Diese Erläuterung soll Anfängern und Einsteigern eine grobe Übersicht zu verschiedenen Zeltmodellen und deren individuellen Vor- und Nachteilen bieten. Ziel soll sein, die Erstellung von Duplikaten im Forum weitgehend zu reduzieren und bereits erste Empfehlungen zur Auswahl geeigneter Modelle auszusprechen.
1 Einleitung
Eine praktikable Einteilung gängiger Zeltmodelle je nach Konzept erfolgt üblicherweise auf Basis der folgenden Kategorien:
- Tarptents
- Pyramidenzelte
- Tipis
- Firstzelte
- Kuppelzelte
- Andere Zeltformen
Im Bereich des Ultraleicht-Trekkings haben sich dabei überwiegend die Modelle der Tarptents, Pyramidenzelte und Firstzelte durchgesetzt. Im Falle von starkwindgefährdeten Einsätzen (z. B. im Gebirge) kommen jedoch bevorzugt auch Kuppelzelte zum Einsatz.
2 Technologieübersicht
Nachfolgende Abschnitte sollen einen kurzen Einblick in die verschiedenen Bauformen und deren Charakteristika liefern.
2.1 Tarptents
2.1.1 Allgemeine Informationen
Tarptents auf Basis eines Tarps bieten eine sehr minimalistische und leichtgewichtige Art der Behausung. Eine Plane beliebigen Materials (von leicht bis schwer) wird über mehr oder weniger kreative Stütz- und Spannpunkte zu einer Zeltform aufgespannt, unter der sich eine witterungsgeschützte Liegefläche darbietet.
2.1.2 Vorteile
- äußerst minimalistisch
- extrem leicht
- durch Kenntnis von Experten wie wilbo durchaus kreative und hochfunktionale Bauformen möglich
2.1.3 Nachteile
- häufig recht windempfindlich, je nach Bauform
- je nach Bauform nicht von allen Seiten wind- bzw. witterungsgeschützt
- ohne zusätzliches Innenzelt oder Biwaksack besteht Gefahr von Insekten
2.1.4 Gängige Vertreter:
- MYOG (Selbstbau)
2.2 Pyramidenzelte (Pyramids/Mids)
2.2.1 Allgemeine Informationen
Auf der geometrischen Form einer Pyramide basierend, bieten sogenannte "Mids" einen allseitigen Witterungsschutz bei extrem hoher Sturmfestigkeit. Je nach Bauform wird die Mittelstange entweder symmetrisch zentral im Zelt eingesteckt, oder leicht versetzt in abgewinkelter Form abgestützt.
2.2.2 Vorteile
- extrem windfest (gute Ankerpunkte vorausgesetzt!)
- extrem leicht
2.2.3 Nachteile
- insbesondere im Sturmfall hervorragende und feste Ankerpunkte erforderlich
- Stützpfeiler (Tentpole) inmitten des Zelts. Ggf. durch Bauweise als A-Frame zu beseitigen, was aber nicht bei allen Zeltmodellen möglich ist)
- je nach Zeltgröße reicht die Länge von Trekkingstöcken nicht mehr aus, weshalb eine zusätzliche (längere) Stange als Stützpfeiler erforderlich wird
- die äußersten Bereiche des Zelts sind aufgrund des flachen Winkels der Seitenflächen nicht mehr ohne Weiteres nutzbar
2.2.4 Gängige Vertreter (zentrale Mittelstange / symmetrische Bauform):
- Bonfus Middus (in allen Varianten)
- Locus Gear Khafra oder Khufu
- Hyperlite Mountain Gear Ultamid 2 (oder 4)
2.2.5 Gängige Vertreter (versetzte Mittelstange / unsymmetrische Bauform):
2.3 Tipis (Tipi Tents)
2.3.1 Allgemeine Informationen
Tipis ähneln im Wesentlichen den vormals genannten Pyramiden, bieten aber durch die nicht-rechteckige Grundform deutlich mehr Ankerpunkte und dementsprechend eine etwas geringere Anforderung an die Festigkeit der einzelnen Ankerpunkte, da sich die Last besser verteilt.
2.3.2 Vorteile
- extrem windfest
- mäßig leicht
2.3.3 Nachteile
- durch mehr Ankerpunkte und mehr Zeltstoff etwas höheres Gewicht
- Stützpfeiler (Tentpole) inmitten des Zelts. Ggf. durch Bauweise als A-Frame zu beseitigen, was aber nicht bei allen Zeltmodellen möglich ist)
- je nach Zeltgröße reicht die Länge von Trekkingstöcken nicht mehr aus, weshalb eine zusätzliche (längere) Stange als Stützpfeiler erforderlich wird
2.3.4 Gängige Vertreter:
- Tipik Aston (in allen Varianten)
2.4 Firstzelte (Ridgeline Tents)
2.4.1 Allgemeine Informationen
Basierend auf einer extrudierten Pyramidenform bieten Firstzelte den großen Vorteil eines deutlich höheren Innenraumvolumens ohne die üblicherweise störenden, vom Mittelpunkt abfallenden Seitenflächen. Zum Aufbau werden zwei Stangen benötigt, zwischen denen beim Abspannen die Firstlinie aus reinem Zeltstoff (ohne Trägerstange) entsteht.
Je nach Bauform werden Firstzelte unterteilt in symetrische Konstruktionen und in Varianten mit seitlich versetzten Zeltstangen (= Offset-Pole-Structure), welche ein noch größeres Innenraumvolumen ermöglichen. Einen innovativen Ansatz stellt das Tarptent Dipole dar, welches trotz symmetrischer Bauweise über eine Erhöhung der Stirnseiten ein ebenfalls großes Innenraumvolumen bereitstellt.
2.4.2 Vorteile
- freie Zeltinnenfläche ohne störende Stangen
- mäßig windfest
- leicht
2.4.3 Nachteile
- zwei Stangen (= Tentpoles) erforderlich, in der Regel kommen hierfür jedoch die ohnehin vorhandenen Trekkingstöcke zum Einsatz
2.4.4 Gängige Vertreter (symmetrische Geometrie):
- Bonfus Duos (in allen Varianten)
- Gossamer Gear The One oder The Two
- Tarptent Dipole (in allen Varianten)
- Trekkertent Drift (in allen Varianten)
- Zpacks Duplex oder Triplex
2.4.5 Gängige Vertreter (Offset-Pole-Geometrie):
- Durston Gear X-Mid (in allen Varianten)
- Tarptent StratoSpire (in allen Varianten)
2.5 Kuppelzelte (Dome Tents)
2.5.1 Allgemeine Informationen
Im Gegensatz zu Pyramiden- oder Firstzelten werden Kuppelzelte nicht mit lediglich vertikalen Stangenformen aufgebaut, sondern in der Regel mit zwei bogenförmigen Gestängen über Kreuz. Durch die Umhausung und Formung des Zeltstoffes mittels des resultierenden Kreuzgestänges sind Kuppelzelte in der Regel extrem windfest und können (je nach Modell) auch freistehend (d. h. ohne Ankerpunkte) aufgebaut werden.
2.5.2 Vorteile
- extrem windfest
- gutes Innenraumvolumen
- in der Regel für alle Jahreszeiten und Höhenlagen (auch Schneelasten) problemlos geeignet
2.5.3 Nachteile
- durch die beiden Zeltgestänge über den vollen Zeltumfang unmittelbar schwerer als die oben genannten Varianten
2.5.4 Gängige Vertreter:
- Tarptent ArcDome (in allen Varianten)
- Durston Gear X-Dome (in allen Varianten)
- Slingfin Portal bzw. Crossbow
2.6 Andere Zeltformen
Abschließend exstieren noch zwei weitere Zeltformen, die jedoch im Bereich des Ultraleicht-Trekkings kaum Bedeutung finden. Erwähnt seien hier die Geodäten, die für große Personenzahlen geeignet sind, sowie Tunnelzelte mit in der Regel zwei bis drei Bogengestängen und einem dementsprechend hohen Eigengewicht.
Beide Zeltformen kommen in der Regel eher bei winterlichen Expeditionen oder mit größeren Personenzahlen pro Zelt zum Einsatz.
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