Zwei Dinge sind meiner Einschätzung nach bei einer Konstruktion wie dem Ultamid essentiell: Die Heringe müssen top halten. Und die Stange muss stabil sein. Wenn beides gegeben ist, muss wirklich einiges passieren, damit das Material reißt.
Da die Stange im windstillen einfach nur die Zeltbahn hochhält, ist es hier sehr einfach sich in der Dimensionierung zu verschätzen. Insbesondere, wenn man sich womöglich Anfangs nicht traut ordentlich Spannung auf die teure Anschaffung zu bringen.
Ich verbinde z.B. regulär zwei Leki Black Series FX Carbon Stöcke mit zwei Voile Straps. Aber schon richtig festes Anziehen ohne Wind lässt da eine gewisse Verwindung entstehen.
Packraft-Paddel z.B. sind sehr viel stabiler als Trekkingstöcke. Da muss schon einiges passieren.
Ich habe mir deshalb gerade für ausgesetztere Unternehmungen die neue dezidierte Stange von HMG zuschicken lassen. Die wirkt um einiges stabiler als eine Trekkingstock Konstruktion. Werde ich die Tage mal probeweise aufbauen.
Damit wird das Ultamid 2 zu einem wunderbaren Bikepacking Zelt für eine Person (Bike kann mit rein). Und in entlegenen Regionen ohne Sicherheitsinfrastruktur, kann ich die Stange mit meinen Trekkingstöcken und Voile Straps zu einer wirklich richtig stabilen Stange vereinen.
In weniger kritischen Umgebungen werde ich natürlich weiterhin die Trekkingstöcke nutzen.
Allgemein: Das Ultamid 2 ist die ästhetischste Behausung, die mir je untergekommen ist. Sie sieht –richtig aufgebaut– einfach wunderschön aus in der Landschaft. Mit perfekt sitzenden Heringen und geometrie-richtigem Aufbau kann sie einiges ab. Aber sobald du irgendwo unterwegs bist, wo die Stellfläche klein oder der Heringsgrund schlecht ist, ist Fluchen angesagt
Zudem: Mit 2-Personen-Innenzelt bist du mitsamt solider Heringe und Schnüre etwa bei 1.450g. Da sind Konstruktionen wie ZPacks Duplex, HMG Unbound, Durston XMid 2 Pro, 1-2 Tarptents etc.pp. erheblich leichter, wenn man das Plus an Stabilität, was ein perfekt aufgebautes Mid meiner Einschätzung nach (nicht Erfahrung nach) liefert, nicht braucht. Aber du fragst ja gerade nach Stabilität im Winter...
Frage: Bist du mit Partner/in gemeinsam im Winter unterwegs? Seid ihr auf Ski unterwegs? Ich frage deshalb, weil man mit 4 Skiern (und zwei Pickeln) in aller Regel relativ einfach 4 (6) bombenfeste Eck-Punkte kreieren kann, auf die man sich wirklich verlassen kann. Du müsstest allerdings mal schauen, ob man mit den Abspannpunkten im Auslieferungszustand sinnvoll Ski verankern kann. Zelte für den Einsatz haben klassischerweise Gurtbandschlaufen an den Eckpunkten, in die man Skier direkt einstecken kann.
Ich persönlich hätte keine Lust mit regulären 30cm-Schnee-Heringen bei etwas widrigeren Bedingungen ein Mid aufzubauen. Es braucht immer eine Weile, bis die Schnee-Heringe festfrieren. Und beim Mid Aufbau kommt unmittelbar große Kraft drauf. D.h. man müsste bei den Abspannpunkten in Richtung noch größerer Sandanker schauen, die auch in noch unverdichtetem Schnee eine solide Haltekraft haben.
Klassische, selbststehende Bergzelte oder skandinavische "Polartunnel" verteilen die Last gleichmäßiger und auf mehr Abspannpunkte (mein Wintertunnel hat z.B. 25 Abspannpunkte). Die sind eher nicht Gegenstand dieses Forums, haben aber meiner Einschätzung nach absolut ihre Berechtigung.
Ich bin gerne "von Frühjahr bis Herbst" mit 350-500g Pyramiden nur im Bivy oder ganz ohne minimalistisch unterwegs und liebe die UL Philosophie, die Ästhetik des Minimalismus etc. Aber ich persönlich würde im Gebirge im Winter oder in Skandinavien im Winter nicht mit weniger losziehen wollen, als den Zelten, die ich dafür habe (Slingfin Windsaber und Barents Finse 3 Polar).