Eine oft genannte Metrik von Zeltstoffen ist die Reißfestigkeit (tensile strength) und die Weiterreißfestigkeit (tear strength). Es kommt vor, dass diese beiden Werte synonym verwendet werden und nicht immer klar ist, welcher Wert genau gemeint ist. Hinzu kommt, dass verschiedene Messmethoden benutzt werden und die Herstellerangaben hierzu nicht immer vollständig sind. Daher Vorsicht beim Vergleichen von Zeltstoffen!
1 Reißfestigkeit
Gemeint ist hiermit die Eigenschaft eines Stoffes, Zugkräften zu widerstehen.
Relevante Methoden sind unter anderem ISO 13934-1 und ISO 13934-2. Dabei wird ein Stoffstreifen an zwei Enden eingespannt und auseinandergezogen. Gemessen wird die Kraft, die benötigt wird, um den Stoff zu zerreißen. Die Kraft hängt von der Breite des Stoffstreifens ab. Für ISO 13934-1 wird ein Streifen mit einer Breite von 5cm genutzt, daher finden sich hier Angaben von Newton/5cm. Häufig wird die Streifenbreite jedoch nicht explizit erwähnt und der Wert einfach in Newton oder Kilogramm angegeben.
Beispiele:
2 Weiterreißfestigkeit
Gemeint ist hiermit der Eigenschaft eines Stoffes, einem Weiterreißen eines Risses zu widerstehen.
Relevante Methoden sind unter anderem ISO 13937-2 und ISO 13937-4. Bei der ersten Methode wird ein Stoffstreifen längs eingeschnitten und die beiden Schnittenden eingespannt. Gemessen wird dann die Kraft, die benötigt wird, um den Stoff weiter einzureißen. Bei der zweiten Methode wird stattdessen aus der Mitte eines Stoffstreifens eine "Zunge" geschnitten. Die Weiterreißfestigkeit wird meistens in Newton oder Kilogramm angegeben.
Um Werte der Methode ISO 13937-2 in ISO 13937-4 umzurechnen, kann man näherungsweise den Wert verdoppeln. Der Faktor liegt irgendwo grob zwischen 1,7 und 2,1 (meine Interpretation der Ergebnisse dieses Papers).
Beispiele:
In der Praxis kann es immer mal wieder zu kleinen Beschädigungen des Zeltes kommen, daher ist ein hoher Wert für die Weiterreißfestigkeit sehr wünschenswert. Auch Nähte sorgen für kleine Perforationen, die bei starkem Zug einreißen können. Daher ist es besonders wichtig, dass Stoffe mit einer niedrigen Weiterreißfestigkeit an allen Punkten, an denen starke Kräfte wirken, verstärkt werden. Ein Beispiel hierfür sind Abspannpunkte auf den Flächen, die mit einem stärkeren Stoff hinterlegt werden.
3 DCF/Ultra TNT
Die Messmethoden für Laminate unterscheiden sich nochmal von denen für Stoffe.
Für die Reißfestigekeit habe ich ASTM D3039 gefunden, was in etwas der ISO 13934-1 Methode entspricht. Der Unterschied liegt darin, dass der verwendete Streifen 2,5cm bzw 1 Inch breit ist. Entsprechend muss hier bei der Umrechnung aufpasst werden.
Die Weiterreißfestigkeit wird für DCF mit Mil-C-21189 10.2.4 bestimmt. Hierbei wird in eine Probe ein waagerechter Schnitt geschnitten und dann analog zu ASTM D3039 die Reißfestigkeit geprüft. Der große Unterschied zu den anderen Methoden zur Weiterreißfestigkeit liegt darin, dass hierbei nicht entlang des Risses belastet wird, sondern senkrecht dazu. Ich vermute, dass die Werte nicht einfach umgerechnet werden können.
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