klappte so halbwegs. Als ich alleine war, senkte sich eine wahnsinnige Stille über die Landschaft. Zunächst beobachte ich noch Fledermäuse, ehe ich aus der Hütte heraus die Sterne beobachte und irgendwann einschlief. Den Fuß merkte ich jetzt schon deutlich weniger. Er hatte die 39 km gut überstanden.

  • Tag 9 Spicheren bis Ludweiler

    Die Nacht in Frankreich war leider nicht sehr erholsam, obwohl sie wunderschön war. Denn ich konnte noch lange den Sternenhimmel aus meiner Hütte heraus beobachten. Im Wald hinter mir war allerdings einfach zu viel los. Wusstet ihr übriges, dass rollige Katzen, wie ein kleine, schreinende Mädchen klingen? Seit dieser Nacht weiß ich es. Zudem klingelte der Wecker pünktlich zum Sonnenaufgang. Leider versteckte sich dieser wieder hinter Wolken. Also frühstücken und los. Erstmal ging es einen Kilometer zurück zum Wanderweg. Dieser entpuppte sich als schmaler Pfad mit vielen umgekippten Bäumen und einzelnen Blicken ins Saartal. Ein toller Start, auch wenn ich hier die Autobahn unter mir, mal lauter, mal leiser hören konnte.

    Eben diese Autobahn musste ich dann überqueren, um zum Deutsch-Französischem Garten zu gelangen. Die Zuwege waren nicht so der Bringer. Die große Gartenanlage aus den 50er Jahren hingegen gefiel mir ganz gut. Dort gab es sogar eine kleine Schmalspurbahn und eine Seilbahn, um das Gelände zu erkunden.

    Dann ging es für viele Kilometer durch verschiedene Wälder. Die Wälder waren klasse und richtig wild, die Wege leider oft sehr breit. Aber es ließ sich sehr gut laufen. Zwischendurch gab es einzelne Fernsichten. Und dabei fiel mir das erste Mal so richtig der Kontrast in dieser Ecke des Saarlands zwischen den riesigen grünen Wäldern und der Hochindustrie auf. Ein spannender Kontrast, den es sonst in Deutschland so wohl nicht nochmal gibt. Erst am nächsten Tag würde mir auffallen, woran mich dies erinnerte...

    Bei Großrosseln wartete ich dann auf den Bus. Wegfahren wollte ich nicht. Viel mehr wartete ich auf einen Kumpel, der mich für die letzten Tage begleiten würde. Ich freute mich sehr darauf, meinen Kumpel wiederzusehen und diesen schönen Weg mit jemanden teilen zu können. Direkt ging es auf einen wilden Pfad, der kaum noch zu erkennen war. Ein guter Start! Und wie schon den ganzen Tag ging es weiter durch den wilden saarländischen Wald. Die Kilometer flogen nur so dahin. In St. Nikolaus konnten wir an einem Trinkwasserbrunnen direkt am schönen Weiher unser Wasser auffüllen. Anschließend folgte ein wunderschönes Tal, durch das wir immer höher stiegen.

    Unser Tagesziel war die Grillhütte bei Ludweiler. Als wir dort ankamen, war dort gerade noch jemand am Rasenmähen. Wir setzten uns erstmal hin, ehe der Mann zu uns kam und uns fragte, was wir hier wollen. Ich antwortete ehrlich, dass wir hier übernachten wollten. Zunächst eröffnete er uns, dass man ohne Genehmigung und Anmeldung das Gelände gar nicht betreten dürfe. Als er aber merkte, dass wir tatsächlich nur harmlose Wanderer waren, erteilte er uns die offizielle Erlaubnis und schloss uns sogar noch das Klo auf! Ich war sehr froh, denn nach 44 Tageskilometern wollte ich wirklich nur sehr ungern weiter.

    Später unterhielten wir uns noch über das Wandern und das Saarland. Dabei sagte er noch, dass, wenn wir Glück hätten, ein ganz besonderes Spektakel bestaunen könnten. Bei der Stahlproduktion der Völklinger Hütte muss regelmäßig die Schlacke abgegossen werden. Passiert das in den Abendstunden, leuchtet dieser ähnlich wie bei einem Sonnenuntergang Orange auf. Nur ganz kurz. Das ganze Spektakel dauert nur rund eine Minute. Und was soll ich sagen, wir hatten sehr viel Glück. Gleich dreimal erhellte sich für uns der Nachthimmel. Was ein besonderes und einzigartiges Erlebnis.

    Bald darauf gingen wir ins Bett und hörten wieder das Mädchenschrei-Katzenfauchen. Ob das wohl Wildkatzen waren. In diesem Glauben schliefen wir zumindest ein.

  • Das Schlacke Abgießen, ist schon ein echt geiles Spektakel.

    In Duisburg, direkt am Rhein gelegen, gibt es ein Stahlwerk, mit einer direkt daneben liegenden, begrühnten Halde.

    Wer da in den Abend- oder Nachtstunden verweilt, kann sogar zu gucken, wie die Schlacke in eine Kuhle gegossen wird!

    Sehr geil, das!

  • Tag 10: Ludweiler bis Siersburg

    Die Nacht in der Grillhütte war klasse und wir konnten bis kurz vor 8:00 Uhr ausschlafen. Das tat nach den letzten Tagen richtig gut. Schnell gab es noch Frühstück und Kaffee und schon liefen wir wieder los. Genauso wie gestern folgte zunächst wieder toller, wilder Wald mit einfach zu laufenden Wegen. Angekommen am Warndtweiher entdeckten wir, dass das ansässige Gasthaus schon geöffnet hatte. Da die Küche noch geschlossen hatte, gab es ein zweites Frühstück bestehend aus einem Kaffee und einem Weizen. Gut gestärkt, ging es schon bald weiter.

    Nach der Unterquerung der Bundesstraße standen wir plötzlich wieder auf einem wunderschönen Singletrail. Ein wirklich schöner Weg. Dann wurden wir leider einmal längs durch den Ort Überherrn geführt, obwohl es eine schöne Alternative durch das Bisttal gegeben hätte. Das hatten wir leider zu spät gesehen. So steuerten wir stattdessen den Rewe an und kauften ein paar frische Sachen fürs Mittagessen. Für diese Pause hatten wir uns das Europadenkmal ausgeguckt. Dazwischen lag noch ein kräftiger Anstieg, der sich ordentlich zog. Oben angekommen, war die Pause dann bitter nötig. Vom Denkmal aus, hat man leider keine schöne Rundumsicht (dafür ist das Denkmal leider viel zu niedrig), man blickt viel mehr nur nach Frankreich - trotzdem sehr schön!

    Frisch gestärkt ging es nun in die nächste Region des Saarlands, den Saargau. Diese Kulturlandschaft, wird, was das Wandern angeht, die Community wahrscheinlich in zwei Teile spalten. Ich finde solche Wege klasse, andere werden sie hassen. Durch den Saargau liefen wir nämlich hauptsächlich auf Asphalt durch eine geschwungene Hügellandschaft voller Getreidefelder und alten Obstplantagen. Dazu gab es viel Sonne von oben und nur wenig Schatten. Aber dafür gab es auch dauerhaft Ausblicke und tolle Fernsichten über die hügelige Landschaft. Ständig blieben wir stehen und mussten unsere Blicke schweifen lassen. Einfach toll! Teilweise ging es dann sogar noch an blühenden Sonnenblumenfeldern vorbei. Uns hat der Abschnitt total Spaß gemacht.

    Irgendwann durchliefen wir den Ort St. Barbara. Die Sonne hatte uns ganz gut durchgebruzelt. Wir waren froh, dass es nun wieder in den Wald ging. Der Singletrail auf dem wir landeten, entpuppte sich dabei als wilder und sehr steiler Dschungelpfad, der uns nochmal alles abverlangte. Wir waren total begeistert von diesem leider nur sehr kurzem Wegabschnitt. Wir folgten anschließend einem weiterem tollen Singletrail bis zum Friedhof Oberlimberg. Dort füllten wir unser Wasser komplett auf und verließen den Saarlandrundwanderweg und folgten für einen Kilometer einem spektakulären Weg mit mehreren tollen Aussichtspunkten auf die Stadt Siersburg. Ziemlich erschöpft kamen wir an der eingezeichneten Hütte an - nur, dass es dort keine Hütte mehr gab. An einem schiefen Hang standen ein schiefer Tisch mit schiefen Bänken. Hier konnten wir nicht schlafen, so schön der Ausblick auch war. Es folgte eine kurze Krisensitzung. Die nächstbeste Schlafmöglichkeit wäre wohl die Siersburg, aber bis dahin wären es noch 6-7 Trailkilometer, plus den einen Kilometer zurück zum Weg. Aber vielleicht fänden wir auch ich einen anderen Spot auf dem Weg. Also inhalierten wir jeweils eine Tüte Chips und mit den dringend benötigten Kalorien setzten wir zum Endspurt an.

    Der Weg, der folgte, war tatsächlich nochmal sehr schön. Durch einen Wald, der fast genauso aussah wie der Pfälzer Wald - sandiger Boden, Buntsandsteinfelsen und jede Menge Kiefern ging es runter bis nach Siersburg. Dabei gab es keinen guten Spot, wo wir mein Tarp hätten aufspannen können. Also schnell weiter. Wir hatten uns zudem auf den Sonnenuntergang gefreut. So gaben wir nochmal richtig Gas und liefen die Berge hinunter - quasi Speedhiking. Nichtmal die gesperrte Brücke an der Hessmühle konnte uns aufhalten. Wir kletterten einfach drüber. Und so schafften wir es doch noch rechtzeitig, kurz bevor der Himmel in ein sattes Orange getaucht wurde, die Siersburg. Nach insgesamt und dazu ungeplanten 38 km, bot sich uns ein tolles Spektakel an einem der schönsten Spots, wo ich bis jetzt schlafen konnte! Die Burg liegt so weit oben (und übrigens nicht im NSG), dass man quasi eine 360° Sicht auf die Umgebung hat. Auf der einen Seite ging die Sonne hinter waldigen Hügeln unter, auf der anderen Seite konnten wir tief ins Saartal blicken. Und wieder sahen wir den Kontrast zwischen wilder Natur und Hochindustrie. Und jetzt konnte ich auch einordnen, woran mich dies erinnerte. Dies war ein Setting, wie es gut in einen Studio Gibhli Film passen würde. In den japanischen Anime-Filmen wird nämlich sehr gerne mit genau solchen Elementen aus Natur und Industrie gespielt.

    Wir hatten hier einen wirklich tollen Abend. In einer etwas versteckten Ecke der Burg, fanden wir noch einen Tisch und breite Bänke. Sofort beschlossen wir, darauf unter dem Sternenhimmel zu schlafen. So lagen wir noch etwas länger wach und blickten in den völlig wolkenfreien Himmel und ließen den Tag Revue passieren. Was ein schöner Wandertag!

  • Tag 11+12 Siersburg bis Saarschleife (Mettlach)

    Die Nacht auf den breiten Bänken der Siersburg direkt unter dem Sternenhimmel war einfach klasse. Der Morgen sollte noch schöner werden. Früh klingelte der Wecker und mein Kumpel und ich mussten uns nur noch aufsetzen, konnten Kaffee kochen und die ersten, zögerlichen Sonnenstrahlen des Tages genießen. Schon bald zog es uns aber aus der etwas versteckten Ecke der Burg nach vorne auf die Burgmauer. Von hier hatten wir ein wunderschönes Panorama über das Saartal mit den Städten Dillingen und Saarlouis. Auch das Saarpolygon konnten wir in der Ferne erspähen. Die Sonne schob sich immer höher über die Berge und wir erlebten einen der schönsten Sonnenaufgänge auf meinen bisherigen Wanderungen. Einfach nur schön!

    Aber schon bald darauf brachen wir wieder auf. Immerhin sollte es heute bis zur Saarschleife gehen. Dort würden wir nämlich noch jemanden treffen. So stiegen wir von der Siersburg ab, überquerten schon bald die Nied und bogen ins schöne, wenn auch sehr kurze, Metzerbachtal ein. Dann ging es wieder über die Saargau-typischen Wege des vorherigen Tages. Bei bestem Wetter genossen wir Fernsichten bis tief nach Frankreich hinein. In Mondorf gab es dann auf dem Friedhof eine erste längere Pause.

    Nun folgte ein echtes Highlight des Saarlandrundwanderweges: das Naturschutzgebiet Nackberg. Von einer asphaltierten Straße bogen wir auf einen schmalen Singletrail ein und befanden uns direkt in einem dichten Dschungel. Es ging jetzt steil den Berg hinauf. Immer wieder erhaschten wir Blicke auf das bereits gelaufene - Toll! Oben angekommen bot sich uns ein Wahnsinnsblick bis in den Hunsrück hinein. Dort war ich vor knapp zwei Wochen aufgebrochen. Bald war es also geschafft.

    In Fitten hatten wir uns ein, laut Google geöffnetes, Braustübl für eine deftige Mittagspause herausgesucht. Nach einem steilen und rund 1 km langem Abstieg standen wir dann vor verschlossenen Türen. So gab es nur eine kurze Erfrischung und frisches Trinkwasser am Dorfbrunnen und wir schleppten uns den Berg wieder rauf. Aber: The Trail provides! Als Nächstes führte uns der Weg an reifen und saftigen Äpfeln und Zwetschgen vorbei. So konnten wir uns nochmal ordentlich stärken.

    Es folgten die Überquerung der A8 und ein kurzes Stück entlang einer Landstraße. Auch sowas gehört leider mal zu einem sonst so schönen Wanderweg. Das war aber alles wieder schnell vergessen, als es wieder in den Wald hineinging. Direkt war es wieder einsam und ruhig. Auf der Karte hatte ich gesehen, dass es am Ende des rund 2 km langen Anstiegs eine Pausenmöglichkeit am Johannisbrunnen geben würde. Das gab uns nochmal neue Kräfte. Oben angekommen, konnten wir unseren Augen nicht wirklich glauben. Der Johannisbrunnen entpuppte sich nämlich als steinerne, verwunschene Hütte mit eigener Wasserquelle und tollen Sitzmöglichkeiten. Dazu absolute Stille und Einsamkeit. Wäre unser Ziel nicht die Saarschleife gewesen, wären wir für die Nacht auf jeden Fall hier geblieben.

    So ging es aber für uns weiter. Es folgte ein Abstieg zur Saar auf teils breiten Forststraßen und teils völlig verwilderten, schmalen Pfaden durch gigantische Douglasien-Haine. Direkt an der Saar (leider wieder Landstraße) entlang, liefen wir bis zur Saarschleifenlodge, am Fuße der Cloef. Hier gab es endlich wieder eine dringend benötigte Stärkung in Form von Kuchen und Weizen. Auch unsere Powerbanks durften wir hier nochmal laden. Wir kauften noch ein weiteres Bier für den Abend und wollten gerade los, als wir mit den Tischnachbarn ins Gespräch kamen. Er empfahl uns einen anderen Weg, um zur Cloef aufzusteigen, der nicht durch das, ohnehin gesperrte, Steinbachtal führte. So bogen wir auf einen noch deutlich steileren Pfad ein. Der Herr hatte nicht zu viel versprochen. Schon bald standen wir an einem Wasserfall. Klasse!

    Am frühen Abend erreichten wir dann unser Tagesziel. Die Schutzhütte an der Cloef, direkt über der Saarschleife. Dieser Ort ist einfach magisch. Das sehen nur leider viele so und so war eigentlich immer was los an der Aussichtsplattform. Aber da war ja noch der angekündigte Besuch! Schon bald stieß niemand geringeres als der NST-Wanderer der Class of 2024 zu uns. Auf seinem NST war er gerade in der Ecke und so passte es perfekt. Es folgte ein toller Abend mit vielen Späßen und Geschichten. Ein perfekter Abschluss also.

    Die Nacht war dann etwas suboptimal. Da es Freitagabend war, kamen die ganze Nacht über Menschen zum Aussichtspunkt. Mal nur um noch Bier zu trinken, mal um Sterne zu fotografieren und mal um dort Musik zu hören. Mit Ohropax drinnen, war es aber auszuhalten. Der Morgen und der Sonnenaufgang waren dafür umso schöner!

    Am nächsten Morgen liefen wir noch die letzten Kilometer bis Mettlach, frühstückten gemeinsam und stiegen schon bald in den Zug nach Hause.

    Als Fazit für den Weg kann ich nur eine Laufempfehlung aussprechen. Mir hat der Weg wirklich hervorragend gefallen! Der Weg bietet viele Singletrails und viele tolle Highlights. Der Wald im Saarland ist zudem noch größtenteils intakt. Die Landschaft ist schön hügelig, sodass es immer wieder tolle Fernsichten gibt. Zudem gibt es jede Menge Schutzhütten. Auch Wasser ist gar kein Problem. Rund um St. Wendel und im Saargau sind viele Asphaltpassagen, aber dafür immer mit einer tollen Aussicht. Abgesehen von Hunsrück (hier wurde der Trail ordentlich überarbeitet, aber noch nicht markiert) ist der Weg super beschildert. Die Mischung aus Industrie, toller Natur und Abgeschiedenheit macht den Weg zu etwas wirklich Besonderem, was es so in Deutschland kein zweites Mal gibt.

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