Ich habe nur diesen scheinbar aus einem anderen Faden abgetrennten Thread gelesen. Daher kenne ich den Kontext nicht. Aber mir scheint es vor Theorie gepaart mit Hybris nur so zu strotzen. Und da der TO eine sehr verfestigte Meinung hat, schreibe ich dies an alle Außenstehenden oder Anfänger, die das hier womöglich lesen und als Inspiration aufgreifen als Warnung. Und ich schreibe es deutlich, da es nach meinem Epfinden ein ausgesprochen sicherheitsrelevanter Thread ist:
Im Skandinavischen Winter Sicherheitsausrüstung weg zu lassen, halte ich für eine ausgesprochen kritische Idee. Und auch wenn es gut gehen sollte (Survivorship Bias) ist das absolut nicht zum Nachahmen geeignet. Damit kann man Glück haben. Aber es birgt vor allem enormes Potential das Leben sehr schnell zu beenden. Für ein paar gesparte Gramm.
Die Vorstellung immer und zu allen Bedingungen weiter laufen zu können ist so dermaßen abwegig und praxisfern. Sowohl was äußere Bedingungen anbelangt, als auch was den eigenen Körper anbelangt.
Ich war diesen Winter viele Wochen auf Ski in Skandinavien auf Tour. Und wenn ich eins gelernt habe, dann ist es: Bei schlechten Bedingungen, insbesondere bei schlechter Sicht, mache ich am nächsten sicheren Ort (außerhalb von eventuellem Lawinengelände) sofort Schluss und sitze es im Zelt aus.
Es braucht keine -15°C und Bft 7, um dich ernstlich in die Bredouille zu bringen. Ganz profaner Nebel / gefrierende Luftfeuchtigkeit / Wolken resultieren in Nullkommanix in einem Whiteout. Klar kann man da stumpf dem GPS hinterherlaufen. Mit der hohen Wahrscheinlichkeit über den Rand einer Schneewehe, einen steilen Hügel, eine Schlucht etc. runter oder rein zu purzeln oder nichtsahnend durch Lawinengelände zu stapfen. Wenn man auf gesteckten Routen unterwegs ist, wo alle 20-30 Meter ein Birkenstock gesetzt ist, geht das natürlich deutlich besser. Aber auch hier bleibt das Risiko die Umgebung nicht mehr einschätzen zu können.
Die Vorstellung immer genügend körperliche Reserven zu haben ist gelinde gesagt maximal übermütig. Ich sage das absichtlich so drastisch, weil ich selber mal ähnlich naiv war. Wer mal erlebt hat, wie schnell eine Krankheit, eine Lebensmittelvergiftung oder einfach nur körperliche Schwäche einen flach legen können, ist zumindest von der Vorstellung immer und unter allen Umständen pushen zu können, geheilt.