• Der Prototyp


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    Wenn es ums Schlafen geht, geht im Ultraleicht-Trekking-Bereich eigentlich kein Weg an Quilts vorbei. Dachte ich…
    Quilts sind quasi Decken, die man am Fußende schließen und unter sich an der Isomatte befestigen kann. Dadurch spart man natürlich Gewicht, denn es gibt keinen Reißverschluß, keine Abdeckleiste, keine Kapuze und keinen Wärmekragen, wie bei einem normalen Schlafsack.

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    Ich habe mir schon vor Jahren einen Quilt genäht und immer wieder benutzt. Aber richtig glücklich wurde ich damit nicht. Egal wie ich den Quilt unter mir geschlossen oder auf der Matte befestigt habe, es kam bei jeder Bewegung kalte Luft hinein.

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    Also überlegte ich, wie man dieses Problem umgehen kann. Und dann fiel mir ein, dass ich auch bei einem herkömmlichen Schlafsack den Reißverschluss fast nie genutzt habe, da er immer klemmte und ich viel zu viel warme Luft verlor, wenn ich den ganzen Schlafsack geöffnet habe. Also entwarf ich einen Schlafsack, der an den gleichen Stellen Gewicht spart, wie ein Quilt, aber nur mit einer Öffnung am Kopfende. So bin ich leicht unterwegs und beim Schlafen rundherum geschützt vor kalten Luftzügen.

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    Der Außenstoff und die Synthetikfüllung wurden in regelmäßigen Abständen kältebrückenarm vernäht. Der Sack hat eine rechteckige Fußbox mit zwei Gurtbandschlaufen außen und innen. So kann man den Sack auf rechts und auf links einfach zum Lüften aufhängen. Am Kopfende befindet sich ein Kordelkanal mit zwei separaten Kordeln. Hiermit kann man das Ende rechts oder links von sich um den Hals schließen, je nachdem in welche Richtung man sich gerne dreht.

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    Den Schlafsack habe ich nun schon etliche Male benutzt, auch um zu sehen, wo es Verbesserungspotential gibt. Mit dem Konzept an sich bin ich sehr zufrieden. Nur den Schnitt habe ich beim Nachfolgemodell etwas angepasst. Mehr dazu in Kürze…

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    Stoff: 10D kalandriertes Ripstopnylon
    Füllung: 133g/m² Apex Climashield
    Limit-Temperatur: 5°C
    Gewicht: 690g


    Der Schlafsack

    Nach etlichen Nächten des Testens habe ich einige Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt und in einer neuen, dickeren Version gleich umgesetzt.
    Kurz gesagt, war der Prototyp an den Ellenbögen zu schmal und an den Knien zu weit. Ich habe den Schnitt optimiert und noch ein paar Details an den Nähten verbessert. Einen Differentialschnitt habe ich ebenfalls eingebaut, damit auch bei der wildesten Strampelei die Füllung nicht komprimiert wird.

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    Der neue Sack ist mit zwei Schichten Apex Climashield in 100g/m² gefüllt. Für die Außenhülle habe ich dieses Mal Pertex Quantum gewählt. Das 10D Ripstopnylon des Prototypen zeigte schon einige kleine Verschleißerscheinungen und vom Pertex erhoffte ich mir mehr Lebensdauer. Bisher wurde ich nicht enttäuscht.



    Auch diesen Sack habe ich schon eine ganze Weile getestet. Ebenso hab ich noch einen identischen Sack mit 2x 133g/m² Climashield für den Winter genäht.
    Jetzt finde ich keine Verbesserungsmöglichkeiten mehr und bin rundherum glücklich.

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    Hülle: Pertex Quantum
    Füllung: 200g/m² Apex Climashield
    Temperaturlimit: 0°C
    Gewicht: 820g

    Hülle: Pertex Quantum
    Füllung: 266g/m² Apex Climashield
    Temperaturlimit: -5°C +X
    Gewicht: 1020g


    mfg
    der Ray

    Einmal editiert, zuletzt von derray (11. Oktober 2024 um 21:13)

  • Schicke Säcke!👍

    Wenn ich das richtig verstehe, hast du einen Schlafsack ohne Kapuze, Wärmekragen und Reißverschluss gebaut. Man muss also von oben einsteigen.

    Ausgehend von Bild drei hatte ich erst einen Schlafsack vor meinem geistigen Auge, der "unten" keine Füllung hat, also quasi ein "rundum geschlossener Quilt". Würde das nicht noch mehr Gewicht sparen? 🤔

    Oder drehst du dich MIT statt im Schlafsack? Dann wàre das natürlich schnell kühl... (Ist mehr eine akademische Frage, für mich wäre der "von oben" Einstieg eher nix, bin nicht mehr soo beweglich)

    Wenn man sich mit Schlafsack dreht, ist das Konzept ja prima, von allen Seiten Wärme und so viel wie möglich eingespart. Falls man sich im Schlafsack dreht, könnte man ja so 50 cm breit "unten" nochmal Füllung weglassen, da die Isolation ja da von der Matte kommt...

    Sind nur so Gedanken, die mich gerade bewegen. Vielleicht können die ja Anregungen werden😉

  • Würde das nicht noch mehr Gewicht sparen? 🤔

    Ja wäre es! ^^ Und diese Gedanken bewegen mich auch immer wieder.

    Ich habe mich trotzdem für diese Konstruktion entschieden, weil bei mir als Seitenschläfer tatsächlich nicht 50cm in der Breite fest auf der Matte liegen, sondern nur ein paar Stellen, wie Schulter, Hüfte und Oberschenkel. Die Stellen könnte ich theoretisch ausschneiden. Dann könnte ich aber immer nur auf einer Seite in exakt einer Position schlafen um genau die Löcher zu treffen. Wenn ich mich darauf konzentrieren würde könnte ich mich auch innerhalb des Schlafsacks drehen. Gut schlafen kann ich aber nur, wenn ich mir um solche Sachen keine Gedanken machen muss, sondern die Freiheit habe mich zu drehen wie ich will.

    Trotzdem kreist bei mir im Kopf immer mal wieder die Idee mal einen Schlafsack mit dünnerer Unterseite zu Nähen, aber das ist vom Schnitt her gar nicht so einfach.

    mfg
    der Ray

  • . Gut schlafen kann ich aber nur, wenn ich mir um solche Sachen keine Gedanken machen muss, sondern die Freiheit habe mich zu drehen wie ich will.

    Kann ich sowas von nachvollziehen! Das ist der Grund, warum ich Schlafsäcke mag.😄 Ich bin immer noch recht agil im Sack, deshalb ist ein Quilt auch nix für mich. 😄

  • Ich bin immer noch recht agil im Sack, deshalb ist ein Quilt auch nix für mich.

    ...was für mich wiederum gerade der Grund für einen Quilt ist, der, auf der Matte festgemacht diese Beweglichkeit erst ermöglicht, ohne sich mit zu bewegen/(ver)drehen.

    Hier ist es ja wenigstens egal, wie er sich dreht, wobei durch die rechteckige Fußbox auch nicht komplett. So schmale Fußenden wären da nichts für mich.

    Und temperaturmäßig würde ich glaube ich auch die Krise kriegen, so oft wie ich das durch öffnen/schließen, nicht nur am Hals, sondern auf voller Länge inkl. Fußbox, mal kurz Luft rein lassen oder auch mal ein Bein raushalten reguliere.

    Immer wieder faszinierend, wie individuell und multifaktoriell bedingt persönliche Ideallösungen sind :thumbup:, verglichen mit Sportarten, wo sich im oberen Leistungsbereich die genutzte Ausrüstung eher immer mehr angleicht.

    "Not all those who wander are lost"

  • Ich bin immer noch recht agil im Sack, deshalb ist ein Quilt auch nix für mich.

    Ist bei mir der Grund, warum ich auf Quilts umgestiegen bin. Im Schlafsack bin ich regelmäßig als verdrehte Presswurst aufgewacht, und das Raus- und Reinklettern war oft echt nervig. Im Quilt kann ich mich nach Belieben herumwälzen. Eine Kompromisslösung wäre etwas in der Art des Flex Pad Sleeve von Big Agnes, k.A. wie leicht sich das umsetzen ließe.

    Trotzdem kreist bei mir im Kopf immer mal wieder die Idee mal einen Schlafsack mit dünnerer Unterseite zu Nähen, aber das ist vom Schnitt her gar nicht so einfach.

    Würde ich ohne Befestigungssystem höchstens für Sommerschlafsäcke ins Auge fassen. Bei Kälte ist schon die 60/40-Verteilung bei Cumulus manchmal problematisch. Ich hasse es, aufzuwachen und mir sprichwörtlich den A**** abzufrieren, was im Grenzbereich leider zu schnell passiert.

  • Und temperaturmäßig würde ich glaube ich auch die Krise kriegen, so oft wie ich das durch öffnen/schließen, nicht nur am Hals, sondern auf voller Länge inkl. Fußbox, mal kurz Luft rein lassen oder auch mal ein Bein raushalten reguliere.

    Hast du dann nicht einfach einen zu warmen(/schweren) Quilt? Nicht besonders UL?! 8o

    Genau deshalb bin ich mit einem Quilt nie warm geworden, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Lüften und Regulieren passiert halt auch, wenn ich es gar nicht will. Um das zu kompensieren hätte ich immer zu einem viel zu warmen Quilt greifen müssen.

    mfg
    der Ray

  • Bei Kälte ist schon die 60/40-Verteilung bei Cumulus manchmal problematisch.

    Den Fehler, den viele Schlafsackhersteller in meinen Augen machen, ist, die komplette untere Hälfte dünner zu füllen. Dadurch, dass sich ein Schlafsack aber in einer Art Oval um den Körper legt, liegt nie die komplette untere Hälfte auf der Isomatte auf. Ein Teil der dünneren Seite zieht sich bei Rückenschläfern an den Schultern und bei Seitenschläfern an Front und Rücken immer hoch und führt zu Kältebrücken.
    Wenn überhaupt würde ich höchstens einen Streifen von 20 bis 30cm an der Unterseite aussparen.

    mfg
    der Ray

  • Top Tüten!

    Kannst du vielleicht noch die Außenmaße und den Umfang innen hinzufügen? Mein fast identischer 266er hat nämlich auf ein anderes Gewicht und ich frage mich, wo das herkommen könnte.

    Die Idee, unten wenig oder kein Apex zu haben, finde ich auch spannend. Der Vorteil, dass man sich selbst und den Sack an sich im Schlaf drehen kann, wäre natürlich dahin. Das ließe sich zwar mit einer Mattenbefestigung lösen, aber dann hätte man wieder Getüdel.

    Eine andere Variaion wäre noch, den Sack nur hüftlang zu machen und am Oberkörper dann auf die Puffy zu setzen. Werde ich wohl auch noch machen...

  • Kannst du vielleicht noch die Außenmaße und den Umfang innen hinzufügen? Mein fast identischer 266er hat nämlich auf ein anderes Gewicht und ich frage mich, wo das herkommen könnte.

    Innenumfang Oben: 158-160cm
    Innenumfang Unten: 98-100cm

    Außen jeweils 16cm mehr, wenn ich das richtig im Kopf habe...

    Auf welches Gewicht und welche Maße bist du denn gekommen?

    Ein Elaphantfoot ist auf jeden Fall auch noch geplant. Aber dafür will ich erst die passende Puffy nähen, um daran dann anschließen zu können.

    mfg
    der Ray

  • Ich komme mit dem Schlafsack von Ray erstaunlich gut klar. Ich habe den mit 200er Apexfüllung. Die Temperatur würde ich mit max 4° C angeben, darunter wird es klamm. Hängt natürlich sehr von der Luftfeuchtigkeit ab, bei Regen genießt man bei Apex das Gefühl, auch bei anhaltender Feuchtigkeit auch noch in den nächsten Nächten hinreichend warm zu liegen - anders als bei Daune, die dann irgendwann ihren Loft verliert.

    Komischer Weise fühlt sich der Sack nicht beengt an. Man bewegt sich beim Rumwälzen mit der Hülle und nicht in der Hülle.

    Hauptnachteil des Konzeptes ist die fehlende Regulierungsmöglichkeit. Wenn es nachts wärmer ist, ist der Quilt natürlich flexibler. Was ich immer besonders schön finde ist, wenn die Sachen total einfach sind. Hier kann nix kaputt gehen, und man kann die Tüte auch nicht falschrum anziehen, Jedenfalls in der Sack von Ray sehr schön gearbeitet und ich bin zufrieden.

    2 Mal editiert, zuletzt von noodles (16. Oktober 2024 um 17:46)

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