Diese Erläuterung soll Anfängern und Einsteigern eine grobe Übersicht zu verschiedenen Kochsystemen und deren individuellen Vor- und Nachteilen bieten. Ziel soll sein, die Erstellung von Duplikaten im Forum weitgehend zu reduzieren und bereits erste Empfehlungen zur Auswahl geeigneter Modelle auszusprechen.
Dieser Artikel entstand mit freundlichen Ergänzungen von wilbo. Vielen Dank dafür!
1 Einleitung
Für Outdoor-Aktivitäten wie Camping, Trekking oder Bikepacking werden zwischenzeitlich maßgeblich fünf gängige Technologien von Kochsystemen auf dem Markt vertrieben:
- Festbrennstoffkocher (nicht Holz)
- Spirituskocher
- Gaskocher
- Benzinkocher (optional auch als Multi-Fuel bzw. Mehrstoffkocher, also für verschiedene Flüssigbrennstoffe nutzbar)
- Holzfeuer
Im Bereich des Ultraleicht-Trekkings haben sich vorrangig Systeme auf Basis von Spiritus- oder Gaskochern durchgesetzt, obgleich auch Benzinkocher auf längeren Touren ohne Re-Supply oder beim Wintereinsatz (lange Kochdauern, Schnee schmelzen o. Ä.) sowie in großer Höhenlage ihre Daseinsberechtigung nicht verloren haben.
2 Technologieübersicht
Nachfolgende Abschnitte sollen einen kurzen Einblick in die verschiedenen Technologien sowie eine Übersicht zu deren individuellen Vor- und Nachteilen bieten.
2.1 Festbrennstoffkocher
2.1.1 Allgemeine Informationen
Eine äußerst minimalistische und leichtgewichtige Art der Erhitzung stellen Festbrennstoffkocher dar. Bei solchen Kochern wird eine kleine Tablette aus Festbrennstoff (z. B. Esbit o. Ä.) auf einer feuerfesten Unterlage platziert. Auflage für das Kochgeschirr bildet ein ergänzendes Topfkreuz, welches zentral über dem Brennstoff platziert wird. Nach Entzünden wird der Topf von der freien Flamme erwärmt, wobei das Topfkreuz eine Platzierung in optimalem Höhenabstand zur Brennstofftablette gewährleistet. Aufgrund der geringen Brenndauer und einer schlechten Regelbarkeit sind Festbrennstoffkocher nicht unbedingt für die Zubereitung von komplexeren Gerichten oder das Erwärmen von größeren Wassermengen geeignet.
2.1.2 Vorteile
- äußerst minimalistisch
- extrem leicht
2.1.3 Nachteile
- feuerfeste Unterlage erforderlich (freie Flamme)
- nur kurze Brenndauer
- kaum zur sinnvollen Erwärmung von größeren Wassermengen oder gar zum richtigen Kochen geeignet
2.1.4 Gängige Vertreter:
- Esbit Taschenkocher
- MYOG (Selbstbau aus gebogenem Blech) mit beliebigem Topfkreuz
2.2 Spirituskocher
2.2.1 Allgemeine Informationen
Das vermutlich leichteste Kochsystem für Flüssigbrennstoffe stellen Spirituskocher dar, da hier kein Transport von gewichtsintensiven Gaskartuschen mit Ventil oder gar einer Brennstoffflasche mit Pumpe erforderlich wird. Zum Betrieb muss lediglich eine geringe und idealerweise vorher ermittelte Bedarfsmenge an Spiritus mittels Dosierflasche in ein Stövchen gegossen werden, welche dann nachfolgend entzündet wird. Hierbei haben sich Stövchen aus einem simplen Metallzylinder oder alternativ kleine Metalldosen mit einer feuerfesten und flüssigkeitsspeichernden Vlieseinlage durchgesetzt. Großer Vorteil von Letztgenannten ist die verringerte Gefahr von Flächenbränden, da selbst beim Umkippen des Stövchens dank der saugfähigen Einlage kein Brennstoff auslaufen kann.
Aus Gewichtsgründen haben sich viele User ein Stövchen in Form simpler Dosenkocher selbst gebaut.
Die Effizienzdifferenzen von unterschiedlichen Brennern halten sich in engen Grenzen. Limitierender Faktor ist hier vielmehr der Brennwert des Spiritus und weniger die Bauform des Kochers. Entweder gibt es schnelleres Aufkochen mit höherem Brennstoffverbrauch oder einen sparsamen zeitintensiven Kochvorgang. Bei niedrigen Temperaturen steigt der Spiritusverbrauch stark an.
2.2.2 Vorteile
- extrem leicht
- akzeptable Kochdauer
2.2.3 Nachteile
- Heizleistung üblicherweise nicht regelbar
- Spiritus-Versorgung nicht in allen Ländern problemlos gewährleistet
- im Wintereinsatz ggf. zu schwach
- bei Verwendung von Stövchen ohne Vließeinlage besteht beim Umkippen die Gefahr eines Flächenbrandes
2.2.4 Gängige Vertreter
- Bergzeux X-Boil
- Vesuv-Outdoor Vesuv
- TrailDesigns Sidewinder (in Europa schwer erhältlich)
2.3 Gaskocher
2.3.1 Allgemeine Informationen
Bei Gaskochern wird der Brenner-Aufsatz entweder direkt auf eine Gaskartusche aufgeschraubt ("Upright Canister Stoves"), oder via Schlauchleitung mit der separat platzierten Gaskartusche verbunden (= Schlauchkocher). Zwar unterliegen Letztgenannte im direkten Vergleich einem Nachteil bezüglich des Systemgewichts, doch kann durch den separat platzierten Brenner ein niedriger Schwerpunkt mit einer deutlich verringerten Kippgefahr gewährleistet werden. Ein weiterer Vorteil von Schlauchkochern ist die Möglichkeit des Betriebs von Gaskartuschen überkopf, wobei das Gas in flüssigem Zustand über die Schlauchleitung zum Brenner, dort durch eine Verdampferwicklung und erst dann in gasförmigem Zustand zur Brennerdüse strömt. Die Länge der Vergaserleitung am Brennerkopf ist hierbei entscheidend: Röhrchen mit größerem Durchmesser und aus Messing bieten bei niedrigen Temperaturen Vorteile. Solche Systeme können auch bei kälteren Bedingungen noch recht gut verwendet werden, allerdings steigt der Brennstoffverbrauch dabei merklich an.
2.3.2 Vorteile
- relativ leicht
- sehr hohe Wärmeleistung
- universell einsetzbar
2.3.3 Nachteile
- Gaskartuschen-Versorgung nicht in allen Ländern problemlos gewährleistet
- leere Gaskartuschen müssen bis zur nächsten (legalen!) Entsorgungsmöglichkeit mitgetragen werden
- im Wintereinsatz ggf. Probleme mit zu geringer Verdampfungsgeschwindigkeit des Flüssiggases, limitierte Abhilfe schafft ein Schlauchkocher oder spezialisierte Wintergase
2.3.4 Gängige Vertreter (Aufschraubkocher):
- Soto Windmaster (opt. mit Triflex-Auflage)
- BRS BRS-3000T (umstritten, da bei Überhitzung ein Kollaps der Auflagefüße mit Umkippen des Topfes droht; zudem nicht mit allen Kartuschen kompatibel)
2.3.5 Gängige Vertreter (Schlauchkocher):
2.4 Benzinkocher
Insbesondere für lange Touren mit seltenen Einkaufsmöglichkeiten, für brennstoffintensive Wintertouren oder auch in großer Höhenlage spielen Benzinkocher ihre schlagkräftigen Vorteile aus. Zwar sind diese Kochsysteme oftmals deutlich schwerer als z. B. Spirituskocher oder Gaskocher, weil zum Betrieb des eigentlichen Brennerkopfes eine zusätzliche Brennstoffflasche mit Luftpumpe erforderlich wird. Dennoch können diese Systeme insbesondere bei sparsamen Modellen oft wochenlang ohne ein Nachfüllen der Brennstoffflasche betrieben werden.
Im Vergleich zu anderen Flüssigbrennstoffen kann Benzin in nahezu jeder Temperatursituation und Höhenlage ohne Probleme genutzt werden. Übliche Herausforderungen wie bei Gaskartuschen, z. B. mangelhafte Versorgung, geringe Verdampfungsgeschwindigkeit aufgrund niedriger Temperatur und damit einhergehende Verringerungen der Kochleistung sind hier faktisch nicht existent. Je nach Modell und Bauart können Benzinkocher wahlweise auch mit weiteren Flüssigbrennstoffen betrieben werden (Multi-Fuel), so zum Beispiel mit Diesel oder Kerosin.
2.4.1 Vorteile
- sehr hohe Wärmeleistung auch in widrigsten Umgebungsbedingungen
- je nach Modell äußerst sparsam im Brennstoffverbrauch
- recht windunempfindlich
- Brennstoffnachschub insbesondere bei Muti-Fuel-Varianten quasi überall gewährleistet
2.4.2 Nachteile
- schwerer als alle anderen Kochsysteme (Primus Omnilite Ti mit leichter Aluminiumflasche und Pumpe etwa 386 g)
- gelegentliche Wartung erforderlich (Schmierung des Pumpenleders, etc.)
- während der Vorheizphase der Vergaserdüse entsteht kurz eine hohe Flamme, deshalb im Zelt nur bedingt zu empfehlen (wenn, dann nur in hohen Mids oder Lavvus)
- Kenntnis der Kochermechanik beim Demontieren erforderlich (verstopfte Düse)
2.4.3 Gängige Vertreter
- Primus Omnilite Ti (hervorragend regelbar, sehr leicht, sehr sparsam im Betrieb)
- Soto StormBreaker
2.5 Holzfeuer
Zuletzt seien noch Kochsysteme auf der Basis von Holzfeuern erwähnt, die besonders für längere Reisen unterhalb der Baumgrenze von Interesse sein können.
Der Betrieb dieser Systeme hängt jedoch stark von der Qualität und Trockenheit des Holzes sowie dessen Vorbereitung ab. In trockenen Klimazonen ist die Brennstoffversorgung oft unproblematisch, während sie in feuchten Gegenden oder im Winter nur mit viel Erfahrung oder speziellem Werkzeug möglich ist. Dabei sollte der Umfang und das Gewicht der zusätzlichen Ausrüstung sorgfältig im Verhältnis zu einem effizienten Kochsystem und dessen Brennstoffverbrauch abgewogen werden.
Unter suboptimalen Bedingungen ist zudem ein gewisse Größe der Brennkammer erforderlich. Ist der Brennraum zu klein entsteht im Betrieb nicht genügend Hitze um mäßig feuchtes Holz zu trocknen und an den Flammpunkt zu bringen. Feuchtes Holz führt grundsätzlich zu ineffizienter Verbrennung und einem hohen Rauchaufkommen. Zudem kann die starke Verschmutzung des Kochgeschirrs als Nachteil betrachtet werden.
Selbstverständlich ist es im Sommer oder bei erhöhter Waldbrandgefahr nicht empfehlenswert, offenes Feuer zu nutzen.
2.5.1 Vorteile
- keine Mitnahme von Brennstoff erforderlich
- Verwendung natürlicher Materialien
2.5.2 Nachteile
- Holz erforderlich (nicht in allen Gegenden verfügbar)
- vorbereitungsintensiv (Holz sammeln etc.)
- lange Vormwärmdauer
- unter schwierigen Bedingungen sehr viel Erfahrung notwendig
- gegebenenfalls zusätzliches Werkzeug erforderlich
- Entstehung von Ruß
2.5.3 Gängige Vertreter
3 Zubehör
Die Wärmeeffizienz von Kochsystemen kann durch die Verwendung eines Windschutzes erheblich gesteigert werden. Im einfachsten Falle kann dies ein Stück Alufolie sein, welches kreisförmig als abschirmende Hülle um den Kochtopf gelegt wird. Im Falle von Spirituskochern kommen häufig perfektionierte Varianten in Form von Caldera Cones zur Anwendung, die durch die kombinierte Funktion von Windschutz und Topfhalter zwei Aufgaben zugleich übernehmen. Diese in Form eines Kegelstumpfs gefalteten Blechringe umschließen den Mantel des Kochtopfs auf ganzer Höhe. Durch einen perforierten Ring am oberen Ende entströmt das heiße Abgas, während es auf seinem Weg nach oben auch entlang der Topfwandung zu einem erheblichen Energieeintrag führt. Folgerichtig weisen derartige Kegelstumpf-Kochsysteme erheblich verkürzte Kochdauern auf, als es bei simplifizierten Varianten ohne allseitige Umschließung des Kochtopfs der Fall wäre.
Zur weiteren Steigerung der Effizienz werden von manchen Herstellern auch Kochtöpfe mit Wärmetauscher unter der Bodenfläche vertrieben, z. B. die Firemaple Petrel-Serie. Zusätzlich existieren vollständig proprietäre Kochsysteme, wie z. B. der MSR WindBurner oder diverse Jetboil-Produkte.