Beiträge von Wanderfalter

    Ich versuche hier in Europa zu kaufen. Hier können sie wenigstens für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen.

    Ich bezweifle, dass die Arbeiter*innen aus dem Link aus dem vorherigen Beitrag auf die Straße gehen können. Und während in China sich die Löhne in den letzten Jahren vervielfacht haben, kann die Lohnentwicklung in vielen europäischen Ländern kaum mit der Inflation mithalten.

    Hihi, war klar, dass ich nicht der Erste mit dieser Methode bin.
    Mit Innenseite meinst du sicher einmal quer. Ich hatte den Reißverschluss aufgemacht und von Reißverschluss zu Reißverschluss gemessen.

    Hast du Stoff, der über 1,50 m breit ist? Habe ich bis jetzt noch nicht gefunden.

    Hast du so auch schon mal Schlafsäcke mit dickem Apex genäht, oder nur mit Daune?

    Bei Etex ist übrigens gerade der 22g-Stoff reduziert.

    Der Schlafsack hat an der breitesten Stelle eine Breite von 134cm. Ein paar cm könnte man noch rausholen, indem man die Abdeckleiste anstückelt oder weglässt. Ja, ist eng, aber geht für mich völlig in Ordnung. micha90 du magst zwar dünn sein, aber du bist, wenn ich mich richtig erinnere, groß. Dadurch wirst du ein paar cm längere Oberarme haben, was das In-Den-Schlafsack-Stecken der Arme erschwert.

    Ich habe schon Material für einen 200er-Apex-Schlafsack da. Dafür werde ich einen Differenzialschnitt nutzen und außen anstückeln (und sonst auch mehrere Stoffteile nutzen).

    Nach einer ausgiebigen Testphase (vierstellige Kilometerleistung) möchte ich euch meinen aktuellen Rucksack vorstellen, für das ich meinen alten MYOG-Rucksack mit Mammutschnallen ausgeschlachtet habe. Er hat ca. 35l im Hauptfach und wiegt 356g +33g für den Hüftgurt.

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    Es kommt 160g-Etex-Sonderposten-Dyneema-Ripstop-Material zum Einsatz, das auf mich einen hochwertigen Eindruck macht. Im Gegensatz zu manchen DxG-Stoffen, bei denen sich die Innenbeschichtung im Rollverschlussbereich schnell löst, hält sie hier bislang.

    Die Träger habe ich aus doppeltem Coolmax-3D-Netz gemacht, sehr angenehm weich und anschmiegsam. Im Gegensatz zu meinen Trägern aus normalem 3D-Netz haben sie auch bis jetzt nicht angefangen zu stinken. Dazu ist das Material noch leichter.

    Die Trägerbefestigung mit Schnur ist von @micha90 abgeschaut. Sie dient gleichzeitig als Stockhalterung, und das ohne Zusatzgewicht. Gar nicht übel, was? (Man kann die Schnur auch 2x um den Stock wickeln, damit es perfekt hält.)

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    Der Hüftgurt lässt sich abnehmen.

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    Ebenso lässt sich zu trocknende Wäsche mit Kompressionsriemen zuverlässig am Rucksack befestigen.

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    Zur Befestigung weiterer Gegenstände außen am Rucksack, bspw. für Wintertouren oder Solarpanel, gibt es eine großzügige Menge an Laschen.

    Die Gummizüge der Außentaschen sind einstellbar und austauschbar, diesmal geöst.

    Der Rollverschluss lässt sich sowohl oben, als auch unten verschließen. Dafür braucht es beidseitig fädelbare Blitzverschlüsse, die ich in der geringen Breite nur als Mammut-Ersatzteil fand, daher der Name des Rucksacks.

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    Fragen: 

    F: Warum sind die Ränder der Gurte nur gesäumt, warum kein Einfassband?

    A: Das Coolmax-3D-Mesh ist recht elastisch, darauf müssen die restlichen Bestandteile des Trägers abgestimmt sein, um eine flächige Lastübertragung zu gewährleisten. Festes Einfassband = keine Dehnung außen = Lastübertragung überwiegend außen. Elastisches Einfassband sieht nicht so gut aus, weil sich die Enden gern zurückbiegen. Bei festem 3D-Mesh bohren sich im Übrigen gern einzelne Fäden des Netzes durch das Mesh. Habe daher 2 Lagen 3D-Mesh auf links übereinander gelegt, genäht und umgestülpt. Im Übrigen besteht jeder Träger nur aus einem Stück Stoff, am inneren oberen geraden Teil gefaltet für eine besonders weiche Kante. Hätte es bei Coolmax-Mesh aber absolut nicht gebraucht.
    Ich habe ewig mit verschiedenen Chemikalien und mechanischen Verfahren rumexperimentiert, um die Beschichtung von DxG abzubekommen, um den Stoff als atmungsaktive Decklage zu verwenden. Ohne Abschrubben nach dem Lösemittelbad habe ich es nicht hinbekommen, es war mir damit zu aufwändig.Rucksack6.thumb.jpg.3dab315f823aa58a81ff63c76acbfc69.jpg

    F: Wieso hast du nicht leichteren Stoff bspw. hinter den Netztaschen genutzt, wo der Rucksack weniger aushalten muss?

    A: Im Rucksack steckt höchstens 1m² Stoff im Korpus = 160g = Stoff macht weniger als die Hälfte des Gesamtgewichts aus. Angenommen Rücken und Boden machen 0,3m² aus, der Rest 0,7m² und ich nehme für 0,7m² halb so schweren Stoff (80g/m²), dann spare ich 56g = beschauliche 14% des Gesamtgewichts. Dafür habe ich vsl. eine geringere Haltbarkeit. Nähen braucht bei mir viel Zeit, daher möchte ich, dass meine selbstgenähte Ausrüstung auch möglichst lange hält.

    F: Wie hast du die Hauptnähte genäht?

    A: Einfache Naht, kein Nahtband o.ä. Hält super, nur nicht so schön, dafür leichter.

    Ich habe mir vor einiger Zeit aus einem einzigen Stoffstück (Unibody, #PackLessPlayMore ) einen Apex-Schlafsack genäht. Ein Stück Stoff klingt einfach, oder? Macht aber tatsächlich mehr Arbeit als aus mehreren Stoffstücken.

    Hauptzutaten: 

    • Sonderposten-Stoff von Etex, ca. 40g/m² (ja, ginge auch halb so schwer, aber wollte nicht so viel Geld für ein Experiment ausgeben)
    • 100er Apex
    • 3er Spiral-RV

    Bis jetzt min. 2x gewaschen, kein Problem trotze fehlender Stütznähte. Super beim Wandern bei warmen Temperaturen, bei sonstigen Rucksackreisen/Festivals etc. Schlafsack 446g, Hülle 16g.




    Hülle mit 2 Kordelzügen, sodass der Schlafsack klein komprimiert, aber auch luftiger transportiert werden kann.

    Anleitung (verkürzt, könnte in der Reihenfolge teils falsch sein, bitte vorm Nachnähen mitdenken):

    • Stoff in voller Breite doppelt hinlegen, Apex drauf.
    • Drauflegen und abschnippeln, was man nicht braucht. Lieber mehr dranlassen als zu wenig.
    • Auf einer Seite RV zwischen die beiden Stofflagen an die Kante legen und die vier Lagen vernähen. Unten etwas Platz fürs Fußende lassen, oben für den Kordelzug.
    • Zweite Seite ohne RV vernähen.
    • Umdrehen, dass Apex innen ist.
    • Seitliche Abdeckleiste: RV-Hälfte in ein paar cm Entfernung von der reißverschlusslosen Kante mit Zähnchen nach innen zeigend eng an der Außenkante des Rvs annähen, RV umdrehen und nochmal eng an der RV-Außenkante festnähen, sodass der RV nach außen zeigt.
    • Ich habe dann noch Kam-Snaps an der Abdeckleiste angebracht, damit sie besser schließt.
    • Oben einmal quer nähen, um Apex mit Stoff zu verbinden.
    • Oben einen Streifen umklappen und festnähen = Kordelkanal.
    • Gummikordel einziehen, seitlich Tankas dran. Die elastische Schnur kann schon etwas kürzer sein, sodass der Schlafsack sich automatisch etwas zuzieht. Wenn es zu eng ist, kann man ja den RV öffnen.
    • RV schließen und freuen, dass es soweit geklappt hat.
    • Schlafsack auf links und unten so einschneiden, dass ein Fußende entsteht.
    • Ende zunähen.
    • Auf rechts drehen, mit französischer Naht unten abschließen. Die daraus entstehenden Wülste stören außen zwar ästhetisch, innen dafür aber etwas an den Füßen, weil sie fest sind.

    So fotografiert, wie es heute ist. Meistens habe ich mehr Taschentücher dabei.
    Breite Tüte: feste Sonnencreme
    Weißer Tiegel: Fettcreme
    Durchsichtiger Tiegel: Deo auf Natron- und Zinkbasis
    Tüte mit Gummiring: Seife. Die Tüte ist nicht dicht.
    Außer geknipst bekomme ich meine Zehennägel nicht ab. Der Knipser steckt in der Taschentuchtüte, sonst macht er seine Umgebung kaputt.
    Ja, die Zahnbürste geht noch kürzer.
    Das Feuerzeug ist hier dabei, weil ich kein Kochzeug habe und es gut da reinpasst. Bei längeren Touren noch eine Rasierklinge. Handtuch nur bei kaltem Touren.

    Das Problem hatte ich noch nie, dass da dann etwas undicht würde :/

    Gehörst du etwa auch zu denen, die den Ring dranlassen? Das käme natürlich nicht in Frage. Ein schwerer Deckel natürlich auch nicht. Vielleicht könnte man auch ganz auf den Deckel verzichten und die Flasche mit einem Multi-Use-Gegenstand verschließen?

    Passen die schweren (bspw. Cola-Mehrwegflasche) auf eine leichte Flasche? Was meint ihr, wie viel Gramm kann man von einem schweren Deckel abschmirgeln?

    Verehrte ULaner,

    eine der ersten Sachen, die ich auf meinem ersten UL-Forentreffen, und damit ganz am Anfang meiner UL-Karriere, gelernt habe, ist, dass man nur UL ist, wenn man den Plastikring unter dem Verschluss der Einweg-PET-Wasserflasche entfernt. Wer das nicht tut, hat quasi die Kontrolle über sein Leben verloren. Jetzt ist der Ring neuerdings fest mit dem Deckel verbunden und bei der Flasche, wo ich ihn abgemacht habe, hielt der Deckel hinterher nicht mehr richtig. =O Die neue Verschlussform hat die Flaschen sogar schwerer gemacht:!:Wie geht ihr mit diesem schweren Problem um? :/ Gibt es noch Wasserflaschen, wo man den Ring problemlos entfernen kann? Oder muss ich welche im Nicht-EU-Ausland kaufen (Sammelbestellung?)?

    Hat hier jemand einen Flugschein?
    Ich weiß jetzt nicht, was aktuell Flugbenzin kostet, aber man könnte sich auch hinter eine kleine Propellermaschine stellen. ;)

    Ich befürchte, das Problem ist nicht das Flugzeug, sondern das Zelt. Wer möche schon potenziell sein Zelt von gesplittertem Carbongestänge durchbohrt bekommen? Ich fände einen Test auf einem Auto optimal, da kann man erstens genau sehen, bei wieviel kmh das Zelt aufgibt und ein Auto mit Dachreling, auf dem wir dann ein paar Paletten o.ä. montieren, sollte leichter aufzutreiben sein. Bei einem zweiten Test sollte das Auto dann wüste Schlangenlinien fahren, denn Windböen sind ja fieser als konstanter Wind.

    Behält gods chosen country die schönen Farben alleine für sich?

    Etex hat nur Restposten aufgekauft "Vorübergehend im Sortiment". Die nehmen, was sie kriegen können. Alpha sollte sich auch mit geeigneter Textilfarbe färben lassen, nur hat Etex aktuell kein weißes Alpha und bei bunten muss man muss ausprobieren, welche Farbe am Ende rauskommt.

    Je heller das Alpha, desto mehr schimmert durch.

    Meines Verständnisses sollte bei Fleece und damit auch Alpha immer die Seite mit dem stärkeren Loft nach innen, das ist laut Etex wärmer, sofern man keine winddichte Oberschicht trägt.

    Ich finde diesen Faden ein gutes Beispiel für die Kompetenz in diesem Forum. Wie hier nicht nur Marketingversprechen nachgeplappert werden, sondern das Produkt bis ins Detail seziert und auch kritisiert, mit anderen Zelten verglichen wird. Dabei noch übersichtlich und verständlich. Das feiere ich sehr. Danke euch.

    Triggerwarnung! Das hier soll kein Trollpost sein, ich will niemanden in Rage versetzen. Es gibt auch viele schöne andere Beiträge hier. Falls beim Lesen eines Decathlon-Schuh-Beitrags die Emotionen mit dir durchgehen könnten, setz dich vielleicht lieber eine Weile ans Laberfeuer.


    Decathlon verkaufte bislang für 30€, jetzt 40 € :-(, Quechua-MH100-Wanderschuhe. In der Produktbeschreibung wird angegeben, die Schuhe seien für "gelegentliche Wanderungen" geeignet. "Bis 10 km und weniger als 700 m Höhenunterschied pro Tour." Nur ein leerer Spruch, um mehr hochpreisige Modelle zu verkaufen, oder echter Billigschrott? Ich wollte es herausfinden und bin damit 2021 in 24 Tagen den HRP gelaufen, mit Tageslaufleistungen von bis zu 48km.

    Das Ergebnis möchte ich euch nicht vorenthalten. Die Schuhe sind für mich bequem. Nur 1x hatte ich eine nicht wirklich störende Blase aufgrund eines Steinchens. Ich habe keine Gamaschen getragen, empfehle aber welche, dann passiert sowas nicht. Der Grip ist sowohl bei trockenen, als auch nassen Untergrund top. Vorher bin ich in Innov8 Trailroc 270 gelaufen. Im Vergleich sind die Decathlon-Schuhe spürbar schwerer (93g/Schuh), haben dafür insb. seitlich vorne deutlich mehr Material, was ich bei seitlichem Felskontakt als angenehm empfinde.

    Und wie sieht es mit der Haltbarkeit aus? So sahen die Quechua nach der Wanderung aus:

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    questor | hangloose ist mit mir gewandert. Während ich in neuen Decathlon-Schuhen startete, tat er dies in neuen Altra King MT 2. Altra wird ja in ULaner-Kreisen aktuell etwas gehyped, und wie man sich denken kann, kosten die Altra ein Vielfaches der Quechua. So sahen die Altras danach aus:

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    Die Altras waren schon nach 600km müllreif, während die Quechua zwar stark abgenutzt, aber noch für weitere, weniger anspruchsvolle Wanderungen nutzbar sind. Von meiner Seite aus also eine klare Empfehlung der MH100.

    Ich habe mir inzwischen noch ein weiteres Paar MH100 gekauft und trage beide Paare parallel, daher kann ich die Kilometerleistung nicht abschätzen. Die ersten MH100 sehen aktuell so aus:

    Ich war zuletzt letzte Woche ein paar Tage im kalten Herbstregen damit wandern. Da die Schuhe recht viel Polsterung haben, trocknen sie langsam, dafür also nicht optimal.

    Ist hier noch jemand in Billo-Quechuas unterwegs? Was sind eure Erfahrungen?

    Als Erinnerung an die Tage, als die Indoor-Hiking-Anlage nicht militärisch genutzt wurde, genaugenommen 2016, habe ich einen kleinen Reisebericht geschrieben hierher kopiert. Ich habe noch losen Kontakt und sogar während des Kriegs Besuch bekommen.

    Ich bin mit einem Freund für eine Woche in Odessa gewesen, davon haben wir fünf Tage auf dem mindestens 2.500km langen Indoor-Hiking-Wegenetz ehemaliger Steinbrüche verbracht. Da diese Form des Wanderns hier recht unbekannt sein dürfte, möchte ich sie euch zuerst einmal etwas näher bringen.

    10 Vorteile des Indoor-Hikings:

    1. Sehr vielseitige Umgebung: Wo haben sich sonst auf einem Wanderpfad tausende Künstler (Minenarbeiter, Maler/Zeichner und der größte Künstler, der Verfall) über hunderte Jahre austoben dürfen? Dazu haben Partisanen, Schmuggler, Pilzzüchter, Drogennutzer etc. ihre Umgebung nach ihren Wünschen geformt.
    2. Ungewöhnlich, anspruchsvoll: Jakobsweg kann jeder
    3. Gleichmäßige Temperaturen: Packliste optimal auf die Temperatur abstimmbar
    4. Ganzkörpertraining: eingebaute Kletter- und Kriechpassagen ergänzen das Wandern
    5. Lichtverhältnisse nach Wunsch: kein Sonnenbrand, keine nervige Sonnencreme, Dunkelheit zum Schlafen auf Knopfdruck
    6. Immer gutes Wetter: kein Zelt, keine Regenkleidung, kein Glatteis
    7. Absolute Freiheit: keine Gesetze, z.B. Übernachten ohne Strafe überall möglich
    8. Nur ungefährliche Tiere: keine Zecken, Stechmücken, Bären, nur einige Ratten und Füchse, die man aber nur in absoluten Ausnahmefällen zu Gesicht bekommt
    9. Sehr abgeschieden: (fast) keine störenden anderen Touris, Ruhe vor ständigen Handynachrichten
    10. Stadtnähe: gute Verkehrsanbindung, ideal für Tagestouren mit oberirdischer Übernachtung, Verpflegungseinkauf unkompliziert

    Ausrüstung:

    Aufgrund des vielen Felskontaktes waren wir mit alter, robuster Alltagskleidung unterwegs, als Schlafsack diente bei mir des Staubs/Drecks wegen ein alter Synthetik-Sommerschlafsack, der direkt danach in die Wäsche gehen konnte. Unser Führer trug elegante Lederschuhen, mein Freund und ich zogen klassische Wanderschuhe vor, da einige oberirdischen Bewohner Ihr Abwasser mit einem Rohr in die Unterwelt schicken und man ab und zu an einem speziellen Sumpfgebiet vorbei muss und wir kein Fäkalwasser/-schlamm an unseren Füßen haben wollten. Dazu Ersatztaschenlampe und Akkus am Körper. Wasser, Nahrung und Erste-Hilfe-Set trugen wir in einem kleinen Rucksack, wobei wir uns teils zu viert einen Rucksack teilten.

    Die Tour

    Wir schliefen bis auf eine Nacht im Untergrund immer im Pfadfinderheim unserer Bekannten Raisa in Odessa, die auch unseren Führer Gnom (Untergrund-Spitzname) vermittelt hatte. Raisa kam an allen fünf Tagen mit. Sie ist sozial sehr engagiert und brachte am ersten Tag einige Kinder und am zweiten Tag einen Vater mit seinen Kindern mit. Mit dem Bus ging es in die Vororte zu den Eingängen, denn im Zentrum sind erstens die meisten Eingänge verschlossen/auf Privatgelände, zweitens sind die Systeme (nicht alle sind miteinander verbunden) kleiner und drittens steht in ihnen oft Wasser. Nur mit den uns bekannten Karten zu orientieren war extrem schwierig, wir versagten kläglich und hatten immer einen Führer dabei. Ich vermisste dabei sehr das abenteuerliche Element, dafür bekamen wir interessante Hintergrundinformationen und sahen deutlich mehr Sehenswürdigkeiten, als wir alleine entdeckt hätten. Gnoms Können und Wissen durch jahrzehntelange Untergrunderfahrung beeindruckte uns sehr. Dazu empfanden wir ihn als spannende und angenehme Persönlichkeit, sodass wir wirklich froh sind, dass wir mit ihm wandern gehen konnten. Angaben zur Tageskilometerleistung kann ich leider keine machen, es hat sich immer nach "ordentlich was" angefühlt, war aber wahrscheinlich im Vergleich zum konventionellen Wandern wenig.

    Ich war das zweite Mal in Odessa und mir gefällt die Stadt. Und die Preise: Bspw. kostet eine Fahrt mit dem öffentlichen O-Bus 7ct, ein halber Liter einheimisches Bier in einer einfachen Kneipe 65ct.

    Bilder

    Ein typischer Indoor-Hiking-Trail, wobei die Deckenhöhe je nach Anlage deutlich niedriger sein kann

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    Teilweise blättert das Gestein ab und formt schöne Deckenmuster, sowie zu erklimmende Schutthügel

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    Weiches Gestein und niedrige Höhe führt zu derartigen Passagen, wenn man (oder Pferde) lang genug an der Decke entlangschleifen

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    Die Pferde verbrachten übrigens ihr Leben lang Indoor, um gut an die Lichtverhältnisse etc. angepasst zu sein. Diese Zeichnung stammt aus der Zeit der Erschaffung der Indoor-Hiking-Anlage

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    Die Infrastruktur wird/wurde auch von Pilzzüchtern genutzt, was eine willkommene optische Abwechslung für den Wanderer darstellt...

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    ...wird aber leider auch von einigen Bewohnern dieser Oberwelt (das ist die einzige Karte, die ich bereit bin, zu posten)...

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    ...als Kanalisation missbraucht

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    Glücklicherweise ist das Gestein porös, sodass das Wasser gut versickert...

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    ...und sich zudem schnell und unkompliziert sägen lässt

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    Auch Wurzeln bahnen sich ihren Weg

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    Stellenweise ist die Anlage zweistöckig, vereinzelt sogar dreistöckig

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    Die meisten Brunnen- und Zugangsschächte dienen nur noch der Frischluftzufuhr

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    Die Anlage besitzt eine exzellente Aufenthalts-, Picknick-und Pauseninfrastruktur, die teils schon von den Partisanen während des Zweiten Weltkriegs genutzt wurde...

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    ...und natürlich Schlafkammern. Leider funktioniert die Heizung nicht und auch die Fenster lassen kein Licht in die Räume.

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    Sonstiges

    Da das Wandern ohne Führer sehr gefährlich ist, gebe ich online weder Kartenmaterial noch Koordinaten von Eingänge heraus.
    Und da das Forum hier ein UL- und kein Schatzsucher-/Urbexerforum ist und es vielleicht nicht unbedingt gewollt ist, dass wir derartige Leute über Suchmaschinen anziehen, verzichte ich bewusst auf das Wort, das mit Kata anfängt und mit komben endet, obwohl die Indoor-Hiking-Anlage meiner Meinung nach fälschlicherweise ständig so genannt wird. Der Begriff K. steht für unterirdische Gewölbekomplexe zur Bestattung von Toten, während in Odessa nur in Ausnahmefällen Tote bestattet wurden/werden, z.B. wenn man eine Leiche zu entsorgen hatte - unser Führer hat vor ca. zwei Jahren eine schätzungsweise aus den 90ern stammende Leiche mit zwei Einschusslöchern im Kopf gefunden, die er vor leichenschändenden Menschen sicher bestattete.


    Bonus-Infos

    Man findet auch einige Infos im Netz zu Odessa, vieles davon leider auf Russisch in kyrillischer Schrift. Der Abbau fand hauptsächlich im 19. und beginnenden 20. Jhd. statt, also ist alles vergleichsweise jung.

    Unser Führer Gnom erzählte von schrecklichen Bedingungen, unter denen die Arbeiter schuften mussten und meinte, wenn die Kapitalisten es damals nicht so übertrieben hätten, wäre ihnen vielleicht die kommunistische Revolution erspart geblieben. Von klassischer Zwangsarbeit ist mir allerdings nichts bekannt. Auch diente die Infrastruktur meines Wissens nach nur während des Zweiten Weltkriegs einer nennenswerten Anzahl an Menschen als Wohnung. Denn das Problem lag darin, dass die Besatzer nach Aktionen der Partisanen tödliche Rache an der unbeteiligten Bevölkerung der Herkunftsdörfer der Partisanen ausübten. Da unter Tage aber kaum Essen wächst (es gab Viehzucht, aber irgendwo muss das Futter ja auch hergekommen sein), konnte nur ein kleiner Teil der Zivilbevölkerung unten wohnen. Zudem gab es oft tödlichen Streit unter den einzelnen Partisanengruppen, wenn ich Gnom richtig verstanden habe könnte es sein, dass mehr Partisanen im Streit untereinander, durch Krankheiten etc., als im eigentlichen Kampf gestorben sind.

    Laut Gnom war direkt unter Odessa der Steinabbau verboten, was aber nur zu vielen kleinen illegalen Minen führte, deren Verlauf heute nicht mehr vollständig bekannt ist. Außerdem wuchs und wächst die Stadt fleißig über ihre Tunnelsysteme. Wir waren fassungslos, als wir direkt neben einem Eingang, also nur wenige Meter über einem Gang, einen Neubau sahen – es ist zwar nicht überall in der Region Odessa leicht, einen Bauplatz ohne unterirdische Hohlräume zu finden, aber man könnte doch annehmen, dass man ansatzweise durch Fehler lernt. Der Stein in Odessa ist an den meisten Stellen schon von niedriger Qualität und zerfällt verhältnismäßig schnell, wenn er dem Wetter ausgesetzt ist. Dazu kommen dann noch die vom Bergbau verursachten Senkungen und schon verwundern die großen Risse an vielen Häusern in Odessa nicht mehr.

    In wenigen hundert Jahren wird wird unten alles eingestürzt sein, auch jetzt schon ist ein guter Führer, der die Einsturzgefahren kennt, wichtig.

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    Da hilft auch so etwas den Häusern darüber nur temporär.

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    Dan schreibt aber, diese Silpoly-Version sei so robust wie normales 20d Silpoly.

    Seine 3er Reißverschlüsse sind bestimmt auch so robust wie normale 5er. 😅

    Und sein sonstiges Marketinggeblubber finde ich auch teils abschreckend, bspw., dass vergleichbare Zelte Heringe bräuchten, seins aber nicht.
    Außerdem hätte ich die Öffnung so erwartet, dass da man eher da reinkommt, wo die Apsis breit ist, damit kein Regen ins Innenzelt kommt. Wenn der Reißverschluss bspw. gerade nach unten ginge und man den rechten Teil öffnen würde statt den linken.