Hallo zusammen!
Die folgende Anleitung basiert auf einem Projekt, dass bereits 2016 entstanden ist. Die Konstruktion bleibt in meinen Augen bis heute relevant, auch wenn ich inzwischen Details anders lösen würde bzw bei Nachfolgern erfolgreich gelöst habe.
Gerade für Anfänger:innen wirkt der Schlafsack bzw Quiltbau komplex, wobei dieses Projekt sich hervorragend auch als Anfängerprojekt anbietet und bereits etliche Male nachgebaut wurde.
Los geht's!
(aus 2016, Anmerkungen in fett/ kursiv)
Den heutigen Tag habe ich mal wieder an der Nähmaschine vertrödelt. Nachdem nach langer Wartezeit endlich das 0,66oz Membrane 10 Taffeta ankam, konnte ich mich nicht zurück halten und musste es gleich verarbeiten. Da ich nur einen Winter- und einen Sommerquilt habe, hatte ich schon länger mal vor mir was für den Übergang zu schneidern, besonders für feuchte Verhältnisse. Da ich bisher noch keine Quilts genäht habe, war eine Version aus APEX naheliegend, da es einfach zu verarbeiten ist und natürlich gerade bei Feuchtigkeit besser funktioniert, als meine Daunenquilts. Als dicke habe ich 133g/m² APEX verwendet, womit ich hoffe bis 4 oder 5°C gut schlafen zu können - das wird sich dann herausstellen. Die Temperaturen haben so einigermaßen gepasst, dazu später noch mehr Details!
Los gehts! Als erstes das Material zuschneiden. Da das APEX doch recht stark bauscht, auf jeden Fall einige cm zusätzlich einrechnen, da der Quilt dadurch "schrumpft".
Das Membrane Material kam von RBTR zum Glück schon gerade geschnitten, so dass man es direkt verwenden konnte (bei ExTex sind die Schnittkanten leider meist völlig schief...). Also zwei lagen Membrane und eine Lage APEX ausgeschnitten.
Auch wenn das einige Leute sich sparen, wollte ich den Quilt zumindest ein bisschen absteppen, einfach damit er etwas robuster ist und beim packen die APEX Fasern nicht reißen. Der Quilt soll später auch noch einige Wanderungen mitmachen und ich bin kein Fan davon seine Ausrüstung wie rohe Eier behandeln zu müssen. Das Absteppen hat sich sehr bewährt, das Material blieb über Jahre stabil und die einzelnen Lagen verschieben sich beim ein- und auspacken nicht, was das Handlich tatsächlich sehr erleichtert, verglichen mit Quilts ohne Absteppung!
Bei diesem Schritt ist nur die spätere Innenseite des Quilts mit der Wattierung vernäht. Die Steppung ist so gelegt, dass sie beim Nutzen nur auf er Seite bzw unten liegt, also keine Kältebrücken nach oben hin entstehen. Es funktioniert erstaunlich gut, die APEX Faser beim Nähen nach unten zu legen. Anders herum verfängt sich das Zeug ständig im Nähmaschinenfüßchen, so dass man alles mit Zeitungspapier dazwischen nähen müsste. Am Fußbereich ist noch ein klein bisschen zusätzliche Watte (eine halbierte Schicht 100er APEX) in der Hoffnung an den Stellen, an denen die Zehen ans Material stoßen der Kompression entgegen zu wirken.
Auf die spätere Außenseite kommt ein einfacher Kordelkanal, die Stellen, an denen später Zug auftritt sind mit einem kleinen Stückchen Zeltbodenstoff verstärkt. Der Kordelkanal ist absichtlich ca 5cm nach unten versetzt, so dass man beim zuziehen, nicht direkt die Kordel um den Hals hat. was ich sehr unangenehm finde und man es nie ganz dicht bekommt (zumindest ohne sich zu strangulieren). Das hat mich bei meinen Cumulus Quilts immer gestört.
Was ich damals nicht beachtet hatte ist, dass die effektive Länge des Quilts nur von der Fußbox bis zu diesem Kordelkanal geht. Also entweder entsprechend den Quilt länger machen, oder den Kanal klassisch oben ansetzen.
Anschließend werden alle Teile zusammen vernäht. Dazu einfach ein Sandwich machen aus Apex, Innenmaterial und Außenmaterial in dieser Reihenfolge.
Einmal rings herum nähen, aber am Fußende eine Öffnung lassen, so dass man den Quilt noch wenden kann (Es reichen ca 20cm, man muss nicht das ganze Fußende offen lassen, wie auf dem Bild). Wenn der Quilt gewendet ist, kann man die Öffnung ebenfalls noch schließen.
Für die Fußbox einfach einen Kreis nähen, vom Prinzip genau wie den eigentlichen Quilt: Eine Schicht Apex, Innenseite, Außenseite aufeinander und fast ganz drum herum nähen. Richtig herum stülpen und schließen. Anschließend einfach (auf links) in die Fußbox des Quilts einsetzen.
Die eigentliche Fußbox ist bei meinem Quilt nur ca 30cm lang, so dass ich in warmen Nächten ohne Probleme die Füße heraus strecken kann. Disclaimer: würde ich ebenfalls nicht mehr so bauen! die Kreiskonstruktion ist komplexer als ein Rechteck und hat keinerlei Vorteile. Bei späteren Quilts wurde einfach ein Rechteck unten angenäht und zwar eins am Oberstoff und eins mit Innenstoff & Isolierung um ebenfalls keine durchgehende Naht und somit Kältebrücke zu haben.
Die Rückseite des Quilts lässt sich durch Druckknöpfe schließen bzw öffnen. Das ist leicht und einfach zu bedienen. Das habe ich nicht oft genutzt, aber es schadet nicht. Die wenigen Nächte in denen ich zugeknöpft habe war ich froh drum.
Mit nur drei Knöpfen kann man den Quilt fast komplett verschließen.
Der Kragen lässt sich ganz normal mit Gummikordel und Tanka verstellen, der Punkt an dem die Kordel liegt, ist auf die Seite verlegt, so dass man sie nachts nicht im Gesicht baumeln hat. Durch die Konstruktion der Fußbox überlappt das Material ca 2,5cm. Bei geschlossenen Knöpfen kommt da keine kalte Luft rein!
Das wichtigste zum Schluss: Der Quilt wiegt insgesamt 505g (12g für den Packsack).
Edit: Fast vergessen: Die Maße!
Beim Zuschnitt:
- Breite 142cm
- Länge 195cm
- die unteren 62cm (Kniehöhe) laufen auf eine Breite von 93cm zusammen
- Das beinhaltet 3cm Nahtzugabe und 4cm um das APEX aufbauschen zu lassen
Daraus ergibt sich mit Nahtzugabe, Verschnitt und bauschiger Füllung ein Quilt mit ca 135cm Breite und ca 183cm von der Fußbox zum Kordelzug bzw 188cm bis ganz zur Oberkante. Das sind ziemlich perfekte Maße für mich (ich bin selbst ca 188cm groß), ich habe mehr Luft auf den Seiten als bei meinen Cumulus Quilts, so dass ich noch mehr strampeln kann
Arbeitszeit war fast ein kompletter Tag (ca 12 - 21 Uhr incl Pausen)
Da die Fragen sicher auch noch kommen:
Verwendet habe ich meine billige Singer Maschine (Ebay 50€) mit 80er Microtex Nadeln und den üblichen 80er Polyestergarn. Bei dem dünnen Stoff habe ich eine frische Nadel genommen und außerdem auf der Geradstichplatte genäht - das macht es einiges einfacher, da der Stoff nicht in das untere Loch der Nähmaschine gedrückt werden kann.
Bei späteren Quilts habe ich noch deutlich Ggewicht sparen können indem der Schnitt um die Beine etwas schmaler wurde und vor allem indem die APEX-Füllung nicht mehr bis zum Rand geht. Wenn der Quilt breit genut ist, können die äußeren 5-10cm auch problemlos ungefüllt sein, schon in den 90ern nannte Ray Jardine das "Draft stopper" und funktioniert erstaunlich gut. Der Nachfolger mit ca 450g begleitete mich 2017 auf dem AT und hatte sich sehr bewährt. Nach etlichen tausend km, viel Dreck und einigen Waschmaschinengängen ist er inzwischen dünn geworden, aber immer noch in Benutzung.
Die Temperaturen hatten sich im Thruhike-Szenario bewährt, allerdings ist da der Stoffwechsel ohnehin besonders hoch und ich schlafe deutlich wärmer all im normalen Leben. Bis ca 10°C würde ich die 133g Füllung noch empfehlen, bei hohem Stoffwechsel haben sich entsprechend die 4°C als untere Komfortgrenze bewahrheitet.
Viel Spaß beim Nachmachen, das ist ein prima Projekt um sich an Quilts heran zu tasten!