Tag 13
Wanderkollege G. ist schon früh aktiv und so quäle ich mich auch aus der warmen Daunenwolke. Frühstücken, packen, Zelt abbauen und los geht es Richtung Bootsanleger. Da wir nicht einschätzen konnten, was für eine Wege-Qualität uns erwartet, sind wir mit viel zeitlichem Puffer gestartet, um sicher das 10 Uhr Boot zu kriegen.
Durch Lappländischen Wald geht es immer weiter runter hinab zum tiefsten Punkt des Kungsleden. Am Wegesrand steht ein Schild zu den verschiedenen Boot-Transfer-Möglichkeiten und wir melden uns telefonisch schon mal an.
Gegen kurz nach 9 Uhr sind wir dann auch schon an einer kleinen Schutzhütte, in der man auf das Boot warten kann. G. nutzt gleich das Angebot für die Pause und geht in die Hütte, ich mache erstmal einen kleinen Abstecher zum Bootssteg, der erst nach 100m sehr matschigem Pfad in Sicht kommt.
Zurück an der Hütte ist noch win weiterer Wanderer aufgetaucht, mit verdächtig kleinem Rucksack im Trailrunning/Fastpacking-Style. Ein junger Schwede, Mitte/Ende 20 würde ich schätzen. Wir machen es uns in der Hütte gemütlich und schnacken über alles mögliche, bis es Zeit wird wieder zum Bootssteg zu gehen. Das Boot kommt auch sehr pünktlich und wir verlanden die Rucksäcke und rüsten uns mit Schwimmwesten aus.
Zunächst geht es sehr langsam durch die Bucht, das Wasser in sehr flach, nicht mal Hüft-tief schätze ich. Dann geht es durch einen natürlichen grünen Kanal auf den größeren und tiefen Fluss mit Vollgas Richtung Kvikkjokk. Der sehr freundliche Kapitän mach noch einen kleinen Abstecher zu einer weiteren Flussmündung, aus der milchig-blaues Gletscherwasser strömt, wie er uns erklärt.
In Kvikkjokk angekommen bezahlen wir die Überfahrt und machen uns auf den Weg zur Fjällstation. Ein Gebäudekomplex in typischen Schwedenrot neben einem reißenden Fluss. Doch für die Schönheit der Natur habe ich erstmal keinen Blick, sondern möchte dringend erstmal Duschen und was "Richtiges" essen. Die Rezeption ist schnell gefunden und ich bekomme den Schlüssel zu den Duschen. G. checkt für eine Nacht ein, er möchte mal wieder in einem Bett schlafen. Der junge Schwede möchte wie ich später weiter laufen, allerdings nicht auf dem Kungsleden sondern einem anderen Weg. Wir breiten uns erstmal im Gemeinschaftsraum an einem Tisch aus, hängen die Elektronik an die Ladegeräte und ich verschwinde in die Dusche. Was soll ich sagen - eine Wohltat!
Anschließend wasche ich noch meine Wäsche und bin überrascht, dass sie quasi trocken aus der Maschine kommt. Anscheinend ist da ein Trockner mit eingebaut. Richtig gut! Schön sauber gehe ich dann auf Shoppingtour im Minishop der Fjällstation. Leider ist das Angebot recht enttäuschend. Es gibt zwar eine gute Auswahl an Tüten-Trekking-Trockenfutter und Snacks, aber ich finde nix zum Frühstücken. Kein Müsli, kein Porridge, kein Brot oder Aufstrich... am Ende nehme ich einen Stapel Flapjack-Haferflockenriegel.
Dann ist es endlich Mittag und die Küche der Fjällstation macht auf. Wir bestellen und alle den gemischten Salat:
Frisches echtes Essen, ein echter Genuss!
Schließlich hocke ich mich noch in eine Ecke und nutze den Mobilfunkempfang, um meine Rückreise zu buchen. Inzwischen kann ich ganz gut abschätzen, wie lange ich noch für den weiteren Weg benötige. Von Abisko finde ich eine Nachtzugverbindung nach Stockholm, dann weiter mit dem Flieger nach Berlin.
Danach sammle ich wieder meine Sachen zusammen und der Rucksack wird gepackt. Vor der Fjällstation hängt eine Waage und der junge Schwede präsentiert stolz sein Rucksackgewicht ohne Essen und Wasser von ca. 7kg. Die Herausforderung nehme ich an und hänge meinen Rucki dran - 5kg. Da ist das Staunen groß bei dem Schweden und er fragt, ob ich auch mit Zelt, Isomatte und co. unterwegs bin...
Der Abschied fällt schwer, aber am Ende geht jeder seines Weges. Ich möchte noch ca. 15km bis zur Partestugan weiter laufen und mache mich auf. Zunächst geht es auf einem gut zu laufenden Weg an einem großen Parkplatz vorbei, weiter durch den Wald, über einen Fluss. Doch dann wird der Weg kontinuierlich schlechter, bis ich nur noch fluche. Vielleicht liegt es daran, dass ich doch schon etwas müde bin, aber es geht nur noch im Schneckentempo über die felsige, wurzelige, matschige Schneise im Wald, die hier den Kungsleden darstellt. Hier ein Bild von einem Abschnitt mit besserer Qualität ohne Wurzeln und Matschgruben:
Manchmal gibt es auch kleine Blech-Bäume zu bestaunen
Ich schleppe mich so weiter vorwärts, bis ich an einem Seeufer von einem Vater mit seinem Sohn angesprochen werde. Die beiden haben auch das sehr langsame Vorankommen auf diesem Abschnitt unterschätzt und schaffen es nicht mehr bis zur Partestugan, wo sie zwei Betten reserviert haben. Ich verspreche dort Bescheid zu sagen, dass sie in der Hütte nicht mehr mit den beiden rechnen müssen und die Betten anderweitig vergeben können.
Ich schleppe mich weiter und weiter, nochmal über einen beeindruckenden Fluss, dann weiter durchs Grün. Irgendwann kommt tatsächlich das Schild zur Partestugan, endlich! Leider fängt es auch an zu regnen, doch ich suche erst den Hüttenwart, der sich als nette junge Frau herausstellt. Ich gebe ihr Bescheid zu den beiden Wanderern, die heute nicht mehr kommen. Dann suche ich mir einen Platz für mein Zelt, schlüpfe gleich rein, esse etwas und lege mich erschöpft hin.