Der Abzweig, der Ausweg vom GR ist nicht mehr weit - und wie immer - es wird schlagartig schon! Skurriles Gestein, hübsche Landschaft, Abendsonne - schon bin ich froh über die Entscheidung.
Mit Sonnenuntergang schraube ich mich in die Höhe, oben warten zudem gleich zwei Hütten, die sich auch nicht schlecht lasen: https://www.walkaholic.me/shelter/spain/…nderillas-nuevo
"a small vaulted building in which 3 or 4 people can fit. Later the larger annexed building was built, with capacity for 8 or 10 people. [...]
Both shelters have a fireplace. As for the large one (which is what we saw inside), it has two beds in the form of a bunk (without a mattress but with box springs) and a wooden platform, to which there is added space on the floor, which is totally regular , of tiles (that day apparently very new). There is also a table, chairs, and a sink (do not ask me if water arrives at the shelter). The cleanliness of the shelter the day we visited it was absolute, almost like an apartment room."
Das letzte Stück muss ich bereits die Kopflampe auspacken, zumal es relativ schmal parallel zur steilen Karstspitze geht. Der Nachtmodus von Smartphones ist ja inzwischen fast gruselig, mit diesen taghellen Bildern
Ich finde im Licht der Lampe eine erste Hütte in der Größe der vorausgegangenen.
Die Tür ohne Klinke, nur noch von außen mit Findlingen blockiert. Drinnen eher abgeguckt karg, keine Spur von Bank oder Schlafplatzform wie die vorige, und eher gammlige Luft - von der Beschreibung auf der obigen Webseite derart weit entfernt, dass ich glaube, die eigentlichen Hütten einfach noch nicht gefunden zu haben - und mich nochmals raus begebe und suche, was ich übersehen haben könnte.
Ich finde zwar noch die zweite winzige Hütte, die gleiche aber eher einer Biwakkapsel, zudem mit kaputten, irgendwie zugestopften Fenstern. Wie das jemals zur Beschreibung gepasst haben soll, ist mir schleierhaft.
Ich trauere kurz der vorigen Hütte nach, aber es hilft ja nichts.
Ich habe wenig Lust, in der ollen Hütte auch noch zu Boden zu gehen, aber auf 2000m ist weit und breit kein Baum mehr - und auch in der Hütte sieht es schlecht aus. Nach etwas rumgezirkel und steiler Hängewinkel der 90Grad Matte sei Dank gelingt es mir, das Nachtlager an einem Nagel in der Wand und einem hinter der Tür verkeilten Stück Ast als toggle aufzuhängen - Platz ist in der kleinsten Hütte!
Es ist spät, ich bin durch, es gibt noch ein paar schnelle Wraps mit Salami und Cracker, die Eingangstür von innen mit den Steinen außen weitestgehend zuzubekommen ist noch eine kleine Geschicklichkeitsaufgabe zur Nacht - und dann geht es ab in die Matte.
Von dort aus noch den Peakfinder befragt, wann ich morgen zum Sonnenaufgang raus muss - und dann geht es auch schon in's Land der Träume.
Der Tageszähler sagt etwas über 40km, 1500 hoch, 600 runter.
Irgendwann, ich muss schon tief geschlafen haben, werde ich von dem Geräusch einer sich öffnenden Tür hoch gescheckt - und gehe etwas unsanft zu Boden.
Es dauert einen Moment bis ich begreife, dass ich gerade abgesegelt bin.
Nicht etwa der Nagel hat kleinbei gegeben, sondern das Problem lag auf der Türseite. Die Tür fiel nicht mehr ins Schloß, war also nicht durch die Klinke zu öffnen/schließen, und damit nur durch den Zug des Gurts mit (zugegeben sehr kleinen) Ast-toggle gehalten.
Ich erinnere mich noch, dass ich mich kurz vorher recht ruckartig gedreht habe, es folgten das quietschende Türöffnen und die Landung auf Hinterteil - und reflexartig - Ellbogen.
Etwas tiefer aufgehangen hätte bei Betonboden nicht geschadet, war jetzt kein angenehmes Erwachen, aber auch kein Drama. In der Hütte lag noch eine olle Liegestuhlauflage - hatte kurz überlegt, ob ich die sicherheitshalber unterlegt, war mir aber zu speckig, hätte ich mal aber so wild war der Abflug auch wieder nicht.
Der Schreck des Geräuschs einer sich öffnenden Tür mitten in der Nacht alleine in einer Gipfel-Nothütte auf 2000m war ehrlich gesagt größer.
Im Nachgang fand ich das ganze physikalisch allerdings durchaus interessant und aufschlussreich, was ich im Hängemattenforum schon einmal seziert habe. Wen es hier (wohl eher von der Hängemattenfraktion) interessiert:
Allein die sekundenbruchteilhafte Entlastung der einen Seite durch die Drehung - obwohl ja weiterhin mit vollem Gewicht in der Matte hängend, hat gereicht, um ausreichend Zug von der Tür zu nehmen, um sie sich minimal öffnen zu lassen - und den toggle heraus springen zu lassen, bzw. sich in den minimalen Türspalt zu zwängen - und sich so durch den erneuten Zug weiter durch zu arbeiten und durch zu rutschen.
Den Rest der Nacht (ich habe mich wieder genauso aufgehangen), habe ich mich eher behutsam bewegt, was ich eigentlich bei fragwürdigen Konstruktionen eh tue.