24. Tag - 02.09.2020 oder die unerwartete Bekanntschaft
Alpe Trione - Balme
14.1 Kilometer, 982 Höhenmeter, 5 Stunden 50 Minuten
Morgenstimmung
Nachdem ich mal wieder, wie jeden Tag ausgeschlafen habe, schäle ich mich langsam aus dem Quilt. Es war eine kalte Nacht hier oben auf rund 2000 müM und ich war um die 2°C Komforttemperatur meines Comforters, mein leichtes Patagonia Hoodie und den Fleecepulli echt dankbar. Gefroren habe ich nicht aber es hat genau gepasst. Tagsüber ist es noch immer sehr angenehm, aber Abend und Morgens wirds halt schon gerne mal etwas kühl in diesen Höhenlagen.
Zu meiner grossen Überraschung kommt wenig später W. mit seiner Hündin Indie (abgeleitet von Indiana Jones) um die Ecke. Wir verstehen uns auf Anhieb hervorragend und trinken gleich mal zusammen einen Kaffee W. ist auf dem SI (Sentiero Italia) unterwegs und will diesen in gesamthaft drei Monaten abschliessen (was er auch schaffen wird). Er ist Holländer und spricht nahezu perfektes Deutsch (auch wenn er das anders sieht). Wir laufen zusammen weiter und er gibt gleich mal ein flottes Tempo vor. Er hat mit seinem SI Projekt schon einige Kilometer mehr unter den Sohlen als ich. Er freut sich mal einen Wanderpartner gefunden zu haben, der mithalten kann. Wir verstehen uns echt gut, philosophieren übers UL Wandern, Ausrüstung und so vergeht die Zeit, Kilometer und die paar Höhenmeter wie im Flug. Er ist u.a auch mit Hängematte unterwegs und schwärmt von deren Vorzügen. Klingt interessant.
Bereits im Abstieg
Auch das Wetter klart am Nachmittag endlich etwas auf und die Sonne zeigt sich. Naja, dafür bot der morgendliche Nebel einige schöne Fotomotive und das Wandern war nicht allzu schweisstreibend.
Beim Zähneputzen meinte W., warum ich den Griff meiner Zahnbürste nicht gekürzt hätte. Was für eine unerhörte Unterstellung! Selbstverständlich habe ich den Griff gekürzt, aber halt nicht so extrem wie andere.
Das Corpus Delicti. Also die Kackschaufel dient bloss als Referenz
Gemütlicher Schlussspurt nach Balme
Am frühen Nachmittag erreichen wir bereits Balme. Wir wollen beide noch etwas einkaufen, müssen aber warten bis der Laden öffnet. Dafür gibts noch einen Geocache am Ortsrand.
Nun ists aber Zeit für ein grosses Bier. Nach dem ersten trudelt auch Ch. ein, mit dem ich heute Abend ein Zimmer teilen werde, welches ich gestern noch mit dem Handy von ihm reservieren konnte. Offen gestanden würde ich gerne noch etwas weiterlaufen, da ich noch Energie habe. Naja, auch kein Wunder bei nichtmal 1000 hm. Da sja dermassen vom Les Montagnards schwärmte, war ich aber auch gespannt was mich hier erwartet.
Ähmm nein, kein Selbstportrait
Wir geniessen nochmals ein Bier und laufen dann zu Dritt zum örtlichen Laden. Dieser ist zwar klein, jedoch ausgesprochen gut ausgestattet. Sie haben sogar Spiritus im Sortiment, was auf der GTA teilweise schlecht verfügbar ist. Im Anschluss verlässt uns W. um etwas weiter oben im Biwak zu übernachten. Leider sehe ich ihn nicht mehr. Wie ich dem einen oder anderen Hüttenbuch entnehmen kann, laufe ich jedoch immer einige Stunden hinter ihm.
Vor dem Abendessen machen Ch. und ich noch einen kleinen Spaziergang in Balme. Ein malerischer kleiner Ort, welcher sogar einen kleinen Outdoorladen mit dem nötigsten an Ausrüstung hat. Das andere PT (Posto Tappa) ist leider bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Zum Abschluss des Tages geniessen wir noch ein feines Abendessen mit dem fast schon obligaten Vino Rosso. Es gibt eigentlich immer einen Hauswein, welcher immer sehr lecker und oft sogar im Preis eingeschlossen ist. Was Kulinarik angeht, muss man den Italienern echt nichts erklären. Den hervorragenden, italienischen Kaffee werde ich später noch vermisse Ich bin aber auch ausgesprochen heikel was Kaffee angeht und die braune Brühe, die Nespresso als "Kaffee" bezeichnet, trinke ich aus Prinzip nicht.
Ich freue mich auf den morgigen Tag. Langsam rückt der Rocciamelone in greifbare Nähe. Für Ch. wirds Morgen der letzte Tag auf der GTA sein.