Grand Canyon South Rim - Grenze Utah
Am Campingplatz am Grand Canyon legten wir einen Pausentag ein. Ein Verursacher von Nervenkitzel war die Beschaffung eines Permits für eine Übernachtung im Grand Canyon. Zwar soll es auch Leute geben, die darauf verzichten und an einem Tag durch den Canyon laufen, aber uns wurde schnell klar, dass dies außerhalb unserer Möglichkeiten liegt. Ein Permit war also zwingend notwendig! Dazu fuhren wir mit dem kostenlosen Shuttle-Bus bis zum Backcountry Information Center und bekamen eine Nummer. Am nächsten Morgen kehrte ich mit ein paar anderen AZT-Hikern zurück, die auch noch am Camp angekommen waren. Wir bekamen das begehrte Permit, jedoch nicht wie gewünscht für den Cottonwood Campground, sondern für den Bright Angel Campground. Dieser liegt direkt am Colorado River und zwang uns dazu, eine kürzere Etappe zu laufen.
Am Tag des Aufbruchs stellte sich genau dies als ein Glücksgriff hervor. Für den Grund des Grand Canyon waren 90 ° Fahrenheit vorhergesagt, die ich schon am Vortag fürchtete. Anfangs war die Temperatur noch angenehm kühl, doch mit jedem Meter, den wir uns bergab bewegten, wurde es wärmer. Die Panorama-Aussicht teilten wir mit Massen an Tageswanderern.
Nachdem wir mehrere Foto-Points hinter uns gelassen hatten, nahmen die Menschenmengen ab und wir brieten in der sengenden Sonne. Dennoch hielten wir immer wieder an, um die grandiose Schlucht zu genießen.
An einem überdachten Shelter machten wir eine ausgiebige Pause, um uns im Schatten abzukühlen. Mehrere andere Wanderer, die auch im Canyon übernachten wollten, verweilten ebenfalls dort mit uns.
Besonders gefallen haben mir die bunten Farben mit dem Kontrast zum strahlend blauen Himmel und dem türkisgrünen Colorado River. Für uns Europäer sieht diese Art von Landschaft einfach völlig fremdartig aus.
Aufgrund der Hitze wanderten wir zwischenzeitlich mit Sonnenschirm, doch an manchen Serpentinen blies ein steifer Wind, der uns dazu zwang, die Schirme wieder abzubauen. Doch ohne Schirm war die Sonne noch anstrengender, trotz Cappi wurde mir sehr heiß am Kopf. Wir kämpften uns weiter herunter, bis wir einen Tunnel erreichten, der uns zu einer Brücke führte, die den Fluss überquert. Auf der anderen Seite vom Colorado River befand sich dann auch schon unser Camp, welches wir am frühen Nachmittag erreichten.
Die wilden Tiere dort sind sehr frech und lassen nichts unversucht, an unsere Nahrung zu kommen. Die Metallboxen und die Stange zum Aufhängen vom Rucksack sind dort unerlässlich. Lässt man die offene Box nur ein paar Sekunden aus den Augen, steht schon ein Tier direkt daneben und will was klauen. Doch wir verschlossen alles rechtzeitig und konnten so unsere Vorräte beschützen.
Trotz des Schattens am Camp war uns immer noch unerträglich heiß. Erst ein Bad im eiskalten Colorado River sorgte für die dringend nötige Abkühlung. Wir waren froh, an dem Tag nicht weiterlaufen zu müssen.
Abgesehen von uns übernachtete noch Stir Crazy und eine junge Frau auf dem Gruppenplatz. Die junge Frau erschien erst, als es bereits dunkel war und hatte als Rucksack nur einen Hauch von nichts dabei. Da fragten wir uns schon, wo sie ihre Lebensmittel-Vorräte aufbewahrt. Sie erzählte dann aber, dass sie die gesamte Strecke vom Südrand bis zum Ende vom Trail in nur drei Tagen laufen will. Wir hatten dafür die doppelte Zeit eingeplant und entsprechend voll waren unsere geruchsdichten Taschen mit den Lebensmitteln. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, lief sie gerade los.
Zunächst ging es flach an einem Bach entlang durch die Schlucht. Selbst um acht Uhr war es sehr warm. Dann stieg der Trail sanft an, bis er nach rund zwei Stunden Gehzeit am Cottonwood Campground vorbeiführte, wo wir eine kleine Pause einlegten.
Die Landschaft war im Aufstieg ganz anders als am Abstiegstag, die Schlucht war hier enger und man sah vereinzelt Sträucher. Beständig ging es bergauf, 1800hm sollten es insgesamt werden. Der Weg war zum Glück nie steil und insbesondere im unteren Teil oft im Schatten gelegen. Wasserquellen gab es auch mehrere, sodass wir davon nicht allzu viel schleppen mussten.
Oben angelangt hatten wir noch mal eine ganz tolle Aussicht auf den Canyon, bevor wir dann über ein größeres Schneefeld zum North Rim Campground abbogen.
Dieser ist im April eigentlich noch geschlossen, doch als Wanderer kann man ein Permit fürs Winter-Camp bekommen. Dies ist auch empfehlenswert, denn oben befindet man sich noch im Grand Canyon National Park, wo wildes zelten verboten ist. Erst viele Meilen später, verlässt man den NP. Am Campground begrüßte uns ein Fahrer eines Schneepflugs. Erstaunlicherweise war die abendliche Temperatur erstaunlich mild, sodass wir noch länger draußen sitzen konnten.
Zurück am Trail erinnerte zunächst optisch nichts mehr an den Grand Canyon. Über Schneefelder durch den Wald führte uns der Trail kilometerweit entlang. Die Schneefelder waren zwar nicht sehr groß, doch manchmal so tief, dass wir bis zu den Knien im Schnee versanken. Die Pfade waren oft nass vom Schmelzwasser.
Darüber waren wir ganz froh, denn laut den Kommentaren bei Farout waren wir einer der ersten Hiker, die den Trail in diesem Gebiet liefen. Kommentare zu den Wasserquellen gab es nur vereinzelt und somit orientierten wir uns an denen der Vorjahre. Die Mengen, die wir trugen, waren überschaubar. Am Abend erhaschten wir einen überraschenden Blick zurück auf den Canyon. Trotz des Ausblicks zog es uns rasch weiter, denn dort blies ein kalter Wind.
Die nächsten zwei Tage führte der Trail erneut durch Nadelwald und über breite Wiesen. Das Wandern war angenehm, auch weil so weit oben kühle Temperaturen herrschten.
Zwischendurch führte es uns durch ein sehr trostlos wirkendes Gebiet mit von von vergangenen Bränden verkohlte Baumstümpfe. Schatten suchten wir dort vergebens, ebenso wie Wasser. Dieses war dort ebenfalls rar.
Am nächsten Tag führte uns der Trail erneut durch einen verbrannten Wald. Laut App sollte es eine Umleitung geben, die Kommentare waren aber nicht alle begeistert, da dadurch auch eine wichtige Wasserquelle umgangen wird.
Aus dem Grund suchten wir uns einen Weg durch den verkohlten Wald. Der Trail war zwar größtenteils zerstört, wir konnten den Wegverlauf aber meistens erahnen. Trostlos war es trotzdem.
Das Wasser dieser Viehtränke sieht zwar auf den ersten Blick nicht sonderlich lecker aus, doch es schmeckte hervorragend und war sogar erstaunlich klar.
10 Meilen standen uns noch bevor, als wir uns einen Zeltplatz nahe einer Dirtroad suchten. Drei Tage lang hatten wir keinen anderen Menschen mehr gesehen. Abends lief ein uns bis dato unbekannter Hiker vorbei, der angab an dem Tag bereits 40 Meilen gelaufen zu sein. Dabei hatten wir bei Etappen von 35km bereits wieder mit Blasen an den Füßen zu kämpfen... Bei den kürzeren Etappen von etwa 30km oder weniger waren wir in den letzten Wochen davon verschont geblieben.
Die letzten Kilometer waren dann erstaunlich spektakulär. Zunächst ging es durch einen niedrigen Wacholderwald bis der Bewuchs sich zurückzog. Utah zeigte sich trotz wechselhaftem Wetter von seiner besten Seite. In der Ferne sahen wir den dort beginnenden Grand Staircase Escalente National Monument, ein riesiges Schutzgebiet im Süden Utahs.
Nur noch wenige Meter trennten uns von der Grenze, bei der sich der Stateline Campground befindet. Wer abends hier ankommt, kann dort legal übernachten, sofern noch ein Platz frei ist.
Geschafft! Zusammen mit einem anderen Hiker, der eine Stunde vor uns angekommen war, machten wir uns auf dem Weg zu einem Parkplatz, von wo aus wir einen Hitch ergattern wollten.