Seit drei Jahren besitze ich ein UL-Packraft, das ich in Kanada gekauft und importiert und Anfang 2021 zusammengebügelt habe. Bevor ich auf die seitherige Nutzung zu sprechen komme, gebe ich hier noch einmal eine überarbeitete Konstruktionsanleitung. Nachdem ich meine inneren Zweifel überwunden hatte, ob ich das hinkriegen werde, habe ich mich an die Arbeit gemacht. Fast sah es so aus, als könnte ich gleich wieder einpacken, denn mein Ali-Bügeleisen gab nach einem kurzen Probebetrieb seinen Geist auf:
Die Leiterbahn am rechten Rand der Platine brannte nach 5 Minuten durch und mein Versuch, die Strecke mit einem angelöteten Kabel zu überbrücken schlug fehl. Zum Glück half mir questor | hanglooseaus, sodass ich doch noch starten konnte. Vielen Dank! Mit einigem Probieren habe ich die richtige Temperatur herausgefunden.
Das Anbügeln der fertig zugeschnittenen Schlauchteile an den Boden klappte recht gut. Man sollte meiner Meinung nach auf jeden Fall der Versuchung widerstehen, auch noch die letzten Luftblasen rausgebügelt zu bekommen, sonst läuft man Gefahr, Löcher in den hauchdünnen Stoff zu brennen (ist mir an einer Stelle passiert und wurde mit Seamgrip repariert).
Die eigentliche Herausforderung kommt erst beim Schließen der letzten Naht; bei mir war das der Bug. Das Holzteil, das man sich fürs Verbinden der Schläuche anfertigen muss, ist in den beiden Schnauzenkurven nicht das adäquate Werkzeug.
Ich habe diese Stellen nur mit einer Glaskugel zugebügelt bekommen.
Kurz darauf muss man den Holzklotz rausholen und kann dann die letzten 30 cm nur noch gegen einen eingelegten Pappstreifen bügeln, den man ganz am Schluss aus dem Ventil rausfummelt.
Vorher muss man noch die zuletzt geschlossene Naht durch den verbleibenden Schlitz nach außen drehen und mit Seamgrip abdichten. Trotz des Einsatzes von Puder ließ es sich nicht vermeiden, dass die mit Seamgrip behandelten Stellen beim Wenden andere innere Teile berührten und dort Flecken zurückließen, die man auf dem letzten Bild sieht.
Nach dem ersten Aufblasen stellte sich raus, dass anscheinend nur eine einzige Stelle - wo nämlich die vordere Schnauze mit dem Boden verbunden wird (oben links von meinem Daumen) - undicht ist. Mittlerweile ist das Boot aber komplett dicht - dachte ich zumindest.
Vom gezeigten Gewicht kann man noch mal 5 Gramm für den Pappstreifen abziehen, der sich zu der Zeit noch im Boot befand.
Ich bin insgesamt von diesem Ultraleichtboot sehr angetan. Das kann ich wirklich immer dabei haben, und ich werde auch ausprobieren, ob da auch noch das Rad draufpasst.
Man sollte bei der Bewertung bedenken, dass es sich hier um keinen Schwimmring mit Boden handelt, wie sie oft als UL-Boot angeboten werden, und auch um kein Stummelpackraft für Pygmäen, sondern um ein ausgewachsenes 2,70 m langes Boot, in dem auch ich mit 1,87 m genügend Platz habe - bei voll ausgestreckten Beinen!
Nutzung
Und damit komme ich zur Nutzung dieses Bötchens. Einer der ersten Ausprobierer war questor | hangloose , der mir ja auch das Bügeleisen geliehen hatte. Mittlerweile hatte ich noch ein Sitzkissen gebügelt, damit man eine erhöhte Paddelposition einnehmen kann.
Das UL-Packraft ist aufgrund seines Minimalgewichts tatsächlich enorm spritzig und taugte auf der Hängematteninsel auch für Flugeinlagen.
Allerdings deutete sich dort schon an, was seither immer offensichtlicher wurde: das UL-Packraft ist langfristig doch nicht dicht! Ich habe es seither immer mal wieder für kürzere Unternehmungen wie eine Seeüberquerung genutzt...
... weil es aufgrund des kleinen Packmaßes und Gewichts einfach mal mitgenommen werden konnte.
Auch beim Bikepacking...
...kann es ohne Probleme einfach mal dabei sein.
ABER ES LÄSST LUFT! Damit kein falscher Eindruck aufkommt: das Boot ist an den Klebeverbindungen meiner Ansicht nach 100%ig dicht. Das habe ich mit vielen Untertauchtests und dem Einschäumen aller Nähte mit sehr hoher Sicherheit in vielen Tests erwiesen. Das Problem scheint mir das sehr dünne Material zu sein, das über seine gesamte Fläche Luft durchlässt.
Inzwischen bin ich soweit ernüchtert, dass ich keine Tests mehr unternehme und weitere Bootsprojekte erst mal auf Eis gelegt habe. Hat jemand eine Idee, was man noch unternehmen könnte, um die Dichtigkeit wieder herzustellen (ohne das Gewicht in die Höhe zu treiben - also keine Dichtmilch)?