Und der erhobene Zeigefinder gehört vielleicht in eine Schule, hier aber unter Erwachsenen finde ich den eher unpassend. Solch ein paternalistische und intolerante Verhalten einiger weniger, sich selbst als besonders "erfahren" wahrnehmende, war m. M. nach schon im vorherigen Forum ein Problem.
Ab wann ist man denn objektiv und nicht nur subjektiv erfahren?
Ich habe 38 Jahre Hochtourenerfahrung, mehr als 1000 Gipfel über 3000m, davon keine Tour mit Bergführer o.ä., und war jetzt auf drei Kontinenten bis knapp auf 7000m ungeführt unterwegs. Komischerweise habe und hatte ich vor allem Bergführer, Hochtourenleiter und Mitglieder vom KSK Hochgebirgszug als Bergpartner - nicht gerade Leute, welche ihre Freizeit mit Berganfängern verbringen. In Skandinavien war ich auch schon ein paar Mal unterwegs - Sommer wie Winter, falls das hier relevant wäre, und ich gehe ganzjährig in die Alpen zum Zelten.
Den erhobenen Zeigefinger behalte ich übrigens bei. Nach 6x Bergrettung rufen und einweisen, 2x mitfliegen, 2 Beerdigungen und 2 Tote ausgraben, gehöre ich eben netterweise zu der Truppe, die das überlebt haben, während ein halbes Dutzend meiner Freunde und Kollegen bereits unter der Erde sind.
Leute, die für den skandinavischen Winter Empfehlungen abgeben, mit Verweis, dass sie und andere das seit Jahren so tun, laufen bei mir unter Personen mit Survivorship-Bias. Falls der Zusammenhang nicht klar ist. Für mich sind es die gleichen Leute, die in Raserforen damit protzen, ständig ordentlich Gas zu geben, Sicherheitsgurte für unnötige Gängelung halten, und diese Meinung lauthals kundtun, mit dem Hinweis, sie wären das lebende Beispiel dafür, dass sie Recht haben. Da fällt auch nicht auf, dass solche Leute urplötzlich nicht mehr schreiben und ihre Aussagen revidieren, weil sie auf dem Friedhof liegen. Und jeder, der nach Ideen für seine nächste Spritztour sucht, findet nur die Hinweise zum Verzicht auf den Gurt.
Konkretes Beispiel: Kilian Jornet (Ul Trailrunner Vorbild): Klick - und die Einsicht weiner Tourenpartnerin: "Once again I got a lesson, the weather and the conditions set the rules, we play and the mountain decides. I’m nothing out there! Scary Saturday."
Und weil es so gut zum Thema Sicherheit - auch in Skandinavien - passt, noch einen Abschnitt: "The issue in the world of mountaineering is: when are tights and sneakers appropriate on the North Face of Mont Blanc? They have been warned repeatedly. Jean-Louis Verdier (guide and assistant in charge of security in the mountains, Chamonix) stated that, “mountain practice must be undertaken with adequate equipment so that you can face bad weather. I’m very angry when I see the continued rise of sneakers despite our requests”. Guides are repeatedly angry as they meet more and more trailers in sneakers as they follow Kilian Jornet in the examples he gives on the route of Mont Blanc. They all run a great risk as they follow the Catalan hero. "
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Nur zu. Alle Einheimischen setzen aus Erfahrung auf sicherheitsrelevanten Kram wie ordentliche Schaufeln und Windsäcke. Das muss und darf aber beim experimentierfreudigen UL-Ler kein Hindernis sein. Es wird schon klappen, und es wird sicher ein toller Reisebericht dazu geben, als Inspiration für die Nächsten, und als Beweis dafür, dass alle Unkenrufe übertrieben sind.