Ich hatte mir das Tarptent Dipole Li 1 im 2023 gekauft, mittlerweile gibt es eine leicht verbesserte Version. Ich bin vom Notch Li und Aeon Li "aufgestiegen", das Notch war mir immer ein wenig zu eng. Wenn ich meine TaR Matten und ein Kopfkissen verwendete, kriegte ich leicht die Zeltwand ins Gesicht.
Ich habe mir mehrere Interviews mit Henry von TT angehört, laut eigenen Angaben hat er begonnen, Dyneema Zelte zu bauen, weil er das Gefühl hatte, andere Zeltbauer lieferten zu wenig und verlangten zu viel Geld.
Manche Zelte, mutmasslich auch die legendären Big Agnes Carbon Crazy Light (Stand heute: Immer noch bei BA erhältlich, mit 49 % Rabatt, kostet nun 800 $ - immer noch viel zu viel für das Gebotene - ein Durston X-Mid Pro 1 kostet unter 500 oder 548 mit Dyneeman Boden und das Gefummel mit den Zeltstangen entfällt, die Konstruktion von Durston dürfte trotzdem stabiler sein) waren ihm einfach zu schwach konstruiert und er fand es unverantwortlich, damit z.B. in die Sierras zu gehen.
Bei Tarptent werden die Zelte mittels CAD entworfen und Henry beachtet auch die Winkel der Flächen zu einander und er versucht die Lasten möglichst gleichmässig zu verteilen. Er optimiert seine Konstruktionen auf Windtauglichkeit und sorgt für einen problemlosen Wasserablauf. Natürlich dringt auch kein Wasser ins Zelt, wenn man die Türen geöffnet hat. Das mag selbstverständlich erscheinen, aber HMG hat z.B. vor ca. 4 Jahren ein Zelt rausgebracht, das bei Regen zwingend geschlossen werden musste, ansonsten eben der Badewannenboden das Wasser eher gespeichert als draussen gehalten hat. Theoretisch könnte man also in diesem Zelt baden, was will man mehr?
Henrys Konstruktionen sparen nicht mit Details. Natürlich gibt es keine Leinen mitten in einem Panel. Das Dipole steht mit 4 Heringen in den Ecken bereits sehr stabil. Kein Vergleich zu kleineren Zpacks Konstruktionen, die 10 Heringe benötigen, um alle Panels rauszuziehen. Solange der Boden 100 % flach ist, machen Tarptents wirklich keine Probleme - wenn sie einmal aufgebaut sind.
Sie sind auch wesentlich besser verarbeitet als jene von Zpacks. Dies liegt an der industriellen Fertigung in China. An den Nähten eines Tarptents kann man das Lineal eichen. Zpacks Zelte werden von Hand in Florida genäht. Ob die Nähte gerade sind, liegt an der Tagesform der Nähenden - Zpacks kennt keine Hemmungen, die welligen Nähte werden manchmal sogar auf der Webseite präsentiert.
Wenn der Boden jedoch nicht 100 % flach ist, beginnen mit manchen Tarptents leider die Probleme. Beim Aeon Li kriegt die Dachschräge schnell eine Delle und die Strebe in der Mitte hinten steht in der Luft.
Leider ist es so, dass ich absolut nie Zeit habe, eine grossartige Tentsiteselection durchzuführen. Ich muss jeweils da übernachten, wo es gerade Platz hat. In der Schweiz will man sich auch nicht unbedingt sichtbar präsentieren, denn gerade in weniger touristischen Gebieten sind sich die Leute nicht an den Anblick von Zelten gewohnt und vermuten rasch alles mögliche.
Natürlich unternehme ich alles, um sämtliche LNT-Regeln überall einzuhalten. Die vielen Naturschutzgebiete in der Schweiz schränken die Möglichkeiten weiter ein, denn Natur- oder Waldschutzgebiete sind absolut tabu. Es gibt ganze Wälder, die durchgehend geschützt sind. Es gibt auch ganze Täler, deren Seiten so steil sind, dass man nirgendwo ein Zelt vernünftig aufbauen kann. Thurweg um Wattwill? Viel Vergnügen.
Aufgrund der Streben ist das Dipole Li in Dunkelheit unmöglich aufzubauen. Nicht nur das Einfädeln der Streben in ihre Halterungen ist ein Problem, auch die Leinen müssen sorgfältig entwirrt werden. Sie sind an zwei Punkten am Zelt befestigt. Dann muss man diese Leiten sehr genau ausrichten, sonst kann man das Zelt unmöglich spannen. Es gibt dann tiefe Falten über das ganze Dach. Das Notch hingegen benötigt eigentlich nur eine gerade Linie und ich kann dieses problemlos in Dunkelheit aufbauen. Das Dipole benötigt auch ca. die doppelte Fläche des Notch. Im Gegensatz zum Notch müssen alle vier Ecken sehr symmetrisch gespannt werden. Beim Notch kann man einfach die zwei Enden spannen und dann das Dach an einen Baum spannen. Das geht wesentlich unkomplizierter.
Nun habe ich noch nie ein Durston X-Mid in der Hand gehabt, aber nach allem was ich bislang gehört und gesehen habe, ist das X-Mid einfacher aufzubauen als das Dipole. Das Dipole Li 1 wiegt 700 Gramm, X-Mid Pro 1 wiegt 440 Gramm. Aber auch an jene, die nicht 548 CHF ausgeben wollen, hat Dan gedacht. In Polyester wiegt es 800 Gramm und kostet gerade mal 200 Franken. In Poly dürfte es wesentlich langlebiger sein als DCF, die Durston mässige Verarbeitung gibt es gratis dazu.
Wenn das Dipole einmal zufriedenstellen aufgebaut ist, gibt es wirklich nichts zu meckern. Das Lüftungssystem ist unschlagbar. Die Breite des Zelts macht es möglich, den Rucksack mit hinein zu nehmen. Im Schweizer Mittelland ist dies wegen den Schnecken sehr angenehm. Rechts und Links einer normalen TaR Matte bleibt Platz für Essen, Wasser und sonst alles was man braucht.
Tarptent liefert nun auch einen ausreichend grossen Zeltsack mit. Die Streben können zwar ebenfalls gefaltet werden, sind aber etwa 2 cm zu lang, um in einen Atompacks zu passen. Deshalb muss ich die halt immer ganz entfernen.