Neuigkeiten vom DIY-Packraft (837g)

  • Seit drei Jahren besitze ich ein UL-Packraft, das ich in Kanada gekauft und importiert und Anfang 2021 zusammengebügelt habe. Bevor ich auf die seitherige Nutzung zu sprechen komme, gebe ich hier noch einmal eine überarbeitete Konstruktionsanleitung. Nachdem ich meine inneren Zweifel überwunden hatte, ob ich das hinkriegen werde, habe ich mich an die Arbeit gemacht. Fast sah es so aus, als könnte ich gleich wieder einpacken, denn mein Ali-Bügeleisen gab nach einem kurzen Probebetrieb seinen Geist auf:

    210323-06.thumb.jpg.0ecb763b932f8893dcff7122c3d41de7.jpg

    Die Leiterbahn am rechten Rand der Platine brannte nach 5 Minuten durch und mein Versuch, die Strecke mit einem angelöteten Kabel zu überbrücken schlug fehl. Zum Glück half mir questor | hanglooseaus, sodass ich doch noch starten konnte. Vielen Dank! Mit einigem Probieren habe ich die richtige Temperatur herausgefunden.

    210323-23.thumb.jpg.c2ce666d0f7b9e5e8fe7b056fd0acded.jpg

    Das Anbügeln der fertig zugeschnittenen Schlauchteile an den Boden klappte recht gut. Man sollte meiner Meinung nach auf jeden Fall der Versuchung widerstehen, auch noch die letzten Luftblasen rausgebügelt zu bekommen, sonst läuft man Gefahr, Löcher in den hauchdünnen Stoff zu brennen (ist mir an einer Stelle passiert und wurde mit Seamgrip repariert).

    210324-30.thumb.jpg.31e5946455d3b81bf4969d6156759b55.jpg

    Die eigentliche Herausforderung kommt erst beim Schließen der letzten Naht; bei mir war das der Bug. Das Holzteil, das man sich fürs Verbinden der Schläuche anfertigen muss, ist in den beiden Schnauzenkurven nicht das adäquate Werkzeug.

    210326-51.thumb.jpg.aacc83a76dfb56bd81d566db1ea8c84a.jpg

    Ich habe diese Stellen nur mit einer Glaskugel zugebügelt bekommen.

    210326-00.thumb.jpg.57af0237668e391e87cb9bc7fc4d2755.jpg

    Kurz darauf muss man den Holzklotz rausholen und kann dann die letzten 30 cm nur noch gegen einen eingelegten Pappstreifen bügeln, den man ganz am Schluss aus dem Ventil rausfummelt.

    210326-15.thumb.jpg.a808b773c8fcfb9e1bb527107b529ca6.jpg

    Vorher muss man noch die zuletzt geschlossene Naht durch den verbleibenden Schlitz nach außen drehen und mit Seamgrip abdichten. Trotz des Einsatzes von Puder ließ es sich nicht vermeiden, dass die mit Seamgrip behandelten Stellen beim Wenden andere innere Teile berührten und dort Flecken zurückließen, die man auf dem letzten Bild sieht.

    210326-33.thumb.jpg.b16dc5ab4577117564d368236d00f5d5.jpg

    Nach dem ersten Aufblasen stellte sich raus, dass anscheinend nur eine einzige Stelle - wo nämlich die vordere Schnauze mit dem Boden verbunden wird (oben links von meinem Daumen) - undicht ist. Mittlerweile ist das Boot aber komplett dicht - dachte ich zumindest.

    210327-13.jpg.d411fd5b0b55a6e8f60e0f324a07f3bb.jpg

    Vom gezeigten Gewicht kann man noch mal 5 Gramm für den Pappstreifen abziehen, der sich zu der Zeit noch im Boot befand.

    Ich bin insgesamt von diesem Ultraleichtboot sehr angetan. Das kann ich wirklich immer dabei haben, und ich werde auch ausprobieren, ob da auch noch das Rad draufpasst.

    Man sollte bei der Bewertung bedenken, dass es sich hier um keinen Schwimmring mit Boden handelt, wie sie oft als UL-Boot angeboten werden, und auch um kein Stummelpackraft für Pygmäen, sondern um ein ausgewachsenes 2,70 m langes Boot, in dem auch ich mit 1,87 m genügend Platz habe - bei voll ausgestreckten Beinen!

    Nutzung

    Und damit komme ich zur Nutzung dieses Bötchens. Einer der ersten Ausprobierer war questor | hangloose , der mir ja auch das Bügeleisen geliehen hatte. Mittlerweile hatte ich noch ein Sitzkissen gebügelt, damit man eine erhöhte Paddelposition einnehmen kann.

    Das UL-Packraft ist aufgrund seines Minimalgewichts tatsächlich enorm spritzig und taugte auf der Hängematteninsel auch für Flugeinlagen.

    Allerdings deutete sich dort schon an, was seither immer offensichtlicher wurde: das UL-Packraft ist langfristig doch nicht dicht! Ich habe es seither immer mal wieder für kürzere Unternehmungen wie eine Seeüberquerung genutzt...

    ... weil es aufgrund des kleinen Packmaßes und Gewichts einfach mal mitgenommen werden konnte.

    Auch beim Bikepacking...

    ...kann es ohne Probleme einfach mal dabei sein.

    ABER ES LÄSST LUFT! Damit kein falscher Eindruck aufkommt: das Boot ist an den Klebeverbindungen meiner Ansicht nach 100%ig dicht. Das habe ich mit vielen Untertauchtests und dem Einschäumen aller Nähte mit sehr hoher Sicherheit in vielen Tests erwiesen. Das Problem scheint mir das sehr dünne Material zu sein, das über seine gesamte Fläche Luft durchlässt.

    Inzwischen bin ich soweit ernüchtert, dass ich keine Tests mehr unternehme und weitere Bootsprojekte erst mal auf Eis gelegt habe. Hat jemand eine Idee, was man noch unternehmen könnte, um die Dichtigkeit wieder herzustellen (ohne das Gewicht in die Höhe zu treiben - also keine Dichtmilch)?

    Cross Hammock - die Querhängematte

    (gewerblich)

    3 Mal editiert, zuletzt von Cross Hammock (2. Oktober 2024 um 20:44)

  • Ist der Luftverlust denn so gravierend? Vielleicht solltest Du, statt Dich zu grämen, einfach öfter Luft nachpumpen?

    Beim Smartphone habe ich mich auch damit abgefunden, daß es täglich an den Stecker muss.

  • Ja, inzwischen gibt es das Material in vier verschiedenen Farben. Bei meinem Boot ziehen sich an manchen Stellen feine Haarrisse über die Flächen des Materials. Ich denke, dieser Stoff ist einen Schritt zu weit in Richtung stupid light entwickelt worden.

  • Ich bin mal fast an einer Isomatte verzweifelt, weil ich das Loch nicht gefunden habe. Irgendwann habe ich rote Lebensmittelfarbe mit Wasser gemischt, und in die Matte gefüllt. Dann hab ich das Ventil geschlossen, die Matte zusammengedrückt und gesehen, dass an den kompletten Klebeflächen (bei den Rippen) überall Mikroperforationen zu sehen waren, aus denen rote Flüssigkeit quoll. Lag wahrscheinlich am Alter der Matte.

    Evtl. ist das für dich eine Idee, um dem Loch auf die Spur zu kommen...

  • Ein Hoch auf die Schwarmintelligenz! Was gibt's noch zu verlieren? Und nachdem Weihnachten ja schon seit Wochen in den Supermärkten Einzug gehalten hat, kann es doch nur noch eine Frage von Tagen sein, bis es wieder Eierfarbe für Ostern gibt :D:thumbup:

    "Not all those who wander are lost"

  • hicago wechselt seit über 60 Jahren immer nach dem St. Patrick's day das Wasser

    das ist Eosin was die nutzen (wird bei Trinkwasser, bzw. generell bei Wasserprüfungen verwendet) - gilt als ungefährlich für Lebewesen - ich glaub nur nicht dass man in den Mengen außerhalb der Wasserwirtschaft / Chemie da so leicht rankommt - und - sein Boot ist gelb (da hilft dann das Neongrün nicht wirklich... :/

  • Das Boot hat schätzungsweise ein Volumen von 200 Litern. Was macht man mit 200 Litern farbverseuchten Wassers? Ab in den Gudelacksee … 😉🫣

    Das Bott muss ja nicht voll sein mit Wasser :) Bei mir reichten ca. 100 ml. Reinschütten, aufblasen, und dann langsam in der Luft rotieren, damit jede Stelle davon benetzt wird. Wenn die Flüssigkeit in die Nähe des Loches kommt, sieht man ja den Austritt... Und die Farbe ist nach einem kurzen ausspülen wieder weg

  • Ich denke, dieser Stoff ist einen Schritt zu weit in Richtung stupid light entwickelt worden.

    Hast du das Matt mal mitgeteilt? könnte mir vorstellen dass er über Erfahrungswerte froh ist (da er seine Boote in den letzten Jahren ja eher in der "robust" Schiene weiterbaut

  • Ja, leider. Dass im klaren Wasser nicht mal ein Microbläschen zu erkennen war, ist für mich ein physikalisches Rätsel.

    Physikalisch ist das durch den Kapillareffekt erklärbar.

    Im Mikroriss muss erst die Oberflächenspannung überwunden werden, bevor das Druckgefälle Gas durchströmen lässt. Den gleichen Effekt kann man bei Wasserfiltern beobachten. Trocken kann man problemlos durchpusten, nass hingegen hat man keine Chance (es sei denn der Filter ist defekt).

    UL wobei das L auch für Luxus stehen kann 😅

  • Theoretisch hast Du Recht, praktisch kann ich mir nicht vorstellen, dass hier das Hindernis war, da der Kapitalkraft der super dünnen Haut ja schon der hohen Innendruck entgegensteht, die dann doch spätestens beim Untertauchen und dann noch gehörig auf den Schläuchen herum drücken überwunden sein sollte.

    Bin gespannt, ob sich das Mysterium noch lüften lässt!

    "Not all those who wander are lost"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!