Beiträge von PositivDenken

    Bei entspannten Touren eine massiv viel steifere (und leichtere!) Carbonstange (irgend ne dünne Easton FX, hatte ich mal bei MLD gekauft)

    Ich hab so ne Easton Custom Carbon von SMD für mein Gatewood Cape. Die biegt sich aber auch schon beim leisesten Lüftchen bedenklich. Irgendwie sinnlos die mitzunehmen.

    Dann will ich auch mal!

    Vivobarefoot Magna Forest Esc 

    Der bekloppte Name hätte mir eigentlich schon Warnung genug sein sollen. Was ist passiert? Mitten im Nirgendwo ging die obere Öse ab, welche die Schnürsenkel verankern sollen. Konnte dank des Taschenmessers einen Tunnel ins Leder stechen und so den Schuh wieder benutzbar machen. Ein paar Tage später dasselbe am anderen Schuh. Vivobarefoot hat mir auf Beschwerde angeboten den Schuh zu ersetzen. Aber was soll ich mit einem Schuh mit demselben Designfehler? Mehr Mode als echter Wanderschuh leider. Das größte Problem aber ist, dass eine echte Zunge fehlt und stattdessen so eine Art Socke im Schuh steckt. Regnet es, regnet es geradewegs rein. Und da die sonst aus Leder sind (nette Idee eigentlich) bleibt das Wasser drinnen wie in einem Gummistiefel. Die Michelin-Sohle ist aber tipptopp.

    Könnten wir einen Thread aufmachen, wo wir über gear failures berichten. Also wo wir offen und ehrlich Berichte sammeln, wo etwas einfach nicht funktioniert hat. Leute loben gerne ihre Ausrüstung in den Himmel. Aber wirklich interessant wird es erst, wenn man die Grenzen kennt. Und Erkenntnisse darüber zu sammeln, ist zumindest aus meiner Perspektive das Wertvollste, was man so als crowd sourced community machen kann.

    Ich will sowohl konkrete Bedingungen wissen als auch Abnutzungserscheinungen, also Beobachtungen über einen längeren Zeitraum als ein konkretes Ereignis.

    Lobhudelei kann jeder. Stärke liegt im Wissen um Schwäche.

    Hier ein Bild ein TNF Mountain-25 auf skandinavischer Wintertour. Das Zelt ist etwas älter und hat insgesamt 5 Gestängebögen.


    https://www.gdargaud.net/Climbing/Sarek/NightStorm.jpg


    Mit einem Scarp würde ich mich nicht wohl fühlen.

    Lustig aber was ich nicht verstehe, warum spricht ein failure eines Ausrüstungsgegenstands gegen einen anderen, den du gar nicht kennst?

    Ich sage das, weil mir sowas schon recht oft untergekommen ist. Zb „ich war da fünf Tage auf dem Kungsleden unterwegs, wir hatten schlechtes Wetter und meine Lederstiefel wurden nass. Meine Füße waren furchtbar kalt, besonders abends im Lager. Wie kannst du da Trail Runner empfehlen?“

    Das soll nicht heißen, dass du unrecht hast, was das Scarp betrifft aber die Herangehensweise finde ich befremdlich.

    Ich war bislang mit einem Soulo unterwegs und hab durchaus mal über ein Scarp nachgedacht, um Gewicht zu sparen. Dazu muss ich aber sagen, dass ich nicht sonderlich viel Erfahrung habe und deswegen lieber nichts riskiere. Und dann kam der Sale vor Kurzem, welcher mit diesem Bild illustriert war. Fand ich nicht sonderlich überzeugend.

    Mal von dem Sag abgesehen: Ich befürchte, dass die Belüftung halt richtig mies ist mit den kleinen Öffnung, die da übrig bleiben. Und ungeschützt sind die ja noch dazu.

    Es gibt gerade einen spannenden Thread auf Reddit. Jemand hat eine Reihe schöner Fotos seines Dipole Li 2 gepostet, weil er sich so sehr darüber freut und es entwickeltet sich eine interessante Diskussion mit Tarptent (Henry selbst?) zur Geschichte und Zukunft des Tents. Ein bisschen beef mit Dan gibt es auch. Bzw eine Erklärung, warum die zwei sich nicht so gut abkönnen.

    Aus der Community Ultralight auf Reddit: Ode to my Tarptent Dipole 2 Li
    Entdecke diesen Beitrag und mehr aus der Community Ultralight
    www.reddit.com

    Könntest du eventuell einen größeren Kartenausschnitt deines Weges hinter Stáloluokta teilen?

    Ich hab‘s markiert. Ich glaube, ich hab einfach den Weg verloren. Die Kletterei bestand darin, dass dort so Abbruchkanten sind, über die man hochklettern muss. Also so Hänge von 3-5m maximal, die aber total überwachsen sind mit Sträuchern und kleinen Birken. War einfach etwas unerwartet. Nichts wirklich schwieriges.

    Darauf zu verzichten, das überlasse ich dann aber doch lieber den Leuten, die nach dem Motto "don't pack your fears" leben.

    Dann hast du einfach nicht verstanden, worum es dabei geht. Ich schrieb doch „ich überlege mir ziemlich gut, was ich daheim lassen kann und was nicht“. Nimmst du im Sommer eine Lawinenschutzausrüstung mit? Drei paar Unterhosen?

    Konkret: ich hatte letztes Jahr ein doppelwandiges Zelt mit auf dem PNT und mich im Nachhinein recht geärgert. Es gab so gut wie keine Mücken, es hat fast nie geregnet. Dieses Jahr in den Pyrenäen nur mit Tarp unterwegs gewesen, weil ich aus Erfahrung wusste, dass es normal kaum Insekten gibt und wenn, dann muss ich mir halt einen Schlafplatz ein Stückchen weiter weg suchen. Heißt in meiner Risikoabschätzung etwas bewusst in Kauf genommen, weil ich wusste, dass es dafür eine Lösung gibt und ich im Zweifelsfall an Moskitos auch nicht sterbe. Kurz, man überlegt sich, was sind die Konsequenzen, wenn es nicht so läuft wie gewünscht?

    Dass unterwegs etwas Unvorhergesehenes passieren kann, ist ja keine unbegründete Angst sondern eine reelle Gefahr. Darauf muss man vorbereitet sein. Dazu gehört halt aber auch die Erfahrung und das Wissen, was denn nun realistisch ist und was nicht. Ganz aktuell zb, braucht man in Europa ein Bear Spray? Wanderer in den USA stellen sich regelmäßig die Frage: Brauche ich eine Knarre auf dem Trail? Etc.

    Ein weiteres Beispiel, welches mir tatsächlich gerade so passiert ist: Auf dem vita bandet ist mir aufgefallen, dass alle anderen um mich herum einen Backup-Kocher dabei haben. Dabei war bei den meisten das Backup nicht nur ein zweiter Kocher sondern auch ein komplett anderes System, also zb Benzin vs Spiritus. Und nicht nur das, Pontus hatte auch ein Reparaturkit und zusätzlich noch eine Ersatzpumpe dabei, weil ihm die schon einmal kaputtgegangen ist. Das halte ich zwar insgesamt für etwas übertrieben aber mir ist aufgefallen, dass ich an dieses Szenario überhaupt nicht gedacht habe. Ich war kurz vor einer Etappe, wo ich ganze sechs Tage keine Zivilisation in der Nähe hätte. Hab das dann mit einem Kumpel diskutiert und der meinte aber, dass das ja wohl nicht so schlimm wäre, wenn man mal keinen Kocher hätte. „Dann isst du halt kalt!“. Dass ich dann auch kein Wasser hätte, hat er gar nicht bedacht aber meinte „naja, einen Tag hältst du das schon aus“. Wie er darauf kommt, dass sich die Situation nach einem Tag löst, hat er mir nicht erklärt. Ist auch egal, weil ich selbst nicht einen ganzen Tag ohne Wasser auskommen will. Also umgekehrt, mir wurde klar, dass ich einen Fehler begangen habe. Nicht wegen „don‘t pack your fears“ sondern weil mir einfach die Erfahrung gefehlt hat, was alles passieren kann. Während diese andere Person das Risiko bereit wäre einzugehen um ein paar Gramm zu sparen, wäre ich schon sehr froh gewesen, wenigstens ein repair kit dabeizuhaben. Und wie es der Teufel will, ging drei Tage später die verdammte Pumpe kaputt und damit wurde mein gesamtes Kochersystem unbrauchbar. Ich konnte dann zum Glück Pontus vie inReach erreichen und stellte fest, dass er nur ein paar Stunden hinter mir war. Also habe ich auf ihn gewartet und wir haben meine Pumpe repariert. Eigentlich war alles, was ich brauchte, die verdammte Reparaturanleitung, von der ich dachte, ich hätte sie auf dem Handy abgespeichert. War aber nicht so. Langer Rede kurzer Sinn: Auch wenn ich schreibe „don‘t pack your fears“ ist mein Rucksack nicht leer. Das bedeutet es einfach nicht, sonnst könnten wir ja alle nackt, komplett ohne Ausrüstung loslaufen.

    Skandinavien ist groß. […] Das ganze ist keine Strategie für Notfälle sondern einfach um Brennstoff zu sparen, abends ein Campfire machen. Vielleicht doch nicht ganz so hahnebüchen.

    Also, mal der Reihe nach. Wir sind also in Teilen Skandinaviens unterwegs, wo es theoretisch Feuerholz gibt. Es geht um keinen Notfall, sondern Brennstoff und damit Gewicht sparen und vielleicht auch um Gemütlichkeit. Es ist aber Winter. Wie kommst du an das Brennholz? Werkzeug mitführen wäre schon mal aus Gewichtsgründen fragwürdig. Außerdem darfst du gemäß Jedermannsrecht nicht einfach Holz aus einem Wald nehmen. Bestenfalls Totholz. Das wird allgemein toleriert, ist aber nicht rechtlich verankert, generell gilt: nicht stören, nicht zerstören. Deswegen nimmt man normal wenn dann nur tote Äste und Zweige, die sind aber im Winter unter Schnee begraben. Das Holz aus Hütten kommt auch nicht in Frage, weil das nur für Notfälle vorgesehen ist. Am besten bringt man eigentlich sein eigenes Holz mit.

    In Skandinavien findet man auf einer 10 tägigen Tour wahrscheinlich zwischendurch mal brennbares Holz.

    Das ist nun wirklich hahnebüchener Unsinn, zumindest wenn wir von skandinavischem Fjäll reden. Wie stellt ihr Euch das vor? Fällt ihr dann mal schnell eine Birke mit der Axt und der Säge, die ihr ja auch nicht dabei habt? Und wie bringt ihr die dann zum brennen? Oder grabt ihr das Holz unterm Schnee aus, welches mit einer speziellen Wünschelroute geortet wurde? Oder klaut ihr es einfach aus einer Hütte?

    Wie kommst du 5 Tage mit einem Gaskanister aus? Und das ohne Wärmetaucher am Topf. Rechnet man nicht normal mit ca 150g pro Tag?

    Ich brauche ca 150ml Benzin/Petroleum pro Tag und da mache ich abends ca 2-2,3l Wasser. Davon kommt 1l in die Nalgene als Wärmflasche und 0,65l in die Thermos, der Rest ist Abendessen, Tee etc. Dann am nächsten Morgen werden die 0,65l zu Kaffee plus Porridge, ergänzt um Wasser aus der 1l Nalgene nach Bedarf. Danach fülle ich die Thermos mit Tee und meine Matthermos mit Suppe oder Kartoffelbrei (so 0,4l), die Nalgene wird auch wieder mit kochendem Wasser gefüllt. Dh ich muss nochmal so ca 1l Schnee schmelzen. Kurzum, ein bisschen über 3l, max 3,5l. Zusätzlich muss ich noch 1l wieder zum Kochen bringen.

    3. Etappe: Stáloluokta bis Sáltoluokta

    Ich bleibe zwei Nächte und genieße die Sauna. Kaufe Fisch und Brot in der STF Stuga, sowie den Rest meiner Verpflegung im Parfas Kiosk. Für die geplanten 100km quer durchs Padjelanta und den Sarek packe ich sechs Tage Essen ein. Sicher ist sicher.

    Ich folge einem Pfad, der in ost-südöstlicher Richtung aus dem Samidörfchen hinausführt. Weiss nicht, ob ich was falsch gemacht habe oder nicht aber schon nach ein paar Kilometern wird das teilweise zu einer ziemlichen Kletterei. Bleibe in gutem Abstand nord-nord-westlich der größeren Seen, bis ich mich dann doch entschließe einfach quer zwischen den Seen, südlich des Njallajávrásj Richtung Unna Liemak zu laufen, den ich an seinem Nordhang passiere. Mein Ziel ist der Álájávrre. Kurz davor steht eine Renvaktarhütte, die ist aber verschlossen. Ich folge dem See auf seiner Nordseite. Das ist zuweilen recht mühsam. Und eintönig. Kurz vorm Nuortap Rissávarré habe ich keine Bock mehr und baue bei Wind und Sonnenschein das Zelt auf. Morgen ist auch noch ein Tag!

    Gut ausgeschlafen umrunde ich den Nuortap im Süden und steige zum Álggajávrre ab. Dort treffe ich auf zwei weitere Wanderer, die gerade dabei sind, das Boot klarzumachen. Ich darf einfach mitfahren und spare mir so die Ruderei. Der Rest des Tages besteht hauptsächlich darin, mich durchs Gestrüpp und die Weiden des Álggavágge zu kämpfen. Der Weg wird zwar immer besser und besser, sumpfig zwar aber besser, doch irgendwann hab ich genug und schlag mein Lager auf, nich zuletzt weil ich eine Stelle gefunden habe, die dann doch etwas besser windgeschützt war. Ich spaziere etwas herum und entdecke, dass jemand direkt auf den Weg gesch**en hat und obendrein noch einen massiven Berg Klopapier auf seine Exkremente geklebt hat. Was für Arschlöcher da so unterwegs sind! Mein Aussicht ist trotzdem unschlagbar, ich blicke direkt aufs Sarekmassiv!

    Der Weg entlang des Tals ist wirklich sehr gut, die Flussquerungen sind auch easy und schon bald lasse ich das Sarekmassiv hinter mir und erreiche Skárjá. Ich treffe ein paar Wanderer, die wohl aus dem Basstavágge kommen. So langsam bekomme ich ein mulmiges Gefühl, weil ich auf der Karte sehe, wie steil es bald werden wird und aus der Ferne gefällt mir gar nicht, was ich sehe. Ich bin auf dem Weg Richtung Snávvávágge. Hinter mir braut sich ein Unwetter zusammen. Der Wind frischt auf und eine Regenwand rollt auf mich zu. Na toll! Die steile Stelle ist tatsächlich recht steil, konkret ist ein recht überwachsener Steilhang zu passieren. Das ganze bei Regen zu machen wäre sicher kein allzu freudiges Ereignis, also lege ich noch einen Zahn zu. Hätte ich mal vorher bloß nicht so viel getrödelt! Trotzdem bin ich auf der Suche nach dem spöksten, der auf der Karte eingezeichnet ist und bei dem ich zu Hause schon die Legend darum nachgelesen habe. Schließlich entdecke ich ihn auch. Oben an der Hochebene angekommen, begegnen mir zwei Typen, die in anderer Richtung unterwegs sind. Sie wollen noch „bis runter“. Ich deute auf die Regenwand aber die lassen sich nicht beirren. Nicht mein Problem! Ich treffe auf eine Mutter und ihren kleinen Sohn. Die haben sich den besten Platz da oben geschnappt, die einzig wirklich windgeschützte Stelle weit und breit. Na gut, ich werd‘s wohl hoffentlich überleben und schlage heldenhaft mein Zelt ein paar hundert Meter weiter direkt am See auf.

    Obwohl es grau in grau ist und es immer wieder etwas nieselt, bleibt das Wetter eigentlich ganz okey. Der Morgen ist trotzdem recht frisch, hauptsächlich wegen einer etwas steiferen Brise. Ich mache mich auf den Abstieg ins Rappadalen und kann es kaum erwarten einen Blick auf den rovdjurtorg zu werfen. Tiere seh ich aber leider keine, die Kulisse beim Abstieg vor dem Stuor Skuorki ist trotzdem überwältigend. Vielleicht sogar ein bisschen furchteinflößend. Unten im Tal mach ich zwischen dem Gestrüpp und den Büschen eine Pause und gerade als ich los will, kommt mir ein älterer Mann entgegen. Er trägt einen monströsen Rucksack und stützt sich bei jedem Schritt auf einen schweren Holzstab. Eine Mischung aus Gandalf und Nikolaus. Wir kommen ins Gespräch. Er kommt aus Berlin und ist 75 Jahre alt. Er hat Essen für drei Wochen dabei, sein Rucksack wiegt über 35kg. Das ganze Unternehmen dokumentiert er für seinen YouTube-Kanal. Er beginnt zu erzählen, und so erfahre ich, dass er diese Tour in Gedenken an seine verstorbene Frau macht. Sie wären damals Ende der 80er mit Essen für drei Wochen in den Sarek aufgebrochen, mit nichts als einer groben Skizze in der Hosentasche, die er aus einem Buch abkopiert hatte. Währen der Tour wollte seine Frau die Scheidung einreichen, im Zug nach Hause hätten sie aber schon wieder den nächsten Trip geplant. Am Alep Vássjájågåsj drehe ich gen Westen ab, verlasse das Tal und sehe zu, dass ich an Höhe gewinne. Unterwegs hatte ich mir den Bauch schon ordentlich mit Heidelbeeren vollgeschlagen, aber nun stand ich mitten in Unmengen von hjortron, die ich auf gar keinen Fall einfach links liegen lassen kann. Also stapfe ich durch die Sümpfe und schlage mir die Wampe voll. Ich passiere ein kleines Häuschen und weiter oben, sobald ich oberhalb der Baumgrenze bin, bau ich mein Zeltchen auf. Wie lange es wohl noch bis zum Skierffe ist?

    Die Sache mit dem Skierffe ist nämlich so, dass ich schon zwei Mal auf dem Kungsleden an der Stelle stand, an welcher der Trail zu eben jenem abzweigt, jedes Mal das Wetter aber so schlecht war, dass sie die Mühe einfach nicht gelohnt hätte, einen Umweg zu machen. Three times a charm, right? Als ich aufwache, scheint die Sonne. Mein Herz schlägt höher. Kurz vor einer Bachquerung treffe ich einen netten Typen, der mir den Rat gibt, mich etwas südlich zu halten und dann dort den Steinmännchen zu folgen, das wäre eine sichere Route. Gesagt, getan. Ein paar Stunden später sehe ich das Rappadelta, den Nammatj und natürlich den Skierffe direkt vor mir. Das Wetter ist nach wie vor gut. Ich kann es kaum fassen. Oben angelangt ist da ein holländisches Pärchen, das eine Fotosession hinlegt und selbst wenn ich über ne halbe Stunde warte, geben die den Platz nicht frei und so sind auf den meisten meiner Fotos zwei fremde Leute drauf, die nicht müde werden vor dem spektakulären Hintergrund zu posieren. Nervt gar nicht! Zum großen Staunen anderer Wanderer, folge ich nicht dem Weg Richtung Kungsleden, sondern drehe nach Norden ab, um den Kungsleden erst etwas weiter nördlich zu treffen, und zwar kurz vor der Bootsanlegestelle am Sitojaure. Ich zelte aber ein oder zwei Kilometer vorher und werde von einer Herde Rentiere belästigt, die die halbe Nacht direkt neben meinem Zelt vor sich hin schnauben und kauen.

    Der Rest dieser Etappe verläuft erwartungsgemäß relativ unspektakulär. Am Sitojaure kochen wie immer die Gemüter ob der Preise für die Überfahrt. Eine deutsche Familie mit ihrem Teenie-Sohn beschwert sich lauthals. Um von der Thematik abzulenken verweise ich auf den fjällurskog, den sie gleich durchwandern dürften, das wäre „einer der letzten echten Urwälder Europas“, worauf der Kleine einfach nur mit „Nö“ antwortet. Mehr als ein verstörtes Augenzucken bringe ich als Entgegnung nicht zustande.

    Als ich an der fjällstation die Tür öffne, sitzt eine Reihe Menschen vor dem Kamin und dreht ihre Köpfe zu mir. „Die kenne ich doch irgednwoher!“ schiesst es mir in den Kopf. Nur woher? Ich sehe es ihren Augen an, dass sie sich vermutlich gerade genau dieselbe Frage stellen. Wir schweigen uns dennoch an und ignorieren uns lieber.