Beiträge von PositivDenken

    Zugetragen auf dem Kungsleden als Teil meines Gröna Bandet. Die letzte Nacht hatte ich kurz vor Ammarnäs verbracht, dort einen Boxenstop am Supermarkt eingelegt (USB Ladestation mit Tisch und Bänken) und Bier und Burger im Guidecenter genossen. Da war die Welt noch in Ordnung. Als ich losziehe, merke ich schon, der Wind wird immer stärker. Spätestestens als es nach dem Vindelälven bergauf geht, bläst es reell. Der Wind begleitet mich über die Hochebene, vorbei am Láddiebákttie bis zu den großen Seen. Plötzlich lässt er nach. Es wird langsam Abend. Ich bin total verschwitzt, speziell meine Füße sind vom Schweiß getränkt. Ich brauche wirklich dringend ein Bad. Ich bemühe mein InReach für eine aktuelle Vorhersage: der Wind soll weniger und weniger werden über Nacht. „Perfekt!“, denke ich. Leider sind die wirklich guten Plätze zum Zelten schon vergeben und zu aufdringlich wollte ich ja auch nicht sein. Also suche ich mir eine einigermaßen flache Stelle ein paar hundert Meter entfernt aber nah genug am Seeufer. Leider aber hat es dort diesen Boden, Heringe gehen schwer rein aber leicht wieder raus. Diese fiese Mischung aus kleinen Steinen, die nur durch ein bisschen Dreck aneinandergeklebt sind. „Für eine Nacht wird es schon reichen, der Wind ist ja weg!“, denke ich mir. Also nix wie ab ins Wasser!

    Natürlich kommt es, wie es kommen musste. Statt weniger wird der Wind immer mehr und mehr. Und ich mitten wie am Präsentierteller, während meine Heringe kaum Halt finden. Als ich das dritte Mal raus muss, weil der eine Heringe an der pitch lock corner meines TT Notch Li flog, stampfe ich voller Wut drauf, weil er einfach nicht reingehen will, verfehle ihn aber im Halbschlaf, treffe stattdessen die Abspannleine und breche dadurch den lineloc. Toll! „Geschieht mir recht!“, denke ich noch als eine weitere Böe mein Zelt aufschaukelt und einen Trekkingpole aus dem grommit reißt. Er macht sich sodann direkt daran mein schönes DCF Aussenzelt zu zerlöchern. Fassungslos stehe ich da. Alles was ich denken kann ist „ein Glück, dass es nicht regnet!“. Es ist schon halb Morgen. Ich packe meine Sachen und verlasse den Ort der Demütigung. Ein paar Meter weiter steht ein Nemo Hornet oder sowas, das nicht das geringste Problem mit dem Sturm zu haben scheint. Über meinem Kopf steigen virtuell Dampfwolken auf. Eigentlich wollte ich jetzt einfach weiterlaufen, aber nach weniger als fünf Minute finde ich zwischen kleinen Hügeln eine perfekt windgeschützte Stelle. „Ein bisschen richtiger Schlaf könnte nicht schaden“, also baue ich mein Zelt wieder auf. Repariere notdürftig den gebrochenen lineloc und klebe die Löcher im Aussenzelt. Lege mich hin und erinnere mich, dass ja nur ein kleines Stück weiter eine Schutzhütte gewesen wäre. Nun denn. Es ist wie‘s ist. Und so schlafe ich ein.

    Später am Tag treffe ich auf ein paar weitere Wanderer, die ich auch schon in Ammarnäs vorm Supermarkt gesehen hatte. Sie erzählen mir von der Hütte. Dass dort über 20 Leute Zuflucht gesucht hätten und weil nicht mehr genug Platz war, viele dann trotzdem davor zelten mussten und bei so einigen auch das Zelt gebrochen war. Naja.

    Bin es leid ein Vermögen für Socken auszugeben, deshalb Bundeswehrsocken und absolut zufrieden damit. Im hohen Norden mit Linersocks von Woolpower.

    Ein zweites Paar im oder am Rucksack zum Wechseln und Schlafen.


    Sealskinz habe ich im nördlichen Skandinavien seit neuestem auch noch dabei. Ganz nett aber offensichtlich kein Muss.

    Noch ein paar Worte zum Organisatorischen. Während meine Bekannten sich am Cicerone Guide orientiert haben, habe ich mir eigentlich wie immer einfach die Trails auf Waymarked Trails heruntergeladen und online ein paar Weblogeinträge gefunden. Dank eines Tipps von einem Freund einen recht günstigen Flug von TUI gefunden (Charterflüge mit freien Plätzen).

    Eine Packliste gibt es natürlich auch. War im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit meiner Ausrüstung. Ein Kissen wäre vielleicht doch ganz nett gewesen. Und ein oder zwei Heringe mehr hätten auch nicht geschadet. Handschuhe und Windjacke hätten mir an ein oder zwei Gelegenheiten das Leben versüßt aber es ging auch ohne. Das Leben ist schließlich kein Ponyhof!

    Ungewöhnlich war für mich die Wassersituation. Es gibt gerade auf den östlichen Insel nirgends natürlich vorkommendes Wasser. Später höchstens mal Regenwassertanks. Deshalb ist man entweder auf Supermärkte angewiesen oder vereinzelt auch Brunnen bzw Wasserhähne. Ich hatte mir offline die entsprechenden Karten von OpenStreetMap bzw OpenTopoMap geladen, welche einem solche Dinge auch anzeigen. Allerdings kam es mehr als einmal vor, dass die eingezeichneten Wasserhähne abgestellt waren. In größeren Ortschaften findet man manchmal auch öffentliche Toiletten mit einem Wasserhahn. Aber auch diese waren oft verschlossen. Die CNOC water blader hätte ich mir jedenfalls sparen können. Gefiltert haben wir nur hie und da auf La Palma und da hatten wir sowieso genügend PET Flaschen dabei.

    Wir bestimmen kollektiv, dass wir El Hierro auslassen und so ist La Palma die letzte Insel auf unserer Tour. In Santa Cruz de La Palma angekommen verstehen wir sofort: das ist schon mal das hübscheste aller Hauptstädte bisher. Hier sitzen die Einheimischen in Ruhe am Marktplatz und genießen ihren Lebensabend. Mit dem Bus geht es nach Fuencaliente, wo wir auf unseren Wanderweg treffen. Der steile Weg nach oben lässt mich das üppige Frühstück schnell bereuen. Aber schon bald überkommt mich ein überwältigendes Glücksgefühl. Sobald wir über die Wolkendecke steigen öffnet sich eine wunderschöne Landschaft geprägt von Lava, Sand und meist einzelstehenden Pinien (oder Kiefern?). Die Aussicht ist einfach gigantisch. Es ist kalt aber die Sonne scheint. Schon bald sehen wir den neuen Vulkan, der beim Ausbruch 2021 entstanden ist. Einfach umwerfend. Während meine Freunde irgendwo in einem Wäldchen Unterschlupf suchen, gehe ich weiter bis El Pilar, mein Wasser ist alle. Den Ridgewalk entlang der Caldera am folgenden Tag kann ich mit Worten kaum beschreiben. Links und rechts geht es über 2000m steil nach unten, der Atlantik ringsum zu sehen. Wir schaffen es kurz bis vor die Observatorien, zelten noch einmal um uns dann am nächsten Tag an den 2400m Abstieg zu machen.

    Der GR131 auf La Gomera führt praktischerweise direkt aus San Sebastian heraus. Folgt aber im Prinzip mehr oder weniger der Panoramastrasse. Tolle Aussicht, aber halt nicht mehr als man vom Auto aus auch sehen kann. Wenigstens stört der Verkehr nicht. Das Wetter ist eher schlecht geworden. Es ist überwiegend grau, windig und feuchtkalt. Oder zumindest kalt. Ja weiter man in den Norden kommt, umso grüner wird es. Trotz allem springt der Funke bei uns nicht so ganz über. Vielleicht liegt‘s am Wetter, vielleicht liegt‘s am GR131. Es gäbe auch einen Rundweg, einmal ganz um die Insel. Sieht beschwerlich aus, aber vermutlich würde man viel mehr so sehen bekommen. Die Busfahrt zurück nach San Sebastian gibt einen spektakulären Eindruck davon.

    Da müsste man anders rangehen.

    Mit genügend Vorlauf kann man die Nacht im Refugio auf Höhe der Seilbahnstation buchen, von wo aus man es dann rechtzeitig zum Sonnenaufgang nach oben schafft - unvergesslich! Wer die Möglichkeit hat, so früh zu planen, ein absolutes Muss!

    Das Refugio wird renoviert und ist geschlossen. Laut Rangern ist das Besteigen des Gipfels auch vor/zum Sonnenaufgang ohne Permit verboten. Es ist wohl nur so, dass die erst um 9 anfangen zu kontrollieren.

    Playa de las Americas [...] Ein Fehler.

    Jipp, der Süden ist übel! Kein Vergleich zum Norden! Aber auch hier on the upside, wenn auch nicht ganz so verzückend wie in Corralejo: Bei den Massen an Briten gibt es zumindest authentisches Pub food :D

    Und viel zu lachen! (Besoffen mit den doppelsitzigen E-Rollatoren gegen den Baum fahren usw)

    Santa Cruz de Teneriffe gefällt uns sehr gut. Wir gehen nett essen, nehmen aber am nächsten Morgen direkt den Bus nach La Esperanza und laufen weiter. Erst durch dichten, feuchten Wald, dann aber durch Waldbrandgebiet, welches gerade abgeholzt wird. Bald schon ist der Teide in Sicht. Eine Besteigung haben wir uns abgeschminkt. Permits sind bis Ende Mai ausgebucht und logistisch wäre es ohnehin eine ziemliche Herausforderung angesichts der geplanten Route. Da müsste man anders rangehen. So sehen wir ihn nur aus der Ferne, aber immerhin auch aus über 2000m Höhe. Eine Nacht in einer Höhle kommt nicht bei allen gut an, mir hat es trotz der Moskitos gefallen. Bin faul und jede Gelegenheit, das „Zelt“ nicht aufzubauen ist mehr als willkommen. In Playa de las Americas haben wir für zwei Nächte eine Unterkunft. Ein Fehler. Die Partymusik ist so laut, dass man kaum zum Schlafen kommt, trotz Ohrstöpsel. Samstags ist erst um vier Uhr morgens Ruhe.

    Die Fährfahrt nach Las Palmas de Gran Canaria ist eine ziemliche Katastrophe, hoher Wellengang sorgt dafür, dass uns und allen rundherum speiübel wird. Kotzgeräusche durchfluten das Gefährt, die Besatzung bemüht sich redlich für Tütennachschub zu sorgen. Wir überstehen es zum Glück auch so. In einem Second-Hand-Laden kaufe ich mir für wenig Geld ein Hemd und eine Badehose. Mit dem Bus geht es nach Maspalomas, wo wir einen Ruhetag einlegen. Hier hat sich nichts verändert. Massentourismus der schlimmsten Sorte. Wir sind etwas ausserhalb untergekommen, können Wäsche machen und einen Strandtag einlegen, schauen uns den botanischen Garten und die berühmten Dünen an. Von hier geht es Richtung Norden bis zur Mitte der Insel und dann weiter Richtung Westen nach Puerto de las Nieves. Die Landschaft ist atemberaubend. Unheimlich schön!

    Mit der Fähre geht es weiter nach Fuerteventura. Corralejo ist erstmal ein echter Kulturschock. So viele Touristen! Eine Partymeile. Restaurants, Kasinos, Bars, Sexclubs. Ich hab ein Bett in einem Surf-Hostel am Rande der Stadt. Passe nicht zu den übrigen Gästen dort, aber ich bekomme eine dringend benötigte Dusche. Ein paar Tage später treffe ich auf meine Freunde aus Schweden. Sie haben sich Zeit gelassen, während ich scheinbar gerannt bin. War auch schön, aber von nun all soll es langsamer vorangehen, denn wir beschließen gemeinsam weiterzuwandern. Ich nehme in La Pared eine Auszeit während sie sich einen Surfkurs gönnen. Wir zelten in den Dünen, bzw ich schlafe einfach unter freiem Himmel. Mit genügend Wasser im Rucksack geht es Richtung El Jabre. Wir haben beschlossen nicht weiter dem GR131 zu folgen sondern drehen Richtung Strand auf der Nordseite der Insel ab. 15 km einsamer Sandstrand warten auf uns. Unglaublich!

    Freunde aus dem Jämtland fragen mich Mitte Dezember, ob sie Anfang Januar ein-zwei Nacht bei mir schlafen können, da sie früh morgens einen Flug ab Stockholm hätten. Ich sage ja und frage wohin es geht. Von da an fängt es an in mir zu rattern. Sie wollen auf die Kanaren und den GR131 wandern. Maximal zwei Monate. Warum mache ich das nicht einfach auch? Ich war seit Ende Oktober dauernd krank. Nebenhöhlen, gereizter Hals etc etc. mal besser, mal weniger. Nach langem hin und her buche ich kurzentschlossen ebenso einen Flug und stehe knapp eine Woche nach meinen Bekannten mit meinem kleinen Rucksack auf dem Rücken in Arrecife auf Lanzarote. Mit dem Bus geht es gen Osten und kurz vor Einsetzen der Dämmerung fange ich an zu laufen. Bald finde ich eine windgeschützte Stelle in einer Kuhle und haue mich aufs Ohr. Kann es kaum fassen, dass ich jetzt hier bin. Ich fühle sofort, wie sich mein Körper viel besser anfühlt. Nach zwei Tagen Wandern sind die Beschwerden wie weggeblasen. Alles richtig gemacht!

    Ich hab Mütze und Buff und wenn es zu kalt wird, nehme ich die Daunenjacke (dünn), stülpe sie um, so dass die doppellagig wird. Und dann zieh ich mir die über den Kopf. Ich mag nicht in der Jacke direkt schlafen, das wird mir meist zu warm und irgendwie fühlt es sich komisch an, wenn der Oberkörper viel dicker eingepackt ist als die Beine.

    Wie sind eure Erfahrungen bezüglich Haltbarkeit, Pinholes und Delamination?

    Mein Notch Li hatte nach ca 80 Nächten die ersten pinholes und nach 120 war es einfach Schrott.

    An anderer Stelle schon beschrieben, das mag an einer Reihe stärkerer Stürme gelegen haben, in die ich damit geraten bin. Denke zumindest nicht, dass ich ungebührlich unpfleglich damit umgegangen bin.

    Ich hatte auch einen DCF Regenrock, der war aber schon nach einer 4 wöchigen Wanderung unbrauchbar. Wohl weil er halt in der Netztasche außen am Rucksack war. Aber wo sonst?

    Es gibt eine neue Reihe auf SVT über Wanderwege in Schweden, zuweilen hauptsächlich Lappland. Sehr gut gemacht, es kommen überwiegend Sami zu Wort. Jetzt der Nachteil: es gibt keine Übersetzung außer auf Schwedisch. Verlinke es trotzdem, das ist der erste Teil über den Kungsleden aber die folgenden sind fast noch spannender und interessanter.

    Vandringar – Kungsleden
    Kungsleden är den mest kända av de svenska fjällederna. Det är också en led som passerar genom 14 olika samebyar längs den 45 mil långa sträckan mellan Abisko…
    www.svtplay.se