37. Tag - 15.09.2020 - Wehmut
Serremorello - zum neuen Rifugio Fauniera (HP für 50 Euro, sehr gutes Essen)
31 Kilometer, + 2399 hm, - 1316 hm, 8 Stunden, 44 Minuten
Bau(m)kunst? Bitte Licht löschen.
Nach einer recht erhellenden Nacht aber trotzdem gutem Schlaf machte ich mich auf. Ich war etwas wehmütig. Einerseits freute ich mich auf zu Hause, werde aber auch den Alltag auf der GTA vermissen.
Der Weg nach Celle di Macra ist einfach und langweilig. Leider ist die Wegführung etwas irreführend und so lief ich schlussendlich grosse Teile auf der wenig befahrenen Strasse.
Internationales in Celle di Macra
Ein Kaffee ist kein Kaffee und so gönnte ich mir einen solchen im örtlichen Laden. Noch ein kleiner Schwatz mit einem Rentner, ein paar frische Lebensmittel einkaufen und weiter. Die Auswahl ist eher klein, das nötigste aber vorhanden. Mit einem Stück Peperonchinikäse und anderen Leckereien gings weiter.
Das Salzmuseum war leider geschlossen, dafür interessierten sich ein paar Einheimische für meinen Rucksack und was ich hier so treibe. Bis zum Abend sollte ich nun keine Menschenseele mehr sehen.
Piano
Der Aufstieg via Alpe Fumè zum Monte Bastia verlief auf einer Alpstrasse und war jetzt auch nicht das Highlight der Tour. Leider bot er auch keinen gescheiten Platz für eine Pause, dafür einen Brunnen, was mir ebenso gelegen kam.
Der weitere Weg via der Bassa di Narbona zum Passo delle Crossette gefiel mir dann deutlich besser. Zwar auch nur eine Alpstrasse, bot aber deutlich mehr Abwechslung. Zu meiner Überraschung sömmerten hier immer noch einige Schafe, Lämmer, Esel und ein Shetlandpony. Wirklich schön hier und ich kam wieder ins Träumen.
Beim Passo delle Crossette gönnte ich mir dann endlich eine ausgiebige Pause. War für ein schöner und ruhiger Ort. Ein neues Kreuz wies auf einen kürzlich verstorbenen Knaben hin, was die Stimmung trübte.
Pause beim Passo delle Crossette
Rückblick
Santuario San Magno von oben
Santuario San Magno
Weiter gehts dem schönen Santuario San Magno entgegen. Die Strasse versprüht wenig Reiz, trotzdem gönnte ich mir den Abstecher zum schönen Gebäude. Eine Nacht in diesem Historischen Gebäude wäre sicher ein Erlebnis. Da aber alles geschlossen war schaute ich mich etwas um, mache Fotos, füllte Wasser und lief dem Colle dei Fauniera (im Rother noch als Colle dei Morti vermerkt) entgegen. Leider führt der Weg auch hier auf der Strasse, was dank dem schwachen Verkehrsaufkommen erträglich war.
Mittlerweile wars auch gegen 17 Uhr und ich plante am Nachtlager. Allzu hoch oben möchte ich um diese Jahreszeit mit meinem Comforter nicht mehr schlafen, da dieser ab 2 Grad C deutlich nachlässt. Andererseits solls oben beim Colle dei Fauniera ein Biwak haben. Das dieses nur im Winter geöffnet ist, werde ich später erfahren.
Da mich der Weg der Passstrasse nicht sonderlich reizte, studierte ich an der Variante rum. Der Rother schreibt „Ist aber nur etwas für Experimentierfreudige“. Naja meine Experimentierfreudigkeit hat nach dem einen oder anderen Erlebnis mit der Wegführung hier etwas nachgelassen. Die Lust auf einen kleinen alpinen Abstecher überwiegt dann aber und der Weg ist für meinen Geschmack einfach und gut signalisiert. Die Beschreibung im Rother empfand ich als unverständlich. Die beschriebene Baita Parvo, 1958 müM. fand ich nirgends. Dafür etwas weiter oben ein Wegweiser bei der Località Langra, 1971 müM. Von da weg gewinne ich schnell an Höhe und blicke alsbald auf die Passstrasse.
Ich geniesse den schönen Bergwanderweg in vollen Zügen. In meinem „Tagebuch“ habe ich mir für die Variante „steil aber geil“ vermerkt. Vorbei an einer kleinen Kuhherde erreiche ich bald den Pass. Das Biwak ist leider geschlossen und mein InReach prognostiziert kühle Temperaturen für die Nacht. Vielleicht ists doch bald mal Zeit für einen wärmeren Quilt. Nun hatte ich doch schon einige Nächte in höheren und kühleren Lagen.
Kurzerhand frage ich im nigelnagelneuen Bivacco Fauniera für einen Nachtplatz an. Die schöne Hütte ist praktisch leer und dementsprechend stehe ich bald unter der neuen Dusche. Zusammen mit einem grossartigen Abendessen geniesse ich den Sonnenuntergang. Morgen wird der letzte Tag auf der GTA für dieses Jahr
38. Tag - 16.09.2020 oder der (vorerst) letzte Tag
Rifugio Fauniera - Sambuco
14.4 Kilometer, + 298 hm, - 1394 hm, 3 Stunden, 42 Minuten
Was es wohl dachte? "Was bist denn du für einer?"
Der letzte Tag ist eigentlich schnell erzählt. Es war nicht mehr weit zu meinem diesjährigen Etappenziel. Einerseits freute ich mich sehr auf das Wiedersehen mit meiner Freundin und trotzdem war ich auch wehmütig. Dementsprechend hatte ich es alles andere als eilig. Ausser die Waschmaschine würde ich heute nichts mehr brauchen.
So lief ich auf Umwegen via der Cima Fauniera zum Colle dei Fauniera wo ein monumentales Denkmal von Marco Pantani thront. Heisst der Pass nun eigentlich Colle dei Morti, Colle dei Fauniera oder gar Col Cuneo? Ich weiss es nicht. Vor Ort ist alles mit Colle dei Fauniera beschriftet. Hier gibts eine kleine Erklärung zum Namensrätsel. Naja, gewisse Berge haben keine Namen, dieser Pass hat gleich deren drei
Umwege lohnen sich eben doch. Zumindest manchmal
Jedenfalls erblickte ich auf dem Weg zum Pass mit den zahlreichen Namen nochmals einige Edelweiss. Was für eine Freude! Ich schlenderte auf der Passstrasse in Richtung Colle Valcavera und auf gemütlichen Alpstrassen in Richtung Rifugio don Franco. Zeit für eine kleine Pause an der Sonne will ich doch nicht zu früh in Sambuco sein.
Alte Militärstrasse (nun Passstrasse) zwischen Colle dei Fauniera und Colle Valcavera
Weiter auf der gemütlichen, immer leicht abfallenden Alpstrasse zur Gias Mure, wo der Weg in einen steilen Pfad mit zahlreichen Kehren übergeht.
Am Ende dessen steht eine gemütliche Bank samt Tisch, wo ich mir nochmals eine lange Pause gönnte und in Erinnerungen schwelgte.
Bis zum Albergo della Pace wars nun nicht mehr weit und ich verbrachte den Nachmittag mit der Waschmaschine, Dusche und etwas herumlümeln.
In 38 Tagen habe ich nun 763 km, 48961 Höhenmeter +, 25698 Höhenmeter - zurückgelegt. Dabei bin ich total 1 Woche, 4 Tage und 4 Stunden gewandert.
Ich freue mich auf die Fortsetzung (und Beendigung der GTA) im Jahr 2021, zusammen mit meiner Partnerin!