23. Tag - 01.09.2020 oder die verlassene Alpe
Ceresole Reale - Alpe Trione
19.6 Kilometer, 1787 Höhenmeter, 7 Stunden 23 Minuten
Wald oberhalb von Ceresole
Natürlich war ich fauler Sack mal wieder der letzte ders auf den Weg geschafft hat. Es deutete alles auf einen grossartigen Tag hin. Glücklicherweise vermochte die Sonne noch nicht so recht aufzuheizen und so genoss ich einen zügigen Aufstieg im schönen, lichten Wald.
Etwas weiter oben holte ich dann Ch. wieder ein und wir liefen eine Weile gemeinsam. Alsbald offenbare sich ein wunderbarer Blick auf den Lago di Ceresole. Herrlich!
Lago di Ceresole. Bei der Alpe Fumanova aufgenommen
Auch wenn ich nun die Baumgrenze überschritten habe, ist die Temperatur noch sehr angenehm, beinahe kühl. Wenige Meter unterhalb des Colle della Crocetta gönne ich mir eine ausgiebige Pause mit super feinem Essen beim Lago di Vercellina.
Tierische Wegbegleiter bei Crest
Bei Crest begegnet mir eine Herde Hühner und andere lustige Tiere (Gänse?, keine Ahnung). Ich mag die Tiere und schaue ihnen eine Weile zu. Sie vermögen sich an meiner Gesellschaft jedoch nicht so recht zu erfreuen und scheinen etwas nervös. So lasse ich die Tiere wieder in Ruhe und erblicke wenig später die wunderschöne Kapelle Madonna della Visitazione. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen die Kapelle etwas später auch aus der Nähe anzusehen. Leider ist aber auch diese Kapelle (wie die allermeisten verschlossen). Die anwesenden Kühe waren im Gegensatz zu den Hühnern vorher sehr an mir und meinem Tun interessiert. Was für schöne Tiere.
Madonna della Visitazione
Kirchturm von Pialpetta
Bald erreiche ich Pialpetta und streune etwas durchs Dorf. Gemäss Rother müsste hier irgendwo ein Laden sein. Abgesehen von mir scheint hier aber kaum wer unterwegs zu sein. Den Laden finde ich bald einmal, da du hier entweder in die eine oder in die andere Richtung laufen und suchen kannst. Typisch Italien macht der natürlich erst um 16:00 Uhr auf. Ich muss lachen und beschliesse, typisch Italien eine Siesta einzulegen und mir im PT einen Caffè (Espresso) und ein feines Glace zu gönnen. Irgendwann trudelt auch Ch. ein und wir quatschen eine Weile. Für die nächsten Tag hat mir sja das Les Montagnards in Balme empfohlen. Wenn Sja dermassen davon schwärmt kann ichs nicht einfach links liegen lassen. Wies der Zufall will hat auch Ch. für Morgen dort gebucht (heute bleibt er hier in Pialpetta). Er bietet mir sein Handy an und so schreibe ich eine SMS (+1 für meinen Italienischkurs) ins Les Montagnards. Das läuft doch wie geschmiert. Damit sich das nicht total zu einer Hüttentour entwickelt ists Zeit weiterzuziehen. Davor natürlich noch ins nahe Alimentari (Einkaufsladen) um Futter aufzustocken. Ich mag diese kleinen italienischen Alimentari total. Ich füll mit den Korb wieder grosszügig mit Obst, Käse und Brot. Übertreiben muss ichs ja nicht, morgen gibts auch wieder ne Einkaufsgelegenheit.
Weit will ich heute nicht mehr, aber ein paar Meter dürfen es schon noch sein.
Bei der Alpe Trione, welche offenbar nicht mehr bestossen wird, finde ich um 19:00 Uhr herum einen 1A Übernachtungsplatz. Ich koche mir ein feines Abendessen und geniesse die schöne Abendstimmung und die Ruhe. Einfach schön!
Mein Nachtlager bei der Alpe Trione
[IT] Pazzos beinahe UL Genusswanderung auf der GTA
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24. Tag - 02.09.2020 oder die unerwartete Bekanntschaft
Alpe Trione - Balme
14.1 Kilometer, 982 Höhenmeter, 5 Stunden 50 Minuten
Morgenstimmung
Nachdem ich mal wieder, wie jeden Tag ausgeschlafen habe, schäle ich mich langsam aus dem Quilt. Es war eine kalte Nacht hier oben auf rund 2000 müM und ich war um die 2°C Komforttemperatur meines Comforters, mein leichtes Patagonia Hoodie und den Fleecepulli echt dankbar. Gefroren habe ich nicht aber es hat genau gepasst. Tagsüber ist es noch immer sehr angenehm, aber Abend und Morgens wirds halt schon gerne mal etwas kühl in diesen Höhenlagen.
Zu meiner grossen Überraschung kommt wenig später W. mit seiner Hündin Indie (abgeleitet von Indiana Jones) um die Ecke. Wir verstehen uns auf Anhieb hervorragend und trinken gleich mal zusammen einen Kaffee W. ist auf dem SI (Sentiero Italia) unterwegs und will diesen in gesamthaft drei Monaten abschliessen (was er auch schaffen wird). Er ist Holländer und spricht nahezu perfektes Deutsch (auch wenn er das anders sieht). Wir laufen zusammen weiter und er gibt gleich mal ein flottes Tempo vor. Er hat mit seinem SI Projekt schon einige Kilometer mehr unter den Sohlen als ich. Er freut sich mal einen Wanderpartner gefunden zu haben, der mithalten kann. Wir verstehen uns echt gut, philosophieren übers UL Wandern, Ausrüstung und so vergeht die Zeit, Kilometer und die paar Höhenmeter wie im Flug. Er ist u.a auch mit Hängematte unterwegs und schwärmt von deren Vorzügen. Klingt interessant.
Bereits im AbstiegAuch das Wetter klart am Nachmittag endlich etwas auf und die Sonne zeigt sich. Naja, dafür bot der morgendliche Nebel einige schöne Fotomotive und das Wandern war nicht allzu schweisstreibend.
Beim Zähneputzen meinte W., warum ich den Griff meiner Zahnbürste nicht gekürzt hätte. Was für eine unerhörte Unterstellung! Selbstverständlich habe ich den Griff gekürzt, aber halt nicht so extrem wie andere.
Das Corpus Delicti. Also die Kackschaufel dient bloss als Referenz
Gemütlicher Schlussspurt nach Balme
Am frühen Nachmittag erreichen wir bereits Balme. Wir wollen beide noch etwas einkaufen, müssen aber warten bis der Laden öffnet. Dafür gibts noch einen Geocache am Ortsrand.
Nun ists aber Zeit für ein grosses Bier. Nach dem ersten trudelt auch Ch. ein, mit dem ich heute Abend ein Zimmer teilen werde, welches ich gestern noch mit dem Handy von ihm reservieren konnte. Offen gestanden würde ich gerne noch etwas weiterlaufen, da ich noch Energie habe. Naja, auch kein Wunder bei nichtmal 1000 hm. Da sja dermassen vom Les Montagnards schwärmte, war ich aber auch gespannt was mich hier erwartet.
Ähmm nein, kein Selbstportrait
Wir geniessen nochmals ein Bier und laufen dann zu Dritt zum örtlichen Laden. Dieser ist zwar klein, jedoch ausgesprochen gut ausgestattet. Sie haben sogar Spiritus im Sortiment, was auf der GTA teilweise schlecht verfügbar ist. Im Anschluss verlässt uns W. um etwas weiter oben im Biwak zu übernachten. Leider sehe ich ihn nicht mehr. Wie ich dem einen oder anderen Hüttenbuch entnehmen kann, laufe ich jedoch immer einige Stunden hinter ihm.
Vor dem Abendessen machen Ch. und ich noch einen kleinen Spaziergang in Balme. Ein malerischer kleiner Ort, welcher sogar einen kleinen Outdoorladen mit dem nötigsten an Ausrüstung hat. Das andere PT (Posto Tappa) ist leider bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Zum Abschluss des Tages geniessen wir noch ein feines Abendessen mit dem fast schon obligaten Vino Rosso. Es gibt eigentlich immer einen Hauswein, welcher immer sehr lecker und oft sogar im Preis eingeschlossen ist. Was Kulinarik angeht, muss man den Italienern echt nichts erklären. Den hervorragenden, italienischen Kaffee werde ich später noch vermisse Ich bin aber auch ausgesprochen heikel was Kaffee angeht und die braune Brühe, die Nespresso als "Kaffee" bezeichnet, trinke ich aus Prinzip nicht.Ich freue mich auf den morgigen Tag. Langsam rückt der Rocciamelone in greifbare Nähe. Für Ch. wirds Morgen der letzte Tag auf der GTA sein.
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25. Tag - 03.09.2020 oder der Lost Place
Balme - Lago di Malciaussia (beim Rif Vulpot)
24.2 Kilometer, 1936 Höhenmeter, 8 Stunden 27 Minuten
Nach einem langen und gemütlichen Frühstück machten sich Ch. und ich langsam auf die Socken. Für Ch. wirds heute der letzte Tag auf der GTA sein.
Im Internet konnte ich noch in Erfahrung bringen, dass das Alimentari in Usseglio am Donnerstag Nachmittag, also heute geschlossen ist. Elektronisches Papier ist geduldig und so durfte ich das Telefon von Ch. ausleihen und dies direkt im Alimentari verifizieren. Google hatte also recht und so schlenderte ich nochmals in den kleinen Supermercato in Balme und habe meine Vorräte noch etwas aufgestockt. So wurde es dann 09:30 Uhr bis auch ich losmarschierte.
Nachher gings zügig in die Höhe, wo ich bald wieder auf Ch. traf. Etwas später erreichten wir die malerischen Laghi Verdi welche zum Baden eingeladen hätten. Kurz dahinter steht das kleine, nett gelgene Bivacco Gandolfo Gino in welchem W. übernachtet hat.
Der obere der Laghi Verdi
Passo Paschiet
Die paar Höhenmeter zum Passo Paschiet zogen sich überraschend in die Länge. Hier zog das Wetter dann doch etwas, der Wind frischte merklich auf und die Temperaturen wurden kühler. Nach einem kurzen Abstieg begann der Gegenanstieg zum nahezu gleich hoch gelegenen Colle di Costa Fiorita. Eigentlich hätten wir hier gerne eine Mittagspause eingelegt. Die Kuh war dann aber etwas gar neugierig und wir beschlossen weiterzuziehen und die Pause zum nahen Colle Teina zu verschieben, wo wir eine luftige Aussicht nach Usseglio genossen.
Neugierige Kuh auf dem Colle di Costa Fiorita
Eieiei der Abstieg hierhin hats echt in sich und bei Regen wäre das eine spannende Sache. Auch der weitere Weg war ziemlich steil. Unterwegs erblickten wir übrigens noch diesen prächtigen Steinbock, welcher hoch über Usseglio thronte. Was für ein erhabener Anblick
Blick nach Usseglio
Selbsterklärend
Als wir endlich unten im Tal ankamen und zurückblickten, hatte der Himmel bedrohlich zugezogen. Ein echt imposanter Anblick! Von hier wars nicht mehr weit zum mondänen Albergo Rocciamelone, wo wir ein Gelati und Panache genossen. Eher spät verabschiedete ich mich von Ch., welcher sich hier auf den Heimweg machte und zog weiter. Ich hatte keine Ahnung wohin mich der Weg heute noch führen würde. Eins war aber klar! Ich wollte auf der Decauville zum Rif Vulpot gelangen. Die Decuaville Malciaussia ist eine verlassene Bahnstrecke. Mit der Bahn wurden um 1932 rum Baumaterial zur Baustelle des Malciaussia-Staudamms transportiert. Ab und an sind die Gleise noch sichtbar.
Usseglio
Um dorthin zu gelangen musste ich zuerst einige Kilometer auf der schwach befahrenen Strasse nach Margone laufen. Dort ging es zuerst auf Wanderwegen und wenig später querfeldein an einer Alp vorbei. Dort traf ich auf zwei Älpler, welche dort mit Arbeiten beschäftigt waren. Einmal mehr war ich um meine paar Sätze Italienisch dankbar und die beiden freuten sich offensichtlich darüber. Wir unterhielten uns kurz und sie erklärten mir den weiteren Weg, welcher gut zu finden war. Knappe 20 Minuten später erreichte ich die Decauville. Ich mag solche Lost Places sehr und genoss das schlendern auf der gut erhaltenen Bahntrasse.
Verlassenes Anwesen auf dem Weg nach Margone
altes "Plakat" in Margone
Noch einige Bilder von der Decauville . Bei Interesse gibts hier noch ein Video der gesamten Strecke (vom CAI produziert)
der alte Bahntunnel
Rückblick
Kurz vor Rif Vulpot
Langsam wurde es spät und ich überlegte wo ich mein Tarp aufschlagen kann. Hier auf der Trasse wollte ich das ungern tun, fülle sicherheitshalber aber meine Wasserreserven am Bach.
Wenig später sehe ich auf meinem Etrex, dass hinter dem Rif Vulpot ein Zeltplatz ausgewiesen ist. Das Ziel ist gesetzt und ich freue mich über die kleine Entdeckung. Dort angekommen war reichlich Platz und im letzten Licht stellte ich mein Tarp auf. Im Anschluss noch Katzenwäsche beim Wasserhahn (wieder mal vergebens Wasser mitgetragen) und dann gings bald einmal unter den Quilt.
Morgen gehts zum Rocciamelone... -
26. Tag - 04.09.2020 oder Rocciamelone
Lago di Malciaussia (beim Rif Vulpot) - Rifugio Cà d’Asti (ungeplant)
18 Kilometer, 2015 Höhenmeter, 9 Stunden
Morgenstimmung am Lago di Malciaussia
Frühstück, Teil I
Nach einer extrem angenehmen und guten Nacht stand ich für meine Verhältnisse eher zeitig auf.Nachdem ich den untergehenden Mond und die rotgefärbten Felswände bewundert hatte, startete ich den Tag mit einem Kaffee und kleinen Frühstück. Viel Hunger hatte ich noch nicht. Heute sollte ich den Rocciamelone erreichen und ich war gespannt wie weit ich kommen würde.
Mein Zeugs zusammengepackt und losgezottelt, währenddem meine paar Nachbarn noch tief und fest schliefen. Die gemütliche Strecke dem See entlang war ideal zum Aufwärmen. Auch der Aufstieg zum Colle Croce di Fero war überraschend angenehem und bei weitem nicht so schweisstreibend wie befürchtet.
Nochmal ein Blick zurück auf mein Nachtlager
Colle Croce di Ferro, der Name ist Programm
Vor der Capanna
Oben angekommen gabs mal wieder einen Geocache zu suchen. Die naheliegende Aurelio Ravetto war (bedingt durch Covid?) geschlossen. Natürlich liess ich es mir auch hier nicht nehmen den Winterraum zu inspizieren. Im Gästebuch entdeckte ich noch den Eintrag von W. und seiner Hündie Indie, welche die letzte Nacht hier verbrachten.
Gemütlich ging es vorbei an einer weiteren Ruine des Militärs und langsam aber sicher rückte der Rocciamelone ins Blickfeld.
Blick zurück zum Colle Croce di Ferro
Rechts der Rocciamelone, links das Rifugio Cà d’Asti. Die direkte Querung verläuft etwas unterhalb meines Daunens
Beinahe hätte ich den etwas unscheinbar wirkenden Abzeiger verpast, welcher etwas direkter zum Rocciamelone resp. dem Riffugio führt. Entgegen der Beschreibung im Rother habe ich diesen auf rund 2440 Meter gefunden. Der anschliesende Weg empfand ich jedoch nicht annähernd so heikel wie beschrieben. Wer auf den bisherigen Etappen der GTA keine Probleme hatte, wird sie hier auch nicht haben. Die Markierungen wurden offenbar neu angelegt, denn entgegen der Beschreibung im Rother war der Weg bestens markiert. An einen oder zwei Stellen gabs etwas Kraxelei, was aber nicht der Rede wert ist. Auch wenn der Gipfel so nah wirkt, zog sich die Passage ziemlich in die Länge.
Ich fasste den Plan im Biwak auf dem Gipfel zu übernachten. Eine Nacht auf 3538 Meter hatte ich noch nie und wäre ein kleines Erlebnis. Also bei einem der letzten Bäche unterwegs die Vorräte aufgefüllt. Langsam wars auch Zeit für ein richtiges Frühstück/ Mittagessen um 11:30 Uhr. Wenig später kam ein Wanderer um die Ecke, welchen ich schon aus einiger Entfernung sah. Es war Ch. Was für ein Zufall und was für eine Freude.
Nach meiner Pause wanderten wir zusammen weiter. Ch. hatte auf dem Rif. reserviert und wollte Morgen den Rocciamelone in Angriff nehmen. Nachdem ich ihm von meinem Plan erzählte, entschied er sich, spontan mit mir aufzusteigen, was die richtige Entscheidung sein sollte. Dazu aber Morgen mehr.
Aufstieg zum Rocciamelone mit dem Gipfel im Blick
Er deponierte seinen Rucksack auf der Hütte und kam mit sehr leichtem Gepäck. Ich habe ihn natürlich nur ganz minim darum beneidet. Die Sonne brannte noch immer gut und der Schweiss floss fleissig. Wir konnten aber flüssig und zügig aufsteigen da kaum noch Leute unterwegs waren und die paar Menschen waren meistens im Abstieg. Unterwegs sahen wir noch einige Gänsegeier. Ch. erkannte die Tiere sofort und auch die Italiener waren ganz aus dem Häuschen. Auf dem Foto siehts nun natürlich wie eine Brieftaube aus, aber der Anblick hatte schon was majestätisches. Mit der passablen Zeit von 90 Minuten ab der Hütte erreichten wir den Gipfel.
Gänsegeier (wie mir später mitgeteilt wurde)
Unterwegs. Auch der Lago di Malciaussia ist mal wieder zu sehen
Blick vom Gipfelplateau in Richtung der Schweizer Alpen
Weils so schön war, nochmals der Lago di Malciaussia
Was soll ich sagen. Die Aussicht und das Wetter waren unglaublich. Die Mühen haben sich mehr als gelohnt. Wir genossen die Aussicht, schossen Fotos und philosophierten über entfernte Gipfel. Ch. (notabene Deutscher) erklärte mir noch einige Schweizer Gipfel. Mit Bergen bin ich auch nicht so versiert. Wenn ich einige Male oben war, erkenne ich die. Matterhorn aus der typischen Perspektive geht auch, dann ist aber auch bald Schluss War lustig.
Jetzt wars an der Zeit mein Nachtlager zu inspizieren. Natülich klebte auch hier das obligate "wegen Corona geschlossen Plakat" (wie überall die letzten Wochen), was aber keinen, auch mich nicht davon abhielt die Biwaks trotzdem zu benützen. Hier kam aber dazu, dass das Biwak komplett ausgeräumt wurde. Zusammen mit der Wetterprognose des InReach rechnete ich mir die zu erwartenden Temperaturen auf dieser Höhe aus. Mit einer gewissen Enttäuschung und schweren Herzens beschloss ich meinen Plan zu verwerfen und ebenfalls wieder abzusteigen. Im Abstieg begegente uns noch ein Steinbock Kitz. Was für ein schöner Anblick.
Ach ja. Nachdem sich jeder von uns an den mühsam raumgetragenen 2.5 Liter Wasser gütlich tat, wurden die Reste davon zeremoniell entsorgt
Im Abstieg kurz vor der Hütte
Der Plan war im Rifugio anfragen, ob die einen Platz haben und sonst halt noch etwas weiter absteigen. Wäre ich alleine unterwegs gewesen hätte ich mir die Hütte sicher auch nicht angetan. Wir hattens aber gerade so lustig zusammen, sodass ich ungern bereits wieder Abschied genommen hätte. Der Platz im Rifugio war kein Problem und wir gönnten uns das verdiente Bier.
Die Hütte war auch bei weitem nicht so schlimm wie im Rother beschrieben. Auch das Abendessen war ganz ok, auch wenn leider alles in Einweggeschirr serviert wurde. Der obligate Vino Rosso war ebenfalls ganz lecker.Nachdem wir den wunderbaren Sonnenuntergang genossen hatten, waren wir beide müde genug um ins Bett zu gehen.
Eines meiner Liebslingsbilder der Tour. Das Foto wurde durch das Fenster der Materialseilbahn hindurch aufgenommenAuch heute wieder sorry für die Bildqualität. Es sind einfach zu viele Bilder und ich wollte nicht noch mehr rausschmeissen.
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27. Tag - 05.09.2020 oder der nicht enden wollende Abstieg
Rifugio Cà d’Asti - Susa
16.8 Kilometer, 44 Höhenmeter rauf, 2381 hm runter, 5 StundenDie heutige Etappe ist eigentlich schnell erzählt. Nach einem äusserst mageren Frühstück machten wir uns an den Abstieg nach Susa, wo Ch. die GTA für dieses Jahr verlassen wird.
Im ersten Abstieg nach La Riposa (kurz unterhalb endet die öffentliche „Strasse“)kommen uns unzählige Menschen entgegen. Das habe ich noch nie irgendwo anders erlebt. Ch. war froh, den Aufstieg auf den Rocciamelone nicht auf heute verschoben zu haben. Kurz nach La Riposa war der Zauber vorüber und wir trafen den restlichen Wandertrag erwartungsgemäss kaum andere Menschen.
Zwischendurch ein etwas angenehmerer Abstieg
Was für ein schöner Wegweiser!
Vorbei an einem grossen Partisanen-Denkmal wurde der Weg vorübergehend etwas angenehmer und es war bald Zeit für ein etwas üppigeres Frühstück.
In meinem „Tagebuch“ habe ich mir noch notiert, dass wir Wildschweine gesehen haben, woran ich mich aber nicht mehr erinnern kann. Im Posto Tappa Il Trucco gönnten wir uns dann nochmals eine gemütliche Pause. Aber es hilft ja alles nichts und die zahllosen Höhenmeter laufen sich nicht selbstständig. Nach einem nicht Enden wollenden, teilweise steilen und mühsamen Abstieg durch von Waldbränden gezeichnete Wälder erreichten wir endlich Susa.
Vom Waldbrand gezeichnet. Sehr eindrücklich
Humor in Krisenzeiten - Max und Sabry. Zwei Herzen und eine (Schutz)Maske
Es war erst 15 Uhr, aber ich hatte echt genug für heute. 2000 Höhenmeter im Abstieg sind schlimmer als 2000 im Aufstieg. Auch wenn es mal wieder Zeit für eine Nacht im Tarp gewesen wäre, beschlossen wir uns ein Hotelzimmer zu teilen.
Nachdem jeder gemütlich geduscht und ich meine Klamotten im edlen Hotelbad gewaschen und lange mit meiner Partnerin telefoniert habe, gings in die Stadt.
Ich kann mich noch gut an eine Demonstration in der Stadt erinnern. Diese Demonstration sollte mich Morgen nochmals einholen, aber dazu mehr in der nächsten Etappe.
Susa ist echt einen kleinen Stadtbummel wert!
Wir genossen die sehr schöne Altstadt und schlenderten etwas umher. Die vielen Leute und das Treiben war ein kleiner Kulturschock nach den letzten Tagen und Wochen. Trotzdem fühlte ich mich wohl hier und genoss die schönen Gebäude.
Am Abend gönnten wir uns ein ausgiebiges und sehr gutes Abendessen (Pizza natürlich). Im Anschluss noch ein feines Gelati (die grösste Portion natürlich) und ein grosses Panache im Aussenbereich der Hotelbar.
Ich schlief wie ein König!28. Tag - 06.09.2020 oder die Polizeikontrolle
Susa - unterhalb Riffugio Arlaud
25.6 Kilometer, 1859 Höhenmeter, 8 Stunden, 26 MinutenDas Frühstück im Hotel war etwas ungewohnt. Einerseits habe ich schon lange nicht mehr soviele Schweizer gehört. Andererseits war das Buffet, wegen Covid-19, bedient. Immer wenn mal also etwas wollte, wurde einem dies auf den Teller gelegt oder an den Tisch gebracht. Irgendwann war aber selbst ich satt und wir machten uns auf den Weg.
Noch etwas Werbung: Hotel Susa & Stazione, gleich am Bahnhof Susa. 89 Euro für zwei Personen, eine Empfehlung!
Die nächsten Tage wars wieder etwas dünn mit Einkaufsmöglichkeiten und so füllte ich hier meine Vorräte auf. Ausserdem bot sich Ch. als Rucksackwache an. So befreit tigerte es sich auch etwas angenehmer durch die Regale. Ganz alles von meiner Einkaufs-/ Wunschliste fand ich nicht, aber dafür gabs wieder viel Früchte und andere Leckereien, damit ich auch die nächsten Tage nicht verhungere.
Falls einer Spiritus in Susa sucht. Die hatten dort einen 5 l Kanister. In Italien wird Spiritus als Fensterreiniger genutzt, was auch den süsslichen Geruch und die Beschriftung der Behälter erklärt. Ch. und ich verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg.
Bezüglich der GTA-Route zwischen Susa und Salbertrand schweigt sich der Rother ja mal wieder aus. Bätzing ist da einfach deutlich ausführlicher. N. liess mir die benötigten Kartenblätter, von einer in der Schweiz nicht erhältlichen Karte, netterweise per Textnachricht zukommen. Die Beschreibungen aus dem Bätzing habe ich vorgängig gescannt und hatte diese in elektronischer Form dabei. Mit der Beschreibung aus dem Rother und den Kartenblättern fand ich den passenden Einstieg problemlos und kam so auf den richtigen Weg. Die weitere Wegführung war dann auch ohne Beschreibung recht problemlos. Ich bin eigentlich ein grosser Fan der Rother Reiseführer. Auch deren GTA-Führer ist eigentlich gut. Es gibt aber einige Mängel im Buch die einfach schlecht recherchiert sind. Ich hab dem Rother Verlag meine Notizen zukommen lassen. Mal sehen ob und was die draus machen (Es wurde nie auf der Homepage publiziert, soviel zu "Rückmeldungen sind willkommen"... Aber zurück zum Weg.
Rückblick zum Rocciamelone
Gemütlich wanderte ich auf der sanft ansteigenden Strasse dahin und fand so nebenbei den einen oder anderen Cache. Ich bog von der kaum befahrenen Asphaltstrasse auf einen schönen Feldweg ab welcher dem Gelände folgte. Es war ein Traum hier zu laufen.
Doch plötzlich erhob sich ein mächtiges Metallgatter vor mir. Ich verstand die Welt nicht mehr. Habe ich einen Abzweiger verpasst? Ich lief etwas zurück. Nein, ich bin richtig, was auch mein GPS bestätigt.
Plötzlich standen drei Polizisten vor mir und verlangten nach einem Ausweis.
Auch wenn die Polizisten freundlich waren, fühlte ich unwohl. Ich schilderte auf Italienisch und Englisch was ich vorhabe und deute meinen GTA-Führer. Einer verschwand für eine Weile mit meiner Identitätskarte hinter dem Gatter. Ich vernehme ein paar Funksprüche bevor derjenige mit meinem Ausweis zurückkehrt.
Es gibt kein Durchkommen und keine Ausnahme. Ich kann noch in Erfahrung bringen, dass der ganze Aufwand wegen befürchteter Ausschreitungen wegen des Ausbaus der Hochgeschwindigkeits-Zugstrecke (TAV - Deutschsprachige Info für Interessierte) betrieben wird. Einer der Polizisten versucht mir noch zu erklären wo ich alternativ durchlaufen kann. Leider war das keine passable Alternative (Strasse). Es hilft ja alles nicht und so kehre ich um. Ausserhalb des Blickfeldes der Polizisten studiere ich die OSM Karte auf meinem GPS. Hmm, wenn ich einige Meter querfeldein gehe, sollte ich auf einen alten Pfad kommen. Am Ende dieses Pfades, rund 600 Meter hinter dem Gatter, sollte ich wieder auf die GTA stossen. Ich will es versuchen.
Mühsam schlage ich mich durchs steile Gelände hoch. Gerade als der Weg etwas angenehmer wurde, muss ich einen umgestürzten Baum überqueren und stosse mir grausam den Kopf. Ich fluche und nerve mich noch mehr. Das Blut mischt sich mit dem Schweiss und so wirkt die Wunde grösser als sie ist. Ich versuche das Ausmass mit der Kamera abzuklären. Halb so schlimm.
Zum Glück nicht so schlimm wie Männergrippe
Weiter gehts gemächlicher auf dem alten Weg. Wie geplant bin ich bald wieder über der ursprünglichen Route. Nichts zu hören, keine Polizisten zu sehen also steige ich vom Pfad auf die Route ab. Bald erreiche ich einen Fluss und wasche mir mein Gesicht. Zeit die Wunde zu verarzten. Das Pflaster ist grösser als nötig aber kleinere habe ich nicht dabei
San Colombano
Der schöne Höhenweg führt mich weiter an einigen schönen Weilern vorbei und ich treffe lange keine Menschenseele. Den einzigen Menschen den ich treffe, informiere ich über die Wegsperre. Er will ohnehin nicht so weit laufen. Er erklärt mir um was es bei den Protesten genau geht und das die ganze TAV-Sache in der Bevölkerung sehr kontrovers diskutiert wird. Nach einem netten Gespräch verabschieden wir uns. T rotzdem der Weg an einigen bewohnten Weilern vorbeiführt treffe ich die nächsten Stunden bis Salbertrand keine Menschenseele. In Sant`Antonio lese ich eine Gedenktafel an der Kirchenmauer. Die Partisanen schienen in der Region in der Zeit des 2. Weltkrieges besonders aktiv zu sein. Zumindest sind mir zuvor nie solch zahlreiche Tafeln aufgefallen. Die ganze Sache stimmt mich wiederum nachdenklich.
Trotzdem geniesse ich den schönen Weg der immer wieder mit bissigen Gegenanstiegen aufwartet und schlussendlich einige Höhenmeter mehr ergeben soll als Bätzing in seinem Buch schreibt.
Irgendwo im Wald lege ich eine späte Mittagspause ein. Es ist drückend heiss und ich geniesse den Schatten. Der Weg steig einmal mehr steil an und wenig später tut sich der Ausblick aufs Forte di Exilles auf. Eine eindrückliche Anlage, welche ich gerne aus der Nähe besichtigen würde. Auf dem weiteren Weg laufe ich oft an Brombeersträuchern vorbei, welche ich natürlich nicht ignorieren kann
Forte di Exilles
Gegen 17 Uhr erreiche ich Salbertrand was auf mich wenig einladend wirkt. Ich laufe an einigen Resturants vorbei in Richtung Bahnhof und höre die Autobahn. Nach der heutigen Ruhe ist mir das zu viel. Ich quere den Ort schnellstmöglich und erreiche bald ein kleines Naherholungsgebiet. Hmm, soll ich mein Tarp hier aufschlagen oder noch etwas aufsteigen? Da meine Beine noch recht gut sind und die Temperaturen etwas angenehmer, steige ich auf. Irgendwo, rund 30-40 Minuten unterhalb des Rif. Arlaud treffe ich auf die Ruine einer Alpe. Vor dem „Gebäude“ befindet sich eine kleine ebene Fläche und sogar ein kleiner Brunnen ist vorhanden. Was will man mehr?
Mit meinem Wasserbeutel improvisiere ich eine Dusche. Nackt wie ich dort stand, vertraute ich darauf, dass sich um diese Uhrzeit keiner mehr hier hoch verirrt.
Ich geniesse den Abend, freue mich auf die morgige Assietta-Kammstrasse und schlafe zufrieden ein.
Irgendwie passend zur Tageszeit. Aufgenommen an der Kapelle Moncellier di Sopra vor Salbertrand
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29. Tag - 07.09.2020 oder der lange gehegte Traum
Unterhalb Riffugio Arlaud - oberhalb Lago del Laux (nach Usseaux)
26.7 Kilometer, 1713 Höhenmeter, 8 Stunden, 45 MinutenIch war aufgeregt. Endlich würde ich den Colle dell Assietta erreichen. Seit Jahren wollte ich endlich mal hierher. Das sich dies nun mit der GTA ergibt war eher ein angenehmer Zufall. Gemütlich und euphorisch stiefelte ich los und erreichte schnell einmal das Riffugio Arlaud. Hier wurde ich freudig begrüsst, hatte aber keine Lust bereits nach knappen 30 Minuten eine Pause einzulegen. In absoluter Ruhe wanderte ich der Assietta Passstrasse entgegen. Das Wetter war eher trüb aber trocken. Der Nebel verlieh dem ganzen einen sehr Charakter, was mir sehr gefiel. Die Markierungen wurden immer dürftiger, der Weg blieb aber klar erkennbar. Unterwegs konnte ich einige Eichhörnchen beobachten und aus der Ferne vernahm ich röhrende Hirsche. Via der gut erhaltenen Strada dei Cannoni erreichte ich bald die Passstrasse.
Strada dei Cannoni
Scheinwerfer auf den Wald
Assietta Kammstrasse
Das Wetter wurde garstiger und ich musste mich wärmer anziehen. Glücklicherweise schreckte das Wetter (es blieb trocken) wohl auch viele Touristen ab. Den einen oder anderen Geländewagen und Motorradfahrer überholte mich, es war aber angenehm und ich konnte den historischen Verkehrsweg und seine Bewohner geniessen. Im Riffugio Assietta wars dann endgültig Zeit um mich etwas aufzuwärmen. Als Kaffee gabs leider nur einen aus der Kapselmaschine, aber selbst der schmeckt in Italien besser als bei uns.
"Gipfelfoto"
Im Abstieg verlief ich mich etwas, bemerkte mein Missgeschick aber schnell. Ohne dieses Missgeschick hätte ich jedoch eine amüsante Nebensächlichkeit verpasst. Nämlich die E-Bike Ladestation auf der abgelegenen, unbestossenen aber recht modern und renovierten Alpe Assietta. Wie lustig ist denn das. Da müssen wohl Subventionen oder dergleichen im Spiel gewesen sein.
Im weiteren Abstieg verzog sich der Nebel immer mehr und bald zeigte sich die Sonne. Was für eine wunderbare Wohltat nach dem kalten Nebel. Sofort legte ich bei einer Ruine eine Pause ein und breite mein Zeug aus. Ich genoss die lange Pause und die wärmende Sonne in vollen Zügen.
Auf dem Weg nach Balboutet
Das schöne Dörfchen Balboutet wirkte wie ausgestorben. Keine Menschen, keine Autos, nichts. Lediglich einige Baustellen. Die Szenerie wirkte wie in einem dieser Endzeitfilmen. Wenig später erreiche ich das schmucke Dörfchen Usseaux, wo sich zusammen mit mir einige Touris rumtrieben. Sogar eine Polizeipatrouille war unterwegs.
Die öffentliche Toilette war leider geschlossen. So nutzte ich kurz das öffentliche WLAN um mal wieder mit meiner Partnerin zu quatschen was ich ebenfalls immer sehr genoss. War einfach schön zwischendurch eine bekannte Stimme zu hören und einige Minuten mit ihr zu sprechen. Mit dem InReach verschickte ich lediglich die Standard „mir gehts gut“ Nachrichten und durchs Roaming war mir telefonieren schlicht zu teuer. Genug gejammert.
Dorfplatz von Usseaux (Wer genau schaut, erkennt das Motiv aus dem Rother)
Auf wenig interessanem Weg, sprich Strasse erreichte ich bald das Hotel Lago del Laux wo ich mir einen Kaffee und die Toilette gönnte.
Das Posto Tappa in Usseaux wirkte übrigens dauerhaft geschlossen, resp. habs nicht mehr gesehen. Nun ists aber Zeit weiterzugehen. Da ich mir mit dem Nachtlager im Anschluss etwas gar viel Zeit liess und an dem einen oder anderen potentiellen Platz vorbeilief und andere Plätze sich als ungeeignet erwiesen nahm ich gegen 19:30 Uhr den erstbesten Platz in einem Waldstück. Überraschenderweise erwies sich dieser als saubequem. Ich genoss noch eine Suppe mit getrockneten Pilzen und Couscous und schlief im Anschluss, trotz der kalten Temperaturen ausgezeichnet.
Was für ein schöner Tag. Wie ich nun so währenddem Schreiben zurückdenke werde ich ganz wehmütig und vermisse diese Zeit. Bald, bald wieder… -
30. Tag - 08.09.2020 oder auf alten Pfaden
Oberhalb Lago del Laux - Colleto delle Fontane
23.2 Kilometer, + 1306 hm, -1962 hm, 8 Stunden, 26 Minuten
Nach wenigen Minuten laufen. Im Aufstieg zum Colle dell`Albergian
So! Nachdem meine Partnerin und ich die GTA am 2.9.2021 gemeinsam beendet haben wird es Zeit auch hier vorwärts zu kommen.Nach einer guten Nacht kam ich für meine Verhältnisse früh (oder sagen mir mal etwas zeitiger) los und konnte mich alsbald an der Sonne wärmen. In der Nacht spürt man teilweise bereits den einziehenden Herbst und die Höhe tat ihr übrigens dazu. Aber ich will nicht jammern, tat mein Comforter seine Arbeit doch ausgezeichnet.
Auf dem gut ausgebauten Wanderweg kam ich gut und schnell voran in Richtung Colle dell`Albergian. Doch schnell einmal wurde mein Trott von zahlreichen Murmeltieren unterbrochen welche wie wild pfiffen. Das alleine wäre noch kein Grund zum Anhalten, pfeifen doch die ganze Zeit Murmeltiere rum. Die kleinen Vieher waren aber nicht wirklich scheu und genossen wie ich die Sonne. Dabei erspähte ich in einiger Entfernung noch eine alte Militärkaserne (Caserma dei Laghi dell`Albergian). Mich interessieren solche alten Ruinen und die Geschichte dahinter immer sehr. Ich überlegte noch kurz auch diese Ruine zu besuchen, verwarf den Plan aber da es ein zu grosser Umweg gewesen wäre. Ich sollte auch so noch zu meinen Losplaces kommen und die Anlagen sind leider so gut wie nie beschrieben. Ab und an finden sich mal alte Jahressteine oder ähnlich.
Caserma dei Laghi dell`Albergian
Edelweiss am Wegesrand. Das Foto ist leider etwas unscharf
Abstieg vom Colle dell`Albergian zu einem anderen Lost Place
Der anschliessende Abstieg via einer anderen Militärruine zog sich dann ganz schön in die Länge. Immerhin konnte ich diesen auf dem ersten Stück auf einem alten, gut erhaltenen Militärpfad zurücklegen. Zu meiner Überraschung kamen mir auf diesem auch noch vier andere Wanderer entgegen. Es sollten nahezu die einzigen Menschen sein die ich heute sehe. Dafür wurde ich weiter unten Zeuge eines beeindruckenden Schauspiels. Ein Schaf leckte gerade sein neugeborenes Lamm ab. Dieses war noch sichtlich unsicher auf den Beinen und der Mutter war meine Anwesenheit, selbstverständlich aus einiger Distanz vom Wanderweg, offenbar nicht so ganz geheuer. Ich entfernte mich etwas und schaute noch eine Weile aus der Ferne zu.
Schon bald stiess ich aber auf die nächsten Tiere (Azzinos oder Mulas - ich kann die nie unterscheiden). Ich weiss nicht ob die Tiere für den Herdenschutz eingesetzt wurden oder einfach so auf der Weide sömmerten. Jedenfalls waren auch die ab dem Wanderer nicht so begeistert und beäugten mich misstrauisch. Vielleicht stinke ich mittlerweile auch einfach wie ein toter Marder Dann lasse ich die Tiere mal ihrer Tätigkeit nachgehen und ziehe weiter unter/ neben dem schönen Wasserfall durch. Wenig später sah ich aus einiger Entfernung noch den Hirten der Tiere.
Nach einer Weile erreichte ich Balsiglia. Der lange Abstieg ging ganz schön in die Beine und ich war etwas erschöpft. Ich machte es mir beim Picknickplatz unterhalb des PT gemütlich und schaufelte Wildschweinwurst, Nutella und Piadina rein. Offenbar übertrieb ich es etwas oder die Kombination war selbst für meinen Magen zu abentuerlich. Jedenfalls hatte mein Magen keine Freude daran und rebellierte etwas.
Auch wenn ich keine wirkliche Freude am nun zusätzlichen Abstieg auf der Strasse hatte, wird aber jeder Meter zu Fuss bewältigt. Anfänglich wie vom Rother beschrieben auf der selten befahrenen, steilen Strasse. Bald aber zweigte die GTA auf Bergwanderwege und später auf breite Pisten ab und so erreicht man entgegen der Buchbeschreibung (auch die Karte im Rother ist falsch) die Foresteria auf schönen Wegen. Ich beschloss mir in der Foresteria einen Kaffee zu gönnen und vorallem die Toilette aufzusuchen.
Der weitere Weg von Masello nach Didiero war dann kein wirkliches Highlight und jeder der hier den Shuttle (im Rother beschrieben) in Anspruch nimmt verpasst nichts. In DIdiero war dann zu meiner Überraschung einiges los was mir nach dem heutigen Tag etwas zu viel war. So liess ich die vorgenommene Besichtigung des Örtchens bleiben und bestaunte nur kurz einige der schönen Murales (Wandbilder). Ich nahm noch den letzten Anstieg zum Colleto delle Fontane unter die Füsse und beschloss es für heute gut sein zu lassen. Der schöne Picknickplatz mit Brunnen war einfach perfekt für ein Nachtlager. Dazu die ideale Gelegenheit mich und die Kleider mal wieder richtig zu waschen.
Weiter war es mal wieder Zeit etwas Planung für den weiteren Tourverlauf zu machen. Zu Beginn hatte ich mir mal Ghigi di Prali als mögliches Ziel ausgesucht. Nun hatte ich noch acht Tage und es galt ein neues Ziel mit ÖV-Anschluss zu bestimmen.
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31. Tag - 09.09.2020 oder der quasi Pausentag
Colleto delle Fontane - Ghigo di Prali
9.4 Kilometer, + 438 hm, - 571 hm, 2 Stunden, 43 Minuten
Morgenstimmung
Auch heute war ich für meine Verhältnisse um 7 Uhr recht zeitig wach und genoss den Sonnenaufgang bei einem Kaffee. Ich fühlte, dass ich heute keine Bäume ausreissen würde, was wohl auch am fehlenden Essen lag. zMorgä (Frühstück) gabs dementsprechend keines, da der Rest meiner Vorräte aus einem Sack Guetsli (Kekse) bestand
Ghigo di Prali konnte ich schon aus der Ferne ausmachen, der Weg dorthin zog sich aber überraschend in die Länge und wegen des Hungers waren die kurzen Anstiege mühsam. Mit den paar Guetsli konnte ich den Weg einigermassen überbrücken, kam aber nicht so recht in Fahrt.
Um den Weg über die Strasse am Ortseingang zu umgehen überquerte ich den Fluss auf einigen Steinen was dank meiner Körpergrösse und des niedrigen Wasserstandes gut machbar war. Der Ort wirkte wie ausgestorben, lediglich im Ortskern herrschte Betrieb.
Ghigo di Prali kurz hinter dem Colleto delle Fontane
Zuerst mal orientieren. Kurzerhand beschloss ich im nahen Hotel delle Alpi (HP = 60 Euro) einzuchecken und hier den restlichen Tag Pause zu machen. Das Hotel war jetzt nicht der Knaller aber ich hatte ein sauberes Zimmer. Leider war das dortige WLAN in etwa so motiviert wie ich, sodass ich mich später im Dorf auf die Suche nach einem WLAN machte um meine Partnerin anzurufen.
Ich wartete kurz die Öffnung des Einkaufsladens (Tiziana Alimentari) ab und machte mich ans Einkaufen. Der Laden war gross und alles notwendige ist vorhanden. So konnte ich auch meine beiden leeren Capri-Sun Beutel wieder mit Spiritus befüllen.
Frühstück-technisch war aber eher ebbe. Ich esse jeweils gerne Müesli, konnte aber leider nur einen 1 kg Sack finden der dann doch etwas übertrieben ist. Auch sonst waren die Verpackungen eher etwas gross. Aber was will machen machen und so zog ich mit viel Obst, Käse, Fleisch, Brot, Joghurt, Tiramisu, 1 l Spiritus und dem erwähnten Müslisack ab. Man solle nie, erst recht nicht während einer Wanderung hungrig einkaufen… Wie ich am Folgetag feststelle, wäre weiter oben im Dorf noch ein weiterer, kleinerer Laden vorhanden. Vielleicht hätte es dort geeignetere Grössen gegeben. Aber genug gejammert! Hauptsache es gibt wieder Essen! Die nächsten drei Tage bis Maddalena gibts nämlich keine Läden mehr am Weg. Das Abendessen im Hotel war reichhaltig und ganz ok, auch wenn es der Koch mit dem Olivenöl etwas gar gut meinte. Aber das sind schliesslich geschenkte Kalorien Morgen gehts weiter... -
32. Tag - 10.09.2020 oder die rätselhafte Katze
Ghigo di Prali - Oberhalb des Rifugio Wily Jervis
27.6 Kilometer, + 2088 hm, - 1644 hm, 9 Stunden, 35 MinutenNach einer guten Nacht und dem typisch italienischen, also eher spärlichen Frühstück machte ich mich auf den Weg. Da ich wie bereits erwähnt gestern hungrig und dementsprechend zuviel einkaufte war der Rucksack entsprechend schwer
So fiel es heute auch etwas schwerer, der vom Rother vorgeschlagenen Versuchung, der Sesselbahn auf den Bric Rond, welche mir 1000 hm eingespart hätte zu widerstehen. Aber die fuhr heute ja ohnehin nicht, also fertig träumen und laufen!
So suchte ich anfänglich erfolglos den wichtigen Wanderweg und landete bald auf der Skipiste/ Wanderweg welche, typisch Skipiste eben keine halben Sachen machte und zügig nach oben führte.
Die rätselhafte Katze
Aber geteiltes Leid ist halbes Leid und so begleitete mich ab den ersten Metern bis beinahe zur Mittelstation die rätselhafte Katze. Ich bin nun nichtmal ein Katzenfreund aber das Tierchen folgte mir dennoch tapfer auf Schritt und Tritt rund 1 Stunde lang. Ich unterhielt mich nett mit der Katze auch wenn die Konversation etwas einseitig ausfiel. Wenn ich irgendwo mal abkürzte, kam die Katze zurück und folgte mir auch dorthin. Im oberen Teil überholte ich dann noch zwei Deutsche, welche ich später aber nicht mehr sah. Trotz dem schweren Rucksack kam ich überraschend schnell voran und hatte die ersten 1000 Höhenmeter nach 1 3/4 Stunden hinter mir. Zeit für eine verdiente Mittagspause. Für alle die es nicht so genau nehmen mit den „zusammenhängenden Schritten“. Den Aufstieg könnte man sich gut sparen und die Sesselbahn nehmen.
Zweite Sesselbahn im oberen Teil
Die andere, tierische Begleitung
Kleines Bildrätsel. Wo ist der Rocciamelone? Auflösung am Schluss
"Mittagspause". Darf ich hier sowas posten oder gibt das eine Verwarnung?
Der weitere Weg zu den diversen Seen war sehr angenehm und dort angekommen musste ich natürlich kurz die Militärruinen inspizieren. Die alten Militärpfade bis kurz vor dem Colle Giulian waren ebenfalls sehr angenehm zu gehen und wenig später erreichte ich die Bergerie Giulian wo ich eine grausige Entdeckung machte. Mitten auf dem Wanderweg lag der Fötus eines Kalbes. Gehört zum Leben dazu, aber ob man den unbedingt auf dem Wanderweg gleich neben der Hütte liegen lassen muss…
Weg von der Bric Rond zu der Conca dei 13 laghi. Keine Ahnung wie die hier auf 13 Seen kommen...
Ein Teil der dortigen Militärruinen
Die wenig reizvolle Strecke auf der Schotterstrasse bis zur Colletta delle Faure war nun perfekt um Kilometer zu Fressen. Ist wohl mal wieder Zeit für eine Pause. Das Wetter zog inzwischen etwas zu und ich befürchtete Regen welcher aber ausblieb.
Wie immer in den Pausen beschäftigte ich mich etwas mit dem Rother und der Karte und entdeckte noch eine Alternativroute welche im Rother nicht erwähnt ist. Vom Colletta delle Faure führt nämlich eine alte Militärstrasse zur Alpe Bancet und dort weiter zum Rif. W. Jervis.
Die Strecke schien mir sehr reizvoll und würde mir zudem einen unnötigen Abstieg von immerhin knapp 900 hm und langweiligen Wiederanstieg zum Rif. ersparen. Gebucht!
Colletta delle Faure. Im Bild ist die Militärstrasse welche in einigen Kehren, nach oben zur Alpe Bancet führt.
Nochmal die erwähnte Strasse
Der weitere Weg zur Alpe Bancet war zwar auch nur Schotterstrasse, gefiel mir aber deutlich besser. Abgesehen von der Älplerfamilie, welche mir mit kläffenden Hunden vom Col Content entgegenkam begegnete ich heute niemandem mehr.
Um den Col Content bestaunte ich die gut erhaltenen Militärsträsschen und die paar Bunker. Eindrückliche Arbeit. Zusammen mit dem Nebel wirkte das ganze auch landschaftlich sehr reizvoll. Keine Ahnung wie die Originalroute wäre aber besser als diese hier kann sie unmöglich sein. Eine klare Empfehlung!
Alte Militärstrasse zwischen Alpe Bancet und Col Content. Ich gönnte mir einen kleinen Abstieg auf der Strasse zu einigen der auf den Wegweisern beschriebenen Anlagen.
Col Content
Bei der Alpe Crosenna konnte ich das im Rother beschriebene Agriturismo nicht mehr finden. Gemäss meinen heutigen Recherchen wurde es dauerhaft geschlossen.
Mittlerweile war es gegen 16 Uhr und ich spürte den langen Tag. Ich wollte aber noch etwas Strecke machen und den anstrengenden Anstieg nach der Alpe Crosenna hinter mich bringen. Immerhin wurde dieser durch zahlreiche wilde Himbeeren versüsst. Der weitere Weg war dann sehr schön und landschaftlich reizvoll. Leider war aber Wasser eine Fehlanzeige und so blieb mir nichts anderes übrig als noch etwas weiterzugehen.
Walk-In Vitamine
Wasseraufnahme. Rund 40 Minuten vor dem Rif. Jervis.
Eine kleine Pause und etwas 70 Minuten später traf ich auf einen Bach um meine Wasservorräte aufzufüllen. Ich lief noch einige Minuten und machte es mir auf dem erstbesten Platz gemütlich. Die in der nähe lebenden Ameisen hatten aber etwas gegen meine Idee und so verlegte ich mein Lager notgedrungen nochmals um rund 30 Meter. Müde aber glücklich kochte ich mir etwas Pasta und schlief allerbestens.Und hier noch die versprochene Auflösung des Bildrätsels. Der Rocciamelone.
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33. Tag - 11.09.2020 oder von netten Begegnungen
Oberhalb Rif. Wily Jervis - kleiner Picknicklatz oberhalb Pian Melzè
21.2 Kilometer, + 1596 hm, - 1751 hm, 6 Stunden, 51 Minuten
Dunkle Wolken ziehen auf über dem Land, wo die Schoschonen schön wohnen. - Trübe Aussichten (Frei aus Schuh des Manitu)
Früh am Morgen weckten mich die Regentropfen auf meinem Tarp. Hmm die Motivation zum Aufstehen ging so etwas gegen null, war es doch so schön warm und trocken im Quilt. Ein späterer Kontrollblick ergab: Kein Regen und passable Sicht. Also kroch ich aus meiner Hundehütte (so wurde mein Tarp zuvor schon in der Alpe Veglia bezeichnet) und machte mich nach dem obligaten Kaffee gegen 9:15 Uhr auf den Weg. Ich stelle ohnehin äusserst selten einen Wecker und am Morgen schlafe ich irgendwie immer am besten. Zudem bin ich unterwegs selten der Typ der aufsteht und schnell in die Gänge kommt. Egal, ich kann ja machen wie ich will!
Nachdem ich den Geocache beim Rif. Jervis nicht finden konnte, ging es sogleich wieder an den Aufstieg in Richtung Colle Barant. Es waren noch kaum Leute draussen. Im Einstieg begegnete ich noch einem schweigsamen Hirten und seinem lustigen kleinen Hund. Erinnerte mich an eine Fledermaus
Der Wanderweg querte immer wieder die alte Militärstrasse und durchs nasse Gras waren meine Schuhe innert Kürze nass. Egal, sollte heute nicht das letzte Mal sein.
Weiter oben stiess ich auf eine Schafherde und aus der Ferne erspähte ich auch die beiden Herdenschutzhunde. Ich hoffte noch die Herde umgehen zu können, musste diese, bedingt durch Topografie und Wegführung aber durchqueren. Unbeaufsichtigte Hunde sind gar nicht mein Ding und diese Maremmano-Hunde sind mir etwas suspekt. Beide lagen anfänglich gemütlich an ihrem Platz, sprangen aber urplötzlich auf und verbellten mich vehement aus kurzer Distanz. Im Hinterkopf hatte ich noch die Verhaltenstipps, welche in der Schweiz immer wieder an den Wegen angeschlagen sind. Entgegen der Empfehlung spreche ich jeweils ruhig mit den Tieren. Der Punkt „Sobald der Hund die Anwesenheit akzeptiert hat und nicht mehr bellt, kann der Weg langsam fortgesetzt werden.“ kannte der Hund wohl nicht. Ich lief jedenfalls langsam weiter und nach einigen Metern erkannte der Hund wohl, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Ich war erleichtert. In diesem Jahr machten wir nochmals eine ähnliche Erfahrung (Etappe 60).
Im Aufstieg zum Colle Barant
Der Weg führte ab hier auf der Militärstrasse bis zum botanischen Garten und weiter zum Pass. Unterwegs entdeckte ich noch einen seltsamen, schwarzen Salamander. Beim botanischen Garten war leider nicht mehr viel zu sehen und nach einer kurzer Pause veschlechterte sich das Wette schlagartig. Die Sicht ging nahe gegen Null und es setzte Regen ein. Ich beschloss beim Rif. Barant eine Pause einzulegen. Ich war der einzige Gast und unterhielt mich lange mit Luca, dem Hüttenwart in meinem mässigen Italienisch. Ich erzählte ihm das seine Hütte gemäss Rother geschlossen sei und versprach ihm, dies dem Verlag mitzuteilen, was ich auch gemacht habe. Die Hütte ist von ca. Juni bis ca. September geöffnet. Das im Rother angegebene Problem mit dem Wasser wurde mit einer neuen Quelle gelöst. Zwei grosse Tee und viele netten Gespräche später verabschiedete ich mich gegen 13:45 Uhr. Das Wetter war noch immer nicht grossartig aber einigermassen passabel. Der Hüttenwart freute sich dermassen über mein bisschen Italienisch, sodass er mir mich auf ein Getränk einlud. War eine echt nette Begegnung.
Im Abstieg
Der Abstieg im wieder einsetzenden Nieselregen auf der Militärstrasse und den zahlreichen Abkürzungen war eine kurzweilige und landschaftlich reizvolle Angelegenheit. Am Strassenrand waren einige Schilder angebracht welche auf den schwarzen Salamander (Lanzai Salamander, welcher über 1500 m.ü.M. lebt) und den Bau der Strasse hinwiesen. Wie üblich verstand ich längst nicht alles aber angeschaut habe ich mir die Sachen trotzdem. Nach einem kurzen Gegenanstieg erreichte ich eine Kapelle vor dem Rif. Lowrie wo eine einladende Bank stand. Zeit um etwas Gewicht aus meinem Rucksack zu reduzieren. Der Regen hatte inzwischen wieder aufgehört und ich genoss die Stille und schaute den beiden Pferden zu, welche ihrerseits etwas Gewicht ab der Wiese reduzierten.
Lanzai Salamander
Wie weiter? Hier vor der Hütte kann ich nicht übernachten und in die Hütte will ich nicht. Gemäss Rother sinds knapp 4 Stunden nach Pian Melzè was machbar ist. Auch wenn der Aufstieg zum Colle della Gianna etwas „technischer“ war als bisher am heutigen Tag gewann ich schnell an Höhe und war praktisch für mich alleine. Kurz unterhalb des Passes bot sich mal wieder ein besonderes Schauspiel. Ein Rudel Steinwild von rund 20 Tieren war knapp oberhalb meiner Position unterwegs. Immer wieder eindrücklich und schön zu beobachten!
Steinwild beim Colle della Gianna
Im Abstieg nach Pian Melzè
Im Abstieg vertat ich mich dann prompt und ging rechts, einige hundert Meter auf dem falschen Weg. Die umliegenden Berge waren noch immer in Wolken gehüllt was meiner Stimmung aber keinen Abbruch tat.
Ich genoss den etwas einfacheren Untergrund und kam gut voran. In Pian Melzè war ich froh mal wieder eine kleine Abfallsammelstelle zu finden und vorallem den Wasserhahn am Rande des Parkplatzes. Wenns nicht anders geht schmeisse ich den ganzen Müll jeweils in einen Eimer. In Italien gibt es jedoch oftmals Eimer für Plastik, Alu usw. was mir doch etwas sympathischer ist.
Mein Nachtlager hatte ich bereits im Abstieg ausgemacht und ich nutze den leichten Wind im mein nasses Polycro zu trocknen. Währenddessen wurde der nahe Bach für ein erfrischendes Bad genutzt.
Zeit für das letzte Traktandum: Kochen. Mittlerweile musste ich die Pasta nicht mehr abmessen. Genug wars wenn der Topf randvoll mit Pasta gefüllt war. Die Sauce unterzurühren war dann jeweils etwas tricky aber geht schon.
Ja, ich weiss, Aludose und UL, aber die Sosse ist einfach zu gut!
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34. Tag - 12.09.2020 oder vom Hagel und weiteren Pflaster
Pian Melzè - Bivacco Bertoglio
17.7 Kilometer, + 1708 hm, - 704 hm, 7 Stunden, 21 Minuten
Nachdem ich diese Nacht sehr schlecht geschlafen habe war ich alles andere als motiviert und entsprechend liess ich mir sehr viel Zeeeiiiiiiiit mit dem packen. Zuerst mal Sonnenaufgang genissen und alles an die Sonne legen zu trocknen. Da auch die Schuhe etwas an die Sonne durften, mussten meine Regenhosen als Schuhersatz hinhalten. Man könnte natürlich auch einfach die Socken abziehen, aber dann würden ja die Füsse nass werden.
Wie könnte ich noch etwas Zeit schinden? Ach ja, ein Kaffee Es herrschte ganz schön Betrieb. Dies einerseits auf dem Wanderweg und auch auf der Strasse. Hmm. Vielleicht sollte ich auch mal los?
Scheint ein schöner Tag zu werden
Kapelle bei Pian del Re. Leider wie die meisten anderen verschlossen, aber gut gepflegt und von aussen schön anzusehen.
Zwei Stunden nach dem Aufstehen bewegte auch ich meine Knochen auf den Weg und erreichte auf dem schönen Weg zügig Pian del Re. Hier traf mich fast der Schlag. Der Parkplatz war schon äusserst gut gefüllt und die Karawane bewegte sich in die gleiche Richtung wie ich.
Ich gönnte mir kurz die überraschend saubere, öffentliche Toilette und reihte mich dann ein. Vorbei an der Quelle des Po; Kaum zu glauben das hier der Po entspringt… Da kommt hoffentlich noch etwas Wasser hinzu
Hier wird der Po geboren.
Vorbei an zwei schönen, kleinen Seen windet sich der Weg eher langsam, aber sicher in die Höhe. Die Gegend bekommt auch wieder einen alpineren Charakter, der Weg ist aber hervorragend ausgebaut. Irgendwo im Bereich des Lago Chiaretto wurde die GTA in Folge Steinschlaggefahr umgeleitet. Die meisten schien dies nicht zu kümmern, aber ich widerstand der Versuchung, es ihnen gleichzutun und nahm die längere Umleitung (Kurzer Ab-/ Aufstieg und mehr Strecke). Naja bei rund 1000 km kommts auf den Kilometer dann auch nicht mehr an.
Auf dem Colle dei Viso angekommen versteckte sich der Monte Viso gerade hinter einem Nebelschleier. Der zeigt sich schon nochmal. Ich überlegte kurz am Abstecher für den Viso Mozzo rum. Hmm, eigentlich hab ichs am Morgen etwas gar gemütlich genommen, aber nochmals die 3000 Meter Marke zu knacken überzeugte mich dann. Ausserdem habe ich für heute ohnehin kein Plan wo ich übernachten will.
Wegen zu geschlossen... Hier könnt ihr euch den Monte Viso vorstellen.
Bei solchen Fotos bin ich immer froh die RX100 M6 dabei zu haben. Tele ist für solche Bilder einfach unentbehrlich.
Unterwegs zeigten sich noch zwei mächtige Steinböcke. Einfach ein fantastischer und überwältigender Eindruck.
Auf dem Viso Mozzo (ca. 50`) gönnte ich mir dann eine sehr lange und ausgiebige Mittagspause und selbst der Monte Viso zeigte sich das eine oder andere Mal.
Na also, der Monte Viso vom Viso Mozzo aus betrachtet
Der Lago Grande di Viso vom Viso Mozzo
Um 14:30 Uhr wars dann auch für mich Zeit wieder zum Colle dei Viso abzusteigen. Da ich keine Lust auf CAI Hütte hatte, beschloss ich, mir den Weg zum Rif. Alpetto zu schenken und gleich zum Passo Gallerino zu queren und ab da das Bivacco Bertoglio anzupeilen.
Unterwegs zwischen Rif. Quintino Sella und Passo Gallerino. Der Berg rechts könnte der Viso Mozzo sein, bin mir da aber nicht sicher.
Unterhalb des Passo Gallerino traf ich auf ein französisches Paar. Sie schien recht erschöpft zu sein und ihr Partner erkundigte sich bei mir nach den Wegen und den Gehzeiten. Für mein Empfinden waren sie etwas dürftig vorbereitet und ausgerüstet. Naja, immerhin hatten sie „richtige“ Bergschuhe und nicht nur selbstmörderische Trailrunner wie ich Zum Glück für die beiden war es von dort nicht allzu weit zu den beiden Rifugios.
Kaum hatte ich mich von den beiden verabschiedet zog das Wetter bedrohlich zu. Karma, habe ich was falsch gemacht?
Erstmal Regenjacke angezogen um mich vor dem Wind zu schützen. Kaum hinter dem Passo Gallarino öffnete der Himmel die Schleusen und ich zog noch schnell die Regenhose über. Wenig später gesellte sich noch Hagel zum Regen und ich zog den Kopf wie eine Schildkröte ein. Ich legte einen Zahn zu, passierte den Passo San Chiaffredo, wo ich kurz das obligate Foto schoss und keine 15 Minuten später war der Spuk vorbei.
Natürlich waren die Schuhe triefnass, aber die trocknen schon wieder. Beim Biv. angekommen versuchte ich den Kram einigermassen zu trocknen. Naja war eher ein untauglicher Versuch. Es bleib zwar trocken, aber die Sonne vermochte sich heute nicht mehr durchzusetzen. Das tat meiner guten Laune jedoch keinen Abbruch und ich genoss die schöne Abendstimmung. In meinem Dusel schaffte ich es jedoch wiedermal mir meinen Fuss (ich laufe am Abend gerne barfuss) an einem Stein „aufzuschlitzen“. Naja, für das habe ich ja Pflaster dabei.
Kurz vor dem Sonnenuntergang gesellten sich noch zwei Steingeissen mit einem Kitz zu mir und wir genossen einen phänomenalen Sonnenuntergang. Was gibt es Schöneres? -
35. Tag - 13.09.2020 oder mal wieder eine Dusche und Wäsche „waschen“
Bivacco Bertoglio - Posto Tappa Elva Serre
29.4 Kilometer, + 1645 hm, - 2736 hm, 8 Stunden, 19 Minuten
Der morgendliche Blick aus der (Biwak)tür
"Danke Biwak!" Lächerlich? Egal, ich habe mich am Morgen immer bei meinen Nachtplätzen bedankt
Was habe ich schlecht geschlafen. An der Kälte lags jedoch mitnichten, wird die Metallkiste tagsüber durch die Sonne angenehm erwärmt. Da ich die Hoffnung hatte noch vormittags in Pontechianale einkaufen zu können, ging ich für meine Verhältnisse zeitig, also um 8 los.
Anfangs wars noch recht windig und kalt. Kunststück auf über 2500 müM. Mit der Sonne wurde es jedoch sukzessive wärmer und milder. Mit durchschreiten der Baumgrenze nahm schlagartig auch der Wind ab.
Vorbei an einer Herde Kühe die mich erstaunt betrachteten, „Guten Morgen zusammen“ und ich begegnete den ersten Wanderern. Hmm ungewöhnlich. Die Wanderer wurden immer mehr und ich überlegte am Wochentag rum. In Castello wurde das Geheimnis gelüftet. Sonntag, tolles Wetter, viel Verkehr und volle Parkplätze. Das war mir im ersten Moment etwas viel. Schnell die Flaschen aufgefüllt und weiter gehts in meine Tagträumereien versunken.
Guten Morgen zusammen!
Beim Staudamm wurde ich von einem Ehepaar angesprochen, ob ich auch die GTA gehen würde. K. + A., ein deutsches Ehepaar, wandert ebenfalls zwei Wochen (wenn ich mich recht erinnere) auf der GTA und wir kamen sehr nett ins Gespräch. Sie staunten etwas ab meinem eher kleinen Rucksack und wir plauderten über dieses und jenes und erreichten Maddalena im Handumdrehen kurz vor 11 Uhr. Eigentlich wollte ich nur kurz einkaufen und weiter, denn auch hier herrschte emsiges Treiben. Das nette, schön gelegene Städtchen scheint sehr beliebt zu sein.
Da wir so nett plauderten und ich die Gesellschaft und Gespräche auch wieder mal genoss, beschlossen wir, einen Tisch fürs Mittagessen zu reservieren.
Zuvor ging aber einkaufen. Der kleine Laden war gut sortiert und alles nötige war vorhanden. Die nahe gelegene Bäckerei wollte ich natürlich auch nicht links liegen lassen und so wanderte noch das eine oder andere Brötchen und Patisserie in meinen Rucksack. Die Geschäfte schienen übrigens über Mittag offen zu sein, hab das aber nicht überprüft.
Die anschliessende Pizza genossen wir sehr und plauderten nett. Der Service war aber offensichtlich gestresst und stark unterbesetzt. Schade fürs Personal.
Nach dem obligaten Kaffee verabschiedeten wir uns vorerst. Ich wollte noch kurz ein WLAN suchen und meine Partnerin anrufen. Nebenbei wurde noch etwas Süsskram reduziert.
Beim Colletto Battagliola
Der Aufstieg zum Colletto Battagliola war äusserst angenehm, da dieser am Schatten verlief, aber dennoch steil war. Unterwegs überholte ich wieder K. und A. und legte auf dem Colletto eine gemeinsame Pause ein. Ich vernichtete noch den Rest meines Süsskrams und genoss die Sonne. Wenig später traf ich erneut auf A. + K. und wir plauderten nochmals ein Weilchen. Die schöne, einfache Schotterstrasse lud richtiggehend dazu ein und der Blick konnte wieder etwas schweifen.
Im Abstieg nach Chiesa
Wenig später verabschiedeten wir uns endgültig. K. + A. werden nach Chiazale absteigen, ich hingegen nach Chiesa.
Dort gönnte ich mir nochmals einen Kaffee (Eis war leider aus) und füllte meine Flaschen. Hmm, schon 17 Uhr. Was tun? Ich beschloss weiterzugehen und lief zügig weiter. Ich war dermassen im Fluss und hatte den perfekten Rhythmus gefunden, sodass ich den steilen Anstieg zum Colle Bicocca in Rekordzeit zurücklegte. Oben angekommen war ich überwältigt. Die Sonne und der Nebel zauberten eine wunderschöne Lichtstimmung am Himmel.
Kurz hinter dem Colle Bicocca
Fantastisch! Militärstrasse mit Blick zum Colle Bercia
Rückblick
Ich schlenderte auf der wenig befahrenen Militärpiste dem Colle Bercia entgegen und genoss die Stimmung. Im Abstieg schaute ich mich nach einem geeigneten Nachtlager und vorallem Wasser um. Leider fand ich aber kein Wasser und liess mir mit der Lagersuche etwas gar viel Zeit, sodass ich mit dem Sonnenuntergang das PT Elva Serre erreichte. Ich ärgerte mich etwas über mich und meinen Schlendrian, sodass ich keinen gescheiten Tarpplatz fand. Ist so wie es ist. Kurzentschlossen habe ich im PT nachgefragt, ob sie ein Bett frei haben. Das Restaurant war proppenvoll und so machte ich mir wenig Hoffnung. Wenig später stand ich jedoch in meinem grossen Zimmer. Neben mir waren lediglich drei weitere GTAler einquartiert. Die übrigen Gäste schienen lediglich zum Abendessen dort zu sein.
Fürs Abendessen beschloss ich mich aus dem Rucksack zu verpflegen, da ich ein schlechtes Gewissen hatte so auf den letzten Drücker im PT zu erscheinen und dann noch ein Abendessen in Anspruch nehmen zu wollen. Ich wusch noch meine Wäsche, hängte noch meine Akkus ans Netz, verschickte einige Nachrichten (WLAN vorhanden) und gönnte mir im Anschluss, nachdem es ruhiger war, noch ein Bier im Restaurant.
Ich schlief wie ein Murmeltier und genoss am nächsten Morgen ein sehr leckeres Frühstück. Das PT ist eine klare Empfehlung meinerseits.
Weils einfach so schön war. Nochmals ein Bild von der Militärstrasse, oben beim Colle Bicocca -
36. Tag - 14.09.2020 oder nackt im Dorf
Posto Tappa Elva Serre - Serremorello
22.4 Kilometer, + 1182 hm, - 1497 hm, 7 Stunden, 10 MinutenNach dem ausgiebigen Frühstück kam ich eher spät los und kam auch lange nicht so richtig auf Touren. Da kamen die angenehmen An- und Abstiege gerade recht. Und Ironie des Schicksals, keine halbe Stunde nach Start stiess ich beim Colle San Giovanni auf einen perfekten Platz für ein Nachtlager. Hätte ich das mal gestern gewusst.
Prompt lief ich dann noch einige Meter dem falschen Weg nach, da ich schlicht den Abzweiger verpasst.
Den Fehler glücklicherweise schnell bemerkt und auf angenehmen Wegen via Colle Bettone San Martino entgegen gewandert. Ein wirklich traumhaft gelegener Ort und für einmal war auch die Kirche offen.
San Martino
Chiesa San Peyre di Stroppo (wäre ein kleiner Abstecher von der GTA)
Die Futtervorräte wurden langsam wieder etwas knapp und so freute ich mich auf den im Rother angegebenen Laden in Bassura. Dieser schien dauerhaft geschlossen zu sein. Keine Ahnung. Im einzigen geöffneten Restaurant gabs auch kein Mittagessen und so zottelte ich weiter. Zahlreiche Schilder deuten daraufhin, dass hier zukünftig der eine oder andere Euro in den Umbau der zahlreichen verfallenen Häuser investiert wird. Soll wohl so eine Art Ferienhausprojekt geben. Auf den Fotos sahs ganz nett aus.
Alte Werbung für Sonnensticks in Stroppo. Das Teil könnte man hier sicher für viel Geld verkaufen
Kirchturm in Stroppo
Ich wählte den Weg via Fluss und nicht die Alternative via Pessa. Unten beim Fluss stiess ich auf einen herrlich gelegenen Picknickplatz samt Wasserhahn und so beschloss ich Mittagspause zu machen. Viel Essen hatte ich nicht mehr und so kochte ich für einmal etwas Warmes zu Mittag.
Via Capella la Madonna nach Aramola auf gemütlichen Wegen. Maurengo war etwas surreal. Das Dorf wirkte wie zahlreiche andere völlig ausgestorben. Teilweise waren die Türen offen und bei einem Blick hinein schien es, als hätten die Bewohner die Häuser Hals über Kopf verlassen müssen.
Madonna nach Aramola, welche die besten Zeiten leider definitiv hinter sich hat
Verlassenes Wohnhaus Maurengo. Die Situation habe ich exakt so angetroffen
Und jetzt, direkter Weg oder Umweg via Palent? Ich beschloss die längere Variante zu gehen, was ich im Nachhinein doch etwas bereute. Einerseits war das schön gelegne Restaurant in Palent geschlossen. Es war zwar alles offen, ich traf aber keine Menschenseele. Die schlafende Katze wollte ich zum Fragen auch nicht aufwecken und so zottelte ich weiter. Leider war die Signalisation hier total ungenügend und so lief ich einige Meter doppelt. Irgendwann fand ich den Anschluss, habe aber keine Ahnung, ob das wirklich der offizielle Weg war. Mühsam war die Wegfindung und das Gehen dort aber allemal und der eine oder andere umgestürzte Baum musste überklettert oder umgangen werden. In Colletto fand ich dann auch eine kleine Karte, welche mit derjenigen vom Rother resp. der Rother Beschreibung absolut nicht korrespondierte. Egal, ich habs nun geschafft. Colletto ist denn auch ein wirklich schmucker Weiler und ich überlegte hier mein Tarp aufzustellen.
Ich beschloss aber noch etwas weiter zu gehen und überlegte, den Abstecher nach Garino (das verlassene Dorf) zu machen.
Die schlafende Katze von Palent
„Hmm, eigentlich sehe ich hier doch andauernd verlassene Dörfer“ und so verwarf ich die Idee. In Serremorello angekommen, fand ich einen Brunnen und weiter unten einen gut gelegenen Picknickplatz (einfach Tisch und Bänke) neben einem offenbar neuen Museum. Zuerst wollte ich hier lediglich eine Pause machen, beschloss dann aber hierzubleiben.
Serremorello scheint so eine Art Ferienhaus-Siedlung zu sein. Zahlreiche schön renovierte Häuser und Wohnungen, aber weit und breit kein Mensch.
Am Dorfbrunnen wusch ich mich etwas, und nachdem ich die Hemmungen abgelegt hatte, legte ich auch meine Kleider ab und stand dort nackt mitten im Dorf um mich anständig zu waschen. Hoffentlich hat hier keiner eine Webcam
Frisch gewaschen machte ich mich ans Abendessen. Das Tarp stelle ich direkt vor dem Eingang der schönen Kirche auf. Was ich leider nicht bedachte, waren die Strassenlampen die hier hell leuchteten. Hier brachte meine Regenjacke, übers Tarp gelegt, glücklicherweise etwas mehr Dunkelheit. Trotz der röhrenden Hirsche und dem eher harten Untergrund schlief ich aber überraschend gut.
Pasta abwägen? Wenn der Topf randvoll ist, ists genug -
37. Tag - 15.09.2020 - Wehmut
Serremorello - zum neuen Rifugio Fauniera (HP für 50 Euro, sehr gutes Essen)
31 Kilometer, + 2399 hm, - 1316 hm, 8 Stunden, 44 Minuten
Bau(m)kunst? Bitte Licht löschen.
Nach einer recht erhellenden Nacht aber trotzdem gutem Schlaf machte ich mich auf. Ich war etwas wehmütig. Einerseits freute ich mich auf zu Hause, werde aber auch den Alltag auf der GTA vermissen.
Der Weg nach Celle di Macra ist einfach und langweilig. Leider ist die Wegführung etwas irreführend und so lief ich schlussendlich grosse Teile auf der wenig befahrenen Strasse.
Internationales in Celle di Macra
Ein Kaffee ist kein Kaffee und so gönnte ich mir einen solchen im örtlichen Laden. Noch ein kleiner Schwatz mit einem Rentner, ein paar frische Lebensmittel einkaufen und weiter. Die Auswahl ist eher klein, das nötigste aber vorhanden. Mit einem Stück Peperonchinikäse und anderen Leckereien gings weiter.
Das Salzmuseum war leider geschlossen, dafür interessierten sich ein paar Einheimische für meinen Rucksack und was ich hier so treibe. Bis zum Abend sollte ich nun keine Menschenseele mehr sehen.
Piano
Der Aufstieg via Alpe Fumè zum Monte Bastia verlief auf einer Alpstrasse und war jetzt auch nicht das Highlight der Tour. Leider bot er auch keinen gescheiten Platz für eine Pause, dafür einen Brunnen, was mir ebenso gelegen kam.
Der weitere Weg via der Bassa di Narbona zum Passo delle Crossette gefiel mir dann deutlich besser. Zwar auch nur eine Alpstrasse, bot aber deutlich mehr Abwechslung. Zu meiner Überraschung sömmerten hier immer noch einige Schafe, Lämmer, Esel und ein Shetlandpony. Wirklich schön hier und ich kam wieder ins Träumen.
Beim Passo delle Crossette gönnte ich mir dann endlich eine ausgiebige Pause. War für ein schöner und ruhiger Ort. Ein neues Kreuz wies auf einen kürzlich verstorbenen Knaben hin, was die Stimmung trübte.
Pause beim Passo delle Crossette
Rückblick
Santuario San Magno von oben
Santuario San Magno
Weiter gehts dem schönen Santuario San Magno entgegen. Die Strasse versprüht wenig Reiz, trotzdem gönnte ich mir den Abstecher zum schönen Gebäude. Eine Nacht in diesem Historischen Gebäude wäre sicher ein Erlebnis. Da aber alles geschlossen war schaute ich mich etwas um, mache Fotos, füllte Wasser und lief dem Colle dei Fauniera (im Rother noch als Colle dei Morti vermerkt) entgegen. Leider führt der Weg auch hier auf der Strasse, was dank dem schwachen Verkehrsaufkommen erträglich war.
Mittlerweile wars auch gegen 17 Uhr und ich plante am Nachtlager. Allzu hoch oben möchte ich um diese Jahreszeit mit meinem Comforter nicht mehr schlafen, da dieser ab 2 Grad C deutlich nachlässt. Andererseits solls oben beim Colle dei Fauniera ein Biwak haben. Das dieses nur im Winter geöffnet ist, werde ich später erfahren.
Da mich der Weg der Passstrasse nicht sonderlich reizte, studierte ich an der Variante rum. Der Rother schreibt „Ist aber nur etwas für Experimentierfreudige“. Naja meine Experimentierfreudigkeit hat nach dem einen oder anderen Erlebnis mit der Wegführung hier etwas nachgelassen. Die Lust auf einen kleinen alpinen Abstecher überwiegt dann aber und der Weg ist für meinen Geschmack einfach und gut signalisiert. Die Beschreibung im Rother empfand ich als unverständlich. Die beschriebene Baita Parvo, 1958 müM. fand ich nirgends. Dafür etwas weiter oben ein Wegweiser bei der Località Langra, 1971 müM. Von da weg gewinne ich schnell an Höhe und blicke alsbald auf die Passstrasse.
Ich geniesse den schönen Bergwanderweg in vollen Zügen. In meinem „Tagebuch“ habe ich mir für die Variante „steil aber geil“ vermerkt. Vorbei an einer kleinen Kuhherde erreiche ich bald den Pass. Das Biwak ist leider geschlossen und mein InReach prognostiziert kühle Temperaturen für die Nacht. Vielleicht ists doch bald mal Zeit für einen wärmeren Quilt. Nun hatte ich doch schon einige Nächte in höheren und kühleren Lagen.
Kurzerhand frage ich im nigelnagelneuen Bivacco Fauniera für einen Nachtplatz an. Die schöne Hütte ist praktisch leer und dementsprechend stehe ich bald unter der neuen Dusche. Zusammen mit einem grossartigen Abendessen geniesse ich den Sonnenuntergang. Morgen wird der letzte Tag auf der GTA für dieses Jahr
38. Tag - 16.09.2020 oder der (vorerst) letzte Tag
Rifugio Fauniera - Sambuco
14.4 Kilometer, + 298 hm, - 1394 hm, 3 Stunden, 42 Minuten
Was es wohl dachte? "Was bist denn du für einer?"
Der letzte Tag ist eigentlich schnell erzählt. Es war nicht mehr weit zu meinem diesjährigen Etappenziel. Einerseits freute ich mich sehr auf das Wiedersehen mit meiner Freundin und trotzdem war ich auch wehmütig. Dementsprechend hatte ich es alles andere als eilig. Ausser die Waschmaschine würde ich heute nichts mehr brauchen.
So lief ich auf Umwegen via der Cima Fauniera zum Colle dei Fauniera wo ein monumentales Denkmal von Marco Pantani thront. Heisst der Pass nun eigentlich Colle dei Morti, Colle dei Fauniera oder gar Col Cuneo? Ich weiss es nicht. Vor Ort ist alles mit Colle dei Fauniera beschriftet. Hier gibts eine kleine Erklärung zum Namensrätsel. Naja, gewisse Berge haben keine Namen, dieser Pass hat gleich deren drei
Umwege lohnen sich eben doch. Zumindest manchmal
Jedenfalls erblickte ich auf dem Weg zum Pass mit den zahlreichen Namen nochmals einige Edelweiss. Was für eine Freude! Ich schlenderte auf der Passstrasse in Richtung Colle Valcavera und auf gemütlichen Alpstrassen in Richtung Rifugio don Franco. Zeit für eine kleine Pause an der Sonne will ich doch nicht zu früh in Sambuco sein.
Alte Militärstrasse (nun Passstrasse) zwischen Colle dei Fauniera und Colle Valcavera
Weiter auf der gemütlichen, immer leicht abfallenden Alpstrasse zur Gias Mure, wo der Weg in einen steilen Pfad mit zahlreichen Kehren übergeht.
Am Ende dessen steht eine gemütliche Bank samt Tisch, wo ich mir nochmals eine lange Pause gönnte und in Erinnerungen schwelgte.
Bis zum Albergo della Pace wars nun nicht mehr weit und ich verbrachte den Nachmittag mit der Waschmaschine, Dusche und etwas herumlümeln.In 38 Tagen habe ich nun 763 km, 48961 Höhenmeter +, 25698 Höhenmeter - zurückgelegt. Dabei bin ich total 1 Woche, 4 Tage und 4 Stunden gewandert.
Ich freue mich auf die Fortsetzung (und Beendigung der GTA) im Jahr 2021, zusammen mit meiner Partnerin!
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