Ja, der Kampf mit der eigenen Neurochemie... Den kenne ich auch. Nicht in der gleichen Form wie andere in diesem Thread es beschrieben haben, aber letztendlich läuft's doch irgendwie immer wieder aufs gleiche raus. Ich würde das nur in meinem Fall nicht als Krankheit bezeichnen, auch wenn's manchmal sehr einschränkend sein kann. Kurz gesagt - ich bin sehr wahrscheinlich (formale Diagnostik steht noch aus, aber die Screening-Ergebnisse sind extrem genug, um Zweifel größtenteils auszuräumen) Autist, was mit einer ziemlichen Liste an Seltsamkeiten kommt... Und (bei mir) Planung. Für absolut alles, inklusive Alternativen auch für unwahrscheinliche Szenarien. Immer. In völlig überzogener (?) Detailtiefe. Unterwegs ist das aber im Vergleich zum Alltag relativ einfach und damit erheblich entspannter - denn ohne Plan komme ich morgens nicht aus der Hängematte.
Manche der Seltsamkeiten sind harmlos (Plüschhai/Stimming) und manche sogar witzig und nützlich, z. B. ist mir eigentlich nie "kalt" oder "warm", solange die körperlichen Effekte sich in Grenzen halten. 0° und nur T-Shirt, kurze Hose und Sandalen dabei? Kein Problem solange ich in Bewegung bleibe. Anderes wird schnell zu einer ziemlichen Belastung, z. B. werden "Hintergrundgeräusche" für mich leicht zu einer heftigen Lärmkulisse und beim ersten Sonnenstrahl brauche ich die dunkelste Sonnenbrille, die ich auftreiben kann (tolle Mischung für Supermärkte). Einiges braucht auch ein konstantes "damit umgehen", um nicht zum Problem zu werden - vor allem der (für mich) unnatürliche Kommunikationsstil, der allgemein üblich ist.
Ein weiterer Aspekt, der häufig zusammen vorkommt, ist, dass ich meine Emotionen oft überhaupt nicht spüre, sondern immer wieder in Wellen davon eingeholt werde. In diesen Momenten ist es für mich dann wirklich extrem wichtig, möglichst alleine und draußen zu sein (ich weiß in der Regel einige Zeit vorher, dass so eine Welle kommt). Ich kann dann nicht garantieren, wie ich auf andere Menschen reagiere und es ist wahrscheinlich, dass ich Schwierigkeiten habe, überhaupt irgendwie einen klaren Gedanken zu formulieren. Das dauert meistens ein paar Stunden, dann ist's wieder vorbei. Zu Hause dauert es oft aber erheblich länger, manchmal mehrere Tage - und es ist alles andere als angenehm.