4. Tag - 13.8.2020 oder jetzt wirds interessant
Alpe Veglia bis Varzo (23.2 km, 789 hm, 7 Stunden, 40 Minuten)
Alpe Veglia talauswärts (Blickrichtung Alpe Veglia)
Die jungen (und wilden) Pferde der Alpe Veglia
Auf die heutige Etappe freute ich mich besonders, stand doch mit dem Sentiero Scinc ein kleines Highlight auf dem Programm. Nachdem es in der Nacht offenbar nochmals etwas geregnet hat war mein Tarp entsprechend nass.
Die Italiener waren noch alle tief und fest am schlafen und auch das kleine Häuschen welches die Rezeption beherbergt wie erwartet noch unbesetzt. Kurzerhand schob ich das Geld für die Übernachtung so gut es ging unter der Tür durch und machte mich auf den Weg talauswärts. Es war einfach wunderschön hier. Ich beobachtete noch eine Weile die Jungpferde welche ihren Spass hatten. Die Strasse schien etwas abenteuerlich in den Hang gebaut, offenbarte jedoch immer wieder schöne Ausblicke.
Abzweiger auf den Sentiero Scinc
eine der "heikleren" Stellen auf dem Sentiero Scinc
Wie beschrieben ging nach der Kapelle der Sentiero Scinc ab. Ich liebe solche Wege weshalb ich diesen für mich als problemlos wahrnahm. Er ist allerdings zu Beginn sehr steil und gegen Ende des ersten Drittels folgen einige ausgesetzte Stellen. Das Foto oben zeigt einen Teil der „heikelsten“ Passage damit sich Interessierte selber ein Bild machen können. Der Weg ist durchgängig gut markiert/ erkennbar und die ausgesetzten Stellen sind gut gesichert. Gemäss Wegweiser wird 1h 10` benötigt. Wie gesagt ein absoluter Traum!
Ab der Alpe Valle gings dann auf deutlich einfacherem Gelände dem Passo delle Possette entgegen. Zuvor legte ich aber bei der Alpe Balmelle noch eine Pause ein. Vor einem Maiensäs hing sogar ein Stoffbanner, welches Wanderer einlud einzutreten - wie cool Dankend nahm ich das Angebot an und machte es mir auf der Bank gemütlich. Ich versuchte auch mein Zeugs zu trocknen was dank Wind einigermassen klappte. Auch wenn die Blumen die letzte Nacht sicher genug Wasser bekamen, goss ich diese, wie darum gebeten.
Maiensäs der Alpe Balmelle
Alpe Balmelle im Aufstieg zum Passo delle Possette. Dunkle Wolken ziehen auf über dem Land wo ...
Der Himmel zog bedrohlich zu und ich überlegte noch einen Moment was ich tun soll. Hier bleiben (Null Wetterschutz) oder weitergehen und aufs beste hoffen. Ich beschloss weiterzugehen und wurde natürlich 5` vor dem Pass prompt von einem Gewitter eingeholt Mist. Regenzeugs über und in Eiltempo über den Pass, welcher glücklicherweise in einem Sattel lag und daher für die wenigen Blitze nicht ganz so attraktiv war. Kaum hatte ich den Pass überquert verzog sich das Gewitter auch schon wieder und kurz vor einer namenlosen? Alp auf rund 1900 Meter zeigte sich die Sonne sehr verhalten und ich konnte den Regenkrempel wieder einpacken. Zeit für eine erneute Material-Trocknungspause
Namenlose(?) Alpe im Abstieg nach Bugliaga. Trocknungspause # 2
Der weitere Abstieg nach Bugliaga an den zahlreichen verlassenen Alpen vorbei zog sich ganz schön in die Länge. Vor Bugliaga wurde ich dann wie gestern erwähnt von einem italienischen Paar angesprochen, ob ich der „Guy with the little green tent“ sei Wir unterhielten uns eine Weile nett in Englisch und Italienisch und ich versuchte im Anschluss den Wanderweg nach Bugliaga zu finden. Naja der Wanderweg ist die Strasse. Toll ist anders und ich bereute eine Sekunde nicht nach Gondo zu wandern, wobei der Weg dorthin nicht minder mühsam sein soll. Unterwegs hielt ein Auto neben mir und der Fahrer bot mir an mich mit zu nehmen. Gerne hätte ich das Angebot angenommen statt kilometerlang aus Asphalt zu latschen. Aber ich hatte meinen Grundsatz alles zu laufen (was Tage später nochmals auf die Probe gestellt werden sollte) und ich wollte die nahe Teufelsbrücke anschauen, weshalb ich das nette Angebot dankend ausschlug. Die Teufelsbrücke war echt eindrücklich und im Vergleich zum Schweizer-Pendant etwas länger und deutlich höher.
Teufelsbrücke
Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit erreichte ich Transquerra und die schöne Kirche. Vor lauter aus Asphalt latschen verpasste ich doch glatt die alte Mulatierra nach Varzo. Augen auf!
Die Mulattiera ist echt super gut erhalten und fällt in einem angenehmen Gefälle und gefühlt tausenden Kehren nach Varzo ab. Unten angekommen war ich dann echt müde und es war Zeit Essen einzukaufen. Ich beschloss mir für heute etwas Luxus zu gönnen und versuchte mein Glück im Hotel Sempione. Hier kam mir das Italienisch sehr entgegen, da das Hotelpersonal kaum Englisch sprach. Klappte alles bestens und wenige Minuten später sass ich in meinem 1A Hotelzimmer. 35 Euro mit Frühstück war echt ein super Preis. Die warme Dusche war nach den letzten Tagen Katzenwäsche im Bach eine Wohltat. War auch toll meine Kleider einigermassen waschen zu können. Ich war echt zufrieden und konnte dank WLAN sogar mit meiner Partnerin telefonieren. Die Roamingkosten machen nämlich nicht unbedingt Lust in die Schweiz anzurufen.
Das anschliessende Bier und Pizza Calzone hatte ich mir sowas von verdient
Ach ja: Falls sich nun einer fragt warum ich nach Varzo und nicht nach Gondo gewandert bin. Gondo kannte ich bereits von einer früheren Tour, weshalb ich etwas neues sehen wollte und die Variante via Varzo wählte.