Moin nivi gerne.
Im Prinzip ist das Windsaber ein klassisches Innenzelt-Zuerst Zelt. Mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass die Gestänge-Kanäle nicht fest mit dem AZ oder IZ verbunden sind, sondern für sich alleine eine Einheit bilden – Webtruss genannt.
Bei allen normalen Wetterbedingungen ist das Webtruss (also das Gestänge-Kanäle-Konstrukt) mit Clips fest mit dem Innenzelt verbunden. Du steckst die Gestänge rein und das Innenzelt richtet sich auf. Außenzelt drüber und fertig. Mit dem typischen Nachteil, dass der Aufbau etwas längert dauert als beim "skandinavischen Stil" und es derweilen potentiell dem Regen ausgesetzt ist.
Der Webtruss hat meiner Einschätzung nach zwei Vorteile:
1.) Bei Starkwind ist die größte Chance bei quasi allen Zelten Schäden am Gestänge oder Stoff zu erleiden beim Auf- oder Abbau, wenn die Struktur des Zeltes noch nicht hergestellt ist. Der Webtruss erlaubt dir nun das Zelt an allen Boden-Abspannpunkten festzupinnen und dann den Webtruss (ohne das eingeclipte IZ) alleine aufzustellen. D.h. beim Einschieben der Stangen richtet sich der Webtruss (mit seinem nur minimalen Windwiderstand) auf. Das Innenzelt liegt noch flach am Boden und hat keinen Windwiderstand. Dann bringt man den Webtruss mit 4 Zurrgurten auf Spannung, sodass die zwei Hauptgestänge stramm stehen. So entsteht ein Zeltgerippe, ein Gerüst sozusagen, welches bereits die nahezu volle strukturelle Stärke wie das ganz Zelt hat, aber einen vernachlässigbaren Windwiderstand. Dann kannst du entweder IZ oder AZ unterm oder überm bestehenden "Baugerüst" hochziehen.
2.) Das Gestänge wird über das Webtruss unter große Spannung gesetzt und nicht nur über das Außenzelt. Ich bilde mir ein, dass es etwas Stress vom Außenzelt-Gewebe nimmt. Bzw. eine stärkere Spannung erzeugt werden kann. Es wird mit 10.65mm DAC Gestänge aufgebaut, die über einen recht kleinen Radius die Kuppel bilden. Indem dort der Webtruss die Kuppel unter Spannung bringt, kann man sich vorstellen, wieviel Spannkraft in dem Paket steckt.
Zwei weitere wichtige Features sind die Interne Abspannung die die Nutzung der Trekkingstöcke.
Die Trekkingstöcke unterstützen das Dach-Stummel-Gestänge. Wenn das Gewicht keine Rolle spielt, würde man den Dachstummel ja einmal in voller Länge über das Zelt laufen lassen, um so die Apsiden aufzuspannen. Der Dachstummel in Kombination mit den Trekkingstöcken ersetzt quasi die Notwendigkeit eines kompletten Gestänges. Der Stummel ansich und alleine ist recht schwach. Wenn man auf die Enden der Stummel drückt, verbiegt sich alles ganz ordentlich. Man kennt es von den typischen Leicht-Kuppel-Zelten. Mit Stöcken sieht das anders aus:
Einerseits wird Last, die direkt von oben wirkt (Schneelast) direkt gegen den Kraftvektor abgestützt. Zweitens kann man sich dadurch die Apsis wie eine kleine Mini-Pyramide vorstellen. Mit zwei Panels. Die aber nur 1m oder so hoch ist. Die Windlast, die seitlich auf die Apsiden kommt, möchte (genau so wie bei einem Mid) die Spitzen der Dach-Stummel nach unten drücken. Wenn man dort einen Stock einbaut, wird aus den zwei Panels der Apsis eine extrem kompakte Halbpyramide.
Zur internen Abspannung gibt es einen ganz interessanten Artikel auf deren Website: https://www.slingfin.com/blogs/the-beta…wind-resistance
Im Prinzip geht es darum die Bewegungsmöglichkeiten des Gestänges durch Abspannungen so weit es geht in alle Richtungen einzuschränken. Und zwar nicht nur durch Zug nach außen, sondern auch durch Zug nach drinnen. Ich vermute, dass dadurch insbesondere stark böiger Wind sehr gut abgefangen wird.
Wenn nun eine starke Böe von der Seite angreift, kommt nicht nur die Abspannleine aus der Windrichtung nach Außen unter Zug. Sondern gleichsam eine weitere Abspannleine im Inneren, welche die windabgewandte Seite mit einem windzugewandten Bodenhering verbindet. Quasi doppelte Abspannung.