Beiträge von PositivDenken

    Wie sind eure Erfahrungen bezüglich Haltbarkeit, Pinholes und Delamination?

    Mein Notch Li hatte nach ca 80 Nächten die ersten pinholes und nach 120 war es einfach Schrott.

    An anderer Stelle schon beschrieben, das mag an einer Reihe stärkerer Stürme gelegen haben, in die ich damit geraten bin. Denke zumindest nicht, dass ich ungebührlich unpfleglich damit umgegangen bin.

    Ich hatte auch einen DCF Regenrock, der war aber schon nach einer 4 wöchigen Wanderung unbrauchbar. Wohl weil er halt in der Netztasche außen am Rucksack war. Aber wo sonst?

    Es gibt eine neue Reihe auf SVT über Wanderwege in Schweden, zuweilen hauptsächlich Lappland. Sehr gut gemacht, es kommen überwiegend Sami zu Wort. Jetzt der Nachteil: es gibt keine Übersetzung außer auf Schwedisch. Verlinke es trotzdem, das ist der erste Teil über den Kungsleden aber die folgenden sind fast noch spannender und interessanter.

    Vandringar – Kungsleden
    Kungsleden är den mest kända av de svenska fjällederna. Det är också en led som passerar genom 14 olika samebyar längs den 45 mil långa sträckan mellan Abisko…
    www.svtplay.se

    Mein ganz spezieller „Freund“ Sebastian Goulet hat ein Interview mit Dan Durston zum X-Dome geführt:

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    Goulet hat eine schwedische UL Facebook-Gruppe, die er aus Protest zur etablierten Vandrar Fjäderlätt gegründet hat, weil dort auch über Ausrüstung geredet wurde, die ihm zu schwer ist. Die neue Gruppe hat strikte Regeln, wie schwer einzelne Ausrüstungsgegenstände sein dürfen und wer ihn blockt wird auf Lebenszeit gesperrt.

    Hmm... wärmer als 10° werden die Abende in Patagonien wahrscheinlich eher selten. Funktionieren die dann gar nicht mehr oder verbrauchen bloß mehr?

    Er geht aus. Er verbraucht nicht mehr. Eine Möglichkeit ist es, den Topf mit der Hand anzuheben und so nach und nach das Wasser auf Temperatur zu bringen (genau genommen kommt es auf die Temperatur des Wassers an, nicht der Außentemperatur). Beim Hochheben des Topfes musst du aber auf deine Finger aufpassen, man verbrennt sich dabei sehr leicht. Ich würde es an Deiner Stelle einfach ausprobieren, einen Topfständer basteln kannst du dann ja immer noch, sollte es nicht funktionieren.

    Hast du einen Link zu dem eFrevo?

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    Ich frage mich, ob man einen Topfstand auch aus einer großen Bierdose bauen kann. Z.B. indem man den Boden und den Deckel entfernt und am Rand Löcher für die Luftzufuhr reinschneidet.

    Du wirst vermutlich keine finden, die groß genug ist. Was ich stattdessen gemacht habe: eine starke Alufolie, wie zB von take away meals und diese dann so ausgeschnitten, dass sie als Windschutz fungierend in ca 1cm Abstand einmal um den Topf herumreicht. Dann unten eine ganze Reihe (oder zwei) Löcher für Belüftung. Dann Löcher oben für einen (oder zwei?) Hering(e) der/die einmal quer durchgeht und auf denen dann der Topf so zu ruhen kommt, dass er in einem Abstand von ca 5cm zum Brenner steht. Dadurch hast du eben auch gleich einen Windschutz, der ohnehin sehr ratsam ist. Ich hab das so gestaltet, dass die Folie an ihren Enden je eine Falz hat, so dass ich diese Verschränken kann um einen stabilen Zyliner zu bekommen.

    Zur Effizienz: Pi mal Daumen ist Gas doppelt so effizient vom Brennwert her. Aber es muss ja in Druckbehältern transportiert werden. Im alten Forum wurde vor Jahren mal dieser Link mit einem Rechner in Excel rumgereicht, der mir sehr geholfen hat: https://happyhiker.de/gas-spiritus-brennstoff-kalkulator/

    Kurzgesagt: Im Sommer ist Spiritus unterm Strich für Touren/Etappen bis so 8-10 Tage leichter als ein Setup mit Gas.

    Nochmal kurz zur Bauweise des Beer can stoves: der Deckel muss ja gar nicht sauber ausgestochen sein, das spielt keine Rolle ausser für die Optik. Wichtig ist, dass man die Rillen einigermaßen gleichmäßig hinbekommt. Das geht mit einem Schweizer Taschenmesser mit ein wenig Übung.

    Topfständer kann man sich zB aus Kleiderbügeldraht zurechtbiegen.

    Von diesem Beer Can stove hab ich schon Dutzende gebastelt unterwegs. Ist einfach auch ein lustiges Geschenk an etwaige Mitwanderer*innen, die man so kennengelernt hat. Den, den ich mir damals auf dem PCT gemacht hab, hab ich immer noch. Funktioniert einwandfrei. Allerdings muss man wissen, dass diese Art von Kocher nur bei einigermaßen warmen Temperaturen gut funktioniert. Spätestens ab so +5 +10 wird es problematisch. Das liegt daran, dass der Kochtopf selbst auf dem Kocher aufsitzt und damit Kälte in den Kocher abgeleitet wird, bzw. genauer gesagt wird dem Kocher selbst Wärme entzogen, was den Brennvorgang sogar zum erliegen bringen kann.

    Die tetkoba Kocher brauchen in der Tat gutes Werkzeug, da man dabei sehr genau arbeiten muss, wenn man will, dass die auch wirklich gut funktionieren. Mein Favorit ist der eFrevo, geht am einfachsten, heisst er gelingt fast immer und hat ordentlich power. Man braucht aber halt auch noch einen Topfständer. Was aber nicht direkt ein Nachteil ist (siehe oben).

    Ich wollte auch mal noch ein paar Gedanken zur „Methode Durston“ loswerden. Ich nehme hier das Stratospire (SS) vs X-Mid als Beispiel, weil ich die Zelte persönlich kenne. Bin mir aber sicher, dass die Erkenntnisse auf andere Ausrüstung übertragbar sind. Durston geht her, sieht sich ein Zelt an und überlegt, wie er es verbessern kann. Konsequenzen daraus sind u.a. ein neues Material, Silpoly, sowohl für Boden als auch fürs Aussenzelt. Und entsprechend vermarktet er das auch. Er behauptet, das neue Material sei unterm Strich besser. Andere Hersteller ziehen nach und geben ihm damit letztlich ja auch recht. Tarptent hat da ganz klar einen Trend verschlafen, sich zu wenig um neue Materialien gekümmert oder es nicht gewagt umzustellen, da vielleicht auch erstmal gar kein Bedarf bestand, solange sich nicht genügend beschweren und es keine Alternativen gibt. Und so ist es Durston zu verdanken, dass wir jetzt eben auch ein Stratospire aus Silpoly haben. Boden weniger rutschig, weniger sag, weniger Wasseraufnahme. Das entsprechend zu Vermarkten ist sein gutes Recht.

    Dann macht er aber auch andere Dinge. Er erfindet eine neue Geometrie (ob es wirklich seine Erfindung war, sei mal dahingestellt). Und auch die preist er mit seinen Superlativen. Man muss aber auch genau hinhören, er schrieb damals so etwas wie „alles hat Vor- und Nachteile, die neue Geometrie ist einfacher [als das SS mit seinen Pitchlock-Ecken] und bietet gleichzeitig ein besseres Raumgefühl als ein herkömmliches Mid bei immer noch guter Windstabilität“. Was die Leute zu hören scheinen: es ist viel besser in jeder Hinsicht. Das hat er aber so nicht gesagt. Wer aufmerksam liest, sieht, dass er auch sagt, dass es nicht mehr so windstabil ist und er hat auch gar nicht behauptet, dass es geräumiger wäre als ein SS. Ich denke nicht, dass es seine Aufgabe ist, die Schwächen seinen Produkts hervorzuheben. Hier wäre es an Tarptent die Vorteile ihres Produkts mehr herauszustreichen. Ich verstehe, dass es schlechter Stil ist, eine direkte Konfrontation mit Durston zu suchen. Aber gar nicht zu reagieren, ist halt auch falsch in meinen Augen. Tarptent bzw Henry Shires scheinen sich ganz und gar auf die Reviews zu verlassen.

    Und hier haben wir dann das nächste Problem, dass in der Tendenz Neues fasst ausnahmslos bedingungslos abgefeiert wird. Es fördert halt den Umsatz und die eigene Beliebtheit. Man will schnell auf dem Markt sein mit seinem Urteil. Deshalb sind 90% aller Reviews von Leuten, die ein neues Produkt gerade vor fünf Minuten in ihrem Postfach gefunden haben. Mal überspitzt ausgedrückt. Die wirklich interessanten kommen dann mit Glück logischerweise erst ein Jahr später. Oder noch später. Dann erfährt man vielleicht, dass das SS tatsächlich deutlich stabiler im Wind steht. Was man immer noch nicht erfährt, dass allgemein die Schlechtwettertauglichkeit viel besser ist. Es tropft mir nicht gleich ins Innenzelt, wenn ich mal nicht aufpasse, ich hab mehr Platz, sowohl in den Apsiden als auch im Innenzelt. Mein Kopf ist nicht immer irgendwie ganz nah an einer der Wände, dadurch schlägt mir bei Wind auch nicht dauernd gleich was ins Gesicht. Letztlich ist das SS gerade mal 100g schwerer als das solid X-Mid mit allem drum und dran. Das X-Mid ist deutlich leichter, wenn ich in gemäßigtem Klima unterwegs bin. Das deckt sicher die Bedürfnisse von gut 90% der Kunden ab. Nur brauche ich halt unter solch milden Verhältnissen eigentlich gar kein vollständiges Zelt. Solche Reviews schreibt aber keiner. Und das ist nicht der Fehler von Herrn Durston.

    Aber ich hab eigentlich nicht so wirklich Lust auf die vielen Menschen im nördlichen Abschnitt...

    Du könntest ab Kvikkjokk auf den Nordkalottleden ausweichen. Auch hier würde ich aber nicht stur bei der offiziellen Route bleiben, sondern mich mehr westlich halten. Ich hab diesen Sommer eine Tour gemacht, bei der wir statt über Kungsleden und Hukejaurestugan via Unna Alakas nach Katterjåkk sind (also wir sind andersrum gegangen, aber das spielt ja keine Rolle). Die Strecke war sehr schön und wir haben nur sehr wenig Leute getroffen. Die norwegischen Hütten sind phantastisch. Allerdings war auch da wieder ein recht anspruchsvoller Pass zu meistern (Cáihnavággi Richtung Gautelis).

    Andrerseits ist der Kungsleden schon auch sehr schön, besonders, wenn man da noch nicht war. Auch ein Abstecher auf den Skierffe und den Kebnekaise ist sehr zu empfehlen.

    Vermutlich nicht, wenn es wirklich ein Virus war.

    Das gilt mittlerweile als ziemlich gesichert, dass es hierbei um kein verunreinigtes Wasser ging. Es konnte nichts gefunden werden. Dagegen wurde bei vielen Besuchern eben tatsächlich der Norovirus diagnostiziert. Dieser ist nun mal in seiner Natur extrem ansteckend. Die oft nicht ganz perfekte Hygiene auf den Hütten tut da ihr übriges und schon tragen es die Wanderer von Station zu Station, von Klohäuschen zu Klohäuschen. Vielleicht nur wenn man akribischst auf Sauberkeit achtet oder gar die Hütten und Kontakt zu anderen Wanderern komplett meidet, lässt sich daran was ändern.

    4. und letzte Etappe: Sáltoluokta - Abisko

    So, ich schulde ich ja noch die Beschreibung für den letzten Abschnitt. Irgendwie fehlte mir dazu die letzten Wochen der nötige Elan, Spätherbst in Schweden ist nicht unbedingt meine liebste Jahreszeit. Wie ging es nun weiter, wen hab ich da in der fjällstation getroffen? Später des Abends kratze ich meinen Mut zusammen und sprech die beiden einfach an. Sofort schallt mir ein „Jaaaaa!“ entgegen. Aber auch sie haben keine Ahnung, woher wir uns eigentlich kennen. Wir belassen es dabei und trinken gemeinsam ein Bier am Kaminfeuer bevor ich mich verabschiede, ich schlafe im Zelt und in die Sauna wollte ich ja auch noch. Am nächsten Morgen werde ich von den beiden mit einem großen Grinsen im Frühstücksraum begrüßt: „Wir wissen es, wir wissen es!“ - Sie halten mir aufgeregt eines ihrer Handys hin. Zu sehen ist ein Foto, ein Selfie mit uns Dreien aus einem Zugabteil. Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Wir haben uns das Jahr zuvor im Nachtzug zurück nach Stockholm kennengelernt! Es wird viel gelacht und gegessen (all you can eat). Für die beiden geht es heim, ich werde erst einmal - notgedrungen - dem Kungsleden für ein Weilchen weiter folgen.

    Auf dem Boot über den Sitojaure habe ich Markus kennengelernt, ein junger, deutscher Wanderer auf dem Weg zum Nordkapp. Großer, schwerer Rucksack mit Solarpanelen aussen dran. Gemeinsam nehmen wir die Fähre über den See. Da ich diesmal nicht auf dem Gröna Band unterwegs bin, nehme ich mit großer Freude den Anschlussbus. Was für ein Luxus! Bei eher mäßigem Wetter schaffen wir es bis zum Dievssajávri. Das Wetter ist echt mies. Die Hütte am Südufer des Sees ist abgebrannt, sonst hätten wir dort Zuflucht gesucht. Stattdessen lungern wir jetzt unten am Ufer rum, feucht und kalt. Das Semaphore haben wir hochgezogen, aber Hoffnungen auf eine Überfahrt machen wir uns keine. Ans Rudern ist bei dem Wind nicht im Entferntesten zu denken, schon gar nicht nach meinen Erfahrungen auf dem GB. Damals war auch ordentlich Wind und ich hatte das Glück, gleich dreimal rüber zu müssen, weil nur ein Boot auf meiner Seite war. Ein Desaster! Nach knapp einer Stunde Warten schlägt das Wetter plötzlich um, der Wind flaut ab, man sieht vielleicht sogar ein paar Fetzen Sonne. Und schon sehe ich auch den Hüttenwirt am anderen Ufer mit Signalweste in sein Boot steigen. Hurra! Dann also doch noch ab ins Warme heute. Ich hatte nämlich längst beschlossen, hier bei den Hütten zu bleiben und in die Sauna zu gehen, so sich denn wirklich noch die Möglichkeit bieten würde. Den Hüttenwirt freut‘s und mich auch. In der Sauna treffe ich einen recht exzentrischen Österreicher, der mir lang und breit erklärt, was wir beim Saunieren alles verkehrt machen. Er scheint viel Zeit in Finnland zu verbringen und weiss von daher alles besser. Ich lausche amüsiert.

    Der Tag verläuft unspektakulär, wir folgen einfach weiterhin dem Kungsleden. Ein paar Kilometer nach den Kaitumstugorna, dem Tjäktjajåkka folgend, frischt plötzlich der Wind wieder deutlich auf. Ich sehe eine schwarze Regenwand auf mich zurollen. „Bitte nicht wieder nass werden“ denke ich. Ich warte auf Markus, der war deutlich zurückgefallen. Ich schlage ihm vor, mir Richtung Kebnekaise fjällstation zu folgen. Er wandert zwar den Kungsleden, wollte aber auch auf den Kebnekaise, und zwar über dessen Westroute. Mein Plan war die Abkürzung südlich des Unna Jierttáš zu nehmen. Nur war ich mir jetzt angesichts des Wetters nicht mehr so sicher, ob das so eine gute Idee ist. Markus aber meinte „kein Problem“, und zu zweit fand ich das dann auch in Ordnung. Wir schaffen es hoch bis zum Jierttájávri und haben dann genug für den Tag. Wir brauchen eine Weile, bis wir einen Platz finden, der einigermaßen vom Wind geschützt ist, sind dann aber mit dem Ort sehr zufrieden.



    Am nächsten Morgen werden wir von Sonnenschein begrüßt. Als wir Richtung des großen Wanderwegs zur fjällstation abbiegen, bemerke ich eine extrem hohe Zahl von Menschen. „Oh nein, nicht schon wieder!“ denke ich und frage Markus nach dem Datum. Es ist Anfang August, es ist Fjällräven Classic. Und wir mitten drin. Das ist jetzt das zweite Mal, dass mir das passiert. Unten im Tal bewegen wir uns gegen den Strom der Menschen. So gut es geht, vermeiden wir den Trail. Nach gefühlt zehn Tausend „Hej!“ erreichen wir ziemlich genervt die fjällstation. Zum Glück ist es dort relativ ruhig, hier dürfen sie nämlich nicht Halt machen. Wir halten uns am all-you-can-eat lunch buffet schadlos und sagen dann good-bye. Markus wollte noch hoch auf den Kebnekaise, ich will weiter Richtung Tarfalla. Ich wollte die dortige Forschungseinrichtung sehen und die Gletscher von unten bewundern. Schlau wie ich bin, denke ich, ich kürze einfach ab und gehe quer rüber bis zum Bach und folge dem dann weglos bis hoch in die Hocheben, wo ich dann vielleicht zelten kann. Der Darfáljohka ist aber gar nicht mal so klein, wie sich herausstellt. Das Gelände ist steil und gleicht eher einem Canyon. Missmutig latsche ich zurück zur Brücke und folge von dort dem markierten Weg Richtung Norden. Sicher ist sicher. Insgesamt ist der Anstieg deutlich beschwerlicher, als ich mir das gedacht hatte. Und nach Zelten sieht es dort oben auch nicht aus. Das Wetter verschlechtert sich, ein Sturm zieht auf. Ich beschließe weiter bis zur Tarfallastuga zu gehen. Aus der Ferne sieht es aus, als wäre sie zu. Ich bekomme ein mulmiges Gefühl. Dort angekommen, sehe ich, dass ein paar der Fensterläden offen sind. Menschen oder andere Anzeichen von irdischem Leben sehe ich aber keine. Nach kurzem Suchen finde ich aber den stugvärd. Er stellt sich als Anders vor und kommt ebenfalls aus Stockholm. In seinem Zimmer sieht es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, aber er ist wahnsinnig nett. Wir unterhalten uns kurz, viel Zeit hat er aber nicht. Ich soll mir ein Bett suchen, er erklärt mir kurz wie das hier mit der Sauna funktioniert und dann verabschiedet er sich auch schon. Er will seinen Sohn besuchen gehen. Wir würden uns dann später des Abends wiedersehen und dann könnte ich auch bezahlen. Im Hauptgebäude treffe ich zunächst auf niemanden sonst, sehe aber Schuhe und Ausrüstung. Es müssen also schon noch mehr Leute hier sein. Ich such mir ein Bett. Offensichtlich das falsche, denn als dann Leute auftauchen grummeln sie ein wenig rum, sprechen mich aber nicht an, sondern ziehen einfach in ein anderes Zimmer um. Später taucht noch eine weitere Person auf, welche auch weder mit mir, noch mit den anderen beiden redet. Alles scheinen irgendwie Kletterer oder Alpinisten zu sein und scheinbar redet man da nicht miteinander. Mir wird dann noch kurz erklärt, dass ich als erster in die Sauna soll, weil man ja doch gern unter sich bleiben würde. Ok. Der Hüttenwirt ist auch nicht mehr aufgetaucht.

    Als ich am nächsten Morgen beim Frühstück sitze, spaziert er freudestrahlend durch die Tür, nimmt mir Geld für die Übernachtung ab und erklärt mir, dass er gezwungen war, die Nacht draussen zu verbringen „ohne Zelt“, weil es irgendwie zu spät und das Wetter zu schlecht wurde. Hört sich für mich irgendwie recht wild an und ich hab auch immer noch nicht verstanden, wo er eigentlich seinen Sohn besucht hat. Egal. Ich erkläre, dass ich heute weiter ins Kaskasavagge will, aber mir über die Route noch im Unklaren bin. Er rät mir von der nordwestlichen Route ab, weil es da wohl eine Kletterpassage gäbe, die ohne entsprechende Ausrüstung nicht ratsam wäre. Ich mache mich also auf den Weg zurück und drehe dann Richtung Ost-Südost ab. Da ist zwar ein Weg auf der Karte eingezeichnet, den finde ich aber nicht, bzw finde mal hin und wieder was, nur um ihn dann direkt wieder zu verlieren. Insgesamt eine ziemliche Kletterei, ich bin vermutlich ein bisschen zu weit südlich. Oben angekommen erhasche ich einen fantastischen Blick auf den Kebnekaise und die angeschlossenen Gletscher. Bzw halt das was von denen noch übrig ist. Irgendwie auch sehr traurig. Der Wind frischt auf und nach der ganzen Kraxelei wird mir ziemlich schnell verdammt kalt. Ich beschließe einfach die Daunenjacke über die Regenjacke zu ziehen und siehe da, das funktioniert prima. Über großes Geröll geht es weiter, bis aus dem Geröll regelrechte Felsblöcke werden, ich „klettere“ (oder stolpere) auf der östlichen Seite des eigentlichen Darfalglaciär weiter gen Norden. Mühsam, mühsam. Irgendwann schaffe ich es aber doch bis zum Kaskasavagge und der dortigen Schutzhütte. Im Windschatten der Hütte, aber in der Sonne mache ich Mittagspause. Herrlich! Irgendwie war ich mir ziemlich sicher, dass es von hier an viel leichter zu wandern wäre, dass es ab hier wieder einen richtigen Wanderweg Richtung Vistasvagge gäbe. So war es aber nicht, es blieb steinig. Zumindest überwiegend. Ich schaffe es bis zum Visttasjohka, treffe kurz vor der Brücke auf einen seltsamen Typen in neonfarbener Schutzkleidung, den ich nicht verstehe, der aber auch keine Zeit hat für lange Gespräche und Erklärungen und dann einfach weiterläuft. Ich quere und folge dem Trail nordwärts, bis ich einen wunderschönen Zeltplatz an einer Flussschlinge finde. Der erste bin ich hier nicht, davon zeugt ein ganzer Berg verrosteter Dosen, Glasflaschen und Gaskanister. Ich gehe in der Abendsonne baden. Eine Angel wäre jetzt nicht schlecht!

    Am nächsten Tag mache ich erstmal kurz an der Vistas-Hütte halt und sage Hallo. Der Plan für heute ist es, es über den Mårmapass zu schaffen. Die Strecke kenne ich eigentlich, ich bin sie vor ein paar Jahren schon Mal gegangen. Nur in anderer Richtung. Damals von Abisko kommend via Lapporten und dann von der Vistastuga weiter Richtung Nallo. Jetzt eben anders rum. Ich hab noch dunkel in Erinnerung, dass das alles kein Zuckerschlecken war. Ich brauche eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich kurz vorm Pass stehe. Die Felsblöcke hier sind gigantisch groß, die Größe von SUVs oder kleinen Panzern. Man fühlt sich wie eine Ameise. So hatte ich das absolut nicht in Erinnerung. Bin ich hier überhaupt richtig? Nach einer Weile realisiere ich, dass ich damals wohl etwas weiter östlich gegangen bin. Und es hatte sehr viel Nebel. Oben am Pass treffe ich auf ein paar Leute, die mich eindringlich warnen, wie steil doch der Pass wäre. Ich frage mich, was die denken, wozu solche Warnungen gut sein sollen. Wie dem auch sei, diesmal ohne Nebel erhasche ich einen guten Blick auf den Mårma-Gletscher. Dieser ist ja auch Teil einer großangelegten Forschungsstudie, ausgehend von der Tarfalla-Forschungsstation und von daher ein bisschen berühmt. Der Anblick ist erschütternd. Ein paar Stunden später bin ich unten an der Hütte. Die wird gerade renoviert, aber irgendwer hat es geschafft, das neue Fenster schon wieder zu zerbrechen. Im Holzschuppen findet sich statt Holz nur ein großer Berg an Müll. Danke! Hier wollte ich ohnehin nicht bleiben, aber fragen tut man sich schon, wo die Leute so ihr Hirn haben, so sie denn überhaupt eines haben. Ich watschle noch ein paar Kilometer weiter, treffe auf drei Deutsche, die gerade dabei sind, ihr hübsches Tunnelzelt aufzubauen, und irgendwie habe ich - wohl davon inspiriert - nach ein paar Schritten auch plötzlich absolut keine Lust mehr noch weiter zu laufen.

    Vor dem nächsten Tag graut mir etwas, weil ich die Sümpfe noch in recht guter bzw. eher schlechter Erinnerung habe. Tatsächlich aber geht es bis zum Nissonvágge erstaunlich gut. Entlang des Vierrojohka finde ich diesmal eine wirklich gute Route. Kunststück, es wurde auch gerade frisch markiert. Wunderschöne Landschaft. Nach der Brücke über den Aliseatnu geht es kurz bergauf, und dann muss ich eben Richtung Osten und den markierten Weg verlassen. Tatsächlich aber finde ich einen recht gut ausgetrampelten Weg, das bushwhacking hält sich in Grenzen. Vielleicht hat sich aber auch einfach meine Toleranzschwelle verschoben? Am Nissonvágge angekommen, beginnt erstmal das große Grübeln. Damals konnte ich den Bach ohne Umwege direkt queren. Ich realisiere, was für großes Glück ich damals hatte, direkt eine leicht passierbare Stelle zu finden. Diesmal lande ich wohl etwas weiter östlich und stehe erstmal vor einem ordentlichen Canyon. Gehe ich links oder rechts? Ich entscheide mich für letzteres und mache so wohl einen deutlich größeren Umweg als wäre ich anders gegangen. Kurz nach Querung des Flusses stehe ich tief im Sumpf. Kacke! Es geht auch langsam gegen Abend zu. Ans Zelten ist hier aber sicher nicht zu denken. Über ein ordentliches Stück bleibt es erstmal sumpfig. Eigentlich wollte ich nicht oben im U-Tal von Lapporten zelten. Zu exponiert. Aber hier geht es ja nun auch nicht. Also weiter. Ich finde einfach keine trockene Stelle und so stehe ich dann doch irgendwann dort, wo ich eigentlich nicht sein will. Sehr exponiert. Und während es hier im U-Tal zwar endlich flache Stellen gibt, so sind die meisten immer noch nass und sumpfig. Die paar trockenen Flecken, sind genau da, wo es kaum Erde gibt um Heringe verankern zu können. Große Steine sind auch Fehlanzeige. Ich hab kein gutes Gefühl. Ich schlage das Zelt dennoch irgendwo auf, was soll ich auch sonst machen? Um weiter zu gehen bin ich viel zu müde, die Beine tun weh und es wird langsam dunkel. Ich freue mich noch über einen Regenbogen und da höre ich auch schon den ersten Donner. „Das ist doch jetzt nicht wahr, oder?“. Ich mache mich noch mal auf die Suche nach größeren Steinen, finde tatsächlich ein paar aber so recht überzeugend ist das ganze Setup leider immer noch nicht. Ich lege mich schlafen. Nach ein paar Stunden rüttelt der Wind so stark an meinem Zelt, dass mir Angst und Bange wird. Ich zieh mich an, gehe nach draussen und stelle fest, dass die Hälfte meiner Heringe lose ist. Mir ist da schon klar, dass das hier nix mehr wird, aber versuchen kann man es ja mal. Ich suche noch mehr Steine und verankere die Heringe neu. Ich lege mich hin und schlafe nochmal ein bis zwei Stunden.

    Um fünf Uhr morgens ist der Wind dann so stark, dass ich einfach nicht mehr schlafen kann. Ich beschließe es gut sein zu lassen und hier wortwörtlich meine Zelte abzubrechen. Ein gutes Frühstück und Kaffee gab es aber trotzdem noch. Der Weg durch das Hochtal ist maximal unangenehm bei dem Sturm. Die ganze Zeit denke ich, es muss doch hier irgendwo eine windgeschützte Stelle geben, finde aber nichts. Dann denke ich, dass der Wind ja doch schnell nachlassen wird, sobald es bergab Richtung Abisko gehen würde, der Wind kommt ja von hinten. Aber von wegen. Erst als ich tief unterhalb der Baumgrenze bin, wird es endlich ein bisschen besser. In einem kleinen Canyon finde ich Ruhe und kann da mein Mittagspäuschen zelebrieren. Da scheint sogar noch die Sonne und wärmt mich. Nett! Noch ein paar Kilometer durch die Birkenwäldchen und ich bin fast im Ort. Doch genau als ich die ersten Geräusche der Zivilisation höre, fängt es nochmal an zu regnen. „Muss das jetzt sein“, denke ich mir. Kaum setze ich den ersten Fuß auf die Teerstraße verwandelt sich der Regen in einen ausgewachsenen Wolkenbruch. So etwas habe ich hier noch nie erlebt. Und das, wo Abisko als niederschlagärmste Region Schwedens gilt! Es regnet wie aus Kübeln. Ungelogen. Innerhalb von Sekunden bin ich sowas von nass, dass alles zu spät ist. Ich muss direkt lachen, weil es irgendwie so absurd erscheint. Ich watschle wie so eine Badeente bis zum Supermarkt, lege den Rucksack ab und begebe mich auf die Kundentoilette. Hinter mir her ziehe ich eine lange Spur der Verwüstung. Ich fühle mich wie eine Mischung aus einer überdimensionalen Schnecke und Godzilla. Ich ziehe mich am Klo um und hinterlasse totales Chaos. Wasser, überall nur Unmengen an Wasser. Aber was soll ich machen? Ich kaufe Proviant für ein paar Tage und begebe mich zur fjällstation. Dass ich dort keinen Platz finden würde, ist mir schon klar. Es ist die Hölle los. Ich bezahle für den Campingplatz und schlage mein Zelt auf einer noch freien Lichtung auf. Mache Wäsche und gehe in die Sauna. Gut dass ich mich hier auskenne! Als ich zurückkomme, haben sich noch zwei weitere Zelte auf meine Lichtung gequetscht. Wir stehen praktische Zeltwand an Zeltwand. Gegenüber ist ein deutsches Pärchen mit Baby und Hund. Sie gibt die Kommandos und er versucht möglichst keine Fehler bei der Umsetzung zu machen. Das Baby plärrt trotzdem die halbe Nacht. Zum Glück hab ich meine Ohropax dabei. Jedenfalls unterhalte ich mich bei einem Bier noch mit jemand. Ich hab keinen Plan, wie ich hier wegkommen soll. Alle Züge sind ausgebucht. „Warum kaufst du nicht einfach ein Ticket in die andere Richtung. Wenn du eh noch Zeit hast, von Narvik ist es ein Katzensprung auf die Lofoten. Schau dir die doch noch an!“ Und so kam es dann auch.

    Weil ich‘s grade kucke: Ali Leiniö, ein Finne, der auch hauptsächlich in Finnland unterwegs ist. Ich mag es zwar eigentlich am liebsten, wenn jemand gar nix sagt, aber er ist mir trotz seinem Geplappere sehr sympathisch. Ich mag auch sein Lachen. Er hat ein Gespür für gute Aufnahmen und schafft es die Stimmung 1a zu transportieren. Ich will unbedingt auch mal nach Finnland!

    Vielleicht tagsüber für den schnellen Stopp mit Suppe ne Katusche.

    Dafür hab ich eine sogenannte Matthermos (Essensthermos?) dabei. Gerade im Winter will man doch keine langen Pausen. Ich zumindest. Egal ob Benzin oder Gas würde ich nicht erst noch mit Schneeschmelzen anfangen wollen. Bereite mir morgens beim Frühstück schon was warmes für den Tag vor. Entweder wirklich Suppe oder relativ suppiges Kartoffelpüree mit was drin.