Beiträge von questor | hangloose

    Tag 3: "Der Weg ist das Ziel my Ass!"

    Eckpunkte
    Irgendwo weit hinter Dudi pass -> Zemo Marghi
    hab mir die Campstelle nicht genau markiert, ~37km, 1480hm up, 2295hm down, höchster Punkt 1800m


    Der Wecker klingelt, ich snooze etwas, dann gegen 7 in die kühle, etwas feuchte Welt. Für Frühstück bin ich einfach nicht zu haben - es wird die tour über bei Schoki oder Snickers bleiben. Ich zehre noch immer am Couchsurfing-Schokopaket, heute gibt es Knusperkeks zum Frühstück.

    Gegen 8 geht es los. Die Sonne hat es noch nicht über die Gipfel geschafft, erste Hänge in der Ferne leuchten bereits goldig. Es ist kühl, aber nicht kalt. Ab durch nasse, mannshohe Hogweeds, matschige, schmale Trampelpfade, gemäßigt bergab. Recht ereignislos geht es so immer mehr oder minder parallel zum Fluss bergab. Vorbei an einer Schäferhütte, außer Rauchschwaden lässt hier noch nichts auf Leben schließen. Nicht mal die Hunde beachten mich, sind entweder noch schlaftrunken oder hier kommen doch deutlich öfter Wanderer vorbei, als es mir den Eindruck macht.

    Der Pfad wird zum Forstweg - einem herrlich zerklüfteten, tief matschigen Exemplar. Ich tänzele um die besonders tiefen Stellen herum, klettere auf den schmalen, festen Teilen an Schlammkuhlen vorbei, eine wahre Freude - not. Es wird besser und besser, die Fahrrinnen immer tiefer und voll Wasser, der aufgeschobene Schlamm dazwischen eine traumhafte Suppe.

    Der Grund für den Zustand steht ein Stück weiter den Weg entlang. Ein geradezu prähistorisches Kettenfahrzeug mit Räumschild, dass hierzulande Museumsstatus verdient hätte, in Georgien noch fleißig Wege verwüsten darf.

    Immer mal gibt es einen Blick entlang des Flusses zu erhaschen, ansonsten geht es von Bäumen umsäumt wie Autopilot den Forstweg entlang.

    Die Brücken sind allesamt temporär aus Baumstämmen konstruiert - wahrscheinlich jedes Jahr nach der Schmelze aufs neue. Der Fluss wird breiter, das Flussbett noch vielfach mehr. Man kann nur erahnen, was hier zur Schneeschmelze herunterkommen muss. Treibgut beachtlichen Ausmaßes liegt verkeilt an den Rändern des Flussbetts.

    Ansonsten weiterhin ereignislos, der matschige Weg nervt, habe inzwischen Podcasts auf dem Ohr und beginne irgendwann bereits im Laufen Gedanken auf dem Smartphone festzuhalten, sliding Tastatur sei Dank.

    Etwas vor Khaishi, dem etwas größeren Ort und ende der Toba Lake Route bekommt das Tal etwas mehr Canyon Charakter, sonst weiterhin Gelatsche, Gelatsche, Gelatsche auf dem endlos erscheinenden Forstweg - der inzwischen staubig anstelle matschig ist und mir die Sonne frontal in's Gesicht lacht.

    Khaishi ist auch nicht der Rede wert, ein paar kioskartige Läden, die eine recht große, stärker befahrene Straße Säumen, nichts, was zum Verweilen einlädt. Ich genehmige mir ein georgisches Dosenbier, lasse die Füße etwas baumeln und ziehe weiter Richtung Chuberi.

    Der Asphalt der Straße kocht, ich brate auf ihm. Der Weg zweigt irgendwann von der Hauptstraße ab, es folgt eine übel staubige Piste, die im Windkanal des Tals einen wahren Sandsturm erzeugt - zusätzlich befördert von an mir vorbei donnernden LKWs - das umstrittene Hydropower Dammprojekt, von dem ich gelesen hatte, ist nicht weit.

    Einziges Highlight ist ein erstes Fundstück hiesiger Grabsteinkunst, die ich am Wegesrand bestaunen darf, weil sich hier wohl zwei Kollegen in Ihrem Bimma, der ebenso sogar samt Nummernschild Teil der Jenseitskunst ist, aus dem Leben geschossen haben.

    Langsam habe ich keine Lust mehr auf Sandsturm und Panade auf der schwitzigen Haut, ich halte den Daumen raus und einer der LKWs nimmt mich 3-4km mit. Vorbei an den Baggern und Raupen, die das Flussbett bearbeiten und riesige Gesteinsbrocken bewegen - es kracht, knirscht und wummst überall. Hatte ich schon erwähnt, dass ich in den zwei Wochen in Georgien keinem einzigen Fahrzeug mit intakter Windschutzscheibe sitzen werde?

    Kurz vor Chuberi heißt es dann wieder Fußensatz. Chuberi ist der offizielle Einstieg nach Nakra. Es gibt sogar wieder eine Tafel, die die Route beschriebt. Auch einen Laden und eine Kneipe soll es hier geben. Der Laden hat zu, die Kneipe entdecke ich gar nicht erst. Der Weg schraubt sich direkt wieder bergauf, erreiche Zemo Marghi, eine kleine Siedlung, daneben eine Wiese mit Bäumen und Ausblick, unweit eine Quelle verzeichnet - perfekt um hier zu verweilen - und das sogar zur Abwechslung noch im Hellen. Ich fragte mich beim Anstieg aus Chuberi noch, wie lange das Netz wohl diesmal halten wird, da werden auf den Kämmen dicke Mobilfunkantennen sichtbar, die das ganze Tal lang strahlen. Zu Hause ist der Empfang schlechter als in meiner Hängemattewürde ich meinen. Während ich darüber nachdenke, ob es nun eher erstaulich oder erschrechend ist, dass Netflix & chill irgendwo im nirgendwo auf etwa 1300m eine erschreckend reale Option ist, vergesse ich direkt für einen Moment, dass ich keine Serien mag.


    Ehe ich aufbaue, mache ich noc runter zur Quelle, bin inzwishcen doch fast leer gelaufen, will noch kochen und morgen lieber direkt durchstarten. Ich treffe ein paar jüngere Bewohner an der Quelle, die etwas englisch sprechen. Sie sind neugierig und wollen später bei mir vorbei kommen. Ich wasche mir die Staubkruste vom Leib, das kalte Quellwasser ist herrlich, ich bin wie neugeboren. Dann Aufbau, Essen, es dämmert, dann noch ein paar Langzeitbelichtungen vom Camp.

    Ich liebäugele gerade mit der Hängematte, da kommen die zwei Jungs tatsächlich noch vorbei. Sie haben Maiskolben im Gepäck und laden mich ein auf ein Lagerfeuer, um diese zu rösten. Zum Glück bin ich noch nicht in mein stylisches Nachtoutfit inklusive Strumpfhose geschlüpft. Ich freue mich über die gastfreundliche Idee, aber die ganze Aktion zieht sich. Die Maiskolben landen direkt auf der roten Glut, gegessen wird eher zylinderförmige Kohle als dass man noch von Mais sprechen könnte.

    Nach gutem Willen und einem Kolben passe ich. Etwas Verständigung ist möglich, Google Translate hilft zusätzlich. Die Jungs erzählen von den zahlreichen Bären in der Gegend, die sie immer wieder sehen - ich weiß nicht genau, ob ich das hören wollte. Auf das Staudamm Projekt sind sie nicht gut zu sprechen, leider können wir uns nicht gut genug verständigen, im die Gründe zu erörtern. Ich bin tot - und glücklich, als ich mich irgendwann verabschieden kann, der Tag war lang. Ich penne direkt weg. Alles in allem ein komischer Tag. Für's Auge eher Überbrückung, trotzdem irgendwie befriedigend, weil endlich ordentlich Strecke gemacht und der erste Abschnitt geschafft ist. Auch im hellen an einem wirklich schönem Platz aufgebaut zu haben belohnt.

    Tag 2: "Runter kommen sie alle"

    Eckpunkte
    Toba lakes -> irgendwo weit hinter Dudi pass
    hab mir die Campstelle nicht markiert,
    ~17km, 1520hm up, 2300hm down, höchster Punkt 2800m


    Das Tarp hat gehalten, der Wind wurde irgendwann gen morgen weniger, trotzdem eher mäßig geschlafen. Nachts hatte ich mal Quilt und tarp befühlt, es schien ordentlich feucht zu werden. Ich wälze mich bis halb neun, höre schon erste Wanderer vorbeiziehen.

    Das Thermometer zeigt für die Nacht im Minimum 6 Grad, im Quilt wars angenehm. Die Sonne kommt langsam über die Gipfel, und kann meinen Kram trocknen, ich schäle mich noch etwas gerädert aus der Penntüte. Die Tarpkonstruktion sieht bei Tag noch lustiger aus als was sich nachts im Lampenlicht erahnen ließ.

    Solarpanel raus hängen, waschen, Wäsche, Wasser an der nahegelegenen Quelle filtern, mit den Nachbarn, einem Japaner und einem Schotten plaudern, die aus meiner Zielrichtung kommen, der morgen zieht sich. Irgendwann kommt eine eher wenig sportliche Truppe mit winzigen Tagesrucksäckchen vorbei - noch mal: Der See ist wenn man es wie ich übertreibt in einem, sonst eher in 2-3 Tagen zu erreichen und Fahrzeugen nicht zugänglich - ich bin irritiert. Ein paar Minuten später kommen dann zwei geführte Pferde mit eher einem Hausstand als Wandergepäck auf den Rücken hinterher, mein Weltbild ist wieder im Lot.

    Erst um 11 komme ich endlich los. Es geht noch ein Stück hinauf, ich genieße noch einmal den Ausblick auf den See dann beginnt das Schotterserpentinen-bergab in's erste Tal.

    Ich komme an zwei weiteren hübschen Schmelzwasserseen vorbei und sauge die Blicke in's Tal auf. Die Geröllserpentinen sind eher weniger Highlight.

    Der Weg führt über den Rinnsaal Ausfluss des einen Sees, das Gras ist etwas Dichter - was sieht denn hier so, das wird sich wohl nicht... Tatsache! Hast Du Scheisse am Schuh, hast Du Scheisse am Schuh! Was ne Sauerei! Es wird nicht die letzte Hinterlassenschaft bleiben, an der ich eher ungünstig positioniert vorbeikomme. Der Wanderer in Georgien - genauere Bestimmungen der Nationalitäten lassen meine nicht vorhandenen Fähigkeiten im Fährten lesen nicht zu - hat scheinbar einen Hang zum Schiss an pittoresken Punkten.


    Gefrühstückt hatte ich einen Teil des opulentn Schokoladenpakets für meinen abgetauchten Couchsurfing-Host, so undankbar bin ich über das ungeplante Mehrgewicht angesichts der handverlesenen Sorten gar nicht mehr.
    Die Sone brutzelt, die gestrigen Strapazen sitzen noch, ich legen unten im Tal angekommen eine frühe Pause im Schatten des einzigen größeren Felsens. Frühstück? Mittag? Trailbrunch? Whatever - auf jeden Fall endlich mal vernünftig Essen, ich habe bisher ungewöhnlich wenig Hunger auf der Tour.

    Die Powerbank ist ein fast voll nach wenigen Stunden, das Telefon immer noch, ich bin angetan von diesem Experiment.

    Es geht weiter durch ein langgezogenes Tal, stark überwuchert, ich bin dankbar, dass um diese Saison doch schon zumindest schmale Pfade getreten sind.

    Hier sind deutlich weniger Leute unterwegs, die meisten scheinen wieder Richtung Süden abzusteigen und nicht Richtung Norden. Ich treffe irgendwann zwei Tschechen und noch später zwei Holländer.

    Langsam geht es wieder bergauf, der Weg Richtung Pass zieht sich. In der Schräge bin ich konditionell dort, wo ich letzte Nacht aufgehört habe - bei Null und auf dem Zahnfleisch. Zum Glück gibt es massig Blaubeeren, die immer wieder kurzes Innehalten erlauben.

    Weiter oben hüllen sich die spitzen wieder in Wolken, es gibt nichts zu sehen. Also beschäftigt sich das Hirn mit dem, was sichtbar ist. Mir fallen vor allem die ausgesucht fetten Heuschrecken auf, die eher zum tot stellen denn zum Davonhüpfen neigen, sodass ich mehrmals beinahe einige von ihnen mir dem Stock aufspieße, sie aber unbeirrt Millimeter daneben verharren. Merkwürdig für diese Hüpfer denke ich mir. Aber gut, wäge ich ab. Bei der Körperform. Das wäre ja in etwa so, als hätten sich bei den Säugern evolutionär nielpferdartige Tönnchen mit Känguru Beinen durchgesetzt. Da wäre ständig davonhüpfen wohl auch nicht meine erste Wahl...oh, wo ist eigentlich der weg schon wieder hin? Während sich mein Kopf mit derlei Exkursen von den doch recht eintönigen Strapazen abzulenken versucht, verliert sich immer Mal wieder der weg - oder ich ihn. Die dann weglosen Traversen zurück auf den Pfad Kosten zusätzlich Kraft. Es geht endlich über den Pass, der ziemlich underwhelming ist. Bergb wartet wieder traumhaft schottriges Geröll.


    Aber während die Oberschenkel Unterseite fertig ist, hat die Oberseite noch Kapazitäten.

    Also poltere ich bergab. Die Passseite ist deutlich kühler und windiger. Auf den ersten Plateaus sehr ich ein paar Zelte in Aufbau. Wahrscheinlich die vom Wasserfall letzte Nacht. Aber ich bin gerade zu gut im Flow und ziehe vorbei. Auch dort scheint sich niemand für das übliche 'where from - where to - what's next' Schmalgetalke zu interessieren.

    Für die Aussicht würde es sicher lohnen, auch hier zu bleiben, aber die Sonne erlaubt noch gut 1,5 h Laufzeit - und auch morgen wird wieder ein langer Tag. Zudem traue ich nach dem üppigen Wind auf 2600m auch den noch gut 2400m nicht so recht, ist es doch bereits recht zügig und würde vermutlich eher mehr. Und davon ab verlangt mein geschundener Kadaver nach Bäumen für die Hängematte, die ich etwa 4-600 Höhenmeter weiter unten ausmachen kann. Ich poltere weiter hinunter, so langsam meldet auch die Oberschenkel Oberseite fatigue. Langsam in der angepeilten Höhenlage angekommen ist es hier unten allerdings wieder extrem überwuchert, mannshoch, kleine Schneise getreten, feuchter Boden. Die ersten Baumvertreter sind aus der Nähe betrachtet auch eher karg, eine Hängematte samt Füllung ist ihnen auf keinen Fall zuzumuten. Es wird langsam dunkel, kühlt ab, ich ärgere mich über mich selbst, als ich doch tatsächlich wieder die Lampe raus holen muss, um nicht noch zuguterletzt im Halbdunkel in ein Schlammloch zu tappen. Dann noch durch einen Fluss, was gibt es schöneres am Abend, wenn der warme Quilt eigentlich schon ruft.

    Ich schlage mich etwas desparate endlich in ein üppiger werdendes Wäldchen - na gut, eher eine spärliche Ansammlung von Bäumchen und finde nach Überwinden des dichten Gestrüpps auch tatsächlich zwei Exemplare, denen ich ansatzweise zumute, mich durch die Nacht zu tragen. Der Himmel ist klar wie die Nacht zuvor, kein Wind, ich spare mir aus purer Faulheit das Tarp, wär ja auch langweilig ohne etwas Wetteinsatz.

    Dann noch die Geliebte Rahmensuppe Marke feuer frei, aufgepumpt mit den kleinen Knopfnudeln vom Türken und - Erbseneiweißpulver. Eigentlich für's Müsli am Morgen gedacht, aber bisher hatte ich noch weniger Hunger als so schon üblich. Warum also nicht. Turns out - keine Verbesserung, aber auch nicht groß schlechter. Etwas körnig, aber auch angenehm sehmig und nur minimaler Eigengeschmack, dafür noch ein verdienter Protein Booster für die Regeneration über Nacht. Wir halten Fest - die ungewohnte Appetitlosigkeit hat sich gelegt, die Fressmaschine rollt wieder los.

    Gegen 22:30 liege ich - mit wohligem Grinsen ob des Komforts in der Matte. Eigentlich wollte ich noch etwas podcasts hören, die opulente Stromsituation Dank Powerbank verlangt geradezu nach ein bisschen verschwenderischem Umgang und Luxus, begnüge mich aber mit etwas kartenstudium und Routenplanung und entschlafe bald.

    Tag 1 "Mal besser nicht direkt übertreiben"
    Eckpunkte
    Skuri -> Toba lakes
    29,3km, 3579hm up, 1352hm down, höchster Punkt 2660m
    ~7km, 500hm per Anhalter


    Ich hatte bis zuletzt geschwankt, wie ich die Tour beginnen sollte.

    Über Skuri zu den Toba Lakes oder Okra Lakes?

    Eigentlich hatte ich mich auf die Okra Seen eingeschossen - klang nach der weniger frequentierten Tour. Allerdings eben auch direkt teilweise weglos auch eine round-trip tour, die toba lakes ließen sich nahtlos in die übrige Strecke einbauen, sollen aber recht frequentiert sein. Gestern Abend auf dem Weg nach Zugdidi hatte ich mich dann doch umentschieden. Mal besser nicht direkt übertreiben, außerdem mag ich hin-& rück Touren einfach nicht.

    Geschlafen habe ich wie ein Baby. die richtige marshutka finde ich relativ einfach - indem ich jeden ankommenden Fahrer nach Skuri frage. Lesen kann ich die Tafeln an der Windschutzscheibe nicht.

    Ich genieße die Aussicht, kann erste Fernblicke erhaschen und erfreue mich an der Musik, die, wenn auch nicht verständlich, unglaublich emotional und inbrünstig klingt.

    Die Fahrt erschien mir bereits vorab mit angegebenen zwei Stunden unerklärlich lang. Zunächst schöpfe ich Hoffnung, dass wir schneller sind, da schon gut zwei drittel nach nicht mal einer Stunde zurückgelegt sind, dann machen wir allerdings endlos Pause in einem etwas größeren Dorf, in dem sich zahlreiche marshutkas treffen, scheinbar gibt es sowas wie einen Fahrplan, und kommen so doch auf die zwei Stunden. Mit dem wissen um die unnötig lange Pause könnte es durchaus Sinn machen, sich für das letzte Stück ein Taxi zu nehmen.

    Wir erreichen den Abzweig nach Skuri, ich hatte dem Fahrer vorher vermittelt, dass ich dort aussteigen möchte. Da stehe ich nun plötzlich an der Straße, ein kleiner Schotterabzweig der gen erster Hügel zeigt soll mein Startpunkt sein, es geht los - ich freue mich!

    Ich komme an unglaublich grünen Gärten vorbei. Trauben, Feigen, Granatäpfel - dazu Häuser, die mich ein wenig an die Karibik erinnern. Viel Holz, ausladende Treppen und Veranden - unerwartet.

    Dazu ein freilaufendes Schwein am Wegesrand - und direkt eine erste Schlange - hmm - ob es davon mehr gibt? Es soll die einzige bleiben.

    Es ist heiß, inzwischen schon nach 11. Ich knipse und schaue noch mehr als ich laufe, da kommt ein alter Golf von hinten. Ich laufe am Wegrand weiter. Als er auf meiner Höhe ist, hält er an. Zwei ältere Herren bedeuten mir, dass ich mitfahren soll. Ich überlege kurz, bin ich doch kaum wirklich los gelaufen, aber den Zubringerweg noch ein bisschen zu überbrücken erscheint mir nicht das schlechteste. Außerdem bin ich baff von derartiger Hilfsbereitschaft von sich aus zu halten. Da abzulehnen scheint wirklich nicht angebracht. Die beiden sind neugierig, die Kommunikation nicht einfach, es reicht leider nur für das Übliche wo kommt man her, wo will man hier hin. Als ich mich als Deutscher oute, ist die Begeisteung im Wagen spürbar. Einer der älteren Herren zählt stolz wie ein ABC-Schütze auf Deutsch bis zehn, der adere erklärt mir, wie toll doch der 20 Jahre alte Golf laufe. Die Windschutzscheibe ist ein einziger Sprung. Innenverkleidung ist keine mehr vorhanden, dafür hat Müll die Hohlräume in den Türen ausgefüllt. Aber es stimmt, er läuft. Auch der parallele Angela-Besuch in Tblisi ist ihnen geläufig und wird positiv goutiert. Na hoffentlich benimmt sie sich denke ich mir, sonst gibt's die nächsten Tage Probleme.

    Nach ein paar wenigen Kilometern sind wir am Ziel der beiden älteren Herren - die Mineralquelle in Skuri um Wasser abzufüllen. Auch ich mache den Bauch noch mal voll und laufe - jetzt aber - endlich wieder los. Aber kaum los gelaufen führt die Straße auch schon durch einen Fluss. Er wäre wohl furtbar, aber so richtig motiviert für derartige Aktionen bin ich noch nicht. Ich gehe etwas aufwärts, breche zwei Klettereien über Steine wieder ab, als ich merke, dass ich noch nicht wirklich auf dem Trail angekommen und fokussiert bin, wohl etwas zu viel wage und direkt Baden zu gehen, wohl einen ebenso mäßige Idee wäre. Noch etwas weiter oben findet sich eine Stelle für einen beherzten Satz und weiter geht es.

    Es folgt eine üble Schotter Strecke, lehmig, steil, volle Mittagssonne, was für ein Einstieg. Mit Blick auf die Karte scheint das so bald auch nicht besser zu werden - ob ich's wirklich bis zum See schaffe? Da bin ich wohl mit der langen Busfahrt einfach etwas spät dran.

    Während der Kraxelei über den zerklüfteten Weg frage ich mich noch, was das für Vehikel sein müssen, die hier Reifenspuren hinterlassen haben, da höre ich nach etwa 1,5h Motorengeächze. Noch ist nichts zu sehen, ich zweifle noch, ob sich da tatsächlich etwas den Berg hoch schraubt.
    Während ich noch mit mir ringe, ob ich - falls da etwas kommt - tatsächlich schon wieder einen Mitfahrversuch starten sollte, wälzt sich das Monstrum auch schon im die Ecke und kommt ächzend hinter mir zum Stehen. Ich blicke den Kühler hinauf - zum Fahrerhaus und darüber hinaus zu den darüber erscheinenden Gesichtern, die auf der Ladefläche stehend mitfahren.

    Einen Entschluss ob ich noch mal abkürzen sollte, hatte ich noch immer nicht gefasst, da werde ich im vielstimmigen georgischen Kanon auch schon mit auf die Ladefläche gewunken. Ich stehe zwischen lose angebunden schaukelnden Kettensägen und Schrott und es beginnt ein Surfritt der besonderen Art. Kombiniert wird das Ganze mit Videospiel artigem wegducken vor den Ästen, die das hoch aufbauende Monster streift.

    Gut 6km und etliche Höhenmeter nimmt mich die Truppe bis zu einer Gabelung mit. Es wird deutlich kühler und nebliger. Verständigen können wir uns abermals nicht wirklich, trotzdem haben wir uns irgendwie gut unterhalten - die freundliche, offene, unglaublich warme Art, die hier schon mit den ersten Begegnungen überdeutlich wird, sucht ihresgleichen.

    Ich werfe die Windjacke und den Buff über und lauf ein Weilchen. Da kommen mir aus der Gegenrichtung drei Georgier komplett nass geschwitzt mit üblen Gepäck entgegen. Auch hier ist es schwer, sich zu verständigen und ich kann kaum glauben, was ich höre - sie haben von Toba bis hier zwei Tage gebraucht?

    Der Weg wird etwas ansehnlicher, links und rechts mir hübschen Wiesen gesäumt, Ausblick eher wolkig. Da kommt auch schon eine zweite Truppe, auch hier nicht ganz eindeutig, aber schon wieder: zwei Tage von Toba? Noch diverse Trupps, mehr Betrieb als erwartet. Liegt wohl an der Jahreszeit - das Zeitfenster für erträgliches Wetter in der Gegend ist kurz. Alle sind sie im Morgengrauen oder den Tag zuvor gestartet. Ich schreibe die Seen gedanklich ab, kann aber das Tempo, dass die anderen an den Tag legen auch nur schwer einschätzen. Allesamt sind eher underequipped und zugleich overpacked unterwegs.


    Es geht auf und nieder, ein paar unspektakuläre Flussquerungen, phasenweise geht es ganz angenehm in der Steigung parallel zum Flussbett, obwohl die Höhenmeter brachial sind. Ich habe Ohrenknacken, irgendwann macht ein Ohr komplett dicht, lässt sich nicht ausgleichen. Ich höre mich selbst überlaut von innen schnaufen - eine weniger angenehme Begleitung. Die blaue Stunde bricht an, da stehe ich plötzlich einem herrenlosen Pferd gegenüber. Wir beäugen uns, umgehen uns, beäugen uns dabei weiter.

    Es scheint schon zu dämmern, ich schreibe die Seen gedanklich abermals ab, will einfach noch laufen, so weit es geht.

    Da reißen die Wolken auf, es wird noch mal deutlich heller, die Sonne scheint das komplette Tal entlang, am Ende ein feuerroter Gipfel, als möchte sie mir sagen - ich bin noch da, Du kannst noch, da geht noch was.

    Ich nehme das als Zeichen und nehme die zweite - oder dritte oder vierte Luft mit. Etwas weiter treffe ich rein russisches Paar, dass das Lichtspektakel ebenso genießt. Sie wollen bis zur Schäfer Jurte, von der ich auch schon gehört habe. Wir gehen zusammen.

    Lange hält meine Luft nicht, die Schritte werden schwerer, aber wir erreichen sie Jurte mit Einbruch der Dunkelheit.

    Begrüßt von kläffenden Kötern bin ich als einziger, der sich nicht verständigen kann irgendwie nicht überzeugt, hier für die Nacht zu bleiben. Zumal der Mond inzwischen über die Gipfel scheint und ich mir die Nacht am See bei Mondschein noch immer attraktiv vorstelle.

    2km sind es wohl noch - und satte 600hm. Aber die kurze Pause hat mich schon wieder vergessen lassen, das gerade eben noch bereits jeder Schritt einer zu viel war. Also Lampe raus und los.

    Es folgt ein schnaufendes, endloses berggeschraube im Mondlicht, unterbrochen von fFussgehüpfe und Wegverliererei auf den Wiesen. Es weht ein strammer Wind, allzu kalt ist es jedoch nicht. Ich komme an einem Wasserfall vorbei, der Tags wirklich beeindruckend sein muss, aber so kurz vorm Ziel möchte ich nun auch nicht mehr stoppen. Irgendwann zwischen 10 und 11 erreiche ich völlig fertig den See.

    Der Anblick macht die Strapazen etwas vergessen und ich habe sogar noch Luft für ein paar Nachtaufnahmen.

    Die Lagersuche erweist sich als schwieriger als gedacht. Kleine rinsel und nasser Boden, im Dunkel durch den Bewuchs kaum zu erahnen, dazu noch immer dieser Wind. Ich hatte gehofft, die Senke am See würde Schutz bieten, ist aber wohl zu groß.

    Ich finde eine halbwegs brauchare Stelle, in unweiter Entfernung sind zwei weitere Zelte zu erahnen.

    Beim Versuch, eine Halbpyramide zu stellen wird mit schnell klar, dass das wohl nicht die Behausung der Wahl wird - die Wand wird voll zu Boden gedrückt. Was nun? Dackelgarage? @wilbo hatte mir ja kürzlich noch mitgegeben, dass meine Hängematten Abspannpunkte sich auch dafür perfekt eignen, ein am Fußende geschlossenes A-Frame zu stellen. Also niedrig und breit aufgebaut, Rückseite und lange seite in den Wind. Auch hier wird die Langseite eingedrückt, mein Kalkül ist, dass sich durch die Breite des Tarps auf der windabgewandten Seite trotzdem noch liegen lässt. Es scheint zu funktionieren, ich krieche in meine Garage. Ich rechne mit einer feuchten, kalten Nacht und ziehe an, was da ist. Essen fällt aus, hatte den ganzen Tag über kaum Hunger.

    Da ich beim Anstieg schon merkte, dass die Muskeln langsam dicht machen und sich beim im Tarp kauern erste Krämpfe ankündigen, gibt es Magnesium. Dann Geräte an die Powerbank und schlafen, der Blick auf die Uhr sagt 1:30 - fuck! Na mal gut, dass ich nicht direkt übertrieben habe - gratuliere! Ich stelle den wecker auf etwas später, ich spüre, dass nach dem Einstieg definitiv etwas Regeneration angesagt ist. Der Mond ist unglaublich hell, ich nickere trotzdem direkt weg, kein Wunder nach der Tor-Tour. Kurz darauf wache ich verwirrt auf, als der Mond hinter den Gipfeln verschwindet und es plötzlich duster ist, auch ansonsten weckt mich die ein- oder ander Böe, die das Tarp noch weiter eindrückt, als der konstante Wind ohnehin schon. So wirklich traue ich der Konstruktion nicht, sehe mich schon das fliegende Tarp aus dem See fischen, dämmere aber immer wieder weg.

    Anreise - willkommen in der Zukunft, Kartoffel!

    Morgens geht es los. Ich fröstele etwas, schiele zum apex Pulli, der eigentlich aus der Liste geflogen ist, das UL-teufelchen zischt "Mensch, Du fliegst in die Georgischen Berge, bist Du denn bekloppt?" ich gehorche, greife den Pulli und los geht es. Selten früh bin ich am Flughafen - da ich schon ein bisschen mental darauf vorbereitet bin, meine fizans doch noch irgendwo im nicht vorhandenen umliegenden Unterholz deponieren zu müssen.

    Aber - die Stöcker gehen anstandslos durch, niemand interessiert sich für den Rucksack mit den vielen merkwürdigen Dingen - yay! Beim Anstehen zur Passkontrolle (der ULer freut sich über die mögliche Einreise mit Personalausweis) steht vor mir ein offensichtlicher anderer Wanderer, erkennbar an den Mondbestätigungsstiefeln. Er besucht allerdings erst jemanden, will dann noch lose wandern, noch nichts konkretes. Wir unterhalten und nett, der ist feuer und Flamme, wie zum Teufel es möglich sein soll, mit derart wenig Gewicht los zu ziehen, notiert sich diverses - ist inzwischen vielleicht sogar schon hier im Forum?

    Es geht los, das Handgepäck darf mit an Bord, auch bei wizzair keine Selbstverständlichkeit.


    Der Flug ist relativ leer, ich kann noch auf einen guten Platz tauschen, werde dann aber doch noch ein Weilchen von meinem Nachbarn besmaltalkt, bis ich meine Schlafabsicht überdeutlich kenntlich mache.
    Wir landen, es wird noch applaudiert - lange nicht mehr gehabt.

    Es erwartet uns ein überraschend moderner Mini-Flughafen, geradezu futuristisch - ich hatte eher mit sovietischem Provinzmilitärcharme gerechnet.

    Es sieht wolkig aus, entpuppt sich bei Ausstieg aber als wesentlich wärmer als optisch erwartet. Kein Gepäck, wie immer spät eingecheckt und guten Platz vorne bekommen, der eigentlich verkauft werden sollte = der erste an der Passkontrolle. Geld gezogen, dann Shuttle Ticket gekauft (5GEL) und ab zum Bus. Allerdings muss ich trotzdem auf Gepäck warten, denn der Bus fährt entsprechend der Ankünfte, nicht etwa alle X Minuten. Satte 1,5h warten wir, bis auch der letzte Trottel den Weg zum Bus gefunden hat. Alles für eime lächerlich kurze Strecke in die Stadt. Bei Betrachtung der Reifen bin ich allerdings nicht undankbar, mit dem Seelenverkäufer nur kurz unterwegs zu sein.

    Später lerne ich, dass ich mich auch direkt mit dem Daumen an die Hauptstraße hätte stellen können, auch Marshutkas fahren dort nach Kutaisi, aber da hatte ich das blöde Ticket ja schon.

    Aber gut, angekommen bewege ich mich zu magti, dem Mobilfunk Anbieter, der das Beste Netz haben soll. Den Shop hatte ich mir bereits raus gesucht. Nach endloser Warterei im Laden stellt sich raus - ich bin bei beetel gelandet, magti ist nebenan. So ist das also, wenn man nicht einmal Markennamen entziffern kann. Die georgische Schrift sieht faszinierend aus, wird aber auch bis zuletzt ein Rätsel bleiben.

    Die SIM bekomme ich überraschend problemlos. Nachdem ich zuletzt in Indien fast eine Woche gebraucht habe und kurz davor war, Mitarbeiter über den Tresen zu zerren, kann ich mein Glück kaum fassen. Sie ist sogar direkt aktiv, ich kann per eigener App auf Englisch und Kreditkarte nachladen und völlig ist das ganze auch noch. 22Gel für Karte, 6GB und ein paar Minuten Telefon und SMS Guthaben - Welcome to the future, Kartoffel!

    Ich hatte mich im Vorfeld bei Couchsurfing bei einem Kutaissianer? angemeldet, es schien mir eine gute Idee, vielleicht etwas lokalen Anknüpfungspunkt zu haben, um ein bisschen über Land und Leute zu lernen.

    Tja, nur ist der gute nicht erreichbar. Was nun? Ich erledige noch weitere Todos - Spiritus, Magen füllen, Wasser kaufen - noch immer nichts.

    Ich überlege kurz, ob ich mir hier ein Zimmer nehme. Da fällt mir ein, dass ich eigentlich auch schon einen Ort weiter könnte, um am nächsten Morgen etwas Zeit zu sparen. Gesagt, getan - auf zum Busbahnhof, auf nach Zugdidi.

    Ich lerne, der 'reguläre' Bus würde nicht mehr fahren, da keine anderen Mitfahrer mehr kämen (es ist etwa 19 Uhr inzwischen). Die Fahrer sprechen kein Englisch, man bietet mir an, mich für 70GEL auch alleine zu fahren. Kommt mir schräg bis fischig vor, ich sehe mich doch in Kutaisi bleiben, ein Bett kostet etwa 20GEL.

    Ich quatsche einen Jungen an, der bei den Fahrern abhängt und mir im englischsprachigen Alter erscheint. Er blüht förmlich stolz auf, übersetzt für mich und gibt mir dann den Tipp, es an einer Straßenecke zu versuchen, da hier ggf. noch Busse aus anderen Städten durch fahren.

    Keine 10 Minuten später habe ich tatsächlich Glück, Verabschiedung läuft mit 1x Wangenkuss, wieder etwas gelernt.

    Den Bus fährt der Teufel persönlich - wie übrigens jeden in Georgien. Sicherheitshalber behangen mit allerlei Kirchengedöns in der Fahrerkabine. Im Heck sind zwei Reihen mit Altglas blockiert. So gesehen bin ich auch wieder dankbar, dass ihm die Existenz der Bremse unbekannt scheint, eine Vollbremsung im Glashaus möchte ich mir nicht ausmalen.

    7GEL und etwa zwei Stunden später bin ich in Zugdidi. Ein ziemlich kleines Kaff, wie sich herausstellt. Unterwegs hatte ich mir eine Unterkunft herausgesucht - 4G auf der kompletten Strecke durchs nirgendwo - willkommen in der Zukunft, Kartoffel

    Ich komme noch an einem kleinen 24h Supermarkt vorbei, einige Obststände seien auch 24h offen, wie ich später lerne - willkommen in der Zukunft, Kartoffel!

    Kekse kauft man lose - schmecken Dank zu viel Natron aber eher nach Waschmittel denn nach Essbarem.

    Hostel cosy home ist alles außer Cody, aber sauber und ich einziger Gast.

    Der Host, ein 'Polizeiermittler', der das Haus seiner Großeltern zum guesthouse umfunktioniert hat, freut sich, sein eigentlich nicht mehr vorhandenes Schuldeutsch zu üben. Er sitzt im Dorm vor der Glotze, Fenster offen, alles hell erleuchtet, es sind noch immer 25°C um 22 Uhr, drinnen eher mehr. Draußen stehen Palmen, Feigen, Granatäpfel - wow!

    Ich denke noch, das wird eine mückige Nacht - scheint aber keine zu geben, wie auch in den kommenden zwei Wochen nicht.

    Irgendwann kommt noch ein Russe mit seiner Mutter, die bereits schon ein paar Tagestouren gemacht haben, wir plaudern etwas, ich streiche früh die Segel, bin kaputt vom langen Tag, meine marshutka fährt morgen um 7:30. Ich Stelle etwas Durchzug her, es ist noch immer unglaublich warm und mit dem Erstaunen, wie laut es doch in einem kleiden Städtchen sein kann, wenn scheinbar jeder einen kläffenden Köter sein Eigen nennt, dämmere ich irgendwann weg.

    Gerade mal wieder etwas Luft, da will ich doch mal wieder einen alten Reisebericht hier rauf schaufeln.
    2018 war ich in Georgien, genauer genommen in der Svaneti Region.

    Swanetien war sogar mal ein unabhängiges Königreich bis in's 12. Jahrhindert

    Swanetien – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    Die Swanen gelten noch heute als sehr heimatverbunden und hart im Nehmen.


    Würde mich brennend interessieren, hier auch neuere Reiseerfahrungen zu hören.
    Hatte bei der Recherche nach Routen für diesen Sommer auf Facebook gesehen, dass der TCT gerade das Racha Tal begehbar macht, dass mir bei der Planung seinerzeit als zu wild erschien. Die Bilder schienen mir auch heute noch Recht zu geben...

    The Transcaucasian Trail
    The in-development section of the TCT connecting Svaneti & Racha is one of the toughest sections of the whole trail. There's an old mountain path connecting…
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    Aber nun gut - jetzt erst mal rein in die Zeitkapsel:

    Nachdem ich bekanntermaßen schlecht darin bin, im Nachhinein noch groß Reiseerinnerungen hier rein zu kippen, habe ich diesmal meine Gedanken direkt unterwegs per Evernote festgehalten. Hat gut funktioniert und zudem fand ich den Tagebuch Charakter auch für mich recht bereichernd, um mir das Erlebte des Tages noch mal in's Gedächtnis zu rufen.

    Bilder schaufele ich gerade noch hin und her, mache aber schon mal den Anfang.

    Gear review kommt dann am Ende.


    Epilog:

    Da meine bessere Hälfte wie jedes Jahr einen längeren Familienurlaub macht, den ich zum Wohle aller nutze, um eine längere Tour in Angriff zu nehmen, war die Frage, wo es dieses Jahr hin geht.

    Die Liste an noch offen Zielen und Trails ist lang, darauf befand sich auch Georgien. Ich kann gar nicht sagen, wann dieses Land mal dazu gekommen ist, jedenfalls hatte ich es schon eine Weile im Hinterkopf. Gefühlt höre ich es in letzter Zeit immer öfter, es scheint mir gerade ein nicht ganz so geheimer Geheimtipp zu sein. Damit verband sich bei mir der Gedanke, so bald als möglich hin zu reisen, ehe es zu überlaufen wird. Besser jetzt als nie! Etwas spät war ich z.T. wohl schon dran, aber dazu im Verlauf mehr.

    Wichtig ist mir auch immer, eine längere, zusammenhängende Tour von A nach B zu machen, keine einzelnen Versatzstücke.

    Mit dem hier diskutierten TCT und der äußerst informativen Seite von Jozef Antala, caucasus-trekking.com/ war schnell eine gute Informationsgrundlage für die Planung vorhanden. Nur Zeit zum planen hatte ich keine. Ich war im Vorfeld viel unterwegs, das Zeitfenster rückte näher und näher. Das größte zusammenhängende Gebiet schien mir Svaneti Nähe der russischen Grenze zu sein, wo auch der tct verläuft.

    Viel weiter kam ich nicht. Es fiel mir schwer, ein Gespür dafür zu bekommen, wie anspruchsvoll die Region ist, ob ich mir die Tour überhaupt zumuten kann.

    Aber das Zeitfenster, später August schien ideal. Viele Pässe in der Region sind bis in den späten Juli noch ordentlich weiß - und bereits Anfang September kann das Spiel bereits wieder von vorne beginnen. Besser jetzt als nie!

    Was half, um Nagel mit Köpfen zu machen war - Druck. Also einen knappen Monat vorher Flüge gebucht. Die Flüge waren inzwischen bereits im Preis gestiegen, ursprünglich waren es mal 160€, Nun schon 230€, also zum Dritten - besser jetzt als nie.

    Wizzair fliegt von mehreren deutschen Flughäfen direkt nach Kutaisi, deutlich näher an der Svaneti Region gelegen als Tblisi. Ich wollte mich komplett auf wandern fokussieren, sollte mir das Land gefallen, Konus ich immer noch mal hin, im mir Tblisi und andere Sehenswürdigkeiten anzusehen.

    Die schlanken 80€ für Aufgabegepäck bei klemmte ich mir, der Plan war, entweder vor Ort Wanderstöcke oder zumindest ein paar Besenstiele zu kaufen und mit Plastik Heringen zu fliegen.

    Damit waren die Eckdaten eingeschlagen, 17 Tage nominal sollten mit mäßigen Flugzeiten in etwa 13-14 Tage Tour erlauben.

    Hiermit erarbeitete ich mir auf der tct Seite, vor allem aber bei caucasus trekking eine Route mit ein paar alternativen Optionen und Verlängerungen, also 14 Tage plus X.

    Ich wollte grob von West nach Ost durch die Svaneti Bergregion, hatte am Anfang, sowie am Ende noch Optionen, bei denen ich mir nicht sicher war, auch, weil die Dauer der Etappen je nach Quelle oder Reisebericht Recht unterschiedlich ausfiel - und das Höhenprofil der Tour für meine Verhältnisse beachtlich.

    Dann noch ein bisschen Klimadiagramme geschaut, Wetter beobachtet, Baumgrenze betrachtet, viel konkreter wurde die Planung irgendwie nicht, ich fühlte mich so schlecht wie selten vorbereitet.

    Aber der Druck hatte etwas Bewegung ausgelöst. Noch fehlender Kleinkram an Gear wurde geordert, u.a. die neuen 120er swiss piranhas, die Nähmaschine angeworfen, endlich das längst überfällige Tarp, snakeskins und Schultergurttaschen fertig genäht, der Rucksack modifiziert, Pot cozy zusammengeklatscht und und und.

    Testen konnte ich das ganze lediglich auf der Brauereitour, keine Woche vor Abflug. Machte alles einen passablen Eindruck, Zeit für Alternativen hab es quasi eh keine.

    Essensplanung lief auch eher Pi*Daumen. Für 5 Tage eingepackt, danach sollte es angeblich in einem der Orte einen Laden geben. Auch hier eher Bei Nebel auf Sicht gefahren, was man üblicherweise in Georgien an Lebensmitteln in kleineren Geschäften bekommt? Keine Zeit für Details, wird schon...

    Was ich allerdings in Erfahrung gebracht hatte war, dass es in den Ort, in dem ich landen sollte keinerlei Sportgeschäft mit Wanderstöcken zu gehen schien. Gas verkauft wohl der örtliche Busshuttle, allerdings nur 500g Bomben. Brauchbar Spiritus ist aber wohl in Apotheken erhältlich.

    Ich entschied mich dafür, es drauf ankommen zu lassen und meine Fizans im Rucksack zu transportieren und auf Spiritus zu setzen.

    Stilecht am letzten Abend gepackt, in der Hoffnung, nichts zu vergessen und dann ging es am nächsten Morgen in aller Frühe auch schon los.

    Hmm, irgendwie revolutionäreres erwartet, als diesen Schulterzucker, der selbst auf 1,5-facher Geschwindigkeit nur schwer bis zum Ende zu ertragen war. Eher eine Erinnerung daran, warum ich die YouTube Boys im Kinderzimmer mit farbiger LED Beleuchtung im Billy Regal und dem schlecht gescripteten pseudospontan-Sprech in ständiger Du Vereinnahmung einfach nicht aushalte.

    Da kann ich mich selbst auf ULjerk noch deutlich besser amüsieren...

    Vivos waren früher sehr schnell durch, was das Profil angeht. Angeblich hat sich das gebessert, keine eigene Erfahrung mehr.

    Altra hält 5-600km steinige Gelände bei mir max.

    Merrell trail gloves waren ungefähr ähnlich, mit mittlerweile aber zu schmal von der toebox her, obwohl eh schon hoffnungslos zu groß getragen.

    Was wiegt denn das Lademonster? Xiaomi ist, bzw. war zumindest auch für sein sehr rigoroses Batteriemanagement bekannt. Was im Alltag schon mal verzweifeln lässt, wenn eine App partout immer wieder gekillt wird, und wenn man sich auf den Kopf stellt, ist auf Tour wiederum ja durchaus willkommen in Sachen Laufzeit.

    Für mich ist der Tradeoff der zwischen guter Kamera und Akkulaufzeit.

    Der Zusammenhang wäre mir neu?

    Zu features, die wichtig sind: Ich finde auch einigermaßen schnelles Laden nicht verkehrt. Endlich nicht mehr ewig an einem Kaffee festhalten müssen 😅

    Und ein zweiter SIM Slot schadet auf Tour im Ausland auch nicht, esim Fähigkeit ebensowenig.

    Wobei das wirklich schnelle lassen ja meist nur mit entsprechend schweren Ladegeräten funktioniert, die ich eh nicht mit auf Tour nehmen würde. Aber 20-30W gehen halt auch mit dem kleinen Anker Nano Ladegerät, wenn das Telefon die zumindest voll abrufen kann, ist das schon was.

    Absolut, aber zwischen den kleineren Orten in der Gegend in einer Größenordnung, und mit einer Menge an Infrastruktur - zumindest auf der Karte - dass wir uns heißhungrig-sehnsüchtig doch zumindest eeetwas mehr Optionen als Halswehbonbons aus der Apotheke erhofft hatten :D;(

    Allerdings scheint Ende Oktober auch noch mal ein besonders schlechter Zeitraum zu sein, einige Geschäfte und Restaurants hatten explizit da noch mal Urlaub zwischen den Jahreszeiten.

    Ich hatte bei all den Liften und Gondeln auf der Karte vorab auch gedacht, dass die ein- oder andere Anlage vielleicht auch in der 'Grünsaison' läuft und Ausflügler auf die Gipfel bringt (und darbende Wanderer in die Täler zum kulinarischen Amoklauf), wie man es aus anderen Gegenden ab und an kennt, aber dem scheint nirgends so zu sein.