Pile & Pertex / Shelled Microfleece / Shelled Micropile / "Fleece & Windjacke":
Dieser Effekt wird seit Jahrzehnten v.a. in britischer Ausrüstung genutzt, z.B. bei manchen British Army-Teilen, bei Buffalo Systems, Montane Extreme Jacket oder Paramo, auch RAB Alpine Vapour Rise Hoody oder Marmot Ether DriClime Shirt/Hoody und einige Polartec AlphaDirekt-Produkte gehen diesen Weg: Über einer dünnen Unterwäsche oder direkt auf der Haut trägt man mehr oder weniger dickes/dünnes Fleece, Micropile/-fleece oder dickes zotteliges Pile (Faserpelz) und das wird von einer komplett oder relativ winddichten, dünnen Nylon/Pertex (usw.) Lage überdeckt getragen. Häufig werden diverse Belüftungs-RVs eingebaut. Die Materialien werden mehr oder weniger stark wasserabweisend bis (vorübergehend) wasserdicht imprägniert, typischerweise die dünne Außenlage bei fast allen, die Fleece/Pile/Liner-Lage, soweit ich weiß, nur bei Paramo. Ergebnis ist ein Kleidungsstück, das auch mit Regen (noch) gut funktioniert (auch wenn man mehr oder weniger feucht werden kann, je nach Produkt) und sich aber auch "luftig" wie eine Softshell (daher kommt ursprünglich der Begriff) tragen lässt. Die Funktionsweise ist in diversen Beschreibungen der Hersteller oder unter Stichworten wie "Pile and Pertex" oder "Shelled Micropile/-fleece" zu finden. Selbst als eine Art Neoprenalternative (vergleichbar mit ca. 1-2mm Neoprendicke) etwa bei Kenterung kann diese Kombination recht gut wirken, selbst probiert.
Meiner Erfahrung nach ist es bei dem riesigen Angebot an Materialien und Produkten heute eher unerheblich, ob man ein fertiges (teures) Kleidungsstück von dieser Art nimmt oder eben ein "normales" Fleece/Grid Fleece/Fleeceunterhemd/HighLoft Fleece/etc. (je nach Wärmebedarf) mit einem Windshirt kombiniert; auch mit Windweste finde ich es sehr angenehm über einen weiten Einsatzbereich hinweg. Imprägnierung nutze ich gar keine - außer die, die ab Werk (noch eine Weile) wirkt.
Man kann natürlich noch einen Baselayer auf der Haut tragen, z.B. wenn die Temperaturen ständig hoch und runter gehen im Frühjahr usw. und man auch mal nur im T-Shirt sein will. Meiner Erfahrung nach ist es aber dann teils so, dass der Nässe/Schweiß-Abtransport mit Baselayer schlechter sein kann als ohne, also mit Fleece/Pile direkt auf der Haut. Wird man kräftig eingeweicht vom Regen (ohne Regenjacke darüber), trocknet man ohne Baselayer ggf. schneller - bzw. fühlt sich schneller trocken auf der Haut. Ein wenig Ausprobieren von Kombinationen lohnt sich.
Die Funktionsgrenze wird m.E. bei kaltem, andauerndem Starkregen/Nassschneefall erreicht oder bei höheren Temperaturen, wenn auch das dünnste Fleece-Material direkt auf der Haut getragen mit Windschutzschicht darüber zu warm wird. Man muss verstehen, dass das Ziel hierbei nicht wirklich dauerhaftes Trockenbleiben ist (also nicht ein zweifelhaftes "guaranteed to keep you dry"); vielmehr wird auf Atmungsaktivität/Belüftung, kurze Trockenzeit und Isolation auch bei Feuchte/Nässe Wert gelegt, und es wird der wesentliche Effekt genutzt, dass Fleece-Varianten flüssiges Wasser von der Haut wegsaugen/"wegpumpen" (Wolle absorbiert Wasser in/an ihren Fasern), wobei keine Membran den Weg versperrt, um diese Nässe flüssig (!) nach außen wieder abzutransportieren und in der Regenpause zu verdunsten. Membranen hingegen lassen Wasser nur dampfförmig aber nicht als Flüssigkeit passieren (mir sind jedenfalls keine Ausnahmen aktuell bekannt, die dies außerhalb von Laborbedingungen in angemessen hohem Maße könnten).
Manche Fleece-Typen tun dies besser, manche schlechter; ich finde meist das stinknormale "Discounter"-Fleece direkt auf der Haut getragen dafür recht gut geeignet; darüber ein Windshirt oder eine Windweste und fertig. Je lockerer-fluffiger das Fleece wird, desto schlechter scheint es mir Nässe/Schweiß von der Haut wegzusaugen; wie gut also z.B. Polartec Alpha o.ä. hierfür taugt, da bin ich unsicher. Montane hat relative neue Jacken in der Kombi mit Alpha (Montane Hydrogen Direct Jacke) - mal sehen, wie lange die auf dem Markt bleiben, also ob sie sich bewähren. Bei längerem Kalt- oder Starkregen kommt ein dickeres oder weiteres Fleece dazu - das wäre die eher traditionelle "Weise" - oder eben eine dünne (gerne auch billige, diffusionsdichte/"nicht-atmungsaktive") Regenjacke, Poncho oder bei mir meistens ein Schirm oder eben nichts, wenn man die Durchnässung ohne kritische Abkühlung überstehen kann.
Netzunterwäsche wie Brynje Polypropylen dürfte wohl die leichteste selbstgemachte "Abwandlung" des Prinzips ermöglichen, also nur Netzwäsche und Windjacke. Das taugt gut, aber sieht bei transparenten Windjacken grenzwertig aus, weshalb ich dann noch ein sehr dünnes T-Shirt über die Netzwäsche nehme und man kann auch mal die Windjacke ausziehen, wenn andere Menschen anwesend sind. Polypropylen-Netzunterwäsche ist meiner Erfahrung nach auch ein guter Baselayer unter diesem System, sofern man mag. - Warum nicht einfach nur T-Shirt und Windjacke, fragt man sich vielleicht: An trockenen Tagen natürlich nur so, aber es geht ja darum, dass auch vorübergehender Regen, Niesel usw. kein Problem machen und daher die Lage Netzwäsche, um wieder einen ausreichende Dochteffekt zu erreichen.